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Sächsische Dorfzeitung : 16.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188408165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840816
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-16
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 16.08.1884
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E^t» Ne»»kNo» Aresden-Neustadt U. «tißaer G«yr 4. DU Znt»n, nichtig Dteuffa,, ^»aerft«, »» Gounaben» k»^h. Mi-unewent». Grtt»: . —rttljihrl.«. I,sL M» »«ziehen durch di! kaiserlichen Post, «ustrlttn und durch unsere Boten. Aei kreier Lieferung in« Hau» erhebt die «oft n»ch ein« Le- »ühr »on L> Pfg. Inserate werden bi» Moni«, Mittwoch u. Kreit», Mittag angenommen und tosten: »le IspaltZeile lüPf. Unter Lingesandt: 30 Pf Inseraten- Anna»*eße»enr Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de- kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Veranlwvttttcher Redakteur und Verleger Kerr««»« Müller ta Dresden. Nr. 97. Sonnabend, den 16. August 1884. 46. Jahrgang. - - ... ' ' —- .. . Politische Wellschau. DeutscdeS Reich. Die „Nordd. Allg. Ztg." sieht sich schon wieder einmal in die Lage gesetzt, gegen die „Times" in energischer Weise polemisiren zu muffen. DaS vfficiöse Blatt schreibt u. A.: Die „TimeS" setzt in ihrer Nummer vom 7. d. M. unverdrossen ihre Hetzereien fort und asfichirt nach wie vor ihren Blo- witzismus. Die Verstimmung deutscher Blätter über englische Unfreundlichkeiten giebt dem Blatte Anlaß, unS als übellaunig zu bezeichnen und der Hoffnung Suödruck zu geben, daß dieser „Anfall" bald vorüber gehen werde. Die „Times" fährt fort: „Es ist schwierig, Leute zu befriedigen, welche den verachten, der ihnen nachgiebt und den anmaaßend nennen, welcher eS nicht thut." ES giebt keinen ungerechteren Vorwurf aegen eine Politik, welche, wie die deutsche, NichtS er strebt, alS die Vertretung berechtigter Interessen ihrer ReichSangehörigen und die Wahrung der Rechte deut scher Souveränetät auf dem Fuße der Gleichheit mit allen anderen Staaten, England nicht ausgeschlossen. Wir wissen nicht, wo England sich jemals nachgiebig gegen uns gezeigt haben sollte, wohl aber wissen wir, daß Deutschland seit Jahren die englische Politik in der uneigennützigsten Weise unterstützt hat, ohne d^für etwas Anderes zu ernten, als übelwollende Behandlung semer überseeischen Interessen, nicht nur von Seiten Englands selbst, sondern auch von dessen Kolonialregie rungen. Die Frage Deutschlands, ob England Anspruch auf Angra Pequena besitze, hat das Kabinett von St. JameS acht Monate lang unbeantwortet gelassen und daS Vor gehen der Kap-Regierung, welches bezweckt, daS Auf kommen deutscher Niederlassungen in Afrika zu hindern und die Existenzbedingungen derselben zu verschlechtern, scheint bei den australischen Kolonien Englands Nach ahmung finden zu sollen. Die Kolonien beuten die Suprematie ihres Mutterlandes zur See aus, wie sie können und behandeln es ihrerseits als Anmaaßung, wenn Andere gleiches Recht und gleiches Licht mit ihnen beanspruchen. Sollte diese Politik keine Aenderung er fahren, so dürfte daS, waS die „Times" einen „vor übergehenden Anfall schlechter Laune" nennt, sich zu einer dauernden Verstimmung herausbilden. Die deutsche Politik, davon sind wir überzeugt, wird auch in Zukunft den Grundsatz verfolgen, Freund ihrer Freunde und Gegner derer zu