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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.06.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050628018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905062801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905062801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-06
- Tag1905-06-28
- Monat1905-06
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BezugS-PreiS in der Ho»pt«rp«dMmi »der der«, U«»gUH», slrllea abgeholt: vierteljährlich 8.—, bet zweimaliger täglicher üi»tz«M >l 3.75. Durch die Bost bezog«, für Deutsch. Imid u. Oesterreich vierteljährlich -Nl fiir die übrige» Länder laut Zeüuuqäpreilkiste. »lei« «»»»er k^tM a»j alle» Vahuhof« mb III I bet d« Seit^nflä-Bertä-s«, LV NeduttM» m» Gg»edM«r 1LS Fernsprecher 222 Johauni-gass« 8. H«»PWKUi«Ie »re«de», vlarienstrah» 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 17U^ OiMdwAUtal« Berit«: LarlL« » ck er, HerzalLayrHofbuchhandlg, Lützowstraß« 10 «ernspr»ch« Lmt VI Nr. 4«». Morgen - Ausgabe. WxzMr.TllMak Handelszeitung. LlmlsVlatt bes Lönigl. La«-- »«d des Äönigl. Lmlsgerichles Leipzig, -es Aales »«- -es Nolizeiamtes -er Ltavt LeWg. Au zeige«-Preis <bie Sges^altene Petitzeil« SS Familien- «nd SteÜen-Lnjeigeu S0 Li» ä^ip«U>M »KklMMWtN UmmstmeststMst sG» «NMiO»; »öend-Nnsgab«: vormittag« 10 Nhe. M or,e» N»»g«b« »achmtttag« 4 Uhr. «uzetgr» find stet» an di, «gwdtttm zu richt«. G>ära»veU«»e» l»»r mA d« «arge» Abgabe- «ach besonder« BeeestcharmA. ist wocheutag« »in^rbrvchr» ae»ffn«t da« früh 8 bis a»«b4 7 lktze. Druck «uh vertag von G. Doch i« Leipzig (Ach. vu. M, N. «i M »««»hardtl Hernudgeber: vr. Victvr Mt»Itz«r^t. Nr. 323 Mittwoch 28. Juni 1905. SS. Jahrgang. Var Wichtigste vom tage. * Auf die heutige Tagesordnung de« preußischen Herrenhaus«« find di« Bergnovelle» gesetzt worden. (S. Dtsch. »eich.) * Eine vationalliberal-freikonservative Interpellation über die Personentarifreform wird am I. Juli auf die Tagesordnung de« preußischen Landtag« gesetzt und vom Minister von Budde beantwortet werden. (S. Dtsch. Reich.) * Infolge der Unruhe« im russisch-polnischen Grenzbezirk ordnete« die preußischen Behörden ent» sprechende Maßnahme» zur Bewachung der Grenze au. Die Zahl der au« Rußland nach Oberschleste» herüber- kommellde» Flüchtlinge nimmt täglich zu. * Die Lmnrstievorlaae für Staat«vergehen und zugleich für die Urheber der Denunziationen wurde gestern »m französischen Senat eingedracht. (S. Ausland.) * Nach einem Telegramm au« Stockholm haben beide schwedisch« Lämmern gestern deu Spezialau«schußgewählt. Vie kirchlichen Wirre« in vremen. Von ganz entschieden liberaler Seite gehen uns auS Bremen die nachstehenden Ausfüh rungen zu: In der außerbremischen liberalen Presse haben bis jetzt beinahe nur die engsten Gesinnungsgenossen der drei radikalen Pastoren das Wort gehabt, derentwillen der Streit, der auch im übrigen Deutschland so viel Staub aufgewirbelt hat, entbrannt ist: Pastor Mauritz am Dom, der nach eigenem Ermessen die Loufformel geändert hat, Pastor Kalthoff, der in einem Buche die Existenz einer Person Jesu bestreitet, und Pastor Steudel. Daß die orthodoxe Partei deren Standpunkt nicht teilt, ist selbstverständlich: aber lassen Sie mich sagen, daß auch das Gros der übrigen liberalen, prote- stantenvereinlichen Prediger, wenn nicht gar alle, sich gegen jene drei erklären. Und die liberal« Richtung ist hier sehr