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Dresdner Journal : 19.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-19
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 19.10.1882
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^244 Donnerstag, den t9. Octoker. 1882. Xdonuemeotsprvt» r I» ck«nl»«d»» L-teL«: 6Lbr!ieb: . ... 18 L1»rlc. ^Mbrliod: 4 U»rk 5» ?k. Learsta« liuwiovrll: IO kk. La»»«rk»Id de» äeotsebea ksicbv» tritt kost- »nü 8t«wpe!»u»cblL^ iiioso. lasorateoprelset ktlr ävv Leeiua siosr ^espsltevsn kstitrsils SV ?s. Unter „Kio^esavät" 6i« 2«ils 50 kk. 8«i 1'»dsUen- uvä 2i8»ra»»tr SV Aussebl»^. Lrseksiaeo r l^blivb wit Ausnatime 6er Lonu- und keiert»^» Xbsnd» kür dun kvlxeoäsn 1'^. AreMtrZoumal. I»»er»teo»no»iliiie »ueWirter F>. Lranetstetter, Oown>i»ionLr d«, vre«6ner dourn»!»; S»«durU N«rll» -Visu L—I >r„1»u »r»»Kfilrt ». N: //aasenste,»» <O koAter, Vsriue-Vt«» «Lindar^- - l.«tp»iU - kr»L>lk>irt ». H. - USoek«»: L/u«,«,- LsrUn: /nvaii6en6«nt, Sri»»». L. Le^/ott«,- Lr„I»o. L Lta»Aen> Lureau /kaLat^-,' knulktiirt ». H.: ^aeAer'seks ttuctikrendlun^! VVrMi: O. ^kittter; 8»»nor«r: 6. Schüssler, r»r1i S«rll» rr»Llltart ». Il StoN»»rt: Han-e et On., »»wdilrx: ^16. Steiger. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Svruusxvderr Lüniel. krpeüition 6es Dresdner donrn»!», Dresden, /«tu^erstrsss« Ho. SV. Amtlicher Tlieil. Dresden, 18. October. Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Georg ist heute Bormittag 10 Uhr von München wieder hier eingetroffen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Rittergutsbesitzer und Vorsitzenden de» Lande-culturrathe- Richard von Oehlschlägel auf Oberlangenau da» Ritterkreuz I. Klaffe vom Verdienst orden zu verleiten. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Geheime Commerzienrath M. Günther au» Leipzig, z. Z. in Brüssel, den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Kronenorden II. Klaffe an- nehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Commerzienrath Hopsfe zu Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Kronen orden III. Klasse annehme und trage. Bekanntmachung. Dem Postinspector Rettig au» Münster ist vom 1. December diese» Jahre» ab eine Postlnspectorftelle im Bezirke der Kaiserlichen Oberpostdirection in Leipzig übertragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen auf Grund Art. 50 der Verfassung des Deutschen Reiche» zu dieser Anstellung die landesherrliche Be stätigung ertheilt haben, wird Solche- hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 10. October 1882. Königlich Sächsisches Finanzministerium, von KövneriH. Müller. Nichtamtlicher Theil. uebersicht: Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (New-Iorker StaatSzeitung.) TageSgeschichte. (Berlin. Karlsruhe. Greiz. Wien. Prag. Agram. Paris. Macon. Bern. Rom. Lon don. Konstantinopel. Kairo.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachiichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Löbau.) Vermischte». Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. TageSkalender. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Beilage. vörsennachrichten. auS Montceau le» MineS besagen, daß die Situation bedenklich ist. E» find murrding» wieder Truppen hingesandt worden. Der Dirrctor der öffentlichen Sicherheit bleibt dort. ES find neue Drohbriefe, betreffend Sprengungen mittelst Dynamit, vorgefunden worden, und abermals Ver haftungen erfolgt. (Vgl. die „TageSgeschichte".) London, Mittwoch, 18. October. (Tel. d. DreSdn. Journ^ Die „Time»" melden auS Konstantino pel: Eine Note der Pforte an Lord Dufferiv spricht die Bereitwilligkeit derselben au», mit England Unterhandlungen für die befriedigende Lösung der ägyptischen Frage anzuknüpfeu, und hofft von dem Gerechtigkeitsgefühl und den freundlichen Gefin- nungen Englands die Aufrechterhaltung der we sentlichen Punkte deS 8t»tu» quo und«. Dublin, DienStag, 