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Sächsische Elbzeitung : 10.12.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-187912101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18791210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18791210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1879
- Monat1879-12
- Tag1879-12-10
- Monat1879-12
- Jahr1879
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 10.12.1879
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MMHe EliiMtung. Amts- unö AnzeLgeblatt für das Koni gl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alte PestausNUten, stnvie durch die Erpeditirn dies. Al. für I Mark uierleljährl. zu bestehen. - »c»- Inserate für das MittwochSblntt werden bis Dienstag früh » Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh 0 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcile oder deren Naum IN Pf., Inserate unter ü Zeilen werden mit üN Pf. berechnet, (tabellarische oder complieirte nach Uebereinknnft.) — Inserate für die Elbzeitnng nehmen an in Hohnstein Herr Vürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die AmwucemMreaus von Haasenstein L Vogler, W. Saalbach, Jnbalidendank und Nud. Mosse. M W. Schandau, Mittwoch, den 10. December I879. Politische Weltschan. Daö hervorragendste Ereignis; auf dem politischen Gebiete der letzten Woche ist ein grancnhaftcö ab scheuliches Verbrechen! Wieder ist gegen den Kaiser von Rußland eines jener gemeinen Verbrechen unter nommen worden, von welchen die Geschichte der letzten zwei Jahre eine so traurige Berühmtheit erlangt hat. Doch wieder ist wie durch ein Wunder der Vorsehung die Gefahr von dem Haupte des edlen Kaisers von Rußland abgcwandt worden und znr Freude des russischen Volkes blieb der Czar seiner hohen Aufgabe erhalten. Die deutsche Nation beglückwünscht ebenfalls die russische zur Errettung ihres Kaisers ans schwerer Todesgefahr, denn in Deutschland ist die wohlwollende und hochherzige Gesinnung des Kaisers Alexander bekannt genug, um dcu Werth des Lebens dieses Kaisers richtig zn würdigen. Einer der Ersten, die von dem schmählichen Attentate erfuhren, war auch unser greiser Kaiser, der Freund und Oheim des Czaren, dem dieser ein dircctcö Telegramm sandte und seine glückliche Errettung anzcigte. Der Kaiser Wilhelm war von der Uuthat tief ergriffen nnd sandte sofort ein Glückwunschtelegramm zurück. Aus Freude über die Errettung des Czaren ans neuer Todesgefahr fand in der russischen Kapelle in Berlin auch ein DaukcSgotlcödicnst statt, dem außer dcu Mitgliedern der russischen Botschaft und der russischen Cölouie eine Anzahl Vertreter des Berliner Hofes und der Stadt Berlin beiwohnten. (Weiteres über daö Atten tat befindet sich weiter nntcn in dem Abschnitt über Rußland). Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird wahr scheinlich in dieser Woche von Varzin nach Berlin übersiedeln nnd voraussichtlich einigen Sitzungen des preußischen Abgeordnetenhauses beiwohnen, wenn ihm der Stand seiner schwankenden Gesundheit dies nicht verbietet. Dem BnndcSrathc machen znr Zeit verschiedene Gesetzentwürfe für Elsaß Lothringen viel zn schaffen. Dieselben betreffen die Ordnung innerer Vcrkchrs- und Vcrwaltungsangclcgcnhcitcn in Elsaß-Lothringcn und erfahren wegen ihrer enormen Wichtigkeit eine peinliche Prüfling. Zwischen der dcMschcn NcichSrcgicrnug nnd der Regierung der Republik Peru droht ein ernster Cou- flict anöznbrcchcu. Die Peruaner haben das dcntschc Handelsschiff „Lnxor" wegen angeblicher Verladung von KricgScontrcbandc nach Chile als gntc Prise mit Beschlag belegt. Da indessen daö Schiff keine Ladung im Sinuc von KricgScontrcbandc führt, so hat das deutsche Panzerschiff „Hansa" den Befehl erhalten, die thatsächliche Besitznahme des Handelsschiffes „Lnxor" im Hafen von Lima durch die Peruaner zn verhindern. Bei der Neichötagöwahl im 10. Licgnitzcr Wahl kreise wurde der bisherige conservative Abgeordnete Oberprüsidcnt v. Seydewitz wicdcrgcwählt. Die ElatSbcrathnngcn des preußischen Abgeord netenhauses sind in dieser Woche recht glatt vor sich gegangen. Eigentliche BcralhungSschwierigkeitcn traten bei den einzelnen Etats gar nicht hervor nnd die verlangten