stark. In der Stadt hat sie entschieden das Uebergewicht: nur der Zutritt des Landgebiet« verschafft den Orthodoxen eine kleine Mehrheit. Selbst auf dem Lande ist manche Kirche protestantenvereinlich besetzt. Die orthodoxe Partei in Bremen ist aber gar nicht mit den Richtungen zu vergleichen, die fast überall sonst in Deutschland die Oberhand haben. Sie besteht durch weg auS sehr gemäßigten, aufgeklärten Männern, die sehr wenig im Kampfe mit ihren Gegnern stehen, die vielmehr mit der großen kirchlichen Freiheit, die hier herrscht, sehr wohl zufrieden sind. Man sollte denken, die Erhaltung dieser Zustände sei den Liberalen soviel wert, daß sie sie nicht selber aufs Spiel setzen. So denkt auch das GroS der bremischen Liberalen. Nur jener kleine, aber laute Kreis macht eine Ausnahme davon. Nach der bremischen Verfassung (I 57v) „gehört die Oberaufsicht über das Kirchen- und Schulwesen zum Wirkungskreise deS SenßtS." Die Mitwirkung der Bürgerschaft ist ausdrücklich Vorbehalten bei der Gesetz- gebnng in kirchlichen Dingen, soweit sie sich nicht au« dem Oberaufsichtsrecht des Senates ergeben. Die Der» fassung besteht nun 51 Jahre, e» ist aber noch niemals in Glaubenssachen irgendwie gesetzlich oder obrigkeitlich vorgegangen worden. DaS Oberaufsichtsrecht deS Senats ist noch niemals gesetzlich näher umschrieben worden. Nie mals ist einem Prediger die Bestätigung versagt worden: sie kann auch gar nicht versagt werden, denn wenn die Gemeinde rtt« gewählt hatte und der Gewählte das passive Wahlrecht besaß, so hatte der Senat auch gar keine Handhabe zum Einschreiten. Schwerlich hat der Senat, dessen Mehrheit immer liberal war, auch nur ein einziges Mal den Wunsch einzuschreiten empfunden. In den sechziger Jahren wurde hier der radikale Pre diger Schwalb gewählt, was die Orthodoxen sehr auf regte. Damals wurde der Senat gebeten, auf Grund seines GummepiSkopalrechtS die Bestätigung zu ver sagen. Er erklärte, gar nicht das Recht dazu zu haben. Ein einziges Mal ist ein bremischer Prediger obrigkeit lich abgesetzt: eS war der tief in die 1848er Revolution verwickelte Dulon. und auch sein Prozeß war politischer, nicht theologischer Natur. Bremen zerfällt konfessionell in eine reformierte Gemeinde, die den alteinsässigen Stamm der Bürger schaft umfaßt, und eine lutherische, die wesentlich auS später eingewanderten Elementen besteht. Beide mögen gleich stark sein; Erhebungen werden gar nicht gemacht Die Reformierten haben ihre Kirchen, die Lutheraner ebenfalls, und in einigen Kirchen sind statutengemäß beide Konfessionen vertreten. Die Unterschiede zwischen den evangelischen Konfessionen sind so gut wie vollstän dig verwischt. Einige Gemeinden, namentlich die ländlichen, sind orthodox; andere sind liberal, noch andere verständigen sich über Anstellung von Predigern beider Richtungen. Die Orthodoxen wie die Liberalen finden also Vertreter ihrer Richtungen auf den Kanzeln und im Ganzen ver trägt man sich sehr gut. Es gibt keine Landeskirche, weder «ine lutherische noch eine reformierte, noch eine allgemein evangelische, die beide Konfessionen vereinigte. Es gibt keine Synoden, keine Konsistorien, keine Oberkirchenräte. Die ganze Macht über die Wahl der Geistlichen, die Richtung, die auf den Kan- zeln vertreten werden soll, liegt ausschließlich bei den Gemeinden. Das oben angedeutete, niemals durch eine ansgebildetere Gesetzgebung näher substanziierte Oberaufsichtsrecht des Senats