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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000618015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900061801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900061801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-06
- Tag1900-06-18
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V.-ä.. -— i-k.-ä. 145,75 lxtkir 225,— e-ruk. 734,- icikti- 208,80 169,- — 29,75 ocn 72,50 lklcck —- - mclsd. 17440 krritd 70,— «Ik-tk 207,- V.-ä. 136.— 214.50 84,15 c 8 i. 215,40 212,-0 8 7>e. — lluko. 84,30 do. 21«,- Visu — olsik 225,75 >r 168.90 s 236.10 ion 360,60 Kea 260,50 200,10 219,2, »mit — kst«. 124,40 >d 121,50 Hl 127,— a.klüsev/Llldr ldr". ck vsrdoten > Leid vrick 8400: 8000 — 8k — 5025 — 3525 —- 18600 3425 350 > 3900 .. 2550 2025 11200 >8500 18800 — 9650 1340013700 — j 8325 >5450 15600 59kk 6000 26vc — 4606 —— 700 i8oc 1875 395c 4025 775 «25 2125 2206 MOC 3000 —— 402 > — — IS950 1475 1550 2375 — ... - 1825 1380 1450 130 150 — 2000 2500 65 — 22850 1200 1250 — 3850 2400 — — 10 — 14900 — 625 4350 — 1175 — 3,60 l4I60 —- 1360 teil Coui-scii . L. Haken 0,I0>. s -Vireo, in > Kew Volk rmdlire, !>>ik ick ttoiilll.- Oonsdil"; in von 6«NN!l „Uerc^nio" „vetkiluid". 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Tie Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Re-action un- Expedition: JohanniSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Ubr. —»-s—c>« Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Klemm'» Sortim. UniversitütSstrasze 3 (Paulinum), Lonts Lösche, katharinenstr- 14, Part, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe. KipMer... T agckl alt Anzeiger. ÄmLsölatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Molizei-Nintes -er Lta-t Leipzig. 30t Montag den 18. Juni 1900. AnzeigeU'PrelS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4ge» spalten) bO^L, vor den Famtliennachrichie« lögespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Vrtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Fnnahmeschlnß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. SL Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, betik die Controlbesichtigung des zur Einführung gelangenden geräucherten und sonstig verarbeiteten Fleisches außersächsischer, jedoch deutscher Herkunft. Die in 8 3, b der Bestimmungen zur Ausführung des Orts gesetzes, betr. die Beschau des eingeführten Fleisches vom 5. Mai 1900 vorgeschriebene Besichtigung des vier zur Einführung gelangenden geräucherten und sonstig verarbeiteten Fleisches außeriächsijcher, je doch deutscher Herkunft (Schinken, Speckseiten, Rauchfleisch, Wurst- waaren, Büchsenfleisch, Fette u. s. w.), wird vom 1. Juli d. El- an, und zwar bis aus Weitere- IN folgender Weise stattsinden. 1) Die eingehenden Sendungen brauchen, dafern sie von Bescheinigungen gemäß § 4 a —a der Ausführungsverordnung vom 23. Juli 1899 (flehe unten) begleitet, und dafern weiter Sendungen von Schweinefleisch gemäß der Verordnung vom 10. März 1893 bereits anderwärts ordnungsgemäß aus Trichinen untersucht worden sind, dem Schauamt nicht zugesührt zu werden, sondern haben in Verwahrung des Empfängers zu verbleiben. 2) Von dem Eintreffen einer jeden Sendung ist der Direction deS Vieh, und Schlachthofs — der das Schauamt unterstellt ist — nngcsänmt schriftliche Anzeige zu erstatten. Postkartenformulare zu solchen Anzeigen sind jederzeit unent geltlich aus der Nathswache (Rathhausdurchgang) und ebenso von Len die Besichtigung auSsührenden Schauern zu entnehmen. 3) Die Besichtigung der eingegangenen Sendungen wird von den damit beauftragten, mit Legitimation versehenen Schauern in den Geschäftsräumen der Empfänger ausgeübt werden. Ebendaselbst ist Las Fleischbuch bereit zu halten. 