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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.07.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100722026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910072202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19100722
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910072202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-07
- Tag1910-07-22
- Monat1910-07
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ALrv orNgo <Lofev. AIS künftiger Kreis Hauptmann von Chemnitz wird der AmtShauptmann v. N o st i h - D r z c w i e ck i in Pirna genannt. Die Königspar ade der 10. Division findet „m l9. An gn st ans dem Truppenübungsplätze Zeithatn üait. Die Z c n i r a l o c l e i n i g u n g für Handel und bewerbe hat in einer Eingabe an die Reichsregierung gegen die in der Reichsversicherungsordnung geplanten V c r s i ch e r u n g s ä m t c r Stellung genommen. Vor dem Kriegsgericht der Kommandantur in Berlin begann heute der neue Prozeß gegen den Grafen Pscil wegen Misthandlung seiner Gattin. Der diesjährige sozialdemokratische Parteitag wird am i8. September in Magdeburg ziisammentretcn. Als Nachfolger Felix v. Weingartners in der Direktion der Wiener Hosoper wurde der Proseisor der Akademie für Musik und darstellende Kunst Wilhelm Bopp bestimmt. Fn London wurde ein von hervorragenden Perjön iichkeiten Unterzeichneter A i« f i » s g e g e n dasFran e n- stimmrechi erlaiscn. Neuerte vrafttmelauugeu vom 21. Juli. Bcrsassnnqsrcsorm in Elsast-Loihringcn. S t r a ß b u > g. IPriv.-Tel.> Ueber die Hauptgcsichiü- punlie der elsast - inthringüchen Ätt'riassungSresorm wird berichtet: Die Stellung Eisast-Loihringens zum Reiche bleibt dieselbe wie bishe r. ES wird den Siamen „Reichslande" weitcrsühren »nd im Bundesrate keine Liimme in Reichsangelz^enhciten erhalten- Dagegen sollen aem Reichslande drei konsultative Stimmen verliehen wer den, die aber nur in Landesangeicgcnheiien mitstimmcn dürfen. Der Kaiser wird fernerhin die Regierung als Telcgator des Reiches ansüben »nd sich durch einen von ihm ernannten Statthalter vertreten lassen. Der Landtag bestellt ans zwei Kammern. Die Erste Kammer wird zur .Hasste der Mitglieder vom Kaiser crnaiuii, die »weite Hälfte soll ans Vertretern der grvstcn Städte, der Universität, der Religionen und Konfessionen und der Handels- »nd Gewerbctammern bestehen. Vorgesehen sind -U Sitze. Für die Zweite Kammer ist das allgemein e direkte Wahlrecht mit Altcrsmehrstimmcn ausge nommen. Wahlberechtigt ist danach jeder in Elsatz-Lothrin- gen seit drei Fahren ansässige Mi übrige Mann. Vom vv Lcbeiisiahre ah erhält jeder Wühler zwei, vom IV Lebensjahre ab drei Stimmen. Die Lpitzbergen-Konscrenz Berlin. iPriv.