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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050705021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905070502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905070502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-05
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VezugS-PretS tu der HanvterpediNo« oder deren Au-qad»- «bpiholt: vi^teljährUck 3.—, bet »wetmalt«« täglich«, Znstrll»», in« Haas 3.73. Durch di« Pos, bezogt, für Deutsch land u. Oesterreich vierteliührltch ^t 4.30, für dir übrigen Länder taut Zeitunq-preitlist«. Dies, »uftet aus allen Bahnhöfen and III I bei den MtungS-Brrkäuseru Vtedaktion und Orpedittua, tü3 Fernsprecher L2Ü Iohannt-gasie 8. dauvr-Flltal« Dresden» Marirnstrahe 84 lAernsprrcher Amt l Nr. 1718), t»ai,pt»Ftltat» Berlin i LarlDonckir, Hrrzat.Bayr.tzofbuchbandlg, Lützowstrab« 10 Dernsprech« Amt VI Nr. 4808), Abend-AnSgabe. MiMcr Tageblatt Handelszeitung. Amlsklatt des Äönigl. Land- und des H'önigk. Ämtsgerichtes Leipzig, des Aates und des Notizeiamles der Ltadl Leipjig. Nuzetgev-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2V Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeige», Geschäftsanzrigru untr» text ob« mi besonder« Stell« nach Tarif. Di« 4 gespaltene Reklamrzeil« 78 4. Sunabmeschiuf, für Uuzrigra. >b«,».Au4gad«. »ormittag« W Uhr. Vk,rg«u-Lu4gab« nachmittag« 4 Uh» Auzetge, sind stet« an di« Expedition zu richtrm OrtrO-vetlagrn luur mU d« M,rg«»- Aulgab«) aoch besonder« v«rriad«ru»g. Die OrprdUis» isi Wochentag- ununterbrochen g«Sssn«1 va» früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck and Verlag von L Pol» tu Leipzig Hnh. vr. R. S W. »linkhardtj. Herautgebcr, Victor KItnkhardt. Nr. 337. > ...I. va« Aicdtigrte vom Lage. * Die große Hitze fordert in ganz Deutschland Opfer. Besonders in den Großstädten nehmen die Er krankungen (Hiyschlag, Dysenterie usw.) und die Kinder sterblichkeit in abnormem Maße zu. (S. Vermischte«.) * Vom Gordon Bennett-Rennen ist bi« 2 Uhr nachmittag« noch keine Meldung über da« Resultat der 1. Rund« eingelausen. Man nimmt an, daß da« Rennen nur unter großen Schwierigkeiten gefahren werden konnte. (S. Souverartikel.) * In Fiume trifft am 20. Juli da« englische Mittel m re rgeschwaver zu fünftägigem Aufenthalte ein. Erzherzog Stefan empfängt e« im Namen de« Kaisers. * Das englische Unterhaus nahm gestern die dritte Lesung des Gesetzes an, das der Kommission zur Unter suchung der Unregelmäßigkeiten bei den KriegSlieserungen für Südafrika besondere Machtbefugnisse zuerkennt. * DaS russische Geschwader hat die Verfolgung des „Po Irinkin" ausgenommen. Ein Torpedoboot dieses Ge schwader« ist in Constantza eingetroffen. In Sewastopol soll die Besatzung de« Schlachtschiffes „Tri Swjatitclia" gemeutert haben. Admiral Krieger hat den „Pobje- donowszew" nach Sewastopol geschafft. (S. den Artikel.) * Präsident Roosevelt ist von Ovstrrbay nach Cleve land abgrrelst, um der Beisetzung Hay'« beizuwohnen. * Zum australischen Premierminister ist an Stelle Reids Deakin, der Führer der Gegenpartei, dessen TadelS- amendement durchgegangen war, berufen worden. Di» Annahme «Irr Separalionrvorlage. Ucber die Annahme der französischen Trennungsvorlage, die gestern durch den Senat an «inen Ausschuß von 18, noch zu bizeichnenven Mitglied«»« v«rwiesrn worden ist, wird uns aus Pari« geschrieben: Die gesamte Srparationsvorlage hat eine Mehrheit von 108 Stimmen gefunden, und in der „Humanils" setzt Herr Br 1 and, der vrrdirnstvoll« Berichterstatter, auseinander, daß d«r Senat da« Gesetz noch