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Dresdner Journal : 17.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190201178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-17
- Monat1902-01
- Jahr1902
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- Dresdner Journal : 17.01.1902
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1902 M13. Freitag, den 17. Januar nachmittags. Amtlicher Teil ein SlaatSfinanzen, der Heimgegangenen Ministers vr. (Behvrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil Kunst und Wissenschaft. Späßchen und Mätzchen gemacht werde, sondern wichtiger Teil unserer Wirtschaftspolitik sei. weitere Verlauf der Debatte den ruhigen und sach lichen Erörterungen des ersten Tages entspricht — und das wird man hoffen dürfen —, fo werden auf regende Auseinandersetzungen nicht zu erwarten sein. ES war eine wohlthuende Erscheinung, daß alle bis v. Miquel, gedachte, dem die erfreuliche Finanzlage der preußischen Monarchie, die sich gerade jetzt unter den ungünstigen Verhältnissen als gesichert erweist, zu verdanken ist. Ebenso wohlthuend berührte eS, daß der Schüler des Hrn. v. Miquel und sein Nachfolger als Finanzminister, Frhr. v. Rheinbaben, dieser allseitigen Anerkennung rück haltlos beistimmte. Selbstverständlich war der Aus gangspunkt der verschiedenen Redner die geschäftliche Kalamität, unter der das Land leidet. Mit großer Besorgnis wurde festgestellt, daß die Kaufkraft des Landes abgenommen und Handel und Wandel ge litten haben, sowie daß durch die verschiedenen Bank krache das Vertrauen der Bevölkerung stark er schüttert worden ist. Konservative, Zentrum und Nationallibcrale — also die große Mehrheit des Hauses — waren in dem Gedanken einig, daß dieser Kalamität am besten gesteuert werden könne, wenn man auf die Kräftigung des inneren Marktes und einen wirksameren Schutz unserer Erwerbsgruppen vor der Auslandskonkurrenz Bedacht nähme. Eine große Rolle spielte demgemäß auch in der preußischen Etatsdebatte die künftige Gestaltung unseres autonomen Zolltarifs. Der konservative Ab- Kolonialpolitik bilden soll, weil die Eisenbahnen für unsre Kolonien zur Lebensfrage geworden sind. Gegenüber jenen Gegnern, die, wie der Abg. Richter, immer hervorhoben, eS wäre viel nöliger, in der Heimat Eisenbahnen zu bauen als in den Kolonien, betonte er sehr mit Recht, daß die Kolonien ebenso angesehen werden müssen, wie Provinzen des Mutter landes. Ja, er ging noch weiter, indem er sagte, sie lägen für die Augen des Auslandes exponierter als Provinzen im Reiche, und wir müßten dafür sorgen, daß man unser Land nicht nach der Vernach lässigung beurteile, die wir unsern Kolonien an gedeihen lassen. Diese offenen und energischen Aeußerungen des Kolonialdirektors werden in allen kolonialfreundlichen Kreisen mit großem Beifall ge hört werden. Das angeschlagene Thema von der Notwendig keit deS Eisenbahnbaues in den Kolonien wurde weiter foitgesührt von dem Abg. vr. Stockmann (ReichSp.), Mitglied des Vorstandes der Deutschen Kolonialgesellschaft, der auch hervorhob, daß wir durch eine solche Entwickelung der Kolonien in be zug auf die wichtigsten Kolonialprodukte, wie Baum wolle, Tabak rc., vom AuSlande unabhängig werden würden. Auch der Abg. Werner (Antis.) befürwortete warm den Eisenbahnbau, speziell in Ostafrika. Des gleichen der Abg. Stöcker (kons.), der auch wieder auf die Wichtigkeit der kolonialen Produkte für unsere ganze Volkswirtschaft zurückkam, und den Schluß machte in wirkungsvoller Weise der Abg vr. Arendt (ReichSp.), der Hrn. Richter noch ein mal zurief, daß