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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.06.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19140607020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1914060702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19140607
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1914060702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-06
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Dl«l«« Blatt «trd und Umgrbung «u Mentl'Mzgabe« «stell,, wahrend »» di« Boft-Ubonnent«« a« tn «in« »,smntau»ga»e erhalten. Sonntag. 7. Iuni 1S14. Telegramm-Adresf«: Nachrichten Dresden. KegrcknHeL 1888 Druck und Verlag von tiepsch Sc Reichardt m Dresden, ^auxtgeschäftsstepe: Marienstraste 38M Sammelnummer für sämtliche Tetephonanschlüsfe: 25» 241. Nachtanfchiuh: 20611. Anieigen-rarck. Nnnahm« von Antüll- »lgungln dt» nachm- » Uhr. Sonntag» nur Atariknstrakk lt» von I, dt» >/-> Uhr. Die «mtpattige Zeile tetwa 8 Silben» »v PI., die' jweilvalnge Zetli aut Tertseite 70 Ps.. die zwrlipalt. Reklanieieile t.sitt M.. Familie». Ütachrichtcn au» Deka den die einlpalt. Zeile Sü Ps. — In Num- mern nach Eo»n und Feiertagen erhöhter Tarif. — Aukuiäriige AufirSge nur gegen NoraurdeMhlung. — 2ede»Belt,dtalUVPt. veiu«»-«etttzr oterlellilhel. llir Dtt». den dei titglich gwet- malige, Zuiragun, (an Sonn, und A!»ni»«en nur einmal» 2.»o M., durch uu,«itrit», tiom. millionöre dt» 5.« M. Bei einmalige» Zu- tieNuna durch di, Post üM.<°hne«ejt»I>,«ld>. Au »Iand: Otlter- reich Ungar» ö,4ü jir., Schwei, ö.g» Fr»,.. Italien 7.17 Lire. - Nachdruck nur mit Vcntttcher 0»,N«»« »ngad« <„Dr«»dn»r Rachr."»nil«Illg - Un- nerlangte M-nultrtpi, «eid.nichtaushewahrt. Dr. meä. Oeäer's Diätkur-Anstalt. !>Iiec1erIöKnitr bei Dresden (kr. 0r. Ksciner's Sanatorium » vsgrünciet 1883 - i^oUernisisrl 1406 - Erweitert 1412) kür /^3gen-, vsrm-, 2ucker-, 6ick>1-, kierr-, Vieren-, I.eber-, Ssllensteinkrsnke, kettsücktige, /Xbgemagerle, Stuklträge» rismorrkoiclaner, nervös Lrscköpkle. —- Oequeme Verbindung mit öer Stnctt. lästige Preise. 2 Kr^te. ALrv oiLigo Lefev am Sonuabeud abend. An den Drcicckflug schloß sich heute ein Konkurrenz- stuki Johannisthal—Leipzig an. Ter Hauptausschuß der Deutschen Turnerschast setzte für die Zukunft den Hftnmclfahrtstag als Etzandertag der Deutschen Turnerschast scsi. In Eisenach tagten die Vertreter zahlreicher Handels kammern, um Verbesserungen des Eisenbahn - Durchgang verkehrs durch Sachsen nach Südwcstdeutschland zu beraten. Das Herzogspaar von Brau »schweig ist heute mit dem Erbprinzen zum Besuche. deö bayrischen Köntgepaarcs in München eingetrofsen. Die bayrische Kammer der Abgeordneten nahm den Gesetzentwurf aus Erhebung eines Mprozcntigcn Zu schlags zur Ncichscrbschastsstcucr einstimmig gn. Der konservative Reichstagsabgeordnetc Ritterguts besitzer v. Massow ist gestorben. Biviani teilte dem Präsidenten Poincare offiziell mit, daß er die Kabinettsbildung übernehme. Zu Durazzo, über das auch das Standrecht verhängt wurde, wurden zwei Zraliener wegen AuStauschs von Sig nalen mit den Aufständischen verhaftet. Zn Mexiko werden Vorbereitungen für die am K. Juli stattfindcnden Wahlen getroffen. Sa» neue ftanzöfische Kabinett. Viviani hat dem Präsidenten offiziell mitgeteilt, -aß er die Kabinettsbildung übernehme. Der neue französische Ministerpräsident Rens Viviani wurde 1868 in Algerien geboren. Er war vor feinem Ein tritt in die Politik Rechtsanwalt, ließ sich 1887 in Paris nieder, gab hier die Advokatur auf und trat in die Redak tion des