sein, welche deutsche Interessen un berechtigt schädigen. Das officiöse Wiener „Fremdenbl." hebt bei einer Be sprechung der in Aussicht genommenen Begegnung deS Grafen Kalnoky mit dem Fürsten Bismarck Folgendes her vor: Die Vereinigung der beiden großen Reiche diene ihren speciellen, sowie den allgemeinen europäischen Interessen und sei auf der Achtung der fremden und auf der Behauptung der eigenen Rechte gegründet; sie wehre die Störung des Frieden- ab und sei eifrig bemüht, alle Kräfte zu fördern, welche zum Schutze der Ruhe und Rechtsordnung des Kontinents Zusammenwirken. Hieraus gehe speciell her vor, daß weder Graf Kalnoky noch Fürst BiSmarck aktive politische Zwecke für ihre Auseinandersetzungen in Aussicht nehmen konnten; eS träte vielmehr in der Thätigkeit dieser beiden Staatsmänner gerade unver kennbar die Sorge um die Hintanhaltung von Aktionen hervor, welche zu europäischen Verwickelungen führen könnten. Die Zusammenkunft werde dem Frieden dienen und gleichzeitig daS Deutschland und Oesterreich-Ungarn verbindende Band noch fester schürzen, wozu es irgend welcher Abmachung nicht bedürfe. Die Einmüthigkeit beider Minister und ihre gegenseitige »ückhaltSlose Offen heit seien wichtige Faktoren für die Fortführung des FriedenSwerkes Unter Bezugnahme auf die von den betheiligten Bundesregierungen wegen der gesundheitspolizeilichen Kontrole der Seeschiffe erlassenen Verordnungen macht der Reichskanzler bekannt, daß die an der Westküste Italiens von der französischen Grenze bis einschließlich Civitavecchia belegenen Hafenplätze alS der Cholera ver dächtig anzusehen seien. In elsaß-lothringischen Blättern ward dieser Tage eine Wallfahrt nach Lourdes aygekündigt. Die elsaß-lothrin gische Regierung trägt indessen dagegen Bedenken wegen der bei diesem Anlaß sehr leicht möglichen Einschleppung der Cholera in die Reichslande und ein Erlaß deS Statt halters ordnet daher an, daß die Wallfahrer bei ihrer Rückkehr einer strengen Quarantäne, die sich nicht nur auf einige Tage beschränken dürfe, unterworfen werden sollen. Die katholischen Blätter sind von der sehr ver ständigen Vorsichtsmaaßregel der Regierung, wie sich leicht begreifen läßt, wenig erbaut; denn die Aussicht, mehrere Tage lang bei derRückkehrdurchräuchertzu werden, ist auch für die glaubensstärksten Pilger nicht gerade verlockend und die Betheiligung an der Wallfahrt dürfte infolge dessen wesentlich geringer auSfallen. Der deutsche Kolonialverein, welcher unter der Führung einer großen Anzahl angesehendster Persönlich keiten aus allen Parteien besteht und fast 6000 Mit glieder zählt, hat die Aufforderung der „Gesellschaft für deutsche Kolonisation" zur Gründung eineS Verbände- aller Kolonialvereine abgelehnt. DaS Beamtenpersonal der internationalen Kongo- Gesellschaft besteht, wie daS „Mouvement Geographique" mittheilt, auö 155 Angestellten, diejenigen mitgerechnet, welche, ihre Bestallung in der Tasche, sich zur Abreise bereiten. Diese Beamten vertheilen sich nach ihrer Staatsangehörigkeit folgendermaaßen: 43 Belgier, 40 Engländer, 38 Schweden, 13 Deutsche, 6 Italiener, 5 Franzosen, 2 Oesterreicher, 2 Niederländer, 1 Ameri kaner, 1 Däne und 1 Schweizer AlS letzteren bezeichnet das „Mouvement G< ographique", dessen Beziehungen zur Gesellschaft bekannt sind, den Grasen Mar v. Pour- takö, früheren preußischen Dragoner-Rittmeister und Adjutant des FeldmarschallS