die Kolonialpolitik nicht mit im Reichstage gesprochen hat, erklärte, die Majorität des Reichstags und die verbündeten Regierungen träten für die Kolonien ein. So dankbar dies anzu erkennen ist, so würden wohl die Ergebnisse noch bessere sein, wenn wir uns in vollem Umfange die weitere Aeußerung des Abg. v Kardorff zu eigen machen könnten: „DaS Deutsche Volk lebt mit der Kolonialpolitik." Charakteristisch für die Bedeutung, die die Kolonien immer mehr gewinnen, ist es auch, daß, wie der Schatzsekretär v. Thielmann erklärte, für sie jetzt der besseren Uebersicht wegen ein be sonderer Hauptetat aufgestellt ist. Der Abgeordnete Bassermann (nationalliberal) wies dann auf die wichtigste Aufgabe hin, die der praktischen Kolonialpolitik jetzt gestellt ist, die Er schließung unserer Kolonien durch Eisenbahnen. Mit Recht machte er dabei auch wieder auf die Fort schritte der Engländer und Belgier im Bahnbau aufmerksam, die namentlich den Ausbau der ost- afrikanischen Bahnen für uns zu einer immer wachsenden Notwendigkeit machen. Dieses Thema wurde weiter ausgeführt von dcm Kolonialdirektor vr. Stübel. Er sprach cs als seine pflichtgemäße Ueberzeugung aus, daß der Eisenbahn bau in den Kolonien heute den Kernpunkt unsrer Die Kolonie» in der Etatsdebatte des Reichstags. UK6. In der soeben beendigten Generaldebatte über den Reichsetat haben die Kolonien und die Welt- politik einen so breiten Raum eingenommen wie kaum je bisher. Nicht weniger als 13 Redner haben sich über die Kolonial- und Weltpolitik ausgelassen und zum Teil so bedeutsame und lehrreiche Aeußer ungen gelhan, daß eine kurze Zusammenstellung von Wert sein möchte. An die Spitze stellen wir die hochbcdeutsame Er klärung des Reichskanzler- Grafen v Bülow in Die preußische Etats-Debatte. Die erste Lesung deS preußischen StaatShaus- haltsetats hat ihren Anfang genommen. Wenn der ung, die der Abg. Bachem (Z.) dem Erfolge der Chinaexpedition zollte. Ter Abg. v. Kardorff (Rp.), jetzt aufgetretenen Redner mit warmen Worten des der schon manch gute- Wort für die koloniale Sache hochverdienten Reorganisators der preußischen Residenztheater. — Am!6.d Mt«.: „Das große Licht". Schauspiel in vier Aufzügen von Felix Philippi. (Zum ersten Male) Als sich Felix Philippi im Jahre 1894 mit seinem Drama „Wohlthäter der Menschheit" hier in Dresden einführt«, kam der litteraturoerständige Zuschauer bald darüber in« Klar«, daß in diesem Dramatiker kein werdende« und wachsende«, suchende« und ringendes Talent vor un« hintrete, dessen packende Schilderung«» kunst der Ausdruck echten Dichterfeuer« sei, sondern ein fertiger Theaterpoet, dem alleGeheimnisi» dr« Bühnenerfolg« erschlossen sind. Zu dieser Ueberzeugung gesellte sich bei der Erstausführung de« weiteren Philippischen Drama« „Der Erbe" die Gewißheit, daß alle«, wa« etwa Feuer rn sein«» Dramen genannt werden kann, Theaterfeuer ist, denn mehr noch al« in den „Wohlthätern der Menschheit" erkennt man in dem „Erben", welch' eine unüberbrückbare Kluft zwischen dem Drama, in dem da« Ltben oder wenigsten« ein Stück Leben von einer poetischen Natur geschildert, und einem solchen, in dem e« von einem geschickten Theatraliker dargestellt wird, klafft Die Zahl der litteraturverständigen Zu schauer ist in dieser Beziehung allerdings nicht gar zu groß; so manchem erscheint al« echte dichterische Glut, wa« nur künstlich gefärbt wurde durch eine geschickte Technik, und noch mehrer« glauben Gestalten zu sehen, wo nur geschickt hm- und hergezogeue Figuren sich be wegen Da« Publikum, da« gestern abend das neue Drama Philippi« au« d«r Taufe