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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930310016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893031001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893031001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-10
- Monat1893-03
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Lito ist ca. 1,60 w groß, sowie von schmächtiger Statur und tlü dunkelbraunes Kopshaar, dergleichen Augenbrauen und Schnurr« litt, blasses hageres Gesicht, niedrige Stirn, blaue Augen, große Rase, kleinen Mund, gute Zähne und rundes Kinn; seine Kleidung tat zuletzt aus braunem gilzhut, ebensolchen! Sommerüberzieher, dunklem Jacketanzug und Stieielelten bestanden. Etwaige Wahrnehniungen über den Verbleib des Vermißten täten wir unverzüglich zur Kemilniß unserer Lriminalobtheiiung zu bringen. Leipzig, den 8. Mär» 1893. Das Polizriamt der Stadt Leipzig. VN. 705. Bretschneider. W. Im Erdgeschoß des Unterzeichneten Polizeiamts sollen Tirnstag. den 14. Mürz 18SZ, Nachmittag» von 3 Uhr ab. verschiedene Gegenstände, u. A. eine goldene Damenuhr, verschied. Schmuckgegenstände, mehrere Schirme, Wäsche- und Kleidungsstücke, bistntlich an den Meistbietenden gegen sofortig« Baarzahlung ver steigert werden. Leipzig, den 8. März 1893. Da» Polizetamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml Lekanntmachung. Am Morgen de» 7. diese- Monats gegen '/,7 Uhr Ist in den ße-igen Proinenadenanlagen an der Pctersbrücke in der Näh« der leibst befindlichen Trinkhalle der Leichnam eine» neugeborenen .«Ade» «erblichen Geschlechts, gewickett in ein Stück weiße Lein wand, welche in riu Säckchen von grauer Leinwand gehüllt war, ausgefunden worden. Nach dem Secliousbefund ist die Geburt und der Tod des KindeS wenigstens vier Tage vor der Auffindung kN'olgl. Da es sich anscheinend um ein Verbrechen handelt, wird gebeten, alle Wahrnehmungen, die zur Aufklärung des Sach verhaltes zu dienen geeignet sind, ungesäumt dem Unterzetchuelen mitzutheilen. Leipzig, den S. März 1893. Ter Königliche Staatsanwalt. l>r. Traut. llutzholMttion. Montag, den 18. März ds. Ars., sollen von Vormittags N, Uhr an aus dem Schlage in Ablh. 1» und 6 de- Burgauer l.'mreviers Buchen- » - 2! 40 . - » 2—6 » 1 Adorn- » - 21 32 » . 4—6 - 11 Esch««» » - 17 31 - - - 4—8 - 87 - Rüstern- - - 18 51 . 8—11. - Z - Ma«ho>der- » - 18 32 - - - 3-5 - - L Ellern- <» 19 22 - - 4-6- z - Linden« » - 39/48 - » . 3—S - 78 58 * Vichrn-Schirrhölrrr und Rüftern-Lchirrholter rnlki den im Termine öffentlich au-hängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: 9'/, Uhr auf dem Schlage hinter dem srübeien alten ForsthauS bei Böhlitz-Ehrcnberg. Leipzig, am 6. März 1893. Des Rath» Aorftdeputatlon. Der Ausbau -es Fabrikinspectorais. Der „Social-Correspondenz" ist zu diesem wichtigen Thema ans Slraßburg folgende Zuschrift zugegangen: Die kürzlich im Deutschen Reichstage stattgesundenen Debatten haben gezeigt, eine wie wichtige Stelle innerhalb ter Arbciterschutzgesctzgebung die deutsche Fabrikinspcction ein nimmt. Die Fabrikinspeclion wurde als dasjenige Organ bezeichnet, welches geeignet ist, die zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bervortreiendr» Gegensätze