sozialistischen Nlattes „Petite Näpubliguc", 1898 zog er in die Kammer ein als Mitglied der sozialisti schen Partei. Bald galt er als einer der besten und schnei digsten Redner der Kammer. Zn seiner Partei war er als Anhänger der radikalen Richtung bekannt. Zur Zeit der ktrchcnpolitischen Kämpfe war er einer der ener gischsten Verfechter des Trennungsgedankens. Als Cle- meuccau 1006 mit der Kabinettsbildung betraut wurde, be rief er Biviani in das Kabinett. Es wurde für ihn ein eigenes Portefeuille gebildet, das für Arbeit und soziale Fürsorge. Dieses Portefeuille behielt er auch unter Clc- menceaus Nachfolger Briand bei. Seitdem wurde er zwar oft als Ministcrkandidat genannt, er ließ sich aber erst im Dezember des Vorjahres zum Eintritt in das Kabinett Doumergue bewegen, in dem er das NnterrichtSportcfcnille übernahm. Biviani ist eine der vornehmsten Stützen der französischen Frauenbewegung. Das Kabinett soll folgendermaßen zusammengesetzt werden: Präsidium und Ministerium des Acußeren: Biviani: Justiz: Bienvenu Martin,- Inneres: Malvy; Krieg: Messimy; Marine: Gauthier,- öffentliche Arbeiten: Fernand David,- Handel: Thompson,- Ackerbau: Rannaud; Arbeit und soziale Fürsorge: Justin Godart; Kolonien: Millics Lacroix,- Unterricht: Renö Renoult. Es kann, so wird aus Paris gemeldet, nicht der ge ringste Zweifel bestehen, daß Viviani seine Absicht, ein aus gesprochen ltnköradikales Kabinett zu bilden, mit Erfolg durchgcführt hat. Löo» Bourgeois hat zwar seine Weige rung mit Gesundheitsrücksichten begründet, aber man führ: dieselbe allgemein darauf zurück, daß die von Viviani und Messimy vereinbarte Formel für die dreijährige Dienst zeit ihm unannehmbar dünkt. Dagegen dürste die Ab lehnung Combes' nur in persönlichen Rücksichten zu suchen sein. Französische Preßstimmen. Der Pariser „Radical" beurteilt das Kabinett sehr freundlich, indem er u. a. schreibt: Das Ministerium zählt ausgezeichnete Republikaner zu seinen Mitgliedern, deren Vergangenheit uns allen Vertrauen einslößt. Sic mögen nun voll »nd tatkräftig ihren Willen bis zum Ende durch führen. Wir erwarten von ihrer Vergangenheit und von ihrem politischen Sinn, daß sic uns in der Regierungs erklärung das Programm von Pau bringen werden. — Auch das Blatt Briands „Petite Nspublianc" nimmt das Ministerium nicht unsympathisch ans, meint, iedensfalls iverbe das Dreijalirsgcsctz gerettet, weil Viviani selbst es als unabwcisliche Notwendigkeit empfinde, und weil das Parlament kein Ministerium auch nur 24 Stun den dulden würde, welches in die Regierungserklärung in diesem Punkte irgendwelche zweideutige Formel cin- schmuggeln würde. — Jaurss schreibt in der „Huma- nitö": Man kann sagen, daß das Ministerium Viviani ein Ministerium Doumergue mit größerer Aktionsfreiheit ist. Die Wahl Messimys wird allerdings gemischte Ge fühle Hervorrufen. Die republikanischen Offiziere machen ihm einen Vorwurf daraus, daß er die Reaktionäre im Generalstab begünstigt hat. Anderseits hat Messimy in der Begründung seines Antrages auf Einführung der Mmonatigen Dienstzeit mehrere nützliche Fingerzeige ge geben, die für das DrcijahrSgcsctz zu verwenden sei» würden. Neueste Drahtmeldungeu vom ö. Juni. Vaterländischer Francnverein. Berlin. Heute vormittag um 1114 Uhr begann im preu ßischen Abgeordnetenhaus«: in Anwesenheit der Kaiserin die Delcgiertenversammlung des Vaterländischen Fraucnvcreins. Nach der Begrüßung der Kaiserin durch den Wortführer Staatsminister a. D. v. Möller folgte dcr Vortrag der Vorsitzenden des Frauenvcreins für den Kreis Breslau-Land, Frau Rittergutsbesitzer