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Dresdner Nachrichten : 03.07.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187107032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-07
- Tag1871-07-03
- Monat1871-07
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.07.1871
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c sich Bor eln- 1ack>» mei. chrot 'igen und, inner .deu- olchc lufen gern i da to ird hlesi- i der mgcr autt. sonn chten intei» den. nett» hont rdcn, 4 »u da- dein» !, die »«»« »e«S ejtev .iften Pro- , ge- ^»rin iffe,. »ren, mein cmcn und Htr« irr !«. ^rfchewt: »»glich früh , VH». Inserate «»den angtn««mr»: btö Abends 6. Sonntag», biS Mittags 12 Uhr Marienstratze L»; in Neustadt: Bochdruckerrt 3oh. Päßlrr, gr. Klostergasse». »«zeigen in dies. Blatte ß»den eine erfolgreiche Verbreitung. ««Nage» »S««« Exemplare. Abonnement: BirrteljShrlich ^ON-e. bei unentgeldlicherüie- ierung tn'S Hau» Durch die König! Post vlerreljLhrl.22r,»Rgr. Einzelne Nummern 1 Ngr Tageblatt für Unterhaltung und Geschästsverlehr. Druck und Eigrnthum der Herausgeber: Litpsch td Neichardt. — Berantwortticher Redacteur: ÄvIMS Neichardt. Inseratenpreis«: Für den Raum «trN, gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eingesandt dir Zeile 2 Ngr. Nr. 184. sechszehuter Jahrgang. Mitredactenr: Theodor Dro'riisch. Montag, :i. Juli 1871. Dresden. 2. Juli. — ckt. -lack,de», die Ungunst des Wetters das Concert, mit welchem der diesige Männergesangverci» „Orpheus" sein 37. Stiftungsfest zu sc,er» gedachte, schon zweimal nicht harte zur Aufführung gelange» lassen, lächelte vorigen Sonnabend ein freundlicher Himmel dem Unternehmen, und die zahlreichen Zu Hörer, weiche sich in der großen Wirthschast dcö König!. großen »Yarteuö dazu cingefunden hatten, vcrlcblcn daselbst einen höchst genußreichen Abend. Die J,istnn,»ci»knlsAtze entbleiten Perlen der Tonkunst, wie wir sie einen» Beethoven, Weber. Mendelö- sobli-Bartboidv. R. Wagner, Reißiger n. s. w. vcrdtinken, und ivurdcn mit Sicherheit, Feinheit und Feuer vorgetragen, waö Herrn StadtinufikdirektorPnffholdt und seinem säst al»ö lauter neuen Kräften zusammengesetzten Chore wohlverdienten Bettall einbrachte. Lctzerer wurde nun auch im reichsten Maße den Gesangövorträgen zu Theil, bei welchen in angenehmster Weise dcö bewährten Dirigenten, Herrn Cantor und Musikdirektor Mittler, sangen die Orphcidei» die nicht immer leicht auözusüh- renden Composilionen von Lachner, Storch, Abt, Marschner, RIcciuö, I. G. Müller. Girschner und I. Strauß äußerst frisch und brav. Den stürmischsten Beifall errangen sich die tüchtig geschulten, mit prächtigen Stimmen begabten Ouartcttsänger und spendeten zum Danke dafür noch zwei herrliche Quartetten, die Im Programm nicht verzeichnet waren. — Die angekündlgte Gcucke'schc Extrasahrt nach Wien u. s. w. findet in der Touristcnwelt und allen reiselustigen Ge mächern den freudigsten Anklang. Die Reise findet am Sonn, abend den 22. Juli statt und beginnt schon ab Leipzig, so daß auch die Thcilnehmer von dort und den zahlreichen anderen Stationen die Vortheilc eines billigen Fahrpreises genießen werden. Herr Geucke wird auch diesmal für alle möglichen Bequemlichkeiten