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Dresdner Journal : 08.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188109086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-08
- Monat1881-09
- Jahr1881
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- Dresdner Journal : 08.09.1881
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Donnerstag, den 8. September M20S 1881 DreMekÄnrnck Verantwortliche Redattion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Nichtamtlicher Theil «, 8FVVM» IN! lm a^ttrdoo n«)ev«: ^iUirlwü: . . t« LlM-Il. ^Mrllck: 4H»rk b0?k. Lu»»«I»o Hrullwvru: 10 kl UsioNs» tritt kost- uo«t 8tvMp«t,u»okl»8 lüvao. l> Vor», t« «. SsluL H L«t»« VMM °x tM Am Mittag noch dem Esten saß Doctor Arnfried wieder am Fenster and schonte rauchend hinan». Da »,7b G. »,»ov. »B. »,7b «. »,70 «. »ZV «. 40». bv«. 480 ». »,»M V»«M L«tz>» V»»M »X , ?M l^tp«. »«kl», »er Ltthvr lnaa Weber meister Her« »eilte i» hrdder mit ebbe«, Hr. aüt Au Feuilleton. Rrdigirt von Otto Banck. Beilage. Die Dresdner kirchlichen Feste. Provinzialuachrichte«. (Meißen. Chemnitz. Glauchau. Sayda.) LrrmischteS. Statistik und Lolkswirthschaft. Börsennachrichten. Telegraphische WitteruugSberichte. bo». »,7b«. i» 2t B tb». 1,2» G. bv«. »,2b ». 2»G. >,bv». «G. s Ke». w-ro,iu bn-v-l« »0G. 8-G. ging Else über den Hof, sreundlich mild und schön anzusehen wie immer. „Fräulein Else!" rief er hinaus, „einen Augen blick, wenn'- nicht zu sehr pressitt." Else wandte sich schnell; ein Helle- Roth flog über ihr Gesicht, wie sie an- Fenster trat. „Ich soll Sie von der alten Anne-Marie grüßen", sagte Arnfried, und sein Auge ruhte mit Wohlgefallen auf der fchlanken, stattlichen Gestalt de- blühenden Mädchens. „Es geht zu Ende mit ihr, und sie läßt bitten, ob Sie gegen Abend nicht h nübergehcn wollten. Ich glaube nicht, daß sie morgen früh noch lebt." Else sagte zu und wollte sich grüßend abwenden, al» Arnfried au-rief: „Welch' prächtige Rose haben Sie da vor der Brust!" „Haben Sie den neuen Hochstamm im Garten noch gar nicht gesehen?" fragte sie schnell zurück; „er blüht jetzt in vollster Pracht, soll ich Ihnen einen Strauß schneiden?" „Sehr verbunden", dankte er lachend, „Sie misten ja, wie ich für Ihre Bouquet» schwärme; aber e» ist ja wohl fast unrecht, Ihren Hochstamm zu plündern." Einen Augenblick fah sie ihn mit befonderem, stillem Blick an. „Ich hole die Rosen", sagte sie und wandte sich schnell dem Garten zu. Er sah ihr nach. „Ein prächtige» Kind", sprach er bei sich; „aber ich weiß doch eine, die aller Mäd chen Krone ist — und die ist mein!" Ein gar glück seliger Schein lag auf seinem Gesicht. (Fortsetzung folgt.) lasvrvttvprvl^r ktlr äsn Kaum eiasr gvopultonoa kvtitroile 20 ?f. votsr „Liog«4nät" äio Lolls bv kk. Lrved«!»«»» IHglicb out clor 8ooo- noä keiertvg« Xbooäo Mr Ueu kolgonäen l'og. Gelegenheit zu geben, indem er sie aufforderte, „diesen großen Bürger für die Unbilden und Angriffe zu rächen, die sich nur au» niedriger Eiferfucht oder dem schwärzesten Undank erklären ließen und einen Wieder hall nur an den Usern der Tiber oder jenseits de» Rheine» gefunden haben können." Gambetta erwies sich hierfür wieder dadurch dankbar, daß er Paul Bert al» seinen zukünftigen Unterrichtsminister proclamirte. Man möchte nun fragen, ob Gambetta etwa die geg nerischen Geister von Belleville, die er „Brüllaffen" und „ trunkene Sclaven" titulirte, au» der Gemeinschaft feiner allgemeinen Menschenreligion ausschließt. Sollte ihn nicht doch vielleicht die Empfindung gelegentlich