Käte F r o m berg tSchottwitzs, Über Ausbau und Wirksamkeit der Gc- mcindelrankenpflcgestationen des Vaterländischen Fraucn- vcrcins. Der Geh. Mcdizjnalrat Professor Dr. H i s sprach sodann über Körperpflege und Körperausbildung der schul entlassenen weiblichen Jugend. Das Herzogspaar von Brauuschwcig i« München. München. Der Herzog und die Herzogin von Braun- schweig sind mit dem Erbprinzen und großem Gefolge heute vormittag um 11 Uhr 40 Min. mittels Sonöcrznges. hier eingetrofsen und am Bahnhöfe vom Könige und von der Prinzcssin Franz in Vertretung der Königin empfangen worden. Anwesend waren auch die tvviglichen Prinzen, Staatsminister Gros v. Hertlftig. die Vertreter dcr Be hörden und das gesamte Ossizicrkvrps des I. schweren Reiter regiments, sowie die Vereinigung ehemaliger Angehöriger desselben Regiments. Die Begrüßung der Fürstlichieiten ivar herzlich. Unter lebhaften Huldigungen des Pubiftums erfolgte die Fahrt zum Schlosse. Zuschlag zur Rcichscrbschastssteuer in -Bayern. München. Die K a m in erder Abgevrd » e i e n hat einstimmig den cöescventivnrs aus Erhebung eines 25 p r v z e n t i g c n Zuschlages zur R e i ch s c r li sch a s t s st e u e r angenommen. Das Gesetz hat rückivi» lende Kraft vom 1. Jainiar 1011. Die voraussichtliche Ein nahme aus dcr Steuer wird ans l7»0Ui»u Ml. veranschlagt. Die Reise des Großen Generalsiabes. Metz. Dcr G roste G eneral st a b mit dem K r v » - Prinzen ist heute früh 8 Uhr von Metz abgefahren, und zwar zunächst nach Diedcnhose», »m dorr einige Forts zu besichtigen und dann in die Eiscl nach Kyllburg wcitcr- zufahren. Nesse des spanischen Königs nach Bordeaux. Madrid. lPriv.-Tcl.j K v n i g A l f v n s von Lpauien ist nach Bordeaux abgcreist, um dort Professor Mvurc, der ihn seit Jahren behandelt, wegen seines Ohren- und Nasenleideiis z» koiiftiltiereii. Die gesamte königliche Familie gab dem König das Geleit aus den Bahnhof. Vorbereitungen für die Wahlen in Mexiko. Mexiko. Hier werden Vorbereitungen getroffen für die Wahlen des Präsidenten, des Vizepräsidenten, der Senatoren und Deputierten, die am 5. Juli staftsinden sollen. General V elascv ist hier angckommcn. Es heißt, daß er zum Minister des Acußeren ernannt werden wird, Berlin. Von 26 Teilnehmern an der Geburls- tagsfcicr eines in der Schönhauser Allee wohnende» Dentisten erkrankten 10 Personen, 8 von ihnen schwer. Ein fünfjähriges Mädchen ist bereits gestorben. Für -die übrige» besteht keine unmittelbare Lebensgefahr. Königsberg. Der Physiologe Geh. Medizinalrat Pros. Dr. Ludvmar Hermann ist gestern nachmittag im 76. Lebensjahre g c >t orbc n. Seitliches und Sächsisches. Dresden. 6. Juni. —* 2e. Majestät der König und ihre König!. Hoheiten Prinz Ernst Heinrich und.die jungen Prinzessin nen trafen heute nachmittag 8 Uhr 5l Min. von Libvllen- ort wieder hier ei» und begaben sich sofort nach ihrer An kunft nach Villa Wachmitz. —* Se. König!. Hoheit der P r i n z I oha u n «6 e v r g beteiligte sich heute an einer S t n d i e n f a I» r t des Königlich Sächsischen A l t c r t u in s v c r e i n s nach Dobrilugk und Torgau, von wo Le. König!. Hoheit ll Nhr 87 Min. abends wieder hier eintrcsscn wird. Die Stadt am roten Main. Bilder aus dem alten und «euen Bayreuth. Bon Dr. Guftav Manz. Mehr als je ist in den letzten Wochen der Name Richard Wagners und seiner Fcstspiclstadt Bayreuth im Munde der Leute gewesen. Zuerst waren es unerquickliche Familicn- streitigkeitcn, die dcr gesamten In- und Auslandspreise Anlaß zu Erörterungen gaben, und dann kam plötzlich wie ein erfreuender Sonnenstrahl