auszugleichen, ebne laß es erst eines Beschreitcn« Le« Rechtsweges bedürfe. Es ist daher in den ReichStagSdebatten der von verschiedenen ,'Lbnkinspectorcn getroffenen Einrichtung der Sprechstunden für Arbeiter eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden, imd wobl mit Recht, denn eS ist für die Arbeiter von sechster Wichtigkeit, daß sie in allen Fällen, in denen sie i:L von dem Arbeitgeber ins Unrecht gesetzt glauben, eine Dielle haben, wo sie sich mit Vertrauen binwenden können :.m Rath, Auskunft und uölbigensallS einen kräftigen A'ückball gegen Unbilligkeiten zu finden. Aber die Ein nänung dieser Sprechstunden ist in ihrer gegenwärtigen Ge- stall weder Fleisch noch Fisch. Zunächst fehlt ibr jeder ge regelte Ausbau, sowie das zu einem energischen Handeln er» forderliche Initiativrecht. Auch ist ihr Bestehen so gut wir gar nicht öffentlich bekannt, und gerade unter den Arbeitern tunte kaum ein Procenl etwas von ihr gehört baden. Natur gemäß kann denn auch bei einer solchen Einrichtung von einem bei den Arbeitern gewonnenen Vertrauen keinerlei Rede sein Die Folge ist, daß nur blutwenig von ihr Gebrauch gemacht wird. Natürlich! Wie sollte auch eine solche Halbheit eine untere Wirkung erzielen! Endlich ist der für einen größeren Bezirk bestellte Fadrikiospector allein dieser Aufgabe nicht gewachsen. An Stelle dieser Halbheit muß unseres EracktenS eine feste Organisation treten, welche darin zu besteben bätte, daß am Sitze eine- jeden Fabrikinfpeetorat» eine AintSstel le mit den nötbigen Hilfskräften unter Leitung deS Fabrikinspectors zu errichten wäre, der dir Ausgabe der Vermittelung zwischen Arbeitgeber und Arbeit nebmer zufiele. E« würde sich demnach hierbei um die Schaffung einer Art Arbeitsamtes oder AiissichtSamteS handeln kessen GeschäslSthätiakrit und Wirkungskreis später — sali« tie Einrichtung sich bewährt — eine« noch weiteren Ausbaues säbiz wäre Dre Bestellung von BertrauenSmännern in an gemessen begrenzten Bezirkrn hätte die Möglichkeit zu bieten daß di» Arbeiter aller zu dem Ressort de« betreffenden Amte« gehörigen Industrien kostenlos und mik Leichtigkeit sich desselben bediene» können. Außerdem müßien durch Anschlag i» kämmt» lichen Fabriken Zweck, Domicil (Adresse) und Dirnststuntcn de« Arbeitsamtes bekannt gegeben werden, wobei bei Fest setzung der Dirnstsiunden auf die freie Zeit der Arbeiter Rücksicht zu nehmen wäre. Eine gleiche Bekanntgabe hätte an der Spitze einer jeden, dem Arbeiter auSzuhänkiaenken Fabrikordniing zu erfolgen. Außerdem bätte dir Presse für eine möglichste Verbreitung der Tendenz dieser humanen Ein richtung zu sorgen, während periodische Inserate ihrerseits zii einer größtmöglichen Veröffentlichung deizutragen hätten. Einige Fälle kräftigen Beistandes, durch die Presse i» geeig- ncler Weise bekannt gegeben, und der Erfolg der Einrichtung wäre gesichert. Was ein tbatkrästiges und sachgemäße« Borgrbrn in dieser Beziehung auSzurichtcn vermag, beweisen die einschlägigen englischen Einrichtungen, die eben der HandtlSminister Munkeila unter Mitwirkung der „Iiaclv Uuiuus' und der „d'i i«uck>)' 8veietiez^ durch Einführung von OrtSämtern mit weitgehenden Functionen und