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Wilsdruffer Tageblatt : 23.04.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192104236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210423
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1921
- Monat1921-04
- Tag1921-04-23
- Monat1921-04
- Jahr1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 23.04.1921
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Fernsprecher Wüs-ruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend postscheckksiüo Leipzig LS624 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen -er Amtshauptmannschast Meißen, -es Amtsgerichts Wilsdruff, -es Sta-trats zu Wils-ruff, -es Forstrentamts Tharaudi Werleger <»k Dr»rker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Herma«« Lässig, siir de« Inserateutell: Arthur Zschunke, Heide in Wilsdruff- Nr. 94 Sonnabend den 23. April 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil. der! Abschnitt der Landesfettkarte und aut die Krankenbutlerkarten werden auf die Zeit vom 25. April bis 1 Mai 1921 50 A Butter avSgcgeben. Meißen, am 21. April 1921. Nr. 411 IIO KommunalverSaud Meißen-Land. NKOLch« haben im „Wilsdruffer Tage blatt", das einen weitver zweigten u. kaufkräftigen Leser kreis besitzt, große Wirkung. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Reichsminister Dr. Simons wird voraussichtlich schon «n Dienstag im Reichstag über die neuen deutschen Vorschläge sprechen. * Der preußische Landtag wählte am Donnerstag mit 227 von 371 abgegebenen Stimmen Stegerwald erneut zum Mi nisterpräsidenten. 100 Stimmen entfielen auf den Mehrheits sozialisten Braun. * Seit dem Waffenstillstand haben bisher schon über 120 000 Deutsche Elsaß-Lothringen verlassen oder verlassen müssen. * Der frühere Staatssekretär von Elsaß-Lothringen, Baron Zorn von Bulach, ist in Straßburg i. E. gestorben. * Die Interalliierte Plebiszitkommission hat ihre Arbeiten über das Abstimmungsergebnis abgeschlossen. Sie wird in den nächsten Tagen dem Botschafterrat ihre Meinungen über das Ergebnis und ihre Vorschläge über seine Auswertung vor legen. * Die griechische und die serbische Regierung haben die Er hebung der 50-Prozent-Abgabe aus deutsche Waren beschlossen. * Oberst Harwey, Redakteur der Zeitschrist .Harwevs Weellv", wurde vom Präsidenten Harding zum Botschafter in England ernannt. Zwangsvollstreckung. Nach der Londoner Konferenz trat der französische Ministerpräsident Briand mit einem neuen Plan her vor, der die Möglichkeit bieten soll, von Deutschland die geforderte Kriegsentschädigung einzutreiben. Er erklärte, die Entschädigung müsse und könne von den deutschen In dustriellen eingezogen werden. Die Antriebe zu dieser Idee sind zweifellos die hohen Gewinne gewesen, die aus den Abrechnungen der deutschen Industrie im vergangenen Jahre zu ersehen waren. Nun werden diese Gewinne von den Vertretern der industriellen Interessen selbst und ebenso von manchen volkswirtschaftlichen Fachmännern als zweifelhaft hingestellt, nicht als günstige Erscheinung, sondern als Folge der Valuta- und Papiergeldverhält- nisse. Davon aber abgesehen, erheben sich gegen den Briandschen Plan der Haltbarmachung der deutschen In- dustrie schwerste Bedenken. Würde es sich nur um eine privatrechtliche Eigentumsverschiebung handeln, so würde damit die Erzeugungskraft der deutschen Wirtschaft an sich nicht gestört. Eine solche Beschlagnahme deutscher Ver mögenswerte soll aber nach der in Paris wiederholt ge äußerten Anschauung nicht nur eine Sicherung bedeuten, sondern die Erträge der verpfändeten Werke und wirt schaftlichen Hilfsquellen den Gläubigern Deutschlands zu leiten. Das würde in der Tat eine „Zwangsvollstreckung* sein. Es machten sich aber auch