hob, war wohl ein MatkowSky-Publikum, da« um diese« Darsteller« willen dem Werk« «in«n uno«rdirnt glänzrnden Erfolg ber«it«te Dem« di« neu« Dichtung de« Berliner Dramatiker« zeigt nicht den mindesten Fortschritt gegenüber d«n älteren; Eruentmugev, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. I« Geschäftsbereiche »«»Ministeriums der Ainanze«. Bei der Poft - Verwaltung ist ernannt worden: Wenzlau, zeither gegen Tagegeld beschäftigter Postassistent, al« etatmäßiger Postassistent im Bezirke der Kaiserlichen Ober« Postdireltiou Ehemnitz. 2» Geschäftsbereiche »eS Ministerin«» de« Knltu» u. öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Schulstelle zu Sahlassan b. Stiehla (E). Koll: da- Ministerium de» Kultus rc iroo M Grundgehalt, 10V M. Pers. Zulage, ttv M s. d Fortbildungsschulunterricht, 100 M. s. Be- Heizung de» SchulzimmerS (Anfuhr de» Heizung»material» auf Kosten der Schulgemeinde) u ev 6v M der Frau de» Lehrer» s d. Unterricht in den weibl. Handarbeiten Hierüber fr Wohnung im Schulhaust. Der Schulvorstand hat be- schloffen, s. Beschaffung eines dem Lehrer pachtsrei zu über lassenden Garten- in unmittelb Nähe deS SchulhauseS zu sorgen BewerbungSgesuche m Zeugnissen bi» zur jüngsten Zeit, ev MilitärdtenftauSweiS, bi» SO. Jan an Bezirkrschul- inspektor Schulrat Reil, Oschatz — Zu besetzen: zu Ostern die neugrgr. Schuldirektorstelle a. d. BolkSschulen in Neukirchen i. Erzg. Koll.: die oberste Schulbehörde Ein kommen 2«oo M u 800 M WohnungSgeld Bewerbungs gesuche unter Beifügung sämtl. Prüfung-- u. Amt-führuna»- zeugniffe bi» in die neueste Zeit sind bis 6. Febr beim Be- zirk-schulinspekior Schulrat Richler, Ehrmnitz, einzureichen DreS-en, 14 Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist der Privatdozent an der Universität Halle vr. r>di1. Friedrich Falke zum außerordent- Uchen Professor für Landwiltschaft in der Philo sophischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hülfsarbeiter der Seneralvirektion der Staatseisenbahnen, Baurath Thieme-Garmann in Dresden das vonSr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg ihm verliehene Ritterkreuz 1. Klosse deS Herzog!. Sachsen Ernestinischen HauSordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Geigenbauer Franz Johann Glaß in Leipzig den ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt verliehenen Tatet Hof geigenbauer annehme und führe. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Baumeister Johann Wendler in Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen StaniSlauS- orden 3. Klasse annehme und trage. Dame ist vorteilhaft und ihr Spiel entspricht überall den Anforderungen, ja e« zeigt sogar hie und da schöne Momente einer tieferen inneren Anteilnahme, die für künftige Zeiten mancherlei erhoffen lassen Ganz aul- gezeichnet im allgemeinen gelang Hrn Karl Friese die Charakterisierung de« Organisten Goldner; nur wollte e« scheinen, al« setze der Künstler dieser Gestalt hie und da »u grelle, drastische Lichter auf Die übrigen Darsteller erfüllten die ihnen zugefallenen Aufgaben an« gemeßen. Hr Direktor Karl Witt hatte di« Novität geschickt uns wirkungsvoll in Scene gesetzt, besonder« gelungen erschien da« Milieu der Organistenwohnung im dritten Auszuge. W Dg«. Konzerte. Da« am Mittwoch (Musenhau») vom König! Konservatorium zum Besten der Schüler- UnterstützungSkaff« veranstaltete Konzert nahm einen vortrefflichen, künstlerisch einheitlichen Verlauf. Eine Reihe glücklich gewählter Gesänge au« älterer und neuerer Zeit (darunter Karl Reinrcke« „Pastorelle" und Draeseke« ck» oapo erbetene „Heinzelmännchen") wurden von der oberen Chorklaffe unter der bewährten Leitung de« Hrn Albert Kluge mit klangschöner Tongebung und sorg fältigen dynamischen Schattierungen vorgetragen Hr Rudolf Remmel« führte da« Orchester de« Konserva torium» mit Weber» „Oberon". Ouvertüre und der symphonischen Dichtung „Hamlet" von Franz LiSzt er folgreich in» Treffen Besondere Huldigungen wurden Hrn Prof Grützmacher bereitet, der zur Erinnerung an seine vor 25 Jahren am genannten Institut be« gonnrne, im Verlaufe der Zeit musikalisch so reich- gesegnete Thätigkeit al« Lehrer de« Violoncellspiel« gestern al« Solist auftrat Im Verein mit Hrn Walter Bachmann spielte der Gefeierte die Beethoven- schen Variationen über ein Thema von Händel („Seht, er kommt mit Preis gekrönet") unter außerordentlichem da» Drama ungleich höher einzuschätzen «st, al» die Ge stalten der beiden Hauptpersonen, de« Baumeister» Lorenz Ferleitner und de« Maler» Fritz Rasmussen, so dank bar in darstellerischer Beziehung die letzteren auch ge artet sein mögen. . In ihrer Wirkung immer zu einem großen Teile auf die Darstellung gestellt, bedürfen die Philippischen Werk« der Mitwirkung hervorragender Schauspieler. Der Erfolg der gestrigen Vorstellung würde nicht annähernd der erlebte große gewesen sein, wenn Hr Adalbert MatkowSky vom König!. Schauspielhause zu Berlin, der neue Gast des ResidenztheaterS,-dem Werk« nicht seine Kräfte gewidmet hätte Er spielte den Baumeister Ferleitner mit hinreißendem Feuer, mit einemUeberschuß von Temperament und Gefühl und zugleich mit so vornehmem Maßhalten in Spiel und Sprache, daß Licht und Schatten, Kraft und Weichheit, Stolz und Demut, die der Dichter in dieser Gestaltzum Ausdruck bringt, inrestlosrr Vollendung dargestellt erschienen. Seine ausgezeichnete, meisterhafte Leistung war um so höher zu bewerten, al» er von seinem Gegenspieler Raemuffen, den Hr Fritz Pit schau al« Gast darstellte, in allen Hauptscenen voll kommen im Stich gelassen wurde. Wir können nicht annehmen, daß die Direktion de« Residenztheater« mit dem Gastspiel diese« Darsteller», der noch rn den ersten Anfängen der Schauspielkunst festzusitzen scheint, En- gagcmentSabsichten verfolgt Da« Residenztheater besitzt in Hrn Emil Reiter einen jugendlichen Helden von trefflichen künstlerischen Qualitäten, der den Wahnsinns- scenen de« Maler» zu ganz anderer Wirkung zu verhelfen im stände ist al» der genannte Gast. An der Dar stellerin der Charlotte Egger» durch ein Frl Hilda Dittmar al» Gast störte ein sehr unangenehm bemerk- barer Sprachfehler, der, nach diesem ersten Auftretrn zu schließen, ein Engagement nicht empfehlenswert erscheinen läßt Indessen wollen wir un» hierüber eines ab schließenden Urteil« noch enthalten. Die Erscheinung der geordnete v Hepdebrand u. d. Lasa wandte sich dabei mit dem Wunsche an die Staatsregierung, sich zur Bewilligung höherer Zollsätze für die landwirischaft- lichen Erzeugnisse zu verstehen, als sie in dem Ent würfe vorgesehen sind. Ferner verurteilte er die Verschleppung-Manöver der Opposition in der Zoll tarifkommission auf das Schärfste und forderte die Staatsregierung auf, im Falle fortgesetzter Obstruktion die Handelsverträge zu kündigen. Der Finanzministrr Frhr. v Rheinbaden erklärte darauf mit großer Ent schiedenheit, daß die Regierung mit vollem Nach drucke da- vertreten werde, waS sie in dem dem Reichstage vorliegenden Entwürfe vorgeschlagen habe; dagegen verweigerte er dem konservativen Abgeord neten eine Zusage, über die vorgeschlagenen Zollsätze hinauSzugehen. Er richtete vielmehr im allgemeinen Interesse