Begründung einer für die Arbeiterschaft be stimmten Arbeiterzeitung „I.advur gurette" zweck- Bekannt gabe aller die Arbeikerwclt interessirenden Nachrichten, Daten, Statistiken, Schiedssprüche, Lobnverbäitnisse :c. wesentlich zu erweitern im Begrrff« steht, Einrichtungen, zu denen der Sä'atzkanzlcr Sir W. Harcourt bereits dir nvthigen Fonds flüssig gemacht haben soll. Zu erwägen wäre, ob nicht mit dem Amte zugleich ein „ArbeitSnachweisdirnst" verbunden werken könnte. Denn schon heute fühlt man, daß man auf dem besckrittenen Wege nicht werde stehen bleiben können und daß der Kern- punct der Arbeiterfrage neben der Lohnfrage in einer mög licksten Beseitigung der Uebel, welche au- der Arbeit« losigkeit sich ergeben, zu suchen ist. Bis jetzt ist diese Tbatigkeil der Privatinitiative, insbesondere der politisch organlsirten Arbeiterschaft zugefallen. Aber wenn der Staat die daraus erwachsenden Mistsiänve abstellcn will, so giebt für ihn kein bessere- Mittel, als den ArbritSnach weiSdienst selbst in die Hand zu nehmen und ibm eine taatlich geordnete Form zu gebe». Daß Bedenken der ver chiedrnstrn Art gegen eine solche Einrichtung erhoben werdet) würden, ist außer Zweifel. Aber sind nicht auch Bedenken genug gegenüber den Krankencassen u. s. w. laut geworden? Ind doch haben sich alle als grundlos erwiesen. Ja, mancher wird vielleicht da-Wort „staatlicher ArbeilSnachweisdienst" mit Entrüstung von sich weifen. Aber wer bätte nicht ein Gleiches gelhan, wenn man ibm vor zwanzig Iabren gesagt hätte, daß ver Staat die Fürsorge für da« Alter und die Invalidität vo» über elf Millionen deutscher Arbeiter unk Arbeiterinnen über nehmen würde? Eine Analogie der vorgeschlagencn Einrichtung ludet sich übrigens, nach einem Referat des österreichischen EonsulalS in Melbourne, bereits iu Victoria in Gestalt eines „Regierungs-ArbcilSnachweisamteS", welches dortselbst mit dem 10. Äuni v. Z. in Wirksamkeit trat. Bis zum l. September I. hatten sich bereit- 13 000 Arbeitssuchende augcmeldct, von denen 5800 Arbeit erhalten konnten. DaS Arbeiisbureau verfolgt nur den Zweck. Arbeitgeber und Arbeitsuchende zu ainmenzubringcn; alles Uebrige, wie Höhe des Lohnes :c. müssen die betreffenden Parteien unter sich abmachen. Die jenigen Leute, welche im Innern der Colonie Arbeit erhallen, ltdoch keine Mittel besitzen, um die Eiscnbabnsabrl zu bc freiten, erhalten durch das Bureau eine Fabrkarte, was um so weniger Schwierigkeiten verursacht, als sich alle Eisenbahnen in den Händen de« Staate« befinden. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den Betrag der Fabrkarte vom Lobnc abzuziehen und dem Bureau zurückzuerstallcn Eine ähnliche staatliche, nur noch eigenartigere Einrichtung ist die, welche in Luxemburg ganz neuerdings und zwar seil dem I. December v. I. bei sämmtlichen Postämtern und Poslagenturen in Kraft getreten ist. ES sind die« die bei den genannten Behörden eingerichteten Arbeitsnachweis stellen, oder, wie der officiellc Ausdruck lautet: douruvs ckv likvuil. Diejenigen Arbeitgeber und Arbeiter, welche Arbeiten rrsp. Arbeit ducken, schreiben ihr Gesuch aus eine Postkarte welche dem Postamle in Luxemburg als Hauptvermittelungs amt zugeht. Hier werden sämmtliche