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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940119014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894011901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894011901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-19
- Monat1894-01
- Jahr1894
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BezugsPreis t» der Hanpteipedilion oder den im Stadt, beztrk und den Vororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich.64.50, h«i zweimaliger täglicher Zustellung inS Haus V! 5ck0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierleljährlich .6 6.—. Directe tägliche Kreuzbandiendung iuS Ausland: monatlich -6 7.50. DieMorgen-Ansgabe erscheint täglich '/»"Uhr, di« Abend-Ausgabe Wochentag« ü Uhr. Redaktion und Expedition: I,ha«neS«asse 8. Ti« Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. /Malen: ttt* * Klemm « Lortim. (Alfred Haha), lluiversttätsstraße 1, Loni« Lösche, Kathartuenstr. 14, pari, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Neclamen unter dem Nedartion-strich i4ge« spalten) 50^, vor den Familiennachrichtea l.6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis. Verzeichnis,. Tabellarischer und Zifserulatz nach höherem Tarif. Ertra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeiörderuug Vc 00.—, mit Postbesörderuug 70.—. Annatimkiltilnk für Änzei-en: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '.9 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen je eia« Halde Stund« früher. Anzeige» smd stet« an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» tu Leipzig. ^33. Freitag ven 19. Januar 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Leklinnlmachullg. Tie auf den 25. Januar 1894 >u> tkoniietvitzcr Forst reviere andrraumte -intzvolz-Anrtion wirb wegen auswärtiger dergleichen Auktionen aufgehoben und aus Montag, den 2V. -annar d. I verlegt. Leipzig, am 17. Januar 1894. Tes Rarhs Forstdeputation. Ausschreibung. Ti« Lieferung de« Mobiliar« für de» Erweiterungsbau der 2. Realschule in Leipzig-Reudnitz soll an einen Unternehmer ver dungen werden. Ti« Bedingungen und Kostenanschlagssormulare für diese Lieferung liegen in unserer vochdau-BerwattUttg. Raiddau«, 2. Obergeschoß, Zimmer ?tr. 6, aus und können dort cinaeschen oder gegen Ent richtung von 1 VI, die auch in Briefmarken «nigesendet werden kann, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt »nd mit der Aufschrift: „Movtliarlirserung iür die 2. Realschule Leipzig-Reudnitz" versehen in dem oben bezeichnele» Geschäftszimmer portofrei b!« zum I. Februar I., Nachmittags L Uhr einzureichrn Der Rath behält sich die Auswahl unler den Bewerbern, bez. die Theiiung der Arbeiten und die Ablehnung sämmtlicher Augebol« vor. Leipzig, den 17. Januar 1894. Ter Rath der Stadt Leipzig. Id. 177. vr. Lröndliu. Lolditz. Die städtische Sparkasse deletht Werttzpapirre unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Tie Sparcaffeii-Tep-iialion. Gesunden oder al« herrenlos angemeldet rcjp. abgegeben wurden in der Zeit vom 1. bi« 15. Januar 1894 folgende, zum Theil auch schon früher gefundene oder von verübtem Diebstahl hcrrtlhrend« Gegen ständ«: L Geldbeträge von je 20 Vl ein Pompadour mit Por- temonaai«, enthaltend 8 Vl s-, PorlemoauaieS mit 5 Vl k 3 Vi 80 ^ und mtl geringeren Beträgen, einige goldene Armreife, zwei Trauringe mit Graviruna (Jahreszahl 1882 liczw. 