-Tcl.i Zn der gestern in Ehrt stia n i a rrossneien Spitzbergen-Konferenz wird berichtet Es handelt sich hierbei zunächst um eine Vorkonferenz zu der Norwegen die Anregung gegeben hat und an der dic Kontincntal-Grostn,ächte noch nicht beteiligt sind. Diese Vorkonferenz wird das Programm für die eigentliche Kon ferenz zur Regelung der Spitzbcrgenfrage aufstellen, an der neben dem Deutschen Reiche auch die anderen Grobstaaten teilnehmen werden. Die ganze Angelegenheit ist durch dic Lösung der Schwedisch-Norwegischen Union in den Vordergrund des Interesses gerückt worden. Vor allem sind durch dic neuerdings erheblich zunehmende wirt schaftliche Ausnutzung Spitzbergens für den Fischfang, die Jagd, den Bergbau, sowie für Tonristenzwecke eine ganze Reihe privatrechtlicher Fragen entstanden, die eine Lösung aus Grund internationaler Vereinbarung wünschenswert machen. Der Prozcst gegen de» Grasen Pscil. Berlin. iPriv.-Tel.» Vor dem Kriegsgericht der Kommandantur begann heute der neue Prozest gegen den Grafen Pfeil wegen Misthandlung seiner zwei ten Gattin, der ehemaligen Baronesse von Bchr. Nach der Anklage wird dem Grasen Pfeil zur Last gelegt, seine zweite Frau am 0. April >000 vorsätzlich körperlich misthandeli zu haben, indem er sic während ihrer drei monatigen Schwangerschaft vor die Brust stiest, zn Boden warf und am Halse würgte, so das, die Misthandcltc bc wusttlos wurde. Ein andermal bedrohte nach der Anklage schrift der Angcklagre seine zweite Frau mit Erschicstcn. Schliehlich kommt die Anklage auch aus die ZcitungS- assäre zu sprechen Gras Pfeil hat danach in einem Casö mehrere Zeiiiinqshläticr, in denen Notizen über seine Pro zesse standen, entwendet und ieinrm Rechtsanwalt zngc- stellt. Der Angeklagte bestritt bei seiner Vernehmung, tti der von der Anklage geschilderten Weise gehandelt zu haben, gibt aber z». das, es zu Tätlichkeiten zwischen ihm und sei ner Fra» gekommen sei. Dast seine Frau damals schwanger gewesen, davon habe er nichts gewusst. Der Vcrhandlungs- leiter hielt dem Angeklagten vor. dast er bei jenem Vor lall der Bedrohung die Wasse dann gegen, sich gerichtet und ! einen blinden Schnst ans sich geseneil habe. Gr sei dann zur ! Erde gestürzt, als sich die Gräfin nicht m» ihn gekümmert habe. Ter Angeklagte erklärt, er habe oster den Revolver zur Hand gehabt, da er mit Selbstmordgedanken umge- gangen iei. Frankreich Paris. Der ans Petersburg eingctrvssene Bot schafter Louis wird während des Urlaubs des Ministers Pichon und des Direktors für politische Angelegenheiten Napst mit der Leitung des Ministeriums des Aeus,ere» betraut werden. Das Gerücht, dast Louis den seit längerer Zeit geplanten Posten eines General sekretärs im Ministerium des Acustcrrn erhalten werde, wird vom „Echo de Paris" als verfrüht bezeichnet. Paris. Der Kriegsministcr hat dem 5. Gcnie- r cgi me nt den Befehl erteilt, sich für den Fall eines E i s e n b a h n e r a n ö st a n d c s bereit zn halten. Die in Marseille liegende Abteilung des Regiments wurde bereits mit der Ueberwnchiing der verschiedenen Eisenbahnstrecken des Teine-ct-Otse-Departements betraut. — Tie hiesigen Bediensteten der vcrstgatlichien Wcsibahn hielten eine Ver sammlung ab. um die zu ergreifenden Maßnahme» im Falle eines Anssiandes zn beraten. Es wurde eine Resolution angenommen, die heftige Drohungen gegen die ichwanken- den Elemente, sowie die Aufforderung an das Streik komitee enthält, den Gcncralausstand sobald alS möglich zn proklamieren. Lustschifsahrt. Paris. iPriv.