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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.05.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270509016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927050901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927050901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-05
- Tag1927-05-09
- Monat1927-05
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.05.1927
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auserbalb 20Pfg. Öfferlenaebi >0. Bu,w. AuftrSge g«o»u Dorau«b„> 218 Gegründet 18S« Monlag. d. Mai VmbtantchAfti N«ck-1ckt»» »»„»«, iknrlvrrchrr - Sa«m«Inumm»r, SS 241 Nur für Na»«i«svrS»»r 20011 B-Mg--«ebIchr ., . Di« Amrjoru w«rd»n na» Aoldmark brr«ckn,t: di« etuiv-Ut-» » »»» Anzeigen-Preife: ^ ^ « M. T<«-m>rnau,«i,»u uubSt^»«,«,^ »»»ftraß« 36,42 kiou Stovl« ck Neichaudt i» Vrwd« Pcbeck-Koirto 10SS Dre»d«u Nachdruck nur «tl d«utltch«r Qu»ll«nan,ab« >.Dr«»dner Nachr.'» «uläsfta. Uuvrrlanot« SchrtMück» w«rd«u nicht aufd«»adrt Berlin im Leichen des Stahlhelms. Ein glanzender Erfolg durch strenge Disziplin. — Ungestörter Verlauf -er Tagung. Vergebliche Slörungsversuche -er Kommunisten. <Drahtm«ld«ug unsrrer Berliner Schriftleitun g.) Berlin. 8. Mai. Berlin stand heute im Zeichen deS Stahl- Helms. Aller Boykott der Linken hatte nicht verhindern können. taS endlose Scharen der graugeklctdeten Stahlhelmmänner aus dem ganzen Reiche aus den Berliner Bahnhöfen ein trafen. Im Lause der Nacht und in den frühen Morgen- stunden sind in Berlin nahezu 70 übervolle Sonder züge aus allen Teilen des Reiches eingetroffen, die über 100 000 Stahlhelmkameraden zur groben Stahl- helm^kundgebung brachten. Es mußten sogar mehr Züge ein- gelegt werden, als ursprünglich beabsichtigt waren. Bei ihrer Ankunft in Berlin wurden die ankommenben Kameraden von Abteilung«! des Berliner Stahlhelms empfangen und unter dein Bvrantrttt von Musik-Kapellen in die Quartiere gebracht. Die Polizei war schon seit den frühen Morgenstunden aus dem Plan und hatte vor allen Dingen die Anmarsch, straßen besetzt, durch die die sechs ungeheuren Züge des Stahl- Helms entsprechend dem festgelegten Ausmarschplan maischte- reu sollten. Ununterbrochen durchfuhren Lastkraftwagen mit SchupoS die Stadt: Patrouillenwagen. berittene Beamte und Streifen auf dem Fahrrad eilten den vorgesehenen Sammel- platzen zu. Auch bi« Bahnhöfe hatten sehr starken Polizei- sichen Schutz erhalten: sobald ein Sonderzug etnlies und die ankommenben Stahlhelmleute die Straße betraten, setzte sich ein Lastauto mit Polizeibeamten an die Spitze, während ein zweiter Wagen am Ende folgte. Unter klingendem Spiel, dt« Fahnen von den Abtetlun- gen, zogen die Stahlhelm-Kolonnen durch daS tn den Morgen- tunden ruhige Berlin. Die ehemaligen Frontsoldaten, ge- chmllckt mit den im Kriege erworbenen Auszeichnungen marschierten an der Spitze der Züge. Je näher die Mittags- stunde rückte, um so lebhafter wurde es auf den Anmarfchstraßen, besonders im Norden und Osten Berlin«. Neben den schwarz, weiß-roten Fahnen, die in einer Zahl, die man nicht für möglich gehalten hätte, die Häuser schmückten, sah man vereinzelt vor allem an den Lokalen, in welchen die Kommunisten ihre Versammlungen abhalten, auch rote ffahnen. und aus diesem Anlaß gab es vielfach Reibereien zwischen den Mietern des Hauses und auch zwischen Passanten, die zum Teil sehr kräftig ihre Ansicht vertraten und sich daS Heraushängen der roten