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Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188811219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881121
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-21
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.11.1888
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t »^ffWWWWWWWWWfl Nr. 272. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum dcö folgende» Tage-) zur Versendung gelangende „Sächsische LanVeS-Anzctgcr" mit täglich einem Extra-Beiblatt: l. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische GerichtSzcitung 4. Sächsisches Allerlei b. IllnsirirtcS NnterhaltnngSblatt s. Sonntagölilatt 7. Lustiges Bilderbuch tostet bei den Ausgabestellen inonatlich 70 Pig., bei den Post-Anstalten 7'> Psg. (Post-Zeitungs-Preisliste Sir. 8035.) Sächsischer lljtlzer. Unparteiische tätliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede. Bnchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstrabe Rr. S. Fcrnsprcch-Anschluß Nr. 186. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Mittwoch, 21. November 1888. Von den Hauptblättern de» „Sächsischen LandeS-AnzeigerS" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billiger« Sonder-AuSgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich nur SO Pfg. mit Zntragen; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. m. Ztr. (Zeitnngs-PreiSliste 0. Nachtr. Nr. 1380a.) FnrAbonnentencrst sonninr-t SSinker-E! Illiistr. «alender der SSchsischeii Sandböteu. 3lIii>ttirtks2ahreslnichresüander>«nztigerS. Anzeigenpreis: Raum eiiier schmale» de» Einrückungsbetrag Tic Anzeigen finden oh Neueste Nachrichten. Rom, 19. November. Eine gestern in Mailand abgehalicue Versammlung faßte eine Resolution, welche gegen die augenblickliche feindselige Politik Italiens gegen Frankreich prvtestirt und die Hoff nung ausspricht, die französische Demokraiie werde die Versöhnungs- Politik »uterstützen. Brüssel, 19. November. Gestern fand hier eine große so ialistische Versammlung statt, wobei sehr aufrührerische Reden ge halten wurden. Unter Entfaltung der französische» Fahne ertönte» lebhafte Hochrufe auf Frankreich. Frei bürg, 20. November. (Drahtnachricht unseres Anzeigers). In dem hier anhängigen Socialisten-Prozesse wnrde gestern Abend nach 3 tägiger Verhandlung das Urthcil gegen die 15 Angeklagten verkündet. Wegen Einschmnggclung verbotener Schriften aus der Schweiz und Thcilnahme an einer unerlaubten Verbindung wurden pcrurthcilt: 12 Angeklagte »>it 2 Wochen bis 4 Monaten Gefängniß, 3 Angeklagte wurden sreigcsprochen. Politische Nundschan. Chemnitz, den 20. November. TetttscheS Reich. Die Kaiserin Friedrich ist mit ihren Töchtern am Montag im Schloß Windsor in England cingctroffen. Die Einfahrt vom Bahnhof erfolgte unter großen militärischen Ehren. Von Shcerneß aus wurde die Kaiserin von dem Prinzen von Wales und der Königin Victoria begleitet. — Daß eine neue Militärvorlage dem Reichstage über kurz oder laug zngehcn wird, ist sicher. Es handelt sich darin um hundert Millionen Mark, die sich ans mehrere Jahre verthcilcn, für Schisfz- bantcn, und um etwa 125 Millionen für andere militärische Zwecke, von denen etwa 75 Millionen auf die Vermehrung der Artillerie entfalle». Trotz dieser Maßnahmen werden indessen über die all gemeine Lage befriedigende Aenßcrungen in der Thronrede erwartet. — Zwischen China und Deutschland ist eine