Dienstag, den 18. Februar 18S1. lied Senke, das unsere liebe Mutter, wohl ost mit bekümmertem Herzen sang: Auf, freue dich, der Frühling kehret wieder! Ihre Hoffnung hat sie nicht betrogen, sie ist im ewigen Frühling und ruft uns nach fich! „Ja, länger als fünfzig Jahre kann es doch nicht dauern", sage ich mir oft, wenn ich den ro chen Streifen auf meinem Arme bewachte (er be deutet lebenslänglich, ein freudiges wemento mori!), und wenn die Zeit vorüber ist, erscheint sie wie ein Augenblick. Dan erheitere ich mich aber auch wieder durch nähere Freiheitshoffnungen und mache allerlei schöne Pläne. . . Wochenschrift zur Belehrung «ud Unterhaltung 14 Den IS. September 1880, Fast möchte ich aus Deinem letzten Briefe schlie ßen, daß Ihr da draußen ost unglücklicher seid als ich; das wär' traurig, am schmerzlichsten aber wäre es mir, wenn auch ich zu den Dich quälen den Leidensegoisten gehörte. Und doch kann ich es mir leicht denken; so Manches muß Dir an mir hart, engherzig und niedrig erscheinen. Brief lich ist ein Verkennen, ein Mißverstehe» schon an und für sich so leicht möglich; wir viel mehr in unseren Verhältnissen. Laß mich Zweierlei anfüh ren, um Dich für eine milde Beurtheilung zu ge winnen : bedenke daß ich Mann bin und Gefange ner. Die männlichen GrfuhlSstrirke find aus grobem Hanf geflochten, während das Weib Harte, seid»? : GesühlSfäden hat; das macht u»S wehr M Er härtung als zur Verschmelzung der,p«iujg^Ken und gepeinigten Welt gegenüber geneigtrwir ge ben uns nie so bin, wenigstenSMcht «k MeftWM wohl aber an Ideen (doch sind diese ^trqzer qich zuverlässiger als erstere), dm«m find Mr qm Mr niger dey empfindlichsten Täuschungen 'ausgesetzt; Kerkerbriefe. <AuS einer noch ungedruckten Biographie.) (Fortsetzung.) Waldheim, 29. August 1880. Unser guter nordischer Himmel beginnt schon ein so trostloses, graues unfreundliches Gesicht zu zeigen, daß man sich nothwendig mit innerm Son. nenschein waffnen muß, um nicht vor der Zeit, aus Mangel an äußerer Wärme trübe und kalt zu werden. Da bist Du nun wieder meine liebe Herzensfreude; ich werde stets bei Dir am ersten suchen, was mich hell und warm macht, und dann in der Poesie. Welche hohe Göttin ist sie! welche herrliche Offenbarung unserer Gefühle, all unseres Glau bens, all unserer Hoffnung, unserer innigsten, höch sten, heiligsten Gedanken. Ost und gern rufe ich in meinem Gedächtnisse einzelne Klänge dieses Zauberreichs zurück und werde jedesmal erhoben und gestärkt. Wie zart und rührend ist das Bild der Un sterblichkeit in Sayet's „das Grab der Rose" und Alles, was Carus tröstend über das scheinbare Unglück sagt, finde ich in der warmen Sprache der Poesie vom Dichter in den drei Bildern: vom perlenden Champagne^ von der träumenden Eiche und von der entblätterten Rose, wiedergegeben. Erst durch den wilden Schlag des ZecherS steigen die Hotdnen Perlen auf; erst im Sturme wird die Eiche fick ihrer Kraft bewußt und wurzelt fester; der Wind entblättert zwar die Rose, aber Da «rgirkt sie durch die Lüfte Alle Fülle süßer Dufte, Sterbend haucht sie Witt und breit Mild« aus und Lieblichkeit. Am mächtigsten wirkt die Porste auf uns ein, wenn fich die Etinnerung än eine liebe Stimme zu ihr gesellt.- Ich mag mich noch so traurig füh len, eS wird gleich wieder licht in Mr, wenn ich an das einfach-schöne Frühlings- und HoffnungS Anzeiger -»» Elbeblatt für > ' ' ' '' . - Riesa, Strehla und deren Umgegend.