finanziellen Mittel wnrdcn keinem einzigen Ministerium vorcnthaltcu. Dabei fehlte cö allerdings nicht an einzelnen Klagen und Beschwerden über die Mängel in der Verwaltung, znmal beim Etat des Ministeriums des Juucrn, wo der Abg. Zimmermann den schwerfälligen Polizciapparat der Stadt Berlin bemängelte, der Abg. Hänel in einer trefflichen Rede seine Zweifel über die Wirkungen des verlängerten kleinen BclagcrnngSznstandcS in Berlin auösprach nnd der Abg. v. Meyer (Arnöwaldc) in humoristischer Weise eine Anzahl polizeilicher Mißstände geißelte. Die Vertreter der Regierung kamen dcu Beschwerden wohlwollend entgegen und versprachen Untersuchung und' Abhlllfe. Auffällig wurden nur bemerkt einige hitzige Streitigkeiten zwischen dem Minister des In nern und einigen Centrumsmitgliederu. Ans de» übrigen dcntschen Landtagen bemerken wir, daß im baicrischen Landtage der Entwurf über ein Bcamtcn-Disciplinargcsctz von der Negierung auf Befehl des Königs zurückgezogen wnrdc, und im baicrischen Abgeordnetenhaus«! wurde beschlossen, eine Commission von 21 Mitgliedern mit der Aufstellung eines Gesetzentwurfes über eine Steuerreform zu be auftragen. — Der badische Landtag hat an den Großhcrzog eine Adresse gerichtet, in welcher von den neuen Zollgcsctzcn eine wirthschafllichc Aufbesserung nud von dem guten Willen der streitenden Parteien eine baldige Beendigung des Cultnrkampfcs erwartet wird. Nach laugen Debatten nud lebhaften Kämpfen der Partcipressc hat die Abstimmung im österreichischen Abgcordnetcnhanse vorläufig ein negatives Resultat ergebe«. Die österreichische Verfassung schreibt vor, daß eine Zweidrittelmehrheit von Stimmen vorhanden sein muß, ehe an den Wchrgcsctzcn etwas geändert werden kann, diese Zweidrittelmehrheit wurde aber weder bei dem Anträge des Ausschusses, betreffend zehnjährige Vcrlängcrnng des WchrgesetzcS, »och bei dem Anträge des Abg. Tomaßznk, betreffend dreijährige Vcrlängcrnng des WchrgesetzcS erreicht. Die Negie rung Oesterreich-Ungarns legt indessen einen schr hohen Werth ans die Fortdauer des bisherigen Wchr- gcsctzcö, weil dies die auswärtige Lage erheischt und die Ncgicrnng wird versuchen, auf die eine oder andere Art die Fortdauer des bisherigen WchrgesetzcS zn crrcichcn. Daö hervorragendste Interesse ans dem Gebiete der auswärtigen Politik nehmen gegenwärtig un zweifelhaft die Vorgänge in Nnßland für sich in An spruch. Dem Nnfc des Kaisers folgend, kehrten am Anfänge voriger Woche mit dem Kaiser zugleich die cinflnßreichstcn Diplomaten Rußlands nach St. Pe tersburg zurück, um unter dem Vorsitz dcö Kaisers über die erneuerte Stellung zn berathen, welche Nnß land dem Auölandc gegenüber cinznnchmcn durch die Gestaltung der Dinge an seinen Wcstgrcnzen ge zwungen wnrdc. Aber noch eher, als das gemein same Ziel von den Hcimkchrcndcn erreicht wurde, verbreitete sich über ganz Europa die Schreckens botschaft von einem abermaligen Mordnnschlnge ans das Leben des russischen LandcsvnterS, dem derselbe ebenfalls wieder nur wie durch ein Wunder unvcr- schrt entging. Schon am Dienstag Abend verbreiteten sich in Berlin unsichere Gerüchte von einer neuen Greuclthat, welche gegen Kaiser Alexander verübt worden sei, aber obgleich die Gerüchte den höchsten Hofkrciscn entstammten, wartete man Stunde nm Stunde vergeblich auf die amtliche Bestätigung der kaum glaublichen Nachricht, bis dieselbe dann am Mittwoch Mittag cintraf. Eine dienstliche Meldung des Gouvcrncnrö von Moskau bestätigte die Gerüchte von dem Versuch dcö uucrhörtcn Vcrbrcchcnö, dcu Eiscubahuzng, mit dem Kaiser Alexander am Montag in Moökan cingcfahrcn, in die Lnft zu sprengen. Alö 11 Uhr Abends der Zug mit der Bagage und der Bedienung dcö Kaisers in das 7. Viertel des Nogosch'schcn Stadtthcilü von MoSkan ciufuhr, erfolgte eine Explosion, in Folge deren der Zug entgleiste, ein Bagagc- wagcn u in stürzte und zwei Personenwaggons sich qncr über daö Geleise stellten. Durch die Explosion bildete sich ans der Bahnflächc eine Grnbc von etwa 1,5 in Tiefe, 5 in Länge nnd 5,6 m Breite. Eine Beschädigung der Personen ist glücklicher Weise nicht vorgekommcn. Daö Haus, ans welchem die Mine geführt, wnrdc bald entdeckt, cö war unbcwohnt, doch fanden sich darin Neste eines