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01-Frühausgabe Dresdner neueste Nachrichten : 30.05.1909
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-19090530013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-1909053001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-1909053001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-05
- Tag1909-05-30
- Monat1909-05
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DresdnerNeuefteNakhikateit Nr. 144. , l- Aus Lucis-In Die etnspaltige Kolpnelzelle kostet für Dresden uns-Borni -25 Vi» für aus-sätt- Io Ps» me das Ausland «- Is. Tabelleniasy CCPL Die weiss-aufgestell-mezeileäütDeesden und llmgc ung 1 Mk» für quswättö Lle Mk ci Wieder holungen und Jahresumfäyen»Nal-att nach Tatii. Tbisstes sub-ihren 20 Pf. Jnfctate von auswärts werden nur gegen Vorausbczahlung aufgenommen. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird visit gez-nackt Tele phoaischeslufqabe sonJuteuten ausniäfsiq. fee Dresdner und auswärtigenlnnebisestellem sowie sämtliche-Innersten- Expedltionen im Jn· und Ausland nehmen Unser-te tu Orislualpteifeu und sub-neu em. ke 100 000 tägli· Unabhängige Tageszeitung. Svmät liss ten-est- In Dresden nnd Bote-ten monmuch I M» In Quart-l U- UL »etwas-, durch unsre Provinzsmtmlen monatuts II W-. II Quart-It bis Mk. Im Dono. Mit der Bettes-s .Jlsln-iekte sen-fu« oder satt der Notlage »Da-due- Zliescuse Blätter-· le lb I. pro Monat mehr. Post edit-E m Deutschland und das deutschen uoluamn Unsc. A at t Musikslemktk monatL MVL pro Quart Ochs Mk. · Z ndm Jung-.Vei ask . 69 . · . Los . . s Abram-Undan lusq. A uit.sllulsc.Ne-efte« monatht m» Ist-Quart OTTO M lusgs ohntslluktr. Beilage . 1.49 . . . LA- . stach des Anstand- m Lang . pe. Wochel Mk. Eins. Numm. 10 M. Diese Nummer umfaßt to Seiten Roman siehe Seiten 7 uztd s. KircheUlCGrMicn Seite s. Der Bruch. Von unserm parlamentarischen Mitarbeiter wird uns geschrieben: » » Berlin, Is. Mai. Es kam, wie es kommen mußte. Eigentlich hatten die Vertreter der Linken schon damals, als der Abg· Dr. Paasche den Vorsitz in der Finanzxommission niederlegte, die Absicht gehabt, sich nicht m hr an den zu einer schlechten Komödie gewordenen Verhand lungen über die Reichöiinauzresorm zu beteiligen- Man hat es ihnen auch vielfach verdacht, daß sie ed nicht getan haben. Aber es war ganz aut so. Sie haben, indem sie bis zum Aeuszersten standhielten, be wiesen, daß es ihnen nur um die Sache zu tun ist und daß ihnen jede persönliche Empfindlichkeit seen liegt. Nun erst, nachdem die übermütig gewordene Mehrheit die Maske sallen ließ und nicht davor zu rückgeschreckt ist, durch ein handgreiflich geschäftsord nungswidriges Verfahren die Minderheit zu ver gewaltigen, war der richtige Augenblick fiir den Ew dus der gesamten Linken ans der Finanzkonmiission gekommen. Dieser notgedrungene nnd eindrucksvolle Schritt wird auf die weite Oeffentlichkcit klärend wirken, wird ihr die ganze Lage blitzschnell erhellen- Wenn selbst ein so maßooller Mann wie der Abg.Dr. Paasche, der nur zu häufig eine Hinneigung zu den Konservativen verraten und betätigt hat, diesen gewiß» nicht leichten Schritt mitmacht, sa sogar den Woran-i tritt dabei übernommen hat, dann darf man sicher! sein, daß es sich um eine politische Notwendigkeit handelt. Die Konservativen und das Zentrum sind zwar anfangs- nachdem ste sich untereinander iiber ein