deutsche Stimmen bemerk- bar, die für einen Zugrifs auf die Leistungsfähigkeit und Heranziehung der Industrie zur Wiedergutmachung ein- ttreten. So befaßte sich im besonderen der Großindustrielle Arnold Rechberg mit dieser Materie. Es wurden Vorschläge laut, nach denen ein Drittel der Anteile aller industriellen Unternehmungen auf das Reich überzugehen habe. Dieses Drittel würde vom Reiche der Entente über eignet als Ausgleich für die Kriegsschulden. Die Entente ihrerseits veräußere diese Drittel-Anteile im einzelnen, in dem sie diese an Privatunternehmer ihrer Staatsange hörigkeit abgebe, so daß z. B! ein Spinnereiunternehmei in England oder in Frankreich ein Drittel der Anteile an der einen oder der andern deutschen Spinnerei erwirbt usw. Rechberg führt aus, daß das Erträgnis der ge samten deutschen Industrie im Jahre neun Milliarden Goldmark betrage, so daß das an die Entente abzulie fernde Drittel gleichzusetzen wäre mit einem jährlichen Er trägnis von drei Milliarden Goldmark, und diese jährliche Einnahme von drei Milliarden Goldmark kapitalisiert zu 5 Prozent, ergibt 60 Milliarden oder, aus 42 Jahre umge rechnet, mit Zins und Zinseszins 250Milliarden Goldmark. Von anderer Seite, so von dem Besitzer des großen Berliner Warenhauses Oskar Tietz, wird dieser Lösung ein „Unmöglich* entgegengehalten. Wer ein Drittel der Anteile, z. B. bei Aktiengesellschaften, besitze, habe in der Regel schon die Majorität und das Versügungsrecht über das Unternehmen, denn bei der Generalversamm- , lung eines Unternehmens seien höchst selten zwei Drittel der Anteile vertreten. Aber wenn dies auch der Fall sei, könne der Besitzer eines Drittels der Anteile den Resi leicht hinzu erwer. cn, so daß er die Mehrheit und damit die Möglichkeit gewinne, seinen Willen durchzusetzen. Bei dem zweifellosen Rückgang des Verbrauches an Industrie- Produkten und Handelswaren in ganz Europa müsse ein großer Teil industrieller Unternehmungen zur Stillegung verurteilt sein. Habe die Entente die Mehrheit der An- teile der deutschen industriellen Unternehmungen und damit das Bestimmungsrecht über sic in Händen, so würden die deutschen Kartelle und Jnteressenaemeinfchaftrn von europäischen avgelöst werden. Diese würben die Er zeugung nach allgemein europäischen Gesichtspunkten be schränken. Die weniger geeigneten Unternehmungen würden stillgelegt, die Güterherstellung in den andern be wirkt. Dabei entstehe die Gefahr, daß ganze deutsche Industriezweige ins Hintertreffen und ihre Arbeiter in Bedrängnis geraten: daß zum Beispiel die deutsche Textil industrie bis zu einem gewissen Grade zugunsten von England und zugunsten det im Kriege stark vergrößerten amerikanischen Baumwollindustrie ausgeschaltet werde oder die deutsche Farbenindustrie zugunsten ihrer neuen Konkurrenz in den alliierten Ländern. Da auch in Frankreich die Idee eines Übergangs der Mehrheitsanteile der deutschen Großindustrie an Vie Alliierten ins Auge gefaßt und als ausgezeichnet be trachtet wird, stellt wiederum Herr Arnold Rech berg fest, es sei für die Franzosen, wenn sie sich an der deutschen Industrie beteiligen wollen, von allergrößtem Interesse, daß die Leitung der deutschen Industrie inden Händen der deutschen Industriellen bleibt. Wenn sich die deutsche Industrie zu einer von der ganzen Welt anerkannten und zuweilen beneideten Leistung er heben konnte, so ist der wesentliche Grund dafür in den un gewöhnlichen Fähigkeiten der deutschen Industriellen zu suchen. Die deutschen Jndustrieintelligenzen würden aber selbsttätig aus der deutschen Industrie ausgeschieden wer den, wenn die Beteiligung des Auslandes an der deut schen Industrie über eine gewisse Grenze stiege. Rechberg hält übrigens eine Beteiligung der Alliierten