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Sächsische Volkszeitung : 16.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192108160
- PURL
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1921
- Monat1921-08
- Tag1921-08-16
- Monat1921-08
- Jahr1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.08.1921
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Kr. »8» Fernsprecher: Nrdakttvn 32723 — Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 117V? Dienstag, 16. August 1921 Redaktion nnd GeschLstosteller Dresden««. 1«, Holkeinftraste SkictlMe v«,ua»prei»i vterlelftthrlich Irei Hau» AuS»ai>« L mtt illuftrierier veilag, ^ «„»«ab« U IIS» ^ e1»lch»kbllch Poslbestellgeid. Pret» der Stiijelmimmer so Die Sächstlche Bolk-zellml« erjchemi a» alle» Wache,ilazrn »achm. — Lprechslimde der RedciNIon: L bl» 0 Uhr »ach,». Sluzetgen, kl,mahn,s von Geschäft»«,-zeigen bl» 1« Uhr, von Famillenanzelgen kl» II Uhr dorm. — Prel» skr kt« Pettl-Lpaltzelle aller Anzeigen 1.40 lm SieNametell S.LO^l. — gär undeutlich -efchrtebrne, «oivt« durch Fernshrecher aufgegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit de» Texte» nicht übernehmen M MM« des MlekwdrM Unsere in den letzten Tagen mehrfach ausgesprochene Be fürchtung, daß der Oberste Rat zu einer Entscheidung über Ober- schlesien nicht kommen werde, hat sich leider bestätigt. Die tief gehenden Gegensätze zwischen England und Frankreich in der Beurteilung der oberschlesischen Frage haben sich nicht Überdrücken lasse». Einen Ausweg aus diesen Schwierigkeiten hat der Oberste Rat dadurch gefunden, daß er den Völkerbundsrat ange rufen hat. Dieser Ausgang der Verhandlungen des Obersten States ist insofern überraschend, als während der ganzen Ver handlungen auch nicht einmal die Möglichkeit eines solchen Aus weges angedeutet worden ist. Nach dem Fricdensbertrage hat der Oberste^ Rat die Entscheidung über Oberschlesien zu tressen» deshalb hat er denn auch nicht etwa die Entscheidung über Ober schlesien dem Völkerbundsrat überlassen, sondern dessen Gutachten eingesordert. Auf diese Weise ist formell der Rechtsstandpunkt gewahrt, in der Sache aber wird das Gutachten des Völkerbunds- rates gleichbedeutend mit der Entscheidung sein. Der Oberste Rat wird sich dem Gutachten des Völkerbundsrates widerspruchslos beugen und es der eigenen Entscheidung zu Grunde legen. Für das deutsche Volk, ganz besonders für Oberschlesien selbst, be deutet dieser Ausgang der Pariser Verhandlungen eine schwere Enttäuschung. Der Beschluß des Obersten Rates ist gleichbedeu tend mit einer weiteren Hinauszögerung der Entscheidung über Oberschlesien. Das deutsche Volk hat umsomehr Anlaß, die Verschleppung zu bedauern, als sie ganz zweifellos in der Rich tung der französischen Wünsche liegt. Die Franzosen sind be kanntlich von allem Anfang an, sobald sie erkannten, daß Eng land sich dem französischen Standpunkt widersetzen werde, darauf ausgegangen, die Entscheidung über Oberschlesien möglichst lange hinauszn,zögern, um dann in der Zwischenzeit mit Polen die eigenen Interessen nach eigenem Gutdünken zu regeln und zu fördern. Man wird ohne weiteres annehmen dürfen, daß die Franzosen bis zur Entscheidung des Völkerbundsrates alles ver suchen werden, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Darum muß deutscherseits mit aller Entschiedenheit verlangt werden, daß der Völkerbundsrat mit größter Beschleunigung einberufen wird und das nugesorderte Gutachten abgibt. Die Verhandlungen des Ober sten RateS haben insofern einen nicht ungünstigen Verlauf ge nommen, als England sich nicht von seinem Standpunkt hat abbringen lassen und daß es in seiner Auffassung durch die Vertreter Japans und Italien? rückhaltlos unterstützt worden ist. Wenn man diese Tatsache berücksichtigt, dann wird inan zugeben müssen, daß das