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Dresdner Journal : 03.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187407033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-07
- Tag1874-07-03
- Monat1874-07
- Jahr1874
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- Dresdner Journal : 03.07.1874
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W 151 Freilag, den 3. Juli. 1874 ^doa»em«»at8pre!,: lm ck«Lt»«d»» Nricd» ^LUrllob:. ... 6 1'KIr ^^LUrlicU: l 1'blr. lb Lmrvluv^uwmvi-n: l ttii»»«r>uUdllv» ckvuwebsu ltvlvb«» tritt ko»t- uvU Lwwpvlrusebl»^ binru. Iu»«r»1v»prel»v: k^>1r 6<>n kaum «-iuer kvEtLöils: i Vvwr „Lin^v-Lullt" äiv Xeils: 5 k^r. ürscboln«-«: '1'LssUek mit /tn»m»kw« ct«r 8van- auä k'«-iert»^o, ät»vn«i» Mr U«a tot^enäo» l'-cz;. Dl tMlerMlmmi. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. ^ r. Arc»»»li«tett«r, Oommi^iiollLr «t« » Drv«<1ttsr ^ouriucl»; t-!>^n«lLi! : u L Vl«oI^ip,i«-»»».I-Sr.,I.ll-rr»LttLr»»».: //«,«»«««<»» «0 p'vA/er, »«rltL kort ». N.-Hiwckio: Lott. LorUs^ F.Lrt rinder, /„lattttrnttant,//. FtSrecLt, »r«w«o: L Vr«, I»u:!N>r^u; cksouüt»: /<>. x»iAt, kr»»>- kurt» H ^irAerHlvu.^.e7.//rr,^nann'»l!k<-ltuc'kk., t/'»./ VSrliti: /»v D., Soouover: t>'. Lc^««ter,' k»ri«: /.«/itte, Lottier «t d'o., 8tott^»rl^ LuoLe <t k'o., Lütttt. Fnnoocen-Lüre»««, Vt»o: Oxpekit. llpr»u»xvdt>rr UHni^I. l'x>«ilit>on «le« lire^Uner -lournol», l>ro«lvn, >l»rt^trvtli«?iitsME lio. 1. Amtlicher Theil. Seine Königliche Majestät haben aUergnädigst geruht, dem Anstaltsinspector Johann Gottfried Kalipäus an der Landesanstalt Hoheneck das Ehrrnkreuz des Verdienst ordens zu verleihen. Richlumtlicher Theil. Neber sickt. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Provinzialcorrespondenz.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Fulda. Sonder- bürg. München. Wien. Paris. Genf. Haag. Rom. Madrid. London. Belgrad. New?)ork.) Dr.sdner Nachrichten. Prvvinzialnachrichtev. (Leipzig. Roßwein. Zittau. . Werdau.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Vermischtes. Statistik und LolkSmirthschaft. Eingesandtes. Telegraphische WitteruugSberichte. Börsennachrichten. Inserate. Teltyr.ipliijchr' Nachrichten. Paderborn, Donnerstag, 2. Juli. (Tel. d. Drcsd. Jvurn.) Der Bischof Martin hat vom hie sigen Kreisgericht die Aufforderung erhalten, bin- nen einer Krist von drei Tagen die ihm zuerkannte Gefävgnißstrafe anzutreteu. Der Bischof »re- mentz von Ermland und der Bischof v. Ketteler von Mainz sind augenblicklich zum Besuche hier anwesend. Wien, Mittwoch, 1. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Die internationale Sanitätsconferenz wurde heute Nachmittag 1 Uhr durch den Mi- uister des Aeußern, Grafen Andrassy mit einer BegrüHungsredc eröffnet. Graf Andrassy skizzirte die Aufgabe der Konferenz (vgl. unsere Wiener Korrespondenz unter „Tagesgeschichte" und den Artikel im „Feuilleton") dahin, daß dem zu schassenden inttniationalen Organe die Aufgabe zufaUe, wisfcnsckaftliche kxpcditicncn bewährter Männer nach den Uriprungsländern der Seuchen moralisch und ma teriell zu crmuthigen. Ter strebende Geist der Mensch heit, gestutzt aus nitcrnanenalcs Zusammenwirken, müsse schließlich den Sieg davontragen. Wenn dies der Kon ferenz