nicht lange vorher verzehrten Mahles vor, die darauf schließe» lassen, daß mehrere Personell dort beschäftigt gewesen sind. Daö Hans soll bereits während des Sommers von ciliem jnngcn Manne angckanft worden sein, welcher unter dem Vorwande, ans Sand graben zn wollen, größere Massen Erde herauögcschafft habe. — Daß der Zug, in welchem sich der Czar befand, die nntcr- minirtc Stelle ungefährdet passirtc, wird dem Umstande zngcschriebcn, daß man in ncncrcr Zeit mehrfach, nnd so auch dieses Mal, die Fahrordmmg, nach welcher der Zng mit dem Train, znr besonderen Sichel" dcö Kaisers, der sich in einem zweiten Zngc befindet, eine Strecke vvranöfährt, wechselte nnd den Zng dcö Kaisers vorn rangirte. — Daß die Entschlüsse des lim den geretteten Kaiser versammelten StaatsrathcS wesentlich bccmflnßt werden müssen durch dcu Ein druck, den dieser jähe Ausbruch der unheimlichen Ge walten, welche nnter der Oberfläche dcö gcsammtcn rnssischcn socialcn nnd staatlichen Lebens ihr unheim liches Wesen treiben, ist nicht zu bezweifeln, vielleicht wird aber in Folge dessen der Schwerpunkt der rus sischen Politik mehr auf die erschreckenden Zustände im Innern des Czarcnrcichs verlegt werden, waö schon die vom Kaiser Alexander kurz nach der Katastrophe in Moökan ausgesprochenen Worte: „Der aufrühre rische Geist muß ausgerüstet werden", andcnlcn dürften. Mit Spannung sicht man weiteren Nachrichten aus Rußland entgegen; daß Fürst Gorlschakoff schon jetzt von seinem Posten zmmcklrctcn werde, wird seit seinem letzten Besuche am Berliner Hofe wieder in Zweifel gczvgcü. Durch die Moskauer Schaudthat wurde die schon kurz vorher gemeldete Arrctirnng eines jungen Mcuschci in Jclissawcigrad in den Hintergrund gedrängt, dc^ ist durch diese Arrctirnng cin noch vicl größci Unheil von dem Haupte des Czaren abgcwandt, c das in Moskau vcrsnchtc. Nachstchcudcö ist notoris Der Arrctirtc hatte nicht allein k3 kleine Meta küstchcn mit Dynamit bei sich, sondern vor Alle auch cin Stück Eisenbahnschiene, 2^ Fuß lang, anö bestem Stahl gefertigt, innen hohl. In die Höhlung derselben paßten die Dynamitkästchcn. Alles war auf das Korrekteste gearbeitet. Die Schiene trägt eng lischen Fabrikstcmpcl. Das Ganze konnte leicht auf dem Bahnkörper in den Schienen angebracht werden, ohne besonders ins Ange zu fallen, znmal bei der Dunkelheit. Die Menge der Sprengladung war mehr wie genügend, nm den kaiserlichen Waggon zn zer trümmern. Die Schwere dcö Handgepäcks fiel ans dem Bahnhof den Beamten und der Polizei auf, vor allem auch die merkwürdige Schiene, die ein Stück ans der Reisetasche hcrvorsah. Es verlautet, daß bisher die Persönlichkeit des Verbrechers nicht fcstgcstcllt werden konnte, er selbst verweigert jede Auskunft. Daß dies ge plante Attentat mit der Moskauer Schaudthat in engstem Zusammenhang steht, ist außer Zweifel. Der Miucn- gaug, welcher von dem durch die Volköwuth jetzt fast de- molirtcu Hänöchcu »ach dem Bahndamm führt, ist voll kommen fachmännisch angelegt. Daß cin gelernter und geschickter Ingenieur der Leiter war, crgicbt zur Evidenz auch die Art der elektrischen Leitung, bei welcher eine der neuesten Verbesserungen auf diesem Gebiet, welche noch schr wcuig bekannt znr Verwendung kam. lieber die Personen hat man noch nicht den geringsten sicheren Anhaltepnnkt, obgleich mehrere Verhaftungen bereits vorgcnommcn sind. In Frankreich reifen die Dinge immer mehr einer Krisis entgegen. Wenn auch die verschiedenen Gruppen der Linken in der Dcpntirtcnkammcr keine Verstän digung unter einander erreicht haben nnd mehrere gewichtige Stimmen sich für die Erhaltung des jetzigen Ministeriums auösprecheu, so ist hierfür doch wcuig Aussicht vorhanden, da neben der äußersten Linken auch die Rechte mit dem Ministerium nuznfricdcn ist. Am Schluß der Donncrstagösitzuug nahm die Dc- pntirtenkammer den Antrag dcö Deput. Dcveö (von der Linken), „znr Tagesordnung übcrzugehcn, nachdem die Kammer die Erklärung dcö Cabincts gehört nnd die Ncbcrzcugung gewonnen habe, daß daö Cabinct mit Entschlossenheit regieren nnd alle regierungsfeind lichen Beamten beseitigen werde", mit 243 gegen 107 Stimmen an. Viag dadurch der Sturz des
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