beschleichen, daß jene Tumultuanten nur die groben Eonsequenzen der von ihm ausgestreuten revolutionären Lehren ziehen, und daß auf der abschüssigen Bahn zum Abgrunde Niemand nach seiner Willkür beliebig Halt machen kann? Mit Befriedigung darf man constatiren, daß die wüste Sprache, welche Paul Bert gegen alle und jede Religion führte, auch vielen freisinnigen republikani schen Organen zu toll ist. Ganz gehörig wir* ihm von dem „Journal des Dvbats" der Text gelesen. Das Blatt ist nichts weniger als katholisch; es steht vielmehr auf rein rationalistischem Standpunkte. Um so interessanter aber ist die Abfertigung, welche es dem Schwätzer Paul Bert zu Theil werden läßt. Die „DebatS" sagen: „Hr. Bert spricht uns von den ewigen Wahrheiten, die Jeder von uns in seinem Gewissen eingegraden trage. Nun denn, ein Jeglicher, der diese Sprache des Gewissens hört, ist das Mit glied einer Kirche und hat eine Religion. Die That- sachen der sittlichen Welt lassen sich nicht in den La boratorien studiren und sind darum doch sehr berech tigt, sehr gewiß, so daß ein Mann, wie Hr. Bert, nicht das Recht hat, sie zu ignoriren oder zu ver kennen. Man darf nicht sagen, daß die Moral in dem Maße vorrückt, als die Religion zurückweicht; sagen wir vielmehr nur, daß die Religionen, welche der Moral zuwiderlaufende Wahrheiten lehren, noth wendig von der Welt verschwinden werden, daß es aber immer, und hoffentlich recht viele religiöse Men schen geben wird, d. h. solche, die jenen ernsten und erhabenen Problemen nachsinuen, deren Lösung auch von der fortgeschrittensten Wissenschaft nicht zu erhoffen ist. Mit ihren Untersuchungen, ja sogar mit ihren noch immer fruchtbaren Zweifeln und Gewissensängsten tragen diese religiösen Männer, welchem Bekenntnisse sie auch angehören, ob sie sich auf EonfuciuS, Jesu» oder Muhamed berufen mögen, zum sittlichen Fort schritt, zur Erziehung und Entwickelung des mensch lichen Gewissens bei, welches gleichsam der Mittelpunkt und der Herd aller Moral ist. Daß ein Staatsmann, ein Gelehrter, sich die Zeit damit vertreibt, einen um fangreichen Band über die „Moral der Jesuiten" zu sammenzustellen und eine Anklageschrift gegen den Unterricht der Congiegationen auszusetzen, dabei finden wir weiter nicht» Ueble»; aber wir wünschten nur, daß er Logik genug hätte, um au» diesem Bande und dieser Anklageschrift nicht Schlußfolgerungen zu ziehen, welche über seine Voraussetzungen hinausgehen; wir wünschten, daß er, statt alle Religionen sammt und sonders in den Bann zu thun, was die Art eines Srctirers ist und auf einen Geist hindeutet, der sich von seiner ersten katholischen Erziehung nicht genügend frei gemacht hat, lieber nachwiese, daß das richtig ver standene religiöse Gefühl mit allen Fortschritten und mit allen Freiheiten vereinbar ist. Diese Anschauungs weise würde un» weniger beschränkt und viel treffender scheinen, als die andere." Auch das Auftreten Gam- betta's bei dieser Versammlung wird streng getadelt, namentlich seine Anmaßung, seinen Freund Bert be reits als UnterrichtSminister zu proclamiren,wo Gambetta selbst noch nicht wisse, ob er zum Leiter des Mmi- DreSdeu, 7. September. Die Wahlversammlungen, welche während de» Ver laufe» der vorigen Woche in Pari» stattfanden, und die von Gambettisten reinsten Wassers hierbei gehal tenen Reden zeigen, daß der Gegensatz zwischen Oppor tunismus und JntransigentiSmuS mehr und mehr ver schwindet. Die opportunistischen Eandidaten Überboten womöglich noch die Intransigenten an Toncessionen. Der Elfäffer Sick, den