gelinge, würde sic sich dauernden Tank der Menschheit erwerben. Lie bereitwilligste Unterstützung sei ter Konferenz für alle Fälle gesichert. Ter rnfstiche Staatsrath Lenz dankte hierauf im Namen der Mitglieder der konfercriz. Nachdem Frhr. Max v. Gagcrn zum Träsidentcn gewählt werden und die Geschäftsordnung angenommen war, charakterisirte Prof. Sigmund den Stand der konseienzangelcgenhettcn. Im weiteren Verlause der Sitzung gelangte dar vcm Präjidcrncn vvrgclcgtc Programm zur Mitthrilung. Versailles, Mittwoch, 1. Juli, Abends. (Tel. d. Dresd. Jvurn.) Die Nationalversammlung setzte in ihrer heutigen Sitzung die dritte Berathung drS MunicipalwahlgtsetzeS fort, nahm die vier ersten Artikel desselben in der bei den frühern Berathungen beschlossenen Fassung an und lehnte mit 305 gegen 2S4 Stimmen ein Amendement des Deputirten Loysel ab, welches von Neuem ver langte, daß das Alter für die Betheiligung an den Wahlen (anstatt aus 2l Jahre) auf 2s Jahre festzustellen sei. Die Dreißiger-Commission hat in ihrer heutigen Sitzung den ersten Artikel drS von der am Mon tag gewählten Subcommisfion vorgelegten kon stitutionellen Gesetzentwurfs angenommen. Durch den Artikel 1 wird die Präsidentschaft der Republik dem Marschall Mac Mahon auf 7 Jahre übertragen. Die von der äußersten Rechten beantragte Fassung des Artikels l, welche den Titel Präsident der Republik streichen wollte, wurde verworfen. Die übrigen Artikel des neuen Gesetzentwurfs besagen, daß der Prä sident der Republik die Exekutivgewalt iu Gemeinschaft mü zwei Kammern auszuüben habe. Derselbe allein soll das Recht haben, die Deputirtenkammer aufzulösen. Im Falle der Bacanz der Präsidentschaft haben die beiden Kammern gemeinsam den Nachfolger des Präsi denten zu wählen oder eine Aenderung der Verfassung vorzunehmen. Die erste Kammer soll zur Hälfte von dem Präsidenten der Republik ernannt werden, zur Hälfte aus Wahlen hervorgehen. London, Mittwoch, 1. Juli, Abends. (Tel. d. Dresdn. Jvurn.) Die Kohlengrubcnbcsitzer im süd lichen Aorkshire haben eine Neduction des Lohnes der Kohlengrubenarbeiter um 10 Proc. beschlossen. Man befürchtet als Folge dieses Beschlusses den Strike von 20,000 Arbeitern Konstantinopel, Mittwoch, 1. Juli. (W. L. B.) Die Negierung hat mit den hiesigen Banken einLorschuHgeschäft über Million gegen 12 Proc. Zinsen und l Proc. Commission abgeschlossen. Korfu, Mittwoch, l. Juli. (W.T.B.) Gestern ist es hier zwischen der Garnison und der Be völkerung zu einem Conflict gekommen, bei wel chem von der Bevölkerung 25 Personen, darunter 1 italienischer, 4 türkische und 2 österreichische Unterthanen, verwundet wurden. ES wurden mehrere Läden geplündert. Die Garnison ist in ihren Casernen consignirt. Dresden, 2. Juli. Die Nachricht, daß die deutschen Bischöfe bei ihrer jüngsten Berathung in Fulda ernste Fried cns- gcdanken erwogen haben sollen, veranlaßt die neueste preußische „Provinzial-Correspondenz" zu einem bcfondern Artikel, in welchem sie sagt: „So dringender Anlaß dazu vorhanden war, so kam die Nachricht doch gerade in diesem Augenblicke überraschend, weil die An zeichen, welche unmittelbar vorhergegangcn waren, be sonders die Kundgebung der Versammlung in Mainz und die neuesten Aeußerungen des Papstes