1887), ein goweiier Manschettenknops, 2 Brillen, ein Klemmer, e»ie Lorgnette, ein Fernrohr, einige Leihhausschcinr, 2 Notendeste, ein Handtäschchen mit div. Inhalt, em Paar neue Dameu-GlacShandschuhe, ein grauseidenes HalStuch, ein brauner und ein schwarzer Pelz- tragen, 3 verschiedene Tailleniüchcr. 2 Mützen, 2 kleine Peiz- müfsr, «in Plüschmusi, ein Dameusilzhut, rin Manlelkrage», rin neue« Barchciitheiiid, eine weige Mannsschürze, ei» Sarton mit 0 Stück Spitzenkragen» 2 Maskenanziigr. einige Schinne, einige Svazierstöcke, eine Anzadi Schlüssel, darunter einige Wagcnschlüssel, 2 gröbere Miichkrüge, zwei grafte Vlcchkrüge ulit Del. zwei verschiedene Pferdedecken, rin Lrisckrrit, ein eiserner Schlitten, «in Eollo Pappe, eine Quantität Leder uud ein gröberer 2rädriger Hand wagen. Ferner wurden während de« letzten Halbjahres 1893 in hiesiger Markthalle gesunden: ein goldener gravirter Trauring, rin Klemmer, ein Ohr- ring, ein Damenring, I Packet Kaffee, 1 Handschuh von Wildleder, ein Spazierst»«!, 3 Schirme, ein Körbchen, einige Schürzen, verschiedene Tücher, einige Marktnetze «nd zwei Portemonnaies mit 2 Vt 35 ^ und 93 /H. Jur Ermittelung der Eigenthümer wird dies hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im IV. Quartal« 1892 Fundgegcnstände bei »nS abgegeben haben, aus, diese Gegen stände zurückzufordern, andernfalls hierüber den Rechten gemäß ver- fügt werden wird. Leipzig, den 16. Januar 1894. Ta» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Fernsprechverkehr mit Oschatz. Am 19. Januar wird zwischen der Stadt-Fernsprechcinrichtung in Oschatz »nd den Stadt-Feriisprecheinrichiungen in Leipzig und Würze» «Sachsen) der Sprcchvrrkrhr eröffne». ES beträgt die Gebühr für ein Gespräch bi« zur Dauer von 3 Minuten im Verkehr zwischen Oschatz und Leipzig 1 Vl, zwischen Oschatz und Wurzen 50 Ter Kaiserliche Lber-Post»1rector, Geheime Lber-Postrath. Walter. Neubau „Heilige tireuzkirche" Leipzig-Neustadt. Tie Lchlofferarbrilrn sollen im Wege der öffentlichen Aus- schreibung vergeben werden. Angebote sind versiegelt und portofrei mit entsprechender Auf schrift di« TicnStag. den 30. Januar ». I.. Nachmittags 5 Uhr in der Kircheuezpediiion L.-Neu>ck>oi>eseld, Eiaraslrabe 16. abzugebe». Submiisionsbedingungen, Zeichnungen und AnschlagSouszua sind gegen Hinterlegung von 1 Vi im Atelier des Architekten Paul Laug«, L--Reud»«tz, Eonstanttnstrabe 13, III., in Empiang zu nehmen. Leipzig, den 19. Januar 1894. Ter Kirchrnvorsiand. M. Pacht, Ps. Eine russische Stimme über die Deutschen in Nußland. öl. Ein jüngst in Petersburg in russischer Sprache herauSgezebcne«, „Die Deutschen in Rußland" betitelte« Werk von A. A. Welizyn giebt ein vorzügliche« Bild von der Stimmung, die gegen die Deutschen in den weiteren, namentlich aber in den gebildeteren Kreise» Rußland« herrscht. Der Haß gegen unsere LaiidSicute, der ziemlich unverblümt au- vielen Abschnitten diese« Buche« spricht, wird nach den Schilderungen Welizvn'S mebr und mehr verschärft durch die Furcht vor der cndgiliigen .Eroberung" de« südlichen Ruß land durch da« deutsche Element. Da« macht allem An scheine nach den russischen Patrioten vielen Kummer. Dem Autor .blutet da« Herz", wenn er siebt, wie beispielsweise die Insel Cbotiz im Dnjeper, welche nach schweren Kämpfen, nach Verlust von Strömen russischen Blute« den Kosaken ab- genommen wurde, nun von deutschen Eolonien besetzt ist, wenn er bemerkt, wie die deutschen Eolonisten, die soviel Gute« von Rußland genosser^ und nock unausgesetzt genießen, nicht einmal die russische Sprache verstehen, wenn er die russischen Arbeiter von den fremden Eolonisten „Bestien" oder „russische Faulpelze" schimpfen hört, wenn er die schmerz liche Wahrnehmung macht, daß ver russische Bauer neben dem deutschen durchaus nicht a»skommen kann und immer mehr verarmt und der Wohlstand der deutschen Einwanderer fti gleicher.