Gambetta im 20. Arrondissement drm Communisten Tony Rövillon entgegenstellte, hatte da« berüchtigte Belleviller Programm von 1869 zu dem seinigen gemacht und bot außerdem noch Autonomie der Commune und ConfiScation de- Besitzes der Congre- gationen und Abschaffung de» ConcoroateS. Dennoch wurde Rsvillon mit überaus großer Majorität ge wählt, wie denn überhaupt die Ultraradicalen mit dem Resultate der Stichwahlen vom vorigen Sonntag sehr zufrieden sein können, da sie in der Provinz wie in Pari» die meisten ihrer Eandidaten durchbrachten. Clemenceau, Laisant, Beauquier, Duportal, Bonnet- Duverdier sind gewählt, wenn auch zum Theil mit aeri gen Majoritäten. Ranc versprach Revision der Zusammen setzung und der Befugnisse de» Senat» und Abschaffung de» dem Senat zustehenden Budgetrechte»; vollständige Laisation de» Unterricht», indem auch in allen „freien" Schulen der Religionsunterricht befeitigt werden soll; ConfiScation der den Congregationen gehörigen Güter; alle nöthigen Maßnahmen, baldigst die vollständige Trennung von Kirche und Staat durchzuführen; radi- cale Umgestaltung de» Richterstandes, Abschaffung der Unabfetzbarkeit; Au-dehnung der Befugnisse der Ge- meinderäthe, Anbahnung der Commune; militärische Erziehung der Jugend, Abkürzung der Dienstzeit. Aber auch Gambetta selbst hat leinen Anstand genommen, die atheistische Republik mit einer erschreckenden Offenheit zu proclamiren, und den Gegensatz zwischen der positiven Weltanschauung, welche eine göttliche «. Hm 0r. »pau. Hr». Stab»- — v» i Guhr in und riesenstark Du bist. Du sagst, ich muß Dich wie der lieben — ich gebe e» Dir zurück; versagst Du mir diese Bitte, dann sollst Du wie ein Verschmachtender in der Steppe Dich sehnen nach der, deren Mund Du einst geküßt, deren Hände Du einst, ein seliger, glück verlorener Mann, gehalten." „Halt an!" rief er und legte die Hände auf ihre Schultern, und seine Hände bebten leise. „Sieh, Mädchen, ich habe noch nie in meinem Leben gezittert, ich glaube fast, ich bin nahe daran, weshalb weiß ich nicht — gut denn, dieser Tag bis morgen sei dein, und morgen —" „Morgen darfst Du mit meinem Vater sprechen —" „Und dann willst Tu mich wieder lieb haben?" „Ich will thun, was ich kann!" „Und ich will'» Dir leicht machen!" brach er au», und ein Strahl unendlicher Liebe blitzte au- seinen Augen — „sieh, ich bin ja nicht verwöhnt, und ich bringe Dir mein ganze» Herz, e» ist stark und ehrlich, da soll'» mir wohl gelingen." Er neigte sich über sie und küßte sie auf den Scheitel. „Segne Dich Gott, mein Leben! und nun hinauf!" Wie ein Kind hob er sie in- Boot. Und pfeilschnell flog der Kahn durch die stille Fluth, daß da- Wasser schäumend aufrauschte und die Schwäne flatternd drüber hinfiogen. Keine« von Bei den sprach ein Wort, aber Leonore dachte, wie sie hinabblickte: „Ich wollte, ich läge da unten! ich wußte e- ja, daß e» so kommen mußte l" >»««»». M > NMuU». IM > V»»», Ü 7M, « ux iMv«M »»««. u,ch na«, », 4M V«» , «MV— L«t»»VMM »»»E), U» Blut klebt und al- selbst einen Mord auf der Seele haben." Er hatte finster vor sich hinblickend zugehört. „Gut!" sagte er nach einer Weile — „hier hast Du meine Hand, und nun weißt Du, kannst Du Dich daraus verlassen. Ich habe nun einmal meinen Sinn daraus gestellt, daß Du, meine erste und einzige Liebe, eine Wedderström werden sollst — und ich habe e« Dir ja schon gesagt, Du wirst und mußt mich wieder lieben. Aber nun auch Deine Hand, Nora, der fremde Mann soll fortan für Dich todt fein, als läge er am Zambesi begraben — schwöre!" Seine