Gesuche registrirt. Am Abend, nach Eingang der letztenTageSpost, wird eineZusamme» steUung aller eingegangene» Gesuche gedruckt und am folgenden Tage allen Postämtern ziigestellt, welche die betreffende Liste an den Schalter» ausbängcn. Man verspricht sich von dieser Ein- ricblung, durch welche Jeder vom Stand des Arbeiismarltes Kenntniß nckmcn kann, großen Nutzen für das Land. Ob die Erwartungen sich bei dieser Organisationsform erfülle» werden, läßt sich heute nock nicht übersehen) jedenfalls ist bei »nS die natürliche Stelle für ArbeitSvermiltelung da- von uns befürwortete AussicbtSanit oder Arbeitsamt. Wir balten die vorgeschlazrne Einrichtung für geeignet, die Gegensätze zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu mildern, die Arbeitslosigkeit zu vermindern, wenbvolleS Material für die ArbeilSstalislik zu liefern und überhaupt die Arbeiterfrage um rin große« Stück ihrer Lösung näher zu bringen. Deutsches Reich. * Dresden, 9. März. (Telegramm.) Auf der inter nationalen SanitätSconserenz wird Frankreich durch seinen Geschäftsträger in München als ersten Delczirtcn ver treten sein. Die niederländische Regierung eiilscndet zu der Confercnz den früheren Ministrrresidentrn in Lissabon R uyssenaerS. e» Berlin, 9. März. Tie deulschfreitinnige ReichS- tagSfraction bat gestern Abend über ihre Stellung zur Militairvorlage verhandelt, lieber die Vorgänge in dieser Sitzung wird schwerlich in der Presse der Partei berichtet werden; beule wirb lediglich tie Nachricht verbreitet, der Vorsitzende, l)r. Bambergcr, habe als Ergebniß der Be sprechung die Tbatsache bezeichnen können, daß tie Partei aus demselben Slantpuncle stcbe, wie vor der ersten Be- rathung der Militairvorlage, d. h. die Meinungsverschieden heiten, die nach der ersten Berathung über einzelne Fragen zwischen den freisinnigen CominisstonSmitaliedern hervor- getretr» sind, bestehen fort. Werde» sie beglichen werden, und wenn nicht, wie werden die Wähler fick stellen? Der sieggewohnte Herr Richter kann auch tieSinal Herr der Lage bleiben, wie er »S in den kritischen Iuni- tagen von 1890 geblieben ist. Ganz so günstig, wie damals sind seine Aussichten allerdings nicht. Zu jener Zeit, da Graf Caprivi noch nicht für so tauglich be- undeu war, wie er jetzt eS ist, stand die Partei im Zanke auf Seiten Richter«. Die Kundgebungen gegen die Unbotmäßige» waren spontan und nachdrücklich, eine nickt zeringe Anzahl von Abgeordnete» verfocht i» verschiedenen Tbeilcn des Reiches seine Sacke, vielleicht richtiger: seine Person, und in der Eiilscheitungsstundc uiiterwarseii sich die Mculcrer löblich, um nickt z» sagen knechtisch. Die jetzige» Differenzen haben eine wesentlich andere Vorgeschichte. Herr Richter beruft sich zwar wiederholt darauf, daß „beinahe" alle deulschsreisiuuigen Vereine im Reiche Resolutionen gegen die Militairvorlage und — in derSache— gegen rie Bennigsen'scheu VerniilleluiigSvorschläge augenommc» haben. Die Zabl dieser Resolutionen, die in der „Freis. Ztg " sorgfältig verzeichnet werden, ist aber geringer als die der Huldigungen vo» 1890. Und sie haben eine» üblen Beigeschmack. In ver Mehrzahl der größeren Orte sind sie angenommen worden nach Reven