Anrufen des Völkerbundsrates zum wenigsten keine Verschlechterung der Lage für Deutschland bedeutet. Der Völkerbundsrat, der übrigens nicht zu verwechseln ist mit dem .Völkerbund, unterscheidet sich allerdings in seiner Zusammen setzung nicht allzusehr vom Obersten Rat. Dem Bölkerbundsrat gehören je ein Vertreter Englands, Frankreichs, Italiens, Bel giens und Brasiliens, außerdem ein Vertreter Spaniens und ein solcher China- an, während im Oberste» Rat England, Frank reich, Italien und Japan zur Entscheidung über die oberschle- ische Frage berufen waren. ES ist also keine wesentliche Ver- chiebung, denn auch im Bölkerbundsrat wirb die letzte Ent scheidung bei den Vertretern der genannten vier Großmächte liegen. Ls wäre völlig zwecklos, sich heute in Mutmaßungen über die Entscheidung deS VölkerbunvSrateS zu ergehen. Die Mei nungsverschiedenheiten, die bei den Verhandlungen des Obersten Rates zutage getreten sind, werden auch dort wieder zum Aus trag kommen. Eine Entscheidung wird schließlich nur durch eine Majorisiernng herbeigeführt werden können. Ob Frankreich sich dem Spruch fügen wird, falls er entgegen seinen Wünschen ausfällt, das wird sich dann zeigen. Jedenfals, und darin liegt jedenfalls ein günstiges Moment für Deutschland, wird eS sich Frank reich sehr ernsthaft überlegen müssen, ob es sich dem Gutachten des von ihm selbst als oberste Instanz im Rate der Völker mit geschaffenen Völkerbundsrats widersetzen will. Die Annahme, daß Frankreich sich der Entscheidung des Bölkerbundsrates leichter fügen werde als sich dem Standpunkt Englands anznpassen, ist jedenfalls nicht von der Hand zu weisen. Das weitere wird mau also zunächst abwartin müssen. Die Verhandlungen des Obersten Rates sind, abgesehen von der oberschlesischen Frage, im besonderen insofern lehrreich, als vor aller Welt osfensicht- lich die inneren Gegensätze zwischen England und Frankreich zu tage getreten sind. Ihr Verlauf gibt aber auch denen Recht, die wie wir stets davor gewarnt habe», diese Gegensätze allzu hoch eiuzuschätzen. Stärker als alle Gegensätze sind immer noch die gemeinsamen Interessen Englands und Frankreichs; daS hat sich auch jetzt wieder gezeigt. Uebrigens würde ein Bruch der Entente zwischen England und Frankreich auch durchaus nicht im Inter esse des deutschen Volkes liegen; denn für Deutschland würden die Folge» eines solches Bruches zunächst doch nur die sein, daß Frankreich ihm gegenüber völlig freie Hand gewinnen würde. Diese Tatsache sollte inan bei uns nicht übersehen. Sv kann man auch in dieser Beziehung die Entscheidung des Obersten Rates als eine für Deutschland wenigstens nicht ungünstige ansehen. Endlich haben die Verhandlungen in Paris gezeigt, daß auch nach englischer Auffassung durchaus nicht ganz Oberschlesien bei Deutschland verbleiben sollte. Deutschland hat aber eine» voll gültigen Rechtsanspruch, den ihm die Abstimmung in Oberschlesien und sein geschichtliches und moralisches Recht auf dieses Land geben, auf das ungeteilte Oberschlesien. Deutschland Hai bisher freilich mit dem Völkerbundsrat keine allzu guten Erfahrungen gemacht. Aber die Verhältnisse haben sich doch inzwischen etwas verschoben. Die Negierungen Englands, Italiens und Japans baden im Grunde genommen den Rechtsanspruch Deutschlands «uf das ungeteilte Oberschlesien anerkannt. Die von ihnen ge machten Konzessionen waren durchaus nicht gleichbedeutend mit einer Anerkennung des Rechtsanspruches Polens ans bestimmte Teile Oberschlesiens, sondern sie waren bestimmt von dem Be« streben, einen Ausgleich zwischen den französischen Forderungen und der eigenen Auffassung. Ferner fällt ins Gewicht, daß die Volker der genannten Länder ganz zweifellos das gute Recht Deutschlands auf den Besitz des ungeteilten Oberschlesiens unein geschränkt anerkennen. Dafür ist die wiederholt