Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 08.12.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19041208029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904120802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904120802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-08
- Monat1904-12
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dieses Blatt wird den Leier» v-,«> T ' ''en vnd Umgebung am Tage vorher bereu» als Abe»rd-2l«sgab- zugcstcNt. während es die Post ^Abonnenten au, Morgen m einer Gejamtansgabe erhalten. gerugrgedildr: xinl'Ilüdilick «»r »«»»,« bei täglich .weimalizer ZuNarun, bür» »liiere zcole«i «»endt und m,r,c»«. a» ämui' und Monlanen »u> einmal« ->MI L0B«. du»1«u»^wa>«iue^om< ni«'tw,«äck S MI de». S Mt so Pb He, ettmiullael Zuktellun, durch die Pvi«2MI. «obneBellkllaeld«. imAus. lm«d mil kNlimeclieudein Zutchlaae. Si ockdruitaller Arlikl ». Oriamat- Milleilunae» nur mit vcuUicher LueUenanoabe<„Dre»d Nachr") tulinsia NolI,lrä,Uckr üanarar- ainvrüllie bleibe» midcrüSillliliat: miuerlailgle Atamitkrivle weiden nicht au'dewakrl, releoiamm-Adrelie- Aachrtchten Dresden. Uevlag von Kiepsrii L Reichavdt. kinrelgen-taril. Nnnabine von Aiilündtounaen bis nachinitlaad s UV« San», und tzc« .,««.>« in», Manenslrabe U van I« dic -,« Nvr. Die l ivalliaeÄrun, »eile «,g. S Lilbei» 2V Pfg.. An küuOgcmge«, aui der Pnvalieüe Zeile L Pla : dje r'raUlge Zeile am'Teu icile so P«g. als <-«nse«c>udt Ze«le so P!» In Slmuuitr» »»ch So»>«- „nd ibeie« lasen l iuaUiuc Äruud,c:ti 3v P«a > aui Puvaccciu ao Big. 2ll»»»ai Zeile aui Lenicile uud als E»«aeia«,dl Lü P««1. ÄusmaUiae Au«, traac nur gegen!!>oran»i>«jc,l,l«in,. Vetrgtlatler werden lull rs Pi,, berechnen kiernivrechauichlu»: riliu l Sir. u und Sir. SO!)«. KluZ. ^üknsckei'fs 8ökne vi^esLlen-?i. gr. ^Imienscliestr. 20 AukLÜKe allen Rr. 34». I. Okeneste Dtahtbeuchie. Hvsuachuchten. Landtag, Fechtak.idemie, Seb «stoppt — Port Aithnr, GctiihtS- I L 1 NFS 1 !. Verhandlungen. „Tie Stunime vvn Pprtici". lll. PhtlhattupuHcheS Ko«izcrt ! Villip O» Neueste Drahtmeldungen vom 7. Dczbr. Deutsch'Tüdwestafrika. Berlin. General v. Trott, a meldet unterm 6. d. M.: Eine Ossiziersvatrouille, von HoachauaS ans Starts am weinen Fluß vorgesandt, erhielt Heuer bet Auichaebib. Zum russisch-japanischen Krieg Bremen. Nach einem Telegramm aus Nagasaki au dcu Norddeutschen Lloyd ist der Dampfer „Willekad", mit dem 800 aus Rußland ausgewiesene I a >> aue r nach ihrer Heimat zurückbesördert wurden, am 6. Dezember nachmittags in Naga saki eingetroffen. Der Dampfer wurde bei seiner Ankunft herz lich empfangen. Petersburg. Der „Nnsfki Invalid" meldet die Ernen nung des Chefs der 8. Kavalleriedivision Bekman » zum Kom mandant des 12. Armeekorps und des Chefs des Stabes des kaukasischen Militärbezirks, Sander, zum Kommandeur des 20. Armeekorps. London. Die englische Negierung erhielt von der lavn- nischen eine Mitteilung bezüalirb der deutIchen Kohlen- 'chisse, die in Cardiss Kohle» für die runiiche Flotte laden Die englische Regierung hat diese Art der Operation verboten und tut ihr möglichstes, um eine strenge Neutralität ausiechl zu erhalten. London. Dem .Daily Telegraph" wird ans Schanghai von gestern gemeldet: In Tokio wnide heute eine kaiserliche Verfügung erlassen, die die Organi > ation einer M iliz - und Fre > w i l l i g e n kr u p v e nnorbnrt. frühere Oisinrre und Mannschaften werden zum Cintrtit in dieselbe nnsgefordell London. Nach einer dein „Ncuierschen Biirea»" ans General OkuS Hauptquartier zugegnugeiieu Meidung werden die Häuser der in der Nähe der