de- teutsch-freisinnigen WanverrevnerS vr. Frankel. Von diesem 1>r. Fränkel versickerte Herr Richter vor etwa IabreS- srist im Briefkasten der „Freis. Ztg.", unter sonstige» deftige» Au-sällen, er „agilire für Alles". ES ist kein Zeichen vel Machtbewußtseins, daß sich der keutsch-freistniiige Parteisübrer dieser also gekennzeichneten Kraft neuerdings wieder ver sichert bat. Der ausgezeichnete Maschineupolinker (als solchen ,>at ibn >890 sein FractionSgencsse Barth bezeichnet) ist ich übrigens vollkommen klar darüber, dag er eine beträchtliche Menge von Pserdekräfte» eingebüßt hat. Wie aus einer Drobnotiz in seinem Blatte bervorzeht, glaubt er auch Herrn Rickert auf der Seite deS Abg. Hinze zu finden, und »in unheilbares ZerwUrfniß mit Hinze ist vorhanden. Tie beiden Herren haben sich in der DienStagS-Sitzung der Militaircommission mit sehr spitzen persönlichen Benicrkungen bedient, und auS Allem ging hervor, daß der Abg. Hinze keine Spur von Reu« oder Furcht empfindet. Herr Richter war auch feiner Sache so wenig sicher, daß er cousequent von der ablednenden Haltung seiner Partei sprach, während er sonst regelmäßig al« Vertreter der deu tschsreisin nigen Partei austrill. Die beiden Begriffe sind also zur Zeit mchl identisch. Es ist ungemein anziebeno, daß Richter, der sich von jeher und namentlich auch in der Militair commission als militairischer Sachverständiger aufspiclte, dem Parteigenossen und rbenialigen Officicr Hinze die militairische Sachkeniilmß gewissermaßen als Verbrechen anrechnete. Und Herr Hinze ward daraus erst reckt „sachverständig". Ja, er beging die »nerkörte Scbandtkat, den zweifelnden „national liberalen Jasager und Nickemann" Buhl von der Notbwendig> teil der Erhöhung der BataillonSstärkc bei den Iruppenlbeilen an der Grenze zu überzeugen. Himmel, hast du keine Flinte? Wenn ja, dann werten wir in den nächsten Tagen etliche Leichen vor der deutschfrrisinnigen Fractiviiötbüre liegen sehen. Vorerst ricckl die Lust aber nicht nach Blut. Erleichtert wird die Position deS Herrn Richter durch die Mittwochs-Sitzung der Militaircommission gerade nicht. 0. U. Bcrltn, 8. März. Wie alljährlich im März, so sind auch diesmal die Arbeiter mit ibrcn Wünschen und Forderungen sür die kommende Saison hervorgetrclen. Wenn cs nach dem Wunsche einzelner Gewertsführer ginge, so würden im Frühjahr und im Sommer an den verschiedensten Orten gewaltige Streiks anödrechen, aber diese Wünsche sind crsreulccher Weise nicht mehr maßgebend und eS kann schon heute gesagt werden, baß nach allen Anzeichen uns ein friedfertiges Jahr bevorsteht. Die einzige Gewerkschaft, welche überhaupt im Stande wäre, sür ihre Branche eine» Streik im größeren Styl durckzuseyen, sind die Töpfer; sie haben eine gute Organisation und vielleicht für 3 Wochen „Munition". Eü ist daher nicht ausgeschlossen, daß partielle Streiks der Töpfer in Zwickau, Stettin, Harburg und Kötzschcn- broda zum Ausbruch kommen werben. Bonden Buchdruckern möchte ein Thcil wieder mit der alten Forderung (Neun slundcntag) kommen; aber obgleich ihre Organisation durch den verunglückten Streik wenig gelitten hat, so sind sie doch finanziell erschöpft. Die Viaurer und Zimmerer ver anstalten zur Zeit eine