gemeinsames Vorgehen geeinigt hatten, bemüht gewesen, in die ihnen gegenüberstehenden Parteien einen Keil zu treiben. um namentlich die Reichsoartei nnd die Nationalliberalen zu sich herüberzuziehen. Des-halb traten sie zunächst vorsichtig nnd rllcksichts voll aus« Der Reichsbartei gegenüber arbeiteten sie mit-Erfolg. Nach einigem Schwanken hat sie sich nunmehr anscheinend bedingungslos der konservativ llerikal-polnischen Gemeinschaft verschrieben, ebenso wie die wirtschaftliche Vereinigung, deren Vorsitzender auch sonst mit Vorliebe im konservatier Fahrivasser segelt. Den Nationalliberalen gegenüber versingen indessen alle Versiihrungsktinste nicht. Sie blieben diesmal unerschiitterlieh fest und hielten zu den Frei sinnigen, ja sie durchschnitten noch schneller als diese die Lage und schlugen frnhzeitig Lärm, wie bei der ersten Blocklirise nnd am Beginn der gegenwärtigen Verwicklnng Von dem Augenblick an, alr- es sicher feststand, daß die Nationalliberalen nicht« umiallen wiirden, setzten sich die vereinigten Konservativen und Klerikalen auch über die lebten Rücksichten hinweg, die das parlamentarischeGeioohnheitsrccht vorschreibt. Während dieses gebietet, daß sich eine Kommission nur mit den Borlagen beschäftigt, die ihr nach einer ersten Beratung iui Plcnum überwiesen worden sind, nahm die neue Mehrheit keinen Anstand, völlig ausgearbeitete, ganz andre Materien behandelnde Gesetzentwiirse, die noch keine erste Vlenarberatung durchgemacht hatten, gegen den wohlbegriindeten Widerspruch der Minderheit und im Gegensatz zu dem, was auch von ihr imSeniorentonnent beschlossen Größtc Auflagc in Sachsen. Reduktion und Hauptgecchäffsstelle Ferdimmdstrth 4- Fetnsptechm RedakttHnf Pr, W:«4»Ex«ppdinyk Nr. 4671.s- Verlag M Der Protest der Linken. I Die in der gestrige-i Sitzung der Finanzlonimffion ison den Vertretern der liberalen Parteten abgegebe nen Erklärungen lauten wie folgt: Abg. Dr. Paafche gab folgende Erklärung ab: Nachdem die im Seniorenkonneut getroffenen Ab machnngen der Parteien, auf Grund deren dertiieichds tag seine geschäftlichen Dispositionen siir die nächsten Wochen getroffen hat« von der Mehrheit dieser Kom mission unbeachtet gelassen sind, nnd uaeh den ge fkhiiftsordnungdwidrigen Befchltiffen dieser Mehrheit die über die Regeln des parlanientariichen Lebens nnd die Rechte der Minorität bit-weggegangen ist, erheben meine politischen Freunde noth einmal Widerspruch gegen die von der Mehr beit befehloffene stommiffionöberatnng von Gesetzes vorlagen, deren notwendige erste Beratung iui Ple num noeh aussieht. Wir werden diefe Verhandlungen mit unfrer Mitverantwortung nicht decken und wer den dnrch unser Fserubleiben von diesen Ver handlungen der Kommission unsre Auffassung lsum Ausdruck bringen. Wir find zu unferni Entschlusi gekommen auch im Hinblick ans die erstau nlithe Haltung d e r Tit e gie r u u g, die itn Lifideriinsuch mit ihrer Zusage, die Erfahftenern in der nächsten Zeit dem Plenuiu dec- Reithotages zu unter-breiten, den konservativen Antraastellern durch die Lieferung des Materials dad gescifaftsorduungswidrige Ein-» bringen diefer Antrage in der Kommission crft er. möglicht. Abg. Dr. W i e m e r ifreif. But erklärte folgendem Meine politischen Freunde haben an den ausge dehnten nnd auftrengenden Verhandlungen der diom mission bisher nach besten Kräften mitgewirkt und find allezeit bestrebt