Sorge tragen und da die Bllirtö abermals eine vierwöchentliche Giltigkeit erhalten, so hat jeder Wandcr- sreund Zeit und Gelegenheit, eine schöne und genußreiche Reise in die herrlichsten Gegenden des Südens vorzunehmen. Die Tsur nach Prag und Wien allein dürft« überdies vielen Ge- IchSstsleutcn von Interesse sein. — Gestern Vormittag wurde auf der Loulsenstratze eine artt »er Erde liegende lebende Mauerschwalbe mit zur Hälfte durch schnittenen Flügeln gesunden. DaS Thier wurde gctöbtet und der l. Poltzci-Bezlrköwacl)« übergeben. Vielleicht gelingt eS der selben, den Misscthätcr ausfindig zu machen. — Am Sonnabend Nachmittag fiel ein iünt- diö sechsjäh riger Knabe in der Nähe deS Scl'lachtholeö in den angeschwol- Icneu Riühlgraben, wurde biö zur sogenannten Nudclmühle in der Ostraallee fortgcrissen und leider tobt dort auö dem Wasser gezogen. Zwei Stunden später stürzte wieder ein Knabe beim Kuttelhofc inö Wasser, der aber mit dem Leben glücklich davon kan», indem ihn ein Arbeiter deö Herrn Bierling dem nassen Elemente entriß. — Gestern Morgen erschoß sich in seiner Wohnung aus der Walpurgikstraße ein gewisser Fletschmann, dessen Name und Stand vorläufig noch nicht sestzustellen ist. — Seit einigen Tagen ist vor einem Hanse in Strehlen die Straße mit Stroh belegt, weil in demselben eine Wöchne rin darnieder liegt. Durch Irgend ein hineingeworseneö Streich holz oder eine noch glimmende Cigarre gcrietb am Sonnabend früh baö Stroh in Brand und mußte mit Hilfe von Spritzen wieder gelöscht werden. — Wer behauptet hat, daß dies Jahr die Erdbeeren man gelhaft gedeihen würden, der »nag sich aus dem Weißen Hirsch bei Herrn Hiehig überzeugen, waö für kolossale Erfolge in die se»» Genre auch diesjährig erzielt werden. ES liegen uns Pro ben vor, die alö Erdbeeren die Größe eines Tauben-, säst Hüh nereies erreichen und an Aroma nichts zu wünschen übrig lassen. — Ein friedliches Roß wäre bald alö Jagdwild der Todes- kugel zuin Opfer gefallen. Und das ging einfach so zu. Am vergangenen Sonntag fuhren zwei junge Leute von Ottendori mit ihrem Einspänner Helm. Nicht weit gefahren, passirt ihnen daS nicht Unmögliche, daß sie umwcnen. Während der Eine, der so, wie seine College»», weiter keinen körperlichen Setzte» genommen, sich abmühk, den schweren Wagen auszurichten, ver nicht eS der Andere. daS scheu gewordene Pferd zu beruhigen. Jndesr, letzteres ließ sich nicht halte», cs jagte au» »mb davon. Alles Suchen und Forschen half »»IMS. ES blieb den beiden Unglückögekährten »nchtö Anderes übrig, als nnlons volev« mit voller Kra»t, die ihnen nach den Strapaze»» noch zu Gebote stand, wenigstens den Wagen »»ach dein nächsten Dorfe zu schassen, was allerdings ein absonderliches Bild abgab. Die Meinung indeß, daö Pferd sei nach Hause getrollt, »rar eine sehr irrige; denn als sie durchnäßt beim kamen, war der Stall I«er. Am frühen Morgen begann das Rccherchiren in der Um gegend aus'S Neue. Da treffen sie den CunnerSdorscr Jagd- vächtrr zufällig, der Ihnen glücklich aus die Spur Hilst. Der selbe hatte den Morgen zur Vorstandsjagb benutzt und daS Pferd gesehen. das er Anfangs für ein Hochwild gehalten und vclnahe angeschossen hätte, »nenn er nicht zeitig genug