verschlägt so gut wie gar nicht dagegen — ganz abgesehen davon, daß er nicht die geringste Neigung hat, es in Glaubens sachen geltend zu machen. Die unumschränkt« Gemeindefreiheit ist das freiheitliche Bollwerk im bremischen Kirchenwesen. Daher haben denn auch von jeher die liberalsten Pre diger, die anderwärts auf Ketzergerichte stießen, hier Aufnahme gefunden. Das Auffallendste dabei ist, daß auch hie bremischen Orthodoxen ganz zufrieden damit sind. Oftmals sind diese von auswärtigen Gesinnungsgenossen aufgestachelt worden, dafür zu sorgen, daß dem kirch lichen Gräuel ein Ende gemacht werde. Es müsse ein ordentliches Kirchenregiment hergestellt werden, um zu ermöglichen, daß die räudigen Schafe von der Herde ge sondert würden. Aber die Orthodoxen antworteten: „Wir sind ganz zufrieden mit dem Mangel eines Kirchen regiment«, denn auch uns legt niemand etwa- in den Weg; wir verlassen uns gern auf die Güte unserer Sache und die Kraft unserer Argumente." In der Tat wäre eS leicht, wenn es in Bremen ein Kirchenregiment gäbe, das im liberalen Sinne zu gebrauchen. Denn der Senat und die Bürgerscliaft sind liberal und werden es Wohl bleiben, und wenn noch die Mehrheit der Gemein den orthodox ist. so wäre es den Liberalen in der Stadt ganz leicht, auch die orthodoxen Gemeinden zu erobern. Aber das wollen sie gar nicht. Die Toleranz, die sie für die liberale Richtung bean spruchen, gewähren sie auch der orthodoxen. Diese er kennt sehr wohl, daß sie die Einwohnerschaft Bremens nicht in ihre Gewalt bringen kann, und erfreut sich daher an der Gemeindefreiheit. ES möge nun an alle Liberalen die ffrage gerichtet werden: Haben Bremens Liberale Ursache, dieses Kirchenwesen in Ehren zu hal- tenund zuverteidigen? Es kann Wohl kaum eine verneinende Antwort darauf gegeben werden. Daher ist denn in Bremens liberalen Kreisen ganz überwiegend Mißvergnügen über die einzelnen Heiß sporne auf den Kanzeln, die durch ihr provokatorisches Auftreten Bremen auswärts in Verruf bringen. Es gehört nicht viel Mut dazu, auf einem so gesicherten Posten, wie eS eine bremische Kanzel ist, radikale An sichten zu vertreten. Millionen von Menschen auS allen DildungSkreisen teilen sie. Neues steckt wahrlich selten darin. Astronomie. Geologie, Biologie, geschichtliche und sprachliche Forschungen haben das Gebäude der Orthodoxie stark erschüttert. ES ändert an den frei heitlichen Ansichten doch wenig, ob sie auf dem Katheder, in Vereinen und Zeitungen oder auf den Kanzeln ver treten werden. Sensationeller wirkt es allerdings, wenn der Mann im Talar Dinge ausspricht, die mit der kirchlichen Tradition in Widerspruch stehen. Aber darin liegt doch kein vernünftiger Grund, um Wirrnisse heraufzubcschwören, die die Fundamente unserer kirch lichen Freiheit bedrohen könnten. DaS ist geschehen durch manche provozierende Aeuße- rung auf der Kanzel und namentlich durch die Anwen dung einer selb st erfundenen Taufformel durch Pastor Mauritz. Immerhin dauerte eS lange, bis der Senat gegen ihn einschrttt. Als eine Beschwerde von 80 hiesigen Geistlichen eingereicht wurde, als es wahrscheinlich wurde, daß man außerhalb Bremens der hiesigen Taufen die Vollgültigkeit bestreiten werde, mußte der Senat sich mit der Sache befassen. Er hat auch dabei jegliches Glaubensgericht abgewiesen. Aber nach Prüfung der ganzen Angelegenheit ist er zu der Ueberzeugung gekommen, daß die alte Formel „im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes", für