an die Landwirtschaft die Mahnung, die in dem Entwürfe eingehaltene Mittellinie nicht zu überschreiten; denn sonst werde dasjenige gefährdet, war die Regierung aus ganzem Herzen für die Landwirtschaft Vorschläge. Der Zolltarif kann, wie der Hr. Minister wirkungsvoll hervorhob, nur zu standekommen, wenn man die Interessen von Land wirtschaft und Industrie und industriellen wie land wirtschaftlichen Arbeitern zu vereinigen sucht, wenn man also sich nicht auf den Boden einer einseitigen Interessenvertretung stellt, sondern den für das Gemeinwohl erforderlichen Ausgleich im Auge behält. Frhr. v. Rheinbaben wies ' noch darauf hin, wie in der Oppositionspresse früher immer ein höherer Beamter gegen den anderen auSgespielt worden sei und wie man behauptete, der Bundesrat vertrete nicht vollständig die Zollvorlage, wie sich aber alle Ausstreuungen als nichtig erwiesen haben und wie jetzt niemand mehr daran zweifeln könne, daß die Regierung stets mit aller Bestimmt heit hinter dem erhöhten Getreidezoll gestanden habe. Der Zentrumsredner Fritzen-Borken bemerkte, e« würde eine große Einbuße am Ansehen für den Deutschen Reichstag erwachsen, wofern der Zolltarif nicht zu stände käme, er sprach darum unter Zustimm ung der großen Mehrheit deS HausrS den Wunsch aus, daß der Ausgleich und damit da» Unterdach bringen der Vorlage gelingen möge. Der national- liberale Abgeordnete Noelle meinte, der Pessimismus der Konservativen in bezug auf da- Zustandekommen der Zolltarifvorlage sei nicht gerechtfertigt; denn die ReichstagSmehrheit habe noch immer dar Schicksal des Entwurfs in der Hand. Die Mahnung, sich nicht einer pessimistischen Stimmung hinzugeben, ist jedenfalls begründet; denn eine solche Stimmung wirkt auf die positiven Parteien lähmend, auf die Opposition dagegen anspornend. Man trachte nur danach, den erforderlichen Ausgleich zu erzielen und Sonderbestrebungen zurückzudrängen; dann wird an dem Zustandekommen der Vorlage nicht gezweifelt werden dürfen. Wenn der naiionalliberale Redner am Schluffe seiner Ausführungen die baldige Ein bringung der Kanalvorlage forderte, so war das an gesichts der unzweideutigen Erklärung in der Thron rede nicht recht angebracht So wenig daran ein Zweifel bestehen kann, daß der wasserwirtschaftliche Gesetzentwurf seinerzeit wieder vargelegt und dann auch mit vollem Nachdruck vertreten werden wird, so sicher ist cs, daß es nicht in der Absicht der Staatsregierung liegt, durch Aufrollen dieser noch immer umstrittenen Frage die Schwierigkeiten der parlamentarischen Lage im Reichstage zu erhöhen.. Der Abg. Richter, der durch seine vielfachen sarkasti schen Bemerkungen oft Heiterkeit hervorrief, brachte - ebenfalls die Kanalfrage und den damit verquickten seiner Rede am 8. Januar. Er erklärte bekanntlich, vaß Deutschland noch im Jahre 1879 nur euro- päiiche Politik getrieben habe; heute aber umfasse die Politik aller europäischen Mächte die ganze Erd kugel. Die Ziele der Weltpolitik erstreckten sich auf Gegenden und Objekte, die sehr weit von Deutsch lands Grenzen lägen. Er nenne beispielsweise die Nordküste von Afrika, Persien und Ostasten. ES ist wohl bisher noch nicht von autoritativer Seite mit solcher Klarheit und Betonung gesagt worden, daß der ganze Charakter unserer Politik ein anderer geworden ist, und wir als Kolonialpolitiker können diesen Hinweis nur auf da» Freudigste begrüßen. Denn wir haben doch von jeher auf dem Stand punkte gestanden, daß die überseeische Politik keine nebensächliche orer gelegentliche Sache sei, die man auch wieder fallen lassen könne, sondern daß sie