bi« zum 1. Januar lSV6 in unveränderter Form genehmigen müsse. In diesem Verlangen macht sich die Furcht geltend, raß gegen die Beschlüsse die extremen Radikalen unter Führung des Srnalor« Co indes von neuem mobil machen, daß da« Gesetz rntstrllt, an Vie Kammer zurückverwiesen wird und kann in den OrkuS sinkt. Herr Briand >st berechtigt, die Taktik anzuorvncn; denn ihm persönlich, nicht minder dein Verschwinden des Combeö-Ministeriums, ist der äußere positive Erfolg zu danken. Seine dialektische Bildung, sein« Mäßigung und seine Kenntnis des Gesetzes haben ermög licht, daß das Kommando üd«r Vie Mehrheit von IaureS auf ihn überging; er hat mit Klugheit di« unehrlich« In transigenz bekämpft, wie «r sie auf dem Parteikongreß von Rouen bekämpft hatte. In seiner Schlußrede hat rr gegen drn dilatorischen Antrag Raiberti ans« geführt: „Die Kammer muß sich ihrer Verantwortung bewußt sein. Will man das Gesetz nicht, so soll man es ablehncn; aber man soll keine VerzÜgerungSmittel gebrauchen. Der Vorschlag des Herrn Raib«rti bezweckt nicht» Geringeres, als da« Geictz bi« zur nächsten Lrgi«laturperivde zu ver schieben. Das Gesetz ist durch die Politik de« Heiligen Sluhle« h«roorgeruf«n worden. Die Separation war k«in Feuilleton. iz, Vie beiden tjallermunds. Don A. Dom. »tachdruct verboten. Ter Lärm der Kinder verstummte plötzlich, als Loni in ihren Gesichtskreis trat, und im gleichen Augenblick rief hinter Loni eine jugendlich srisckfe, fröhliche Männer stimme: „Ist es erlaubt, Cousine? Ihre Donna ist hier, um mich in aller Form zu melden, oder nicht zu melden; aber ah, Pardon, ich wußte nicht , ich glaubte Sie mit den Kindern allein — und — ". Loni erkannte den österreichischen Edelmann trotz dek eleganten Zivil«, welches er heute trug, sofort wieder und erwiderte seine höfliche Verbeugung. Er küßte der Gräfin die Hand und als er sich zu ihr niederbeugte, hing sich der kleine Ditti an seinen Halb, so daß er den Knaben mit hoch zog und ihn sich geschickt auf die Schul tern schwenkte, wo Ditti hell jauchzend ohne weitere« seinen, Freund in die wohlfrisierten Haare fuhr. Und wahrend er übermütig mit den, Knaben durch da« Zim mer tobte, zupfte Ulla am Kleide ihr«r Maina. Diese richtete sich etwa« mehr au« ihrer liegenden Stellung auf, schlang einen Arm um Ulla« Schulter und sagte mit Mittwoch 5. Juli 1905. 89. Jahrgang. Zwang. E« mußte etwa« Vorfällen, damit dieKammer für st« stimmt. Wir haben auf die Prüfung der Reform die ganze notwendige Zeit verwandt. Wir haben kein Vorurteil gehabt unv uns besorgt gezeigt, die Reform für alle Katholiken des Lande« annehmbar n machen. Sie wollen die Katholiken des Lande« aufr- a, aber Sie tu« da« vergebens- Können Sie diesen Feldzug aus dem Gesetze selbst herleiten? Da» Gesetz ist liberal. Es ist ein Gesetz der Freiheit, das di« Kammermajorität ehrt. Der Fort schritt vollzieht sich nicht durch einen Faustschlag in« Antlitz der Gegner. So ist meine Manier nicht. In den schwie rigen Umständen, unter denen wir diese Reform bewerk stelligt haben, hatten wir die Pflicht, Bedingungen zu wählen, die di« Republik keinesfalls erschüttern konnten. Wir lassen den Katholiken, den Protestanten, den Israeliten, waS ihnen gebührt. Wir geben d«n Assoziation«» mehr Areihrit, al« da« Gesetz von IVOt drn gewöhnlichen Asso ziationen giebt. Wir haben ein vernünftiges, annehmbare«, vrn Interessen de« Lande« «ntsprrchende« Gesetz gemacht. Kann die Kirche ohne da« Konkordat, sich nicht ent wickeln, so beweist da« nur ihren Tod." Eine dreifache Salve begrüßte Briand; di« Affichirung der Rede wurde mit l07 Stimmen Urberschuß