4) Bevor nicht die Besichtigung und die Eintragung im Fleisch- buch Seiten des Schauers stattgefunden hat, darf die Sendung nicht in den Verkehr gebracht werden. Auf Anzeigen, die bis Vormittags 11 Uhr in der Direction Les Vieh, und Schlachthoss eingehen, wird thunlichst noch im Laufe desselben Tages, auf Anzeigen, die bis Nachmittags 6 Uhr cingchen, thunlichst am nächsten Vormittage die Besichtigung vor genommen werden. Es liegt hiernach im eigenen Interesse des Empfängers, so schnell wie möglich die vorgeschriebenen schriftlichen Anzeigen über eingehende Sendungen zu erstatten. 5) Die Besichtiqungsgebühren sind an den Schauer sofort zu ent richten; die Quittung hierüber erfolgt in der dazu vorgesehenen Spalte des Fleischbnchs. 0) Es bewendet dabei, daß vorläufig und zwar längstens bis Ende d. I. zu Fleischbüchern das in der Bekanntmachung vom 2. Juni <Nr. 279 des Tageblattes) mit veröffentlichte Formular zu verwenden ist; doch bleibt Vorbehalten, für Beginn Les nächsten Jahres Abänderungen anzuordnen. Die in jener Bekanntmachung zur Einrichtung der Fleijchbücher gestellte Frist wird bis Ende Juni verlängert. 7) Es bleibt Vorbehalten, Denjenigen, welche vorstehenden Be ¬ stimmungen nicht nachkommen, abgesehen von der gemäß 8 8 des Eingangs bezeichneten Ortsgesetzes eintretenden Bestrafung, Vor legung der Maaren und deS Fleijchbuchs im Schauamt aufzugeben. 8) Ebenso sind Sendungen deutscher Herkunft, denen Bescheinigungen gemäß 8 4, L—o der Ausführungsverordnung vom 23. Juli 1899 (siche unten) nicht beiliegen, und die, insoweit Schweinefleisch ein» gesührt wird, nicht bereits anderwärts ordnungsgemäß auf Trichinen untersucht worden sind, ferner Sendungen außerdeutscher Herkunft jedenfalls unter Beifügung des Fleijchbuchs dem Schauamt jvor- zulegen. Leipzig, den 11. Juni 1900. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Dietze. Bescheinigungen gemäß 8 4, kt—o der Ausführungsverordnung vom 23. Juli 1899. n. Die von einer deutschen Polizeibehörde beglaubigte Beschei nigung eines im deutschen Reiche approbirten ThierarzteS, daß das verarbeitete Fleisch von einem Schlachtthicre herrührt, welche» zur Zeit der Schlachtung gesund gewesen und dessen Fleisch nach der Schlachtung für bankwürdig befunden worden ist; - d. da» Zeugniß der Polizeibehörde des Herkunftsortes, daß da selbst die allgemeine verbindliche Schlachtvieh, und Fleischbeschau, sowie die Beschau für eingeführtes Fleisch besteht, und daß die be- treffende Fleischwaare nicht außerdeutschen Ursprungs ist; o. Stempelabdruck oder Plombe eines öffentlichen deutschen Schlachthoss mit thierärztlicher Fleischbeschau, dafern Stempclabdruck oder Plombe auf dem Fleisch sich befinden und deutlich erkenn bar sind. Ueber das Vermögen der zum Betriebe einer Kunst-, Bau- und Möbeltischlerei unter der Firma: Robert Arnemaiin hier, Albert- straße 14, bestehenden offenen Handelsgesellschaft, ist heute, am 3l. Mai 1900, nachmittags '/«6 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet worden. Verwalter: Herr Kaufmann Paul Gottschalck hier, Floßplatz 24. Wahltermin am 20. Juni 1900, vormittags 11 Uhr. Anmeldefrist bis zum 5. Juli 1900. Prllsungstermin am 16. Juli 1900, vormittags 11 Ubr. Offener Arrest mit Anzeigepflicht bis zum 30. Juni 1900. Königliches Amtsgericht Leipzig, Abt. II den 31. Mai 1900. Bekannt gemacht durch den Gcrichtsjchreiber Sekr. Beck. Konkurrcnzausschreiben für den Ba» einer evgngclisch-lntherischc» Kirche der Nordparochie z» Leipzig. Für den Bau einer evangelisch - lutherischen Kirche unsrer Parochie wird hiermit eine Konkurrenz deutscher, im deutschen Reichsgebiet wohnhafter Architekten eröffnet. Bauprogramme, Bedingungen und Situationsplan sind von der Expedition der Nordparochie zu Leipzig, Aeuß. Löhrstr. 