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Sächsische Dorfzeitung : 08.07.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-185307080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18530708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18530708
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1853
- Monat1853-07
- Tag1853-07-08
- Monat1853-07
- Jahr1853
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 08.07.1853
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Sächsische Docheitung vierteljährlich Neustadt- Dresde«, Markt, Nr. 2, in der Ver lags - Expedi tion zu haben. 12z Ngr. Iu be«ehen durch alle Post - An stalten. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Redacteur: Friedrich Walther. — Verlag von Heinrich und Walther. Politische Weltschau. Deutschland. Seit einigen Wochen richteten sich Aller Blicke nach der russischen Hauptstadt, denn die endliche. Entschließung oes Czaren mußte entscheidend werden für die orientalische Frage, welche seit Monaten die gespannte Auf merksamkeit Europa's in Anspruch nimmt. Jetzt hat der Selbst herrscher aller Neusten das entscheidende Wort gesprochen: der Befehl zum Einmarsch russischer Truppen in die Donau fürstenthümer ist ertheilt, und ein kaiserliches Manifest (s. S. s 212) verkündet der Welt, daß Rußland zwar durch diesen Act den Krieg nicht beginnen wolle, daß es sich aber eines Pfandes zu versichern gedenke, bis die Pforte den Anforder ungen des Petersburger Kabinets gerecht werde. Nach die sem wichtigen Schritte ist demnach ein Nachgeben Rußland s, auf welches von so vielen Seiten unter Berufung auf die Gerechtigkeits- und Friedensliebe des Kaisers Nikolaus ge hofft wurde, kaum mehr zu erwarten, und der weitere Ver lauf der immer schwieriger gewordenen Angelegenheit wird nun lediglich durch das fernere Verfahren der Pforte und der ihr zur Seite stehenden westlichen Großmächte bestimmt wer den. Nimmt die Pforte die Besetzung der Fürstenthümer als Kriegserklärung an, so scheint das Vordringen der vereinigten englischen und französischen Flotten nicht unwahrscheinlich, und schon dieser Act könnte möglicherweise, noch ehe es zwischen Tür ken und Russen zu offenen Feindseligkeiten gekommen, für Ruß land ein Vorwand werden, um aus seiner zuwartenden Stellung, welche es in den Fürstenthümern, Gewehr im Arm, einzunehmen gedenkt, herauszutreten. Außerdem aber kann die bedrängte Pforte ihrem Gegner, auch ohne ihn anzugrei fen, im Kaukasus sehr leicht erheblichen Schaden zufügen, in dem sie die Tscherkessen ermuthigt und diesen erbitterten Fein den Rußlands mit Hülfe der Engländer Waffen und Mu nition zuführt. Ein einziger solcher Schritt kann die russische Armee, welche weder in der Moldau noch in der Walachei einen bewaffneten Feind vorfindet, zum Angriffe reizen und somit auch über die Grenzen der Fürstenthümer hinausführen. Die ganze orientalische Frage ist demnach auf die Spitze des Schwertes gestellt, und die Forterhaltung des Friedens liegt nicht mehr ausschließlich in den Händen der Diplomatie. Trotz dieser allerdings bedrohlichen Sachlage sind die An strengungen noch nicht aufgegeben, um, wenn möglich, eine friedliche Vermittelung herbeizuführen. Oesterreich hat ei nen seiner Generale, den Grafen Giulay, welcher bei dem Ezaren in besonderer Gunst steht, nach Petersburg gesandt; derselbe wurde von Wien bis Stettin mit Ertrazügen beför dert und wird bereits am 5. Juli in der russischen Haupt stadt eingetroffen sein, während andererseits der österreichische Jnternuntius zu Konstantinopel, Freiherr v. Bruck, nicht min der bemüht ist, bei der Pforte sich als Vermittler geltend zu machen.