bewilligt. Auch Paul DeSchanel beteiligte sich an der Gratulation; er nannte baS Gesetz, daS ein Werk de« Hasse« unv der Lrivenschast habe werden können, da« Resultat einer „Reihe glücklich«! Transaktionen". Diese« Lob hat einen bitteren Nachgeschmack; e« be zweckte, di« Gruppe Combrö an dir Kämpfe um den vierten Artikel der Vorlage zu erinnern, drr das Eigen tumsrecht drr Kultgenossenschaftrn an drn Kirchengütern zu gunsten der offiziellen Genossenschaften ordnete und deshalb im Sinne de« Klerus entschied, waS drn Klrru« hatte zerstören sollen. Drsglrichrn ist vor wenigen Tagen ein Antrag L« Roy durch Briand zurückgewiesen worden, wonach den Geistlich«» 1» ihre» B«zirl«n der Zutritt zu den öffentlichen AeUttern verboten sein sollte. Unv noch zuletzt hat man drn alb«rn«n republikanischen Kalender Görault - Richard« den „Atheisten" zum Harm verschwinden lassen. (Hier durch wtrd die falsche Paris«! Depesche de« „L. Ä.", die wir im Morgenblatt mitgeteilt hatten, berichtigt. D. R«v.) Die Enttäuschung hallt aus den radikalen Zeitungen wider. So meint die „Action", Vas Gesetz schwäche die Kirche nicht, sondern stärk« sie; e« ist im Prinzip di« nämliche Polemik, deren sich auf der Rechten der „Gauloie* bedient. In der „Petit« RSpublique" beschwört Gsrault- Richard via Senat, seine Disziplin und Entsagung«- kraft zu erproben, damit nicht die Generalwahlen Vie republikanisch«» Parteien und ihre Abgeordneten brs«itigen. In der „Rbpublique Franyaise" wird auf Gambetta und Ferry angespielt, die den Tag brr Trennung von Kirche und Staat für einen Unglückstag erklärt hätten; nun müsse sich zeigen, ob ihre Wahrsagung irrig sei oder nicht. Wer den Inhalt d«r Vorlage kurz zusammtnzufassen sucht, wird einigen Schwierigkeiten begegnen; die Tendenzen laufen durcheinander, und alles hängt vorerst von der Praxis des Staate« ab, der da« Aufsicht-recht besitzt, drr tolerant, töricht oder perfiv sein kann, je nach drr Eigenart der Minister. Da« Kullu«budg«t hört auf; aber die Wahl drr Päpste unv Bischöfe hat fortan die Republik nicht zu kümmern, der Vatikan schafft sich seine Armee, und auch hier ist lchon erwähnt worden, welche Rolle er den Ordensgeistlichen zugedacht hat. Wichtig ist der «lst» Artikel, der di« Einräumung der Kultgebäud« an die Kultgenossenschaftrn widerruft, fall« die Genossenschaft aufgelöst wird, fall« der Kult sech« Monate lang unterbrochen ist, falls die Gebäude vernachlässigt oder ihrem rein reli giösen Zwecke entfremdet werden; dann soll der S«aat«rat «inschreiten und sperren. Dir erzbischöfliche» und bischöf lichen Paläste w«rdea den religiösen Gemeinschaften zwei Jahre, die Seminarien und theologischen Falkultäten fünf Jahre vom Erlaß des Gesetze« an noch vergönnt. DaS Unterrichtsministerium stellt ein Register einschließlich der künstlerisch oder historisch wertvollen Gebäude her; die Gebäude sind unveräußerlich und nicht übertragbar, für die Kunstobjekt« haben Kultgenossenschasten, Gemeinden, Museumsvereine und Staat ein gleich?« Vorkaufsrecht, sie dürfen nicht außerhalb Frankreichs gebracht werden. Jedes Mitglied einer Kultgeaossenschaft kann jederzeit austreten. Die Genossenschaften nehmen Gebühren und bilden Rücklagekassen; wenn die Gelder eine gewisse Höhe übersteigen, müssen sie der staatlichen Deposttenkasst au-geliefert werden. Prozessionen und Glocken werden geduldet; di« religiösen Handlungen werd«» kontrolliert, Beschimpfungen durch Kultus diener und aufrührerische Agitationen wrrden schwer bestraft. In diesen Strafartikeln 28 bi« 33 ist die polizeiliche Drohung involviert, di« drn Kulturkampf erzeug«» müßte, wenn