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Dresdner Journal : 15.02.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186802155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-02
- Tag1868-02-15
- Monat1868-02
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- Dresdner Journal : 15.02.1868
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.V 38. Sonnabend, den 15. Februar. 1868. .Xdon»tVtiN «Prellt 8 Viilr. Vt»u>p«lU,düt^, »u»»«rl»»id ««» diorss. 8u»ä«» ko»t uuä 3t«mpr1m»ckl»xtiiLNl. ^Nvrliok: - x«Ir. — ^Mrliok! I .. 1L .. «ourtlied: — „ ld ,, Kio»«Io«ktuouo«ro: 1 ,, „srr«tr»»rtist: k>ttr ä«v ««iw «i-wr -«ip.lt«».» 2«>I«: t «er. II»t«r ,,Li»e«^"^" äi« L«U«: 3 «er- Lrschrt»«: 1>L-Ilol>, wit Xo,»»kw« ä«r 8»»» »»«1 k«i»rt»e«, ab«uck» för ä«» sole«»ä«» ^»e DreMerMumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. rilltnlknaimahme : L»ip»1e: k» Limourr,»». LowoU»»1o»Ir ä«i Ors»6n«r ^ouro»l»; «d«»^»i H. L»ai.«», «vor» po»e; W»»VMD»>«ISw Miwl-L«1p»i,->»».I -rr«»t»irt ».K.: ck Vo»i^», >«rU». O»o«rv»'»et>« Nuobk., 8»-»»»»»»'» Lur«»u, tivool.e« ; Lr«w«»: L. 8v»l.oSS»t Neil»». L, 8^t»o»«', X»»onc«»d»r«»a, ^»»»», Sr.» L k»»v»o; »nml^ort «.U.!^»»,» «vl». Soovti.; LU»: et». SLo«»»», k»rt»: 8.v.,, Qt--i,», Svr,i.r»» ck6»., (8, ?1»c« 6, I» Nour»«); vr«G: k». L»«l.ic»'» Soellüi VI«»: Li.. 0-SH.i». tzeraurgebrr: Lvuiel «rpsäitio» ä«, Or«»ä»«r ^o»r»«1», vr«,3eo, il»ri«»»tr»»»« «o. 7. Nichtamtlicher Theil. Übersicht. Trlegriphische Nachricht»«. T»t»»»eschichte. Dresden: Vom k. Hofe. Kammer - verhandlungen. — Berlin: Hofnachrichten. Ver handlungen in Auswanderunasangrlegenhriten. Fal sche Zeitungsnachrichten. — Gotha: Vom Landtage. — -Hamburg: Bürgerschaftssitzuna. — Mün ch en: Vom Hole. Zollparlamentswahlen. — Stutt gart: Kammerverhandlungen. — Karlsruhe: Schreiben des Großherzoas an den Ministerprä sidenten. Kammerverhandlungen. — Wien: Zur Concordatsfrage. Von der ungar. Delegation. Mili tärisches. Generalverslg. d. Landwirthschaftsgesellschaft. Prag: In Sachen des bürgerlichen Jnfanteriecorps. — Paris: Aus dem gesetzgebenden Körper. Feuers brunst. — Brüssel: Arbeitseinstellung. Die Lan- grand'sche Creditgesellschaft. Aus der Deputirten- kammer. — Florenz: Unruhen in Treviso. Aus weisung. — Madrid: Vom Hofe. Staatsbank. — Kopenhagen: Aus dem Volksthing. Bürgermili- tärangelegenheit. Explosion. Laudtag»vrrha»d!u«geu. (Sitzung der beiden Kam mern vom 14. Februar.) Feuilletan. Inserate, Tagetkalender. Börsennach» richte«. Beilage. Laadtagsverhandlungen. (Schlußbericht über die Sitz ung der Zweiten Kammer vom 13. Februar.) Dresdner Nachrichten. (Stadtverordnetensitzung.) Statistik v. valkswtrthschast. Eingesandtr». Telegraphische Nachrichten. Berlin,'Freitag, 14. Februar, Mittag». (W T. v.) Da» Befinden de» Grafen Bismarck hat sich gr- brffert, und derselbe kann varausfichtlich demnächst einer Einladung de» Grafen Ttalbrrg nach Weruiaerade falgrn. Die Ausdehnung de» Urlaub» de» Grafe» Bismarck bi» zum Zusammentritte drs Zallparlaments ist wahrscheinlich. Karlsruhe, Donnerstag, 13. Februar, Rachmil« tag». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zwei ten Kummer machte der Ministerpräsident Jally dem Hause Mittheilung von der Neubildung de» Ministe riums und erklärte dabei unter Anderem: „Ich kann mich ganz kurz und ganz bestimmt fas sen, da unsre Politik nicht geändert, sondern, wie sie bisher war, weiter fortgeführt werden soll. Wir wer den mit ungeschwächter Kraft das uns vorgesteckte Ziel verfolgen, wir werden uns in Verfolgung dieses Zieles durch Nichts beirren lassen und, so viel an uns ist, dazu beitragen, den großen, allgemeinen, deutschen Nationalstaat zu begründen und in diesen National staat als ein würdiges Glied unsrerseits einzutreten. Ich darf Sie bitten, auch dem neuen Ministerium, wel ches durchaus die bisherige Richtung verfolgen wird, die Unterstützung, welche Sic dem frühcrn so bereit willig gewährt haben, leisten zu wollen." ' Wien, Donnerstag, 13. Februar. (Te(, d. Boh.) Die Reklamationen Preußen» wegen der istelreichschrn Paffe an die hannöverschen Flüchtlinge wurden mit der Zusage einer strengen Untersuchung der etwaigen Unregelmäßigkeiten und einer strengen Wachsamkeit Argen jede «eitere Wiederholung beantwortet. — Der osterreichsche Zollbevollmächtigte in Berlin zeigte an, daß in allen Hauptpunkten eine Verständigung bereit» erzielt und die Verhandlung über die Nebenpuukte auf dem besten Wege sei. Wien, Donnerstag, 13. Februar, Nachmittags. (W. T. W) Die „Oeflrrreichschr Carrespanbruz" hält auf Grund glaubwürdiger Mittheilungen trotz de« bezüglichen Dementi» de» „Journal de St. P^« ter»bourg" die Nachricht aufrecht, daß die preußische Negierung sich seiner Zeit den gemeinsamen Schritten Feuilleton. Die architektonische Erweiterung der Großstädte. (Fortsetzung auS Nr. 37.) Reine Luft, frisches Wasser, grüne Plätze — fährt Ur. Schasler bei Besprechung der ersten Forderung der Gegenwart an die Bauthätigkeit betreffs naturgemäßer Entwickelung der Großstädte fort —, diese drei, das tägliche Brod des Landbewohners und Kleinstädters, sie sind der wahre Luxus des Großstädters. Dies be weisen die Sommcrabendausflüge in nahe Garten- rtabliffements, die sonntägigen Völkerwanderungen „aufs Land" und vor Allem die stereotypen Erholungs reisen Wohlhabender während der sogenannten „säuern Gurkenzeit" in ein Gebirgsland oder in ein Bad. Aber alle für diesen tiefgehenden Zug der Großstädter nach dem „Freien" sprechende Erscheinungen seien, weil mehr oder weniger mit auf materielle Genußsucht und Veräußerlichung des Lebens hinauslaufrnd, krankhafter Natur — ein Fluch des Großstadtlebrns, der nur von ihm genommen werden könne, wenn da» Leben von der Veräußerlichung seiner selbst zur Einfachheit und Natür- lichkeit zurückkehre; und dies wieder werde nicht anders geschehen können, bis sich unsre ganze Bauthätigkeit ändere, bis wir, statt lange und langweilige Straßen mit monotonen Steinkolosien zu bavcu, den für den Geschäftsverkehr bereits viel zu großen Steinkern der Großstädte mit «eiten, ebenso malerischen at» gesunden Vtllenanlagen umgeben. Der bisherige Mangel an solchen sei die Folge der Nichterkenntniß drs großen und tiefen Gegensatzes zwi schen den Bedürfnissen des Geschäfts- und denen drs Privatlebens. Weil jenes in centrtpetaler und c«»tt»° lisirender, d. h. mit Raum, Licht und Luft geizender, dieses in centrtfugaler und decentralistrendrr, d. h. tzer übrige» rnrvpäischr» Mächte i» Belgrad »ge« schlaffe» Hobe. Port», D»n»rr»1,g, 13. Februar, Abr»d». (W. T. B.) Die „Epoonr" erwähnt eine» Gerücht», »«- »och eine Cabi«et«,ndrru»g i» liberale« Sinne in Au»flcht stände. E» fei die Nrde da« einem