Verständigung über den Schutz der deutschen katholische» Missionäre in China erzielt. Bisher unterstanden alle katholischen Missionäre dort dem Schutze Frankreichs, welches sich diese Rolle willkürlich angemaßt hat. Daraus ergaben sich aber für die Angehörige» fremder Na tionen verschiedene Schwierigkeiten, und die Reichsrcgiernng hat diesem Mißverhältniß nun kurz ein Ende gemacht und die deutschen katholischen Missionäre dem Schutze der deutschen Vertreter unterstellt. In Frankreich ist man elwasvpikirt darüber. — In Hannover tagte am Sonntag unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten v. Bennigsen der Ausschuß des Emin-Pascha-Comitce's in Nordwcstdeutschland. Man beschloß, zunächst Ordnung und Sicher heit in Ostafrika abzuwartcn und dann erst mit der Expedition vor- zugchen. Ein anderer Beschluß konnte auch wohl nicht gefaßt werden, denn wollte jetzt eine Expedition nach Wadelai vvrrücke», so käme Niemand zurück. — Aus Ostasrika meldet die „Times", der Sultan von Zan zibar sei krank und habe die Blokadcbekanntmachung noch nicht er lassen. Inzwischen gestaltet sich die aufständische Bewegung im deutschen Schutzgebiet immer erbitterter. Die deutsche Marincbcsatzung von Bagamoyo ist wieder abgezogen, weil dort ei» bösartiges Fieber grassirt. In Saadani wnrde auf einen englischen Missionsdampfer geschossen. — Reuters Bureau meldet ans Zanzibar, der englische General konsul habe eine Proklmation erlasse», welche den dort lebenden Eng ländern verbietet, weder Kontraktc mit de» Sklavenbesitzcrn zu schließen, um Sklaven zur Arbeit zu erhalten, noch auch Sklave» durch Bermilllnng ihrer Besitzer oder auf andere Weise zu verwende». — Der deutsche Aviso „Pfeil" ist am Montag von Wilhelms haven nach Zanzibar abgedampft, um an der Blokade thcilzttnehmcn. Der Pfarr-Heinrich. Novelle von Theodor Winkler. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Lassen Sie die Damen mit dem Herrn Amtmann nach einer Bahre in's Dorf gehen," bat Berner den Assessor, „und füllen Sie Ihren Hnt an der nächsten Quelle mit frischem Wasser. Fünfzig Schritte weit, drüben an der Allee, ist ein Brunnen." Balting entfernte sich, um den Auftrag zu erfüllen, und der Amtmann eilte mit den Seinen den Berg hinab, gegen das Schloß zu. Nur Elisabeth blieb zurück. Ihr war es, als wenn sie Plötzlich aus einem bösen Traum erwacht sei. „Lassen Sie mich hier!" rief sie, „vielleicht bedarf man meiner." Mit diesen Worten sank sie »eben Heinrich auf die Knie nieder, nahm ihm das Haupt des Ohnmächtigen ans den Hände», beitete es in ihren Schoost und suchte Berner bei seinen Belebungsversuchen hülfreiche Hand zu leisten. Kein Wort wurde zwischen ihnen gewechselt. Berner ließ cs still geschehen, daß sie die Hände seines Freundes in den ihren hielt und ängstlich nach dem Pnlsschlag forschte und an Stelle seines durch näßten Taschentuches das ihre auf die Wunde Preßte. Marmvrblässc bedeckte ihr Angesicht; er betrachtete es nicht und hatte nur Angen für seinen Freund. Während dieser Manipulation kehrte Balting endlich mit Wasser zurück und von Neuem begann der Wetteifer in Anwendung der ersten Hülfsmittel zur Erweckung des Ohnmächtigen und zur Stillung des Blutes. Elisabeth wusch ihm die Schläfe, während Heinrich sich mit der Wunde beschäftigte, und nach einiger Zeit hatten sie die Freude, dcn Vccwundctcn die Augen ausschlagen und Athen, holen zu sehen. „Du bist cs, Berner?" hauchte derselbe