eine Lebensfrage Deutschlands und bestimmt sei, immer mehr unser politischer Verhalten in aller und jeder Beziehung zu bestimmen. Das Echo von der anderen Seite ist denn auch nicht auSgeblitben. Der Abg. Schrader (sreis. Vgg.) beklagte bereits, „daß die Kolonien an erster Stelle ständen, sie müßten an zweiter stehen". DaS ist nun wohl eine stark optimistische — wenn man so sagen darf — Auffassung. In kolonialpolitischen Kreisen wird man kaum der Ansicht sein, daß die Kolonien heute schon an erster Stelle ständen, aber schon da- Zugeständnis, daß sie wenigsten- den zweiten Platz zu beanspruchen hätten, ist wertvoll, da es von einer Seite kommt, die vor nicht gar langer Zeit von Kolonien wenig oder gar Nicht wissen wollte. Dieser Fortschritt in der Schätzung unserer Kolonien so weit in die linke Seite deS Reich-tagS hinein kann uns denn wohl auch darüber trösten, daß der Abg. Richter findet, wir legten zu großen Wert auf Eisenbahnen in Afrika und könnten mit denselben Mitteln, die wir dafür aufwendeten, auch den Mond kolonisieren. Diese Betrachtungen und das gänzliche Verwerfen der Kolonialpolilik durch den neuesten auswärtigen Politiker der Sozial demokratie Hrn. Südekum können uns weniger inter essieren; erfreulich ist dagegen die lebhafte Anerkenn er erweist sich in «hr aus» neue at» ver rourimelie Theaterkenner, der mit sicherer Berechnung rin nur scheinbar höchst echte» Stück Leden vor den Zuschauer stellt. Wie im „Erben" verzichtet Philippi auch in seinem neuen Werke von voraherein darauf, durch ein treuliche« dichterisches LebenSgesühl, durch eine unverstellte Leidenschaft und durch wärmere Beseelung seiner Gestalten zu wirken Dafür bietet er da» allerdings wiederum glänzend blanke Talmi einer höchst bühnen wirksamen Handlung dar, die, von Scene zu Scene ge steigert, bi« zu den Gipfeln des Darstellbaren ansteigt Läßt man sich von dieser scenischen Wirkung nicht irre führen, so erkennt man, daß in dem Werke nicht nur die handelnden Personen oberflächlich charakterisiert sind, sondern daß die psychologische Entwickelung der Hand lung überhaupt ungenügend durchgesührt ist Man würde dem Dichter keinen Dienst leisten, wollte man den Beweis hierfür durch eine ausführlich« Skizzierung der Handlung erbringen, wollte man di« Gestalt de» MalerS RaSmussm, um den sich die geschilderten Konflikte grup pieren, kritisch zergliedern E« genüge der Hinwei«, daß von ihr die psychologischen Unklarheiten ausgehen, die mit dem Fortschreiten der Handlung immer stärker da« innere Interesse an der Handlung erlahmen lassen Was übrig bleibt, ist nur eine geschickt aufrecht erhaltene Spannung an der Lösung de« dramatischen Konflikte« und da« Behagen an wirksam in die Handlung ein- geflochtenen Episoden. Daß sich da« dramatische Vermögen Philippis so sehr in Aeußerlichkeiten verliert, hat man natürlich auch in diesem Werke wieder Gelegenheit, oft und schmerz lich zu beklagen Denn er zeigt rn ihm nicht nur aus« neue seinen scharfe», sicheren Blick für die Beobachtung der Lebensvorgänge, sondern läßt auch wieder erkennen, wie er sehr wohl befähigt ist, Gestalten zu zeichnen und lebenswahr durchzuführen Sein Organist Goldner ist «ine feinbeobachtete Figur, deren künstlerischer Wert für Bez»,,»drei«: Beim Bezüge durch di« GchchdfGDer« i««er»ak» Einzelne Nummern 10 Pf Journal wird gurücksenduna der sür die Echristleitung bestimmte«, Ardnten Herausgegeben von der Königl. Expedition deS Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Mucht, so ist da» Postgeld beizufügen. 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