-Zeit immer mehr wächst. „Wir achten die deutsche inUiir hoch und beugen u»ö vor der schöpferischen Kraft deutscher Kftinst »nd Wissenschaft, ja wir lieben die Deutschen, nur nicht bei un«, in unserem Lande, sondern in ibrer Heimath!" Derartige Stellen kehren in dein un bedingt im Ganzcn von scharfer Beobachtungsgabe Zeugniß ableaenden Bucke in Menge wieder. Sehr interessant ist, wa« Herr Wcliznn über die deutschen Eolonien aus der Insel Cboliz schreibt. Bor Allem sallt ihm da aus die völlige Gleichartigkeit in der Bauart der Däuser» so daß diese Bauten aus ihn den Eindruck eine« Trupp« in Reib und Glied stehender Soldaten machen. Zu beiten Seiten der Dorsstraße ziehen sich in schnurgeraden Linien die steinernen Umfassungsmauern bin, dabinter liegen die Gärten und in der Tiefe da« Haus mit dem Hosraume. Die Häuser sind aus Stein gebaut, «heil« mir Ziegeln, tbeils mit Eisen gedeckt. Ihre Bauart ist entweder ähnlich der englischen Eottage, hoch, meist mit 6 Fenstern Front und lachen, Dacke, oder sie sind niedrig in der Umfassungsmauer, aber mit ungewöhnlich hohen Dächern gekrönt; bei Letzteren liegen dann die Ställe unter einem Tacke mit dem Wobn- Hause, so daß der Besitzer im Winter in Pantoffeln in seinen Stall gelangen und sein Bieb füttern kann. Auch die innere Einrichtung zeichnet sich durch Einsörmigkeit au«. Einfache, gepolsterte Möbel, ein Wandspiegel, ein ungeheure« Bett mit einem Berg von Federkissen und an den Wänden die unver meidlichen Bilder Kaiser Wilhelm « I. und BiSmarck'S. Wohlstand und Neichthnm zeigt sich im ganzen Leben der Eolonisten. Neben dem .zugetheilten" Lande haben Viele noch Hunderte, ja Tausende von Hektaren eigenen Lande«. Sie fahren in eleganten Equipagen und schicken ihre Kinder zur Erziehung nach Deutschland. In jeder Eolonir ist ein geräumige« ^chulhau«, je zwei bi« drei haben eine Kirche oder zum Mindesten ein Bctbau«. Ta« innere Leben der Eolonien ist womöglich noch rin- örmiger al« ihr äußerer Anstrich. Vollständig abgeschieden zegen die russische Bevölkerung, fühlt man sich in ihrer Mille in eine andere Welt versetzt, welche mit Rußland nickst« ge mein hat; ei» anderer Mcnschenschlag, andere Kleidung, eine rrmdc Sprache herrschen hier. Der deutsche Eolonisl ver seht Russisch wenig oder gar nicht und hat nicht da« ge ringste Verlange» darnach, die Sprache de« Lande« zu lernen, da« ihn ausgenommen hat »nd ihn ernährt. Ta« ist auch seit Einführung ver allgemeinen Wehrpflicht und seitdem in den Schule» etwa« Russisch getrieben wird, nicht viel aiider- geworden, überall spricht sich dir Verachtung alle« Dessen, wa« nicht Deutsch ist, an«. Uebcrall Hallen die Eolonisten die Fahne de« Dculschlhums hoch; so wird in manchen Kirchen nicht nur für den russischen Kaiser, sondern auch für den deutsche» gebetet. Deutsche Zeitungen werden nicht allein durch die Gemeinden, sondern auch durch die Eolonisten selbst gebalten, welche eisrigst politisier». Nicht Jeder, schreibt Welizyn an einer anderen Stelle, der die Abgaben pünktlich bezahlt und den Unterthanrn-Eib leistet, darf sich ein Glied res russischen Reiche« nennen. Dazu geistigen blo« passive Eigenschaften nickt; „wir verlangen tbätige Lieb« z» Rußland