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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-06
- Tag1891-06-23
- Monat1891-06
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1891
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Urdarlion und Erprditio» Johannrsgasse 8. SpreMundki, der Nrdaciion Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5— 6 Uhr. tzvi di« NUckßabe r,n,,>-ndlri Manulcrirt« macht sich »>e Rcdaclio» »>ch! vcrdindlich. Annahme der für die »ächstsolgende Nnmmer bestimmte» Inserate an Wochentagen bis 3 tthr Nachmittags, ,n kann- und Festtagen früh bis' ,V Uhr. Zn den Filialen für Iils.-^nnal>mr: Ött» Siemm's Lortim. «Alfred Hahn), Universilütsstraße I, LontS Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und Königsplatz 7, nur bis ' ,8 Uhr. NbomiementsPreiS vierteljährlich 4>", Mk. ln All-Lcipzig, incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nru. 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbejörderung 60 Mt., Mit Postbesördernng 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichnis». Tabellarischer u. Ziffernsatz nach HSHrrm Tarif. Reklamen unter dem Redactionsstrich die 4 aespalt. Zeile öOPf., vor den Familien Nachrichten die Ogespallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die lfxpkdition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumeramlo oder durch Post» Nachnahme. 174. Dienstag den 23. Juni 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Gewölbc-Vermiethnng. Am hiesigen Rathhause ist das Vühitkiiqeiniilbc Nr. s am Markt vom I. Oktober d. 2- ab gegen halbjährige Kündigung anderweit zu vermiethen. Miethgcsuche werden auf dem Nachhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegcngenommen. Leipzig, am 20. Juui 18VI. Ter Rath der Stadt Leipzig. In. 1409. vr. Georgs. Krumbicgel. Gesucht wird anderweit der am 5. April 1852 zu Hermsdorf geborene Handarbeiter Georg Fra»; Wrndt. Derselbe ist zur Fürsorge für seine hier der öffentlichen Unter stützung anheim gefallene Familie anzuballen. Leipzig, den 15. Juni 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. (A r men- A u> t.» 8. III. 518. Hcntschel. Wendt. Oicbstajils-öekamltmachuitg. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein dunkelblauer Sommrrübrrzicher mit schwarzem Atlas- futter und Stosshenkel, am 14. d. M.; 2) eine kleine Rococro-Brochc, ein Frauen-Portrait darstellend, mit Sicherheitsnadel und kleinem Nahinen, in welchem oben ein kleiner Saphir eingelegt ist, auf der Hinteren Platte eingravirt: „6. August 1889". am 13. d. M.; 3) eine länglich goldrnr, mit ä sour gefaßten Brillanten und Opale» besetzte Brache, am 4. d. M.; 4) eine ovale Granat-Broche, in der Mitte ein großer Stern, um welchen 9 klein« Granalslernchen eingesetzt sind, seit 26. vor. M.; 5) ein Bild, ein Gosenrestaurant in Kamerun darstellend, im Juli bez. August vor. I.; 6) 12 Stück Marderfelle, 9 italienische, 3 türkische, Ende vor. bis Mitte d. M.: 7) circa 12 bi» 1k m Bletrohr. in vier verschiedenen Malen, je 3 bis 4 m, innerhalb der letzten sechs Wochen; 8) rin 4rädriger blaugestrichener Handwagen mit Kasten- aufsatz, Deichsel mit rundem, eisernem Griff, theilweise defectcm Boden: aus dem Wagen befanden sich 5 Körbe und einige Säcke mit Grönwaaren, sowie 2 Maatze, am 18. d. M.; 9) ein vierrädriger, mittelgroßer, blaugestrichener Lriterhand- wagen, fast neu, am 20. d. M.; 10) ein Lastwagen mit biauacstrichenem Gestell, ungestrichenen Aussatzbrettern, rotbgcstricheiicm Giebelaussatz und mit der Firma: „>V. Klein, Stötteritz", vom 12. bis 19. d. M.; 11) ei» kupferner Kessel mit 2 Henkeln, ziemlich neu, ungefähr 3 Eimer Wasser fassend, und eine Waschwanne von Zink mit zwei angelötheien Griffen, außen gelbgcstrichen, am 18. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verbleib der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 22. Juni 1891. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: Or. Schmid. W. Laut erstatteter Anzeige ist die dem Buchhändler Herrn Johann Nikolaus Guitiennc lneramtS am 3. d. M. unter >o. X/506 aus gestellte Paßkarte abhanden gekommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird dieselbe hiermit für un- giltig erklärt. Leipzig, den 20. Juni 1891. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: H. 3155. vr. Schmid. K. Laut erstatteter Anzeige ist die für Herrn Maximilian Zrhl, Handlungsreiscnder der Firma O. Th. Wimkler hier, am 27. De- cember 1890 ausgestellte Gewerbelegitimationskarte Nr. 1108 ver- loren gegangen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird dieselbe hiermit für un- giltig erklärt. Leipzig, den 20. Juni 1891. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: IV. 3567. vr. Schmid. Nerger. Freiwillige Versteigerung. Tie im Grundbuch« auf den Namen Frauen Agnes verehel. Iänichen geb. Granes», Frauen Antonie verehel. GrcgoriuS verw. gewes. Wirth geb. Graneß, Frauen Adelhaid verehel. Särchinger verw. aewcs. Apitzsch geb. Graneß, Herrn Bäcker Robert Graneß, Herrn Oscar Graneß und der unmündigen Geschwister Günther, als Margarethe, Frieda und Anna eingetragenen, in Leipzig-Neureudnitz gelegenen Grundstücke, als: u. das an der Reitzcnhainer Straße Nr. 49 gelegene Grund- stück, bebaut mit einem Bordergebände, zwei rechten Seitengebäuden, einem linken Seitengebäude und einem Wetterdach, Nr. 14 des Flurbuchs und Folium 10 des Grundbuchs für Leipzig-Neureudnitz, b. das daran stoßend« Feldgrundstück Nr. 15 des Flurbuchs und Folium 11 des Grundbuchs für Leipzig-Neureudnitz, zusammen aus 53 200 geschätzt, sollen an hiesiger Amtsgerichts stelle Zimmer 206 ben 27. Juni 18V1 Vormittags 11 Nhr zusammen freiwilliger Weise versteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen, sowie die Beschreibung der Grundstücke und die sonstigen Unterlagen liegen in der Gerichts schreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts zur Einsicht aus. Leipzig, am 19. Mo» 1891. Königliches Amtsgericht, Abtheilnng II. Stcinberger. Die Kohlen» und Prtrolenmlirfernng für das Landgericht und die Staatsanwaltschaft Leipzig auf das Winterhalbjahr 1891)92 ist vergeben. Königliche» Landgericht Leipzig, den 22. Juni 1891. Die preußische Thronrede. E» herrscht das Gefühl der Befriedigung und GemiH- tbuung in der Thronrede über da» Ergebniß der Thätigkeit de» preußischen Landtage» in der verflossenen Session, und in der Tbat ist dieses Gefühl auch Wohl begründet nach den Kämpfen und Anstrengungen, die eS gekostet hat, um das Einverständniß leider Häuser mit der Regierung über da» Einkommensteuergesetz und die Landgemcindcortnung zu er zielen. Es ist von Heiden Seiten Selbstverleugnung geübt worden, um dahin zu gelangen, von der Regierung wie von der Volksvertretung, aber schließlich siegle doch die Ucber- zeugung von der Nothwendigkcit der von der Regierung angestrrbten Reformen über Vcrurthrile und Partei- Interessen: eine gerechtere Steuervertbeilung und die Ausdehnung der Selbstverwaltung auf die Landgemeinden könne nur zur Erhöhung der Zufriedenheit des Volkes bei tragen: cS ist gänzlich ungerechtfertigt, die Laudgcmciiidc- ortnung als ein