11 gegen Hinterlegung von zehn Mark, welche nach Einreichung eines Projektes zurückerstattet werden, zu beziehen. Das Preisrichteramt für die eingehenden Entwürfe haben übernommen außer zwei Mitgliedern des unterzeichneten Kirchenvorstande» die Herren Baurath Professor Licht in Leipzig, Geheimer Regierungsrath Professor Raschdorff in Berlin, Geheimer Baurath Professor vr. Wallot in Dresden. Entwürfe sind bi» zum 30. September d. I. an unfern unterzeichneten Vorsitzenden postfrei rinzusenden. Leipzig, am 16. Juni 1900. Der Kirchenvorstand der Nordparochie. v. Buchwald, Pfarrer, Vorsitzender. König Älbert als Kronprinz. n. Wir haben schon erwähnt, baß in dem Buche von vr. Paul Hassel*) neben der Biographie des Königs ein weiter Raum für Vie Geschichte Sachsens übrig geblieben ist. Da deist Verfasser die Urquellen zu dieser Geschichte zu Gebote gestanden haben, so finden wir manches Neue, das geeignet ist, auch Licht in trübe Verhältnisse zu werfen. Bei der ungemein flüssigen Darstellung des Verfassers und seinem reinen Stil, sowie dem streng histori schen Werthe des Buches kann eine Würdigung desselben durch das Publicum nicht ausbleiben. Aber der Verfasser befleißigt sich überhaupt auch persönlich größter Objektivität und verleugnet jede heuchlerische oder liebedienerische Haltung, die freilich auch dem geraden, schlichten Charakter unseres Königs gegenüber nicht angebracht wäre. Eines der trübesten Capitel in der Geschichte Sachsens ist der Krieg von 1866 und was ihm voranging. Bände sind über jene Zeit geschrieben worden, aber ihr Inhalt ist nicht ins Volk ge drungen, und so ist auch für die älteren Leute die damalige drängende Zeit, die politische Entwickelung vor dem Kriege ein Buch mit sieben Siegeln. F^lch wäre es, wenn man nicht ver suchen sollte, Klarheit in diese Zeit zu bekommen, und etwa den Standpunkt einnä-hme, daß die Geschichte am besten begraben sei. Keineswegs; beide Theile und nicht zum Wenigsten Sachsen haben damals einen Standpunkt eingenommen, der sich rechtens sehr gut oertheidigen läßt; wenn dann schließlich das Kriegsglück gegen Sachsen entschied, so möge man Las als das Walten einer Hand betrachten, die Deutschland durch Blut und Eisen festigen mußte. Man hat die Lage der Dinge im April 1866 vielfach mit der des Jahres 1850 verglichen. Wie die preußischen Unions bestrebungen damals zu dem schärfsten Antagonismus mit Oesterreich «,,» Len süchrien, sa halte, fiibrt Halles aus, Preußen jetzt durch die Forderung ver Bundesrefovm eine ähnliche, die Gesammtverhältnisse Deutschlands umfassende Krisis *) Aus dem Leben Königs Albert von S a ch s e n von vr. H a u l H a s s e l. Zweiter Theil: König Albert als Kronprinz. Leipzig bei I. C. Hinrichs, Berlin bei E. S. Mittler L Sohn. Preis 8 heraüfbeschworen. Aber auch der Unterschied gegen damals I::' deutlich zu Tage. Im Jahre 1850 war Preußen völlig isolir:, während es jetzt, nach Abschluß des Schutz- und Trutzbünon vom 8. April, an dem Königreich Italien einen Bunder-zeno'«. : besaß, dessen Mitwirkung von höchstem Werthe war, weil sie . i. . Theilung der Streitkräfte des gemeinsamen Gegners zur Folg, haben mußte. In dem Allianzvertrage vom 8. April hatte Italien sich verpflichtet, in Gemeinschaft mit Preußen die Offensiv.' gegen Oesterreich zu ergreifen, wenn die von Preußen eröffneten Verhandlungen über eine den Bedürfnissen der deutschen Nation entsprechende Reform der Bundesverfassung erfolglos bleiben sollten. So sehr bildete die Umgestaltung der