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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189104238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-04
- Tag1891-04-23
- Monat1891-04
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ntdocliou nnü Lrpr-itiou JohanneSgasse 8. Aprrchlltiuüru der Nr-arlio» Bormittag» 10—IS lldr. Nachnültag- L— 6 Uhr. i«UW »>»,«»« «>».>,«.»utcnn, »»ch« »ch I dk «t»»cu»u »ich« v.rvmdiud. ir Ser fiir »ste ,»chftf«lOe,»e irr bestt»«tv» z,»rr«1e «» it«,eu bis L «hr Rachmttt«^. ,n-nn»Feftt«ornsrL»Sts ".Vvtzr. IZ, trn Iilialru für Ins.-iX»»«h«r. vtt» »le««'« S«r1t«. <«lfrr» Hetz«), UniversitätSstraße l, L««tS Lösche. It»it«t»rnstr. 14, pari, und KönigSplatz 7, nur bi« '/»L Uhr. UchMrIagcklalt Anzeiger. Organ für Politik,Localgeschichte,Handels.undG^Mtsvcrkchr. MbonnementSpreiS vierteljäbrlich 4>s, Mk. in Alt-Leipzig, incl. Bringerlohn 5 Mk., durch dt» Post bezogen 6 Mk. Eincelne Nru. 20 PH Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» tür Extrabeilageu .in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbesördcrung «0 Lik., mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Grossere Schrillen laut uns. PreiSverzeichatß. Tabellarischer u.Zissernsap nach höhen» Dwts Krrlamen unter dem Redactionsstrich die 4gespalt. Zette SOPs., vor den Familien Nachrichten die Ogespallene Zeile 40 Ps. Inserate sind siel« an die f-vprSitt«N zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pravnuui' rnml» oder durch Post- nachnahme. N3. Donnerstag den 23. April 189l. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Städtische Volksschulen. «m Geb«r1»t«,e Tr. Majestät »es LöutgS »Herr. I Deiner«tag, de, 23. April, wird in sSmmtlicheu hiesigen VolkS- schnlen «Bürger- und BeztrkSschulen) eine abgehalteu. Dieselbe beginnt in der 1. höheren Bürgerschule für Knaben! in der ü. Bezirksschule für Knaben r um 8 Uhr, in der 7. Bezirk«schule für Knaben f in der 20. Be»irk«schule um 10 Uhr (im Saale der 11. Bürgerschal«), i in alen »Urigen Schulen aber um K Uhr. Zur Theilnahm« au dieser Feier beehren sich hierdurch ergebenst ! chizuladen Leipzig, de» 20. April 1891. »t« Ttrectaren »er v«»ssch»Ie«. Erledigt >h«t sich unser, Belauntmachung vom 17. Mürz lausenden Jahre«, de» Steiadrucker Zshsun August Wernemünde ! betreffend. Leipzig, am 8. April 1891. Der Nut» »er Ttadt Leipzig. (Armeuumt.) L III. 148ä. H.ntschel. Wendt. Die Inhaber der al« verloren, vernichtet oder sonst al« abhanden «kommen angezeiglen Psaudscheine Nr. 108l, lat. X Nr. 72749 70695 78756, Int., v Nr. 14980 17S8L 26405 81881 40114 42433 43827 50623 58067 59492 60363 61408 66040 66046 66969 69l47 72251 75178 82023 97438 99106, Int. 0' Nr. 2820 6497 11399 II638 22795 werden hierdurch ansgesordert, sich damit unverz mid längsten« bis zum Ablauf von 30 Tagen nach der «uf >evem der Scheine bemerkten Berfallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselbe» gegen lohnung zurückzugeben, widrigensallS der LeihhouS-Ordnung gemäß de» Anzeigern die Pfänder »»«geliefert und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daran« verlustig gehen werden. Leipzig, den 22. April 1891. Die vermal tu», »es Leihhauses «u» »er Tpurruffe. Am 1. Juli d. I». wird dir Stell« de« Vürgermeifter-Tltl- mrtreters (2. Bürgermeisters) hiesiger Stadt infolge Peufiouirung de« derzeiligtn StrlltnhaberS frei und soll dies« Stell« vom genannten Lag» an auf 0 Jahre durch die der Bürgerschaft zostehend« Wahl onderweit besetzt werden, und zwar mit einem Iahresgehalte von 3500 und mit der Verpflichtung für den künftigen Stellinhaber, der städtischen