die nach dem Kirchenrecht aültiqe Taufe erforderlich ist. WaS Pa stör Mauritz an baren Stelle gesetzt hat,darf nicht alsTaufe bescheinigt werden: solche Taufscheine wären un gültig, ihre fernere Ausstellung strafbar: letztere, sowie die ferner« Anwendung selbsterfun- dener Formeln hat der Senat unterfagt. Das allein hat der Senat getan. Darauf bat man nun in die Welt hinausposaunt, er habe die nochmalige Vollziehung der Taufe angeordnet und gar durch einen bestimmten anderen Prediger! Wahrlich eine lächer liche Erfindung, wo keine Obrigkeit in Deutschland über- Haupt die Macht hat, auch nur eine erste Taufe anzu ordnen, geschweige denn eine zweitel Und nun geschah etwas, was den Pastor Mau ritz vollends ins Unrecht setzte: er selber erbot sich, die Taufe an den nach der neuen Formel getauften Kindern nach dem alten RituS zu wiederholen. Und eS erschienen auch 100 von den etwa 600 betroffenen Familien; deren Kinder taufte nunmehr Pastor Mauritz noch einmal! Wenn er von der Richtigkeit und Gültigkeit seiner ersten Taufe überzeugt gewesen wäre, hätte er die Wiederholung ablehnen müssen: er hätte dann seinen Standpunkt mit Mut und Nachdruck vertreten müssen. Eino Wiedertaufe ist verpönt, eine solche hat auch er nicht gewollt. Da er nun nochmals taufte, so gab er seinen er st en Akt als ungültig selbst preis. Damit endigt dies unbefriedigende Intermezzo. Der Senat hat vollständig korrekt gehandelt. Nicht er ist eS gewesen, der die bremische Kirchen freibeit in Ge- fahr gebracht hat. DaS war vielmehr der unbesonnen« Radikalismus, der die Orthodoxie in ganz Deutschland gegen unS entflammt hat. vrr stntttana in Züämrtslrisa. Virluftlkft«. Ein Telegramm au« Windhuk «eldetr An Typhus gestorben: Reiter Hermann Lamlah, geh. am 18. August 1881 zu Stöckbeim, früher Beürkskmmando Magdeburg, am 28. Juni im Lazarett GochaS, Reiter Hermann G»lsch, geb. am 15. August 1881 zu Llein-PeiSkern», früher Grenadier» Regiment Nr. 4, am tzi. Inni i» Lazarett Lai«. Auni Sieg über Murewga schrei^ die „Nationalztg.": „Nach früheren Versicherungen sollte die Bande MorengaS durch die entscheidenden Kämpf« Deimlings um die Großen KaraS-Berge zu Anfang März endgültig zersprengt, Morenga selbst auf britisches Gebiet über getreten und dort entwaffnet worden sein. De- weiteren hieß es, Abraham Morri- fei auf dem Rückzüge au di« Grenze des Britisch-Betschuanalande- gefallen. Nun tauchen mit einem Schlage die unheimlichen Gestalten der feindlichen Führer wieder in den wilden Felseuhängen der Südostspitz« unseres Schutzgebietes aus. Dl« gesamte Bande MorengaS hat sich wieder zusammengesundru und iu eiuer Gefechtsstärke gezeigt, durch die jeder Optimismus, der eine baldige Beendigung des Hottentotten kriege« erhoffen mochte, auf lange Zeit hinaus gründlich zerstört worden ist. Die am Gamtoad-Revirr liegende Zufluchtsstätte MorengaS, die nach dem Kampfe von Hauptmann Siebert erstürmte Wasserstelle NaruS, ist aus der Kriegskarte nicht angegeben, vielleicht ist sie identisch mit der in tiefe Frlseutäler ewgezwängten Wasserstelle NorokoroS. Diese Mutmaßung wird unterstützt durch die Meldung, daß die geschlagenen Hotteutote« ia südlicher Richtung ge flohen sind. Vie marslrlransrche frag«. Nach einem Pariser Telegramm hat Herr Rouvier im gestrigen Ministerrat mitgeteilt, er werde nachmittags eine Besprechung mit dem Fürste» Radolin habe», der ihm die Antwort Deutschlands auf die srauzöstsche