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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040220017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904022001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904022001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-20
- Monat1904-02
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vezvg-.Pret- ül der tzarl-texpedition oder deren Ausgabe« stellen abgeholt: vierteljährliches.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau» e 3.78. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich e 4.80, für die übrigen Länder laut Zeitung-preiSltste. Redattio» au» Erpe-ttto«: JohauniSgasse 8. Fernsprecher 183 «. 222. Atltalexpeditionen: Alfrebtzahn, Buchhandlg., UniversttStSstr. S (Fernspr.Nr. 4046i, L. Lösche, Katharinen straße 14 lFernsprecher Nr 2938« u. Königs platz 7 lFernsprecher Nr. 7808). Haupt-Filiale Dresden: Marieustraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDnncker, Herzg l.Bayr.Hofbuchbandlg., Lützowstraße 10(FernjprtcherAm1 VI Nr.4603.) Morgen-Ausgabe. tis>)igcr. TaMaü Anzeiger. ÄmtsSkatt des Königlichen Land- «nb des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und -es Volizeiamles -er Lta-t Leipzig. Anzelgen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem RedaktionSflrich l4aespaltea> 78 4. »ach den Famittemrach- richte» («gespalten) 80 >4- Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme Lü >4- Ertra-Veilasn» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefdrdernng ./L 60.—, m t t Postbrsvrderung ^l 70.—. «unahwefchluh für Anzeige«: Abend-Ausgabe: vormittag« lO Uhr. Morgen-AuSgab«: »achmiUag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend- 7 Uhr. Druck nnd Verlag von 8. Polt in Leipzig (Inh. l)r. R. L W. KltathardtX Nr. 92. Sonnabend den 20. Februar 1904. 98. Jahrgang. Var WGtigrie vom läge. * König Georg wobnte gestern abend einer Vorstellung der Oper „Carmen" im Neuen LeipzigerStadttbeater bei und nahm darauf den Tee bei dem Kreishauptmann von Ehrenstein ein. * In der Budgetkom Mission des Reichstags erklärte gestern der Staatsjekretär Freiherr v. Richtbofen, an ein weitergebendes Herausziehen deutscher Streitkräfte auS China sei gegenwärtig nicht zu denken. * Im preußischen Abgeordnetenhause gab der Handels minister Möller gestern die Erklärung ab, er könne die Wiederherstellung des Terminhandels durch die in Aussicht stehende Börsengesetz-Novellc nicht versprechen. Der mittrIeuropäi;cheWrtrcdakt;vereiu. Es gibt Leute, die sich Realpolitiker nennen, weil sie kurzsichtig sind. Was nicht morgen, spätestens übermorgen ins Leben treten kann, was nicht bis zum nächsten Ultimo Zinsen abwirft, ist ihnen blauer Dunst. Das ist ein Kal- kulatorenstumpfsinn, den wir ablegen müssen. Columbus sah auch wochenlang nur blauen Dunst am Horizont, dann aber tauchte das Land auf, das sein Genie geahnt hatte. Wir dürfen Keime nicht ersticken und nicht den höheren Flug jedes weit ausblickenden Geistes mit dem Ballast „realpolitischer" Erwägungen beschweren. Die Wirklich keit macht ihr Recht ganz allein geltend, sie ist ein Sou verän, der stets Gehorsam zu erzwingen weiß. Also nur auf -en Plan, ihr Utopisten! Wir leihen Euch ein williges Ohr und sind bereit, jedes skeptische Lächeln höflich zu unterdrücken. Am 21. Januar 1004 ist ein neuer Verein ins Leben getreten: der mitteleuropäische WirtschaftSveretn. „O'ötLisnt Ik-s gormos", mit diesen Worten wies Nikolaus der Zweite einem französischen Minister gegenüber daraus hin, wie sich das russisch.französische Bündnis, das jetzt auf eine harte Probe gestellt werden kann, gleichsam pflanzen artig, organisch entwickelt habe, und vielleicht wird man in ähnlicher Weise — aber hoffentlich mit besserem Recht — einmal des Datums gedenken, an dem eine fruchtbare, reicher Entfaltung fähige Idee sich den Körper schuf- Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein ist zum Präsidenten des mitteleuropäischen Wirtschaftsvercins gewählt worden, Mitglieder des deutschen Reichs tages und der Parlamente Oesterreichs und Ungarns, führende Männer der Industrie und des Handels sind dem Ausschüsse beigetrcten, der deutsche Landwirtschafts rat, der Bund der Industriellen haben prinzipiell zustim mende Erklärungen abgegeben. Doch die Presse hat nicht, wie es sonst bet minder wichtigen Anlässen geschieht, die Trommel gerührt und das Publikum, ganz fasziniert von den Ereignissen im fernen Osten, verhält sich nach dem humoristischen Worte Bismarcks: „Xeveio, quick misti maxis karaimonti esset", in unser geliebtes Deutsch über tragen: die ganze Vereinsmeierei ist mir „Wurscht". Und doch liegt der Zusammenhang zwischen dem rus sisch-japanischen Kriege und der Bildung des neuen Ver eins klar zu Tage. Japan ficht unter einem Banner, das die Worte trägt „Asien den Asiaten!" Roosevelt kandidiert sür die diesjährige Präsidentenwahl als typischer Ver treter des Imperialismus und der zeitgemäß erweiterten Monroedoktrin, Chamberlain gewinnt täglich mehr Köpfe und Herzen für seinen groß gedachten Plan. Und Europa sollte untätig bleiben? Im Laufe der letzten Jahre haben Wilhelm H., Graf Ca privi, Graf Goluchowskt und viele andere die Rück wirkung -er großräumigen Staatrnbtldungen auf das zersplitterte Europa klar als eine politisch« Notwendigkeit gekennzeichnet und auf die amerikanische Gefahr besonders haben kluge Kaufleute, wie Goldberger, klattbltckende Schriftsteller, wie Polenz uns Angewiesen. Nun hat sich endlich eine Reihe von einflußreichen Geschäftsmännern, Politikern nnd Gelehrten auf ein Programm geeinigt, daS auf dem Wege eines engeren wirtschaftlichen Zusammen schlusses der mitteleuropäischen Länder, die in ethnischer, geographischer und wirtschaftlicher Beziehung so viele Ge meinsamkeiten und Verwandtschaften aufwcifen, eine Strecke vorwärts führen könnte. Wir geben das Programm des Vereins, das im Buch handel noch nicht vorliegt, im Anschlüsse an einen Aufsatz Friedrich Ratzels im letzten Heft der „Grenzboten" seinen Grundzügcn nach wieder. Der mitteleuropäische Wirtfchastsverekn lehnt von vornherein jede Propaganda für einen mitteleuropäischen oder europäischen Zollverein als unpraktisch ab. Er geht aber von der Ansicht aus, daß sich zunächst die mitteleuro- päifchen Staaten ihr Gedeihen in höherem Maße als jetzt sichern können durch gleichmäßige Regelung gewisser Gegenstände des WirtschaftswefenS und des Wirtschafts rechts, durch wechselseitige Dienstbarmachung der Ein richtungen, die sie haben, zum Beispiel im Grenzwacht- dienst, in der Kontrolle -er Ein- und Ausfuhr, durch Clearings von einem Staate in den andern und der gleichen, durch besondere Rücksicht auf die