Beamtenpe»sion«<asse, an welche 1"/, d«S Gehalt« als Jahresbeitrag »u zahlen ist, al« Mitglied betzutreten, wogegen im Falle einer Nichtwiederwahl nach 6 Jahre» die vom Stellinhaber an die PeasionScass« gezahlten Beiträge demselben zurückgezahlt werden. Laut Beschluß de« GemeinderathS vom 17. d. M. wird diese Stelle zunächst behufs Einreichung von Bewerbungen hiermit au», gkichritbe» und werden splch« vemerher, die die juristischen Staat«. Prüfungen in einem deutschen Staate bestanden haben und in der Verwaltung de« Staats oder einer Stadt bereits thätta gewesen sind, auch Erfahrung im BerwaltungSfache besitzen, hierdurch auf. gefordert, ihre BewerbungSgesuche nebst Zeugnissen und Lebenslauf »ts zum 8. A^ut h. Js. anher etnznreichen. Nach Prüfung der Gesuche und etwaiger Einladung zur persön lichen Vorstellung wird dann der Wahltermin anberaumt werden. Weimar, den 20. April 1891. Der «tmetuhetmrftand. Pabst. Der Geburtstag des Königs. * Mit dem Gefühl aufrichtigster Freude und innigster Verehrung begehen wir heute wieder die Feier de« Geburt« tage« Sr. Majestät unseres König« Albert. Wir danken in erster Reihe dem Allmächtigen, daß er auch in dem ab gelaufenen Jahre den von seinem treuen Sachsenvolke so herzlich geliebten LandeSherrn vor Krankheit und sonstigem Unfall gnädig behütet und damit seinem erhabenen Herrscher beruf in unverminderter Rüstigkeit erhalten bat. Je mehr J-hrcSringe sich um den Lebenslauf unseres König« schließen, um so offenkundiger wird eS, welche« unschätzbare Gut wir dadurch besitzen, daß ein von seinem hohen Amte und seiner königlichen Würde, von dem Ernste der daraus erwachsenden Aufgaben so tief durchdrungener Fürst den Königsthron unseres Lande« einnimmt. Die ganze Entwickelung unserer mo dernen Zeit ist eine solche, daß an Jedermann immer höhere Anforderungen in Bezug auf menschliches Thun und Lassen gestellt werden, wenn er im Kampfe um da« Dasein mit Ehren bestehen und vorwärt« kommen will. Bon dieser Thatsache werden alle Kreise berührt. Jeder ist genöthigt ibr für seinen Tbeil Rechnung zu tragen. Auch an Aller höchster und Höchster Stelle wird davon keine Ausnahme gemacht, und die Zeiten sind vorbei, in denen Könige und Fürsten sich mit dem Abglanze ihrer Würde begnügen und Andere für sich arbeiten lassen konnten. Je heftiger und hartnäckiger von den anarchistischen Parteien gegen das monarchische Princip angekämpft und an dessen Statt das Banner der rothen Republik aufzupflanzcn versucht wird, um so mehr tritt an die Fürsten, welche berufen sind, die Zügel der RegierungSgewalt in ihren Landen zu ergreifen die Nothwendigkcit heran, durch ihr eigene« Beispiel in treuer Hingabe an Altar, Thron, Bolk und Vaterland, durch uner müdliche Mitarbeitung an den gemeinsamen Interessen der Menschheit die monarchisch gesinnten Parteien in ihrem schwierigen Kampfe gegen die Mächte der Unzufriedenheit und des Umsturzes zu unterstützen. Nun ein so hvchcrfreu licheS Beispiel giedt unser König Albert in Ausübung seines hoben Amte«, und da« ist e-, wa« unS beute seinen 64. Ge burt-tag mit so großer Freude und Dankbarkeit begehen läßt Sollen wir alle die Tugenden und hervorragenden Charaktereigenschaften, welche König Albert zieren, an dieser Stelle noch einmal aufzählen? Wir glauben dessen über hoben zu sein, denn eö hieße das zu Bekanntem nur Be kannte« hinzufügen. Wir wollen nur feststellen, daß das herzliche FreundschaftSverhältniß» welche- nuu schon seit so langer Zeit zwischen unserem KönigSliause und dem Kaiser- Hofe in Berlin, sowie zu den anderen deutschen Bundesfürsten be» letzt, sich in ungetrübter Weise erhalten