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Dresdner Nachrichten : 15.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192305159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19230515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19230515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-05
- Tag1923-05-15
- Monat1923-05
- Jahr1923
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- Dresdner Nachrichten : 15.05.1923
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Die Ausnahme -er englischen Ankwork in Berlin. Enttäuschung ln Regierungskreifen. — Die Rechte gegen »ettere zwecklose Aussprechen. — Gekeitte Ausnahme in England Neigung zu inlerattiierlen Reparakionsverhan-lungen in Frankreich. — Die Auslösung -er Freihsilsparlei im Reichsrag. Neue Einzelvorfchläge an die Alliierten? tDrahtmolduttg unsrer Berliner Schristleilung.I Berlin, 11. Mai. Reichskanzler Enno ist heute vormittag aus Münster i. W. wieder hier cingetrofscii. Er hatte dort gcmeiilsam mit dem Arbcitsminister Brauns Besprechiur- acn mit Bcrtretern des Wirtschaftslebens des Einbruchs. zcbictS. Die englische Note wurde ihm gestern sofort nach ihrem Eintreffen telephonisch übermittelt. Bald nach seiner Ankunft in Berlin fand eine K a b i n e t t S s i h u n g zur Be ratung über die englische und die italienische Note statt. Doch ist noch leine Entscheidung zu erwarten. Bor einer solchen werden noch Verhandlungen mit de» deutschen Wirt- schaftsvcrtretern nötig sein. Der allgemeine Eindruck ist wohl der, daß eine Annäherung durch die beiden Holen nicht hcrbei- gesührt wurde, dag aber die Tür für weitere Verhandlungen osfengehalteu ist. Die Kernpunkte der deutschen Bor» schlage, Nachprttsnng der deutsckreu Leistungsfähigkeit durch ein internationales Komitee, die Frage der politischen Sicherun- gen nnd das Angebot des wirtschastlick»en Zusammeuarbeitens, liehen die Boten n »erwähnt. Anderseits fordern ne aber auch nicht das Ausgcven der passiven Resistenz nnd berühren nicht die Vorschläge einer stasfelwciscn Räumung. Eine Kapitulation Deutschlands, womit man sich vorläufig zu trösten sucht, wird nicht gefordert. Zn berücksichtigen ist bei der Be urteilung der beiden Noten, das, sic sich an zwei Adressen richte», an Berlin und indirekt zugleich an Paris. Bedauer licherweise gehen die Noten auch darauf nicht ein, dah unsere Leistungsfähigkeit durch den Einbruch in das Nuhrgebiet erheblich geschwächt worden ist. Man glaubt, das; nnn die deutsche Regierung die ur, sprüngiich siir die Verhandlungen mit den inter nationale» Anleihegebern vorbchaltcnen Einzelvor schläge den Alliierten schon seht unterbreiten werde. Einzelheiten, die die englische und die italienische Note in dem deutschen Angebot vermissen. Die deutschnativnale Fraktion des Reichstags hatte noch vor der Plenarsitzung eine Be sprechung über die Noten. Die übrigen Fraktionen halten zu diesem Zweck nach Schluss der Sitzung Beratungen ab. Die Aeubcrungen aus den Kreisen der Regierungsparteien lauten sehr zurückhaltend. Eine Geschlossenheit ist vorläufig ncch nicht fcstzustellcn. Vorwiegend ist die Stimmnng pessi mistisch. Die äußerste Rechte scheint der Auffassung zu sei», das, weitere Aussprachen keinen Zweck haben, da sich England aus die Seite Frankreichs gestellt habe. In den .Kreisen der Rcgicrnngsparicicn ist man offensichtlich enttäuscht darüber, dah wichtige Abschnitte der deutschen Note anscheinend in London nicht richtig anfgefastt worden sind. Die Berliner Presse zur englischen Anlworl. Berlin, 14. Mat. Tic jetzt veröffentlichte englisch-italienische Note wird in der Berliner Presse mit einem ganz unverkenn barer. Zug von Pcssimts m n s beurteilt. Die „ Krcnzzt g." fordert von der Retchsregierung, bah sie nach einem das mögliche übersteigende» Angebot nnn aber nicht iveitergche. Deutschland