Machiverhältniffe in Deutschland einen integrirenden Theil, ja, man varf sagen- das leitende Motiv des Kriegsplanes, welcher der italienisch preußischen Allianz zu Grunde lag. Unmittelbar nach Abschluß des Bündnisses, schon am folgen den Tage, 9. April, wurde der preußische Reformantrag in Frankfurt eingebracht. Der Hauptpunkt war bekanntlich: Be rufung eines aus allgemeinen Volkswahlen hervorgegangenen Parlamentes zu einem -näher zu bestimmen'ven Zeitpunkte, bis zu welchem die deutschen Regierungen sich über die Verfassungs vorlage schlüssig machen sollten. Obgleich der Gedanke der Bundesresorm in Süd- und Mitteldeutschland einen ziemlich einmüthigen Protest des terri torialstaatlichen Partikular'ismus gegen die preußische Spin: hervorrief und auch in Preußen nicht den Anklang sann, den ihr Urheber erwartet haben mochte, so lagen doch für nie deutschen Regierungen zwingende Gründe vor, welche die einfache Ab lehnung unstatthaft erscheinen ließen. Gerade die sächsische Re gierung hatte im Einverständniß mit ihrer Landesvertretung und theilweise unter dem Impuls derselben die Nothwenvizkeir der Reform seit Jahren anerkannt. Am 22. und 23. April ver sammelten sich auf Einladung von der Pfordten's in Augsburg die Minister von neun deutschen Staaten zu einer gemeinsamen Beschlußfassung über die Bundesreform. Der Convent, auf welchem Bayern, Sachsen. Württemberg, Baden, Hessen-Darm stadt, Nassau und bie thüringischen Lanve, außer Altenburg, vertreten waren, trug eine überwiegend versöhnlich: Signatur, denn die Verhandlungen über die Abrüstung dauerten noch fort. In Wien erweckte die allzu friedfertige Haltung der Bundes- Partei sogar einige Besorgniß. D^rin waren alle Stimmen einig, daß das Berliner kabinet zunächst aufgefons-rt werde" einen Yollsiända aua-aearbk.:^'n Orgern-''ms'-.'au Nir die revivirr^ stiin: i . , . -1 e.iso dür,e a e Be-.n m .. des Parlaments ^ers. Lunn > ^cn, wenn die Regierung:': sich über einen für Alle anneqmouren Entwurf geeinigt haben würden. In den privaten Besprechungen -zwischen den Ministern wurden freilich auch noch andere Seiten berührt. Der Freiherr v. der Pfordten stellte seinem sächsischen Kollegen gegenüber nicht „Giesebrecht-Spitz." Skizze von Arthur Winckler-Tannenberg. Nachdruck verboten. Schon seit einigen Jahren stand -ich mit dem Oberlehrer Bruckhofs in fackwissonschastlicher Correspondenz. Wir hatten uns auf einem der vielen Kongresse kennen gelernt, in denen die deutsche Vereinsmeierei ihre höchste und herrlichste Entfaltung zu finden pflegt, und waren dann nur in brieflichen Beziehungen ge blieben. Da erhielt ich von Bruckhofs die Nachricht, er habe in seinem kleinen Neste an der nordischen Wasserkante einen Fund gethan, und wenn ich mich für diesen interessire, möge ich ihm dm längst verabredeten Befuch machen. Auf denn, in das buchenumrauschte Städtchen, von dessen ur- alterthümlichcn Häusern jedes Konversationslexikon erzählt! Bruckhoff's Adresse war mir ja zur Genüge bekannt, hatte sie mich Loch, namentlich im Anfänge unserer Korrespondenz, einiger maßen räthselhcrft angemuthet. „Wasserthor, Giesebrecht-Spitz". Wohl wußte ich, daß in der Vorzeit Häuser Namen statt Nummern trugen, und daß vornehmlich hanseatische Patrizierheime sich also kennzeichneten, aber aus dem „Giesebrecht-Spitz" war ich niemals recht klug geworden. Es war an einem sonnigen Herbsttage, als ich mich bis zum Wasserthor gefunden hatte, und einen kleinen flachshaarigen Buben, der auf dem grasdurchwachsenen Pflaster Reifen spielte, nach dem „Giesebrecht-Spitz" fragte. Der Klein« hielt den Reifen an. schüttelt« di« Mähne mit einem kurzen Nuck des kugelrunden Kopfes zurück und wies mit dem Reifenstabe auf eines der vielen einstöckigen Giebelhäuser, das letzte am Wasserthore. „Da!" sagte er, maß mich einen Augenblick mit dem naiven Interesse, das Einwohner eines wildfremden stillen Erdenfleckes dem ungewohnten Anblick eines Auswärtigen ontgegenbringen. Dann roll!