an der deut schen Industrie mit noch weiteren Leistungen Deutschlands für unvereinbar. Durch anderweitige Leistungen Deutschlands würde nämlich gerade die deutsche Industrie belastet werden, und damit wäre auch der Wert ausländi scher Beteiligungen an der deutschen Industrie vermindert. Soweit der Meinungsgegensatz, zu dem das deutsche „Sachverständigengutachten über die wirtschaftlichen Wir kungen der Pariser Beschlüsse* ebenfalls einen beachtens werten Beitrag gibt. Es fagt: Durch fortgesetzte Übertra gung von Wertschriften und dinglichen Rechten (Anteil scheinen, Aktien usw.) würde das Eigentum an deutschen Produktionsmitteln allmählich aus die Gläubiger über gehen. Dann würden jedoch die Gläubiger ihre Renten wiederum nur in deutschen Umlaufsmitteln erhalten und der Nachteil entstehen, daß die deutsche Arbeitskraft, wenn sie für fremde Unternehmer einzusetzen ist, erschlafft. Wie auch die Entwicklung lausen möge, für unsere lei tenden und entscheidenden Stellen ist es geboten, allen Ein fällen, die aus dem Dunstkreise der Briandschen Um gebung herausschnellen, mit allergrößtem Mißtrauen zu begegnen. Denn solche Einfälle zielen nie auf einen wirk lichen Ausgleich hin, sondern verdanken ihr Lebendigwer den lediglich dem rücksichtslosen und zum großen Teil per sönlichen Aneignungswillen der französischen imperialisti schen Beutepolitiker. Das hat der bisherige Gang der Dinge genügend klar gemacht. Briands Vorschläge für Ayihe. Einführung eines Nuhrkohlenzolles. In einer halbamtlichen Havasmeldung heißt es: „Während der Begegnung in Lympne wird Briand Lloyd George den Plan vorlegen, den die besten Köpfe Frank reichs für den Fall ausgearbeitet haben, daß Deutschland bei seiner passiven Resistenz beharrt. Dieser Plan ist ein Niederschlag der fünf Berichte, die von den verschiedenen Sachverständigen ausgearbeitet wurden. In großen Zügen enthält er unter anderem zugunsten der Reparationskontos die Erhebung eines Zollaufschlages von 50 bis 70 Franken pro Tonne Kohle, die aus dem Ruhrgebiet kommt. Der Ertrag der Bergwerke wird dem deutschen Perso nal überlassen bleiben, das aber von französischen Ingenieuren überwacht wird, die auch die Verteilung übernehmen. Deutsch land wird kein Interesse daran haben, die Kohlenförderung zu hemmen, da es ja die Verfügung Über die Kohlen erhält. Außerdem sind Erleichterungen zum Bezug von Lebensmitteln für die Bewohner der besetzten Gebiete vorgesehen. Man schätzt, daß der Ertrag der Kohlend rg oerke immer noch 75 Prozent der früheren Förderung von 275 Millionen Tonnen jährlich ausmachen wird. Diese einfachen und praktischen Maßnahmen — sagt Havas weiter — wurden von Le Trocquer und verschie denen Stellen des Arbeitsministeriums ausgearbeitet. Sie wurden einem von dem Minister Loucheur befürworteten Vorgehen vorgezogen, das wohl einschneidender, aber auch viel schwieriger in seiner Durchführung gewesen wäre. Letzterer Entwurf sah die Übernahme des Betriebes durch die Verbaudsrcgierungen für alle Industrien im Ruhr gebiet vor, also nicht nur für die Bergwerke, sondern auch sür die Eisenwerke, Textilfabriken und ähnliches mehr. Zu der Abgabe auf die Kohlenförderung werden noch andere Zahlungsmittel kommen, z. B. Beteiligung an den In dustrien, Abgaben auf die Ausfuhr und die ausländischen Werte, die als Bezahlung für die deutschen Kohlenliese- rungen nach dem Auslande eingehen werden usw. Dieser Plan wird in seiner Gesamtheit unter der Leitung eines Ober-Zivilkommissars zur Durchführung gelangen.