17. October, AbendS. (W. T. B.) Die irische nationale Conferenz ist heute unter dem Borfitz Parnell- zusammengr- treten und hat die Bildung einer irischen natio nalen Liga in Gemäßheit de» bekannten Pro gramme» beschlossen. Kopenhagen, DienStag, 17.October, AbendS. (W. T B.) Da» BolkSthing nahm in seiner heu tigen Sitzung mit 74 gegen 10 Stimmen die Re solution gegen da» Verbot der Einfuhr von Horn vieh au» Schweden an. 9 Mitglieder der Rechten enthielten sich der Abstimmung. Der Minister de» Innern hatte im Vorau» erklärt, er könne die Resolution in der vorliegenden Form nicht berücksichtigen. Gleichzeitig wiederholte der Mi nister da» früher gegebene Versprechen einer eventuellen später« Aufhebung de» Verbote» jedoch mit UebrrgangSbestimmuvgrn. Konstantinopel, DienStag, 17. October, AbendS. (W. T. B.) Der wegen Ungehorsams gegen die Befehle der Pforte seines Posten» al» Gouverneur von Brussa entsetzte Achmed Vefik Pascha soll dem StaatSrath zur Aburtheilung überwiesen werden. (Vgl. die „TageSgeschichte".) Kairo, DienStag, 17. Oktober, Nachmittags. iW. T. B.) Der Herzog v. Connaught ist von seinem AuSfluge nach Oberägyptrn zurückgrkehrt und wird heute Abend mit General Wolseley einer zu Ehren der englischen Armee veranstalteten Festlichkeit beiwohnen. Morgen findet ein Fest bei Riaz Pascha Statt, zu welchem der Herzog sein Erscheinen gleichfalls zugesagt hat. Alerandriejn, Mittwoch, 18. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dem internationalen Gerichtshöfe ging ein Dekret deS Khedive zu, welche- die Frist für die Erfüllung aller richterlichen Entscheidun- gen seit dem 10. Juni e. bis zum Jahresende ver längert. Eine Zuschrift Roger Bey» erklärt die Zulassung englischer Advocaten für Arabi Bey alS schweren Nachtheil für die ägyptische Justiz. Nach dem Bericht der Commission für die Domänenanleihe wird vorauSfichtlich beantragt, daß die Regierung zur Bezahlung der fälligen Coupons einen Vorschuß macht. Die Ausgaben vom 1. Januar biS 30. September übersteigen den Voranschlag um 187 000 Pfd. St. Telegraphische Nachrichten. Pari», DienStag, 17. Oktober, AbendS. (Tel. d. Schles. Zig.) Hier eingegavgene Depeschen Feuilleton. Rtdigirl von Otto Banck. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) „Ei, ei, Sie sind noch im Finstern?" sagte Karl Müller, als er einige Stunden später zu seiner jungen Freundin ins Zimmer trat und dieselbe sich bei seiner Begrüßung wie auS einem Traum aufgeschreckt erhob. „Ich — ich hatte vergessen, die Lampe anzuzün den," sagte Anna. „Es kam, weil ich so mit meinen Gedanken allein saß." „Nun, aber wissen Sie nicht, liebe Anna," war seine Erwiderung, „daß oa» Dunkle dem Menschen allerlei wunderliche Grillen schafft, während alles an der» wird, wenn man sich nur ein recht Helle» Licht ansteckt? — Gerade wie'» mir in diesem Augenblick ergeht", fügte er freundlich scherzend hinzu, während sie die Lampe auf den Tilch stellte und entzündete; bildete ich mir doch ein, al» ich in» Zimmer trat, Sie wären krank und elend, und selbst an dem Ton Ihrer Stimme glaubte ich da» zu hören, und nun e» hell geworden ist, sehe ich, daß Sie gottlob den Kopf noch hübsch oben haben I" „Ich bin ganz wohl," sagte sie. „Nun, gottlob, gottlobl" nahm er da» Wort wie der auf; „da dürfen wir ja den Herrn Doctor bald für seine Mühe danken und ihm erklären, daß wir sein terruw nicht mehr nöthtg Haden I" Dresden, 18. October. In den Vereinigten Staaten von Nord amerika scheint sich unter dem Einfluß der, die jetzige Verwaltung fortdauernd auf» Schärfste verurtheilenden, rührigen Tage-presse nach und nach ein Umfchwung „Er wird ohnedies wohl kaum noch wiederkom men," entgegnete Anna. „Aber er war heute doch noch bei Ihnen!" sagte er hastig, und fügte dann erklärend hinzu: „Er ging nämlich gerade in Ihr Haus, als auch ich einsprechen wollte, und so verschob ich meinen Besuch natürlich!" „Wie," sagte sie, „Sie kennen ihn jetzt und sagten mir