Flagge in energischster Weise ver baten. Di« Polizei mußte hier häufig schlichtend eingreisen, wenn die politischen Auseinandersetzungen tn Tätlichkeiten überzugehen drohten. Die Kommunisten batten tn der Nacht zum Sonntag an verschiedenen öffentlichen Stellen, darunter auch an den Litsaß-Säulen. riesige Plakate mit der Inschrift angebracht: »Die beste Antwort auf den 8. Mai ist der Eintritt in den Roten Frontkämpserbund." Die Kommunisten hatten ihre Mitglieder, die übrigens sämtlich „Zivil" trugen und die meist jedes Abzeichen vermieden hatten, zu Demonstrationen aus dte Straß« gebracht. Längs der Einmarschstraben stauten sich Hunderte von Kommunisten, die zum allergrößten Teil Räder mit sich führten. Erschienen die Stahltzelmzüge. so stimmten sie die Internationale an, während Sprech- gruppen immer wieder riefen: „Den Faschisten den Tod! Berlin -leibt rot! Eure Rechnung hat ein Loch, wir Kom- muniste« siegen doch!" und dergleichen mehr. Dte Polizei mußte immer wieder eingreifen und dte Kommunisten ab drängen. Besonders tumultarisch gestaltete sich der Vorbei marsch tn der Schönhauser Allee, der Pappel-Allee, Chaussee straße und in der Nähe der Neuen Welt. Hier hatten sich ln dichten Scharen auch die Freunde des Stahlhelms versammelt und zwischen diesen und den Kommunisten kam cS überall zu Reibereien. Während die eine Partei „Frontheil!" ries und den Vorbeimarschierenben lebhaft zuwinkte, brüllten die Kommunisten „NtederI" und sangen die Internationale. Unbekümmert um das Gebrüll der Kommunisten marschter- ten die Stahlhelmzüge in völliger Ruhe. Dte Musik-Kapellen spielten nicht, hauptsächlich aus dem Grunde, um zu ver- meiden, daß Kommandos der Führer überhört wurden. Die Zwischenrufe der Kommunisten wurdcn von de« Stahlhelm» Kolonnen nicht mit einem einzige« Wort erwidert, und die eiserne Disziplin, dte von den Scharen der grauen Männer ausging, verfehlte ihren Eindruck auf die disziplinlosen kvN- muntsttschen Horden nicht. Im Mtttclpunk der Stahlhelmveranstaltungen stand -er Fronlsol-alen-Appett, der im Lustgarten und Unter den Linden stattfand. Schon tn de» frühen Morgenstunden setzte aus den vorher mit der Polizei vereinbarten Straßenzügcn aus allen Teilen der Stadt konzentrisch der Anmarsch der Stahlhelmformattonen ein. die auf ihrem Zuge durch die Stadt stürmisch begrüßt und bejubelt wurden. Dte Züge, die mit ihren gewaltigen Massen trotz aller Vorkehrungen manchmal die Anmarfchstraßen völlig verstopften, wurden von Spielleuten und Musik-Kapellen, so- wie von Fahnenkompagnien mit den Bannern und Standarten der Landesverbände eröffnet. Die Fahnen waren mit Eichen laub geschmückt und trugen zur Ehrung der im Kriege Ge- fallenen schwarzen Flor. Die dem ehemaligen Königs- ha»S überlassenen Schlösser, das Palais des Kaiser Wilhelm»!, und das Niederländische Palais hatten tn den alten preußischen Farben geflaggt. Um 1L Uhr mittag» glichen -er Lustgarten «nb die an» grenzenden Plätze, von de« Zügen gefüllt, einem regelrechte« Heerlager. Die ausmarschiercnben Formationen tn ihren selb- grauen Uniformen und Windjacken hatten ihr feldmarsch- mäßiges Gepäck abgelegt und die Stahlhelmer hatten sich, so aut es ging, gelagert, um sich von den Strapazen der Nachtfahrt und des Anmarsches etwas auSzuruhen. Gegen 1 Uhr war der «usmarsch im allgemeinen beendet. Auf der Freitreppe de» Alten Museums batten dte Ehrengäste Aufstellung genommen. Zahl- reich vertreten waren auch die bürgerlichen Fraktionen