* Volksentscheid und Volksabstimmung. Das Überparlament. Der Entwurf über Volksentscheid, Volksabstimmung uno Volksbegehren, der dem Reichstage vorliegt, gibt dem deutschen Volke neue wichtige Rechte und schafft gewisser maßen neben dem Parlament noch eine Oberinstanz. Das Volk wird zum Oberrichter ausgestellt bei Streitig keiten zwischen den gesetzgebenden Faktoren (Reichspräsi dent, Neichsrat, Reichstag), es darf Gesetze begehren, es kann Maßnahmen des Reichstages durch Abstimmung einer Kritik unterziehen, es entscheidet in letzter Instanz über die Absetzung eines Reichspräsidenten. Geschaffen wird die unmittelbare Volksgesetzgebung in den Formen des fakultativen Referendums und der Initiative. Selbst Verfassungsänderungen können einer Volksentscheidung unterworfen werden. Der Volksentscheid geht in den Formen der Reichstagswahl vor sich, indem über die zu schlichtende Frage mit „ja* und „nein* abgestimmt wird. Beim Volksbegehren hat eine Stimmabgabe durch Ein tragung der Unterschrift in Listen vor den Gemeindebe hörden zu erfolgen. Haben bestimmte Kreise also gesetz geberische Wünsche, so stellen sie einen Zulassungsantrag beim Reichsminister des Innern, der mindestens 5000 Unterschriften tragen muß. Die Prüfung dieser Unter schriften unterliegt den Gemeinden. Wird der Antrag zu gelassen, so erfolgt die Abstimmung, die für Volksbegehren vorgesehen ist. Stimmt ein Zehntel aller Stimmberech tigten für die Einbringung eines bestimmten Gesetzes, so ist das Gesetz dem Reichstage vorzulegen. Nimmt der Reichstag das Gesetz nicht unverändert an, so entscheidet das Volk durch Volksentscheid. Die Schweiz und Nordamerika haben zwar ähnliche: Gesetze, doch werden sie nur ganz selten angewendet. Man nimmt übrigens auch in parlamentarischen Kreisen an, daß in Deutschland Volksentscheid und Volksbegehren nur im äußersten Notfälle anzuwenden sind, weil fonst die politi sche Erregung des Volkes immer neue Wellen schlagen würde. Artikel 73 der Neichsverfassung hat dem Volke das Recht der eigenen Entscheidung über die Faktoren der Gesetzgebung verliehen und dabei vorausgesetzt, daß kein Mißbrauch getrieben wird. politische Rundschau. Deutsches Reich. Interpellation über die äußere Lage. Die deutschnationale Reichstagsfraktion hat folgende Interpellation eingebracht: „Wir ersuchen den Reichs kanzler um Auskunft über die äußere Lage und über die von der Reichsregierung in den letzten Wochen aus dem Gebiet der äußeren Politik unternommenen Schritte * Zwei Dementis. Die Reichsregierung hat seit Friedensschluß ohne Zu stimmung der Entente überhaupt kein Gold weder in Bar ren noch in Münzen ausgesührt, noch kann sie dies. Die Nachricht französischer Blätter, wonach sich die deutsche Re gierung an die tschecho-slowakische Regierung um Vermitt lung in der Reparationsfrage gewandt habe, ist ebensalls unzutreffend. Vorarbeiten für ein Konkordat. Wie aus München gemeldet wird, hat der Papst dem Ministerpräsidenten v. Kahr eine Plakette in Silber, das Bild des Papstes, geschenkt. Die Verhandlungen Bayerns mit dem heiligen Stuhl, die auf Wunsch und mit Unter stützung der Neichsregierung geführt werden, sollen um so eifriger gesäuert werden, als sie zugleich Vorarbeit und Beispiel für das künftige Konkordat zwischen dem Reich und dem Vatikan sein sollen. Die Schwierigkeiten seien nicht unerheblich, die glückliche Lösung aber kaum mehr zweifelhaft. Kriscnstimmung Sei den Kommunisten. Im Fettdruck veröffentlicht die Zentrale der V. K. P. D. in der „Roten Fahne* einen langen Aufruf: „Wahrt die Parteidisziplin!" Unter Anlehnung der Einberufung eines außerordentlichen Parteitages werden die mit Paul Levi sich solidarisierenden Parteimitglieder Klara Zetkin, Braß, Däumig, Kurt Geher, Adols Hoffmann, Eckert, Maltzahn und Paul Neumann, soweit sie Parlamentsmit glieder sind, aufgefordert, die Ausübung ihres Mandats bis zur nächsten Sitzung des Zentralausschusses einzu-
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