mit matter Stimme. „Ja, mein armer Junge," antwortete Heinrich, „ich bi» bei Dir." „Gott Lob, nun wird mir wohler!" Nach einer Weile langten zwei Männer mit einem Siechkorb an, Osten, der auf's Nene ohne Besinnung war, ward behutsam hincingchoben, und Berner schärfte dcn Trägern die möglichste Vor sicht beim Transport ein Dann traten diese mit ihrer Bürde den Heimgang an. Immer tiefer hatte inzwischen die Dämmerung ihren Schleier hcrabgesenkt. Fern im Westen war am Himmel noch ein schmaler Pnr- pnrstreif sichtbar, der sich vergeben» mühte, die einfallende Dunkelheit — Dem von dem deutschen Buchhändlerbörsenvercin gefaßte» Beschluß, nicht mehr als fünf Prozent Rabatt zu geben, steht eine entscheidende Kraftprobe bevor. Die Hoffnung, welcher der Vorsitzende des Vereins bei der Einweihung des neuen Buchhäudlcrhauses in Leipzig Ausdruck gegeben hat, die Unterstützung der Negierung und Behörden zu finden, hat sich nur in geringem Maße erfüllt nnd so eben eine herbe Enttäuschung erfahren. Das preußische Staats- Mittistcrinm hat das Ansuchen des Börsenvereins, bei Büchcrbezügen für alle de» verschiedenen Ministerien unterstellten Behörden und Bibliotheken ans Rabatt zu verzichten, ablehnend beantwortet. Die Folge dieses Beschlusses ist, daß die Bestimmungen des Börsenvereins allen preußischen Behörden gegenüber wcrthlos sind. Die Berliner Buchhändler haben daraufhin beschlossen, daß nicht nur den Behörden der von diesen verlangte Nabattsatz gewährt werde, sondern daß es auch gestattet sei, allen Bücherkäufern wie früher 10 Prozent Rabatt z» geben. Mit diesem Beschluß haben sich die Berliner Buchhändler in schroffen Widerspruch zu den Bestimmungen des Börscnvereins gesetzt, und es bleibt nun abznwarte», was der letztere thun wird. Ocfterreich-Uttgartt. In Pest wie in Wien haben die Wehr ausschüsse der Kammern dcn neuen Bestimmungen über dcn Einjährig- frciwilligcndicnst im Princip zugestimmt. Auch die übrigen Forder ungen des Wchrgesetzes werden glatt durchgehen. Frankreich. Uebcr dcn in Nimes geführten Proceß gegen Nnma Gillh, der am Sonnabend stattfand, wird berichtet: „Es wurde zunächst eine Denkschrift Gillhs verlese», welche zahlreiche ver dächtige Geschäfte anführt, bezüglich deren Zeugen vernommen werden solle». Der Gencralproknratvr fordert Gillh auf, sich streng an die verlesenen Thatsachen zu halten. Die Begründung anderer Beweise dürfe sich nur auf das öffentliche, nicht aber auf das Privatleben der betreffende» Personen beziehen. Peyrvn, Gillhs Advokat, gicbt vor, beweisen zu können, daß die Eisenbahukompagnien die Abge ordneten förmlich besoldeten nnd zu diesen, Zwecke 14 Millionen Francs hingegeben hätten. Der Präsident fordert Pehron auf, bei der Sache z» bleiben. Advokat Peyrvn spricht von einer Börsen- Spcknlation bei Gelegenheit der Publikation des Berichtes der Kommission in Betreff des Panamakanals. Diesen Bericht habe das Ministerium vier Tage lang behalten, ohne ihn mitzutheilen. Der Advokat Rousseau von Paris erklärte hierauf, er sei mit einem Mandat nicht blos des damaligen Ministers Bayhaut, gegen welchen die obige Anklage gerichtet sei, sondern auch Nouviers, Rahnals und anderer Mitglieder der Bndgetkonunisston gekommen um derartige verleumderische Anklagen entschieden zu widerlegen. Es entstand sodann eine juridische Debatte zwischen den Advokaten Peyrvn und Nvnssean über das Bcrhältniß von Zeugen, gegen welche ebenfalls Beschuldigungen