und aufrichtige Bereinigung mit den Grnntelementcn und geistigen Grundlagen, auf denen da« russische Reich sich ausbaut. Wenn aber ein „russischer Unterthan" die LebenSarundlagen der nach seiner Meinung „inferioren russischen Nasse" nicht versteht und nicht verstehen will, wenn er im Gegenlheil unverwandt seine Blicke nur nach Deutschland richtet und nur von dort Cullur und Fort schritt und geistige« Leben erwartet, wie können die Russen folche Menschen als ihre Mitbürger ansehen? Es muß ihnen wehe ums Herz werden, wenn sie sehen, wir diese Eolonisten, die der Ehre gewürdigt werden, russische llnterldanen zu sein, diese Ehre mit Füßen treten. Fragt man da nickt mit Recht: Warum sitzen fic hier, wenn ihr Herz in Berlin ist, warum drangen sie sich in unsere Mitte? Wir brauchen sie nicht, so wenig wie ihre Pflüge und Dresch flegel; mögen sie wieder hingehen, woher sie gekommen I Wenn die in Rußland angesiedelten Bulgaren, Serbe», Griechen :c. dem Lande fremd geblieben sind, so hat da« lange nicht die Bedeutung, wie die Abgeschlossenheit der deutschen Eolonisten, schon deswegen, weil ersierc deu russischen StammeScigenthümlichkeiten mehr oder weniger verwandt sind; zudem steht weder hinter den Bulgaren noch Serben und Griechen ein so drohende« Volk i» Waffen mit Millionen von Bajonetten, wie hinter den deutschen Eolonisten." Diese Proben au« dem Welizyn'schen Werke, da« in Ruß land große« Aussehen erregt und dementsprechend eine weite Verbreitung gesunden hat, mögen darthun, welche Stimmung in Rußland jetzt gegenüber Deutschland und allem Deutsch- lbuni herrscht, während noch vor 20 Jahren Alle«, wa« deutsch war »nd deutsch hieß, mit offenen Armen ausgenommen wurde, weil Rußland aus deutsche Eultur, auf deutschen Fleiß und Intelligenz angewiesen war. Deutsches Reich. rc Berlin, 18. Januar. In dem armseligen Arsenal der Feinde de« Fürsten Bismarck war der Rubrik: .Da« vergiftende Treiben der Officiösen de« Kanzler«" der Eba- rakler der Haiiplwafse zucrkanut. Dem neuen Eur» ward dann, und selbst im Parlament, sein .gentile«" Wesen, da sich namentlich im Verzicht aus di» Beeinflussung der Presse äußern sollte, i» allen Tonarten nachgerübmt. Da« wurde sogar noch fortgesetzt, al« die Sckaar der Officiösen zu einer Zahl aiiacwachscn war. im Ber,ileick> mit welcher die — Gekälligkeit-schreiber de« alten Regiment» ein winzige« Häuslein bildeten. Noch deute wird von Zeit zu Zeit da« Lob der .ekelmännischcn" Kampse-weise von Leuten gesungen, die genau wissen, wie e« hergedt, und denen deispielSweije auch nicht unbekannt ist, daß eine Per sönlichkeit, welche notorisch dem deutschen Anarchistrnlaqer in London angehört hat, und wie e« beißt, nicht al« Ge- si ii nu na« genösse, enge journalistische Beziehungen z» der nächsten Umgebung des Reichskanzler«^ unterhält.' Indessen, nickt um die Personen handelt cs sich sondern um ihre Leistungen, und diese sind von der Art, daß ei» der „Fricd- richSruher Fronde" gänzlich fernstehender Parlamentarier den Beifall von Politikern sehr verschiedener Richtungen erntete, al« er bemerkte, man muffe nunmehr erkenne», daß Fürst Bismarck noch zähmend, ja gerate;» veredelnd aus die Ossiciöscn cingewirkt bade. Den Anlaß zu Unheil und Beifall bot folgende Auslassung der „Köln. Zlg": „Ein Menge veralteter Würdenträger mußte nach und nach au« ihren Stellungen enlfcrol werde», keiner von ihnen wollte al« vers-vlifsen gelten, jeder suchte sich al« ein unschuldige« Opser persönlicher Ränke und ehrgeizigsten Strebend»!»