« der Reifen, und mein AuSkunftSgeber trabte hinter drein. Ich schritt dem bezeichneten Hause näher. Er war ein kleiner, freundlicher Steinbau mit einer Mebelfront nach der Straße; die Architektur fesselte mich sehr. In schlanken Pfeilern stiegen bedachte Spitzen aus dem Giebel empor und ragten wie Thurmzacken in den lichtblauen Himmel, die Konturen scharf, die Formen graziös. Daß dicht wuchernder Epheu das graue Ge mäuer fast völlig überspann und nur die Fenster zum Auslug frei ließ, gab dem alterthümlichen Baue etwas anheimelnd Freundliches. Aber, was war das?! Ueber dem mittelsten der drei Giebelfenster schwang sich das Epheugerank rahmenartig nochmals auseinander und faßte »in wirkliche» Bild in sein üppig lebendiges Grün. Auf brauner Planke stand ein weißer, wellhaariger Spitz, und darunter prangte der Name des Hauses „Giesebrecht-Spitz". Bild und Inschrift muhten neu oder erneut sein, denn sie leuchteten in frischem Farbenglanze. Eben noch stellte ich meine Betrachtungen über das für derartige Schildermaler»! überaus kunstvolle Gemälde an und setzte an -ihm nichts, als den eigen- thiimlich silberweißen, ins Blaugrane spielenden Ton des Hunde- kellS au», al» «» leicht und leise um meine Füße wehte. Beim Himmel, der Spitz aus der Giebelplanke mußte herab gestiegen sein, nm mich zu begrüßen. Da stand er, dasselbe selt- 'am schimmernde, seidenweiche Fell, unter buschigem Stirnhaar ein paar freundlich funkelnde schwarze Augen und den prächtigen Schwanzbehang bewillkommnend erhoben. Sicherlich hatte das lebende Exemplar dem Bilde Modell ge- essen. Ich bin ein Thierfreunb im Allgemeinen und ein Hunde- beund im -Besonderen. Es -ist mir oft versichert worden, daß Hunde diese Neigung zu errathen vermöchten, und habe ich, bereitwillig gläubig, mir damit den Umstand zu erklären versucht, daß ich auffallend rasch das Vertrauen der treuen Vierfüßler erringe. Auch der reizende Spitz begrüßte mich mit 'der zutraulichen Herzlichkeit eines alten Bekannten, und als .er gar mehrmals die rechte Pfote hob — ein feines, blendend weißes Pfötchen — lockte ich ihn näher, um seinen biederen Handschlag in Empsang zu nehmen. Er kam, gab die Psote. und unser Verhältmß war geklärt. Als ich mich dann dem Eingänge des Hauses zuwendete, zu dem drei ausgetretene Steinstufen emporführten, sprang mein neuer Freund mit Hellem Gekläff voran, nicht ohne nach jedem Satze rückwärts zu schauen und mir aus seinen lachenden Augen zuzuzwinkern: „Ja, ja, komm' nur, hier herein geht's, und ich freue mich sehr auf Deinen Besuch!" Plötzlich antwortete dem munteren Bellen ein mehrstimmiges aus dem geräumigen Flur, dessen Straßenthür sorglos offen gelassen war, -und ein halbes Dutzend weißer Spitze sprang hervor; alle diese Thi-ere von gleicher Farbe, gleicher Zierlichkeit und jener ungewöhnlichen Freundlichkeit, die mich am ersten erstaunt hatte. Sie alle schienen mich erwartet zu haben, so eifrig vergnügt hüpften sie durcheinander. Wieder aber fiel mir bei mehreren die eigen- thümliche, ^sinkende Bewegung der rechten Pfote auf. Mitten in die lebhafte Freude der vierfüßigen Gesellschaft scholl ein Pfiff, und augenblicks verschwand der weiße Schwarm in der epheuumrankten Thür; auf der Steinschwelle aber stand ein gubmüthig lächelnder Alter und rückte sein schwarzes Scmnmetkäppchen zum Gruß. „Ist das weiße Rudel wieder einmal ausgebrochen", sagte der Alte, „die Mägde lassen