Porl», «e»tarisch«n Ministerium Noahrr mit Sagu^ronnidre, B»ffet (liberal) und Segri» (unabhängig - gouverne- mental). Do« Gerücht bedürfe zwar noch der Bestä tigung, fei jedoch nicht unwabkscheinltch. Die„Pr»ffe" und die „Liberi" bringen ähnliche Gerüchte. Florenz, Dou«er»1og, 13. Frbrnor, Nochmittog». (W. T. B.) Gerüchtweise verlantet, der König werde »«läßlich vrr bevorstehenden Vermählung de» Kron prinzen eia Manifest an da» Volk richten. De« vernehmen nach wird die Opposition in der Drputirtenkammer gelegentlich der vrrathung über da» AuSAabebudget drt Finanzministerium» eine Di»« eusston über die allgemeine politische Loge herbeizu- fuhre» suche«. In der Deputirteakommer wurden heute die ersten 1S Kapitel de» KrirgSbudgrt» ge nehmigt. Au» No« wird grmeldet, daß die Polizei gegen wärtig wieder strengere vorfichtlmoßregrla gegen an geblich bevorstehende Nuhestörungr« ergriffen hat. Turin, Don«er»tag, 13. Februar. (W. T. B.) Die Depntatione« de» Senat» und der Deputirte»- kammer hoben heute Morgen der Herzogin von Senn» und der Prinzessin Margorethe Glückwunschadreffe« überreicht. London, Donner»1og, 18. Februar, Nachmittag«. (W. T B.) An» Peru über New-Porl vom 2. d. eiugegangrnen Nachrichten zufolge hat die rrvolntionare Partei sich de» Lande» vollständig bemächtigt. Prado, welcher bei Areguira geschlagen ist, hat sich nach Chili begeben. Tagesgeschichte. Dresden, 14. Februar. Am königlichen Hofe hat Mittwoch, den 12. Februar, der dritte diesjährige Hof ball statwefunden, welchem Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre königlichen Hoheiten der Kron prinz und die Frau Kronprinzessin, sowie Se. königliche Hoheit der Prinz Georg, ingleichcn Se. Durchlaucht der Fürst Reuß ,. L. Heinrich XlV. beiwohnten. Dresden, 14. Februar. Die Erste Kamme» hat heute zunächst den Bericht ihrer Finanzdeputation über Abtheilung ä, I des Einnahmebudaets, Nutzungen des Staatsvermögens und der Staatsanstalten betreffend (worüber wir umstehend ausführlich berichten), berathen und sämmtliche Positionen in gleicher Höhe wie die Zweite Kammer angenommen. Sodann hat sie den Be richt der ersten Deputation über den Gesetzentwurf, die Einführung einer allgemeinen Hundesteuer betreffend (welche, wie bereits früher erwähnt, in die Qrtsarmeu- kasse, bez. die Gemeindekasse zu fließen hat), erledigt und den Gesetzentwurf mit den beschlossenen Abänder ungen — in der Hauptsache übereinstimmend mit den Beschlüssen der jenseitigen Kammer — gegen 12 Stim men angenommen. — Die Zweite Kammer hat die Berathung des Bauetats erledigt, worüber der Bericht umstehend folgt. Berlin, 13. Februar. Se. Majestät der König hatte gestern lange Unterredungen mit dem aus Han nover eingetroffcnen Oberpräsidentcn Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode und dem Cultusminister v. Müh ler. Nachmittags hatten die Gesandten Rußlands, Hol lands und Schwedens, v. Ubril, Graf Bylandt und Baron Sandströmcr, welche ihre Creditive als Reprä- entanten beim Präsidium des Norddeutschen Bundes iberreichten, die Ehre des Empfanges. — Das Befin den Ihrer königl. Hoheit der Kronprinzessin ist nach einer bester« Nacht den Umständen nach gut. Der neugcborne Prinz ist im besten Wohlsein. — Die „N. A. Ztg." schreibt: „Wir waren am Sonnabend in der Lage, erklären zu können, daß die Nachricht in der „Bank- und Handelszeitung" von