bemerkt, baß daS Wild ein zahmes, angcschirrtcö Rötzlcln gewesen. Er fügte hinzu, daß er sich I« diesem Falle zu keinerlei Schaden ersatz verstanden hätte. Froh über diese Mähr zogen di« Beiden fürbaß, der Richtung nach, die ihnen der Cunnersdorfer ange geben. Zu ihrer Freude trafen sie den am Abend vorher so wild Be sie mit dem Roß zufrieden heim. — Von den Söhnen und Einwohnern der Stadt Könia- stsin, die im vorigen Jabre mit In'S Feld hlnanSgczogen sind, hat unter den Parocknanen, welche der ganze Kirchsprengel zählt. Einer daö eiserne Kreuz erhalten, nämlich der Sohn des Bildhauers Adler, der alö untcrofficler bei den Jägern steht und daheim früher Vorturner deS Könlgstciner Turnvereins war. Nach den Berichten der „Tnrnzeitung" stellen gerade die Mitglieder ber Turnvereine, welche mit «n den Krieg gezogen sind, ein erhebliches Contingent zu den Brave» der Inhaber dcö eisernen Krcuzeö. Man bars wohl annchmcn, daß dies nicht ein zufälliges Zusammentreffen, weit»,ehr ein Beweis, daß der Turner-Soldat die Eigenschaft dcö Mutheö, der Entschlossen heit und Umsicht bereits früher zu eiitwickcl», gezwungen war. Möge man diese Tbatsache nicht unterschätzen. — Auö d c r G em e in d e S chw eta beiMügeln. Daß »vir, daö setzt lebende Geschlecht, über den glorreich errun genen Frieden, nach dem letzten schweren Kriege mit Frank reich, höchst beglückt sind, die, ob auch mit viele» schwere», Opfern erkämpften Siege in lebendige», Gedächtnisse tragen, daher auch an der iüngfi begangenen Fricdciisscier einen vor züglich regen Antheil genommen haben, daö konnte sehr na türlich nicht wohl anders sein. Daruin hat eö uns, die Glie der einer einfachen kleinen Landgemeinde, ganz besonders wohl- tbucnd »»gesprochen. daß für diejenigen unter unseren Nach komme», denen die Ereignisse dieser Tage nicht so gegenwärtig sein werten, wie sie es uns sind, allhicr bereits an» Tage der FriedenSicier einDenkmal errichtet und geweiht worden tst, be stimmt und geeignet, unser» Kindern und Kindeokintcn» die Erinnerung an die großen, mit unvergleichlicher Tapferkeit auö- geiührten Thaten und an die außerordentlichen Erfolge dersel ben, für welct)« wir Gott tanken, wach zu erhalten. ES hatte nämlich der hier wohnende Herr Occonomierath Steiger, der schon während der ganzen Dauer deü Krieges als Cassircr des internationalen Hilisvcreiiiö der Ainttzlantschast Mügeln für die wohlthuendcn Zwecke desselben sehr nncrmüdlich hingebend Gütig gewesen »rar, iin hiesigen herrschaftlichen lieblichen Parke eine junge Eiche gepflanzt und ein. mit dein Bilde des eiser ne» Kreuzes im Lorbeerkranze und »nit der in goldenen Lettern cingcgrabeiien Inschrift: „Zur Erinnerung an die siegreichen Kämpfe der deutschen Armee 1870—1871" geziertes steinernes Denkmal unter der Eiche gesetzt, zu dessen Einweihung ain Nachmittage der Friedcnsseier die hiesige Schuljugend unter Führung ihres Lehrers und die ganze Gemeinde kirchlich ein- geladen worden war. Nachdem sich die Kirchgemeinde im Hose dcö Herrenhauses äußerst zahlreich versammelt batte, zog sie im lange» Zuge «lt kirchlichem Gesang zur betreffenden Stelle im Parke, Ii» ihrer Mitte auch den greisen, ehrwürdigen Vater deö Herrn Steiger