gewesen, die Arbeiten der Kinn-- mifsion zu fördern. Sie lehnen es aber ent schieden ab, an der Durchoicitfchnng fol genfehwerer Gesetzesmasinahmen teil «—:nnehmen, die eine erste Lesung im Plenutn nicht erfahren haben. Die Ver handlung iiber den Antrag auf Erhöhung den tiasfee und Teezolles wider-spricht den Bestimmungen der Geselniftdordnnng wie den Vereinbarungen dec- Seniorenkounenm ist eine Riictfichtcclofigtseit gegen iiber den Jraltionen, die noth keine Gelegenheit ge habt haben, zu der Angelegenheit Stellung zn neh men und bedeutet eine Vergewaltigung der Minder lheit. Wir nrotcftieren gegen die-J Verfahren der Mehrheit und leimen die weitere Beteiligung an den Verhandlungen ah- Ab«l. Tr. Weber inat.-lib.f gab folgende Er klärung ab: Eis ift non seiten der .Li"ottferr)·ititteti lsei Beratung ihres Vesitzftencrantrages ausdrücklich ge wiinfeht worden, daß ein Mitglied der diefem Antrage zustimmeuden Mehrheit zum Berichterstatter gewählt würde. Nachdem die Isinauzreform beim Abschluß der Siommissionsoerhandlnngen in ihren -83a,stptteileii eine Gestalt bekommen hat, die meine politischen Freunde nötigen wird, gegen diese Finanzreform im ganzen zu ftimmeu, bin ich mit meinem lFreunde Fuhrmann nicht weiter in der Lage, als Bericht erftatter tätig zu sein, wobei ich bemerke- daß das Reichssthatzanit gegen allen Gebrauch und trotz aus drücklicher gegenteiliger Verabredung wegen der ooul ihm gewiinsshten redaktionellen Aenderungen der Be schlnsie erster Lesung beun Vkanninseinsteucrgeseissich nicht mit dein Berichternattel«, sondern mit einem andern Mitgliede der Konnnitsion in Verbinduna ge setzt hgt Mein Freund Fuhrmann nnd ich legen darum hiermit unser Amt alo- Berichteritatter nieder. Nach zweistündiger Mittagspause trat die Finanz tonnnission wieder zusammen Die Linse war nicht vertreten. Da die Abnu. Weben Fuhrmann nnd anmsen jin-e Aeinter alo« Berichtcrstatter nieder gelegt halten, so wurden neue Referenten bestellt, und zwar dieAbaa. Nehbel (tons.). Erzeuger icicnteh Zehnter (Bentr.), sit-etl- ikons.i, Dr. Ntisicke Lunis Raub (wittsch. Vg·) und Gras Westaw (lons·). Außer dem wurde mitgeteilt daß eine Mühlen- und eine Insemtensicner einsieht-acht werden tout-den. Bericht erstaiter siir erstere ist Ada. Speck Genus siik letztere Istdsicte ttons.). Daraus wurde in die Verhandlungen über die Giltivkiirpetstcucr eingetreten nnd diese Steuer a n g en o m men! O- « II Das Stenerfüllhvrn. Unter dieser Uelnsrschrift gibt das »V. ST".« folgende Jusannncnfthmsm: Nachdem die Neulhksfinuuzkmnmiiiluu hieher die Erhiiinnm der Bist-steilen dic Lsrlnshmm der Scham-weinstrack, die Tabattvcrtstcucr, Mc Etlwljunn dcd Tabakzolw, die Branmcvcitcstcuct, mit Vereinigung du Liebcdgalm die Erstickungszftcncr aus Aktien uiw., die Rcikhmmtiahstcucn dis- Likcrumvachdstencr auf mumobilicn notiert han«-, lmt die koufcnunmklcrikalc Interessen-« Amusiniet)aft«, die nach dem Mithin dcr Linken in freier Willsür darauf lwtoirtfclmitct, gestern, an einem rin 3igcn Tags-, folgende Steuern angrnonnucm die Steuer aus Pan-fonds, zuwi- icudkucundwusscn Saturn-affek- und Schonheitmnittch die Steuer auf clcltrich Glimkistch die Steuer auf Nnxmltlylichtstrimmic, djc Erhöhuan dka Rasch-- undJTcUullciy die Stenck ans Sti-cinn)öl«3cr, Wann-Jst1«cikl;l)olx.c1·, Lichte nsw Am ncntigcn Tage stehen ans dein Mvgrsmnn End dürften notiert werdet-: dic Miihlctunniiwstcch