der Beschwerde einer süddeutschen Regierung über Preu ßens Stellung zu den dortigen Agitationen für die Wahlen zum Zollvereinsparlament, ebenso wie die Nach richt von der darauf ertheilten angeblichen Antwort des Bundeskanzlers erdichtet sei. Die „Bank- und Handelszeitung" vom 11. d. M. wiederholt diese zu- üickgewiesene Nachricht mit dem Bemerken, daß ihr Correspondent niemals Thatsachen erfinde. Mit Bezug hierauf wiederholen wir, daß weder mündlich noch schriftlich eine derartige Beschwerde hier eingegangen, also auch keine Antwort darauf crtheilt, die betreffen den Nachrichten mithin vollständig erfunden sind." — Weiter enthält die „N. A. Ztg." folgende Note: Die verwerfliche Behandlung deutscher Auswanderer auf dem Hamburger Schiffe „Leibnitz" ist in der Presse bereits zur Sprache gebracht worden. Das Kanzler amt des Norddeutschen Bundes hat auf die erste Nach richt von diesem Vorfälle sogleich die durch die Bun desverfassung gebotenen Schritte gcthan, um diejenigen Maßregeln herbeizuführen, welche die Wiederkehr ähn licher Vergehen zu verhindern geeignet sind. Die dazu erforderlichen Verhandlungen sind seit einer Woche im Gange. — (N.-Z.) Im Abgeordnetenhause wurde heute die Constiturrung der besonder« Commissionen für die Nothstandsvorlage und das Hypothekengesetz für Neu- vorpommcrn mitaetheilt: die Vorsitzenden sind die Abgg. Jacobi (Liegnitz), resp. Kanngießer. Der aus dem Hrrrenhause herübergekommene Gesetzentwurf, betreffend die Staatsschuld der neuen Landestheile und die Aus gabe neuer Kassenanweisungen wurde mit den Abände rungen, die oas Herrenhaus beschlossen, unter Zustim mung des Finanzministers genehmigt. Nachdem als dann einige Wahlprüfungen erledigt waren, ging das Haus zur Schlußberathung des Staatshaushaltsetats über, in der die Beschlüsse der Vorberathung noch ein mal zur Frage gestellt, resp. discutirt wurden. Abge- lehnt wurde der Antrag Kosch, die Erträge aus dem verkauf kleiner Domanialgrundstückc zur Tilgung der Staatsschulden zu verwenden; ferner der Antrag v. Brauchitsch, die in der Vorberathung beseitigte Men- nonitensteuer im Betrage von 7000 Thlr., jedoch als künftig wegfallend, vorläufig zu bewilligeu. In Be treff der Lotterien in Hannover und Osnabrück, welche in der Vorberathung als aufgehoben bezeichnet waren, lagen heute zwei Anträge vor: 1) des Abg. Aegidi, die abgelehnten Einnahmen einfach wieder auf den Etat zu setzen: 2) des Aba. v. Brauchitsch mit Rücksicht da rauf, daß die Ausgabe von Loosen für das erste Halb jahr bereits erfolgt ist, die Hälfte der Einnahme auf den Etat zu setzen. Der erstere wurde abgelehnt, der zweite angenommen. Die in der Vorberathung ge nehmigte Resolution, welche die Aufhebung der preu ßischen Klasscnlotterie verlangt, wurde schließlich mit einer kleinen Majorität, die erst durch Gegenprobe fest gestellt werden mußte, angenommen. Bei der allge meinen Kasienvcrwaltung wurde des Abg. Twesten Antrag, dem Ertrag des hannöverschen Domanial- und Ablösungsfonds die 50,000 Thlr. zuzusetzen, um welche der hannöversche Provinzialfond gegen die ursprüng liche Vorlage verkürzt worden ist, angenommen. — Beim Etat des Cultusministeriums wurde der Antrag des Abg. Vr. Virchow, bei den Einnahmen (Medicinal wesen) 12,970 Thlr. an Einnahmen der Grsundbrun nen zuzusetzen, im Ganzen also auf 16,540 Thlr. zu