führend, der, im 82.Alteröjahre stehend, an die ser Feier mst warmem Herzen einen uin so regeren Antbell nahm, als er — damals als Jüngling — von den jedes deutsche Herz so tief kränkenden Heereozügen und Siegen der Franzosen st» unseren Landen Zeuge gewesen war und daö damalige Leid recht mst einvsnnde« hatte. Wie mußte ihn, da jetzt die Brust bei unserer Siege-- und DankcSteier schwelle»,! Nachdem die Versammlung ein angemessen gewähltes kurzes FricdenSlicd ge sungen, vernäh» st« eine kräftige Rede unseres Herrn Pfarrers, »var dann Zeuge der feierlichen Einweihung der Eiche und deö Denkmals zu einem ErinnerungSzeielnn für künftige Geschlech ter an die jetzig« nnvcrgeßlich große Zeit und schloß mit einen» herzcrhebrndcn Dankeslirdc. worauf die Schuljugend mit dein Gesänge der „Wacht am Rhein" z»un Hofe deö Herrenhauses zurückkehrt« und da mit Kaffee und Gebäck regalirt wurde. In unö, den Gemcindeglledern, aber hat diese schlichte Feier tiefe Eindrücke zurückaeiassen, die mit den Dankeöaccorden, welche durch den Vormittag-gottebdicnst in unö angeschlagen worden »v^rren, lange in unS nachklingei» werden.! — Oeffentllche Gerichtssitzung am 29. Juni. Von den für heute angesetzten 6 EinipruchoverbandlungStermmei» fiel der eine in Privatklagsachen des SchMmachergesellcn Jo hann Gotthels Zimmer wider Frau Marie Magdalena verw. Lehimuii», beiderseitig hier, wegen plötzlicher Erkrankung dcö Referenten auö. Eine zweite, ebenfalls Privatklagsache der Frau Emilie verebei. Röder wider Frau Einilic Henriette verehelichte Hei» hier, »and unter Ausschluß der Qeffeiitlichkeit statt. Die Publikation »var jedoch nicht gcheiin, und bestätigte der Gerichts hof das von der erste» Instanz gefällte und die -Hein zu 3Thlr. Geldbuße verurthcilende Erkenntniß. Als Anwalt der Letztem »var Advokat Kuntzsct, erschienen.— .Herrmann Wilhelm Kochel hier, der, wenn auch nicht eigentlicher Agent der -Isseei.rnLioni x«> Iwrali in Triest, so doch einige Jahre lang für sic hier gewirkt, wurde wegen einer anöstcheiidci» Summe von 14 Tblr. 7 Ngr. 2 Pf. mebrcremalö von den» Hauptagenten der Gesellschaft, Heinrich Hirschel in Leipzig gemahnt und erhielt endlich einen Brief, in welchem ihm nut Klage gedroht wurde, die vielleicht eine eriminclle werden könnte. Daö war diesem denn doch zu viel, er setzte sich hi» und bcaiitwortcte daö HIrschei'sche Schrei ben mit einem andern, dessen Concept allerdings nicht in Al- berti'tz Coiirplimeiitirbuch gestanden hatte, „er sprach darin von dem faulen und entehrenden" Amte cincö Agenten dieser Ge sellschaft, daß die Assecuranten doch ihr Geld cinbüßten, von dem jcdcniallö nicht besonder»» Umgänge des Hirschel und von, „wie der Herr, so'S Geschirr". Die von Hirschel wegen Belei digung angestrengte Klage hatte eine Strafverfügung zu Folge, die Kochel zu 5 Tblr. Geld verurtbcilte. Das »var aber dem Herr» in Leipzig zu wenig, er verlangte, daß der Privatangc- klagte viel höher bestraft werde, womöglich mit Gefängnis». In» heutigen Termine wurde Köcbel durch Advokat Lederer, Hirsa>rl durch Advokat Duchesne vertreten. Das Bezirksgericht sprach ein bestätigendes Urtheil. Dresden, den 2. Juli. Die Strike der Kohlen arbeiter in Königshütte ist nun zu Ende