^ Freilich scheinen alle diese Bemühungen zu spät zu kommen und durch den neuesten Schritt Rußlands neutrali- sirt zu werden; nur eine Nachgiebigkeit der Pforte, welche allerdings jetzt schwerlich zu erwarten, könnte eine sofortige friedliche Lösung herbeiführen. Für Oesterreich muß eine solche Abwickelung allerdings doppelt wünschenswerth erscheinen, da Hmhehnter Jahrgang. Hl. Buartal. seine Interessen, trotz der intimen Beziehungen zu dem russischen Selbstherrscher durch die Besetzung der Donaufürstenthümer auf das Allerempsindlichste bedroht werden. — Preußen scheint vorläufig eine völlig neutrale Stellung in der großen Streit frage einnehmen zu wollen, doch ist aus den Aeußerungen der ministeriellen Presse zu entnehmen, daß man in Berlin daS Vorgehen Rußlands keineswegs so unbedingt billigt, wie dies wohl von anderen deutschen Regierungsorganen geschieht. DaS Organ des Ministerpräsidenten v. Manteuffel ist vielmehr der Meinung, daß'die Pforte Alles gethan habe, was Rußland mit Recht fordern könne, und daß es ein großes Vergehen gegen das europäische Interesse sein würde, unter den gegen wärtigen Umständen ohne zwingende Veranlassung einen Krieg zu beginnen, der neue Erschütterungen zur Folge haben müßte. — Schwerer und entscheidender als das Verhalten der deut schen Großmächte wird freilich das Wort Englands und Frankreichs, welche mit ihrer achtunggebietenden Seemacht zum Schutze der Pforte an der Mündung der Dardanellen straße bereit stehen, in die Wagschale fallen, und so lange nicht bestimmte Berichte darüber, wie man das russische Mani fest in Paris und London ausgenommen, vorliegen, wird die ängstliche Ungewißheit über das, was die nächste Zukunft bringen kann, wohl noch fortdauern. Bemerkenswerth aber ist es, daß trotz der schwankenden Lage, in welcher sich gegen wärtig der Weltfrieden befindet, eine Macht, welche zwar keine Soldaten und Kanonen hinter sich hat, deren Stimme aber selbst in den mächtigsten Kabineten nicht immer unge straft überhört werden darf, einen Krieg noch immer für un möglich hält; es ist dies die öffentliche Meinung, welche nicht will, daß um so untergeordneter Dinge halber, wie sie gegen wärtig im Oriente zum Vorwande gebraucht werden, ein Welt krieg entbrenne, der die allgemeine Cultur wieder um einige Jahr zehnte zurückdrängen und dem öffentlichen Wohlstände unabseh bare Verluste beibringen müßte. Diese öffentliche Meinung, welche in England, Frankreich und Deutschland mit seltener Uebereinstimmung und Entschiedenheit hervortritt, wird in dem Rathe der Mächte nicht gänzlich unbeachtet bleiben können, und wenn die Regierungen diesen Wünschen gerecht zu werden suchen, so wird auch Rußland, trotz seiner Macht, sich dem Gesammt- willen Europas endlich doch noch fügen müssen, obgleich auch in diesem Kalle mit ziemlicher Sicherheit, vorauszusehen ist, daß die Ausgleichung nicht ohne neue Vortheile für die russi sche Herrschaft im Osten zu Stande kommen wird. Die Leipziger Zeitung brachte neuerlich auS Frankfurt a. M. die Nachricht, daß eine Vertagung der Bundestags verhandlungen nicht eher würde eintreten können, als bi- die orientalische Frage gelöst sei, so daß man demnach annehme» mußte, daß diese europäische Angelegenheit wirklich der Be- rathung des Bundestages unterbreitet worden. Dieß ist aber, wie daS officiöse Blatt der preußischen Regierung, „die Zeit," versichert, keineswegs der Fall; da-Organ de- Herm v. Man teuffel meint vielmehr, derartige Mittheilungen seien nur dar* auf berechnet, dem Bundestage eine Stellung und Bedeu tung zu verleihen, die ihm thatsächlich abgehe. Die zeitheri- gen Erfahrungen auf dem Gebiete der auswärtigen Politik
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