doch noch vor einigen Tagen, daß Sie ihn nie gesehen hätten?" „Nun wohl; eS war gerade vorgestern, als ich ihn zuerst von Angesicht sah. Philipp erklärte eS mir, wer der Herr sei, der un» aus der Schlittenfahrt be gegnete, obwohl er uns wohl kaum bemerkte, da er sich eifrig unterhielt mit — nun ja, mit einer schönen Dame, die neben ihm saß." „Fräulein Manstedt!" sagte sie, al» könne eS keine andere gewesen sein. „Ei so. Sie erfuhren da»?" rief er auS — „nun freilich, ja — man erzählt sich, sie seien Jugend freunde!" „Sie sind sich wohl noch mehr al» da»!" sagte sie ruhig. Er sah ihr mit der äußersten Spannung in» Ge sicht. „Da» wissen Sir?" rief er — „hat denn das Fräulein oder der Herr Doctor Ihnen davon gefügt?" Sie lächelte schwach. „Bedenken Sie doch, Karl, wie sollten diese zu einer solchen Mittheilung kommen! Aber Sie wissen wohl, man fühlt zuweilen, daß etwa» so oder so ist, ohne daß man sagen kann, weshalb, und so ist eS in mir auch ganz gewiß geworden, daß der Herr Doctor und das Fräulein — sie trafen sich nämlich heute hier — zusammen gehören." Der kleine Schreiber starrte Anna an; er konnte zu Gunsten der demokratischen Partei zu voll ziehen, der den Sieg derselben bei einer später« Prä- sidentschaftSwahl in Aussicht stellt. In Nr. 225 dieser Zeitung gedachten wir de» Streite» über die Besetzung de» Gouvernrurposten» von New Joik. Derselbe kann al» eine Art Vorpostengefecht, eine große RecognoS- cirung angesehen werden, bei welcher die Parteien ihre Kräfte messen. E» ist für die Zukunft Hoffnung ver heißend, daß sich der Au-gang diese» Kampfe» zu Gunsten der demokratischen Partei zuwenden scheint. Wie bereit» früher erwähnt, hatte der Schatzsecretär Folger, der durch feine üble Verwaltung in hohem Grade mißliebig wurde, sich den Gouverneurposten von New-Jork als Ruhestelle auSersehen. Derselbe sollte seine Entlassung eingereicht und sich um diese Gouverneur stelle beworben haben. Die Entscheidung wird erst im nächsten Monat erfolgen; allein bereit» jetzt gestaltet sich die Angelegenheit für den Schatzsecretär sehr ungünstig. Zunächst dementiren New-Iorker Tele gramme sein Entlassungsgesuch, denn der Schatzsecretär Folger will, bevor er des GouverneurpostenS sicher ist, fein Amt al» Schatzsecretär nicht aufgeben. Die demokratische Parteipresse geht in dem Kampfe um den Gouverneurposten deS StaateS New-Jork mit großer Energie und mit vielem Geschick vor, und in Amerika angesehene Namen, unter denen wir auch dem Deutschen Karl Schurz begegnen, lassen ihre Stimme gegen Folger vernehmen. Insbesondere aber ist aus Anlaß der Bewerbung Folger's durch den demokrati schen Convent der Beschluß einer Volksversammlung (Plattform) in Syracuse erwirkt woiden, welcher sich klar über die künftigen Grundsätze der Verwaltung der Vereinigten Staaten ausspricht. „Die New-Iorker Demokratie", sagt die „New-Iorker StaatSzei tung" anläßlich der Beschlüsse jener Versammlung, „ist auf die brennenden Fragen, die feither aufgetaucht sind, mit Verständniß und ohne Rückhalt eingegangen. Die Aufsehen erregende Weise, in welcher der republi kanische Convent die Verschmelzung der republikanischen Partei mit dem Mißbrauch der Bundesmacht zur Be herrschung der Localpolitik und das Bündniß der republikanischen Maschine mit den Monopolen zur An schauung brachte, hat wohl das Ihrige dazu beigetra gen, die demokratische Einrichtung unserS StaateS be- sond-r» hinzuweisen auf die Nolhwendigkeit, sich zum Organ deS Kampfes gegen solche volksfeindliche Be strebungen zu machen. In der That war dies längst die Aufgabe, welche der demokratischen Partei oblag, die sie aber biS dahin nicht zu erfüllen verstand, weil ihre Politiker sich der CentralisalionSbestrebung der Zeit nicht zu entziehen wußten und namentlich zur Befriedigung ihrer Corruption und Beutesucht die Mittel nicht zurückzuweisen wagten, welche ihnen die Monopole boten. In den demokratischen Massen sitzt ohne