« bei seinen Freunden zu schildern, die da« dann nickt eilig genug an die große Glocke bringen konnten, und bedauerlicherweise sind Einzelne von ihnen zur Schmach des alten preußischen BcamtenlhumS und ibrer guten Ucberlieserungen soweit gegangen, vom sicheren Verstecke au« jene Schürereien zu fördern und in der Ocffentlichkcit zu unterstützen." Wir begnügen un«, aus den Ausdruck »Würdenträger" ausmcrlsam zu mache», der unmöglich untergeordnete Persön lichkeiten bezeichnen sondern »nzweiceuliz aus den Fürsten BiSmarck und allenfalls noch aus den Botschafter v. Stumm und den Gesandten v. Schloezcr Hinweisen will. 6. II. Berlin, 18. Januar. Die .Genossinnen" sind in ängstlicher Sorge, sie wissen nämlich nicht, ob sie zum socialdemokratischen Parteirag in Nürnberg, auf dem sie in stattlicher Anzahl zu erscheinen und allerlei An träge vorzubringe» gedachten, zugelassen werden. Die Sache verhält sich so. Der Bürgermeister von Schuh in Nürn berg hat au« zwei Versammlungen, i» denen öffentliche Angelegenheiten erörtert wurden, die Frauen auSwcisen lasten. Zn der bayerischen Abgeordnetenkammer brachten die Social- dcmokratcn am 16. Dccemder diese Ausweisungen zur Spracht, Minister v Feiliysch wie- aber ihre Klagen und Vorwürfe zurück. Nun soll delaniulich nach einem in Köln gefaßten Beschlüsse der nächste Parteitag in Nürnberg stattsinden. Hält der Nürn berger Magistrat an scinerPraxi» fest, so können oieGenossinnen ibr Mandat nicht auSiiben und der kommende Parteitag niuß sich ohne weibliche Delegirte bebelscn. In der bayerischen Kammer die Angelegenheit noch einmal vorzubringen, hat seinen Zweck; auch sollen die .Genossen" Grilleiiberger, v. Bollmar -c. recht wenig Neigung dazu verspüren. Im deutschen Reichstag die Sacke in irgend welcher Form zur Sprache zu dringen »nd eine Haupt- und Staat-aetion daraus zu machen, wäre ja ganz nach dem Geschmacke der „Ge nossinnen"; aber sie sollen hier noch weniger Gegen liebe aefunden haben, al« in Bayern. E« ist ja auch ein offene« Gebeimniß, daß in der socialtemokralisckicn Fraktion eine sehr starke Strömung gegen die Frauen bewegung vorhanden ist; oft genug kann man in den Versammlungen hören, daß man stck in erster Linie vor der Eoncurrenz der Frauen in Acht nehmen müsse; die Frauenbewegung jtärken, heiße »veiler Nicht«, al« Hunderte von Männern aus da« Steinpflaster werfen. E« bleibt also den Fübrerinncn dieser Bewegung nickt« übrig, al« in Versammlungen für die Verlegung de« ParteitageS von Nürnberg »ach einer anderen Stadt Stimmung zu machen Tie Parteileitung wird sich aber auch daraus schwerlich cinlassen, denn sic weiß wohl, wa« r« mit der Phrase, „dir gesammten Frauen de« frohndcndcn Volke« würden sich in Kürze in Reib und Glied de« kämpfenden Weltprolrtariat« stellen", ans sich hat. II Berlin, 18. Januar. Der neue Gesetzentwurf über da« Wasserrecht wird n. A. Bestimmungen enthalten, nach denen ein Recht zur Benutzung von Wasser durch den Staat erworben werden kann. Für verschiedene Anlagen, wenn sie eine dauernde Benutzung der Gewässer bezwecken, soll die Nachsuchung dieser Verleihung zur Pflicht gemacht werden. E« dürste sich dabei einmal »m Anlagen zur Be»n(-»ng de« Wasser« mittelst Ableitung desselben au« natürlichen Wasserläuft», sodann um Reit anlagen in schiffbare» und nicht schiffbaren Wasser- läusen, um EchifsfabrlScanälc, um Eanälc und künstliche Leilungen zu Entwäfferuiigszweckc», schließlich um Anlagen jeder Art bandeln, zu deren Ausführung Zwang-rechte in Anspruch