ganze Anzahl gut beiuchter Bcrsamin luitgen, aber ihre Forderungen (sür Berlin Neunslundcnardeit und 60 „)) sind kaum ernst zu nehme», denn die beiden Gewerkschaften sind fast von alle» Geldmitteln entblöß! unk ihre euist so mächtigen Organisationen sind nur noch Schallen der früheren Größe. Noch viel mehr sind die Organisationen der Maschinenbauer heruntergekommen; eS ist dies die Gewerk schaft,in der die politischrnKämpse «PikUnabhängige, bie Fractio nellr) am meisten entbrannt sind. Aeknliches läßt sich von den Schuhmachern sagen; dir Schneider sind noch nie einig gewesen. Vielleicht dürsten die Bierbrauer hier und da (wie in Mannheim) in eine kleine Lohnbewegung emtrelen, und ebenso tie Glasarbeiter und dir Vergolder; die Eigarrrnarbeiter aber baden sich die Finger an dem Streik tüchtig verbrannt und erwarten jetzt ihr Heil von der Eontrolmarke. Die Leiter der Socialdemokratie werden nach Krästcn Alles thun, um Streikwütbige zurückzubalten, so daß, wir gesagt, ein friedfertiges Jahr bevorzustehen scheint üü Berlin, 9. Marz. Die socialdemokrntische „Hamb »Iper Buchdruckerri und Verlagsanstalt Auer L <Lo." ist das rentabelste Partelunternehmen, dessen jetziger Gesaiiimlwerth auf 400000 geschlitzt wird. Im Jahre 1892 »ablte da- Geschifft 201 OM.Kl Lötmc aus igegr» 141 500 ^l im Vorjahre» an durch schnittlich 125 (lOO) Personen. Ter Durchschnitt-lohn stellt sich demnach auf I6:!2 .K> z>415 im Vorjahre). Davon entfielen n» Wochcnlohn aus Zeitungssetzer 43 (40) .KI, Werksetzer und Trucker 81,50 (28^0)^l, Hufs- uud vanLarbeiler 25.50>20.50/^l, da» weiblich« Personal 16,50 I2.M; >lc. Buchbinder 25,50 (21,00) An die social, demokratische Parteien»« wurden 1892 abgesiihrl 55 OM -Kl und in diesem Jahre 20OM Ti» verdaltnitzniaßig erhebliche Erhöhung der Löhne der Hilfsarbeiter und der weiblichen Arbeiter ist darauf jurllckzusührrn. daß ans der im letzten Sommer abgehaltenen Generalversammlung lebhafte Klage darüber gejührt wurde, daß die Beamten d>S Geschäft- sehr hohe Gehalte bezögen, während ein Theil der Arbeiter und Arbeiterinnen darben müsse. Tas wider spreche dem jocialdemokratischrn GleichheitSprincip. Aus diesen Gründen waren dle Letter der Genossenschaft, die Herren Bebet, Buer und Dinger, gezwungen, eine Aufbesserung der Arbeitslöhne der betreffend«» Kategorien zu gewähren ^ Bcrli», 9. März. (Telegramm.) Am heutigen Todestage Kaiser Wilhelms I. legten das Kaiserpaar und die prinzlichen Herrschaften prächtige Kränze an der Gruft deS verstorbenen Herrschers nieder. V. Berlin, 9. März. (Telegramm.) Der BundeS- ratd hat in seiner hentigen Sitzung dem Handels- und SchisffahrlSvertrag mit Eolumdien und dem Gesetzentwurf zum Schutz der Waarrnhrzeichnung zugcstimmt. OO Bcrli», 9. März. (Telegramm.) Bezüglich der inebrsach verbreiteten Nachricht, dag der Ol'erpräsitcnt von Schleswig Holstein, Herr von S teinman», von seinem Amt zurückzulreten beabsichtige, wird der „Norddeutschen All gemeinen Zeitung" beute Abend vo» coiiipctcnter Seite mit- getheilt, daß Herr von Steinmaiin auch nicht den entfern testen Anlaß gesunden bade, seinen Rücktritt >»S Auge zu affen, und daß ihm dieser Gedanke einsiwcilcii vollständig er» liege. — Auch die „Kreuzzeitung" mißbilligt den Vorstoß, den die große Mehrheit der Evnscrvativcn im preußischen Abgeordnetenhaus« unter der Führung des Freiherrn von Minnigerode gegen die Gewerbegerichte unter nommen hat. - Ter verstorbene Geb. Eommerzienralk v. Bleich- rödrr war im Iadre I89l 92 von der Behörde aus ein Einkommen von 3 Millionen abacschätzt. Nach der Selbst- cinschäyuna für 1892 93 erböble sich dieses Einkommen, wie Berliner Blätter berichten, auf 7>/, Millionen. — Der Abg. Lerche hat mit Unterstützung von Mit gliedern aller Parteien zur dritten Beratbimg des Etats der Justizverwaltung für das Jahr vom l. April 1893/94 den Antrag eingrbracht, das HauS der Abgeordneten wolle beschließen: „die königliche Staat-regierung »u ersuchen in den Etat für 1894 95 die Mittel einzustelle», welche die Justizverwaltung in den Stand setzen, alle in Folge der GeschästSvcrmehrung nicht bloS vor übergehend. sondern dauernd mehr erforderlich gewordenen Richter- stelle» nach Maßgabe der -8 6, 22, 58 und 119 des Gcrichtsver- sassungSgcsktzes und de- 8- 7 de« Aussührungsgesetzes zum Gcrichls- versastungsgesey mit etat-mäßigen Richtern zu besetze»." Posen, 7. März, lieber die Lage der deutschen Katho liken in der Provinz Posen bringt das „Pos. Tageblatt" einen bemerkenswerlben Artikel, in welchem von Neuem auf die syste- malischen Bestrebungen, die dortigen deutschen Katholiken zu polonistren, hingewiesen wird. Es heißt in drin Artikel: Jeder Kenner unserer provinziellen Verbältnisse weiß, daß eS relativ leicht sei» würde, des Teutschlhum bei uns vor Verlusten zu bewahren, wenn sich die nationalen Gegensätze „deiilsch und polnisch" mit den confessionellen „evangetisch und lathotijch" decken würden. Mindestens 200 000 Deutsche der Provinz sind aber Katholiken: eln nicht geringer Bruchtheil sitzt atS compacte Masse an de» Grenzen gegen die anderen Provinze», namentlich Brandenburg und Schlesien, wahrend viele Tauiende über den polnischen Theil der Provinz zerstreut wohnen (in der Stadt Posen z. B. etwa ÜMM, mehrere Hundert dicht an der russischen Grenze in Dörfern, die vo» der kontgt. Ansiedetungs- coiinuission »lit katholischen Westfalen besetzt worden sind. Soweit diese Deutschen den gebildeten ülassen angeboren, und ein ausgeprägtes Nationalgefühl haben, ist die Gefahr, Laß sie in daS polnische Lager übergeben, nicht sonderlich groß, obgleich auch da bisweilen wunderbare Tuiae Vorkommen: die ungebildeten deutschen Katholiken dagegen lallen dem Widerstreit zwischen der Anhänglichkeit an ihre Nationalität und dem starken Zuge des Herzens zu ihren polnischen Glaubensgenossen, besonder- wenn sie polnische Frauen gedeiraibet habe», nur zu leicht um Opfer. In dem Maße, als die Staatsregicrung fester oder weniger fest austritt, weniger oder mebr Freiheit den Müttern und den polnischen Geistlichen läßt, in Vertretung der indolenten Väter die Nationalität der Kinder und ihre Zuweisung an die polnisch-katholischen Reltgion-abtheilmigen zu bestimmen, vollzieht sich der Vertust dieser Deutsche» und besonders ihrer Kinder an daS Polenlhum schneller oder langsamer. In ge wissen Jahren war dieser Enlnationalisirungsprvccß ganz zum Stillstand gekommen, ja es wurde sogar bereits ein