habe dadurch, das; eS aus die Rede EurzonS cingegangcn sei, ein grosses Entgegen kommen gezeigt und sich ein erhebliches Stück weiter in den Sumpf hincinlvcken lassen. Die Regierung Enno müsse in ihrem Bcrantwortlichkeitsgefühl die Entschlossenheit zu einer Ablehnung weiterer Vorschläge nnsbringen. Die „Deutsche Tageszeitung" schreibt, daß die Voraussicht der Verschlechterung der deutschen Lage, die sich ans einem deutsche» Angebot ergeben mühte, nun in vollem Umfange cingetreten sei. Das Blatt fordert, das; Deutschland nunmehr endlich in einer Form, die ein Betscitcschieben nicht mehr zulasse, fcststclle, was cS schon geleistet und was cs in. folge dieser schon unerhörten Leistungen auhcrdcm »och wirt schaftlich verloren habe. Die Regierung müsse endlich de» fremden Regierungen begreiflich machen, dah das deutsche Volk kaum mehr genug zum eigenen Leben habe. Sie müsse sich endlich jede Anzweiflung dcS guten deutschen Willens mit aller Entschiedenheit verbitte». „Die Zeit" hebt hervor, dah Lord Curzon als Redner einen recht entgegenkommenden Ton anschlng, als Verfasser der Note aber Wendungen und Ausdrücke wählte, die recht schroff sind. Wesentlich sei aber immerhin, dah trotzdem die englische Note versuche, de» Verhandlungsweg freizulassen. DaS „B. T.", das dem Vorgehen der Reichsrcgterung sehr sympathisch gegenttbcrstand, kommt zu dem Schluß, bah jetzt oer passive Widerstand des Ruhrgebiets um so stärker sein müsse. Jedes Mittel müsse ausgeboten werden, um ihn zu unterstützen, ganz gleich, ob man das briefliche Verfahren fortsctzcn wolle oder nicht. Lord Curzon versichere unS in seiner Note seiner dreimaligen Enttäuschung. Wer die eng lische Note gelesen Hab«, sei wenigstens gegen zweimalige Ent täuschung geschützt. Die „ Vossische Zeitung" erklärt, baß das gesamte deutsche Volk jetzt die Empfindung habe, dah cs durch diese Noten in eine Situation gebracht worden sei, die das Emp finden des BcstegtseinS und der Erniedrigung bei nahe in das Unerträgliche steigere. Berlin, 14. Mat. Die bereits in der Anmerkung zum vierten Absatz in der italienischen Note als wahrschein lich angenommene Verstümmelung ist durch die Ita lienische Tclcgraphcn-Agentur berichtigt worden. Danach muh die Uebersetzung des zweiten Satzes des vierten Absatzes der italienischen Note lauten: Ferner darf nicht vergessen werden, dah der Italien zugcmiescnc prozentuale Anteil an den deut schen Reparationsleistungen auch im Hinblick ans den ihm vor- behaltenen gröberen Anteil an den Reparationsleistungen der kleineren Staaten festgesetzt ist, in Ansehung deren es ans Generosität und Mäßigung, sowie ans Rücksicht auf deren äußerste Notlage erhebliche Konzessionen bewilligt hat, ohne sich bisher auf das Recht der in den Verträgen festgesetzten Mtthaftung Deutschlands zu berufen oder auf dieses Recht zurückzugreifen. <W. T. B.) Italienische Glimmen. Nom, 14. Mat. Zur englischen und zur italieni schen Note a» Deutschland schreibt „I d e a Nazional e", daß die Gleichartigkeit der beiden Noten ans eine italienisch- englische Annäherung schließen lasse auf der Basis der Denk schrift Mussolinis, nämlich der Zahlung einer Summe in ge rechter Hohe und der Leistung oon Pfändern und wirtfchgst- lichen Garantien durch Deutschland, worans die Franzosen nach Abschluß der entsprechenden Berhandlnngen das Rnhr- gebiet räumen müßten. Hosfentlich würde England nicht wieder von diesem Programm zuriicktretcn. — „Epoca" meint, England nnd Italien hätten die Nuhrfrage nicht be rührt, um dadurch zu zeigen, daß die R c p a r a t i o n s fr a g e rein wirtschaftlicher Natur sei. Die übrige Presse betont, daß eine Einigung aus der Basis der Denkschrift Mussolinis erfolgt sei, und erwartet von Deutschland neue entsprechende Vorschläge. lW. T. B.) Pariser Phantasien über die Folgen -er