selbst auf friedliche Stimmungen innerhalb der leitenden Kreise der Kirche nicht hatten schließen lassen. Pius IX. hatte in der Rede, die er am Jahrestage seiner Thronbesteigung gehalten, mit stolzer Gcnugthuung darauf hingcwiesen, daß die gejammte katholische Welt mehr als je ihre Blicke nur auf Roni gerichtet halte, und gleichzeitig hatte er die Bischöfe um ihres bisherigen Widerstandes gegen die Zumuthungen staatlicher Gesetzgebung willen hoch- gepriesen und jeden Gedanken an eine Vermittelung schrcsf zurückgewiesen. Die ultramontancn Blätter thatcn das Ihrige, um der Hvfsnung auf irgend einen Aus gleich der Gegensätze von vornherein entgcgcnzutrctcn; das Hauptblatt der Partei zumal wies die Nachricht, daß in Fulda die „Möglichkeit einer GinsteUung des Kampfes gegen die Staatsgewalt" erwogen werden solle, mit der höhnenden Bemerkung zurück, an eine solche „Möglichkeit" könne überhaupt nicht gedacht werden, so lange nicht die Ursachen des Streites, die neuen kirch lichen Gesetzt, beseitigt seien, da es dem bischöflichen und priesterlichen Gewissen unmöglich sei, zu ihrer Ausfüh rung beizuiragen. Die Bischöfe würden nur dann nach geben, wenn ldr Gewisseusstandpunkt es zulasse. Daß die deutschen Bischöfe nicht gegen ihren Gewissensstaud- punkt handeln würden, haben in der That auch Die jenigen vorausgesetzt, welche Hoffnungen des Friedens nnmer von Neuem auch in jüngster Zeit Raum gegeben hatten. Gerade auf die Kraft des bifchöflichen Gewissens, auf die Verantwortlichkeit des HirtenamteS waren jene Hoffnungen gegründet — sie gingen bestimmt und aus drücklich davon aus, daß den Bischöfen die Wiederher stellung de- Friedens nicht nur gewissenhafter Weife möglich, sondern gerade um des Gewissens halber immer dringender geboten sei. Die Friedenserwartungen be ruhten einerseits auf der Ueberzeugung, daß die neuen Gesetze den Bischöfen keinerlei Verpflichtungen auferlcgen, welche dem bischöflichen und priesterlichen Gewissen an und für sich zuwider seien, andererseits aus dem Ver trauen zu den Bischöfen, daß sie eS unter solchen Um ständen als ihre Pflicht gegen die weltliche, von Golt gesetzte Obrigkeit ebensosehr, wie als Pflicht gegen ihre Gemeinden erachten würden, den verderblichen Wider stand gegen die Staatsgesetze auszugeben. Auf die Ge wissenhaftigkeit und Treue der Bischöfe also war ge rechnet, wenn man friedliche Entschließungen infolge der erneuten gemeinsamen Berathungen für möglich hielt; die Zweifel an einem derartigen Ausgange dagegen be ruhten auf der Aunahmc, daß uicht die eigene gewissen- haste Erwägung der deutschen Bischöfe, sondern das Ge bot der leitenden römischen Machtpolilik auch jetzt den Ausschlag ^bcn würde. Weun nach dein Schlüsse der Fuldaer Konferenzen verlautet, daß die friedlichen Er wägungen zu überwiegender Geltung gelangt seien, so wird jeder deutsche Patriot, sowie jeder besounene Freund der Kirche diese Botschaft, infofcrn sic in den Thatsachen Bestätigung findet, mit aufrichtiger Freude begrüßen. Aber die Friedensbotschaft hat nur daun einen ernsten Sinn und eine thatsächlichc Bedeutung, wenn die Frie densstimmung der Bischöfe auf denjenigen Voraussetzun gen und Grundlagen beruht, aus welche» allein voll Frieden die Rede sein