hat und daß dir er freulichen Folgen, die au- der Thatsache entspringen, daß Sachsen ein so gewichtiges und angesehenes Glied im StaatSvrrband de- Deutschen Reiche« ist, auch in dem letzten Jahr sich im vollen Maße geltend gemacht haben. König Albert hat be kanntlich bereits in frühercrZcit kraft der herzlichen Beziehungen, die er zum deutschen und österreichischen KönigSbause unter hält, eS als seine Aufgabe betrachtet, annähernd und auS- gleichend nach beiden Seiten zu wirken und das BundeS- verhältniß zwischen Deutschland und Oesterreich immer fester gestalten zu Helsen. Auch in dem letzten Jahre seines Leben-, da» hinter ihm liegt, ist eS dem König Albert deschieden ge wesen, nach dieser Richtung hin einen weiteren Beitrag seines echt staalSmännischcn Geistes zu liefern. Bon zuverlässiger Seite wurde gemeldet, und eS ist auch dem nicht wider prochen worden, daß unser König Albert eS gewesen ist, welcher bei Gelegenheit der Kaiserzusammcnkunst im Schlöffe Rohnstock im vorigen Herbst die Verhandlungen zur Ab chließung eines neuen Handelsverträge« zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn in Anregung und Fluß brachte. Man mag über den zur Zeit nur dürftig bekannten Inhalt des neuen Handelsvertrages denken, wie man will, so viel ist aber doch gewiß, daß die Verhältnisse, nachdem Deutschland und Oesterreich politisch so eng mit einander verbunden sind, dahin gebieterisch drängen, daß die beiden großen Völker gebiete sich auch wirthsckaftlich einander nähern. Wenn eS, und wir glauben das bestimmt anuchmrn zu können, wahr ist, daß König Albert da« Verdienst zukommt, in dieser An gelegenheit anregend und fördernd eingegrisfen zu haben, dann ist darin ein ganz ausgezeichneter Erfolg seiner Thätigkrit al« deutscher Bundesfürst zu erblicken und die gesammten Bewohner de« Sachsenlandes haben alle» Grund, ihm dafür dankbar zu seiu. Die Regierung de« König» u verflossenen Jahre war nicht frei von Sorgen mancherlei Art. Wir rechnen dazu dir große UeberschwemmungSkatastrophe, welche im vergangenen Herbst über da« Elbtbal hereinbrach. Sr. Majestät erschien überall an den bedrohtesten Punctcn und bewirkte so durch sein persönliches Eingreifen die größte Anspornung und Aus dehnung de« RettungSwerkcS, nicht minder da« Eintreten de- Staate- behufs Entschädigung der so hart betroffenen Ge meinden und Bewohner. Kummer und Sorge mögen dem König sicher auch die Lücken bereitet haben, welche Tod und Krankheit in die Reihen seiner obersten Nathgeber rissen Wir wissen, wie tiefschmerzlich Allcrhöchstihn erst vor Kurzem der Hintritt seine« alten Freundes und Kampfgefährten, de« Grasen von Fabrice, berührt hat, mit dem er die Rcorgani sation de« sächsischen Heere« in so glänzender Weise durch führte. DaS Jahr 1890 sah bekanntlich zwei andere Mitglieder de« Staatsministeriums in daS Grab sinken, den Staatsniinistcr Freiherrn v. Könneritz und den Staat-minister vr. v. Abelen Auch diesen beiden Männern war König Albert in Huld voller Freundschaft und Werthschätzung zugrthan und gewiß mit tiefer Betrübniß hat er ihr Hinschcidrn empfunden Eine weitere Lücke im Staatsministerium entstand durch daS freiwillige Ausscheiden deSSlaatSministerS von Nostitz-Wallwitz aus dem Amte eine« Ministers de« Innern. Wnin eS den, Könige gelungen ist, in kurzer Zeit diejenigen Männer au« findig zu machen, welche die hervorgerufenen Lücken auszufüllen hatten, so bekundet das seinen scharfen Blick und sein genaue« Bertrautsein mit den gegebenen Verhältnissen. Die Vcr Wallung de« sächsischen StaatöwcscnS ha', deshalb auch keinen Augenblick die gewohnten sicheren und