Gesecbtstinie liegende» Dörfer ousgevesiert und neue Häuser errichtet Niete Braune» werden gebohrt. Alles weist daraus hi», daß die Japaner in der gegenwärtigen Stellung ;n überwintern gedenken Die Kälte schade den Iavanein nichts: sie hätten nur wenige Kranke. Tokio. Die vor Port A rth »r nngestellten Beobachtun gen lassen erkennen, daß die Besä tz» n g an Ni a » ns rh asten Mangel hat. Die Belagernngsarbeiten um das Fort Suug- schuschan und die östlichen Forts mache» ustcbe Forsichntle, B««c«i glaubt, dak ein allgemeiner Sturm bevorsteht und auch erfolgreich sein wird Der Tag hierfür wird »och geheim gehalken. Tokio. Der Befehlshaber der Arniee vor P ort Art I, u r meldet, dak die japanischen schweren Getchntze die B e s ch i c k n » g gegen die dort liegenden russischen Schiffe mii besricoigen dem Erfolge wieder ausnahmen und dak diese Beschickung noch sorldauert. Tokio. Während der andauernden Beschickung Port Arthurs bemerkten die Belagerer vom 203 Meter-Hügel aus, dak ein rulsisches Banzerichifs im Hasen der Stadt sich stink aus die Seite neigte. Jnsolge Nebels konnte inan ,edoch das Schiff nicht genau erkennen. Tokio. Wie amtlich bekannt gegeben ivird, ist vvn dcn russischen Schiffen im Hnien von Port Arthur tue „Poltawa" gesunken, der „Rrtwtsan" schwer beschädigt. Burg fBez. Magdeburgs. Bei der Reichstags- Ersatz wa hl im Reichstags-Wahlkreise I e r i ch o w I und 11 wurden bis Mittag gezählt: für Brauchitzsch skons.s 5040 Stim men, v^ Rath snat.-lib.s 8262 Stimnicn, Mertens lsrcis. Volksp.s 6251 Stimmen, Dr. Wohlfahrt lAntis.s 2575 Stimmen und Voigt sSoz.j 6708 Stimmen. Ans 7 Ortschaften steht das Er gebnis noch aus. Eine Stichwahl zwischen Mertens und Boigt gilt als wahrscheinlich. Berlin. Heute vormittag wurde eine unbekleidete grauen lei che aus dem Landwehr-Kanal gezogen. Ter Schädel ist zertrümmert, der Körper weist mehrere Wunden aus, der linke Untciarm fehlt. Köln. lPriv.-Tel.s Der „Köln. Ztg." wird aus Peters burg unter allem Vorbehalt kas Gerücht mitgctcilt, das; der Mi nister des Innern ein anS 42 Punkten bestehendes Reform- Prugra m ni ansgearbeitet habe. daS die Billigung der leitenden Kreise gesunden habe. Das OKrilchi erhält ein gewisses Mas; von Glaubwürdigkeit durch die immer ichärier hervortrctende Newegung der liberalen Kreise mit ihrer Fordern«» der Schös sling einer Volksvertretung. lTffcnbcir liegt etwas in der Lust, was eine Erfüllung der berechtigten Wünsche der Bevölkerung verheisit. Höchst wünschenswert wäre cs. wenn die Regiernngs- krc»'e die zu erwartenden Ereignisse wenigstens andenten wollten, da die Wvgen der in Flnk gekommenen Bewegung leicht die User überfluten könnten, was der Rcvolntionspartes gerade recht wäre. M a i n z. Amtliche Bteldung. Bei der Durchiahrl des lOüierznges 6280 durch die Station Sankt Goar entgleisten gestern mittag 1 Ubr vier Güterwagen infolge Herabiallens einer ans einem der Wagen verladenen schweren eisernen Walze. Beide Gleise waren gesperrt. Personen wurden nicht verletzt. Ter Personenverkehr wurde durch Umsteigerr ausrecht erholten. Um 5 Uhr war das Gleis in der Richtung Bingerbrück—Koblenz wieder frei, iodas; Schnellzüge und Pertvnenzüge bei eingleisigem Betrieb zwischen Santl Gcar und Obenveic! wieder dnrchiahreu konnten. Der zweigleisige Belrieb wird voraussichtlich bis Mitternacht vom 6. zum 7. Dezember wieder ausgenommen werden. ch Kreseld. Gestern abend stürzte infolge des Sturmes die Giebel inaner eines Neubaues an der Fiichelensirake e i n. Die Steinmassen sielen ans eine benachbarte Wirtschaft Eine Patzsran wurde getötet, mehiere Personen wurden