Zweifel die ursprüngliche Tendenz der demokra tischen Partei noch ziemlich tief, und im Großen und Ganzen war die Partei doch die relativ gesündere hin sichtlich deS Strebens zur Erhaltung deS Grundcharak- terS unser» politischen System» oder hinsichtlich de» Kampfe» gegen die Bildung und Befestigung einer Oligarchie. Die Partei hatte ihre Perioden der Er mattung in diesem Kampfe, aber sie nahm immer wie der neue Anläufe, und eS fcheint, daß sie eben jetzt wieder einen solchen genommen hat." Auf die Be schlüsse der Versammlung von Syracuse eingehend, bemerkt das Blatt, zugleich darauf hinweisend, daß durch die Plattform von Syracuse frühere Beschlüsse de» Jahres 1874 erneuert wurden: „Indem die Demokraten in erster Linie die in der Plattform de» Jahre» 1874 niedergelegten Grundfätze wieder bestätigten, leisteten sie den Beweis, daß ein ähnlicher Geist wieder ihre politischen Bestrebungen beherrscht. Jene Plattform war ein politisches Meister stück, das nicht wenig zum damaligen Siege der New eS noch nicht gleich fassen, daß er die ruhige Versiche rung soeben aus ihrem Munde gehört hatte! Dann war eS halb, als wollte er in lebhaftem Jubel ouS- brechen, und halb wieder, als kämpfe er mit einem großen Kummer. Ihr aber entging das Alle»; sie sah ihn nicht an, sondern schien ihren Blick gleichsam in sich selbst zu versenken. Nach einer Weile stand Karl Müller auf, erfaßte die beiden Hände deS jungen Mädchens, drückte die selben an seine Brust, so daß sie sein Herz schlagen hören konnte, und sagte: „Anna, wir Beide gehören auch zusammen; nicht wie jene vornehmen Herrschaften, aber doch wir zwei — zwei gute Kameraden!" Sie nickte und drückte feine Hand; eS schien ihr nichts Auffallendes zu haben, daß er ihr da» in dieser Stunde sagte Sie sprachen dann noch von andern Dingen. Weder von dem Doctor, noch von dem schönen Fräulein war zwischen ihnen die Rede, und wäre daS Auge deS klei nen Schreiber» nur etwa» weniger hell, sein Ohr um ein Geringes unaufmerksamer gewesen, so würde eS ganz unbemerkt von ihm geblieben sein, daß heute irgend Etwas Anna'S Züge beschattete, den Ton ihrer Stimme verschleierte. — Nur al» er von ihr ging, ward sie noch ein Mal merkbar blaß; e» war, indem sie ihm die Bücher einhändigte, welche er ihr vor einiger Zeit gebracht halte. „Nehmen Sie die Sachen nur wieder mit, Karl", sagte sie; „ich denke mir, ich werde doch nicht mehr lesen.' „Wie?" fragte er. „Jnteressirt e» Sie nicht län ger, in dem einen Buch zu lefen, wa» die Menschen Iorker Demokratie beitrug. Wir betrachten e» deshalb al» ein gute» Zeichen, daß der Convent sich veranlaßt sah, jene siegverheißenden Reformgrundsätze nochmal» ausdrücklich zu bestätigen. Aber auch die einzelnen Beschlußanträge, welche sich dieser Erklärung anschlie ßen, liefern den unwiderleglichen Beweis, daß die de- »«akratische Partei diese» Staate» die Nothwendigkeit e ner gründlichen Reform auf allen Gebieten de» po litischen und wirthschaftlichen Leben» im vollen Umfange anerkennt. Durch die Annahme diefer Plattform hat der Convent den Anforderungen entsprochen, die wir an ihn stellten. ES lohnt sich wohl t er Mühe, etwas näher auf dieses Resormprogramm einzugehen. Die erste, durchaus empfehlenSwerthe Erklärung bezieht sich auf die wichtigste Zeitfrage, nämlich auf da» Steuer wesen. Die Demokraten verlangen mit vollem Recht eine Verminderung der Steuern in dem Sinne, daß da» Volk fürderhin nur noch die nothwendigen Aus gaben einer sparsamen Verwaltung aufzubringen hat. In demselben Zusammenhang fordern sie eine gründ liche „Tarif- und FiScalreform, welche da» übermäßig besteuerte Volk von allen unnöthigen Lasten befreit und die Anhäufung solcher Fond», die eine verschwen derische Gesetzgebung und die Erhaltung einer Horde überflüssiger Aemterinhaber herbeiführen, verhütet." Endlich erklärt sich der Convent mit aller Entschieden heit gegen die „niederträchtige Maßnahme", welche unter dem