erhöhen und denselben Betrag den Ausgaben (Kranke« Häuser) hinzuzufügen, abgelehnt. — Der vom Finanz minister befürwortete Antrag, die in der Vorberathung abgesetzte Rente von 1000 Thlr. für den Fürsten v. Sayn - Wittaenstein zu bewilligen, wurde nach einer länger« Debatte, au welcher sich die Abgg. Eberty, Achenbach, Lasker, v. Patow, Rohden und der Finanz- Minister betheiligten, bei Zählung mit 178 gegen 174, bei Namensaufruf mit >79 gegen 175 Stimmen abge- lehnt; der in der Vorberathung gefaßte Beschluß ist also aufrecht erhalten worden. — Ein Antrag des Abg. Kosch, die Gehalte für eine Gesandtschaft in Hamburg Raum, Licht, Luft und Naturgenuß vor Allem bedür fender Richtung sich äußere, so seien beide eben bis zu einem gewissen Grade nicht miteinander verträglich, und eben darum sei es falsch, die Schwerpunkte der selben räumlich idcntificiren oder doch möglichst zusam- menrückcn zu wollen. Gönne man daher die City, das Stadtinnere mit seinen engen Straßen, hohen Häusern, schmalen Höfen, dem Kaufmann, dem Beamten, über haupt dem Geschäftsmann, als solchem, ja lasse man sogar das große Zwischenmittel zwischen dem Crntrum und der Peripherie städtischer BebauungSrayons, die sogenannten Vorstadtviertel, der Fabrikindustrie und der Arbeiterbevölkcrung: endlich «brr werde sich doch vor jeder größern Stadt draußen rin local brgünstigtes, ländlich gcartrtes Terrain vorfindc«, welche», für drn Geschäfts verkehr ohnehin zu entlegen, von der Natur recht eigentlich dazu ausrrsrhrn sei, einrn besondernStadttheil von Villen d. h. von kleinern gefälligen, gartenumgrbenen Familien- wohnsitzrnzu bilden. Eine wahre Versündigung gegen dir Natur nun sri eS, das Zinshäusrrunwtsrn auch in solchen Außrnthrilrn großer Städte Wurzel fasten zu lasten, aber auch einr Lhorheit der Bauunternehmer zugleich; denn wer von den auf den unausgesetzten Wechselverkehr mit dem Ctadtcentrum angewiesenen „kleinen Leuten" solle in solchen entlegenen Dohnungs kästen sich ohne zwingende Noth cinbürgern? Pari» und London mit ihren größern hcimathliHen Schwrstrrstädtrn seien daher auch längst davon zurück- arkommen, dir in das flache Land Hineinraaenden Vor- ftadttheilr nach dem Binnenlmuprincip de» m die Höhe- bauen» zu gestalte», sondern schüfen dort Villen an Villen immmen strimdUckcr Gärte« für je eine Fa milie. Namentlich baue London, fern von der City, mit Vorliebe der Familie ihre rigenr Welt auf, auS Billen (Co»«»».) bestehend, und der wohlhabend« Ge schäftsmann gehe dort allmorgendlich „zur Stadt" ins Contor, Büreau rc., wohin ihn die Pflicht rufe, all abendlich aber beflügeltcrn Fußes wieder hinaus aus eben dieser Stadt. „Denn — wie Macaulay sagt — der Herd, dir Kinderstube, der Gesellschaftstisch, sein stilles Bett sind nicht dort." Jedoch das Bauen mehr in die Breite als in die Höhe und Tiefe, verbunden mit künstlerisch und land schaftlich anmuthiger Gestalt, diese erste und principiell wichtigste Forderung an die Gegenwart, betreffe nur die Form der Bauthätigkeit großer Städte. Eine zweite trete hinzu und diese betreffe die Qualität des Bauens. Unsolidität der inner« Aus führung und Unwahrheit der äußern Ausstat tung kennzeichne die heutige Privatarchitektur. Das Qrnamrntiren noch feuchter Mauern mit Friesen, Bal- convrrkleidungcn, Säulkncapitälen, ja mit ganzen Säu len aus angeklebtem Gyps, der