leicht verletzt. Bk e m e l. Die im Kuriichcn Hass cingesrorcncu 7> ischc r b o o I e sind, wie das „Memeler Damprboot" melde!, beute durch den hiesigen Dampfer „Richard" anigciunde» und mit Lebens mitteln versehen worden. Die Boote konnren sich, da sie lre, von Eis geworden waren, ohne Hilfe nach ihrer Heimat begeben. ' P a r i s. Der Präicli des Deparicmenls Vienne, I o l i e t. hat gegen den nationalistiichen Journalisten Gaucher, der ihn bei dem vorgestrigen Ucberiall aus dem Boulevard durch einen Fa usis ch lag erheblich verletz! hat. die Klage eingereicht. — Der Rittmeister der Pariser Munizivalgarde, Eldain, der dcnr Geueraliekrelär des Grand Lrieni Anskunflszettel über mehrere Sssiziere verschaist hatte, war. als er gestern die Kaserne betrat, Gegenstand feindseliger Kundgebungen seitens ieiner Kameraden. Der Kriegsminister hat eine Unter suchung des Vorfalles angcordnct. B r c sl. Während eines überaus heftige» Südsturmes, der «in der Küste herrschte, und 4 A r b e i ter verich ,vu n - d e. n . die liier am Kai bau beschäftig» waren. Man glaubt, daß sie von einer Sturmwelle erfaßt und ins Meer geichleudcrt wurden. Rom. Prinz Arthur v o n C o n n a n g h t wurde heute mittag vom Pavst enipsanaen. Er stattete svnter dem Kardinal- Staatssekiclür Merry del Bal eine» Beiuch ab. London. Amtlich wird bekannt gegeben: Der Dampfer „Beybried", der am 30. November vom Laplatosluß im Londoner Hasen eintras. hatte einen Kranken an Bord, dessen Krankheit dem Sanitätsbeamten verdächtig erschien. Tie bakteriologische Untersuchung ergab, dak es sich tatsächlich um P e st handelt. Ter Kranke b,-findet sich im Hospital. Das Schiss liegt in der Themse-Mündung. Umfassende Desinfektionsmaßnalsmcn sind vorgenommen. Die Manittchaft wird überwacht. Vorsichtsmaß regeln. darunter auch die Vernichtung der an Bord befindlichen Natten, sind angeordnet. London. Die London and Paris Exchange-Com pany macht bekannt, daß sie heute ihre Geschäfte wieder auf- nimmt. N e wy o r k. Tie ..Tribüne" versichert, die Vereinigten Staaten würden die Häsen von Santo Domingo be te y c n und die Zölle cinziehen. die dazu benutzt werden sollen, die nnbcsricdiglen ameritanischcir und europäischen Gläubiger zu bezahlen. Der augenblicklichen unsicheren Regierung soll dann eine solche unter amerikanischem Protektorat folgen. Ria de Janeiro. Der Senat nahm in zweiter Lesung das vvn der Kammer bereits angenommene Gesetz über die Reorganisation der Flotte an. Lertliches und Liichsisches. Dresden. 7. Dezember. —* Tie Frau Erzherzogin Llto von Scitei- reich hat Dresden gestern abend nach mehrtägigem Beins: am hiesigen .Hose wieder verlassen und sich 10 Ugr 10 Min. nach Wien zurück begeben. Sc. Majestät der König nua Ihre König!. Hoheiten Prinz Io h a n n Georg und P r i u- zeIsi » M c, il> iIdc gaben der Frau Erzherzogin das Gelen nach dem Haup'bahuhcnc. —* Zur heutigen Königli ch c n Bk ittagsIa > cl sind die Herren Lheriimarschall Gras Vitzthum o. Eckstädt und Lbcrschloßhaupttiiann v. Carlowitz-Hartitzsch mil Einladungen beehrt worden. , —* Der Groß Herzog von Oldenburg, der seii einigen Tagen hier cingeirosien ist. Hai im Hotel „Europäischer Hw" Wohnung genommen. —* Anßerc.tvenilichcr Landtag. Be>d>' .Kar.imern hieiicn heute vormittag ihre letzten kurzen Sitzungen ab. deren einziger Punkt der Tagesordnung die Verlesung der n kindische«- Schritt über die Erledigung der Ausgaben des außerordeni lichen Landings bildete. In der Ersten Ko m m c r be.nerki' der Präsident, Herr Tr. Gras n. K ö ir n e r i tz. vor Perlcsung der ständischen Schritt, daß dic«e diesmal