blauen Augen glühten in mächtiger Leiden schaft, wie er so sprechend ihr die sehnige Hand hinstreckte. Sie legte die ihre nicht hinein. „Der Tag heute soll mir gehören!" sagte sie leise, aber mit festem Ton; „ich will Dir nur versprechen, daß er keinen Makel auf Deinen Namen bringen soll." „Nein", fuhr er auf, und wie grollender Donner hallte seine Stimme; er stand vor ihr in seiner ganzen reckenhaften Größe. „Nicht?" sagte sie und stellte sich vor ihn, und dunkle» Roth färbte da» blasse Mädchengesicht, „nun, bei meinem und meine» Vater« Leben dann find wir geschiedene Leute." „Und er ein todter Mann", lachte der Baron. „Und Du ein friedloser, unseliger Mann, der an mich denken muß unter tausend Schmerzen bi« an« Grab irgendwo im Wüstensand", sprach sie, und auch in ihren Augen glomm ein unheimlich Feuer aus — „Egon, ich kenne Dich jetzt wieder; Du kannst nicht leben, wenn Du jetzt ohne «ich davon sollst; versuch'« und Du wirst darüber zu Grunde gehen, so eisern St. Petersburg, Dienstag, S. September, Abends. (W. T. B.) Nachrichten ans Baku zu folge ist iu der Krassiluikow'scheu Petroleumquelle vor 5 Tage» ein Brand ausgebrochen, welcher noch anhäit und die vollständige Vernichtung der Quelle befürchten läßt, falls es nicht gelingt, den Brand mit Dampf zu löschen. Konstantinopel, Mittwoch, 7. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der gestrigen Co«> ferenz der Delegieren der Inhaber türkischer Bonds mit den Bankiers von Galata wurde es pria- cipiell zugelassen, daß der den Bankiers zukom- mrnde AnnuitätSbetrag nicht in reducirter Ziffer festgestellt werke. Die Bankiers machten freiwillig daS Anerbieten, die Zinse« für die Schuldforde rungen von 8 auf S Procent zv reducireu, was zusammen 2V0VVV türkische Pfund zu Gunsten der Boudsinhaber auSmacht. Washington, DienStag, 6. September,Nachts. (W. T. B.) Nach dem heute Abend ^7 Uhr in Longbranch auSgegebeuen offieiellen Bulletin war die Pulsbewegung beim Präsidenten Garfield, der Nachmittags 1 Uhr daselbst eingetroffen ist, in folge der mit seiner Ueberführung verbundenen Erregung und Neisebeschwerdeu auf 124 gestiegen. Rew-Aork, Mittwoch, 7. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die im gestrigen Abendbulletiv angeführten Umstände und der Hohr PulSschlag des Präsidenten verursachten den Arrzten bedeu tende Besorguiß; sie hoffen aber, daß sich der Zu- stand deS Präsidenten heute Morgens bessern wird. In Marqnetta (Michi,an) ist eine Pulverfabrik explodtrt, wobei 11 Personen getödtet wurden. Telegraphische Nachrichten. ZeituugSschan. (Journal de« Dsbat«. Parlement. TempS.) TagtSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Bre men. Wien. Prag. Paris. Brüssel. Rom. Neapel. St. Petersburg. Konstantinopel. Washington.) Ernennungen, Versetzungen rc. im Sffevtl. Dienste. Lre-dner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Kamenz) EingesandteS. Feuilleton. Lotteriegewinnliste vom 6. September. TageSkalender. Inserate. >,»0G. ,KO «. »w. >G. b.u.v. »,7s G L*tp«tU: n L«mou»»toaLr a« Vrvxtovr ^ouruul»; «Ed«, >«U» wt« - N—I- Lk—I», «. H.-Uii»«d«»: Mo««,- N-rU-: L Nr«»»«» LcMott« ,- Nr»,!»«. L. Sta-A«-»'« öür«»u; NrritNNirt «. N.! L liuodvioclluug; SSrUti: <?. MM«r,- S«»Lov«:6. «. N.