Freiherrn v. Manteuffel. Graf v. PvurtallrS wird sich am 22. d. M. einschiffen und sich dem zeitweiligen Oberleiter der Interessen der Gesellschaft, Sir FranciS de Winton, zur Verfügung stellen. Im September soll eine Anzahl deutscher Land- wirthe nach dem Kongo reisen, um in der nächsten Um gebung der Gesellschaftsstationen Gemüsefelder anzulegen. Ein Beamter der Firma Lüderitz zu Angra-Pequena schreibt an seine Aeltern von dort: Geld ist als Werth- faktor noch wenig hier bekannt. Kauft man etwas für baar, so muß man ebensoviel, wenn nicht mehr dafür bezahlen wie in einem civilisirten Lande; dagegen kann man durch Tauschhandel fabelhafte Geschäfte machen. So z. B. erhielt Herr Vogelsang auf seiner Reise inS Innere für ein Pfund Kaffee ein Bündel Straußenfedern im Werthe von 25 Lst. (500 M.) und ein prachtvolles Löwenfell für ein kleines altes Taschenmesser Eine Handelsnirderlage ist schon in Bethanien, einer MissionS- station, etwa 240 km von hier, errichtet worden und ich werde nach vielleicht 8 Tagen mit dem Chef zu sammen von hier aufbrecheu, um erst 3 bis 4 Monate im Lande herumzureisen, mit den Häuptlingen Verbin dungen anzuknüpfen und Kontrakte abzuschließen und dann die Handels- und Hauptviehstation, auf welcher bereits ein HauS für mich gebaut wird, zu übernehmen. Dort bin ich dann Administrator oder vielmehr unum schränkter Gebieter über 70 bis 80 Qkm. Land und ich werde, wenn Alles nach Wunsch geht, in einem Jahre 2- bis 3000 Stück Rindvieh und Pferde haben, die dann später über Land nach Kapstadt zum Verkauf ge schickt werden sollen. Italien. Die „Opinione" richtet einen heftigen Angriff gegen die Schweiz, worin sie u. A. behauptet, daß im Kanton Tessin ein faullenzender Theil der Bürgerschaft von dem gegen Italien crgani- sirten Schmuggel lebe; ihm fielen die meisten Gewinnste zu, um welche man den italienischen Staat betrüge. Um sich einigermaaßen vor den Schlichen der Schmuggler zu sichern, sei Italien genöthigt, die Zollzone auf einen großen Theil der Provinz Como auszudehnen, trotz der dagegen erhobenen Klagen der Bevölkerung jener Pro vinz. Die „Opinione" verlangt endlich den Abschluß eines italienisch-schweizerischen Zollkartells und wirst dem italienischen Ministerium vor, daß es der Schweiz gegenüber zu nachsichtig auftrete. Der Berner „Bund" Feuilleton. Das Grab an der Kirch hossmauer. Eine Erzählung von Wilhelm Appelt. I. Fortsetzung. „Ob's dafür steht?! Na, ich glaub'-! Aber se, nicht böse, Kind", fuhr er gelassener fort, „daß ich so unwirsch war. — Nachdem der größte Rummel, der Einquartirung wegen, sich gelegt hatte und Alles ver theilt schien, blieb noch der Wichtigste zurück. Der Major, der Kommandant, ein hochgeborener Herr — ich glaube ein Graf von Eberstein — wollte nirgends einpaffen, denn wo in unserem Dorfe sollte Quartier für solch' vornehmen Mann sich finden?! Da, in der größten Brdrängniß, erinnert man sich, daß bei un einige ziemlich geräumige Zimmer leer stehen. — So, jetzt haben wir die Bescheerung!" „Man wird ihn doch nicht zu unS bringen wollen?" klang - besorgt entgegen; „eS giebt ja nichts alS die kahlen Wände!" „Kind, ich habe mich gesträubt, so viel eS ging, Alles nutzte nicht-. „„Einrichtung stellen wir, Sie müssen eS thun!"" hieß eS und dabei blieb». — ES ist nur ein Glück, daß die Zimmer in Ordnung find!" „Und rverden sie lange hierbleiben?" frug Anna. „Leider ja!" rnviederte