i» einer anderen als der sonst üblichen Form erscheine. Im Namen der Kammer erkläre er, daß damit kein Präjudiz st,r künstige Fälle geichastcn wer den solle, daß die Kammer vielmehr wüniche, daß die ständischen Schratten künftig in der früher üblichen Form zur Abtastung ge langten. Nach Verleiung der Schritt schloß der Präsident die Sitzung mit den Worten: Meine hochgeehrten Herren! Tie Tauer »»«eres Landtags war eine so kurze, daß ich mich nich- genöligt sehe, Ihnen »iir besondere Nachsicht zu danken. Ich beschränke mich aui die Bitte, daß Sie auch von diesem kurzen Landtage eine wohltuende Erinnerung an mich mimehmer- möchtcn. Ich ipreche den Wunsch aus, daß wir uns aus einer io traurigen Veranlassung, wie diesmal, nicht so, bald^ wieder vereinigen, nud schließe unsere Arbeit mi> dem Rute: „Sc. Ma jestät der König lebe hoch! hock' hoch!" Die Mitglieder der Kammer stimmten begeistert in das Hoch ein. — In der Zweiten Kammer war der Verlauf der Sitzung ein ahn sicher. Nach Verlesung der siändiichen Schrift schloß der Prä sident, Herr Dr. Mehner I: Tamil, meine Herren, sind wir am Schluffe unserer heutigen Tagesordnung, wie am Schlvst- unierer außerordentlichen Tagung überhaupt angekommcn. Altem Brauche getreu erheben wir uns von unseren Plätzen und stimmen ein in den Rur: „Se. Majestät der König, die Lei- sasiung und das Vaterland hoch! hoch! hoch!" Die Äbgeordnetei- stiinmten einmütig in das Hoch ein. — Nach einer kurzen Pause versammelten sich gegen halb 12 Ubr die Mitglieder beider Kammern im Sitzungsiaale der Ersten Kammer, wo die feier liehe Verabschiedung des Landtags unter Anwesen hei! iamtlicher Herren Minister statsiand. Der Königliche Kam- inistar, Herr Staatsmimsler v. MeLsch, hielt hierbei folgende Ansprache: „Hochgeehrte Herren! Se. Majestät, unser alle,- gnädipstcr Herr haben mir den ehrenvollen Auftrag zu erteile!« geruht, den nur für kurze Zeit versammelt gewesenen Landtag geaenwärtig zu schließe», nachdem die Angelegenheiten, welche die Einberufung des Landtags oeranlaßten durch Ihre Beschlug- strssuug ihre Erledigung gesunden haben. Durch einmütige Zuslin mnng zu der Vorlage, welche Ihnen nntsrbreitet Hewesen ist, haben Sie. meine Herren, von neuem betätigt, wie Sie die Ver fassungsmäßigen Rechte der Krone voll zu schützen und zu wahren wissen, wie Sie allezeit stehen und beharren in unwandelbarec Treue der Gesinnung, und wie das Ziel Ihres Wirkens unent wegt gerichtet ist ans die Förderung des gemeinsamen Wohles von König und Vaterland. Es entspricht, meine Herren, der ailerynndigsten Willensmeinung, wenn ich Ihnen iür diele erneu« betätigte Treue der Gesinnung und der Anhänglichkeit den oller- höchsten Tank Sr. Majestät hiermit zu erkennen gebe. Möge diele Treue der Gesinnungen, wie sie erneut in Ihren Beschlüsten Ausdruck gesunvcn hat, und wie sie in Zeiten der schweren Heim- und Farbe, das pulsiert und atmet in der Glut revolutionärer Leidenschaft, das ist — mögen Auffassung nn-d Charakteristik, Empfinden und Ausdruck auch nicht tief gehen — meisterlich, und das ist auch unvergänglich, so lange das Ihr noch als oberster Richter in der Musik zu gelten hat. Mögen die Moder nen darüber verächtlich die Achteln zucken — sic sollen erst etwas schassen, ivas »ach sechsundsechzig Jahren durch alle Welt noch «o herrlich sin»! und klingt, wie diese „Stumme". Neu und überraschend, wie die musikalische Richtung, ist dazu -der Gang der Handlung: Eine Stumme in der Sper, in einem Kllnstgcnre, das ausschließlich aufs Singen und Klinge» angewiesen ist! Man Knallte die Möglichkeit eines solchen Wag nisses anfangs gar