das Thor aus, und heraus ist der Schwarm, haben hinter'm Haus« Platz genug; sind wohl wieder recht zudringlich gewesen?" Ich versichert«, ein herrliches Vergnügen an den niedlichen Spitzen gehabt zu haben, und fragt« nach dem Oberlehrer. Er wohnte im Gartenhause, irnd als ich den Hof überschritt, nm zu ihm zu gelangen, gab mir die Huntxcoloni« mit «rn«ut«r Aus gelassenheit das Geleite. Bruckhofs empfing mich sehr herzlich, und wir waren zu- nächst von unseren eigenen Angelegenheiten beansprucht; dann aber, als wir Abends ans der Veranda saßen und ein GlaS schäumend kühlen Bieres tranken, huschte etwas Weiße» durch den Garten und lenkte m«ine Gedanken auf die Seidenspitze zurück. „Das ist keiner von ihnen", meinte Bruckhofs, „eine weiße Katze aus der Nachbarschaft wildert umher; die GiSsebrecht- Spitze sind jetzt schon in ihrer Kammer." Die »GiesebreckitdSpitze", da war das seltsame Namens wort des Hauses wieder, und diesmal heischte ich eine Er klärung. Mein >Gastfreund nickte lächelnd. „Das ist ein« furchtbar einfach« und doch liebenr-würdige Geschichte" sagte er; sie er ¬ zählt von menschlicher Dankbarkeit für Thierestreue, und die Dankbarkeit hält bereits durch vier Menschengenerationen an, sie dürfte so den Spitzn im zwanzigsten Gliede zu Gute kommen." Ich lauschte gespannt. „Es war in der Mite des vorigen Jahrhunderts", begann Bruckhofs, „hier in dem iltem, reichen Kaufhause, das die jetzt völlig eingegangene Segeschifsfahrt emporgebracht hatte, lebte Gotthold Giesebrecht, ein alter, einsamer Mann. 'S»in Sohn war in des großen Friedich's Dienst bei Torgau gefallen, und als des Patrizierhauses bzten und einzigen Erben zog der Alte einen Enkel aus. Er hiß Gotthold, nach ihm. Ein hübscher, braunlockiger Bursche vo drei Jahren lacht aus dem Bilde das drüben in ver guten vkube der Giesebrechts hängt, und der rechte Arm des kleinen Gtthold umschlingt die Stammmutter der Giesebrecht-Spitze. Alf dem Goldrahmen ist Gotthold und Lola eingravirt. Das Aes läsit Sie errathen, daß Lola eine Roll« spielt in der Ahnerzeschichte des Hauses Giesebrecht. und wenn Sie Lust haben soten, einen Spitz zu besitzen, auch die erforderlichen Garantien steten, so würden Sie von den Er eignissen, die ich jetzt zwaglos plaudernd erzähle, im strengsten Artenstil Notiz zu nehme haben." Ich wollte eine Ziischenfrage stellen, aber Bruckhofs wehrte ab. „Wird Ihnen Alles ar werdem — warten und hören Sie nur. — Also der kleine Gtthold spielte und jubelte im Hause des Großvaters, seine unzertmnlich« Begleiterin aber war Lola, eine Spitzhün-din. Eines Tzes nun war eln Wolkenbruch nieder gegangen, unid der Fluß- sehen Sie, dort drüben vom Wasser thor her, geht er in tieferEinschm-tt des Gartenlandes bis wenige Schritt« von der Veranc —, der Fluß also schoß wildgurgelnd und rauschend vorüber. Der kleine Gotthold hatte den ganzen Nachmittag im engen Znm«r verbringen müssen; nun aber, da die purpurne Abendsonr in Millionen Funken aus perlenden Tropfen an Baum untBusch widerstrahlte, lief er hinaus in den Garten. Da mag der kleine iube wohl verwundert geschaut haben, wie der sonst stillt Fluß un wild und laut um di« Ufer brandete, dann ist Gotthold auf d Planke hinauSgetreten. von der au» die Frauen Wäsche spültengnd weil sie glatt war vom Regenguß, sind bi« kleinen Füße «glitten. Er wäre verloren gewesen, wenn riicht Lola, die lie Spielgefährtin, neben ihm gestanden und das Röckchen destindes mit den Zähnen gefaßt hätte. Hier im Hause wurde ei gellender Schrei des Knaben gehört, und der Alte selbst, der seiPfeifchen auf der Gartenbank rauchte, ist dazugeicmmen, ehe ola, den schwachen, kleinen Hund, die Kräfte verließen, mit dan