Rainer. „Wie schön hatten wir un- zusammen eingelebt und jetzt fährt so rin vor* nehmer Herr in unser Bischen Aruntth hinein. De» Major soll gewaltig stolz fein, für den werden wir wohl nicht rristiren." Indem hörte man den Wagen, der die Einrichtungs stücke brachte, und nun hieß eS zugreifen und die Zimmer schnell in Ordnung bringen, denn noch für diese Nacht war die Einquartirung angesagt. Es war ziemlich spät geworden, bevor AlleS fertig und Vater und Tochter sich zur Ruhe begeben konnten. Rainer jedoch beschloß, wach zu bleiben, um gleich bei der Hand zu sein. ES war schon nahe gegen Morgen, alS sich Pferde getrappel vernehmen ließ, daS die Schlafenden weckte. Dann hörten sie Sporenklirren und eine volle Männer stimme einige Worte sprechen; bald aber wurde eS wieder still. III. DaS Schulehalten wurde Rainer heut recht sauer und herzlich froh war er, als endlich die Zeit herum und er die Kinder nach Hause schicken konnte, denn daS gab ein Summen unter ihnen wie in einem Bienen stöcke. ES hätte aber auch für daS junge Volk nicht- Aufregenderes geben können al» Husaren indem stillen Dorfe. AlS er hinüber in seine Wohnung kam, wurde er von Anna gleich bestürmt, wie er den Major gefunden; ob er jung oder alt, schön oder häßlich und ob er auch recht stolz und hochmüthig sei. „Wie er aussieht, Kind?" sprach Rainer bedächtig. „Wenn ihn unser Herrgott nicht besser kennt als ich, dürfte eS schlecht um ihn bestellt sein, denn außer seiner Nasenspitze war nicht- von ihm zu erblicken. In seinen großen, weißen Mantel war er eingehüllt alS wie ein Wickelkind. Ich kann » ihm nicht verdenken, denn der Morgen war bitter kalt. Aber Eine- muß ich unserm Herrn Major lassen: höflich und freundlich war er gegen mich; er reichte mir herzlich die Hand und bedauerte, wenn er unS unwillkommen sei. Er hoffe, recht gute Freundschaft zu halten und unS nicht zu belästigen; auch mit seiner Wohnung war er zufrieden." „Da haben wir's", begann Anna schmollend, .nicht einmal zu sagen weiß mein Herr Vater, ob der Major hübsch oder garstig, jung oder alt? und das spielt bei uns Mädchen doch eine so große Rolle." Recht geheimnißvoll begann nun Rainer: „WaS ich Dir jetzt sagen werde, sprich um GotteSwillen nicht weiter. So viel ich an seiner Nasenspitze abgucken kennte, scheint'S mit seiner Schönheit windig bestellt zu sein; roth und blau spielte sie, bemahe in allen Regenbogen farben. Na, es kann auch von der Kälte gewesen sein, obwohl bei einem richtigen lustigen Soldatenleben die Flasche gewöhnlich auch nicht weit davon entfernt ist. Und was sein Alter anbelangt, dürfte eS wohl auch schon lauten: „Alter Junggeselle!" wie eS in der Gemeinde- fitzung hieß." „Aber Vater", fiel ihm Anna in'S Wort, „eS über läuft mich fast die Gänsehaut bei Deiner Schilderung männlicher Schönheit. Sieh, sieh, wer hätte geglaubt, daß Du die Leute so auSrichten kannst! Wenn dem Herrn Major einmal da- Heirathen ankommen sollte, darf er nur Dich al- Brautwerber schicken, liebens würdiger kann ihn Niemand malen!" „Mach mich noch zu einer alten Klatschschwester!* sprach Rainer lachend. „UebriaenS", fuhr er zufrieden fort, „um wieder ernsthaft zu sein, liegt unS ja nicht» daran, ob er weder schön noch jung ist, daS find Güter, welche mit der Zeit wie Spreu vor dem Winde davon- fliegen. Für un» ist e» Hauptsache, »aß er ein freund-
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