-Tel.» Aus Reims wird gemeldet, das F rau Frank, die sich seit einiger Zeit aus dem dortigen Flugfclde mit der Bedienung von Flugmaschincn vertraul machte, mit ihrem Flugapparat nach Calais abgcreist iii >i"> dort den A e r m e lianal z n ü b c rs l i e g c n. Fraueusiimmrcchi in England? London. lPriv.-Tcl.j Dic Gegner des Franc» st i m m r e ch t s haben gestern abend einen Ausruf er lassen. Es ist ein Fonds von Mill. NU. zur Bekämpfung der SussragetteS ausgcbrachi worden. Unter den Unter schrisien befinden sich die von Fvseph und Austen Chamber lain, Lord Creme, Lord Ciirzo», den. Dichter Knbiing, Lord Lansdowne, Lord Roberts, Lord Rothschild und der Schrift stellerin -Hiimvhren Ward. Alien bürg. Fn der hiesigen Köhlcrschen Näh Maschinenfabrik wurde durch a u s st r ö m e n d c Dämpfe der Fcuerinann »nd Kesselwärter Gründwald so schwer verbrüht, dast er wenige Stunden nach seiner Einliese rung ins Krankenhaus verstarb. Er hinterlästi eine Witwe und drei erwachsene Kinder. Leipzig. iPriv.-Tel.i Hosrai Harimann vom Leip zigcr Schauspielhaus plant für hier einen Klassiker znklus, zn dem Einladungen an die bedeutendsten de»! schen Künstler ergehen sollen. Wien. Nach einer Blüttermelöiing ist der Dramaturg des Wiener Deutschen Vvlkstheatcrs Tr. Richard Fell n e' gestern i» Gleichende»» gestorben. Trient. Die neue Eisenbahnlinie T r i c n c T c z z e — V c n e d i g, die 17 Kilometer kürzer ist als die Linie Trient Verona- Venedig, ist heute eröffnet worden Von einer besonderen Feier Hai man abgesehen, weil irre Ikkntistische Kundgebungen befürchtet wurden. Paris. Der libialirige Senator des Ardöchcdepar iemeuts P > a d a » . der als Kandidat sür den Gcnerairni seinen Wahlbezirk bercistr, wurde in der Nähe von Vals bei einem A n i v m v b i I n n s a l i getötet. Seine vier Reisebegleiter erlitten schwere Verletzungen. Paris. Wie die Blätter berichten, hauen die dem Snndikat des Garddeparte.menis ungehörigen Arbeiter in einer in der Arbeitsborse zu Alais abgelmlienen Ver snmmlung den Beschulst gesagt, die Miigliedsbeitrüge ,n erhöhen, »in dafür R e v o > v e r z n I n » s e n. Madrid. Dic Depnii e r I e n l a m m e r beende«- gestern die Beiprechnng der A » lwori ans die tönt g liche Botschaft. Fm Lause der Debatte erklärte der Ministerpräsident Canalejas nochmals, dast er entschlossen sei, das Regierniigsprogram»! vollständig dnrchzuführeu Wns dic Operationen bei MeUUa beiresse, oerfoige die Re giernng lediglich das Ziel, die spanischen Plätze in Afrika in den Stand z» setzen, die nationale Ehre zu oer leidigen und jeden Angriss znrückzuweisen. Die Truppen würden die von ihnen besetzten Stellungen räumen, ivbal,' die spanischen Plätze durch tatlrasiiges Eingreisen des Ln! tanö vor jeder Eventualität sichergesielU seien. Sodann kündigte Canalejas an, dast die Regierung die Schaffung einer ÄoloniaUrnppe erwäge und eine Reform des Untei- richtswesens in der Richtung der Lcnenichiile oorbcreiie. Darauf wurde die Antwort aus die königliche Botschaft mit IM gegen 81 Stimmen angenommen. Madrid. Nach einer dem Ministerium des Aensteren ans Casablanca zugegangenen Meldung wurde bei einer Rauferei zwischen französischen und spanischen Soldaten ein spanncher Korporal ge tötet. Lissabon. Nach einem annlichen Telegramm ans Macao sind die portugiesischen Truppen nunmehr Herren der