gefährliches Experiment darzustellen, durch welches der Eindruck der Socialdciuokratie auf das Land gefördert werde. Nicht Stockung des StaatSlebcnS und Versteinerung der bestehenden Einrichtungen kann die Rickt- chnnr für die Zukunft bilden, sondern ruhiges, dem natür lichen Entwickelungsgange entsprechendes Fonschrciten auf gegebenen Bahnen ist die Aufgabe, auf deren Erfüllung jedes gesunde StaatSwescn bedacht sein muß. TaS Bedenke», daß daS Zeitmaß für die Durchführung der nöthigcn Reformen zu schnell sei, dient nur alö Borwand ür die Unlust, von bestehenden Vorrechten irgend etwas chwindcn zu lasse». Die Ueberbleibscl der Vergangenheit miissen nach und nach der fortschreitenden Zeitcntwickelung weickeii, und was könnte sich der Umwandlung besser empfehlen, als was öffentlich als ungerecht und den Zeitgeist widersprechend anerkannt ist? Der SocialiSmuS leitet einen große» Theil seines Einflusses ans die Massen aus Zuständen her, welche sich überlebt haben und leider nur zu lange bestanden haben. Die Socialiftcn erheben den Anspruch der Gleichberechtigung und diese muß ihnen auch grundsätzlich rugcstandcn werden. „Gleiche Rechte und gleiche Pflichten", so lautet daS Grundgesetz dcS modernen Staats, aber nicht Gleichheit der gesellschaftlichen Stellung, dcS Besitzes und dcS Rechtes aus Lebensgenuß, wie cS die Socialistcn verlangen. Wie die Gaben der Menschen verschieden sind, so ist auch ibren Ansprüchen auf Geltung als Personen eine natürliche Grenze gezogen Der parsame, zum Erwerb und zur Ansammlung von Werthen geeignete Mensch hat mehr Aussicht, reich zu werden und ererbten Rcichlhum zu erhalten, als der sorglose, leichtlebige, den Werth dcS Geldes mißachtende Mensch. Tic dadurch bedingten Unterschiede baden immer bestanden und werden immer bestehen, aber gewisse Grundrechte müssen allen Mensche» gemeinsam sein, und diese Gemeinsamkeit ist auch in der ganzen civilisirtcn Welt anerkannt, wen» auch nicht durch- gcsührt, wie die neueste Gesetzgebung in Preußen überzeugend darthut. Auf diesem Wege bleibt noch viel zu lbun übrig, und wer hier mit Tbatkrast cinzrcift in die Entwickelung, hat daS Recht auf die Anerkennung der Mit- und Nachwelt. ES darf als ein schönes Zcugniß für die Bestrebungen eines mächtigen Staatsoberhauptes gedeutet werden, wenn er am Schluß einer arbcitSvollen Session der Volksvertretung seine Gcnugthuung darüber äußert, daß von seiner Seite Alles geschehen ist, was geschehen konnte, um daS Wohl dcS seiner Obhut anvertrautcn Staates zu fördern, und daß sich die Erkenntniß dieser Dhatsache trotz aller enlgcgen- stcbendcn feindlichen Bestrebungen mehr und mehr in allen Kreisen Bah» bricht. Den Beifall Aller zu gewinnen, ist den Besten niemals oder doch in der Regel, wenn eS überhaupt geschah, erst sehr spät gelungen. Tüchtiges Streben, besonders wenn cS mit persönlichen Fähigkeiten verbunden ist, pflegt stets Feinde und Neider zu erwecken. Wer wäre in seinem Verhalten stets so geartet, daß ihm die Kritik nichts anhaben könnte? Wer ist aber andererseits im Stande, die Beweggründe von Handlungen, welche sich nicht dcS Beifalls der öffentlichen Meinung erfreuen, richtig zu würdigen? Wer ans einer hoben Warte steht, ist weithin erkennbar und muß sich dem Urtbeil von Jedermann schonungslos anösetzen. Ist cS aber vielleicht besser, sich den Blicken der Menge zu entziehen, die Uniiab- barkcil der Stellung zu benutzen, um nur von der Verborgen heit aus zu wirken und einen vielleicht unheilvollen Einfluß auf die Entwickelung deS Ganzen auszuüben? DaS Ideal deö