kann. Die Versassungsbestimmun- gen und die daraus begründeten Gesetze, welche mit Zu stimmung der Reichsvertretung und der preußischen Lan desvertretung fcstgesteUt worden sind, bilden den Boden, auf welchem allem die Beziehungen zwischen Staat und Kirche sich Wetter entwickeln können, auf welchem allciu ein erneutes friedliches Einvernehmen fortan möglich ist. Jeder Friedensvcrsuch, welcher nicht von dieser unbe dingt feststehenden Thatsache ausgeht, muß von vorn herein als eitel und fruchtlos angesehen werden. Aller dings liegt es, wie schon jüngst angcdeutet wurde, in der Macht der Bischöfe, die tief einschneidenden neuesten Maigesetzc thatjächlich unwirksam zu machen; denn die Geltung derselben tritt überhaupt nur ein, wenn die vorjährigen Kirchengejetzc mißachtet und verletzt werden. Sobald die Geistlichkeit die staatlichen Forderungen, welchen sie sich in andern Ländern gefügt hat, auch m Preußen erfüllt, werden alle die Zwangsbcfugnisse, welche der Staat in den weitem Gesetzen feinen Behörden gesichert hat, von selbst wirkungslos. Die Regierung wird sich gewiß mit Freuden der Nvthwendigkeit überhoben sehen, von den scharfen Waffen der neuesten Gesetze Gebrauch zu machen, sobald die katholische Geistlichkeit sich that- fächlich auf den Bodeu der Achtung und Befolgung der Staatsgesetze stellt und den Anspruch ansgiebt, eine fremde Souveränetät neben der Staatsfouveränetät auf zurichten in Dingen, die mit dem innern Glaubensleben und mit den Heitsaufgaben der Kirche nichts zu thun haben. Die Regierung hat während des ganzen Ver laufs des jetzigen Kampfes immer und immer wieder betont, daß sie durch Feststellung der Grenzen zwischen dem staatlichen und reinkirchlichen Gebiete vor Allem das künftige friedliche Nebeneinanderstehen und ersprieß- liche Wirken der beiden von Gott gefetzten Gemeinschaf ten sichern wolle. Mögen die Bischöfe je eher je lieber- wirklich den verfassungsmäßig und gesetzlich gegebenen Boden betreten, auf welchem allciu die Vermittelung der thatsächlichcn Wirren zu erreichen ist." Lagesgeschichte. Dresden, 2. Juli. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute Morgen 6 Uhr von Zwickau über Plauen nach Elster abgereist. In 'Nachstehendem geben wir die unS über die Reise Ihrer 'Majestäten heute zugegangenen weiteren Berichte: * Ehemnitz, l. Juli. Ihre Majestäten haben heute Vormittag gegen 6 Uhr unfcrc ctadl verlassen und die Weiterreise, zunächst nach Zwickau, angctreten. Kurz vor der Abreise ließ der König Herrn Bürgermeister Müller zu sich bescheiden und hat demselben zur Pflicht gemacht, der Einwohnerschaft von Ehemnitz die Anerkennung uird den Dank Ihrer Majestäten über den Empfang in unserer Stadt kunozugeben. Ihre Majestät die Königin unter nahm noch irr dem Sala'fcheik Geschäfte einige Einkäufe. 