geregelten Bahnen ver lassen und zeigt fortdauernd die Kraft und Besonnenheit, mit welcher da« StaatSruder gelenkt wird. Wir wissen nun allerdings, eS giebt trotz der hohen Bor züge, die unser Land durch die Person seines Königs genießt eine zahlreiche Partei, welche unzufrieden ist und unablässig schürt, um eine königsfeindliche Gesinnung zu erzeuge». Wir wollen mit dieser Partei am heutigen Tage nicht weiter rechten, sondern sie nur tief beNagen und ihr wünschen, daß endlich einmal den Verführten und Ausgchctzien die Schuppen von den Augen fallen, damit sie sehen, wohin sie gewissenlose Agitatoren drängen wollen. Sachsen» König kein Tyrann, kein De-pot, wie von den Fürsten in einer be kannten Parteiprcfse so gern gesprochen zu werden pflegt — nein» unser König Albert ist ein volkSthümlicher Herrscher, ein Monarch, der für sein Bolk, und sei es den G« ringsten, stets offene Augen und rin warm fühlendes Herz hat, der unablässig für das Wohl seine« Landes arbeitet. Und weil dem so ist, so möge» sich heule alle königSlrcu und vaterländisch gesinnten Bewohner unseres thcueren SachsenlandrS in dem unverbrüchlichen Gelöbniß vereinigen, alle Zeit sestzustehen in dem Kampfe sür König und Vaterland, damit unseren Kindern unk Kindeskindcrn das köstliche Erbtheil einer durch erleuchtete RcgicrnngSgrund sätze geläuterten christlichen Monarchie gewahrt bleibt. Wir aber schließen unsere Betrachtungen mit dem allen patrio tischen Nus: Unser König Albert lebe hoch! Aus dem Reichstage. " " ' werden könne. Diese Forderung ha - ^ angenommen bedrobt werden der Arbeiter gewahrt der der Reich-» vom Dien-.ag gestalt an^wmmen L'-VLL 27, Arbeitseinstellung) oder Bere'ncn mct'l ^ l Verab«dnn"^ Zu, üm,s-d"un»7Ä-« «»>»-,-> 'A ^.'"^,7'* "7 Rede gehalten welche er mit den Worten schloß. „Ow appellire nicht an Ihr H",. sondern an ^h«n Erstand an Ibr Interesse, indem .ch Ihnen zuruse. ^"nS-hnn Ernst ist mit der friedlichen Losung. mit der ^ c"nc>tui g einer blutigen socialen Revolution dann nehmen S c unfern Aniraa an." Die Sachlage ist aber ganz ander«, als sie l'ch hier darstrllt. Die socialdemokratischcn Agitatoren nehmen für sich daS Recht in Anspruch, einen ^'«.k zu pro vocircn und die Arbeiter, welche sich nicht ^amn lc lhciliaen wollen, durch körperlichen Zwang und durch Drohungen an der Arbeit zu verhindern wahrend st- den Arbeitgebern verlangen , daß sie l'-b I»lch n brechungen der Arbeit willig lugen soUcn, ol.ne gegen die Wiederkehr dieser Unnannehmlichkc.t ^>or ^orge zu treffe». Der Arbeitgeber ist heute noch m der Lage, ine Auswahl unter den Personen vorzunebmcn, ^'e er be schäftigen will. Soll er gezwungen sein gerade denen Arbeit zu geben, von denen er weiß, daß sie ihm feindlich gegenüber neben und jede Gelegenheit benutzen, um ihm Zugestandniste akzunöthigcn, die er entweder »>chl befriedigen will oder nicht befriedigen kann, ohne da« Fortbestehen seines UnternebmenS ,u aesährdrn? Die Socialdemokraten legen auf die ONeuy- brrecbtigung zwischen Arbeiter und Arbeitgeber so großen Werth, aber sie wollen dem Unternehmer daS EoalitionSrechl nicht zugestchen, sondern verlangen von ihm. daß er sich den Forderungen der Arbeiter widerstandlo« sügl, oder die Fabrik schließt. Das ist eine seltsame Auffassung des Grundsätze« der Gleichberechtigung. Daß der Unternehmer weder körperlichen Zwang, noch Drohungen anwenden wird, um die Arbeiter von Arbeit« einstellnngen zurückzubaltcn. wissen die Socialdemokratc» sedr genau, sie wollen ihrem Anträge durch Emsiigung der de- züglichcn Worte nur den Anstrich der Gleichartigkeit mit dem Gesetzentwurf geben, sie