constitutionellen Staats ist nach der hergebrachten Theorie, daß das Staatsoberhaupt der Initiative entbehrt und cS de» Wahlen überläßt, Bestimmungen zu treffen über die Richtung, in welcher sich die Politik des Landes bewegen soll. Dieses Ideal ist verkörpert in England, in Italien, in Belgien, in Rumänien u. s. w. Aber cs gehört nur dahin, wo eö aus den Zuständen erwachsen ist. DaS ist in Preußen nickt der Fall, dort hat der König niemals auf daS Recht der Initia tive verzichtet, und die BerfassungSkämpse haben gezeigt, daß die Krone auch nicht geneigt ist, sich dieses Recht verkümmern zu lassen. Die Entwickelung deS preußischen Staates ist eine solche, daß sie in der Hauptsache auf die persönlichen Eigenschaften seiner Herrscher zurückzufübren ist. Ter große Kurfürst Friedrich Wilhelm, der große König Friedrich II. und in neuester Zeit Kaiser Wilhelm I. sind die Fürsten, welchen Preußen seine heutige Macht und Größe verdankt. Die Umwandlung in den VcrfafsungSstaat ist zu einer Zeit geschehen, in welcher die allgemeine Entwickelung sie gebieterisch forderte. Die preußische Verfassung ist aber nicht die englische, sondern sie trägt der Verschiedenheit der Verhältnisse gebührend Rechnung. In Anbetracht der bestehenden Verhältnisse war es ein merkwürdiges Zugeständniß, welches der Ministerpräsident v. Eaprivi in der Sitzung dcS Herrenhauses vom 18. Juni machte. Er sagte in Erwiderung auf die Rede dcS Grafen Hohenthal: Wenn cS zum Fall deS Ministers Herrfurth ge kommen wäre, so hätte sich dieser Fall auch auf weitere Mitglieder deS Staatsministeriums erstreckt. Der Minister wollte damit sagen, daß die Landgcmrindcordnung eine Vor lage war, für welche nicht nur der Minister dcS Inner», sondern das Ministerium als Ganzes eintrat. Die Sache liegt aber doch etwas anders, als es auf den ersten Blick scheinen könnte, denn nach der Ablehnung der Landgemeinde- ordnung würde wahrscheinlich das Ministerium Caprivi sein Entlassung-gesuch eingereicht habe», aber eö war sehr frag lick, ob eS angenommen worden wäre. Darin besteht eben der Unterschied zwischen den Verfafsiingsstaaten im eigentlichen Sinn« »nd denen, welche noch Reste aus der Zeit der ab soluten Herrschaft bewahrt haben, daß eine Abstimmung deS Parlament» den Souverain nicht zwingt, sein Ministerium zu entlasten. Co lange da» persönliche Befinden des Staatsoberhauptes noch den Grad von Machtvollkommenheit besitzt, wie das in Preuße» der Fall ist, kann von einer Parlament-Herrschaft im englischen Sinne nicht dir Rede sein, und au- diesem Grunde fallen die persönlichen Eigenschaften de» Königs von Preußen schwer ins Gewicht. ES läßt sich Wohl denken, daß einmal ein Herrscher an die Spitze gelangt, dessen persönliche Eigenschaften nicht so hervorragend sind, wie eS nach Lage der Verhältnisse unerläßlich ist. Dann werden sich die nach der Verfassung zulässigen Strömungen schon die erforderliche Geltung verschaffen, so lange da« aber nicht der Fall ist und der König seine volle Initiative in Anspruch nimmt »nd zu bethäiigen weiß, kann sich Deutschland nur Glück wünschen, daß ein Mitlclpnnct da ist, von welchem alle Bestrebungen ür seine Wohlfahrt auSgchcn und geleitet werden. * Leipzig, 23. Juni. * Se. Majestät der Kaiser hat, wie wir in der „Voss. Ztg." lesen, Anlaß genommen, daS Mitglied deS Herrenhauses Graf von Schulcnburg - Bectzc»dorf zu seiner auf Freitag im Hcrrcnhanse gegen den Grasen Hobentbal ge haltenen Rede zu beglückwünschen und ihm mitzutheilen, daß er ihm den Eharakler als Oberstlientenant verliehen bade. Graf