'Nach dem „Eh. Tgbl." waren vor dem Hotel zum „Römischen Kaiser" der Rath, die Stadtverordneten, die Etadtälteften und Ehrenbürger zur Verabschiedung ver sammelt, aus deren Reihen bei Abfahrt der Majestäten von Herrn Stabtrath Stadler ein Hoch ausgebracht wurde, in welches das sehr zahlreich auf dem Markte versammelte Publicum kräftig einstimmte. Unter Glocken geläute und unter Begleitung der Festdeputationsmit glieder ging die Fahrt nach dem Bahnhofe, woselbst ebenfalls viele Einwohner sich eingefunden hatten, um dem Abschied der Majestäteu beizuwohneu. Im Bahn hofe selbst befanden sich das Offizierscorps, die Spitzen der Behörden, desgleichen die vorgestellten Damen, dar unter die Vorstandsdamen des Albert Zweigvercins, von denen Allen die Majestäten sich verabschiedeten. König Albert versicherte nochmals der Feftdeputation, daß der Aufenthalt in Ehemnitz ihm und der Königin ein sehr angenehmer gewesen sei. Aus dem anwesenden Publicum erschollen hierbei vielfache begeisterte Hochrufe, während das auf dem Perron stehende Stadtmusilchor ein ent sprechendes Musikstück zur Aufführung brachte und unter diesen Klängen, sowie unter den immer stärker er- töncndcn Hochrufen der Versammelten bestiegen Ihre Majestäten den Eiseubahnzug, der Höchdufelven nach kürzer» Halten an verschiedenen größeren Stationen nach Zwickau führte. — Hierbei mag zugleich noch berichtigend bemerkt sei», daß Ihre Majestät die Königin gestern nicht zwei hier stativiurtc Diakonissen, sondern die hier als geschulte Krankenpflegerinnen aufhältlichen beiden Albertinerinncn mit Ihren, Besuche beehrte. Iu Ver bindung hiermit empfing auch Ihre Majestät später in der Mittagsstunde im Hotel zum „Römischen Kaffer" die Vorstandsmitglieder des hiesigen Albert-ZweigvcreinS und ließ sich als Präsidentin des Albenvereins ein gehend über die Thätigkeit des hier bestehenden, schon länger segensreich wirkenden Zweigvereins Bericht er statten. —». Zwickau, l.Juli. Alsbald, nachdem die frohe Kunde von der Absicht uilscres allgelwbtcn Königspaares, eine Reise in das Erzgebirge und Voigtland zu unter nehmen und hierbei unsere alte Kreisstadt mit einem Besuche zu beehren, hierher gelangt war, hatten die städtischen Eollegien eine auS Mitgliedern des Rathes und der Stadtverordneten bestehende Deputation nieder gesetzt zur Vorbereitung und beziehentlich Leitung der aus Anlaß jenes srcudigen Ereignisses zu veranstalten den Festlichkeiten. Heute nun, nach Beendigung ihrer Thätigkeit, können dieselben mit Befriedigung auf dieselbe zurück blicke». Um de» Majestäte» gleich bei ihrem Ein züge eine» freundliche» Eindruck von der Stadt zu be- reiteu, sind vom Bahnhof bis zum Eingaug in die in nere Stadt an beiden Seiten der Straßen, welche von dem Einzuge berührt werde», mit Flaggen gefchmückte und mit Guirlanden umwundene und verbundene hohe Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Die internationale SanitätSconferenz in Wien. Am l. Juli Nachmittags l Uhr erfolgte in der Kaiserstadt an der Donau, und zwar im großen Saale des Ministeriums des Innern durch den Minister des Aeußern, Grafen Andrassy, die Eröffnung der Sitzungen der ursprünglich für de» l5. Juni angefetzten, ans Wunsch einiger Regierungen aber noch kurze Zeit ver schobenen internationalen Sanitätsconferenz. Die „W. Abdp." begrüßt dieselbe mit einem Artikel, den wir im Nachstehenden wortgetreu wiedergeben. Tic Bestrebungen der Regierungen, sich über sani täre Angelegenheiten, die alle Staaten gleichmäßig be rühren, zu verständigen und in dieser Beziehung allge mein giltige, internationale Normen fcftzusteUcn — schreibt das halbamtliche Organ — sind nicht neu. Seit sich der gegenseitige