in der Presse jener Länder zum Ausdruck gebrachte Meinung jener Länder ein schlagender Beweis. Gestützt auf sein gutes Recht darf das deutsche Volk hoffen auf den Gerechtigkeitssinn der Völker, bereit Wille vom Völkerbundsrat nicht ohne weitere- beiseitegeschoben werden kann. Der Präsidentenwechsel im Memeler Landesdirekkorium Der Rücktritt des Präsidenten des Landesdirektorium Altenberg hat wieder einmal di: Frage in die öffentliche Diskus sion geworfen, welche Aussichten dem Deutschtum im Memelge biet für die Zukunft erwachsen werden. Die Anstrengungen Po lens und Litauens, nach und rach für sich eiir gewisses Einfluß recht bezw. wirtschaftliche Annäherung an daS Memelgebiet za finde», sind bekannt, zumal diese Bestrebungen auch in den Brüsseler Verhandln! gen gelegentlich der Wrlnafrage erörtert wurden. Auf der einen Seite sucht die litauische Bewegring Einfluß auf die meinclländische» Kreise zu gewinnen, auf der anderen Seite will Polen entweder Memel a!S aussichtsreichen Ostseehafen für sich selber beanspruchen, oder aber Memel als AuStauschobsekt in de» Wilnrw'rhandliingen benutzen. D>e alli ierte Aufsichtsbehörde verhält sich, soweit das öffentlich zutage tritt, in dieser Angelegenhe't formell zurückhaltend, obwohl inan recht gut weiß, daß bei der französischen Freund- schast für Polen im geheimen die Neigung für eine Begünstigung der polnischen Absichten besteht. Zu einem gewissen Teil hatte man auch dem nuninrhr zurückgetretenen Präsidenten des Lan desdirektoriums den Vorwurf gemacht, daß er den dahingehenden Tendenzen n'cbt mit gebührender Schärfe entgegengetreten war. Hinzu kommt seine den der Presse eingehend behandelte Reise »ach Warschau, die in der Hanvtsack'e rein geschäftlichen Zwecken dienen sollte, obwohl in Kreisen, die eS wissen niüssen, An unsere Leser! Infolge eines Defektes in der elektrischen Stromzuführurrg, der sich kurz vor Druck legung der Sonntaanurnrner einstellte, konnte die Zeitung nicht mehr am Sonn abend herausgeneben werden. Da der Schaden voraussichtlich erst am Dienstag behoben sein wird, erscheint mit fremder Hilfe die heutige Nummer zweiseitig zu gleich mit der Sonntagnummer Heilig M Nckm Her AWe» Mszcitiiig. sehr viel davon gemunkelt wird, daß bei den ministeriellen sprechungen in Warschau auch mancherlei politische Angelegen heiten des Memelgebietes erörtert wurden. Präsident Altenberg hat ja auf Grund dieser Angriffe im Staatsrat die Erklärung abgegeben, daß er auf dem Standpunkt stehe, die unbedingte Selbständigkeit des Memelgebiries sei die einzige Möglichkeit für eine gedeihliche Fortentwicklung deS Landes und für einen Ausgleich der gegenseitigen »ai onalcn Interessen. Wenn man den Meniilländern entgegen den umlaufende» Gerüchten diese Erklärung vorhält, so sieht man dennoch vielfach recht miß trauische Mienen mit hört au? mancherlei Andeutungen dieses Mißtrauen damit begründet, daß Attenberg wohl zu lebhaft au zahlreichen geschäftlichen Unternehmungen des MemellandeS in führender Stellung beteiligt ist, die wieder enge geschäftliche Verbindungen mit Polen unterhalten. Inwieweit diese Dinge ineinanderspieleii, und ob daS geschäftliche Interesse auch m irgendeiner Weise di- politiscb.e Wirksamkeit AltenbergS beein flußt hat, läßt sich nur schwer festslelle». Jmmerhiii wird dar auf hingewiesen, daß noch wen ne Tage vor seinem Rücktritt die landwirtschaftlichen Kreise ein Mißtrauensvotum gegen Alten berg anaenommc» habe», und daß andererseits PetisnS be sonders herzliche Worte in dem Dankschreiben für Altcnberg zu finden wußte. Wie vorauSznjehen war. hat die Ernennung deS groß- litauisch-orieiitiorten Reglern,igSrats Stcputat znm Präsi denten des LandesdirektoriilinS des MemelgebieteS in deutschen .Kreisen die größte Erregung hervorgerufen. Stepntat ist ein Freund der bekannte» Nationailitancr