dzsr diolilcnatwfnhrzolh me zziaarcttcnftcncn Ncn eingebracht worden ist gestern fernen-: die Jnfcrntcnstcnct Jnr Verhandlung dürften weiter accnugcm dij Meichscrvscnastoncncr Hallo die stunk-rou mscn cis der Regierunng erlnnlscn!l. die Vaninnischtcncr, cocntncll Erhöhung ins-«- Effcktcnjtentpch » « die Umgestaltung dxr Fahrkattcnsecncc InttEnt schlnfz der st. main-. I TM Bmt schließt: tsbleikbzeltm hat duci uretw frbe Jnnlcrparlament nachdem eben erst ein Häuscle suon 5 bid 25 Prok» lZur Eint-J:!nnensteuer und ein Zi- Ifchlng zur Ergmunngcxsteuer beschlossen wokshen - tue preußischen Untertanen mit einer Stenmelstener aus Fahkräder und einer Erhöhung des-· tvckictdstcmpclö be glückt. Wie sagt Friedrich Ausnut, sinnig von Sachsen-: »Es ist eine Luft zu leben !«. worden war, in der Kommission sofort zu beraten. Als erschwerend trat noch siir die so vergeioaltigte Minderheit hinzu, daß der Mehrheit dies-es Vorgehen eigentlich erst durch die geheime Unterstützung des Reichsschatzamts ermöglicht worden war, das den Konservativen das nötige Material für eine einiger maßen haltbare Ausarbeitung ihrer neuen Gesen entwiirse geliefert hatte. Damit fand der fchon längere Zeit bestehende Verdacht, daß mindestens der Schahsekretär mit der Antibloclmehrheit unter einer Decke steckt, seine Bestätigung Nun ist die Lage insoweit geklärt, als die Oeffent lichkett sich davon überzeugen muß, dasz zwischen den Konservativen und dein Zentrqu ein abgekartetes Spiel besteht, darauf hinatislaufend, die Liberalen beim Zustandekommen einer Reichsfinanzveform auszuschalteu und so zu verhüten- daß sie nachher der Regierung ihre Rech nung, lautend aus eine Reform des preußischen Wahl rechtls, präsentieren können. Daß dies der eigentliche Grund für die Zertriimmerung des Block-s seitens der Konservativen gewesen ift, haben wir schon vori vielen Wochen feststellen löunen und ist seitdem auch von andern Seiten, auch vou rouseroativeu, heran-J -gefuudeu worden. Die Nachlasp bzw. Erbanfallftener bildete nur die vorgeschobene Kulisse fiir den konser vativen Widerstand, der sich eigentlich gegen den Block nnd die weitere parlamentarische Mitherrschast der Liberalen richtete. Es ist ein Kampf iun die politische Macht nicht sowohl imßeiih als vielmehr in Preußen, worum es sich für die Konservativen handelt. Sie wollen unter allen Umständen ihr gewaltiges lieber gewicht im preußischen Landtage ausrechterhalten, und sie fürchten wohl nicht ohne Grund, daß es durch eine vreußische Wahlrecht-3wfortn unter Mitwirkung der Liberalen beträchtlich vermindert werden würde- Daft aber durch die Aussichaltuug der Liberalen im Reichstage dort die sriihere Fientrunisallinacht wie-—- derhergestellt werden würde, das ficht die Konser vativen anscheinend nicht im geringsten an. Auch die Regieruna, genauer gesagt: den Fürsten Vülow nicht? Das ift die große Frage, die uoch völlig offen ist. Es gibt uach wie vor Optimisteu, die fest glauben« daß er nach allem, was inzwischen vorgekom- Jtnen ist, unmöglich wieder eine innere Reichsrolitil von Zentrums Gnaden treiben könnte. Die meinen fsein Rücktritt werde in dem Augenblick erfolgen, wo es sicher sei, daß die ans der Rechten. dem Zentrum nnd den Polen bestehende Mehrheit die Finanzreform unter dem Segen der Regierung mache. Aber es gibt noch weit mehr Politiler, und zwar recht ernste und beachtenswerte. die der Ansicht