Schulenburg-Bcctzcndors bat als Major beim lO. Husarcn- Ncgimciit seinen Abschied genommen. * A»S Hamburg wird gemeldet, daß Seine Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin am Montag, den 29. Juni d. I., Lormiltags, auf der Reise »ach Helgoland dort ciiitresfe» und unter der Führung einer Commission des Senat- eine Rundfahrt um die Außcnalster, durch die Stadt und durch die Hafcuaulagcn unternehmen werden. * Der verstorbene Fcldmarschall Graf Moltke hat mit großer Sorgfalt darüber gewacht, daß alle seine Aufzeich nungen, die auch nur entfernt als amtlich gelten konnten, so- orl den Acten dcS Großen Generalstabs cmvcrieibl wurden. Schriftstücke amtlicher Natur sind also in seinem Nachlaß nicht vorhanden; die beim Gencralstab befindlichen werden demnächst auf Befehl deö Chefs des Generalstabö der Armee der Reihe nach in den Eiuzclschriflcu deö Große» Generai- tabeS veröffentlicht werden. Aber auch Privataufzczchnungeu iud im Nachlaß nur i» ganz geringem Maße vorhanden; dagegen bat der Feidmarschall bereits zu Lebzeiten über größere Arbeiten zu Gunsten ihm nahestehender Personen verfügt. Ferner liege», im Besitz verschiedener Verwandten und Fremden zerstreut, zahlreiche Briefe privater Natur vor, und von diese» dürste sich ein größerer Theil zur Veröffentlichung eigne». Die Familie dcS verewigten Feldherr», der bereits ein Theil dieser Briesschaftcn zur Verfügung gestellt worden ist, hat beschlossen, AllcS zu vereinigen, waS aus diesen Schriften auf das Leben des großen Mannes ein kenn zeichnendes Schlaglicht wirft und verdient, dem ganzen deutschen Volke bekannt n»v zu eigen gegeben zu werden. Die Familie hat demgemäß sich entschlossen, „Gesammelte Schriften und Denk würdigkeiten des General-FeldmarschaUü Grasen Helmuth von Moltke" in einem Werke herauSzugcben, das Auszeichnungen zur LebcnSgeschichte, vermischte Schriske» und Aufsätze, Briese und Erinnerungen an ihn enthalten soll. Im Einzelne» werden dazu unter Anderem geboren eine vomFeldinarschall persönlich nieder geschriebene gedrängte Geschichte des Krieges von 1870,71, ein Glaubenöbckeniitniß, welches er in Hoffnung der Auf erstehung in seinem letzten Jahre nicdergeschriebeu hat, und zahlreiche künstlerisch seine Handzeichnungen von seinen Reisen. Nicht minder tragen seine Familicnbriese zu seiner Eharattc- ristik bei, die den großes Mann in der Hoheit und Reinheit seiner Seele kennen lehren und ihn auch als Menschen dem Volke vrrchruiigSwürdig für immer machen werden. Die Veröffentlichung dieses GesammtwerkcS wird von der Hos- buchhandlung vo» E. S. Mittler L Sohn in Berlin vor bereitet. Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zufolge theilt sich der Inhalt der Veröffentlichung in folgende Gruppen: 1) Auszeichnungen zur Lebensgef chichte. — Eine vom Feldiiiarschall verfaßte kurze Familienge)chichle. — Urtheile seines Vaters über ihn. — Urkunden zu seiner Jugcndgeschichte. — Reise- Erinnerungen (zahlreiche Handzeichnungen vvn ihm). — Aus jciuei» Perjonalpapicren. — Sein Stillleben in Lreijau. — Aufzeichnungen über seine letzten LcbcnSstuuden. — Letzte Niederschrift seines Glaubensbekenntnisses. 2) Vermischte Schriften, z. B. Holland und Belgien in gegenseitiger Beziehung seit ihrer Trennung unter Philipp II. bis zu ihrer Wiedervereinigung unter Wilhelm 1. — Darstellung der inneren Verhältnisse und des gesellschaftlichen Zu standes in Pole». — Welche Rücksichten kommen bei der Wahl der Richtung der Eisenbahnen in Betracht? — Die westliche Grenzsrage. 