Verkehr zwischen den Völkern in früher nicht geahnten Proportionen gehoben und mit der Zunahme dieses Verkehres die Gefahr der allge meinen Verbreitung ansteckender Krankheiten gleichmäßig erhöht hat, stellte sich das Bedürfmß derartiger Ab machungen von selbst und immer lebhafter heraus. Ohne aus ältere Bestimmungen und Vereinbarungen zurückzu greifen, wollen wir hier nur auf die Verhandlungen Hinweisen, die auf Anregung der französischen Regierung im Jahre 1851 zwischen verschiedenen Regierungen in Paris geführt wurden und dir hauptsächlich das gelbe Fieber und die Pest zum Gcgenstande hatten. Als später das Auftreten der Eholera und die Erfahrungen, die man über das Entstehen und die Verbreitung dieser Seuche nach und nach gesammelt hatte, dir Aufmerksam- keit der Regierungen in besonderem Grade in Anspruch nahmen, wurde gleichfalls auf Anregung der französischen Regierung im Jahre 1866 die erste internationale Sani tätsconferenz nach Konstantinopel berufen, die sich vor zugsweise mit den Mitteln zur Abwehr der Cholera und der Regelung des Ouarantänewcsens mit Rücksicht auf diese Epidemie befaßte. l7 Regierungen bctheiligten sich an dieser ersten Konferenz, die durch acht Monate iu der türkischen Hauptstadt tagte und der wir sehr werth- volle Aufschlüsse über das Wesen der Eholera und zweck mäßige Vorschläge zur Bekämpfung dieser Seuche ver danken. Nachdem sich jedoch in den letzten Jahren das Bedürsniß immer fühlbarer hcrausstcUte, die Verhand lungen der Konstantinopler Eonferenz wieder aufzu nehmen, um sie nach verschiedenen Richtungen zu er gänzen und sortzuführen, wurde der Wunsch rege, eine zweite internationale Sanitätsconferenz zu veranstalten, der diese Aufgabe übertragen werden sollte. Und als an die österreichisch-ungarische Regierung von befreun deter Seite die Anfrage gestellt wurde, ob sie die Ini tiative zur Einbcrusung dieser Eonferenz ergreifen wolle, zögerte sie keinen Augenblick, sich im allgemeinen In- tercsse dieser Aufgabe zu unterziehen. Nachdem noch während der Weltausstellung und anläßlich des in Wien tagenden dritten internationalen mcdicinijchcn Congrrsses, der den Zusammentritt dieser Konferenz gleichfalls wärmstens befürwortete, eine vertrauliche Anfrage an die verschiedenen Regierungen erging, ob sie geneigt wären, eine solche Konferenz zu beschicken, erlich dir öslrerrcichifch-ungarischr Regierung, sobald ihr von allen Critrn die Bereitwilligkeit zu dieser Beschickung lundgc- macht worden war, anfangs Mai dieses Jahres die vsficielle Einladung zur Entsendung von Telegirtcn zu der sorbcn zusammentretcnden kcnscrenz. Ausgabe dieser kvnfcrcnz ist cs, dir bcstehrndrn Ouarantänevorschriftcn zu prüfen und womöglich ein förmliches, völkerrechtliches Ucbercinkommen zu verein baren, durch das eiue gleichmäßige Durchführung der Quarantänemaßregeln in allen Staaten bezweckt wird. Es handelt sich nicht uni einen Krieg gegen Quaran tänen überhaupt, souderu nur um die Beseitigung will kürlicher, zweckloser Abspcrrungsvorschriftcn, die hin und wieder in den letzten Jahren hcrvorgetreten sind und die zur Abwendung der Gefahr der Einschleppung der kholeraepidemie zwar nichts beigetragen, den Verkehr aber oft in unsäglicher Weise gestört und auch sonst