- »UlU<s«rt: /-«»-« ck 6cx, N«»d»r,: F FF II» r » a » » » d » r: Lüiubt- L»Petition äv» Vr«äovr ^ourruU», Orv«t«ll, Lviusvrstrit««, Ao. 20. Weltordnung über dem Menschengeschlecht anerkennt, und dem atheistischen Standpunkt Derer, die nur von einer Selbstherrlichkeit der Menschen wissen wollen, in möglichst schroffer Weise zum Ausdruck gebracht. Der kirchenfemdliche Professor Paul Bert hatte nämlich in den Wintercircu« eine Versammlung einberufen zum Besten der BolkSbibliothek de« 20. Arrondissement« und seinen Freund und Gönner Gambetta eingeladen, eine Rede zu halten. Mit Freuden sagte Gambetta zu. Nach einigen einleitenden Worten des Dankes für das zahl reiche Erscheinen (e« waren ca. 4000 Personen männ lichen und weiblichen Geschlechts anwesend) entwickelte der Exdictator seine Ideen über Religion in folgender Weife: „Von allen Bemühungen der Denker, der Tribunen, der Staatsmänner ist in Wahrheit nur eine wirksam und fruchtbar. DaS ist die Entfaltung de« Grundkapitals, welche- wir von der Natur empfangen haben, und da« da die Vernunft heißt. (Beifall.) Ja wohl, unsere erhabenste Aufgabe besteht darin, bei jedem Menschenkinde die Intelligenz zu entfalten, jene« Capital, mit dessen Hilfe man alle anderen erwerben und mithin den gesellschaftlichen Frieden auf Erden, ohne Gewaltthätigkeit und Bürgerkrieg, lediglich durch den Sieg de» Rechte» und der Gerechtigkeit verwirk lichen kann. Die» ist unsere Religion, meine Freunde, die Religion der Bildung. DaS erhabene Wort Re ligion bedeutet in der That nicht» Anderes, als das Band, welches den Menschen an den Menschen knüpft (!), so zwar, daß ein Jeder, seinem Nächsten gleich, in der Würde Dieses seine eigene Würde be grüßt und da» Recht auf die Achtung der gegenfeitigen Freiheit gründet. Zu einem Acte diese» Glaubens sind wir hier im Geiste der Brüderlichkeit versammelt. Wir bringen, Sie Ihr Opfer, wir unfere Rede zu dieser Lommunion, welche man die republikanischen Ostern der Demokratie nennen kann. Doch es drängt mich, meinem ausgezeichneten Freunde das Wort zu geben, dem guten und starken Manne, der einen Augenblick die mühseligen Forschungen der Wissenschaft verlassen hat, um die Schätze seine« Geistes dem Volke zu weihen, und der, seitdem er die öffentliche Laufbahn betteten, aus der Verbreitung der Aufklärung in allen Kreisen de« Volke« da« Problem feine« Leben- ge macht hat. Dieser Mann heißt Paul Bert. Sie werden ihn anhören, wie man in den einer Demokratie würdigen Versammlungen anzuhören versteht, und wer den mit mir sagen, daß man Versammlungen wie diese als ein besserer Mensch verläßt " Es ist bezeichnend für den Geist der Versammlung, daß diese ebenso blasphemischen als phrasenhaften AuS- sührungen mit einem wahrhaft betäubenden Beifalls geschrei belohnt wurden. Dasselbe wiederholte sich, als Paul Bert den von Gambetta angesangenen Faden in seiner bekannten Manier weiter spann. Welcher Art die von Gambetta und seinen Genossen erstrebte „Bil dung" sei, erklärte Paul Bert ohne Umschweife und unter allgemeinem Beifall: „Die Gesellschaften rücken dem sittlichen Fortschritt in demselben Maße näher, als sie sich von den Religionen entfernen." Neue- brachte er freilich nicht vor. Seine Ausfälle gegen den „ClericaliSmuS" waren im Wesentlichen nur eine Wiederholung der großen Standrede, welche er bei der Unterrichtsdebatte in der Kammer gehalten hatte. Man Hötte nur die alten Citate aus katholischen Katechismen, welche Dummheit und Intoleranz fördern sollen, Ausfälle auf die Marienverehrung u. s. w. Trotzdem schienen diese Beschimpfungen und „Späß chen" der Versammlung ungemein zuzusagen. AlS er mit der kühnen Behauptung: „Die Gesellschaften rücken dem sittlichen Fortschritt in demselben Maße näher, als sie sich von den Religionen entfernen," ge schlossen hatte, wollte der Beifall kein Ende