gegangen. Das energische Eingreifen deü Militärs hat dieselbe beschleunigt. Leider scheinen, da man 7 Todtc und 20 Tterwundete zählt, die trefflichen Worte, welche man dem Commandant der Ulanen, Rittmeister von Blücher, in den Mund legt, nicht ganz beherzigt «vorbei» zu sein: „Soldaten, Ihr habt auf dem Felde der Ehre bewiesen, was Ihr vollbringen könnt. Nicht Euer Feind ist cs, dem Ihr entgegen geht, Eure Brüder sollt Ihr auf den Weg der Ordnung zurückbringen, den sie gewaltsam überschritte». Hütet Euch vor Uebergriffen, die ich zwar nicht voraussetze, und folget nur den Euch gegebenen Befehlen." — In Marseille hat man das erste Kriegsgericht über die dortigen Eommune- anhänger gehalten, und die Strafen sind durchaus nicht gelind ausgefallen. Man hat mehrere Todesurtheile ausgesprochene zur Deportation, schiverem Kerker und Gesängniß verurtheiltzl Wenn dies in Marseille geschieht, wo die Pariser Bewegung nmk leichte Zuckungen hervorrief, »vie soll das erst werden, wenn inan di« Connnunemitglieder vor die Schranken des Gerichts führen wird. Bezeichnend für den französischen Advocatenstand ist die That sache, daß weder Rochcfort, der ganz körperlich und geistig darniederliegen soll, und der letzte bedeutende Eomrnunegeneral Rossel keinen Bertheidiger finden können. — Iin österreichi schen Abgeordnetenhause hat sich jetzt die Versassungspartei zu- sammengefunden, und die Fahnenftüchtigen sind, jedenfalls aus Furcht, ihr Mandat zu verlieren, wieder zum Hauptcorps ge stoßen und sie haben das Verlangen des Ministeriums zur Ausgabe von 60 Millionen Obligationen der einheitlichen Staatsschuld mit großer Majorität abgelehnt und so den Her ren Hohenwarts) eine »richt geringe Verlegenheit bereitet. — Am 60. Juni 1870 hatte der gesetzgebende Körper in Paris eine Verhandlung, die uns jetzt »vie ein Mährchen vorkommt. Es »var die nämlich, wo der damalige Minister die berühmten Worte aussprach: „Der Friede Europas war nie ge sicherter als heute, wohin wir auch blicken mögen, wo existirt eine Verwicklung, die zu einem Kriege Veranlassung geben könnte?" Und sechs Tage später hält Herzog vonsGram mont die bekannte Rede, die als Ausgangspunkt des für Frank reich so verhangnißvoll beendeten Krieges gelten kann. — Die Schwaben haben nun doch in den scmern Apfel der Steuer erhöhung beißen müssen, denn ihre zweite Kammer hat die Re gierungsvorlage, wenn auch nicht unverändert, angenommen, und zwar mit großer Mehrheit. Die Volkspartei stimmte wie ein Mann dafür, damit das württembergische Volk um so deutlicher die Segnungen des neuen deutschen Reichs kennen lerne. — Nachträglich kommt auch noch die Dotation für Bismarck sund wie man früher annahm, besteht dieselbe au« einem Gütercomplexe, den der Kaiser aus den für ihn ausge schiedenen lauenburgischen Domainen im Amte Schwarzenbeck dein Fürsten-Reichskanzler überläßt. Hamburg, 1. Juli. Fürst Biöinarck ist hier angekom- mcn und stattete dem Grafen Schimmelmann zu Ahrcnburg einen Besuch ab. Lemberg. 