des Reichstages und des Preußischen Landtages, di« Vater- ländischen Verbände. Jugendorganisationen usw. In den Lüs- ten kreisten mehrere Flugzeuge mit schwarz-wetß-roten Wim- peln und mit dem Stahlhelm-Abzeichen, und «ine Maschine warf unter brausendem Beifall einen schwarz-weiß-roten Wimpel über dem Lustgarten ab. Um 82 Uhr gab ein Hvrnsignal das Zeichen, baß -er Abmarsch Ver Fronken -urch vie Dun-esleUung beginne. Zunächst begaben sich dte Bundesführer Sei dte und Oberstleutnant Duesterbera in Begleitung deS Leiter» der Berliner Stahlhelm-Gruppe, des Majors «Stephani, zum Denkmal FrtedrichsdesGroßen. an dem sie einen Kranz niederlegten. Dann schritten sie unter den Klängen deS PräsentiermarscheS und den brausenden Front^eil-Rusen die Fronten der tn tiefen Kolonnen ausgestellten Formationen ab. stürmisch begrüßt auch von den überall verteilt stehenden Zuschauern. Zunächst wurde dte Front Unter den Linden, sodann die der am Schloßplatz und im Lustgarten aufgestellten Stahlhelm-Verbände abgeschrttten. ES war 88 Uhr nachmittags, ehe -ie eigenlliche Feter beginnen konnte. Sie wurde eingeleitet mit dem Gesang deS Chorals „Wir treten mit Beten", den eine Kapelle von der Domkuppel herab begleitete. Dann ertönte, verbreitet von mehreren GiemenS-Lautsvrechern. das Kommando „Znm Ge dächtnis der Gefallene« stillgestanden!" Die umflorten Fahnen senkten sich und eine Minute hindurch verharrten die Zehn- tausenden tn lautlosem Schweigen in Ehrung ihrer gefallenen Kameraden. Dann erklang daS Lied „vom guten Kameraden". ES folgten danach die Ansprachen, und »war ergriff der 1. Bundesführer Seldtc von der Museumsfreitreppe herab daS Wort, während für den 2. Bundessührer Oberstleutnant Duefterberg etn in den schwarz-wetß-roten Farben verkleidetes Rrdnerpodium auf dem Platz vor der Neuen Wache errichtet worden war. ^ Sel-ke betonte einleitend, es sei den deutschen Frontkämpfern leider nicht vergönnt gewesen, siegreich durch das Brandenburger Tor tn der Neichshauptstadt einzuztehen. In Not und Niedrigkeit hätten sie das Vaterland vorgefunden, aber un- gebrochen seien die alten Frontsoldaten an den Wieder- aufbau gegangen, um daS Vaterland in alter Herrlichkeit wieder erstehen zu lassen. — Dann wurde von beiden Bundesführern die bereits bekannte Botschaft des Stahl helm» verlesen. Sie wurde wiederholt von brausendem, mitunter minutenlang anhaltendem Beifall unterbrochen, besonders als die Forderungen der Wiederherstellung des deutschen Wehrrechtcs, des Widerrufes des Kriegsschuld- bekenntnisses und der Wiederanerkennung der Fahne schwarz-weiß-rot erhoben wurden. Ebenso ertönte lauter Beifall, als die Stärkung der Machtbefugnisse de» Reichs präsidenten verlangt und die Berechtigung der marxistischen Lehre bestritten wurde. Mit brausenden Front-Heilrufen und dem gemeinsamen Gesang des Deutschland-LiedeS sowie deS Chorals „Nun banket alle Gott" fand die Feier ihr Ende. Um 84 Uhr formierten sich die Verbände zum Vorbeimarsch» der an zwei Stellen gleichzeitig erfolgte, und zwar vor dem ersten Bundessührer vor dem Katser-Wilhelm-Denkmal an der Schloßfreihett, wo auch die Kriegsinvaliden des Stahl- Helms auf Stühlen Platz gefunden hatten, sowie vor Oberst, leutnant Duesterberg, der vor der Universität Aufstellung genommen hatte. Der Bundessührer Seldte wurde unter Heilrufen auf die Schultern gehoben und so vom Lustgarten zur Schloßfreihett getragen. Hier eröffnete den Vorbei marsch unter allgemeinem Jubel der Zuschauer