vielerlei Nachtheile im Gefolge mit sich geführt haben. Ter Rus nach bestimmten, zweckmäßigen Normen im Quarantäncwesen ist ein allgemeiner und dringender. Obwohl die Konferenz in Konstantinopel in dieser Be ziehung schon sehr werthvollcS Material herbeigejchafft und den Betheiligten die besten Rathschläge zur Hand- habuug der Quarautänemaßregeln an die Hand gegeben hatte, so hat sich doch gerade seit dieser Zeit her, und vielleicht gerade, wcil durch diese Konferenz auf die Wich tigkeit zweckmäßiger Quarantänen hingcwiejen worden ist, nach dieser Richtung in der Praxis und in verschie denen Ländern eine derartige Verschiedenheit iu der An wendung der zu beobachtenden Grundsätze und Normen hcrausgcbildet, daß der Verkehr dadurch ernstlich bedroht und der Wohlstand vieler Kreise empfindlich geschädigt wurde, ohne dadurch dcu öffentlichen Gesundheitszustand im Geringsten zu fördern. Tie Schattenseiten der ersten Sanitätsconferenz bestehen darin, daß ihren Beschlüssen keinerlei bindende Kraft verliehen worden ist. Als Re sultat der Berathungen dieser konscrcnz steht das vor acht Jahren als richtig Erkannte »och heute unangetastet da; in der Anwendung aber sind die Beschlüsse dieser Konferenz an manchen Orten bereits lange zur Sage geworden, unter deren Deckmantel die bunteste Willkür üppig wuchert. Diesem Uebelftaude soll die zweite in ternationalc Sanitätsconferenz dadurch abhelfen, daß der Abschluß eines Vertrages in Aussicht genommen ist, durch den die bctheiligten Regierungen sich an die Be obachtung gewisser, als richtig erkannter Vorschriften ge genseitig binden und sich unter einander verpflichten, im Onarantäncwefen an bestimmten Grundsätzen festzuhal ten. 'Nicht die Beseitigung also, sondern die Regelung der Quarantänen ist das Ziel, das angestrebt werden soll. Und nicht in der Abänderung der Beschlüsse der Konstantinopler Konferenz, sondern iu einer kodificirung derselben und in ihrer Einreihung ins öffentliche Recht werden vorzugsweise die Mittel gesucht, durch welche dieses Ziel erreicht werden soll. Daß in einer Versamm lung, in der die hervorragendsten wissenschaftlichen Ka- pacitäten dieses Faches und die gewiegtesten Administra toren vertreten find, die durch Wissenschaft und Erfah rung in den letzten Jahren zu Tage geförderten neuen Beobachtungen nicht spurlos vorübcrgehen können und auf die Bcrathungcu der Konferenz einen berechtigten Einfluß zu üben berufen sind, darf eben so sehr als selbstverständlich angenommen werden, als es geeignet ist, das Gewicht der frühern Beschlüsse zu vermehren und die Wichtigkeit und Bedeutung derselben durch eine erweiterte Grundlage und durch Richtigstellung allfälliger Jrrthümer zu erhöhen. In diesem Sinne werden auch Wissenschaft und Erfahrung als erwünschte Bundesge nossen bei der Revision der Konstantinopler Beschlüsse im Areopag der versammelten Fachmänner Sitz und Stimme in Anspruch zu nehmen haben. 'Neben dieser Aufgabe erscheint es wünschenswert!), ein bleibendes, internationales Organ zu schaffen, dem der Schutz der neuen Ordnung anvertraut und das be rufen werden soll, die Arbeiten der Konferenz sortzu führen und im Geiste ihrer Beschlüsse daSNöthige vor-
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