Not« zustrlle« werde. Der „Agence HavaS" ist gestern soujfliert worden: „Man ist hier ohne genaue Nachrichten über de« gegenwärtigen Stand der Verhandlungen zwischen Deutschland und Frank reich, aber die Auffassung iv den französischen diplomatischen Kreisen ist besser, al« man gestern abend zu glaube« schien. Eine versöhnliche Haltung Frankreich- wird in Berlin hin reichend gewünscht, um den Verhaudlungea, die fortgesetzt werden, eine günstige Wendung zu geben." I« der Spracht d«S höchst unterrichteten „LokalauzeigerS" beißt e-, „daß Fürst Bülow e« adaelehnt hat, «»Programm für die vom Sultan von Marokko vorgeschlagene Konferenz gemeinsam mit Frankreich auszustellen und in Sonderberatungru mit der französischen Regierung über diese- Programm em- zntreten. Der Standpunkt de« Fürste» Bülow dürfte allge meiner Zustimmung sicher sein und insbesondere bei den anderen Mächte» Anklang finden; denn eine Konferenz, auf der nicht beraten, sondern lediglich bereit- gefaßte Beschlüsse sormell sanktiouiert werden sollten, würde zu einer bloße» Farce herabgedrückt werden. Die Tatsache, daß weder der Deutsche Kaiser »och Fürst Bülow beab sichtigen, um Marokko einen Krieg heraufzubeschwörea, geht schon aus dem Eiser und der Energie hervor, mit der Deutschland bemüht ist, diese Konferenz zustande zu bringe». An Frankreich ist es, jetzt ja oder nein zu sagen." An hervorragender Stelle bringt der „Petit Pansien" die Mitteilung, daß Kaiser Wilhelm beim Empfange eine« Botschafters (?) mit folgenden Worten sich über die Grundlosigkeit aller Kriegsbesürchtungen geäußert habe: „Mit bedeutenden Opfern, die da- deutsche Volk in patriotischem Gerste darbringt, unterbaltrn wir ein mächuges Heer, da- jederzeit zum Schlagen bereit ist. Nichtsdestoweniger ist d,e Aufgabe, die wir un» gestellt haben, in ihrem innerste« Wesen eine Defensive. Entiprechend dem friedliebenden Geiste unsere- Bolle- wird Deutschland «iemal- in Europa die Initiativ« zu einer Angriff-Handlung ergreifen, außer wenn e- durch höhere Gewalt dazu gezwungen würde. Ern solcher Fall jcheint aber bei dem hohen Grade der Zivili sation der Völker, di« un» umgeben, mehr und mehr un wahrscheinlich zu werden." Auf dem Manöverselde Val- könne bei Lyon ueß General Lacroix kombinierte Tag- und Nachtmanöver auSsühren mit Zugrundelegung seiner Döberitzer Erfahrungen. Laeroix hatte als franzö sischer Spezialgesandter an den Hoch»e,t«feierltchkriten in Berlin teilgenommrn und mehrfach im Gefolge de- Kaiser« Truppen übungen im Döberitzer Lager beigewohnt. — Herr Clemenceau schreibt: Wenn Deutschland un- nur die Wahl läßt zwischen einer programmlosen Konferenz, wo alle Urbrrraschungen zu befürchten sind, und der kunstvollen Vorbereitung eine marokkanischen Streite» durch deutsch« Beschlagnahme Marokkos (!), dann müßten wir wohl dem Augenschein glauben und einsehen, daß mau uns systematilch all« Wege zum Friede» versperrt und sich die Wahl der Stund« und Mittel zur Gewalttat Vorbehalt." Der Ante» Spanien». Au« Madrid wird gemeldet: Der Minister des Inner» erklärte auf Befrage«, dir Konferenz de« Ministerpräsidenten Montero Rio- mit dem deutschen Botschafter v. Rado witz habe die marokkanische Frag« betroffen, er müsse sich aber absolute- Stillschweigen auferlegen wegen der deli katen Lage, die sich au- den Verhandlungen zwischen zwei befreundeten Mächten ergebe. — Der „Heraldo" wendet sich in einem Artikel an den gesunden Menschenverstand