der Landes- verband Groß-Berlin. Mit ihm marschierte auch die Ortsgruppe Potsdam, bei deren Herannahen besonders stürmische Front-Heilrufe ertönten, die den Prinzen Eitel Friedrich, Oskar und August Wilhelm von Preußen galten, die als Stahlhelmer in der ersten Gruppe hinter den Fahnen der Potsdamer Ortsgruppe an Seldte vorbeimarschierten. Der Vorbeimarsch vor den BnndeSführern war erst in der siebente» Abenbstnnde, also nach nahezu vierstündiger Dauer, beendet. In allen Stadtteilen waren die langen Kolonnen der Stahlhelm-Kamerabem dte mit Musik und unter dem Ge sang vaterländischer Lieder zu ihren Quartieren oder auch gleich wieder zum Bahnhöfe marschierten, Gegenstand -er lebhaftesten Begrüßung der Zuschauer, die nament lich an den größeren Straßenkreuzungen dem Vorbeimarsch betwohnten. Die Tatsache, baß sowohl der An» wie der Abmarsch der Zehntansende von Stahlhelm-Leuten sich ganz reibungs los gestaltete, legt wohl da» beste Zengnt» ab für die von de« Stahlhelm«»« bewiefene straffe Disziplin. Ueberall kam e» znm Ausdruck, daß noch keine der zahl reichen Kundgebungen, die Berlin in den Jahren nach der Revolution gesehen hat. eine» so überwältigenden Eindruck hinterlassen hat. «ie die hentige de» Stahl helms. Eine volle Anerkennung gebührt anch der Arbeit der Berliner Polizei, die mit ihre« gesamten 18 080 Mann seit Donnerstag ans den Beine« war, n« dte ««gehinderte Abwicklung deS Stahlhelm-Programms z« gewährleisten. Äommunislische Ueberfülle. Immer wieder versuchten vorzugsweise kommunistische Elemente, die einzelnen Stahlhelm - Kameraden zu überfallen und «tederzuschlageu. So wurde» in der Nacht zum Sonntag tn der Goltzstraße tn Schöneberg zwei Stahlhelm-Leute überfallen. Der eine von ihnen, Fritz Lutz, erhielt einen Lungen st ich und mußte ins Kranken haus gebracht werden. Der andere, der eine Kopfverletzung erhalten hatte, konnte nach Anlegung eines NotverbandeS sich tn seine Wohnung begeben. Dte Täter konnten leider unerkannt entkommen. Gegen 82 Uhr wurden tn der Manteuffelstraße zwei Stahlhelm-Leute von Roten Front kämpfern überfallen. Sie wehrten sich aber recht energisch und trieben dte kommunistischen Nowdies in die Flucht. Um S Uhr nachts gab es einen Zusammenstoß zwischen fünf Stahlhelm-Leuten und etwa zehn Kommunisten. Ei« An gehöriger des Stahlhelms wurde leicht verletzt. Dte Täter sind auch hier entkommen. Während des Anmarsches wurde tn der Schönhauser Straße ein junger Bursche verhaftet, der einem auf dem Damm gehenden Stahlhelm-Mann ein Bein stellte und ihn so zu Fall brachte. Ueber die Arbeit der Polizei wurde im Laufe des Nachmittags vom Polizeipräsidium etn Bericht ausgegeben, tn dem es heißt: Nachdem es am Sonnabend bis zum Ende der Stahlhelm-Veranstaltung im Stadton erfreulicherweise nicht zu größeren Zwischenfällen und Zusammenstößen gekommen war, ist auch der Sonntag selbst bis zum Ende der Kundgebung im Lustgarten im all gemeinen ruhig verlaufen. Es haben sich jedoch im Laufe des gestrigen Abends, der Nacht und des heutigen Tages eine Reihe von kleineren Zusammenstößen politischer Gegner sowie Zusammenstößen mit der Polizei ergeben, die zu einer Reihe von Festnahmen führten. I« ganze» «nrden an beide« Tagen bis Sonntag nachmittag 4 Uhr AS Personen zwangsgestcllt und der Abteilung In deS Polizeipräsidiums eingeliefert. Bei de« Uebersälle« ans Stahlhelm-Leute wurden zwei schwer und sieben leicht ver letzt. Nach Schluß der Kundgebung im Lustgarten »nrden in der Zeit von 4 