englischen Antwort in Berlin. Stimmungsmache für eine Kabinettskrise. (Eigner Drahtbcricht der „Dresdner Nachrichten") Paris, l4. Mai. Die heutigen Morgenblättcr ver suchen bereits, an Hand dcr^ivenigcn in Berlin ai» Montag morgen erscheinenden Blätter einen tteberblick über den Ein druck zu geben, den die englische und italienische Antwort in den Berliner politischen Kreisen sowie in der Berliner Presse hervorgerufcn hat. Dem „Petit Parisien" meldet sein Berliner Berichterstatter, die eng lische Antwort habe in Berlin den Eindruck der tiefsten Enttäuschung hcrvorgcrufen. Der Korrespondent zittert die „Welt am Montag" und die „Berliner MontagS- prcsse" und führt dann weiter aus, es sei wenig wahrschein lich, daß die Neichsrcgierung den Betrag ihres Angebotes beträchtlich erhöhen könne. Eine Ministerkrise, wenigstens eine teilweise, sei wahrscheinlich. Strcsemann wünsche viel leicht, die Macht zu ergreifen, auch gegen den Widerstund der Rechten. Aber er fürchtet das Los ErzbcrgerS. fl) Die Bolkspartci droht auSeinandcrznfallcn, denn die Stinncs- gruppe widersctzt sich mit allen Mitteln einer persönlichen auswärtigen Politik, flj Jedenfalls aber würden doch wohl neue Vorschläge gemacht werden. — Der Berliner Korrespondent des „M a t i n" berichtet, daß die englische Antwortnote an der Wilhelmstrabe ein Gefühl der Ent täuschung und Ucberraschung hervorgcruscn bat. Man habe nicht erwartet, daß sic so streng für Deutschland anssallcn werde. Sin Abgeordneter habe erklärt, der Ton der eng lischen Note sei fast schärfer alS der PoincarkS. Man meine allgemein, die Antwort Lord Cnrzons werde mindestens Herrn v. Nofenberg in eine kritische Lage bringen. ES sei nicht abzuschen, ob das Kabinett Euno die Folgen eines Rück tritts des Herrn v. Nofenberg überleben werde. Ehrung Krupps im preußischen Siaaksrui. Berlin, 14. Mal. Zu Beginn der heutigen Sitzung dcS preußischen StaatSrateS hielt der Vorsitzende fol gende Ansprache, die von der Versammlung stehend an- gchört wurde: Seit unserer letzten Sitzung ist unser Mitglied, Herr Krupp von Bohlen, von einem französischen Kriegsgericht zu einer Gefängnisstrafe von IS Jahren un schuldig verurteilt morden. Mit dem ganze» deutschen Volke sind wir einig in der Entrüstung über dieses und die anderen kriegsgerichtlichen Urteile, sind mir einig in der Teilnahme für diejenigen, die diesen Urteilen zum Opfer gefallen sind. Mit Herrn Krupp iwn Bohlen aber verbinde» uns noch per sönliche Bande. Wir haben ihn in den Jahren gemeinschaft licher Arbeit schätzen und verehren gelernt, und darum senden wir heute in seine Gefängniszelle hinein einen besonderen Gruß der herzlichsten und aufrichtigsten Teilnahme und den besonderen Ansdruck unserer Ancrkenming für sein mann haftes Verhalten. Wir sind stolz darauf, daß er zu den Unseren zählt. sLcbhafter Beifall auf allen Seiten des Hauses.) Dollar (ämtllcb): 46000 Im ?rsiv»rl««l,r »bonck» S Ukr: 447S0 Die Träumer. Wie ein böser Traum liegt eS über uns Deutschen. Mit Gewalt müssen mir uns immer wieder und wieder besinnen, das; härteste Wirklichkeit uns guälend und atemberaubend um fängt. Aber viele schließen bald wieder die Lider und ver suchen. den Opiumranchern des fernen Ostens gleich, in gaukelnden Träumen und lieblichen Trugbildern sich hin wegzutäuschcn über den tiefsten Jammer, den je ein stolzes Volk getragen. Denn zwischen dem Bnrtanger Moor und den polnisch-preußischen Wäldern, den SchlcSmiger Weiden und dem Bodcnsee wohnt ein Volk der Träumer, ein Volk, das nur der rauhrüttelndc Sturm fremder Gewalttat aus kurze Tage hin und wieder ans seinem dämmernden Träumen scheuchen kann. Träumer, die im bunten Mittelalter über die Alpen stiegen an die sonnigen Gestade des Mittclmeeres und mit Kraft und Klugheit unter der Führung der Stauscr ein großes deutsch-römisches Reich zu