30. Juli. Auf dem Bahnhof der Galizlschen Bahn ist ein bedeutender Brand auögcbrochcn. Die Höhe des angerichtcten Schadens läßt sich noch nicht ermessen. Paris, 1. Juli. Rouhcr hat ein Rundschreiben an die Wähler der »»itcrc» Charente gerichtet, worin er an die 20 Jahre deö früheren Giückö und der Größe deö Kaiserreichs er innert, die schutzMcrischcn Doctrinen energisch tadelt und be hufs definitiver Feststellung der Verfassung ein Plebiöcit fordert. Rouen, 1. Juli. Eine officielle Mitthcilung deö Prä- fecten dcö unteren Seine-DepartementS an die Journale von Rouen lautet: Es haben sich bedauerliche Vorfälle zugetragen. Man hat auf preußische Soldaten in einem Seine-Boot mit Steinen geworfen. In Folge davon bat der General von Bent heim mir kuiitgegcbci». daß nach Befehl dcö counnandirenden (tzcncralö von Mantcuffel ähniiche Vorkommnisse Ahndung durch Waffengewalt nach sich ziehen würden. Consta ntin opel, 30. Juni. Die Pforte zeigt die Ab sicht, Tunis zu vergewaltigen. In Folge dessen droht ein Con- flict mit Frankreich. -Die Pforte nimmt eine biö zum Ueber- muth aggressive Haltung an. Königliches Hostheater. Sonnabend, am l. Juli. Der Vater der Debütantin. Posse in vier Akten. — Doctor Pesch ke, oder Kleine Herren. Posse mit Ge sang in einen» Akt. — Windinüllcr und Pcscbke: Herr Tho mas, von» Thaliatbcatcr in Hainburg, akö Gast. Eö ist ein alter Satz, der sich wie ein Märchen sortschleppt. daß daö Kölnische daö Unnatürliche sei. Daran ist etwa» Wahres, aber cö langt nicht zu, indem Vieles unnatürlich und doch nickst komisch ist. Nichts ist für eine» Bübnenkoniiker sckm'ieeiger. als: ein fremdes Publikum in den» Maaßc zu befriedigen, wie eS da heim, am Orte scincS steten Wirkcnö geschieht. Man bat dleß seiner Zeit zu Wien an dein berühmten Beck »»an« gesehm, der in Berlin alle Welt entzückte, zun» unwiterstchlichen Lachen hinriß und am Donanstrand das Publikum anfänglich nur halb befriedigte. Ein Gleiches erlebte selbst dereinst unser allbeltcb- tcr, in Dresden mit überschwänglichem Beifall begrüßter Räder, wem» er auswärts gastirte, »vie ick, dieß selbst gehört und gesehen habe. Die Worte: „man nnrß sich erst an ihn ge wönnen!" vcrniinmt »»»an nur allzuoft und jeder Gast hat mit Vorurtheilci» dieser Art zu kämpfen, naincntlich an einem Hof- thcater, wo eigentlich die Posse nur geduldet wirb und seinen Ruhm in Aufführung von großen Opern und Tragödien sucht. Kommt nun noch hinzu, daß dic Walst aut Possen fällt, wclche eine frühere Zeit, ein harmlosereö Publikum alö daö jetzige, goutirte; macht inan die Bemerkung: daß die früher so em- schlagenden Späße nicht recht »nebr behagen »vollen, well Zeit »mb Lebe» ernster, die Theatcrgängcr blasirter, daö Urtheil ei« ätzendes und zersetzendes geworden, so schlägt dieß Alles so zu sagen vollends noch dem Faß den Boden auö. Im Strudel solcher Dinge befindet sich Herr Thomas, ein Komiker, der unlängst in Berlin wahrhafte Triumphe feierte, namentlich an einer Bühne, wo so all bei lebte und In der Komik einzig dastehende Vorgänger ihn, daö Terrain ungemein er schwerten. Er aber kam, spielte und siegte. Das Letztere geschah auch hier und zwar vor einem Publikum, dem ein« kräftige Posse seit längerer Zeit entzogen »var; vor einem Pu blikum, wo ein großer Theil nur lächeln, aber nicht laut lachen will, ja, sich deö Letzteren wohl gar schämt, well eS eben vor-
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