die beivenMächte, Staat und Kirche, durch Ultras sofort gegeneinander getrieben lvürden. Den Tradi tionen Roms wären Heimlichkeit unv Diplomatie gemäß; r« hat unendlichen Krrdit noch in der Reserve. Bon Pius X. — und dem Senat — hängt «S ab, ob Krieg entbrennen und der Protrstbrirf der französischen Kardinäl« Perraud, Labourä, CoulliS, Richard, Lecot sich bewahrheiten oder der Kampf hinter der Front auSgefochten werden soll. ver -Utkrltwa in oruircd - Silamrl attilra. * Wir di« Hottentotten in Deutsch. Düdwestafrika es möglich machen, ihren Wid«rstand gegen die deutschen Truppen so lauge fortzusetzen, da« wird nach Aeußerungen erklärlich, dir «in au« dir Kalahari in Windhuk «iugetroffener Händler in den „Windhuker Nachrichten" macht. Danach brachten die Hottentotten ihr« Weibrr unv großen Viehbestände gleich nach Ausbruch d«r Feindselig keiten (Witboi-Aufftand) an schwer zugänglichen Stellen auf englisches Gebiet in Sicherheit. Dorthin begeben sich von Zeit zu Zeit die Manner, kehren inS Schutzgebiet zurück und tauchen an Orten auf, wo man si« am aller wenigsten vermutet. Die Weiber unterhalten einen scharfen Spionagedienst und wissen über die Bewegungen der deutschen Truppen stet-Bescheid zu geben. Daß Hendrik Witboi auf englischem Grbiete Munition einhandelt, wird von dem Händler bestätigt. Der in den amtlichen Mitteilungen aenannl« Händler Laru (drr Mann heißt Le Roux oder Veroux) ist jedoch der Lieferant nicht, weil rr keine hat, wohl aber dir Eingeborenen. Den englischen Behörden soll diese« Treiben bi«her nicht bekannt gewesen sein. Die Engländer sollen sich Überhaupt zu den Aufständischen anvrr« verhalten, als man allgemein annimmt; sie denken nicht im entferntesten daran, den über die Grenze Kommenden so ohn« wettere« Schutz angrdtihen zu lassen. (?) 6e«sinate« In ftnrrlantk. Da» Asrsarenschiff. Die Fahrt der Meuterer aus dem „Polemkin" ist in drr Weltgeschichte ohne Beispiel. Meuternde Truppen Hal es bei nahe in allen Feldzügen vergangener Kricgsepochen gegeben und selbst die Vorfälle der ersten französischen Revo lution, di, unter anv«rem auch zur gewaltsame, Umtaufung der französischen Kriegsschiffe geführt haben, sind der Vergessen heit anheimgefallen; aber alle bisherigen Erri'nisse dieser Art waren entweder Cinzelsalle, die bald unterdrückt wurden, oder es waren die neuen Machthaber, deren erste, wen» auch ungesetzliche Regierung-alte in die Form solcher Manifestationen gekleidet waren. Ni« aber bat ein ganzes Geschwader von Kriegsschiffen die strafende Staatsaktion gegen zwei Rebellenschiffe vereitelt, indem si« ihrem Oberbefehlshaber für diese Mission den Gehorsam lündigen, im übrigen jedoch den Dienst, soweit er ihnen paßt, weiter versehen, und nur für derlei nicht zu haben sind. Admiral Krieger hat an Bord des TurmschiffS „Rostislaw", umgeben von noch vier anderen ihm unterstellten Schiffen („Tri Svijatitelja", „Ovjennadsat Apostolow", „Si- nope" und „KazarSkii"), tatenlos zusehen und es dulden müssen, da» die Meuterer mit den gesechtSklar gemachten „Knjä« Potemlin" an seinem Flagg schiff« knapp vorübrrstruerten und nach der ergebniS- joien Si^naleinladung ihres Kommandierend«» „Mit nach Sewastopol zu komm«n", Kur- nach Constantza nahmen, um d«n Schauplatz ihrer weiteren IIntern«hmung«n in ausländisch« Trrritorialgewässkr zu verlegen. Europa muß also jetzt mit der Tatsache rechn«», daß im Schwarzen Meere eine einstweilen aus zwei Panz«r- schiffen unv zwei Torpedobooten bestehende russisch« Korsarrn- flottr ihr Unwesen treibt, vor den einzeln«» Häfen aufiaucht, Naturalkontributionrn auferlegt und ihre