sind, auch diese Mehrheit werde schließlich, wenn alle Stränge reinen und es durchaus nicht anders geht, den Fürsten Biilvw nicht geniereu und er werde den Versuch machen, sich mit ihrer Hilfe weiter am Ruder zu halten. Welche dieser diametral entgegengesetzten Meinungen die richtige ist, kann nur die Zeit lehren; in etwa vier Wochen werden tvir darüber vielleicht eine Gewißheit haben. Inzwischen richten sich Rechte, Zentrum nnd Polen schon ganz auf ihre künftige Herrschaft ein und scheinen der nächsten und weiteren Zukunft ficher zu sein. Hoffentlich täuschen fie sich freilich ist diefe Hoffnung in den letzten Wochen stän iig schwächer und schwankender geworden. es « se 30- Mai 1909. lEsePIX Hayst Zu feinem Ehrentaq am st. Mai. »An-to 1809 in Wien. Eine schwere, furchtbare Zeit. Draußen vor den Toren, vom Wiener Berge her, in der Lobau und im IJiarchseld donnern die Geschiitm nnd angstvoll lanscbt der Wiener Bürger dem Kriegsliirtm dem schweren Ringen, das dort idrauszen sein Schicksal entscheiden soll. Die Stadt wimtnelt von französischen Truppeir. Not nnd Be drän nig- überall. Fu einem kleinen Stiibchen sitzt ein Siebenund siebzigjiihrigen Ihn kümmert das wilde tisrieaos getiintniel da draußen nicht mehr. Still nnd-einför ·lnig gehen seine Tage dahin. Er lebt den Erinne rungen seines langen segensreichen Daseins. ijsn einer Rassette bewahrt er gesammelt die-Geschenke hoher Herren. die Eyrnngen, die ihm Liebe und Freundschaft, Fijrstengunit Und die Anerkennung der Besten feiner Zeit eingetragen. An Feiertagen holt er sie hervor nnd freut sich kindlich des Gedankens, in ganz Europa geehrt worden zu sein. Auch Musik hört man bei ilnn hin nnd wieder. Doch ist’s dann selten etwas andres als das »Gott erhalte Franz den Kaisers-. Das ist ihm ans Herz gewachsen- Da dringt doch noch ein Laut aus der großen Welt in seine beschanliche Stille. Aber kein roher lärmender Ton. Ein französischer pusarenkapitän tritt ein. Nicht als Feind. Juni ste Verehrunaj führt ihn her. Er will den »Im-gen, herrlichen Meister« sehen, und wenn’s nur durch das-Schlüssel lock wäre. Der schläft. Der Ossizier wartet gedul diq. Dann singt er dem Alten etwas vor. Eine Arie; sie besinnt: »Mit Würd und voheit angetan-« Er sitzt e so schön, daß der Greis, aufs tiefste erschuts äeefckipn zu sich bei-abzieht nnd fein Gesicht stsen e . Es war der letzte Beinch, den der Alte empfing. 14 Tage später tru en sie ihn zur letzten Ruhe hin aus. Den großen kJoseph Handv. Was doch diese kleineErzählung vor allen-Handv anekdoten ihr eigenartig Ergreifcndes hat. Draußen wüten die Völker Ziegenetnanden Und in der-Stille finden sich zwei enfchetn die sich nie vorher tm Leben gesehen, in Liebe nnd Freundschaft zusammen-, über Leben und Tod hinaus geeint und zueinander geführt durch die Begeistetuns sites-dasselbe- hohe Ideal, die hier verbindet, was sich dorten in bitterem Hqß nnd bis zum letzten Blut-stroij befehdet. Hundert Jahre sind seit jenen Wiener Maitagen vergangen. Wieviel Großes und Herrliches ist seit jener Zelt neu erstanden, wieviel, das einst groß und herrlikh schieu, klanglos in Vergessenheit hinab gesnnken Joseph Handns Lebens-wert steht noch heute so frisch nnd unvergänglich vor nno wie an jenem Tage, da es erschaffen wurde, da der Schöpfer die Feder aus der Hand legte und sah, daß es gut war. Sein »Mit Wiird' und Hoheit angetan« klingt nnd lebt uns