kaum einen Winter Vorhalte, trugen Schuld an dem ruinenhaftcn Aussehen der modernen „Paläste" Berlins, die hohlen, rohrbe- kleideten, kalkbeworfenen, aber prächtig bemalten Bre- terverschläge an Stelle solider Scheidewände im Innern, Schuld an dem Klaffen, Klemmen, Reißen und — nächt lichem Beißen innerhalb der vier Pfahle. Wolle heutzutage Jemand sich ein Wohnhaus hin- stellen, so sage er — nach einer scharfen kritischen Be merkung eines unermüdlichen Vorkämpfers für gesunde Nationalarchitektur, vr. Auaust Reichensperger — einem Häusrrbaurr die Zahl der Piecen und der da ran zu wendende« Thaler. Darauf entwerfe dieser zuerst eine Fayade, 3, 4, 5 oder mehr viereckige Fen steröffnungen, zwei-, drei- oder viermal übereinander, immer hübsch symmetrisch und gleich weit von einander in eine glatte Wand rechtwincklig eingeschnitten, die Thüre inmitten der untersten Kensterreih«, oben eine (11,500 Thlr.) und den Militärbevollmächtigten in St. Petersburg (6900 Thlr.) abzusetzen, wurde abgelehnt. Morgen Fortsetzung der Schlußberathung über den Etat. — (K Z ) Die süddeutschen und belgischen Blättern telegraphirte Nachricht, das Ministerium deS Innern sei Hrn. v. Forckenbeck »«geboten worden, wird in unterrichteten Kreisen schon deswegen bezweifelt, weil Graf v. Bismarck seit dem Hofballe Hrn. v. Forckeu- beck nicht gesprochen, dieser auch an hoher Stelle nicht empfangen wurde. — Die „Volks-Zeitung" schreibt: „In Bezug auf unsre Mittheilung, wonach dem Cigarrcnarbriter Frit sche von Seiten des Polizeipräsidiums bedeutet worden sei, daß er sich binnen 24 Stunden über eine Arbeits gelegenheit auszuweisen habe, widrigenfalls man ihn von Berlin ausweisen werde, haben wir auf dem Po lizeipräsidium selbst Erkundigungen cingczogen, und ist uns dort die Versicherung geworden, daß allerdings eine amtliche Anfrage in Betreff seiner Subsistenzmittel an Hrn. Fritsche gestellt worden, die Androhung einer Ausweisung aber nicht erfolgt sei, man sich zu einer solchen nach dem Bundesgesetze über die Freizügigkeit vom 1. November 1867 auch nicht mehr für berechtigt halte." Gotha, 11. Februar. (Fr. I.) In der gestrigen Sitzung des gemeinschaftlichen Landtags stand zunächst auf der Tagesordnung der infolge der poli- litischen Veränderungen nothwendig gewordene neue Etat pro 1868/69, der cs, nachdem die gemeinschaft lichen Einnahmen durchweg der Bundeskasse zugesallen sind, lediglich mit Ausgaben zu thun hat. Zwar sollen sich diese Ausgaben im nächsten Etatsjahre um 183,241 Thlr. vermindern, so daß sie nur mit 108,023 Thlr. (statt bisher mit 213,229 Thlr.) eingestellt sind; den noch wird diese Ersparniß durch den Wegfall aller ge meinschaftlichen Einnahmen bei Weitem nicht ausreichen, das sich ergebende Deficit zu decken. Auch diese Ein nahmen im Etat zu verrechnen, ward abgrlehnt, weil der Staat die hierher gehörigen Steuern und Zölle zwar vereinnahme, aber in die Bundeskasse abgcwähren müsse. — Der zweite Gegenstand der Tagesordnung: Postulat von 16o,000 Thlr. zu militärischen Zwecken, rief die wiederholten Klagen hervor, daß Preußen in dieser Hinsicht an seine Bundesstaaten strengere An forderungen stelle, als im eigenen Lande durchgeführt würden, und daß unser Herzogthum, obgleich im Jahre 1866 der erste Bundesgenosse, weniger geschont zu werden scheine, als die annectirten Provinzen, indem, trotz