schassen suchten von Italiens West küste bis hin zum schimmernden Byzanz. Träumer, die dann jahrhundertelang auf jedes große politische Ideal verzichteten und als Volk der Denker und Dichter das vielbereiste Lieb- lingsvolk der nüchternsten Leute der Erde, unserer angel sächsischen Vettern, wurden. Träumer, die einmal für kurze Zeit von dem großen Friedrich und hundert Jahre später von dem eisernen Bismarck geweckt wurden und ob ihrer titanischen Kraft die Welt zum Staunen und Fürchten brachten, die aber dann sehr bald wieder in ihren Dämmerzustand zurücksirlen und gegenwärtig in einer Zeit, da ringsum eine Welt in Massen starrt und der Erbfeind wie nie zuvor unsere völlige Vernichtung erstrebt, mit leisem Lächeln aus den Lippen von der Zeit des allgemeinen großen Weltfriedens und der Völker Versöhnung träumen. Oder träumen nicht immer noch Millionen in unserem Volke von der Erlösung durch eine über- und internationale Zusammenfassung aller Proletarier? In einem Augenblick, da die starke sozialistische Arbeiterbewegung Italiens jämmerlich ziisammengebrochcn und ihr einstiger Führer Mussolini wütender Nationalist geworden ist? Träumen nicht ausgerechnet die Deutschen von der Macht der Internationale, obwohl sic wissen müßten, daß in allen Län dern, England ausgenommen, die internationalen Sozialisten nur ohnmächtige Minderheiten Hilden, und das? auch die eng lischen Arbeiter nur ganz schüchterne Proteste gegen den Schandvertrag von Versailles äußern? Ist cs nicht die bitterste Verhöhnung der tapfer und zäh kämpfenden kern deutschen Nuhrarbcitcr, wenn vor wenigen Tagen die eng lischen Gewerkschaftler, die ins Ruhrgebict entsandt worden waren, nur in einer „Neutralisierung" des letzten großen deut schen WirtschaftsbczirlS die mögliche Lösung sehen? Man sicht immerhin, wie sie das „internationale" Wcltgewissen empsindetl Es gehört zu den Grundgesetzen, die nur der Deutsche in seinem Doktrinarismus übersieht, das; sede Nation die Welt- und Lcbensmelodic anders vernimmt. Es gibt kein,; Welt- und Völkcrscelc, wie cS kein Weltgcwissen gibt — wie cs auch keine — Weltrcvolntion geben wird. Aber eS träumen unsere Kommunisten — sie liegen am tiefsten in des Traumes Banden — von einer lieber- Windung aller Nöte des Daseins in Deutschland und der ganzen Welt durch Erlangung der politischen Macht und die N ä t c h e r r s ch c> ft. Und kein Hinweis auf die ungeheure Kluft zwischen Theorie und Wirklichkeit und das namenlose Leid, das die Durchführung der kommunistischen Idee im Russcnrcichc verursacht, vermag sic auch nur im geringsten in ihrem feurigen Hoffen nnd Glauben zu erschüttern. Und andere träumen — das ist ein großer Teil der Angestellten und Arbeiter — von einer Elnheiissront aller Arbeitenden, geeignet, das Kabinett Euno zu stürzen »nd dann mit den sranzösiichc nund internationalen Arbeitern zusammen das i n t e r n a t i o n a l e Kapital zu bezwingen. Dann werde die Erlösung kom men vom wirtschaftlichen Druck. Nur vergessen diese Träu mer, daß zwar Deutschland ein Industriestaat ersten Range-, aber Frankreich ein Ngrarstaat ist: daß die französische Arbeiterbewegung, die nur in wenigen Departements stark ist, nicht ein Zehntel der Kopfzahl und Kraft der deutschen Arbeiterbewegung anfbringt, und daß durch die Vernichtung des deutschen Widerstandes an der Ruhr nur der französische Kapitalismus den Sieg erringt — nicht die internationale Arbeiterschaft. Dann aber würde der deutsche Arbeiter zehn und zwölf Stunden für den fremden Kapitalismus fronen- Und das würde die — Erlösung sein. Auch das Er^ wachen aus süßen Träumcnl Aber träumen nicht auch die andern, die nicht in soziali stisch - kommunistischen WeltcrlösiingSträumen besangen sind- Träumen nicht viele Bürgerliche von dem Etnaretfe« -eH
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