heute, wie es jenem französischen Ritt ineister klang und lebte. Unser Haydn ist allen, die Musit zu empfinden sithig sind, ties ins Herz nnd ins Blut gedrungen. Nicht bloß den Jsachleuten nnd denen, die es besonders angeht- sondern dem ganzen deutschen Volk, wo immer ek- siugt und sieh am Klange freut. So sehr ist er unser eigen geworden, daß wir im Sicherheitsgesiihl des Besitzes ihn saft ein wenig vernachlässigen, daß wir darüber das »Er-wird es nm es zu besitzen« schier vergessen haben. Wir sind im Punkte Halkdu ein wenig bequem geworden. Die Musitschristste erei hatte ihn lange Jahre unter de: Spitzmarle des ~gnten Papa« ruhriziert Wir nah men ihn unter dieser bequemen Etitette, ohne lange zu fragen, hin, ohne zu prüfen, was- denn an der; landesüblichen Charakterisierung richtig sei, wag slei vergessen habe und was sie geradezu siilschte. Ew ging da Haydn ähnlich wie Mozart, den man er schöpft zu haben meinte, wenn man ihn »aöttlieh«, »sublim« nannte, wenn man feststellte, daß er ewig in den seligen Höhen der Götter lustwandle und was dergleichen Phrasen mehr waren. Wieviel Titani sches, Beethovensches, wieviel Weh und Bitterkeit nnd Trotz, wieviel Tränen und Schmerzen sieh unter sdieser sseinbar ewig lächelnd-en Mozartisehen Heiter ,keit ver arg sah man nicht. Und so til-ersah man auch Inder densailweil srdlklichen Lustigmaeher Hat-du den starken nnd kraftvo en Menscher-, das Stürmende nnd Drängende, das auch in seiner Natur verborgen ruht, all die tiesen nnd dunklen Geheimnisse, die ans dem Innersten seiner Musik entströmen. Haydn F nicht nur das Kleine. Er ist das Kleine und das roße, das Liebliche nnd das Erhabene. Liedlied nnd erhaben wie die Reisig selbst- Freilickh der anndzn seines Wesens ist Gitte. Liebe, Fröhlichkeit KDer Geist der österreichischen Rationalheiterkeit atmete in ihm«, sagt fein kit genbssischer Biograph Griesinger. Das ist’ö.. nd unt der Heiterkeit aebt eine Unbeianaenbeid eine - man verzeihe das oft iniszbranchte Wort -·- Nainis tät Hand in Hand, jene liebe köstliche Einfalt, die den Kindern und Genie-I gemeinsam ist nnd die der Musik dieses niederdsierreiehiskhen Baueriisohnes etwa-«- voin Naturgewacsifrnen gibt. Zeine Melodit sprießt nndlbliihi wie Blumen in Feld nnd Wald. Wenn die Amsel loclt, wenn der Baum in Blüte steht, dar« ist Haydn Wenn uns- all das stinoere, duuipse Ijiingen unsrer Tage, die Spannung nnd lieberspannung, das mancherlei Gequälte und Ge kiinftelte unsrer sinnst nnd unsres Daseins ermattet hat, wenn wir miide heimkehren vom Kampf um Unsre modernen Ideale, in dem wir gern nnd freu dig an vorderster Stelle stehen, daiiii erfrischt uns Handm wie Vogelfana nnd Bliitendust im Mai uns el«srifeht. Er war frisch und jung wie ein Maictiiag, und darum ist er auch wohl mit dem Mai oon und geschieden. Es mag wie ein siriiter Widerspruch klingen, wenn man behauptet, daß derselbe Paydih der so tief wie kanin ein andrer Tondichter inn Her-i des deut schen Volkes sieh hineingesnngen hat, nnd bie heute iui Grunde unbekannt war und dasz wix eben erit anfangen, iini wahrhaft iennen zu lernen. Und doiii ist«-S wirklich so. Handn hat nach seinem Tode ein merkwürdige-Z Schicksal gehabt Ter, den man rannte nnd liebte, war nur ein Otück des ganzen 77jiihrigen Haydw es war der Handn der nachmozartischen Zeit,’ Jener alte berühmte paydii der letzten beiden Jahr izehnim der seine glänzenden