Gaigalat und StrektzS und war bereits im vorigen Jahre io» der Tnrvba zum Präsidenten vorgeschlagen worden. Ebenso wie Gaigalat hat ancb er dem früheren preußischen Abgeordne-enhanse angehört. Seine Er nennung wird im Memellande allgemein als ein schwerer Schlag für das Deutsch: um empfunden. Beschämend Dieser Tage ging eine Nachricht durch die deutsche Presse, die man nicht anders als beschämend bezeichnen muß. Danach hätte die Sammlung kür die Oberschlesier-Hilse gerade in den lnrnriöseste» deutschen Seebadeorten a» der Ostiee in Heringsdors und Swinemünde zu iinalaublich niedriacn Ergeb nissen geführt. Heringsdors soll mir MO. Mark, Swinemünde 1500.— Mark aufgebracht haben. Wer die näheren Verhältnisse in den betresfenden Badeorten kennt, und wer weiß, welch wahn sinniger Lnrns dort getrieben wird, der wird diese? Resultat aber nicht für beschämend, sandern geradezu unerhört halten niüssen. Gibt es doch in Heringsdors seit einiger Zeit ein mit dem raf finiertesten Lnrns ausgestattetes und ganz ans ausgeklügeltes Wohlbehagen berechnetes Hotel, das seine Gäste mit Klubsesseln auügeftatteten AntoS in Berlin abhvlen läßt und sie ans dein Landwege bis an Ort und Stelle führt. Ein einziger Platz in einem solchen Auto kostet schon MO.— Mark. Wenn »ran weiter hört, daß in Heringsdors ivie in Swinemünde für ein GlaS Bier lO.-— Mark bis ll.— Mark gefordert und auch bezahlt werden, und wen» man weiter den völlig dem Berliner Nachtbetriebe angepaßten Vergnügungsrummel dieser beiden Orte kennt, dann wird dieses Gefühl der Beschämung über solche Landesgenossen nur noch verstärkt. Aber auch hie» sehen wir wieder einmal Frücht« unserer Zettl Die Sanktionen Pari», 14. August. Der Oberste Rat hat ln seiner gestrige« Nachmtttagsstßling beschlossen, dt« wtrtschafiltchm Sanktionen unter dem Vorbehalt aufzuheben. daß Deutschland am St. August leine Verpflichtungen erfüllt, das heißt eine Milliarde Goldmart bezahlt gemäß dem Ultimatum von London Nach einer Rede von Mtiitsterpräsidmt Brtand ist beschlossen worden, augenblick lich die militärischen Sanktionen betzubehalten. Pari», 11. August. Wie die HavaSagentur meldet, sind die Bedingungen, unter denen der Oberste Rat beschloß, dl« wirtschaftlichen Sanktionen vom lS. September ab aufzuheben, falgende: 1. Am »l. Nuaust lvtrd die Milliarde Goldmark völlig von Deutschland bezahlt. z 2. ES wird ein interalliierter Organismus pebtlde zur Ueberwachung der Erteilung von Einfuhr» Bewilligungen für Maren die nach dem Rheinland« gehen. Die Kommission in Koblenz wird ein UebergangS« regtme auSarbetten. 8. ES wird ein« Kontrollkommission gebildet. Die rsolirrte Lage Frankreichs Paria, 11. Aunist. Havas verb'-itet folgende Er.lärmisik Die Verweisung der Frage der Teilung Oberschlesien» an den Vol- keibundsrat wurde in französischen Konferenzkrcisen oünstig auMiionmcn, die ihre w rklicüe Befriedigung darüber zum Ausdruck bracht-", daß d'ese bcikle und vcrw ckelte Frage so an? dem Bereiche ibrcr Besor nssse entschwinde. In der Tat standen sich auch nach viertägiger Beratung die englische und die französische Auffassung scharf einander acaeniiber. D> Lage schin am Donnersiag durchaus verfahren, da sowobl Italien wie auch Japan sich znm englischen Krcnzentwttrfe bekannten, während Frankreich allein ie n' Gegner schaft «»'recht erhielt, weil eine solche Grenz'ührung für Polen ein wahrer Hohn aus jede Gerechtigkeit wäre. Trotz aller Gründe, die ihm keine Ha'tung zur gebiete,iichen Pflicht machten, konnte Frank reich sich doch nicht dem Vorwürfe ausutzn«, nur durch seine Hart näckigkeit daS Merk dcS Obersten Rates zum Scheitern gebracht zu haben. Bliand war der N-ber-eugung, man müsse ans der Sack gasse herauSkommen, in die der Oberste Rat sich Verfahren batte, um z» vermeiden daß Frankreich ganz allein