Forde rungen mit den Schiffskanonrn wirksam unterstützt. Nach dem di« Meuterer in Constantza nichts erreichten, wervrn dies« Schiff« vielleicht daraus ausgeben, zunächst in hoher See einen beliebigen Dampfer aufzugrrisen, demselben alles notwendige abzunehmen, sodann aber einen geeigneten türkisch«» Hasen an der unbewohnten SÜdostküste, östlich vott Trapezunt, an- zulausen. Hier könnten sie dann da« Schiff vielleicht ganz unbemerkt oder wenigstens ganz ungehindert ver lassen und sich den Folgen ihrer Hanvlungsweil« durch die Flucht, sei es nach K l e i n a s i e n oder ,n den K a u- kasus, zu entziehe« suchen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß »er „Potemkiu" di« übrigen russischen Häfen des Schwarzen Meer«« aufsucht, die Krim anlaust und überall für die revolutionäre Sach« Propaganda zu machen trachtet. Schon ist auch dir Frag« Ver Intervention fremder Seemächte besprochen worden. Berhältniemäßig am schmerzlosesten für Rußland würv« sich dies« beschämende Operation unstreitig dann gestalten, wenn Frankreich oder Italien, in dritter Linie Oesterreich-Ungarn, sich zur Stell« bv> See gendarmen hergebru wollt,. All« drei genannten Staaten baden gegenwärtig größere UibungSgrschwadrr im Dienst, von denen das italienische au« Tarent am lchnellstrn intervenieren könnte. DaS französisch« Mittelmeer-Geichwader manövriert nach der „N. Fr. Pr. zur Zeit zwilchen Toulon und den Inseln der Hyeres; di« österreichisch-ungarische E«kavre kreuzt im Gebiete von Sebenico. Beide letztgenannten Geschwader sind also dermalen relativ entfernt stationiert. Viel wahrscheinlich«» ist ««, daß «in« Anzahl zarentr«uer, ver läßlicher Offizier« «int ergebene, eibe-treue Bemannung von ungefähr lOOO Mann zusammenbringe, di« zwei un- auSgrrüstrwn Kriegsschiffe „Ekaterina II" und „CeSma", ledeS von l l OOO Tonnen, mit j« K schweren, 7 mittleren und l4 leichten Geschützen armiere und zur Urbrrwälligung der Rebellen in S«« geh». Es wird ja vielleicht doch noch mög lich sein, im weilen Zarenreich 20 pflichtbewußte Offiziere und lOOO sahnenirrue Matrosen auszubringen, di« bereit sind, mit dem Leben dafür einzutrelen, um dem schändlichen Schauspiel ein Ende zu bereiten. Di« Verfolg««,-. Nachdem da« zur Fahndung ausgtschickte Torpedoboot „Stremitelnij" ohne den geringsten Erfolg umgekehrt war, ist «in zweite« ihm nachgefolgt und in Consta nza ein- aetroffen. Nach «in«r Depesche insormiert« sich Kapitän Iettobow, ver da« Torpedoboot kommandier», Uber den „Polrmkin" und erklärte, rr verfolge da« Schiff, welche« sich unbedingt ergeben müsse, wenn e« nicht in Grund gebohrt sein wolle. Das in Galatz tinaelroffcne Torpedoboot Nr. 232 k«hrt« nach I«maila zurück, wo Unruh«» aus ¬ ziemlich leiser Stimme Loni ein paar freundliche Worte, die aber zuletzt etwa« zögernd von den Lippen fielen, — ein Sonnenstrahl war warm und leuchtend plötzlich über die schlanke, schöne junge Gestalt Loni« ge glitten, — wie zufällig hatte der junge Mann, Ditti noch immer auf den Schultern, — — — — — «inen der seidenen Fenstervorhänge zurückgestreift. — — — — — Ein spöttische« Lächeln umzog den Mund der Gräfin. „Aber Fräulein von Hallermund, Sie sind wirklich viel zu hübsch, um hier in der Einsamkeit mit den Kin dern sich zu langweilen!" rief sie. Und bei den takt losen Worten kniff sie die Augen zusammen und schmiegte sich in ihrer glänzenden, weißen Umgebung wie «in ge schmeidige« Kätzchen. „Ich hab« doch mein« Pflichten!" antwortet« Loni und ärgerte sich über die brennende Röte, die ihr in da« Gesicht stieg. Tie fühlte den Blick de« jungen Manne» dreist auf sich ruhen, und