verlangen aber volle Freibeit in ihre» Bestrebungen gegen die Arbeitgeber, ohne daß ihnen dadurch ei» »lalcrieller Schade für die Zukunft erwächst. Ist cö nicht lächerlich, ein solches Verlangen zu stellen? Herr Liebnecht macht sich desselben Vergeben« schuldig, was er an den Arbeitgebern mit Gesängnißstrase bestraft wissen will, und zwar «n erhöhtem Maße, wenn er dem Reichslage mit der socialen Revolution droht, fall« er den Antrag seiner Parteigenossen auf Bestrafung der sich gegen svcialdcmo kratische» Uebermuth schützenden Arbeitgeber nickt aiinimmt. Da« EoalitionSrechl der Arbeiter ist ein wichtige« Recht und eS wird ihnen von dcrReichSregierung, wie dieErNärungen des Ministers v. Berlepsch darthun, nicht bestritten oder be einträchtigt. aber dieses Recht bat einen Notbstand der Arbeiter zur Voraussetzung, der allseitig als ein solcher cmpsundrn wird. Wenn gewissenlose Arbeitgeber die Lage der Verhält nisse in der Weise mißbrauchen, daß sic ihren Arbeitern Hungerlöhne zahlen, während sic selbst in Sau« und BranS leben, dann hat die Arbeitseinstellung ihren guten Grund und e« bedarf auch keines körperliche» Zwange« und keiner Drohungen, um sic ins Werk zu setzen Solche Streiks sollen durch die Bestimmung nicht getroffen werden, welche den Eontraclbruch der Arbeiter und besonders die Erzwingung der Betbeiligung an Streiks mit Strafe bedroht. Aber sind denn diese Arbeitseinstellungen die Regel? Bietet nicht oft ein ganz vorübergehender günstiger Zustand in einen, de stimmten ArbcilSzweige den Vorwand, nin Lohncrböbungcn zu erzwingen, die beim Eintritt regelmäßiger oder gar n» günstiger Verhältnisse sich nicht aufrecht erhallen lassen? Der Streik ist eine zweischneidige Waffe, die nur dann ihre Wirkung thut, wenn eine wirkliche Veranlassung zu ihrer Benutzung vorliegt. Andernfalls fällt der Mißbrauch de« EoalitionSrcchteS zum Schaden der Streikenden an«. Es ist unzweifelhaft scstgestellt, daß große Streik« rcgel mäßig nur dadurch ermöglicht werden, daß der Dhcil der Arbeiter, welcher die Arbeit »ntcr den bisherigen Bedingungen fortsetzen will, an der Ausführung dieser Absicht gewaltsam verhindert wird, daß ferner der Zuzug auswärtiger Arbeiter aus gleichen Widerstand Derer stößt, welche an'de», Strci bethkiligt sind. Richtig ist. daß der Mangel a» EorpSgcist und die stumpfe Unterwerfung unter da« lewciligc Schicksal be, einem großen Dhcil der Menschen sich jedem Fortschritt »nv ,edcr Verbesserung ihrer Lage mit zähem Widerstand ist und entgegensetzt, aber die Forderung ist darum nickt minder berechtigt, bestehende Recht- zu schützen, soweit da« ohne Schädigung der allgemeinen Wohlfahrt geschehen kann. Wenn e« sich bei der socialdemokratifchcn Bewegung über hauvt darum handelte, den Arbeitern bessere LcbcnSbctinaunaen zu schaffen, dann würden sich ihr zahlreiche Svmpalb'ien ,n wende», welche ihr beute fehlen. Die Socialtcmokratic vcr folgt aber Ziele, welche auf de» Umsturz der bestehende» Staatsordnung Hinweisen, und diesem Streben kann nickt scharf genug entgegen getreten werden. Wie harmlos und unbedenklich erscheint die Forderung, daß schleckt bezahlte Arbeiter sich vereinigen um de», i.» Uebersluß schwelgenden Arbeitgeber bessere Bedingungen abzunöthigcn? Eo eine Forderung der Gerechtigkeit, daß der Arbeiter einen seinen Anstrengungen entsprechenden Lohn erhält ^ ber Cocialvemokratc» sie wollen durch das Gew.ckt, welches ihnen nllcin 7!