3) Kurze Geschichte deS Krieges von 1870/71. Vvn des General-Feldmarschalls eigener Hand geschrieben. Mit starte». 4) Briefe, »ach Perioden und Empfängern geordnet: Zunächst diejenigen an die nächsten Verwandte», darunter vorzugsweise die ihn selbst kennzeichnenden und allgemeine Angelegenheilen bcha». delnden; sodann die an Freunde gerichteten. Mil kurzen Ein leitungen und Bemerkungen. 5) Reden und Ansprache», mit kurzen Einteilungen. 6)Denkwürdigkeiten und Erinnerungen an ihn. Millheilungen aus seinem täglichen Verkehr und aus dem Meise seiner Freunde. * Die „Hamburger Nachrichten" bringen folgende Mit- tbcilung, über deren Ursprung ja kein Zweifel bestehen kann: „In der „Deutschen Revue" sind kürzlich Millheilungen „AuS dem Leben des Grasen Aibrccht v. Roon" veröffent licht worden, worin auch die In de Militärs frage des Jahres 1866 berührt ist. Es wird unter Anderem gesagt: „Für Bisinarck's Zustimmung war es jedensalls enljcheidend, daß er die versöhnlichen Anschauungen seines Monarchen genau kannte, und er hielt daher an dem Jndemnitätsgesetz stst, obwohl viele seiner Anhänger und die Mehrzahl der Eonscrvaliven, im Lande sowohl wie in beiden Kammer», dringend abrielhen und ein solches Nachgeben für verderblich hielten ... Es entsprach der Großmuth des großniüthigstcn und gewissenhafteste» aller Könige, die je einen Thron geziert haben, diesen Schritt zu Ihun." Die Annahme, Laß König Wilhelm seinerseits Bedürfnis; nach Erlangung der Indemnität gezeigt hätte, ist irrthümlich. Ter Monarch faßte die Sache mehr im Sinne eines ihm zugemuthelen Eingeständniss.S begangenen Unrechts auf, denn als formal« Dechargirung Er hat darüber nie Ziveisel gelassen, daß er i» ahn- lichem Falle ebenso handeln werde. Diese Haltung »nnprach seinen bekannten und mit größter Lonsequenz vertretenen Anschauungen über das Königthum: sicherlich wäre ihin persönlich nichts peinlicher geweien, als das Platzgreisen der Auslassung, daß er sich in dieser Frage im Unrechte glaube und dem Landtage ein pnle-r pecoavi auS- zusprechen sich gedrungen fühle. ES hat der starken und wieder- holten Betonung aller der politischen Gründe bedurft, welche dafür sprachen, in Preußen den Bersasiungostrrit zu schließen und ihn nicht in die beabsichtigte nationale Neutzildung mit den übrigen norddeutsche» Staaten zu übertragen. Ob und in wie weit letzter« möglich geworden wäre, wenn in Preußen der Riß zwischen der Krone und der parlamentarischen Opposition ossen blieb, ist sehr fraglich; jedensalls wären die Grundlagen des norddeutschen Bundes, das Verhättniß zur Bevölkerung der annectirte» Länder und die Festigkeit dem Uebelwollen anderer Mächte gegenüber zweisel« hast geworden, wenn die Verstimmung zwischen dem König und dem Parlament aus formellen Gründen unvermittelt geblieben wäre. Da- Staat-Ministerium stimmte diesen Erwägungen zu mit Aus- nahme d«S Grasen Lippe, welcher dem Berichte an den König rm Sevaralvotilm im rntgegcngeictzien Sinne beisügle. Die Thotiache, daß da- Ministerium im Uebriqe» einstimmig und amtlich die In demnität befürwortete, bestimmt« schließlich den König, den be treffenden Antrag zu genehmigen, aber nicht ohne die Erklärung, daß er »erkor»Minden Falls in ähnliche» Situationen kein« Mög lichkeit sehen würde, anders zu verfahren, als im Eonsiict geschehen war. Es gelang schließlich, den König zu überzeugen, daß das Wort Indemnität keine schlimmere Tragweite habe, als die eines Anerkenntnisses der Thalsache, daß sein Verfahren unter den ob waltende» Umständen nachträglich als einwandfrei anerkannt würde." * Laut einer Berliner Meldung deS „Hamburger