erhoben werde». Der Gerichtsho zog sich zurück, um über diese Dinge zu berathen. Der Angeklagte Gillh erklärt darauf, daß er nicht Andrieux, sondern 20 Mitglieder der Budgctkonimission angegriffen habe, lehnt es ab, sich zu ver thcidigen, und überläßt die Entscheidung dem Gericht. Andrieux setzte auseinander, daß er die gerichtliche Verfolgung Gillhs cinge leitet habe, um seine Ehre zu vertheidigen, und versichert, daß er niemals bei einem Speculationssyndikat in Panamawcrthen betheiligt gewesen sei. Die Anklage habe er im öffentlichen Interesse erhoben. Ec habe die Ucbcrzeugung gewonnen, daß das zu fällende Urthcil ihm nicht die erwartete Genugthuung verschaffen werde, nnd ziehe deshalb seine Klage zurück. Hiernach erfolgte die Freisprechung Nnma Gillhs. — Alle Pariser Blätter fast behandeln dcn Gilly'schen Proceß als eine erbärmliche Posse, ein Theil behauptet geradezu, daß das ganze Verfahren unter der Hand von den Boulangisten zu deren Strohmännern Gillh und Andrieux sich hergcgebcn hätten, abgekartet worden sei, »m der bestehenden Ordnung einen neuen Stoß zu versetzen. Gillh wird sein vor Gericht nicht zugclassenes Beweismaterial in einer Broschüre veröffentlichen. Auch Wilson will mit Enthüllungen hervortretcn. Er hatte mit dem Chef mit seinem Licht zu durchbrechen. Die Träger schritten ans und küinmcricn sich nicht um die beiden Zurückblcibcnden, welche einen Augenblick starr einander ansahen. Dies waren Heinrich und Elisa beth. Ter Assessor hatte sich längst aus dem Staub gemacht. „Sie kennen dcn Unglücklichen?" flüsterte Elisabeth. „Er ist mein Freund," antwortete Berner, „nnd jener, der sich an ihm vergriff, ist nicht nur sein Todfeind, er ist auch der meine und der Ihre, Elisabeth! Die Wege der Vorsehung sind wunderbar Danken Sie Gott für diese Stunde! Der Stoß nach dem Herzen meines Freundes rettet Sie vielleicht vor einem ähnlichen Geschick, vielleicht vor noch Schlimmerem. Ich werde Ihnen, wenn Sie mich hören wollen, zu einer passenden Stunde eine Geschichte erzähle», die Ihnen die Angen öffnen wird." Elisabeth ließ dcn Freund ruhig sein Herz ausschütten, cs war der milde Erguß eines gequälten, aber bereits versöhnten Herzens Wie von überirdischen Mächten znsammengcfügt, ruhte ihr schöner Kopf an seiner Brust, und seine Arme schlangen sich sanft um ihren Nacken, während ihre thränenfcuchten Augen gläubig zu ihm emporschauten. Erschüttert von der staltgehablen Katastrophe nnd erfüllt von der Bcsorgniß um die Rettung des schwer verwundeten Freundes, dachte Heinrich nicht daran, diese Stunde für seine Herzcnsinleressen ausznnützcn. Hand in Hand mit Elisabeth folgte er dcn Träger» nach kein Schloß. Auf dem Wege dahin erzählte er ihr, wie er mit Osten vor Jahren bekannt geworden, wie er ihn Tags vorher zu fällig im Dorf getroffen und was die Erbitterung gegen den Hanpt- mann in ihm hcrvorgcrnfcn. Er schilderte ihr mit glühenden Worten, wie der leichtfertige Lebenswandel des Offiziers das Familicnglück seines Freundes zerstört, wie sich Osten habe keine Mühe verdrießen lassen, den mißlichen Vorfall auf die einzig mögliche Weise den Augen der Welt zu entziehe», wie aber der Hauptmann sich beharrlich ge weigert habe, seine Pflicht zu erfüllen, nnd so den gerechte» Zorn desselben zur Hellen Flamme geschürt habe. Unter Thräncn hörte Elisabeth bie Erzählung Heinrichs an, ihr Gemüth war tief erschüttert. Es war ihr einziger Trost in dieser