Triumphe in England Fund Wien feierte, der die großen Pariser nnd Lon idoner Sinsoniem die spiiicn »"2treiihauartettee die sbeiden großenOratoisien schrieb. Der stille bescheidene «stapellnieister isonEifenftadt und EftetltPaz, der fleißig sin ländlicher, weltabgefchiedener Sii e seinem Fur .ften im Wochenpensum Kammerniufik und Sinfonie-i ’fchrieb, ist uns der Biographie nach ganz geläufig, in seinen Werken doch fo gut wie unbekannt ge blieben. Erst die in unsern Tagen machtvoll anf ftrebende Musikwifsenfihaft hat Ln wieder entdeckt das, was von feinen Werten v· schüttet. halb oder ganz vergessen, kaum mehr auffindbar war, wieder ans Licht gezogen nnd begonnen, in einer großen kritischen Gesamtausgabe das ådwaltig nmsangretche Material zu fichteii nnd der gemeinheit zugang lich zit machen. Seit wenigen Monaten liegen d e ersten Bande dieses großen Werkes vor uns. Sie umfassen die ersten 40 Sinfonie-n des Meisters und neben so innn erstenmal die Möglichkeit iiar zu schen, welche Entwiclltum Lmndn auf dem wichtigsten Gebiet seines kitnftlertfmen Schaffens-, auf dem dei- Sinfonic, durchgemacht hat. Allerch Ueberraschunqeu treten da .«,utaqe, Dinge, die man kaum erwartet hatte. Und wir sehen uns gezwungen, 100 Jaer noch des Tondichterø Tode unsre Anschauungen üvcsr jin-) in manchem nicht unwescntlichen Puutt zu an ers-. Dass dass Dogma oon Oandn als dein »Sei-wies der klaifiiehen Sinfonie« hinfällig fei, war fchon feil einigen Jahren bekannt. Handn hat nicht in der Lnfi gestanden, kein Etwas ans dem Nichts ge schaffen. »Er stand genau fo in der Reihe der histo riskhen lixntwicklnng wie jeder Künstler, auch der arößie Lin der Mannheiiner Schule der Stamm nnd Cannadich nnd anderseits in einer ovrklassifehen Wiener Tradition sind seine iirfpriinge klar uni nnwiderleglieh erkannt worden. Jst unser Haydn darum kleiner geworden, dafi finir nnn wissen, woher er kam nnd wie er wuchs? Dadurch, dafz wir ihn nnn sozusagen perspektivisch iiehen, nachdem wir die vor ihm nnd nni ihn nnd thi: Hselbft in seiner Frühzeit kennen lernten? Nnr ar. wathfen ist fein Verdienst mit unsrer tieferen Er keiiitinio. Er ragt zu nnd herüber ans einem Land das wir Hemiqu mit Schmerzen suchen, spricht zu uns in einer Sprache. die wir wohl verstehen, die selbst zu foreehen nnd doch io schmerzlich versagt ist« Schlichtheit, Natürlichleii, lindliche Einfalt, das Ge wiehtlofe der wahrhaft neiiialen Natur, die fcheim bar spielend die Schwierigkeit bewältigt, heitere («drazie, ein Froh-tun der ans dem atttigften, rein fteu Herzen quillt, Humor, den unsre saure, unsre lächerlich ernsthaftc zzeit fo bitter ndtia hätte- all das könnten wir von Haydn dem Musikerdvsn Bands deatMenfchen lernen, wenn fith derlet htge überhaupt erlernen ließen. Und dazu das Vedgem die ruhige Sicherheit, die Lebensfreude, das eit haben nnd Stchzeitlafiem das dem wilden und wiisten Galopp unfreo modernen Lebend immermehr zu entfchwinden droht. · Darum gehört auch vaydn nicht eiåetttlla und bauptfärbligoin das wilde, ftoßeude etrie des modernen nzertlebend. Er bat keine Ellenboan er« schreit nicht nnd macht keine Reklatne, und darum wird er langsam aber sicher aus der Oeiieittlichkeit immer weiter hinaudlompltntentierr Augisicntenars feiern können daran auf die Dauer nt is ändern. Ihm geschieht nichts Schlimmes damit. Er war vo-
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