gesamten Insel Coloma n. Sie haben Ui Personen Hunrt und Ämenzcb-M. r* Im Cenlral-Thraicr finden Freitag, Sonnabend und Sonntag abend 8 Ubr die drei letzten Wiederholungen non „ D i e b l a ii e M a n s " mit Frau Felicitas E e r i g i o l i - M a r x a. Ei. statt. Sonntag nachmittag v-i Uhr wird bei ermästigicn Preisen „Kascrnenlnst" gegeben. Montag den 2ä. ggiticri der ehemalige Konigl. Lachs. -Hosidmuspielcr Otto u> c b ü h r als Wchrhahn in „Der Biberpelz" von Gerharl Hanptmann. Die Rolle der W aschsia u W vlss spielt Frau Ernestine Münchhcim vom hiesigen Residcnzthcater, deren Mit wirkung Herr Direktor Witt i» liebenswürdiger Weise durch Beurlaubung für diesen Tag ermöglicht hat. DienS- lag, den 20. d. M.. geht erstmalig „Im Klubsessel", Lustspiel in 0 Alten von Carl Rößler und Ludwig Heller, mit Frau Felicitas E c r i g i o l i - M a r x a. G. in Lzene. Die Kasse ist täglich bis 2 Uhr sür den Vorverkauf, mi übrigen ununterbrochen gcössnei. e* Direktionswcchsel in der Wiener Hosopcr ist jetzt eingcireten Kaiser Franz Foseph hat nach einem Vortrag des Ol'ersihosmcisicrs Fürsten Montcnuovo in Fiäil das R ü ck t r i i t s g c j ii ch des Direktors der Wiener Hosovcr Felix v. Weingartner genehmig t. Direk- lor v. Weingartner wird in der nächsten Saison nicht mehr an der Hvfoper tätig sein. Zu seinem Nachfolger wurde der Prosessvr der Akademie für Musik und darstellende Kunst Wilhelm Bopp bestimmt. f Neues aus Flauberis Notizbüchern Eine neue Ausgabe von bisher unveröffentlichten Auszeichnungen, Tagebiicheintragungen und Notizen Flauberts, die eine Fülle interessanter Aeusterungcn des großen Klassikers des französischen Romans »msastt, ist In Paris in Vor bereitung und wird in den nächsten Tagen die Druckpresse verlassen. Flaubcrt pflegte m.it fast pedantischer Gewissen haftigkeit alle seine Notizen zn sammeln, Beobachtungen aus dem Leben, persönliche Impressionen, Notizen über seine Studien. Alles, was er geschrieben bat, ist aus diese Weise erhalten geblieben, von seinen Schttlerhcftcn bis zu den Tagcbuchauszcichnungcn, in denen er täglich die geistige und seelische Bilanz des erlebten Tages zu ziehen pflegte. Fn der „Revue des Dcux Mvndcs" veröffentlicht Louis Bertrand einige dmrakteristische Auszüge. Der ganze leidenschaftliche Hast, den Flaubcrt stets aller Mittel mäßigkeit entgegcnbrachtc, lvdcrt zwischen den Zeilen aus, wenn er schreibt: „Das Stumpfsinnigste, was es aus der Welt gibt, das sind die sogenannten Durchschnittsmenschen, die gebildete Bourgeoisie, wie auch dir braven Leute die allergransamstcn sind." Flaubcri war kein Demokrat: säst erbittert notiert er: „Nicht gegen die Götter wäre cs, gegen die Prometheus sich heute auslchncn müßte, son dern gegen das Volk, diesen neuen Gott. Ter alten Tyrannei der Geistlichen, der Feudalen, der Monarchen ist eine andere gefolgt, eine seiner ansgcbaute, unent rinnbare, gewaltsamere, die nach einiger Zeit aus der Erde keinen Winkel mehr lassen wird, der frei ist. Fhr bedrückt nicht mehr meinen Körper, Fhr zwingt mich nicht mehr zum Glaube», gewiß! Aber wo ist der Fortschritt des freien Willens, wo der Fortschritt der Moral, wenn ich, einfach durch die Tatsache der sozialen