Stunde, i» Heinrich ein aufrichtig liebendes Herz zu wissen, nnd jedes seiner Worte ergoß sich wie ein heilender Balsam durch ihre Seele. Cie wußte sich frei von dem Vorwurf, für dcn Hauptmann, eine tiefere Neigung gefühlt zu haben; aber sie verhehlte sich nicht, daß erst dies tragische Ercigniß ihre Stimmung geklärt und ihre Liebe zu Heinrich geläutert habe. Und von dieser Empfindung gedrängt, redaktenr des Journals „Paris" in einer Versammlung einen heftigen Auftritt. Beide machte» sich herunter wie- zwei Marktweiber und das Ende war eine große Prügelei — Wie schon mitgetheilt, ist in Paris neuerdings eine militärische Schrift erschiene» mit einer Karle jenes Europa, wie der Verfasser es sich nach dem nächsten „Freiheitskriege" denkt. Das in Pari» erscheinende Soldatenblatt „La France militaire" reprvducirt dies« Karte. Auf derselben hat unter dcn großen Festlandsstaaten blo» Italien seine jetzigen Grenzen behalten. Frankreich hat sich, bescheiden wie cs schon ist, nur Elsaß-Lothringen zurückgcnommen; das deutsche Reich ist verschwunden. Ans dessen linksrheinischen Gebieten nnd ans Luxemburg sind die „cisrhenanischen Staaten" gebildet. Hannover ist wiederhergcstellt und hat Oldenburg und Hamburg, das diese Karte auf das linke Elb-Ufer verlegt, sich einverleibt; ei» Staat „Hessen oder Westphalcn" umfaßt die preußische Provinz Westphalen, beide Hessen, Nassau und Frankfurt; Baden, Württem berg und „die Sachsen" bleiben intact; Bayern verliert die Rhein- Pfalz. Preußen ist auf Brandenburg, Schlesien, Pommern und Westpreußen reduzirt. Dänemark hat Schleswig-Holstein, Lauenburg, Lübeck und Mecklenburg erhalten. Die ehemalige polnische Republik, inklusive Ostpreußen, Posen, Galizien nnd die Bukowina, ist unter russischem Protektorat wieder hcrgcstcllt. Böhme» erscheint al» eigener Staat; Oesterreich hat nur mehr das Erzherzogthum Mähren, Kärnthen nnd Nordstcicrmark; Tirol nnd Salzburg hat es an Helvetica, die Lande südlich der Drau bis hinab nach Jaiiina an die unter ungarischem Protektorat stehende Balkan-Consöderation verloren, an welche Ungarn für dieses Protektorat Croatien und Slavonien überlassen muß. Dieser Blödsinn wird, wie gesagt, von der in der französischen Armee viel verbreiteten „France Militaire", dem Organ der militärischen Chauvinisten und Boulangisten, verbreitet. Ntttzlattd. Ans Petersburg wird gemeldet: Die Kaiserin leidet in Folge der Katastrophe bei Borki an nervösen Zustände». Die Acrzte ordneten vollständige Ruhe an. — Die Wiener Zeitschrift für Eisenbahnen bringt eine Darlegung aus der Feder eines leitenden Eisenbahnbcamten, wonach der Unfall nicht durch die Zuggcschwindig- kcit oder die Beschaffenheit des Oberbaues, sondern durch Achsen- oder Federbruch am Wagen des Berkehrsministers entstand, welcher ältesten Stils und im schlechtesten Zustande war. — Zu der neuen russischen Truppenorganisation schreibt der dem englischen Ministerpräsidenten nahe stehende „Standard": „Jede Macht hat selbstverständlich das Recht, ihre Armee nach eigenen Ermessem zu dislozircn, und wir find weit davon entsernt, zu glauben, daß Rußland cs auf einen sofortigen Krieg abgesehen hat. Andererseits aber tragen die von Rußland ge troffenen Maßnahmen eine» so stetigen, so auf einen Zweck gerichteten- Charakter, daß sich Jedem unwiderstehlich die Ansicht aufdrängt, daß an einer bestimmten Stelle früher oder später Wirren erwartet werden." Sächsisches. — Die