durch wolkenverhangenen Himmel die überraschende Kunde, daß die Familie Wagner mit dem Gedanken umgehe, dem deutschen Volk mit der Uebereignung des Festspielhauses und des dazu gehörigen Wirtschastsbetriebes, des Hauses Wahnfried selbst mit seinen unzähligen Schätzen und Erinnerungen an den großen Künstler eine Stiftung von Millionenwcrt zu übereignen und gleichzeitig damit der Welt ein Richard-Wagner- Denkmal zu hinterlasscn, wie es großartiger nicht gedacht werden kann. Mit aufatmender Freude sieht man sich dieser Tatsache gegenüber und lenkt unwillkürlich unter diesen Umständen den Blick nach der Festspielstadt am roten Main, vor deren Toren auf dem «lieblichen Hügel" sich der einfache Fach werkbau erhebt, auS dem so unendliche Ströme der Be glückung im Lause der Jahrzehnte ausgegangen sind. Ge währt doch die geplante Stiftung der Stadt Bayrcutl, selbst die Zuversicht, auch in künftigen Zeiten ein Wanbcrzicl dcr Tausende zu bleiben und nicht etwa wieder in den Dorn röschenschlaf zu versinken, aus dem es einst von dem Schöpfer des deutschen Musikdramas als einem gewaltige» Wecker ausgestürt wurde. Denn als zu Anfang der sieb ziger Jahre der „vtelverschlagene Odysseus der Musik" in der schier verschollenen fränkischen Residenz seine letzte Lebens- und Kunstheimat fand, da schrieb er: «Wer, wett in der Welt umhcrgeschlagen, an die Stätte gelangt, die er sich zur letzten Rast erwählt, beachlet genau die sich ihm auf drängenden Anzeichen, denen er eine günstige Deutung zu geben sucht. ... Hier sollen die Bayern „gereutet" und sich einen Wohnsitz angelegt haben. ... Eine andere skeptischere Erklärung gibt an, cs handle sich hier einfach nm den Namen einer ersten Burg, welche «beim Reuth" angelegt wurde. Immer handelt es sich sedenfalls um daS „Reuth", die der Wildnis abgerungcne urbar gemachte Stätte." So entstand dem nachsinnenden Künstler eine enge Verknüpfung zwischen dem Sinn dieses StadtnamenS und dem Inhalt seines Lebenswerkes, und mit Recht und Stolz nannte er sich Ehrenbürger des Gemeinwesens, dessen Wappen zwei gekreuzte Reuten oder Rodehacken aufweist. Ein Blick in die Geschichte dcr Stadt Bayreuth ver mittelt «geradezu ein verkleinertes Abbild der deutschen Geistes- und Kulturgeschichte im großen. Wagner selbst weist daraus hin, wie kräftig sich Payreuth dereinst von Rom losgesagt, dann aber wieder unter der Herrschaft prynkliebender Fürsten das Gewand des französischen Ge schmackes angelegt habe, so daß geradezu das von einem Italiener erbaute alte Opernhaus eines der ragcndstcn Denkmäler des Rokokostiles wDrde. „Hier florierten Ballest, Oper und Komödie. Aber der Bürgermeister von Bayreuth „affektierte", wie die hohe Dame hierüber sich ausdrückte, die zu bewillkommnende Schwester Friedrich des Großen im ehrlichen Deutsch anzureden! ... Und beimDeutsch verblieb cs endlich doch." * WaS hat sich im Laufe der Jahrhunderte nicht alles zugetragen in dem stillen Weltwinkel, von dem man ebenso wie vLn dem nahen Nürnberg sagen könnte, daß cs so recht in Deutschlands Mitten liege! Ende des 12. Jahrhunderts taucht der Name Bayrcnty zum erstenmal in einer Urkunde ans, und was wir dann von der kleinen Stadt erfahren, ist mehr Jammer und Elend als Lust und Frohsinn. Zu Beginn des 18. Jahr hunderts zogen die Hussitcn sengend und verbrennend durch die Straßen, und lange dauerte cs, bis die Bürger schaft sich von den mannigfachen Drangsalierungen erholte. Manchertet kulturgeschichtliche Kuriosa treten einem ans jencn Tagen entgegen, wenn man die alten Qucllenwerke durchblättert, ans denen neuerdings