nicht gelten lasien, und als der Erfolg die Idee rechtfertigte, zerbrach man sich die Köpfe, wie man ans den Gedanke» gekommen ici. Tic Bcranlassnng ist jedoch büchst einfach gewesen: ein Zufall hat sie hcrvorgeriiicii. „Die berühmte Tänzerin Bigott i n i", erzählt ein bekannter Musikschrist- steller. „die Fanny Elßler des ersten Kaiserreichs, trat eines Tages aus langjähriger Zurückgezogenheit noch einmal heraus, um bei einer Wohltatigkcitsvorstclliing trir einen' verunglückten Künstler mitzuwirken. Sie spielte — was sie nie zuvor ge- tan — die kleine Rolle der Stummen in einer unbedeutenden alten Over „Zwei Worte oder Eine "Nacht im Walde". Ihr ergreifen des SpiA elektrisierte die Zuschauer, und vor allem Eugene Scribe, dem fortan die Idee keine Ruhe ließ, eine Stumme zur Hauptfigur einer großen Over zu machen. Der Zufall wollte, daß die Pariser Oper damals in Mademoiselle Noblct eine Tänzerin besaß, deren geistvoll charakterisierende Mimik gerade in rein dramatischen Ausgaben sich am bewundernnaswürdigsten entfaltete. Hingegen fehlte der Oper eine eminent dramatische erste Sängerin, die der gefeierten Koloratursängerin Einti- Damoreou sder Darstellerin Elvirenss würdig zur Leite stehen konnte. Da ließ Anher, der ursprünglich nach Scribcs erstem Entwürfe die Fenclla als singende Hauptperson aeplant hatte, sich bereit finden, Maianicllos Schwester stumm zu machen und sie der Noble! onzuocrtraucn. Diese feierte als Fenclla ihre schönsten Triumphe, ebenso nach Üir Fanny Elßler." Das Wagstück ist zugleich Quelle der schönsten künstlerischen Motive geworden, denn die bewunderungswürdige Beredsamkeit, mit welcher das Orchester die pantomimischen Erzählungen Fenellas übersetzt, gehören mit z» de» schönsten Seiten der Partitur. Leiser aber ist mit der Tatsache, daß eine Prima- b a l l e r i n a die Fenclla zuerst darstellte, diese Rolle als Privileg ... . . . d«r Solotänzerimren angesehen worden. Wenn diese zufällig eine ören und Ensembles fesselt. Das ist Leben. Krastl bervorragendc Pantomimistiit ist. wie es Frl. Grimaldi war. so Kunst und Wissenschaft. 4* Mitteilungen aus dem Bureau der Königlichen H v f- theater. Für de» am 12. Dezember beginnende» „Ring des Nibelungen" werden die Billetts für alle vier V«'i stclluiigen bereits Sonnabend, dcn 10. Dezember, an der Tages kasse des Opernhauses ansaegebeii. Stnminsitz-Juhaber kömicn ihre Plätze für alle vier Voistellungen gegen 'Abgabe von vier Coupons und Entrichtung des Preisunterschiedes gleichfalls am genannten Tage entnehmen. — In, S cd a u i p i e l h a u > c ge langt Dienstag, den 13 Dezember, das sitt,faltige Lustivicl ..Namzarit" von Armin Gimmelihal zur liraussühruiig, Tie Vorstellung geht mit Fra» Basic« iDicas und dcn .Herren Stahl lNamzaiit). Fischer (Sammis) und Teearli <Sls) in dr«, Haupt rollen in Szene. — In der morgen stntlfindendcir Märchenoper „Hänsel und Grctel" im Overnhallic singt Fräulein von der Osten zum cistciimale die Parkte des Häusel. s* König!. Hofoper. Neueinstnüiert: „Die Stumme von Portici". — Ander hat die Oper in einem Zuge schövlerischer Begeisterung binnen drei Monaten vollendet. Tics Meisterstück bedeutet um io mehr, als er, bis dahin nur im leichten musikalr- ichen Lustspiele l..Der Schnee". „Maurer und Schlosser"! tätig, mii der „Stummen" das Borbild der historisch-romaiiti'chen Oper, der Großen französischen Oper, schuf. Tenn diese „Stumme" war es, die eine neue Richtung des GeichmackS hervorries, -die Rossini, Mcverbeer, Herold und Halövu zum „Tell", „Robert", „Zampa . zur „Jüdin" anregte und be geisterte. Wir hören, aus persönlichem