er, di« Krallen fest m die Planke ge schlagen, das Kind übeWasser hielt. So Hot die Gpitzhiistn daS Haus Giesebrecht im Manne»- stcrmm erhalten, und ih That erntet Lohn bis zum heutigen Tage. Bald darauf^auch das steht in den Familienacten — hatte sie fünf Junge/ ?v als die lästige Nachkommenschaft, wie es so des Landes Bf«ch, erbarmungslos ins Wasser geworfen, ertränkt werden sollte^hob der Greis entrüstet Widerspruch. „Si« hat mein Fsch und Blut vom Wassertode gerettet", sagte er, „wie kann i ihre Jungen ersäufen lassen?" Das Bild des klxn Gotthold mit seiner Retterin wurde gemalt, und die fsinkpihe blieben am Leben. Zugleich aber verordnete der Akte ifeinem 2estam«nte, daß ein von ihm be ¬ zeichnetes Legat der Pflege von Lola's Nachkommen rvservir: bleibe, und stürben diese aus, dem St. Bernhard-Hospiz, nie mals aber seiner Familie zufiele. Aus diesem Legat wird von zehn zu zehn Jahren das Bi.H am Hause «r-neut, und da auch hier die Mittel reich bemessen sind, bleibt es ein künstlerisch werihvoller Schmuck. Haben Sie cs bemerkt?" Ich bejahte. „Es ist erst im Juni, am Jahrestage Les Ereignisses, voll endet worden. Doch weiter bestimmt das Testament, daß kein Giesebrecht-Spitz getästet oder verkauft werden darf. Die Tö-diung soll nur ein Thierarzt anordnen bei qualvoller Krank heit; der Verkauf ist völlig untersagt, aber als Gsscvenk ist die Ab gäbe unter Bedingungen gestattet. Und nun komme ich zu den Garantien, von denen ich sprach. Der Empfänger hat sich aus zuweisen über seine Auffassung von der Thierwelt. Ein Thier, das Liebe und Treue zeigen konnte, hat, nach des Erblassers Ueberzeugung. Seele. Zu diesem Bekenntniß soll Ler Empfänger eines Giese-brechts-Spihes stehen, und im Uebrigen die Satzungen anerkennen, die hier gelten." Wir gingen schlafen, und ich träumt« die ganze Nacht von Lola und ihrer reizenden Nachkommenschaft. Als ich am folgen den Morgen den Hof betrat, saß der Alte mit dem Sammet- käppchen aus der Gartenbank und um ihm im Kreise die weiße Schaar. Der Reihe nach dresslrie er mit sorglicher Freundlichkeit die hübschen Thiere, und Anfang wie Ende jeder Lection war Lr feierliche Pfotegeben, wobei Alle viel winkten. Da meine Angelege - Helten einen mehrtägigen Aufenthalt bedingten, macht« ich i mit dem prächtigen Herrn bekannt und erfuhr allgemach von -it^ : die völlig« Bestätigung dessen, was m«in Freund mir erza hatte. Die Spitze ober wurden womöglich immer stiirmisclicr i: ihrer Auszeichnung meiner Person, und als ein kleiner Viertel jähriger, der wi« eine wirbelnde Schneeflocke berumhuschte, mir zutraulich auf den Schooß sprang, sah Herr Giesebrecht schmun zelnd zu, wie ich ihn liebkoste. „Glauben Sir mir, lieber Herr", sagte er, die Art, wie seit so langer Zeit in unserer Familie Generationen dieser Thiere a: halten worden sind, hat sie seelisch gehoben und veredelt. S: haben bessere Regungen, ich meine oft eine Freude, am Guten: o ja, auch Thiere können aus Bewußtsein Recht thun!" — Und waS geschah dann? Ja, eines Tages saß ich wirklich drüben bei Giesebrechts, be trachtete mir das Bild des kleinen Gotthold und der silberhaarigen Lola, ließ mir vom treuherzigen Alten, im Beisein seines Sohnes und zweier Töchter, die Familienacten vorlesen, gab alle Ga rantien und fuhr dann in Begleitung „Kasperles", des kleinen vierteljährigen Giesebrecht-Spitzes, heim. Welch' kluges, welch gutes Thier! Der Alt« hat Neckt, die Pflege vermög zu heben und zu veredeln; wenn ich Kasperle mit anderen Hunden vergleiche, erkenn' ich es klar. Aber „Kasperle" ist auch ein „Giesebrecht-Spitz", und di« sind sticht leicht und ohne Weiteres zu haben.
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