Dr. Holle und Ehr. Meyer lesenswerte Bücher znsammengestellt haben. Als man im Jahre 1480 die der Maria Magdalena gewidmete Pfarrkirche erbaut«, hatte sie neun Altäre und neun Geist liche, der Türmer aber bekam jährlich 18 Gulden Lohn und durfte aller 14 Tage einmal in die Stadt herab ins Bad gehen. Anheimelnd berührt cS, daß aber auch schon damals tn Bayreuth eifrig Bier gebraut wurde, noch anhcimcln- der. daß die Mab Bier nur 2 Pfennige, ebensoviel wie ein Pfund Rindfletsch, kostete. Aber auch das geistige Leben regte flch. Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurde eine Lateinschule begründet. Bezeichnend für damalige Anschau ungen ist freilich der tägliche Freitisch des Schulmeisters im Psarrhof, sowie daS Verbot, mit Laien Gemeinschaft zu haben und mit den Schülern deutsch zu sprechen. Späterhin sorgten die Ansbacher Markgrafen in landesväterlichcr Weise für den Aufschwung der Stadt, in welcher namentlich die Leincnwcbcrci und die Tuchmacherei blühte». Mari graf Friedrich residierte cktern in Bnurentl». seine Höflinge aber, die anderer Meinung waren, verleideten ihm den Aufenthalt dort durch — Gespenstererscheftiungen . . . c- Die nächsten drei .Jahrhunderte, etwa vvn der Ein führung der Reformation bis zur Abtretung der Stadt an die Krone Preußen <1828—1702!, erfuhren in ihrer geruhi gen Weiterentwicklung eine böse Unterbrechung durch den dreißigjährigen Krieg. Es dauerte lange, bis sie sich van all den Belagerungen und Brandschatzungen wieder erhalt hatte. Den» jammcrvvll genug snl» cs in dem einst in blühenden Gemeinwesen, dem nach im letzte» Jabrzclmt des 16. Jahrhunderts Markgraf Gearg Friedrich das statt liche neue Schloß erbaut hatte, nach den Umtrieben der Wallcnsteincr und nach dem Wüten dcr Pest aus! Die Häuser lagen in Asche, die Wölfe Uesen in den Straßen herum, die Bewohner nahrjen sich von Kleie, Eicheln, Hanf und Leinkuchen, die Einwohnerschaft zählte nur noch 121 Personen. Erst im Lause des 18. Jahrhunderts erhob sich das Gemeinwesen wieder ivie ein Phönix aus der Asche. Damals stiftete der Markgraf den Orden äe la -.iiieei-nö. den Vorläufer des späteren preußischen Roten Adlervrdens. Im Jahre 1716 erfolgte die Anlegung deö später so prächtig erweiterten Lustschlosses Eremftgge. Bayreuth wurde die typische Kleinstadt-Residenz. Prächtige Gebäude erhoben sich, das Reitbaus, die Münze, das Ballhaus »nd vor allem das Opernhaus. 1740 wurde es vvn dem Italiener Bibbiena errichtet und im Innern in reich vergoldetem Rotokostib auögcstattct. Die Bühne, eine der größten Deutschlands, wird heutzutage vvn winterlich gastierenden Truppen nur zur Häljtc benutzt. Einst trennte den Schauranm von der Szene ein prachtvoller samtener gvldverzterter Vorhang. Napoleon I. schleppte ihn nach Paris, die Oesterreicher hotten ihn sich später wieder »nd schmückten damit ihr altes Hofburgtheater. Wie Moderdust weht eS einem heute aus de» übereinandergeschachtelten Kastenlogen entgegen. Und doch hat auch dieses Spielhaus einmal der gewaltige Odem einer großen neuen Kunst durchweht und die Gespenster alter Tage hinausgeblascn. Das war an jenem unvergeß lichen 22. Mai 1872, als Richard Wagner zum Gedenken der art diesem Tage erfolgten Grundsteinlegung des Festspiel hauses in diesem Raume Beethovens Neunte Sinfonie in einer Weise leitete, die vorbildlich geworden ist für unsere junge Dirtgcntcnschulc. Hier hielt er im Kreise seiner ihm getreuen Künstler jene bedeutsame Rede, die das Le» trauen auf den «deutschen Geist" aussprach.
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