der Franzosen, damit st« die internationale Konferenz annehmen. vrr rurrisch-japanische Krieg. Der General Liaj «witsch telegraphiert unter dem 26. Juni: „Am 25. Juni ergriff der Feind di»-O f s r n siv e gegen unser« Kavallerievorposten südlich der Eisenbahn. Der Feind, welcher Verstärkungen an Infanterie und Kavallerie erhielt, vertrieb unsere Vorposten nach Norden zu. In der Gegend von Hailungchen ist am 24. Juni einer «nserer Kavallrrirposteu im Tale des Tsinkhe-Fluffe- vou den Japanern vertrieben worden. Wir sandten freiwillige Jäger zur Verstärkung, doch diese gerieten bei Santstatay iu vaS feindlich« Lrtilleriefeuer. Japanische Infanterie wurde in den koreanische» Berge» gesehen. Am 22. Juni griff der Feind unser« Vorhut an, welche sich nack> dem Kampfe »urückzog." Nach einer Meldung der Petersburger Telegraphenagentur aus Godsiadan wurde am 25. d. M. bemerkt, baß sich bedeutende japanische Streitkräfte gegen di« linkerussische Flank« kouzenlriertr«. Iu Kor«a find dir Japaner am 22. zmv Vormarsch gegen einige Kosakeasotnie» vor gegangen, vi« sich kämpf«»» »srdltch z»rtzckz»L«m Die japanische Vorhut steht io d«r Linie Tschatschudegi- Pugotin. Di« Linboverfu«- Aus Moskau wird gemeldet: Di« tu»»-«» beginnende Einberufung der Reservisten ist, nm Lnhäufimg« und Un ordnungen vorzubeugen, auf 2V Tage »»«gedehnt war- deu. Täglich werden gegen 1500 Manu «i»d«r»fe» und un verzüglich zu ihren Truppenteilen befördert. In Kiew «vd Romny ist die Mobilmachung angeküadigt worden. Dt« Japaner t« Aerea »mst t» Tchtisa. Ein Spezialkorrespondent de» „Daily Telegraph" hatKorea von Norde» nach Süden durchquert und macht einige Mitteilungen über di« von de» Japanern eiugeführten Reformen. Die Eisenbahnlinie zwischen Fusan und Söul wurde i» Jahr« 1904 sertiggestellt und am 1. Januar für de, Passagier- und Fracht verkehr geöffnet. Sie hat eine Länge vou -74 englischen Meilen. Die Brücken bestehen vorläufig noch an» Holt, es sind jedoch stählerne Brücken im Bau begriff««. Da» Mili tär baute eine Zweialinie von der Station Sanroschin »ach dem Hafen von Masampo. Die Militäreiseubahn von Söul nach Widschu ist nahezu fertigarstellt. Sämtliche Flüsse sind vorläufig mit hölzernen Brücken überbaut. Auf der Streck« von Fusan bi- Widsch» mußt«» 90 Tun nel- angelegt «erden. Von Swosch» w»rd« eine Zweig bahn nach dem n«u eröffneten Hafen Kendiho gebaut. Di« japanische Regierung hat jetzt den Postdienst über- uommeo. Di« Reorganisation der Polizei wurde durch «inen japanischen Kommissar nach japanisch«« Muster durch geführt. Als Münze ist ein neues Nickelstück, 5 Sen «zn- aesührt worden. DaS ganze Münzsystcm soll auf der Gotd- basi» reformiert werden. Bon Privatunternehmungen ist vor allen Dingen die Bildung einer große» Gesellschaft z« er wähnen, di« zu Ackerbanzwecke» Land auskauft, viele der vornehmsten aristokratischen Familie» Japan» haben in Korea Grundbesitz erworben. Auf dem Gebiete d«S Berg baues und der Fabrikation ist bisher w«nig g«schth«». Derselbe „Daily Telegraph" meldet au» Tokio: Vom 1. Juli ab werdrn Taschitschiao, Niutschwang, Andschanschan, Liaujang, Kaiping, Föngwangtscheug und Gaimats« für di« Japaner offen sein. A'"S^u ist jetzt voll von dort «msasfigen Händlern. In^Swantung hat di« Zivilverwaltuug begonnen. — Ei» Telegramm an« Peking berichtet, «s sei amtlich bekannt gegeben worden, daß in 12 Jahre« «ine konstitutionell« Regierung in Ehiua (?) eingesetzt