Wachsen der Zahl der deutschen Katholiken Ivahigenoinmeii. DaS hat sich wieder zu Ungunsten der deutsche» Katholiken ge ändert, und gegenwärtig kann man mehr denn jemals dem Aasspruch eine- genauen Kenners unserer Provinz beipflichten: „Dle Kosten de» EtreitversahrenS zwischen Deutschen und Polen tragen die deutschen Katholiken!" . . . Für die schon cnvühuten katholischen Ansiedelungen an der russischen Grenze ist jo schließlich erreicht worden, daß die iiächstwvhnenden pvinilchcn Geistlichen sich zur Abhaltung deutschen Gottes dienstes gegen reichliche» Entgelt haben bereit finden lassen, in Posen dagegen erscheint dieErsüllung des Wunjche:- der zahlreiche» und wohlhabenden deutschen Katholiken, ihre Snccursallirche, die Franziskanerkirche, möchte in eine Parochialkirche umgeivandelt und ihren Geistlichen die Vollziehung von Tauten, Trauungen und Begräbnissen gestattet werden, aussichtslos. Tie geringen Leute begnügen sich deshalb hier mit der Befriedigung ihrer secl- sorgrriicheu Bedürfnisse in den polnischen Psarrlirchen und gerathcn damit in die Gefahr der Polonisiruug. Als vor Jahren hier ein deulsch-katholiscker Schulrath bestallet werden sollte, bedurfte eS — um ein Beispiel anzusübren — stundenlanger Unterhand lungen mit dem polntschrn Propste, ebe er dem Geistlichen der deutschen Kirche gestattete, de» Leichcnzug z» sichre», und wohl nur die Rücksicht daraus, daß der Verstorbene ausdrücklich angeordnct hatte, ihn eventuell ohne geistliche Begleitung zu bestatten, wird den polnischen Geistlichen bestimmt haben, endlich nachzugeben . . . Fast möchte man glauben, daß gerade in die deutschen und die sprachlich gemischten Gemeinden Geistliche mit besonders werbender Kraft geschickt werden. „So weit angängig", warf vor Kurzem Herr von JazdzcwSki dem lluiiusminisler ein, werde auf dir Bedürfnisse der deutschen Katholiken Rücksicht genommen. Folgende Reminisccnz wird zeigen, wie eng diese- „so weit an gängig" gefaßt wird. An der schlesischen Grenze liegt ein kleine» «tädtchen, daS seit Jahrhunderten deutsch war. Ta kam ein eifriger polnischer Patriot al» Propst in den Ort. Er ließ die Kirchenlieder polnisch singe», predigte polnitch und verantaßie den Lehrer der durchaus deutschen Schute mit deutscher Unterrichtssprache, eine Sammlung von größtenlheils polnischen Kirchenliedern zu veranstalten und nur polnische Lieder mit den dculschcn Kindern einzuüben; auch suchte er ihn zu überreden, den Kindern da» allgemeine Sündenbekennlniß in votnischcr Sprache beizubringen Die an ihrer Nalionaliläl treu scsthaltenden deutschen Katholiken gingen zuletzt, als alles Klagen bei dem Propst nicht- doli, über die Grenze in ein schlesisches Städtchen, um dort drutjchein Gottesdienst beiwodnen zu können. Allmäliq gelang es, Polen, namentlich Arbeiter, in den Ort z» ziehen, der durch die Thätigkeit de» Propstes „soweit angängig" und der polnischen Schwestern zu einem deute sprachlich gemischten geworden ist und wohl mit der Zeit ganz polnisch werden wird, zumai gestaltet wurde, daß jener Propst einen Nachfolger von gleichfalls enisckiieden nativ- notem Gepräge erhielt. Auch Herr von Iazdzew-ki wird dal
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