dcr Militärconvention, die Militärlasten schon jetzt für jeden Kopf der Bevölkerung sich mindestens mit einem Thaler berechnen. Durch alle diese Ver handlungen aber zog sich wie ein rother Faden der kaum noch erträgliche Zwiespalt zwischen Koburg und Gotha und steigerte die Debatten zu einer Gereiztheit, daß dcr Staatsminister v. Seebach sagte: „Es wird fast unmöglich, noch länger mit dieser Verfassung zu regieren." Hatte sich doch die Majorität der Finanz commission, um die kitzliche Frage über das Eigen thumsrecht der zu errichtenden Militärbauten im ao- ' thaischen Sinne zu entscheiden, zu dem geradezu verfas sungswidrigen Anträge verirrt, das Postulat bezüglich dieser Bauten an die betreffenden Speciallandtage zu richten, wodurch Gotha allerdings einen Gewinn von 27,000 Thlr. gemacht haben wurde. Indessen waren es schließlich doch nur zwei gothaische Abgeordnete, Kämmerer und Kühne, welche diesem Anttage zustimm ten. Der Abg. Drevßing (Koburg) erging sich denn auch in einer sehr scharfen Kritik über diesen unseligen Wirrwarr unsrer staatlichen Zustände und wurde vom Ministertische mehrfach secundirt, während der Abg. Schwcndt (Gotha) Denen, welche die finanziellen Schwie rigkeiten der Vereinigung in den Vordergrund zu stellen pflegen, zu Gemüthe führte, doch einmal dic Summen in die Wagschalc zu legen, welche der chaotische Dualis mus durch die immer wiederkehrenden Competenzsttei- tigkciten schon verschlungen habe. — Der gemeinschaft liche Landtag ist heute nach einer kurzen Sitzung auf . ' aus Bietern zusammengcnagelte antikisirende Gesims- copie, und endlich einige Reihen von Dachfenstern und Feuerössen, gewissenhaft mit dcm Uebrigen correspon- dircnd, bei „Prachtbauten" noch über der HauSthüre einen Balcon, an die kahle Wand ein Paar Gvps schnörkel und vor die Frnster wohl gar dic nölhigcn Lust und Aussicht raubenden unächtcn Säulen. Dem nächst werden, um dieser grandios ausgestatteten Außen- feite ein entsprechendes Innere zu ichaffen, mit dem Lineale so viel Vierecke — denn der Philister begreife nach Cl. Brentano nur viereckige Sachen und selbst diese, fügt ve. R. hinzu, sind ihm ost noch zu rund — als Piecen «othwendlg sind, in die Stockwerke einae- zeichnet, Treppen, Dessen, so gut es eben gehen wul, dazwischen geklemmt nnd, damit cs nicht an erfrischen dem Zugwind fehle, sorgfältig darauf Bedacht genom men, daß Thüren und Fenster auf entgegengesetzten Seiten genau corresponlurrn. Dies die Entstehung unsrer modern eleganten Häuser, die eigentlich nur wie Häuscrfutterale aussehen und die gleichwohl ganz« Straßencarres und Stadtviertel füllen. So wcnig nun in jeder Beziehung die alte, na mentlich mittelalterliche Bauweise, welche zum Schutz d«r Städte gegen das Raubrittcrthum eine so zusammenge drängte, verwinkelte habe sein müssen, der deutiac» al» Spiegel vorgehalten werden solle, so wohlthuend stech« doch die Gediegenheit und Wahrhaftigkeit jener von der Scheinarchitcktur und Lügenornamentik dieser ah. Und doch, wenn nicht alle Zeichen trügen, werd« nach dem Urtheile eines andern gelehrten Architekten, die Zukunfttarchitektur von Deutschland ausgrhen, von Deutschland, in dem der Sinn für Poesie de» Leben», für Familienglück noch wach sei, von Drui-wiand, dem Hort des Protestantismus. (Schluß folgt.)
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