ihr Stolz bäumt« sich darunter auf. Es war ihr gradezu entsetzlich, in Gegenwart diese« Fremden der Gräfin al« Untergebene Rede und Antwort zu geben. Etwa« in ihren Augen, die eine Sekunde lang denen de« Baron« begegneten, mußte aber Wohl diesem ihre Gefühl« verraten haben, jedenfalls wurd« auch er an seine Taktlosigkeit erinnert, und Ditti fest bei den strampelnden Beinchen fassend, tobte er mit ihm wieder von dannen, tiefer in da« Zimmer hinein. Die Gräfin kramte in einem Haufen Photographien, die vor ihr auf einem Tischchen lagen, und indem fle Gerda« Kabinettbild in die Hand nahm und prüfend darauf sah, sagt« fk: „Ihrer Schwester gleichen Sie gar nicht, di« würde, so denke ich, besser zu dein einsamen Landleben gepatzt haben. Ah — uou-, rvrrovn, mein Fräulein, es ist ein Versuch von beiden Seiten, nicht wahr?" Sin funkelnder Blick überflog Loni« Gestalt — „Und nun also, Ihre Pflichten! Ach ja! Da« hoffe ich, hat der Gras mit Ihnen besprochen, ich versteh wirklich nicht« davon. Nur wünsche ich, baß Ulla noch ganz frei und ungehindert bleibt, bi» »vir abretsen. Gelt, Ulla, wir bleiben noch bei einanoer?" Und dis Klein« schmiegte sich glückselig an die Mama. „Genießen Si« nur Ihre Freiheit noch so lang«, Fräulein von Hallermund, ich höre auch, dah die Seebach sich Ihrer angenommen. Nun, so sind Sie doch nicht ganz so einsam. Also auf Wiedersehen!" Damit war Loni entlassen und sie hatte da» Gefühl, al« sei damit von der Gräfin geradezu ein» Last genom men, datz diese» klein« Interview vorüber war. Auf ihrem Zimmer angelangt, stellt, sie sich vor den Spiegel und sie fand an ihrem blassen Gesicht augen blicklich durchaus nichts bewundernswerte«. Ihr« Augen schautsn finster und verärgert ihr darau» entgegMi, und die ruhig« Sicherheit ihres Benehmen» war auch ins Wanken geraden. Was galt in diesem Hause das adelige Fräulein, die gefeierte Schönheit ihre« kleinen Kreises von daheim? — — Die Majorstochter kam hier nicht, auch gar nicht in Betracht, und die stillen, kleinen Hoch- mutStsufslchen, die sie unbewußt irgendwo noch mit sich herumschleppte, konnte sie beiseite legen, Fetzt freut, ffe sich ordentlich auf dt«„»tnsamkeit" auf ihre Pflichten, und auf die kleine Ulla, deren kindliche Neigung sie sich leichter erringen mochte, ohne den Einfluß der etwas überzärtlichcn Eltern. Lonis gesunder Menschenverstand sagte ihr, daß es töricht sein würde, verletzten Stolz zu zeigen, wo ein un- abänderliches Muß sie und mit ihrem eigenen Willen in eine abhängige Stellung versetzt hatte. Ein wenig Heimweh kant ja Wohl dazu, um sie weich und mitleidig mit sich selbst zu machen, aber waS half es, sie wollte stark sein, ihr kleines Lebensjchicksal Mutig so entgegen zu nehmen, wie e» die Verhältnisse darboten, eS konnte ja nicht schlimm sein. Xk. Als Loni den Salon der Gräfin verlassen hatte, trat die stille Person im grauen Kleide, welche im Vorzimmer wartete, al« Lont durch diese« schritt, an den Divan und schüttelte leis, die.Kissen zurecht. „Beschäftigen Sie sich jetzt etwa« mit den Kindern, Fanny!" befahl die Gräfin. Sie nickte, faßte Ulla bei der Hand, lietz sich Ditti von den Schultern des jungen Herrn herunterreichcn und zog sich mit den Kindern ganz in den Hintergrund de« großen Zimmer« zurück, wo sie den aushorchenden Kleinen wohl irgend etwa« sehr Fesselnde« erzählte, denn sie hörten mit ungeteilter Aufmerksamkeit ihr zu. Der Baron hatte sich einen Sessel dicht an den Divan gezogen und sich der Gräfin gegenübergesetzt. „Ich komme, um Abschied zu nehmen, Mora!" flüstert« er weich.
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