Namen Fluß- und Hafenbill bekannt geworden ist. Alle diese Erklärungen lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, und wir wollen hoffen, daß eS den Demokraten damit Ernst ist. Er läßt sich nicht in Abrede stellen, daß die Partei, welche einen Tilden und Robinson hervorgebracht hat, in dieser hochwich tigen Frage ungleich gesunder ist, al» die Partei der moralischen Ideen, welche eS fertig gebracht hat, den Handwerk-Politiker Arthur ins Präsidentenamt zu setzen. Die Einmischung diese» ManneS in die New- Iorker Staatswahl hat den demokratischen Convent veranlaßt, eine ebenso scharfe al» zutreffende Kritik zu üben. Die Demokraten erklären rundweg, daß der republikanische Gouverneurcandidat der betreffenden Partei vom Präsidenten aufgezwungen worden sei, und sie werden zweifelsohne die Zustimmung aller billig denkenden Bürger erhalten, wenn sie dlefe Einmischung als einen neuen Beweis der „gefährlichen Gewalt der öffentlichen Patronage" betrachten. An dieser Stelle finden wir denn auch ein ernstes Wort in Betreff der Civildienstreform und ein entschiedene» Verlangen nach solchen gesetzlichen Maßnahmen, welche den „politischen Agitationsbeiträge''" der Beamten ein Ende machen." Vieles in dem neuen Programm erscheint Hoff nung verheißend, wiewohl man bei allen derartigen, über den Ocean zu uns gelangenden Kundgebungen immer im Auge behalten muß, daß daS praktische Er gebniß doch in der Regel erheblich hinter den papier- nen Versprechungen zurückbleibt. Allein ohne unS für die Demokraten der Union zu begeistern, dürfen wir doch annehmen, daß eine Bewegung, welche ihren Sieg herbeiführt, mit Rücksicht aus den nordamercka- nischen Zolltarif erheblich gesündere, auch den inter nationalen Beziehungen zwischen Deutschland und der Union zu Gute kommende Verhältnisse schaffen wird. Lagesgeschichk. * Berlin, 17. Octobrr. Die erste Sitzung deS BundeSrathS nach dessen Vertagung wurde gestern unter dem Vorsitze de» Staatminister» v. Bötticher abgrhalten. AuS dem BundeSrathe sind auSgeschieden: der Staatsminister Bitter, der Generaldirector der ba dischen Staatseisenbahnen Eijenlohr und der geh. Re ferendar, Mlnisterialrath Lipique. Ernannt sind: von Preußen: der StaatSsecretär de» Reichrschatzamte» Burchard und der Direcior im Reichsschatzamte Aschen- von altersher gethan haben, und wie ein Ding noch immer einem andern und meisten» einem bessern, Platz macht — ich meine, wie c» in der Weltgeschichte her geht? — und in dem andern, wie wundervoll die Na tur in ihren Einrichtungen ist, und daß wir von jedem Kieselstein mehr Weisheit, ja, und auch mehr Fröm migkeit lernen können, als auS dem ganzen Buch Sa- lomonis?" „Ich habe wohl nicht daS Rechte bei den Büchern gedacht," entgegnete sie; „darum, und weil der Herr Doctor meinte, daß Lesen etwas Thörichte» für mich sei, will ich lieber damit aushören." Er sagte nicht» weiter; aber wie e» ihn anfangs stutzig und nahezu betrübt gemacht hatte, al» sie die Bücher von ihm forderte, so sah er jetzt traurig au», al» er diese zusammenlegte, um sie nach Hause zurück- zutragen. Einmal noch an diesem Abend sollte Karl Müller auf die bei Anna gemachten Erfahrungen zurückkommen: eS war in dem Moment, al» er daS HauS verließ und gerade auf Philipp stieß, den er sofort am Arm faßte, um ihn ein paar Schritte mit sich fortzuführen und dem er dann zuraunte: „Philipp, ich bin neulich ein alberner Narr ge wesen, al» ich Gefahr für Anna in den Besuchen de» Docwr» sah und Dich bat, ihn, so weit möglich, von Deinem Hause fern zu hatten; ihr Auge ist gottlob so klar geblieben, daß sie un» nun beschämt! Sie hat die Entdeckung gemacht, daß zwischen ihm und diM Fräulein Manstedt eine Neigung, vielleicht auch eine Verlobung — wa» weiß ich davon? — besteht! Wir hoben keine weitere Hut über Deine Schwester nöthig, al» daß wir sie sorgfältig, aber sehr sorgfältig pflegen
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