Corre- pondcnlcn" werde in BunteSratbskreisen bestätigt, daß der Antrag Bayerns wegen der Zulassung der Redempto risten nach vorheriger Verständigung mit Preußen ein- zebrackt wurde, die Annahme desselben also gesichert sei. Die „Kölnische Zeitung" hatte eine gegentheilige Nachricht gebracht. * Man schreibt uns aus gewerblichen Kreisen über die vor Kurzem stattgesuiideiie Handwerker-Conferenz in Berlin: „In den Tagen von Montag, den 15., bis Mitt woch, de» 17. Juni d. I., bat im ReichStagSgebäudc, Leipziger Straße Nr. 4 zu Berlin, die in unsern InnungStreisen lange chcn erwartete Eonfercnz der Vertreter des deutschen Hand werks mit Eommissare» der deutschen RcichSregierung und deS preußischen Herrn Ministers für Handel und Gewerbe unter der Leitung dcS UnterstaatssecrctairS im Reichsamt deö Innern Herrn von Rottenburg stattgcfunden. Die Verhand lungen verliefen zur vollen Befriedigung der Handwerks-Ver treter und nahmen dieselben die gewisse Ueberzeugung mit sich »ach Hause, daß dicWünsche des deulschenHandwerkerstandes die ein- gebentslc sorgsälligstePrüfung der maßgebcndenRegierungSkreise erfahren, und daß in vieler Beziehung schon höchst bedeutsame Untersuchungen über verschiedene Reform-Fragen zur Vor bereitung gesetzgeberischer Schritte angestellt worben sind. Die Handwerker babcn deöbalb alle Ursache — wir dürfen dieses als den ciiiinüibige» Ausdruck der Stimmung unter den Con- creiiz-Mitglicder» an dieser Stelle auSsprcchcn —, mit vollstem Vertrauen den demnächstigen Maßnahmen der RcichSregierung entgegen zu sehen. Die Bedeutung dcS Handwerkerstandes, als dcS wichtigsten TbcileS des bürgerlichen Mittelstandes überhaupt, wird vo» maßgebendster Stelle in vollem Umfange gewürdigt, die Erwägungen der RcichSbekörde werden sichtlich von dem ausdrücklichen Wunsche getragen, im Einklänge mit den berechtigten Interessen der übrigen Stände im Deutschen Reiche dem deutschen Handwerker nach Möglichkeit die ihm gebührende Hilfe zur Befestigung seiner Verhältnisse gesetz- gcberischerscitS zu Theil werden zu lassen. Diese hier nieder- gelcgten Ucbcrzeugunge» fanden insbesondere ihren weiteren Ausdruck in dem zwanglosen Beisammensein der Conferenz- Milglicder mit den Herren StaatSministcr von Bötticher »nd Freiherrn von Berlepsch am Dienstag, den 16. Juni, Abend im Hotel „Kaiscrhof". Die Einladungen hierzu waren vom Herrn UntcrslaatSsecretair von Rottenburg er gangen." * AuS Halle a/S. wird unS vom 21. Juni geschrieben: In unserer Stadt tagten beute zwei politische Parteien, »ämlick im „Neuen Theater" der conservative Wähl te c rein für Halle a/S. und dem Saalkreis und im „Prinz Carl" die OrdnnngSpartei, welche sich zusammensetzt aus Freiconservativen, Nationalliberalcn und gemäßigt Liberale». — In der Versammlung der Conservative» handelte eö sich vornehmlich um die einznnehmende Stellung der Partei zur neuen OrdnnngSpartei. — In einem den Mitgliedern bereits vorher zugcgangcnen Anschreibcn deö Vorstandes wird von einem Ausgebcn in die OrdnnngSpartei abgeratben, da der conservative Verein diesen Standpnnct von jeher vertreten und die Socialdcmokratie eifrigst bekämpft habe. In diesem Sinne sprach sich auch die Versammlung a»S. — Die OrdnnngSpartei. vornehmlich zu dem Zwecke, „die Socialkemokratie zu bekämpfen", gegründet, conftituirte sich durch Annahme eines vorher auögcarbeiteten Statuts und Wahl des Vorstandes. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" führt die Frage der Stcmpelsälschung und der auf Bestellung erfolgten Herstellung der Abnahmestempel folgendermaßen um einen Schritt weiter: Bei Erörterung der Aussehen erregenden Anschuldigungen, welche in dem in Essen schwebende» Proeeß gegen den Bochnmer Verein erhoben worden sind, ist in der Tagespresse unter Anderm behauptet worden, daß den Bahnverwaltunge» die Thatsache der Anwendung von Stempeln, welche in den Werken selbst angesertigt worden, zum Zweck der Materialabuahine vollkommen bekannt gewesen sei. Ob und wie weit jene Behauptung bei Privat- und nichtpreuhischcn Staatsbahnen znlrisfl, ist uns nicht bekannt, wir möchten solches aber bezweifeln, jedenfalls darf aber für die preußische» Staats- bahnen nach de» u»S von gutunterrichtctcr Seile zugegangcncn Mit- theiluugcu diese Behauptung durchaus atS der Begründung entbehrend bezeichnet werden. Die preußische StaatSeiscnbahnvcrwallung läßt die zu Abnahmezwecken erforderlichen Stempel allgemein in ihren eigenen Werkstätten oder durch vertrauenswürdige Graveure ansertigen, iorgsaltig ausheben und den mit der Prüfung der Schienen aus den Werken betrauten, besonders qualificirtcn Beamten übergeben. Sollte einer der mit der Abnahme von Schienen- u. s. w. Material betrauten böhern Beamten in nicht zu verantwortender oslichtwidriger Leichtfertigkeit in dem einen oder anderen Falle einen solchen Stemvcl zum Ersätze für einen gerade unbrauchbar gewordenen bei dem be treffenden Werke tn Bestellung gegeben haben, so würde er strenger Ahndung sicher sein dürfen. Wie die preußische Staatscisenbahn- verwollung über die Anwendung nachgemachter Stempel denkt, be weist auch ein vor vier Jahren aus einem Werke im Westen vorgc- kommcner Fall. Es waren damals als nicht probemäßig zurück- aewiescne Schienen mit einem fatschen Stempel versehen und auf solche Weise fälschlich alS obgenommen gekennzeichnet worden; außer- dem waren a» bereits als gut befundenen und als solche amtlich gestempelten Schienen die Stemvel nachträglich wieder entfernt, um diese Schienen nochmals zur Abnahme vorzusühren und dafür eine entsprechende Zahl nicht abaenoinmener, gar nicht oder mit einem nachgemachtcn Stempel versehener Schienen unter das bereit- ab- geiiommene Material zu bringen. Es kam dies zur Kenntniß der Staatseisenbahnvknvallnng mi» wurde von ihr sofort dem Staats anwalt behuss slrasrechtlicher Verfolgung mitgetheilt. Daraufhin sind wegen Urkundenfälschung und Betrug-Versuches zwei Ingenieure des betreffenden Werkes mit sechs und fünf Monaten, fowie drei weitere (untere) Angestellte desselben Werkes mit vier und zwei Monaten Gefängniß bestraft worden. Außerdem hat der BetriebS- dircctor des Werkes auf Aussehen der Eisenbahnverwaltuna aus seiner Stellung entfernt werden müssen. Ob der einige Zeit darauf erfolgte Austritt auch eines der Direktoren a«S dem Vorstände des Weckes mit jenem Vorkommnisse ebenfalls im Zusammenhang« ge- standen hat. mag dahingestellt bleiben. DaS betreffende Werk ist damals von den Lieferungen für die Staatseisenbahnverwal- tung gänzlich ausgeschlossen und erst später bedingungsweise wieder zvgetasse», nachdem durch ausreichende Eautelen auf Kosten dcS Werkes einer Wiederkehr derartiger strafwürdiger Mani pulationen bestens vorgebeugt war. Auch in einem andern zur Kenntniß der Verwaltung gekommenen Falle bei einem andern Werke ist der schuldige Werkmeister alsbald dem Gericht» übergebe» und hier mit einer mehrmonatige» Gelängnißstrase bedacht worden. Daß die Vorstände der betreffenden Werke in den vorgekommcnrn Fällen um solche Betrügereien gewußt oder dieselbe» gar gebilligt hätte«,
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