Empfinden gesprochen, die „Stumme nun allerdings nicht mehr mit demselben Ohr, wie vor vierzig Jahren, wir bezweifeln heute die Tatsache, daß 'sinerzcit das berühmte Duett: „Firrour E-rö cke In ,->n'ric" wiederholt den Anstoß zur Revolution gegeben haben soll, daß de, Minister gewordene Demokrat Lcdrn-Rollin nach der Februar- Revolution 1348 Ander sagen konnte: „Sie haben mit Ihrer „Stummen" nicht bloß cm Meisterwerk, sie haben eine Revolution gemacht: Die drei unsterblichen Tage von 1830" — wir verkennen aber, auch nicht di<> in vielem unvergleichliche Größe des Werkes, die geniale schöpferische Kraft, wie sie, heute noch, namentlich aus der Musik des zweiten und dritten Aktes, herausleuchtet, wie sic ans in der Rasse und Leidenschaft- sichlest des Ausdrucks, der südlichen Lebendigkeit, den überrciickien- den Kontrasten, den färben- und siinkeniprühenden, an melodiösem und rhythmischem Reize überquellenden Tänzen, ganz besonders -»v..,. " " ist"' läßt sich »egen eine solche Besetzung nichts einwendcn. Mit dem ! Tanzen und dcn sonstigen gewöhnlichen Eigenschaften einer ! Tänzerin hat Fenclla nichts gemein. Es ist daher nur dank- ! bar im Sinne des Dichters und des Komponisten zu begrüßen, wenn Fenella einer Schauspielerin anvertraut wird. Daß man dazu Frl. Pölitz gewählt, erwies sich als überaus glücklich. Tie vcriügl über die unerläßlichen Aeußerlichkciten der Figur, und unverkennbar bat sie, die Begabung vorausgesetzt, in die Rolle auch viel an Ernst und Fleiß bincingetragen. Alles, was in der Seele des armen Geichöples vorgeht, bringt sie scharf und deutlich, bestimmt und sicher auf die charakterisierende Rote zum Ausdruck, Schmerz und Verzweiflung. Mitleid und Opfer- sreudigleit sind echt, sie lebt die Rolle, sodaß man sage» kann: man versteht ihr jedes Wort, Die A iissührung ist überhaupt eine ganz hervorragende und großartige. Wer in den letzten Tagen von Theatern wie Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart Hai reden und sie in Be ziehungen zu unserem Hosthcater hat bringen hören, dem wird das Törichte einer ivlcheu Gegcnühcrilclluiig angesichts einer Vorstellung, wie gestern, ohne weiteres Ins Ohr und Auge iprinaen. Die König!. Kavcllc unter v. Schuchs hinreißen der Führung, die herrlichen Chöre, die von Hern, Regisseur Moris geschaffene brillante Jnszenc, drc Berqerschcn Ballett-Arrangements, die prächtigen Rieckschcn Dekorationen — die ideal ichone Meeresküste des zweiten Aktes — wurden, als der Vorhang auigina, mit allgemeinem Beifall laut begrüßt — und vor allem die Darstellung durch Frau Abendrot», die Herren Rurrian und Perron, alles das ist ersten und allerersten Ranges, das ist Dresdner Hosthcater, m seiner großen, ernsten Bedeutung! — Erkennt man dies im allgemeinen sreudia an, so sind die Gcsangssolijten insbesondere zu rühmen. Frau Abendroth singt die vcrantwortungsrciche, nur ersten Kunst, lerimicn zugängliche Rolle der Clviro mit ebenso viel Bravour wie Delikatesse, sie ist in ollem tadellos und hervorragend. Daß Herr Burrian uns einen a""— würde, mar vorauszusehen, voll und siegreich voi wurden aus seinem ^ Arie, mit der er gleichsam eine neue lyrische Seite im heroischen Charakter Maiauiellos enthüllte. Dos berühmte Duett, im Verein mit Herrn Perron: „Das teure Vaterland zu retten", hob die Hörer förmlich aus, und es log gewiß nicht an diesen, daß cs nicht wiederholt wurde Den Pietro kann man sich über- hauvt nicht kraft- und machtvoller, nicht künstlerisch vollendeter denken, als chn Herr Perron darstelll. Man kcuw «ur
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite