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Dresdner Journal : 27.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188406273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-27
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 27.06.1884
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V118. 1884. ZM ll,»r»«L«o »«lok« i ^Ltu-Iicüt. ... IS U»r^. ^j-U»rUod: 4 tturü KV?s. iLL»»«!»« Hoiiui»«r»: 10 ?f. L»—riuUI» ä«» ti«ut»eli«v tritt ko»t- uuä 8t«iop«I»u»c.ül»K Uü»»u ln»»r»1ei»ppvt,vr kür 6«o k»uw siuvr ?»titr«il« LV Pf v»t»r „Liv^esLiiät" 6i» 2eilo LU Pf. L« ^»d»ltei»- uoct 2i2»rniiutr LV Xuf»eüt»>/ Lr»vl»«1oea r mit Ao»»»dm« 6or 8onn- vnä keiortsF» Adsoüi Mr <t«n folssso<len Dres-nerAoimml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dre-den. 1u»vr»i«»»uu«U>iu« uu>,»»üiUt: l^txrlU: F>. Lran<titrtter, Oouuui»»iollLr «i« Oresctnvr ^onruut»; S»mdorU S«rUo - Vi«o >»»«t ^r»n^5ort ». N.: <f poAi-r, ürrUL-Vt-ll-Lrudar? kr»U - I.«jp«1x ^riUckart ». H. - ULved«!»: Lfo^«e, S»rUo: /nraiickrn<iant, Sr«w»ll: />.'vr«ii»u: F 8ta«Arn'» Lavatk), kr»oilkurt »lt, L ^arA^scds ttuoüüuuüIuQg; VLrMr: </. Ii»»»»vr: 0. §c^ü«i«r, k»rt» SirUv - ?r»L^krl ». » «utts»«: Ktt-L« F Oo., Luudurg: Aci. Lt«»»<r. N»r»v8x«d»r: Löuiut. Lrpeclition äs» vresäoer ^ouriuü», OrvsUso, ^Min<;«r»tr««« Ifo. LV. Abonnements - Einladung. Auf das mit dem 1. Juli beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „DresdnerJour nals " werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden be» der unter zeichneten Expedition (Zwingerftr. Nr. 20), für »S»nrtS bei den betreffenden Postanstalten. A«k«»dift»»ge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühre» im AnkündigungS- theile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter ,Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Ps. für die Zeile festgestellt. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Scheil. Dre-den, 25. Juni. Se. Majestät der König haben dem Generalarzt 1. Klasse und Korpsarzt Pro fessor Dr. Roth die Erlaubniß zur Annahme und An legung des demselben verliehenen Kommandeurkreuzes des Königlich Italienischen St. Mauritius- und Lazarus- Ordens Ällergnädigst zu ertheilen geruht. Se. Majestät der König haben Ällergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hofmarschall Freiherr von Gutschmid das von Sr. Majestät dem Könige von Portugal ihm verliehene Großkreuz des ChristuS- Ordens annehme und trage. Bekanntmachung. Auf Grund von tz 28 des Gesetzes gegen die ge meingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 2l. October 1878 wird mit Zustimmung des Bundesrathes für die Dauer Eines Jahres angeordnet, was folgt: 8 l. Personen, von denen eine Gefährdung der öffent lichen Sicherheit oder Ordnung zu besorgen ist, kann der Aufenthalt in der Stadt Leipzig und in dem Be zirke der AmtShauptmaunschaft Leipzig von der LandeS- polizeibehörde versagt werden. 8 2. Vorstehende Anordnung tritt mit dem 29. dieses Monats in Kraft. Dresden, am 26. Juni 1884. Gesammtministerium. (gez.) von Kabrice. von Nostitz Wallwitz, von Gerber, von Abeken, von Könneritz. Nichtamtlicher Scheil. Telegraphische Nachrichten. Leipzig, Donnerstag, 26. Juni. (Privattel. d. DreSdn. Journ.) Die Versammlung der striken- den Maurer und Zimmerer beschloß ihre Strike- bi- auf eine günstigere Zeit zu vertagen, an ihrer Forderung aber frstzuhalten und sie bei besserer Gelegenheit zum AuStrage zu bringen. Bre-lau, Donner-tag, 26. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Zahl der in der Grube „Deutschland" Verschütteten ist auf 42 festgestellt worden. Wien, Mittwoch, 25. Juni. (Tel.d.Boh.) Da- Urtheil im Proteste Stellmacher wurde gestern Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. May Crocker. Roman von E. Eameron. Deutsch von A. Frenzel. (Fortsetzung.) Es schien ihr, als sei er tranig und gedrückt, und sie bildete sich ein, er denke vielleicht daran, daß er arm sei, und wage deshalb nicht zu sprechen. . Da sie sich seiner Liebe sicher fühlte, war sie ein wenig kühn geworden. Sie schlich sich leise aus dem erleuchteten Zimmer weg und lief an das Thor, Halbwegs im Park, um aus ihn zu warten. Als er auf seinem leichten Pferde daher getrabt kam, stand Alice in ihrem weißen Kleide plötzlich vor ihm, und streckte ihm ihre zitternde Hand hin. „Ich, ich wünschte Ihnen gute Nacht zu sagen", sprach sie sanft und war der Dunkelheit dankbar, daß sie ihr Erröthen verbarg. Und dann hatte er sich au- dem Sattel nieder gebückt, und Worte in ihr Ohr geflüstert, welche ihr Herz wild schlagen ließen — welche ihr seitdem verletzend und beschämend immer in den Ohren nach tönten „O, mein Liebling", hatte er gesagt, „wie gütig ist da- von Ihnen! Da» will ich Ihnen nie ver gessen — nie! Für beute: Gut» Nacht, mein liebes Herz! Ich darf Sie jetzt nicht länger aufhalten!" Dann hatte er einmal leicht ihre Stirne geküßt dem Lertheidiger de-selbru zugestellt, welcher die Nichtig-keit-brschwerde binnen 8 Tagen über reichen muß Ebenfalls gestern wurde dir Rich- tigkeit-brschwerde gegen die Berurthrilung Schaff hauser'- überreicht. Pari-, Donnerstag, 26 Juui. (Tel. d. DreSdn. Journ.) AuS Hanoi wird unter de« 23. d. MtS. eine Verletzung des franzöfisch - chinefischeu Ver trag- vom N. vor. Mts. gemeldet. Obgleich feiten China- die Räumung von Langsou angr- meldet war, wurde die französische Garnison am 23. d. Mt-. auf dem Marsche von 4000 Manu regulären chinefischeu Truppeu, welche verschanzt waren und Artillerie hatten, angegriffen. Die Franzosen verloren 7 Tobte und 42 Verwundete. Der Oberst Regner ist mit Lerstärkungeu nach Laugson abgegangen. Eine Mittheilnng de- Handel-ministerS, wo nach gestern 2 CholeratodeSfälle in Toulon vor- gekommen, besagt, daß alle Aerzte übereinstimmend meinen, die Cholera sei nur sporadischer Natur. Der allgemeine Gesundheitszustand in Marseille und dem ganzen Gebiete in Toulon ist fortdauernd günstig. Rach einer weitern Meldung starben im Laufe deS Nachmittag- 3 Cholerakravke, also während dr- ganzen Tage- 5; neue Erkrankte find iu da- Civilhospttal nicht eingebracht worden. (Vgl. die Rubrik „Statistik und Volkswirthschaft.") Agram, Mittworb, 25. Juni. (W. T. B.) Im Landtage erklärte der Bicepräfideut Dram, daß er infolge der von dem Abg. Starcsevic- hervor gerufenen bedauerlichen Tcenen da- Amt al- Bice- Präsident nirderlege. Kopeuhagen, Donner-tag, 26. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Da- numerische Parteiverhält- niß dr- Volk-thing- ist durch dir grstrigru Wahlrn wrnig verändert worden; die Rechte verlor au die alliirten Liberalen, die Liuke und die Socialistrn 3 Kreise, gewählt wurden der Tocialist Hördum und die den Socialisten nahrstehevden Pingel und AamuS» ferner wurden der CultuSminister v. Sca- veniu- und der Marineminister Ravu wieder- gewählt. Von 99 Wahlkreisen find 80 antimiai- steriell. Christian ia, Mittwoch, 25. Juui, AbendS. (Tel. d. Hamb. Nachr.) Da- von Sverdrup gebildete Ministerium besteht au- Johann Sverdrup und dem Generalkonsul Richter al- Staat-minister und Sorenschreiber Daae, Sorenschreiber Sören sen und den Storthing-rrpräsentanten Haugland, Arctander, Rector Steen und Pastor Sverdrup al- Staat-räthe. Die beiden Departements für die Armee und die Marine find noch unbesetzt. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Nisch, Mittwoch, 25. Juni. (W. T. B.) Die Skupschtina nahm dir Vorlage, betreffend die Rege lung dr- staatlich eoncrsfionirten Tavakverschleiße- in der Fassung de- RegierungSentwurfeS an. Die Vorlage enthält strenge Vorschriften und Straf androhungen bezüglich de- Tabakschmuggrl». Da- Budget pro 1883^4 wurde im Gauzen genehmigt, ebenso die Regierung-Vorlage wegen de- Staat-- anlrhenS endgiltig angenommen. Dre-den, 26. Juni. Die diesmalige Rcichstagssession geht ihrem Ab schlusse entgegen. Eine der wichtigsten Vorlagen, der Gesetzentwurf über die Subventionirung neuer Dampserlinien harrt noch der Entscheidung. Noch selten hat eine Vorlage in dem Maße, wie gerade diese, die Antheilnahme der öffentlichen Meinung veranlaßt und mit besonder« Nachdrucke ist die ReichSregierung für dieselbe eingetreten. Für die Bedeutung, welche feiten der Reichsregierung der Vorlage beigelegt wird, ist es bezeichnend, daß der Reichskanzler seit dem nunmehr 13 jährigen Bestehen des neuen deutschen Reichs am 23. d. MtS. zum ersten Male an einer Com- missionSberathung Theil nahm, um über die über- seeifche Politik der Reichsregierung Erklärungen abzu geben. Wichtig sind hier zunächst die von dem Reichs kanzler in Bezug auf seine Stellung zur Colonialpolitik im Allgemeinen aufgestellten Grundsätze. Er erklärte, daß nach seiner Ansicht das Reich nicht Colonien gründen und mit einem bureaukratischen Apparat ver- ehen, sondern nur die aus sich selbst herauswachsenden Internehmungen deutscher Reichsangehöriger schützen olle. Unter diesen Gesichtspunkten allein sei seine Stellung zur Angra-Pequevaangelegenheit aufzufaffen, wie auch zu anderen sonstigen Unternehmungen, von welchen jetzt zu sprechen noch nicht di» Zeit sei. Daß das deutsche Reich einen derartigen Schutz auszuüben in der Lage sein werde, brauche nicht in Zweifel gezogen zu werden. Seine Bundesgenossenschast sei unter allen Umständen werthvoll genug, daß auch die zur See mächtigen Staaten auf Deutschlands Interessen die entsprechende Rücksicht nehmen würden. Weiter erklärte der Kanzler: Die Macht des deut schen Reiches sei nicht zu unterschätzen, es sei durch aus nicht nöthig, daß die „Nasenstüber", wie ein Vor redner sich ausgedrückt, draußen in den Colonien empfunden würden, er wollte an dieser Stelle nur dieses constatiren: Frankreich z. B liege vor den Tho ren von Metz, und wenn durch dasselbe deutschen Reichsangehörigen in fernen Ländern Unbill zugefügt würde, dann würde dies eben in der Gegend von Metz in der Rückwirkung nicht ausbleiben. Auf diese Weise würde das Reich immer in der Lage sein, seine Colonien zu schützen, auch ohne der überlegenen Flotte anderer Nationen direct gewachsen zu sein. Wieder holt sprach der Kanzler sein Bedauern aus, daß, wie es den Anschein habe, man es zu einer weitern Ver handlung im Plenum über die Dampfervorlage nicht kommen lassen wolle; er würde den größten Werth darauf legen, daß durch eine namentliche Abstimmung jeder einzelne Abgeordnete in die Lage versetzt sein würde, den Muth seiner Meinung zu beweisen. Wie im Uebrigen er den Zusammenhang zwischen der Lo- lonialfraae und der—Damvfervorlage anerkenne, so liege derselbe schon in der Einheitlichkeit seiner Person mit den Vorlagen. Ihm erscheinen diese Dinge voll ständig untrennbar und er müsse deshalb erklären, daß die Ablehnung der Dampfervorlage für ihn eine Ent- muthigung in Bezug auf diese ganze Politik enthalten würde. — Die iu obigen Erklärungen aufgestellten Grundsätze haben überall da, wo man nationaldeutsche Interessen hoch hält, eine beisällige Aufnahme gefun den. Diese Erklärung, sagt die „National-Zeitung", trifft den Kernpunkt der Frage und entscheidet sie in einer Weise, welche geeignet ist, das Vertrauen, welches die auswärtige Politik des Reichskanzlers im Allge meinen genießt, auch speciell seiner überseeischen zuzu wenden. Insbesondere beifällig wurde der Gedanke ausgenommen, daß das deutsche Reich nicht felbst Ländergebiete in fernen Welttheilen erwerbe, wohl aber so, wie es in Angra Pequesa bereits ge schehen und auch von England jetzt ohne Widerspruch geduldet wird, daß die Erwerbungen deutschen privaten Unternehmungsgeistes unter den Schutz des deutschen Reiches gestellt werden. „Sind doch", sagt die „Ger mania", „auch schon im Alterthume Colonien gerade in dieser Weise von unternehmungslustigen Einzelnen, ja sogar von Flüchtlingen und Verbannten gegründet worden, sehen wir dieselbe Erscheinung doch von der Völkerwanderung an wiederholt auch im Mittelalter vor sich gehen, und auch von den Colonien der mo- Lagesgeschichte * Berlin, 25. Juni. Die „N. A. Ztg." schreibt: Der Reichskanzler hat sich eine Erkältung zuge zogen, infolge deren sich wiederum neuralgische Schmerzen bei ihm eingestellt haben. Fürst Bismarck ist dadurch verhindert worden, sich an den Reichstagsverhandlungcn der letzten Tage zu betheiligen. Wie wir hören, ist das Unwohlsein des Fürsten darauf zurückzuführeu, daß derselbe sich am Montag zu später Stunde, als eS bereits recht kühl geworden war, in den Reichstag hat begeben müssen, um der Commissionssitzung über den Gesetzentwurf, betreffend die Subventionirung neuer Dampferlinien, beizuwohnen. — Unter dem Vorsitze des Staatsministers v. Bötticher wurde gestern eine Plenarsitzung des Bundesraths abgehalten. Der königl. sächsische geh. Regierungsrath Böttcher ist für das Königreich Sachsen zum stellvertretenden Be vollmächtigten zum Bundesrathe ernannt worden. Von dem Beschlusse des Reichstages vom 13. d. Mts., be treffend die Decharge der Rechnung der Casse der Oberrechnungskammer für das Etatsjahr 1881/82, nahm die Versammlung Kenntnih. Der von dem Reichstage in unveränderter Fassung angenommene Gesetzentwurf, betreffend den Reingewinn aus dem von dem großen Generalstabe verfaßten Werke „Der deutsch französische Krieg 1870/71", wird zur allerhöchsten Vollziehung vorgelegt werden. Dem Anträge Sachsens deinen Völker sind z. B. die der Spanier mehrfach zunächst von Einzelnen, die der Engländer, Franzosen und Holländer öfter von Handelsgesellschaften gegründet worden und erst dann früher oder später in die Herr schaft des Staates übergegangen. Noch vor 25 Jahren beherrschte die englisch-ostindische Compagnie das nach China bevölkertste Land der Welt!" DaS entscheidende Moment aber liegt auf com- merziellem Gebiete. Wie man an den Sitzen des deutschen Groß- und Exporthandels der Vorlage ein reges Ver- stävdniß entgegenbringt, bezeugen die zustimmenden Kundgebungen, welche aus den verschiedensten Theilen Deutschlands zu ihren Gunsten erfolgt sind. Die Handelskammer von Mannheim hat eine „warm be fürwortende" Eingabe an den Fürsten Bismarck'be schlossen. Diesem Beschlusse haben sich die Handels kammer in Psorzheim, sowie der Vorstand der Han delsgenossenschaft Constanz angeschlossen und dem Reichskanzler telegraphisch davon Anzeige gemacht. Neuerdings hat eine in Düsseldorf abgehaltene General versammlung des „Vereins zur Wahrung der gemein samen wirthschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen" ihren Vorstand durch einstimmige» Beschluß beauftragt: dem hohen Reichstag daS lebhafteste Bedauern des Vereins darüber auszusprechen, daß der Entwurf eines Gesetzes, be treffend die Verwendung von Geldmitteln aus ReichssondS zur Errichtung und Unterhaltung von Postdampftchisssver- bindungen nnt überseeischen Ländern, durch die ^von dem hohen Hause beschlossene Verweisung an die Budgetcommis sion in dieser Session möglicherweise nicht mehr zur endgil- tigen Verhandlung kommen dürfte, und hieran die dringende Bitte an den hohen Reichstag zu knüpfen, den in Rede stehenden Entwurs, trotz der vorerwähnten Verzögerung, noch in dieser Session und zwar durch Annahme zu erledigen. In den Kreisen unsers Exporthandels weiß man die würdige Repräsentation der deutschen Flagge aus den fernen Meeren zu schätzen und weiß, daß das auf manchesterlicher Seite verspottete „Wehen verdeutschen Flagge", eme wirkliche, sehr greifbare Bedeutung be sitzt. Abgesehen von dem „Zeigen" der Flagge, welches in überseeischen Ländern nie ohne Einfluß ist, wird sich auch ein erheblicher Theil des Seehandels, welcher bisher durch ausländische Rheder und Spediteure be sorgt wurde, Deutschland zuwenden und deutsche Schiffe und Mannschaften werden sich Colonialländern zuwen den, welche ihnen bis heute verschlossen blieben. und war durch den tiefer dunkelnden Abend fort geritten. Aber Alice Dorrington sah ihn nie wieder. Eine Woche verging, es kam kein Zeichen, kein Wort von dem jungen Offizier. Dann verging eine zweite Woche und dann eine dritte. Dann kam ein Tag, an dem Lord Dorrington, als er mit seiner Fa milie zu Tische saß und den Salm in gleiche Por tionen zerlegte, munter bemerkte: „Ja, was ich sagen wollte — als ich durch Bor mington ritt, bin ich Hauptmann Anderson begegnet, der mir erzählte, daß Hauptmann Denham zu dem 104. Regiment nach Indien versetzt worden sei. DaS ist wahrscheinlich die Ursache, daß wir ihn seither nicht mehr gesehen haben." „Versetzt?" riefen Auguste und Louise athemlos, denn natürlich wußten sie, was Alice bewegte. „Lieber Gott, wie sonderbar von thm, sich nicht einmal zu verabschieden, nachdem er so oft hier war", sagte Lady Dorrington; „manche dieser jungen Leute haben doch wirklich wenig Lebensart." „Ist er — ist daS Regiment schon fort, Papa?" fragte Louise ängstlich. „Fort oder im Begriffe abzugehen, den Tag de- Abmarsches habe ich in der That vergessen. Doch ich erinnere mich: Hauptmann Anderson sagte, daß sie am zwanzigsten, daS ist also heute, aufbrechen. Da ist er also vermuthlich schon fort und schwimmt bereits im Canal. — Nimmst Du keinen Salm, Alice?" „Ist es Dir zu heiß im Zimmer, Liebe?" fragte ihre Mutter besorgt. Aber Alice antwortete nicht; sie fiel ohnmächtig vom Stuhl aus den Boden, und ihr Vater muhte sie mit dem Diener, so gut eS eben ging, in ihr Zimmer tragen. DaS Alles war erst vor zwei Jahren geschehen; aber man sprach nicht mehr davon und Lionel Den hams Name wurde nie erwähnt. Heute, da auf dem Rasen im Schatten eines weit verzweigten Acacienbaumes die Schwestern bei einander sitzen, jede mit ihrer Handarbeit beschäftigt, sieht Alice ebenso ruhig, glücklich und zufrieden aus, wie Auguste und Louise. Nur Jene, welche Alice früher gekannt haben, würden sie vielleicht um einen Schatten blasser, etwas ruhiger und sanfter und füg samer finden, als sie eS früher war. Die Damen sprachen von ihrem Bruder. Da ihre eigenen Interessen nicht mehr in Frage kamen, so war Harold'S Brautfahrt für sie von der höchsten Wichtigkeit. Natürlich hatten sie von Miß Crocker schon gehört und wußten, zu welchem Zwecke ihr Bruder sich in Fern-Lastle aufhielt. „Ich möchte wissen, wie sie uns gefallen wird", rief Louise auS; wahrscheinlich ist sie ein sehr ge wöhnliche- Mädchen, ohne Bildung! — Wie da bei solchen reich gewordenen Leuten gewöhnlich der Fall ist!" „In seinen Briefen hat Harold über sie noch nichts gesagt^, meinte Llise, „tvenigstens nicht, daß sie ungebildet ist — vielleicht ist sie eS gar nicht." „DaS ist eben verdächtig", antwortete Louise. „Wenn etwas Gutes von ihr zu sagen wäre, so hätte er das längst gethan; aber er rühmt immer nur die Pracht der Einrichtung, die Schönheit der Landschaft, ja — Küche und Weinkeller — und da- ist viel be- deuteud!" „Nun, Kinder, wie sie auch sein mag", meinte Auguste weise, „wir müssen mit ihr zurechtkommen. Hat Papa erst entschieden, so hilft Alles nichts. Auch Harold muß sich fügen; es ist ja auch seine Schuld, daß er in solche Lage kommt." „Der arme Harold!" sagte Alice mitleidig. Ein Diener kam über den Rasen zur Stelle zu, wo sie saßen. „Es ist ein Mädchen aus dem Dorfe da, Miß", sagte er, sich an Alice wendend, welche sich am meisten für die Angelegenheiten im Dorfe interessirte; „sie hofft Arbeit von Ihnen zu erhalten, und bittet, Sie deswegen sprechen zu dürfen." „O, das ist Rosie Wood", rief Alice. „Ich möchte gerne, daß Du die kleine Schönheit einmal siehst, Auguste. Wir wollen sie hierher kommen lassen! Ja, Thomas, schicken Sie das Mädchen hierher." (Fortsetzung folgt.) Literatur. „Sommerfahrten in Norwegen." Von L. Pasfarge. Leipzig. Verlag von Bernhard Schlicke. Der großen Anziehungskraft, welche Nor wegen dem Naturfreunde, dem Historiker, dem Geo graphen gegenüber ausübt, entspricht in neuester Zeit das diesem Lande mehr und mehr durch Reisende und Schriftsteller zugewandte Interesse. Der Besuch dieser merkwürdigen Gegenden fängt fast an zur Modesache zu werden, doch er ist nichts desto weniger ein wohl verdienter Der sehr wohlunterrichtete, auch für die Verbrei tung der norwegischen Literatur thätige Passarge schwärmt für jenes Land und zwar fast noch eifriger
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