* gewahrt, einen Druck auf die bestehenden Zustande ausüben. damit der sogenannte Elasscnstaat dem socialistischen Staate weich,. Derselbe Herr Liebknecht der m,t so großem Aufwand an sittlicher Entrüstung die Forde Buck übe?i^«"? -lrb-i.geber erhol, di- cu, schwarzes Buch über ihre Arbeiter führen, hat cs zugcstandcn, daß der normale Zustand nach seiner Auffassung der sei, in welchem die Arbeiter dem Arbeitgeber Gesetze verschreibe», z B. Be stimmung darüber treffen, ob die Arbeitgeber in Kellern und Bodenräumen wohnen sollen, oder nicht. DaS sind die Grnnd- anschauungcn der Leute, mit welchen wir im Parlament ver handeln müssen. * Leipzig 23. April. * lieber die Aufhesserung von Bcamtengebältern m Reiche hört man, daß diciclbc de» clalSmäßigen Kanzlei beamten, einschließlich der diese» gleichzustellenden Eassen ecrelaire und der Zeichner, zu gute lommcn sollen. Man wird in dieser Beziehung in Preußen gleichen Schritt ballen. ES kommen dabei sür die ReickSverwaltung nur noch j„ Frage die Kanzleiscerctaire, Easiensccrctairc und Zeichner bei den Rcichsocntralbehördc» und dem preußischen Kriegs niinislcrium, die Geheimen Seoretaire bei der General militaircassc, der Eassciisecrelair beim Eommando de« Eadcttencorps, der Kanzlei Inspeotor beim RcichSmarineamt; endlich bei der Eisenbahnverwallung der Zeichner erster Elaste, die Kanzlisten erster Elassc, die Zeichner und Kanzlisten de« Betriebsdienste« * Die Besetzung des erledigten Postens eine« Unter st a a t S s e c r c t a i r s im preußischen EultnS- ininislcrium hat anscheinend große Schwierigkeiten hcrvor- geruse», da mit dieser Stellung eine überaus große Arbeits last verbunden ist, die sich ans die mannigsalligsren Gebiete erstreckt. Der nunmebr zu diesem Amte genommene Eon sistorialprästdent in Kassel, I>r. v. Weyrauch, ein geborener Kurhessc, ist 59 Iakre alt, stand ursprünglich in kurhcssischcn Diensten, war Gcncralsccrctair de« kurfürstlichen Staat« Ministeriums und mit dem Vortrag im Geheimen Eivil cabinct de« letzte» Kurfürsten betraut Bald nachdem Kur- besten preußisch geworden, trat er zunächst als Landrath de« Landkreises Easset in preußische Dienste über und wurde l88l zum Eonsistorialpräsidcnlc» daselbst befördert; »ntcr Kaiser Friedrich wurde er geadelt; von l879 bi« 1882 war er Mitglied de« preußischen Abgeordnetenhauses; seil 18,7 vertritt er im Reichstag den Wahlkreis Eaffcl-Elsungcn; er . gilt politisch als Hochconscrvativer. * Die preußische Ordre bezüglich der Neuorgani sation der Fabrikinspection dürste, unmitlelbar nach Feststellung de« StaatShauShaltSctalS veröffentlicht werden. * AuS der Provinz geht der „Post" von beachtcns- werthrr Seite folgender Schmerzensschrei ru: Seit Jahre» «ürd von allen tondwirlhlchaltlichen Interessenten- kreisen ohne Unterschied di« Verlegung de» Bußtages aus eine» Sonntag oder Wochentag im November als ein dringende« Desiderium erstrebt, und sind diese Anträge von allen Instanzen befürwortet und von de» zuständigen Rcsjortministericn als berechtigt anerkannt worden. In diesem Frühjahr, wo sich die BcstcllungSarbeilen in ungewöhn lichem Maße Hausen durch den endlos langen, schweren Winter, durch daS nasse Frühjahr und endlich durch die Nothwendigkeit, fast die gesammte Wintersaat umzupflügen, ist der Verlust eine« möglicherweise günstige» Arbeitstages sür die preußische Land- wirthschajt rin Verlust von viele» Millionen. — Soviel u»S bekam», würde weiiigslenS sür die alte» Provinzen die Verlegung de« Bußtage« durch eine Allerhöchste Eaviiietsvrde coiitrausigniit, von de» zuständigen Minister» eiusach dccrctirt und damit Abhilfe eines schwer cmpsundene» Ucbelstande« geschossen werden könne». Eine solche schnelle und rodicale Maßnahme würde höchst dankbar tu Len belhelligtcn »reisen empsuiidcn werden und der