Organisierung, unweigerlich gezwungen bin, wie Ihr zu denken ?" Sehr reich ist die Zahl der Bemerkungen, die sich auf die Kunst und Literatur beziehen. „Die Literatur", so bemerkt Flau- bert, „ist kein abstraktes Ding. Sie wendet sich an den ganzen Menschen. Ein Wort, das Euch gewagt erscheint, ein allzu freier -Passus reizt vielleicht nur Eure Nerven. Das erklärt auch dic Wut der Leute gegen gewisse Bücher i»nd dic Presscvrozesscj. Es ist nie der Inhalt, der Grund gedanke, der empört, sondern die Form. Der Stil kann ganz unabhängig vvn dem, was er auödLückt, Unerträg lichkeiten in sich haben. Man spürt eine gewisse Zügel losigkeit, eine Ausschweifung in lcldensämttlichen Bei wörtern, in »»verhüllten Situationen, in der Farbe der Wirklichkeit." Seine Bewunderung für den Stil spiegelt sich in einer anderen Bemerkung. „Die Gelehrten legen sich ebenso schnell den Titel Schriftsteller zu, wie die Dichter den Titel eines Denkers." Herb und bitter urteilt er über dir Freundschaft: „Italienisches Sprich wort: Ein guter Freund ist eine Kriegsbeute. Der erste iAlfredj verliest mich um einer Frau willen, der zweite sBouilhctj für eine Frau. Der dritte lDucamp! verliest mich für eine Frau. Alle, alle! Bin ich denn rin Un geheuer?" „Der abgeschmackte Mensch ist der, der sich nicht ändert. Fch bin der abgeschmackte Mensch! Armer, alter Tor, der noch mit .',0 Fahren die Aiihänglichkctt bewährt, die sic svielleichtj als Achtzehnjährige belasten!" Als er von Tunis znrückkehrt, wo er Studien zur „Salammbo" ge macht hat, schreibt er voll poetischen Etters in sein Heft: „Mögen alle Kräfte der Natur, die ich ersehnte, mich durch dringen und in mein Buch einströmen. Her zu mir, ihr Mächte des plastischen Erlebens! Auferstehung der Bei gangcnhcit, zu mir, zn mir! Durch die Schönheit must trotz allem das Leben und die Wahrheit kommen. Cttiade sür meinen Willen, du Gott der Seelen Gib mir die Kraft und die Hoffnung!..." Doch diese Anrusung des Wcltgeistcs hindert ihn nicht, sich ungläubig zu nennen, und er notiert an anderer Stelle: „Dic Hossnung ist ein Attentat ans die Vorsehung." Detlev von Lilieneron. Z u m 2 2. F n l i I 0 I 0. Mitte der achtziger Fahre war's. Von dem «tzewiiier sturm der Fdecn eines Nietzsche ansgcrüiteli, hatte das „grüne Deutschland" eben seine ersten Barrikaden des Geistes errichtet und stand nun gerade drin in irinei „Revolution der Literatur". Die Gebrüder Hart, Michael Georg Conrad, Blcibtrc» »nd andere, junge, geis. und icmperamcntfrischc Dransgängcr entfalteten die Banner der neuen Kunst. Zarathustra erhob seine Do» ncrstimmc. Es wetterleuchtete: Arno -Holz „Buch der. Zeit", -Hermann Cvnradi „Lieder eines Sünders", Karl Henckcl, John Henri, Mackau. Und in mitten dieser „Grünen" ein Vierzigjähriger: Detlev v. Liliencrvn, „Adintantenrittc". lind zwischen Abend und Morgen war dieser Vierzigjährige der erwählte Führer der Jungen geworden. Dabei waren die „Adjutanten ritte" vielleicht noch' nicht ganz das, was man unklar er strebt. Hier sprach kein „Realist" im Sinne des Schlag Wortes. Kein „sozialer" Dichter: Ei» Adclsmann feierte daS Kriegshandwerk, das der sozialistisch empfindenden
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