besonder« Zölle, Eisenbahntarife usw., durch dauerndes Studium -er auf diesem Gebiete vorhandenen Möglichkeiten, statt sich auf Verhandlungen, die nur alle Jahrzehnte einmal wieder- kehren und hastig durchgeführt werden müssen, zu be schränken. Es erscheint ferner möglich, -aß sie mit der Vertretung ihrer Interessen im Auslande hin und wieder gemeinsame Organe betrauen oder auch wieder Organe des einen Staates dem andern dienstbar machen, -aß sie bei Verhandlungen mit dem fernen "Auslände, wenn -ie- erspricßlich ist, im Einvernehmen Vorgehen, daß sic für die Schlichtung internationaler Streitigkeiten auf dem Gebiete des Wirtschafts- und insbesondere des Zollwefens ständige Schiedsgerichte einsetzen. Es ist zweifellos, sagt das Programm des Mitteleuropäischen Wirtschastsvereins in seinem Schlußworte, „daß bei systematischer Arbeit auf allen diesen Gebieten jeder der Staaten Gewinnender sein muß, zweifellos, daß Gelegenheiten zu solcher Arbeit in sehr großer Zahl vorhanden sind, und weiter auch klar, daß jene Arbeit getan werden kann, ohne das wirtschafts politische, geschweige denn das politische Selbst bestimmungsrecht -er Staaten im geringsten zu gefährden." Diese Darlegungen beweisen wohl zur Genüge, daß der Verein ein sicheres Augenmaß für die Bedingungen der Wirklichkeit besitzt und daß seine Pläne nicht mit dem Modewort „uferlos" gebrandmarkt werden dürfen. Im Gegenteil, seine Vorschläge sind eigentlich weit mehr praktischer als prinzipieller Natur. Er will zunächst mit den unfern Ueberagrariern so verhaßten „kleinen Mitteln" avbeiten, und verläßt sich für die Folgezeit auf die Logik der Dinge. Er lohnt eS ab, sich von den extremen Schutzzöllnern agitatorisch ausschlachten zu lassen, er um schifft geschickt die Klippen der um ihre Souveränetät be sorgten Empfindlichkeit der kleineren Staaten, er steckt sich die Ziele nicht zu hoch, erstrebt nur Erleichterungen eines nicht mLhr rationellen Zustandes und revolutioniert nicht. Ist nur einmal das Werk begonnen, so werden die Na tionen, die im kleinen ihr Interesse erkannt haben, es im großen wahrznnehmen wissen. Freilich, es wird langsam gehen und das nächste Ziel, dem zugestrebt werden muß, ist nun das -er Willensannäherung. Um diese herbeizuführen, müssen die Sympathien -es Publikums erweckt werden, und dies allein ist -er Zweck dieser Zeilen. Angesichts der gewaltigen Energieletstung Chamber lains hat die linksliberale Presse Deutschlands und Oesterreichs nur ein hochmütig-pedantisches Achsel zucken gehabt. Da las man, als Chamberlain aus dem Ministerium ausschied, der Minister sei fürderhin auS der Politik „auSgcschaltet" und -er Freisinn bewährte wieder einmal seine historisch berüchtigte Verständnislosigkeit für große Momente der nationalen Entwickelung. Noch bis in die allerletzten Tage wurde jedes für Chamberlains Pläne ungünstige Symptom mit einer geradezu läppischen Ge wissenhaftigkeit verzeichnet, selten aber, fast niemals die Frage aufgeworfen, ob und wie wir der drohenden Ge fahr begegnen könnten. Dies aber erscheint uns als das Wichtigste und daher haben die Versuche, eine neue wirt schaftliche Konstellation vorzubereiten, das vollste Anrecht auf Beachtung und Förderung. Die Schwierigkeit, den Ring um England und seine Kolonien zu schmieden, ist gewiß nicht geringer, als die, Deutschland, Oesterreich, Belgien, Holland und die Schweiz in einem wirtschaft lichen Verbände zu vereinen. Aber es gibt ein englisches Sprichwort, das für die Nation, die cs prägte, höchst charakteristisch ist und es heißt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Dieses Wort sollte der europäisch« Kontinent bei Zeiten beherzigen. Zunächst bieten sich dem Verein zwei Aufgaben dar: Tatsachenschilderung und Wunsch sammlung) Expertise dessen, was ist und dessen, was ge fordert wird. Diese Arbeit muß geleistet werden, damit die Nörgler nicht sagen können, die Ziele seien ver schwommen", damit die Einsichtigen Vertrauen gewinnen Und eS verbreiten und so -er germanische Wirtschafts verband allmählich -em VvrftcllungSleben -er Nationen vertraut und schließlich vielleicht zur Wirklichkeit werde. 6. Der russisch japanische Arieg. <-rt- Vom Kriegsschauplatz liegen heute keine neue Nachrichten vor. Es ist offenbar zu keinem neuerlichen Zusammenstoß gekommen. Die beiden Abteilungen der russischen Flotte (Port Arthur- und Wladiwostock-Geschwader) können mit den japanischen Streilkräften zur See, die ebenfalls in zwei getrennt operierende Geschwader geteilt sein sollen, noch nicht m Fühlung gekommen sein und die Truppenkonzentra tionen für den Landkrieg sind noch nicht soweit gediehen, daß sich eine Schlacht entspinnen könnte. In London glaubt man schon, Rußland wage überhaupt keinen Schlag und der Krieg werde versumpfen. Hierüber wird berichtet: * London, 19. Februar. (Tel.) Ueber dos russische Re- gierunascommuniquS urteilen die Moraenblätter sehr ab fällig und erklären es als Schwächebekenntnis. Die „Times" vergleicht es mit dem „Wut pent se rStadlir" Napoleons nach den ersten deutschen Stegen. Wenn die Worte des CommuniquSs etwas bedeuten, so gestehen sie die Unfähigkeit der russischen Armee, den Streitkräften Japans Trotz zu bieten und deuten den Rückzug von ihren vorgeschobenen Stellungen ohne Kampf an. Die Pro klamation bezweckt, das Volk vorzubereiten auf den Rückzug der russischen Truppen und auf unbestimmte Verschiebung der mili tärischen Operationen. (Voss. Ztg.) Das glauben wir denn doch nicht. Rußland dürfte aller dings, wie wir letzter Tage schon auSeinaudrrsetzten, die Initiative nicht ergreifen, aber die beweglichen, kampflustigen, siegbegierihen Japaner werden schon dafür sorgen, daß der russische Bar sich regt; sie werden ihn zum Kampfe zwingen. Der Aufmarsch der ersten japanische« Offensiv» Armee in Korea. Unser Londoner Mitarbeiter schreibt uns unterm 18. Febr.: Die Japaner haben -en Aufmarsch ihrer ersten Offensivlinie ziemlich vollendet Kobe und Tokio, Tientsin und Tschtfu melden es gleichzeitig, und wenn auch in keinem der Kriege der letzten dreißig Jahre die Trahtberichte so sehr den wirklichen Ereignissen vorausgeetlt sind wie in diesem Ringen um die Vorherrschaft über die gelben Rassen, so scheinen sie doch in diesem Falle wenigsten- die Schatten -arzustellcn, die Werdendes vor sich herwirft. Das um so mehr, als diesmal die Berichte nüchtern und anspruchslos auftreten. Nur die etwas hohen Präsenz zisfern der Truppen der ersten Linie selbst verdienen wohl noch ein kleines Fragezeichen. Aber auch sie stimmen mit den Tatsachen, den offiziellen Ziffern so weit überein, daß sie nichts schlechthin Unwahrscheinliches, ge- schweig« denn Unmögliches enthalten. Ueberdies sollt« ja der große Kampf nm die Ualu- grenze schon in diesen Tagen beginnen, und wenn da die Japaner, die fett vierzehn Tagen unaufhörlich, selbst nach russischen Berichten, recht bedeutende Truppenmaffen nach Korea hinübergeworfen haben, jetzt 80—120 000 Mann auf der Linie Tschoendschu—Tschankpeiksan eche- loniert haben sollen, so dürfte das den Tatsachen mehr entsprechen als sehr vieles andere, bas bisher gemeldet worden. Die Landung des Hauptkorps erfolgte von Shimonofekt aus in Gensan, angeblich 60 000 Mann. 20—30 000 Mann wurden je in Fusan und Tschemulpo resp. der Mündung des Tai-tong-gang gelandet. Bon diesen letzteren bliäben 20 000 Mann, meist Infanterie, schwere Artillerie und Genietruppen, zurück, um die zweite Offensiv- resp. die Rückzugslinie der Japaner fest zulegen, für welche weitere 100—120 000 Mann in ver schiedenen japanischen Häfen gegenwärtig sich zur Ein schiffung bereit halten. Diese soll im Lause der nächsten Woche erfolgen. Diese zweite Linie des japanischen Aufmarsches stützt sich — nach den erwähnten Berichten — auf das Tal -es Tai-tong-gang (Tatong), der an dieser Stelle fast die ganze Halbinsel bis hinüber nach Gcnsan durchkreuzt 'und schon von den Russen ausersehcn war, die Grenze der von ihnen vorgeschlagenen Neutralitätszone nach Süden zu bilden. Starke Gebirgsketten liefern einem Defcnsivheere hier unschätzbare Stützen, die Straße von Söul nach Liao-Jang und Mukden führt mitten durch sie hindurch und wird von ihr mit ihrem Zentrum Pyoeng-Iang völlig beherrscht. Hier befindet sich auch das Hauptquartier der ersten Armee, währerrd das große Hauptquartier vorläufig noch in Söul ver bleibt, das „große Hauptquartier" natürlich nur im Sinne des Oberkommandos der in Korea operierenden Truppen. Der Feldzugsplan der Japaner ist natürlich nur den- jcnigen Korrespondenten bekannt, die stets das Gras wachsen HHrcn. Aber alle (oder fast alle) jetzt in Ostasien befindlichen ernsten militärischen Korrespondenten unter stellen der japanischen Heeresleitung den Doppelplan, einerseits ruhig in ihren Stellungen zu verharren, von ihrer ersten Offensivlinie aus bald hierhin, bald dorthin rasch ausgeführte Vorstöße gegen die Stellungen der Russen nördlich des Naluflusscs zu machen und dann, so bald die erste Gelegenheit sich dazu bietet, in scharfem Vorstoße sich über den Ualu weg der Straße nach Mukden bis nach Liao-Vang hinauf zu bemächtigen. Gleichzeitig soll ein besonderes Korps weiter nördlich — einige sprechen sogar etwas gewagt von der Mündung des Tunenflusscs dicht unter den Forts von Wladi wostok — landen, nm die dort stehenden russischen Truppen von einem Vordringen in -er rechten Flanke des japanischen Heeres abzuhalten und womöglich selbst, gegen Ninguta Vordringen-, den Russen die Rückzugs- Feuilleton. Land und Leute in Deutsch-Lüdwestafrika. Bon Oberleutnant (Eisenbahn-Regiment 2) Kel l. EiueFahrt durch die Ramid »Wüste. Nachdruck vervolen. Wir lassen nun Nontdas hinter uns liegen. Da fällt uns in dem Dünengewirr im Süden am Swakop ein schwarzer, massiver Basaltkegel auf, der die Grenze zwischen deutschem und englischem Gebiet bezeichnet, der Nubero-Kop. Mit gutem Glas kann man auch den schwarz-wctß-rotcn Grenzpfahl auf der Spitze bemerken. Ueber die Nähe der englischen Grenze hat sich die Swakop- munder Polizei schon oft gewaltig ärgern müssen. Die englischen Dünen sind ein sicherer Zufluchtsort für spitz- bübische Eingeborene, die von un'ercr Polizei dahin natürlich nicht verfolgt werden dürfen. Geschieht es dennoch im Eifer des Gefechts, so gibt das immer endlose Verhandlungen mit dem Magistrat in Walfischbat. Nun wendet sich die Bahnlinie knrz nach Norbosten, wo in blauer Ferne das Hanoas-Gebirge sich leicht im flimmernden Dunst abzeichnet. Wir passieren eine „Salz. Pfanne" — leine Stelle in der Wüste, die so stark salzhaltig ist, daß da« Wasser nicht verdunstet, sondern als Sole über -em Sande stehen bleibt; am Rande setzen sich große Stücke kristallinischen Salzes ab) —, dann wendet sich die Bahn nochmals dem Swakop zu, den sie mit der Station Rtchthofen erreicht (20 Kilometer) Hier, wie in Nonidas, sind seitens de» Eiienbahnkmnmandoo kleine freundliche Bahnhofsgebäude mit hübschen Veranden aus Stampfbeton als Baumaterial errichtet worden. Auch hier ist reichlich Wasser im Flußbett vorhanden, und zwar gan- ausgezeichnetes Süßwasser, daS auch allen Stationen und Bahnposten bis 60 Kilometer landeinwärts als Trink wasser zugcfahren wird. Das Flußbett selbst mit seinen staubigen Büschen bietet hier noch dasselbe Bild, wie in Nontdas. Hinter Rtcht hofen verläßt die Bahn endgültig -en Swakopfluß und biegt mehr nach Norden auS. Veranlaßt wurde dies durch die steilen Randgebtrge, die nun an den Swakop heran, treten. Erst bei Kilometer 818, oben Im Lande, erreichen wir den Swakop wieder. Jetzt wenden wir uns wiederum den HanoaS-Bergen zu, an deren Sübaus- läufern die Station Rößtng liegt. Ihren Namen hat sie erhalten nach dem Kommandeur der Eisenbahn, brigabe, Freiherr» von Rößtng, der sich um den Bahn- bau im Damaraland in mancherlei Weise verdient ge- macht hat. Wett reicht der Blick von hier in» Land hinaus. Im Norden das plötzlich aus der Namib sich erhebende Hanoasgebtrge, starr und tot, ohne jede Vegetation; im Westen die glühende Wüste, durch die wir eben ge kommen — die weiteste Ferne verschwimmt tm Flimmern der über dem heißen Sande stark erhitzten Luft. Im Süden sehen wir die den Swakop begrenzenden Ge- btrge bei GoantkonteS, dahinter kulissenartig eine Berg kette nach der andern, bis sie tm Dunst der Hitze unseren Augen entschwinden. Im Osten endlich grüßen die Khan- Berge herüber, nach denen uns die wettere Fahrt bringen wird. Bon Rößtng gingen früher, vor Boll endung der Bahn, die meisten Frachten nach dem Norden ab und eine große Anzahl von Gagen und Zugochsen pflegte sich hier anzusammeln, wen» die Proviantkistcn und die -ballen für die Regierung in Lwakopmnnd zur Verladung kamen. Dann begann eine arbeitsreiche Zeit für das Bahnpersonal. In Rößtng ist es nämlich nicht gelungen, Gtistwasser durch Bohrung »u erlangen; so muß denn alles Gaffer für Menschen und Tiere 20 Kilometer weit her von Richthofen angefahren werden. Wie groß die Belastung der Bahn dadurch ge wesen ist, mag daraus geschlossen werden, daß ja zu jedem Wagen 20 Zugochsen gehören. Für das Tränken eines Wagengespannes wurden denn auch von der Bahnver waltung ö verlangt und von den Frachtführern gern gezahlt, haben sie ja doch eine große Durststrecke hinter sich, wenn sie in Rüßing ankommen. ES wächst nur wenig auf der Namib; hier und La ein spärliches halb verbranntes Büschchen und trockene- Kraut, aber nur wenig Gras geht