Preis: »ierttllllh- rigePränumerarion , Ngr. ins Hans. S Ngr. bei Abho lung in der Lxped. Wochenblatt für Zschopau und Umgegend. Jeden Sonnabend eine Nummer. Einzelne Num mern > Ngr. 32. Sonnabends, den 10. August 1850. Aus dem Tagebnche eines Rechts anwalts. Von Samu bl Warren. Der Justizmord. Wer vor etwas mehr als fünfzig Jahren die große Holborn-Straße zu London entlang ge gangen wäre, dem wäre sicher an der Ecke einer der Durchfahrten, welche sich nach Ruffel-Square hin strahlenförmig ausbreiten, der sehr achtbar ausschende Laden eines Handschuhmachers und Hutsiaffierers Namens James Harvey ausge fallen, — eines Mannes der bei allen seinen Nachbarn in großem Ansehen stand und allge mein für sehr wohlhabend galt. Wie viele an dere Londoner Handwerker und Kleinhändler, stammte auch Harvey eigentlich vom Lande. Als armer Knabe war er nach der Weltstadt ge kommen, um'hier sein Glück zu machen, und batte sich durch Fleiß, Ausdauer und Zuvor kommenheit, und mittels.eines kleinen Vermö gens, das er von eiMhentfernten Verwandten ererbt, auf eigene AMnung ein Geschäft zu gründen und jenes allerwichtigste Element zu glücklichem Erfolg in London — eine Kundschaft — zu verschaffen gewußt. Bald nachdem er sich etablirt hakte, heirathete er eine junge Frau aus seiner Vaterstadt, welcher er seit seiner Schulzeit zugethan gewesen war, und die er treuinnig liebte. Zu der Zeit, in welcher unsere Geschichte" anhcbt, war er bereits Vater von drei Kindern. James Harvey's Laden war einer der besuch testen dieser Art in der Straße. So oft man vvrüberging, sah man Kunden drinnen oder her ausgehen. . Offenbar hatte er sehr bedeutenden Zuspruch. Allein trotz dieses lebhaften Verkehrs mußte der Eigenthümer des Ladens doch zu sei nem Erstaunen finden, daß er in seinen Verhält nissen beständig beschränkt blieb, daß er oft hart m der Klemme war, ja daß — wie groß auch der Ladenverkauf >ein mochte, — er doch niemals irgend reicher wurde. Zu jener Zeit waren die kaufmännischen Ein richtungen der Laben u. s. w. noch nicht zu dem heutigen Grade der Vollkommenheit und Orga nisation in Bezug aus Commis. Buchhalter und Kassirer gediehen, welche die großen Handels hauser London s nun auszeichnet. Die primitive Ladenkaffe und bas Verkaussbuch waren noch die einzigen Mittel der Controle, und dies war eben auch der Fehler von Harvey's Geschäft, der nicht genug Kaufmann für ein solches Etablissement war. Um kurz zu >ein: der arme Mann ward regelrecht und gewerbsmäßig bestohlen durch ei nen Ladendiener, der in der Kunst, eine Guinee so durch den Spalt des Ladentisches in die Kas senschublade zu werfen, daß sie wieder in die Höhe sprang und ihm in der Hand blieb, eine Geschicklichkeit besaß, um welche ihn Döbler, Bosco oder irgend welcher berühmte Taschen spieler beneidet haben würde. Gutmüthig und arglos, wie er war, und viel leicht auch nicht wachsam genug, brauchte Har vey lange, bis er die Gewißheit erhielt, baß und wie er bestohlen werde. Eartwright. sein un- getreuer Ladendiener, war kein junger Mann mehr, sondern ein Mensch zwischen 40 und 50 Jahren, der schon allerlei Gewerbe betrieben und sich in mancherlei Lagen befunden halte, worin man aber stets mit ihm zufrieden gewesen war und nur etwas zuviel lockere Haut und eine gewisse Reizbarkeit zum Zorn an ihm bemerkt haben - wollte. In seinem Privatleben dagegen war der alte Mann lüderlich, und hatte seine Ausschwei fungen schon seit Jahren von dem Gelbe bestrit ten, um welches er seinen allzu vertrauenden Brodherrn heimlich bestahl. Harvey glaubte nur ungerne und langsam an die Möglichkeit einer