pessimistischen Stimmung wirksam entgegeulreten, welche mehr Eile und Neigung zur Auslegung »euer Lasten durch gesetzgeberische Maßnahmen als zur Abnahine und Erleichterung der schon vor- handenenen zu sehe» glaubt. * AuS Elsaß-Lothringen wird der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" geschrieben: „Nachdem die Verordnung vom 5>. Febniar d. I., beiressend die Eilliührung der Meldekarte», mit dein I. April in Krall getreten ist, haben sich säst überall hier im Lande lebende AuSlünder bei den Kreis- bezw. Pvlizeidirectionen onge,neidet und die Ausscrtigimg einer AuseiilhaiiKarte erdete». Durch Bereitstellung geeigneter Formulare sind den Gesuchslellern die Eingaben und die Erlangung der Auscnlballskarten wesentlich erleichtert worden. Tie Veraus gabung der AusenthaltSkarte» hat schon virlsach slattgesnnden und wird täglich sortgesctzt. Bei der Polizeidirecilo» zu Straschurg konnte» von ca. >200 Anmeldungen schon 300 durch Aushondiguiig der Auiculhallskarte» erledigt werden. Bei Aushändigung der Karten werden die Empfänger aus die Bestimmungen der Verord nung voni 5. Februar d. I., welche auf den Karte» abgedruikt sind, ausiiierksam gemacht, insonderheit daraus hiiigewielen, daß die AusenihallSkarte dem Inhaber den Ausweis tu die Hand giebt, daß sein Aufenthalt im Lande der Regierung bekannt ist. Die Geiuchsteller werden ferner davon verständigt, daß der Besitz dieser AusenthaltSkarte ihnen an der Grenze — bei der Paßcontrolc — als Ausweis dasür dient, daß sie sich dauernd in den Reichs- lande» aushalten und daß sie daher ebenso wenig wie deutsche Reichs- angchöriae zum Wiedereintritt über die pascpslichlige Grenze eine« vißrten Passes bedürfe»; die Vorzeigung der Ausentlialiskorle an der Grenze ersetzt den Paß. Es liegt daher im eigensten Interesse jedes hier dauernd oder doch länger als acht Wochen sich aus- haltenden Ausländers, so schnell als möglich bei der Kreis- bezw. Polizeidlrection seine« AusciithaltSories die Erlbcilung der Ans- enthaltskarle »ach.ziisuchen, was sich nm so mehr empfehlen dürste, als »ach dem Ablause der «ob VI l der Verordnung mit dein 31. Mal d. I. festgesetzten Meldesrisl eine genaue Nachforschung slallhaben wird, ob ave >m Lande lebende» Ausländer sich in, Beßtze der Auscnlhaltskarlc bcsindcn. Ticicnigcn Ausländer aber, weiche die ihnen obliegende Pflicht der Anmeldung unterlassen, habe» es sich nach Ablaut der Meldefrist selbst zuzuschreiben, wenn sie durch die Polizeibehörden und deren Organe zur Erfüllung jener Pflicht angchalte» oder anderensalls veranlaßt werde», die Reichslande zu verlassen." * * * Da« ungarische Abgeordnetenhaus nabm mit großer Majorität die Gesetzvorlage, betreffend die richterliche und staalsanwallschafllichc Organisation, als Grundlage sür die Spccialdebaltc an. * Die schon von dem Ministerium Stang im vorigen Jahre nicdcrgcsctztc HantclSvcrt ragScommission bat der norwegische» Negierung ihr Gnlackten überrcickt. Tic Eommission ist, mit Ausnahme eines einzigen Mitgliedes, des Großhändler« Fürst, der Ansicht, daß cs für Norwegen unerläßlich sei, seine Verträge unabhängig von Schweden abznschlicßcn, und zwar sowohl in Rücksicht ans die wirtb- schastlichcn Inlercssc» wie der constilnlionellcn Garantien. Die Eommission wünscht, daß Vertrags Verhandlungen seitens Norwegen« sowohl mit Spanien wie Frankreich cingclcitkl werde»; der bisherige Vertrag mit Frank reich ist namentlich unserer Schisnabrl, des Hauplerwcrbs- zweigcs unseres Lande-, zu Statten gekommen; mit Spanien werte ein neuer Vertrag wobt nickt zu vereinbaren
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