nehmen. Im Verlaufe seiner Rede hatte er auch nicht versäumt, der Versammlung zu einer Ovation für Gambetta Im Bann deS Versprechens. Novell« von Gerhard Walter. (Fortsetzung.) „Egon — höre mich an!" bat sie und sah mit müdem Blicke zu ihm auf, „Du willst alle Rechte be haupten, und ich will nicht erst fragen, ob e« noch Rechte sind —" „Freilich, Nora!" warf er ruhig ein, „Du hast e« mir versprochen, al« ich zu der aroßen Reise aufbrach mit t em Prinzen, vier Jahre auf mich zu Watten, und Du thatst e« gern, so sehr gern! Heute gerade find sie vollendet, und ich bin Tag und Nacht durchgereist, denn ein Wort ist heilig; du siehst, ich habe mir den Tag wohl gemerkt; wäre ich morgen gekommen, hätte ich kein Recht mehr gehabt." „Nun wohl, Du hast recht — und Du sollst e« behalten, aber ich stelle Dir eine Bedingung, Du ver langst nie die Beantwortung der eben gestellten Frage und versprichst e« mir hier auf Edelmann«wott, dem Mann, dem ich da« Herz brechen muß, nie feindlich aegenüber zu treten, wo und wie euch da« Leben zu- sammenführen möchte — dann will ich Dein sein, wenn Du solch zerrissen und verzweifelt Herz noch Dein nennen willst, aber nur um den Prei« seine« Leben« — sonst will ich lieber au« meine« Vater« Hause fliehen und bettelnd durch die Welt stressen, al« Dir die Hand reichen, an der de« besten Manne« UM >11, «»«M UM). 4M V«» -1—°X UM Telegraphische Nachrichten. Elberfeld, Mittwoch, 7. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie die „Elberfelder Zeitung" erfährt, hat die Vereinbarung sämmtlicher Alizarin fabrikanten Deutschlands beschlossen, deu Preis deS Fabrikats auf Mark vro Kilo 2vproceutigm Alizarins festzusetze«. Dies bedeutet eine Steige rung des Alizariupreises um 50 Proceut. Honfleur, Dienstag, 6. September, Abends. (W.T. B.) Bei der heute hier stattgehabten Ein- veihung eine- neuen HafeubasfinS antwortete der HandelSminister Tirard auf eine Rede des Hau- delskammerpräfideute« mit Worten rühmender Anerkennung für den vom früher» Minister de Areycivet bezüglich der Ausführung großer öffeat- licher Arbeiten ausgestellten Plan und fuhr daun fort: E» sei indeß nicht genug, daß man Häfen baue, man dürfe dieselben auch nicht verschließen; er hoffe, daß die für den Abfchluß von Handelsvetträgen ein- ^leuneil Unterhandlungen zu einem guten Ende führen würden. Am Schluffe seiner Rede hob der HaudelSminister hervor, Frankreich dürfe nicht fremden Ländern tributpflichtig sein. Auf einen Toast deS Maire bei dem Abends stattgehabte« Kestbanket erwiderte Gambetta Fol gendes : Man habe Unrecht, wenn man da- Princip mit der Person identificire; man dürfe keine Vermengung der Individualitäten mit der Republik gestatten, welche über den Personen und Parteien stehen müsse. Die Geschäfte hätten sich vermehrt, weil die Politik jetzt besser geleitet werde. Der Handelsminister habe gesagt, daß eS nicht genüge, neue Häfen zu schaffen und die Transportmittel zu vermehren, wenn man nicht auch den Kreis der Geschäft-thätigkeit erweitere und neue Absatzwege eröffne. In der That sei eS Zeit für alle Welt, das ökonomische und commerzielle System de» Lande- mit den fremden Mächten zu regeln. „Meine Ueberzeugungev haben sich nicht geändert. Ihr seid stark, erfinderisch, kühn und erfahren genug, um die Concurrenz mit anderen Nationen zu bestehen; ich gebe dem Wunsche Ausdruck, daß Verträge, welche der Freiheit deS Handels mit den Völkern gewidmet sind, in naher Zukunft geschlossen werden." » G. ». >0«.
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