während der Regenzeit hier auf. So sind die Frachtführer auf Preßheu angewiesen und auf das Gras, das der Bahnhofswirt aus weitem Umkreise von Eingeborenen holen läßt; oder sic müssen ihre Tiere etwa vier Stunden wett nach dem Swakop treiben, nach GoantkonteS oder Haigamkab. Welch ungeheure Strapazen die afrikanischen Zug- ochsen auszuhalten im stände sind, kann man aus folgen dem entnehmen: Die Lüderitzbucht ist durch eine etwa 140 Kilometer breite wasierleere Strecke von dem Hinter lande geschieden; in ihr ist ein etwa 14 Kilometer breites Wanderdünengebiet eingeschlossen. Um diese Strecke nun mit dem Wagen hin und zurück zu durchqueren, sind mindestens 4 Tage notwendig, in denen die Ochsen außer einigen Tropfen stark salzigen Wassers nicht« zu saufen bekommen; denn in Lüderitzbucht ist das Wasser ein kost. bareS Ding. Wenn e« auch nicht mehr von Kapstadt bezogen wird, wie früher, so kostet doch das Liter kondensiertes Wasser hier etwa 8 Pfennig, und um den Durst eines Ochsen vollständig zu stillen, rechnet man ungefähr 30 Liter. — Wie leicht pas siert es nun in dem Wanderdltnengebiet, wo ein Sandhügcl dem andern gleicht, wo der Wind die Wagen spuren im Nu verweht, daß ein Frachtführer vom geraden Wege abweicht und daß dann beim Fahren in der Irre keine Zugtiere noch länger als vier Lage ohne Wasser sind. Zum Tode ermattet sinkt dann wohl mancher Zugochse nieder und ist weder durch die Peitsche, noch durch Beißen in den Schwanz oder schließlich durch Feuer wieder in die Höhe zu bringen; — dies sind die drei Mittel, die die Ein geborenen dabei anwenden. Fürwahr — ich kanns nur wiederholen — hier Zugochse zu sein, das muß ein eigen artiges Vergnügen sein! Selbstverständlich muß der Frachtführer alles versuchen, den Ochsen, -er dann ledig nachgetricbcn wird, wieder auf die Beine zu bekommen, und zwar so schnell wie möglich. Gelingt ihm das nicht, ist das Tier für ihn verloren; denn er darf sich nicht auf halten, ohne noch mehr seiner Zugochsen auf- Spiel zu sehen. Ter einzelne zurückgebliebene Ochse wird voraus sichtlich schon in der nächsten Nacht von Schakalen und Hyänen zerrissen. — Wie notwendig wäre hier eine Eisen bahn, um den Tieren die Qual, den Frachtführern die Verluste an Zugvieh zu ersparen und Lüderitzbucht mit Wasser aus dem Lande zu versehen. — Die Bahn mühte, entsprechend dem Wassermangel, elektrisch betrieben wer den. Zur Erzeugung der elektrischen Energie benutze man die regelmäßig wehenden Winde oder die Bewegung des Meeres. Ties letztere biete ich den Herren Erfindern al» «ine dankbare Aufgabe dar, mit deren Lösung zugleich die Beförderung zum mehrfachen Millionär verbunden sein würde. Die Möglichkeit dieser Bahn ist auf Anordnung des Gouvernements von Herrn Oberleutnant Ritter de» Eikcnbahnkvmmandos tm Jahre 1902 untersucht und be stätigt worden. Die Bahn zu bauen, dazu ist eine der im Süden konzessionierten Gesellschaften verpflichtet. Der- selben ist im Jahre 100l die Konzession sür die Bahn ver längert worden — leider bleibt diese Gesellschaft jedoch nach wie vor untätig. Allerdings muß zugegeben werden, daß ohne staatliche Unterstützung ein Bau wohl auch nt«Ä gut ausführbar ist, da die Rückfrachten vorläufig leider noch fehlen. Der Betrieb würde mithin ein sehr teurer und »nrentablcr werden
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