werde» soll. In der Zwischenzeit soll«» di« »stig«» Re formen vorgenommea werdea. Deutsches Deich. Leipzig, 27. Juni. * Die Agitation gegen die Perfouentartfrefor». Im Abgeordnetenhaus habe» gestern der Nationalliberale Dr. Friedberg und der Freikonservative v. Zedlitz- Neukirch eine Interpellation eingebracht, die die Staats regierung über den Stand der Verhandlungen ru einer einheitlichen Reform des Personen- uod Gepacktarifs auf den deutschen Staatsbahnen befragt. — Die „Schles. Ztg.", die seit der Breslauer Protestpersammlung die Fragen der Personentarifreform mit besonderer Vorliebe behandelt, polemisiert gegen die „Berl. Pol. Nachr.", die geschrieben hatten: „Beinahe gewinnt e» de» Anschein, al» ob man, um der Kritik einen Schein von Berechtigung zu verleihen, selbst vor freier Erfindung nicht zurückschrrckt. Go ist nie davon die Rede gewesen, dir ermäßigte» Taris« für wissenschaftliche, mild« und öffentliche Zwecke, di« Ferien- sonherzügt, die Zeitkarten, Schüler-, Arbeiter- und Sonn tag» kart en oder Stadt- und Vororttarife gelegentlich der Personentarifreform zu ändern oder gar aufzuheben." Dir „Schl«s. Ztg." zitiert demgegenüber au» d«n amt- lichen Sitzung-Protokollen de- Abae ordneten haust» fol gende Sätze, die der Minister der öffentlichen Arbeiten, Herr von Budd«, selbst in brr Sitzung am S. Marz, also «rst vor drei und einem halben Mona», gesprochen hat, und zwar in Erwiderung auf eine Beschwerde de» Aba. Busch über die wenig entgegenkommende Haltung der Eisrnbahndirektion Köln gegen die Einführung neuer Sonn tag« karten. Herr von Budde sagte: „Wenn der Eisenbahndirektion«vräsid«nt in Köln eine Anzahl von Sonntagskarten abgrlehnt hat, so hat er da« nicht getan, wie der Herr Abgeordnete Busch sagte, »u» „einseitig-si-kalischen" Gründen, sondern, »eine Herren, weil es meine Absicht ist, di« Sonntaaskarten nicht weitrr zu vermehren, sondern mit dir Person«« tarif- resorm aufzuh«b«n. Wenn wir derartig« >»«uahme- tarisr von nrurm «insühren, dann werdrn natürlich die «inseitig - fiskalischen Klagrn de« Puhlikums trotz der großen Reform, di« hoffentlich kommen wird, umio größer «erden. Außerdem gibt e« nicht nur am Rhein, im Direktion-berirk Köln, ein« aanze Anzahl hübscher Au-stug-orie, d»e mit billigen Gonntag«karttn oder womöglich umsonst «rreicht werd«» möchten. Ich habe daher di« Pflicht, deu Herrn EisenbahaRrrktion«- Präsidenten in Köln gegen einen solchen unberechtigten Vor wurf in Schutz zu nehmeu." Da« steht also amtlich fest, daß Herr vou V«dd« am 9. März dir Absicht gehabt hat, mit der Reform die Sonntagskarten aufzuhebe». Ob unter dem Einfluss« der Volksbewegung in dieser Absicht eine Wandlung eiagetrete» ist, wie n«uerdings behauptet Word«» ist, läßt sich, so schreibt di, „Schlrs. Ztg.', nicht festste!!«». * Dte Vi«m»rcka«denkf»ier »»d dl« Mtrimontmm». Wie ultramontan« Blätter sich dem Andenken Bl«marck« »,d s«i»er unveraleicklichen Schöpfung gegenüber stellen, zeigeu zwei Zeil«» in Nr. 804 der Bonner „Deutsch«« Retch«- Zeituug", deren lakonisch« Kürze um so aoffall«»d«r ist, «eil sie gleich hinter «inem weit au«führlich«reu Bericht über die Frob»l«ichaam«pr»zessio» fkehen: „Linen Fockelzug zur Msmarcksäule veronfialwt,« «n Mittwoch abend mehrer« Korporationen d«r hiesigen Untmrfität." Den „Hamb. Nachr." wird dazu au« Don» gefchrfeten: Während andere Blätter diese» Tn laß benutz«, --»st »eit
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