daüebe. Daraus erklärte er sich mit dem Schiedsspruch deS VölkeibundSratc? einverstanden. Zur Nlisrechterhafluiig der Ordnung b S zur Entsibe dnng und sodann zur Dnrchkührnng der Entscheidung selbst werden Frankreich. Enckand und Italien Verstärkungen entsenden, dabei auf den Standpunkt zurnckgreisend, den tue französische Diplomatie bereit» vor den, Zu sammentritt des Oberst-» Ra'eS vertreten hatte; mii andere» Worten: Jnmarichsehung neuer Trupp-n noch vor der Lößnig. Um die ganz« kößiug nochmals z»sammensasscn, kann ge'agt werden, daß da» vom Obersten Nat angenommene Verfahren zu einer Entscheidung führe» wird, die durchaus unparteiisch ist und von keiner Leite angefochten werden kann. Der Oberste Rat und die Leipziger Prozess« Paris. 11. August. Havas berichtet über die Debatte wo gen der KriegSbeschuldigten: Der englische General staatsanwalt erläuterte seine Eindrücke über die verschie denen englischen Fälle und über die in Leipzig gefällten Ur teile. ES gebe drei Möglichkeiten: 1) Man könne auch neue Fälle dein Leipziger Gericht vorlegen; 2) inan könne ans den Friedensvertrag zurückgreifen und die Auslieferung verlangen; 3) jeder könne in seinem Lande die deutschen Kriegsbesclnildigten in contuniaeiam vernrteflen lassen. Außer in einem Falle hätten die Engländer keine Klage über den Leipzig Gerichts hof vvrzribringen. Der belgische Minister des Aenßer» Jasper erläuterte dann kurz, daß der einzige Fall, der von Belgien dem Leipziger Gericht unterbreitet wurde, der Fall Ramdohr, in Bel gien große Erregung hervorgernsen babe. Die Berichte der belgische» Delegierten, die diesem Urteilsipruch bcigewohnt Hütten, lanteien außerordentlich ungünstig. Nach der Anklage rede de-s Staatsanwalts und nach der Zeiigenvernchninng habe man allgemein eine Verurteilung erwarten können. Jasver kriti sierte scharf den Freichrnch; das belgische Parlament habe sich mit der Angelegenheit beschäftigt und beschlossen, den Fall Rain« dvhr dem Oberste» Rat vorzulegen. Jasper betonte, es sei not wendig, daß die Alliierten ihre Entscheidung in dieser Frage ein stimmig treffen. Briand sprach über die von Frankreich dem Leipziger Ge richt unterbreiteten Fälle und s ch l n g vor, der englische Gene- ralstaaisanwalt und hohe französische, belgische und italienische Jnstizbeainte sollten die bisher nbgenrteilten Fälle prüsen und dem Obersten Nat ihren Bericht vorlegen. Ter Oberste Rat werde sich dann darüber ciussprechen. Die betressenden Beamten sollten gleichzeitig beaustragt werden, Anregungen über die künftig ein- znschlagende Haltung zu geben. Inzwischen wird, wie HavaS wei ter berichtet, dem Leipziger Gerichtshof von den Alliierte» kein weiterer Fall vorgelegt werden und die Alitierten werden gegen die erfolgten Urteile keinen Protest erhebe». Paris. 11. Angust. Die Entschließung, die der Oberste Rat gestern vormittag in der Frage der KriegSbeschnldig- te» gefaßt bat, lautet wie folgt: Entsprechend der Note der alliierten Regierungen vom 7. Mai 1020 an den Vorsitzenden der dentschen FriedcnSdclegation wird eine Kommission eingesetzt, die dem Obersten Rat ihre Ansichten über die Ergebnisse der von» Reichsgericht i» Leip zig eingeleitcte» Versahren sowie über die von diesem Gerichts-« Hof in Sachen derjenigen Personen, deren Auslieferung auf Grund von Artikol 828 deS FriedensvertrageS von den Regierun gen gefordert wird, gesprochenen Urteile Mitteilen soll. Die Kommission soll auch Vorschläge einreiche» über die künf tig im Hinblick auf die Anwendung der Artikel 228 bis 230 des Friedensvertrages einziliichmende Haltung. Diese Kom mission wird anS Vertretern Frankreichs, Englands. Italiens und Japans bestehen, und jedes dieser Länder soll die Möglichkeit haben, sich durch zwei Delegierte vertreten zu lassen.
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