bis 6 Uhr nachmittags insgesamt «och 188 männliche Personen eingeliefert. Acht wegen Trans portgefährdung, Ueberfalls und Körperverletzung festgenom mene Personen werden am Montag dem Vernehmungs richter im Polizeipräsidium vorgeführt. Ein unvergeßlicher Sonnkag. lDrahtmeldung unserer Berliner Schrtstleitnng.s Berlin, 8. Mai. Für die von der Linken immer als „rotes Berlin" htngestellte Reichshauptstadt, dte aber nicht so rot ist, wie man sie haben möchte, wird dieser hochsommer lich-heiße Maiensonntag einer der Tage sein, die sich un vergeßlich dem Gedächtnis einprägen. Daß daS Be kenntnis zum vaterländischen Gedanken so stark, so be zwingend und überwältigend sein würde, das hätte wohl nie mand von den Leuten erwartet, dte mit allen nur erdenk lichen Mitteln gearbeitet hatten, um den deutschen Männern, dte der Geist der Kameradschaft, der Wille zur Wtederauf- richtung ihres Vaterlandes zusammenhält und sie alles andere vergessen läßt, das Kommen nach Berlin zu verleiden. Nahm man ihnen auch dte Quartiere, mußte ihren Führern vom Hotel Prinz Albrecht aus, in dem die Bundesleitung arbeitete und wohnte, auch in letzter Minute noch die Mitteilung ge macht werden: wir wissen nicht, wo wir nun die Kameraden unterbrtngen sollen: sie kamen doch, sie kamen über daS ursprünglich vereinbarte Maß hinaus. ES war keiner, der das Stahlhelmabzeichen trägt, der an diesem Sonntag in der Heimat sein wollte. AuS den bayri schen Bergen und aus Ostpreußens Dörfern kamen sie zu Fuß nach Berlin marschiert. Sie hätten das nicht ge braucht, wenn eS so wäre, wie es die Linkspresse immer hin gestellt hatte, baß einige Industrielle den ganzen Stahlhelm tag „finanziert" hätten. Diese deutschen Männer brauchten nicht „finanziert" z« werden. Diese 118 888 Männer, alle ge eint vom gleichen Wollen, alle gekleidet in das gleiche graue Tuch, dessen Farbe ihnen das Fronterlebnis lieb und wert gemacht hat, waren erschienen, mehr, als der Lustgarten zu fassen vermochte. Allein der Anblick dieser von Disziplin gestrafften Scharen war schon ein Erlebnis, ein erstes großes wieder seit den Tagen, da unser ruhmreiches Heer aufhörte zu bestehen. Größer und tiefer noch wurde dieses Erlebnis bedeutungsvoll durch den Gedanken, baß hier eine Elite der Nation ihr Wollen vorträgt, als durch Niesenlantsprecher, jedem einzelnen vernehmbar, Franz Seldte bekanntgab, was der Stahlhelm will: keine neue Klnft schaffen, keine neue Partei bar stelle«, im Gegenteil, er will Überdrücken, er will Par teien, die guten Willens find, z« einem Ganze« zu- sammeufaffen. ' Einmal, gleich am Beginn der Seldteschen AuSführun- gen, da war's, als brächen alle Schranken der sonst so mustergültigen Disziplin, die Hände fuhren tn die Lüfte, und Minuten und nochmals Minuten hindurch ertönte eine einzige gewaltige Stimme, die Stimme der deutschen Männer, die Wehrrecht und Wchrwtllcn proklamierten. Hier zeigte sich, daß auch das Schlimmste und Bitterste, wa» man uns antat. uns die Kraft zum Wehren, den Willen zur Ber- tetdigung nicht hat nehmen können. Ebenso gewaltig war der Eindruck, als aus 100 000 Kehlen das Deutschlandlied zum Himmel drang. Ebenso gewaltig ferner der Eindruck de« stundenlangen Vorbeimarsches der Stahlhelmer an ihrem Führer, und als letztes von diesem Neichsfrontsolbatentage tn Berlin blieb der tiefe und unverwischbare Eindruck von der bezwingenden Macht des nationalen, des vaterländisch«« Wolle»«.
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