Sächsische Stiftung zum 26. Juli 1811, bestimmt, armen kranken Angehörigen des Königreichs Sachsen Unterstützungen zum Gebrauche der böhmischen nnd sächsischen Heilquellen zu ge währe», hat im Sommer des Jahres 1887 im Ganzen 339 Kranke unterstützt und zwar 110 Kranke durch Vermittelung von Freistellen in dem John'schen Civilhospitale zu Teplitz, 5 Kranke durch Ver leihung der im Freindcnhospitale zu Karlsbad bestehenden, zur Sächsischen Stiftung gehörigen von Mühlenfcls'sche» Freistelle, 14 Kranke durch Vermittlung von sogenannten Zahlstellen in dem be- zeichncten Hospitale z» Karlsbad nnd 210 Kranke durch baare Beihilfen zum Gebrauche der Bäder zu Teplitz, Karlsbad, Elster, Maricnbad, Wollenstem, Franzeu-bad, Gottleuba, Liegan, Berggieß hübel nnd Schmcckwitz. Von dcn vorgenannten 339 verschiedenen Unterstützungen sind 320 aus den allgemeinen Mitteln der Sächsischen faßte sie sich ein Herz, ergriff Heinrich- Hände und gestand ihm alles. Sie sagte ihm, wie es der Wunsch ihres Vaters gewesen sei, daß sie sich mit dem Hauptmann vermähle, wie letzterer bereits in Schwalbenhcim um sie geworben, wie sie aber zu keine», Entschluß habe kommen können nnd keinen Muth gehabt habe, zu Gunsten Heinrichs dcn Kampf mit dcn Borurtheilen des Vaters aufznnehmen. Aber jetzt sei ihre Kraft gestählt, ihr Herz gehöre ihm allein und ihm schwöre sie Treue in Ewigkeit. Heinrich umarmte die Geliebte, drückte sie an seine Brust und küßte sie innig. Als sie in dcn Schloßhof traten, fanden sie hier ein wildes Durcheinander. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Kunde von dem schrecklichen Mord verbreitet. Das halbe Dorf war zusammcngeströmt und umzingelte den Amtmann, um aus seinem Munde die schauder hafte Begebenheit zu vernehmen. Auch der Oberforstmeistcr und die Obcrforstmeistcrin fehlten nicht unter der Menge. Vor einer halbe» Stunde war der Hauptmann in vollster Aufregung allein zu- rückgekommcn, halte mit eigener Hand sein Picrd aus dem Stall gezogen und war auf und davon geritten, Der Oberforstmeistcr, der weder von der Anwesenheit des fremden Offiziers noch von der Benutzung seines Stalles Kenntniß hatte, überhäufte den Stallknecht wegen seines eigenmächtigen Schaltens mit derben Vorwürfe», die Bauern stritten sich, ob man dem Flüchtling nachsctzen solle, der Amtmann rief nach dem Protocvllanten, um den Thatbestand sogleich zu dcn Acten zu nehmen — genug cs warein Wirrwarr zum Entsetzen. Unterdessen hatte man dcn Verwundeten in der Wohnung dc» Amtmanns nntcrgebracht. Der Assessor halte zuerst die Nachricht mitgebracht, daß der Unglückliche ein Freund und Bcrufsgenvsse Berner's sei; allein dieser Beziehungen hatte es kaum bedurft, um die über dcn Vorfall untröstliche Frau Amtmann und ihre Töchter zur Aufnahme Ostens zu bestimmen. Als Heinrich mit Elisabeth ankam, fand er den Kranken bereit» zu Bett gebracht nnd den ans >-em Dorf schleunigst herbeigceilten Chirurgen mit den. Verband der Wunde beschäftigt. Die Erklärung desselben, daß edlere Theile nicht verletzt worden und die Wunde nicht unbedingt lebensgefährlich sei, vielmehr bei sorgsamer Pflege die Heilung des Kranken erwartet werden diüfe, gewährte allen eine c^roße Beruhigung. Heinrich erbot sich, die Nacht am Bett des Patienten zu wache», allein Elisabeth und die Schwestern nahmen dies mit Entschiedenheit für sich in Anspruch. »Ne IWWWWMWWWWWWWWWW
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