genommen werden. Anlagen zur Herstellung von Fischpässen sollen der staatliche» Verleihung nicht bedürfen. Auch sollen auf die Anlage» zur Benutzung der Gewässer, welche nach der Gewerbeordnung besonderer Genckmigung bedürfen, die Vorschriften de« neuen Gesetzentwurf« über die Benutzung der Gewässer aus Grund staatlicher Berte,bung nur insoweit Anwendung finden, al« die Vorschriften der Gewerbeordnung nickt entgegensteben. Z» den letzteren An lagen würden also Schießpulverfabrikeii, GlaSbi'ittc», Ziegel- öfen, chemische Fabriken, Schlächtereien, Gerbereien u. Ä. gehören. El verliu, 18. Januar. Im Anschluß an mein dculige« Telegramm tbeile ich Ibnen mit, daß die aus heute Vor mittag lO'/, Ubr nach der Brauerei Friedrichsbain cinbe- rufen gewesene Arbeit-losen-Versammlung von etwa 3000 Menschen besucht war und mehr als lOOO Personen in Folge der bald nach 10 Ubr erfolgten polizeilichen Absperrung keinen Einlaß fanden. Die Versammlung war vom Metall arbeiter Rodria» angeregt worden, der dazu einen in aus reizender Sprache geschriebenen Ausruf im „Social ist" veröffentlicht hatte, der, wie bereits erwäbnt. die Veranlassung zur Beschlagnahme de« Blatte« bildete. Der sormelle Einberuser war, angeblich weil er von den Beamten für Rodrian gehalten worden, vorder verbastet worden »nd nun fehlte c« zur Eröffnung resp. Abbaltung der Versamm lung an der polizeilichen Bescheinigung über die Anmeldung. In ifvlge dessen mußten die Anwesenden — e« war turz »ach N Uhr — unverrichteter Sacke von dannen geben, lim eS nicht zu Aii«schreitunaen und Tumulten kommen zn laste», batte da« Polizeipräsidium diesmal die umfassendsten Vor sichtsmaßregeln getroffen und mindesten» 150 Schutzleute unter Führung von Polizeibauplleuten und Lieutenant« nach dem FrirdrickSbain und den anstoßenden Straßen beordert. Al« die Versammelten da- Local verließen, sprengten die berittenen Schutzleute in gestrecktem Galopp hin und her und saben sich bald veranlaßt, einzelne Gruppen zu verfolgen und mir der Klinge zum Weiler-, resp. AuScinandergehen zu zwingen. * Berlin, >8. Januar. Die Agrardemagogie scheint neuerdings auch die Spalten der sreicomervalive» .Post" für ihre maßloö übertriebenen Klage» und Anklagen offen zu finden. Wir lese» nämlich i» dem gcnannlen Blatte cm geradezu bühnenmäßig zuzesllltzte« „Eingesandt" .au« der Mark", da« die bezeichnende Ucberschrist ..Iiiipvrator, morituri to 8ul»t!tt>l" trägt, und kesse» letzte Absätze lanlen: „Wir Landwirihe finden keine» Ausweg mehr, sind dein sickere» Untergänge geweiht. Der Boden wankt unter unseren Fuße» und wir seken den Tag derannahen, n» dem wir unserer liebe» Scholle den Rücken kehren, uni mit Weih »nd Kind ins Elend ,z» ziehe». Wir iniisien Alle« verlassen, was uns ans Herz gewachsen, da« Herdseuer auslöichen, an dem wir unsere Kinder erzogen, an dem wir alles ONück genossen, welches eine traute Häuslichkeit uns Heden kan». Zum letzten Mal wird dann »»ser Fuß das Stückchen Erde betreten, welches wir unser Eigen nannten, das wir im Schweiße unseres Angesichts bebaut, ans das wir so ost lwsf»nngssre»dig unsere Saal geworfen und ans dem wir mil Dank sür cbottes Otüte geerntet haben. Ei» lechvolle, chejchick. welches tinverdient über uns hereinbricht, welches ober alizuwcndtn uns nicht mehr möglich ist. Mit uns wiro aber auch unser geliebtes Vaterland hiiisinkcn, de»» sein Bestehen ist mir der Landmirthsckiasl verknüpft. Geht dieselbe zn Grunde, tonn es sich nicht mchr aus seiner Höhe behaupten. Seine ruhmvollen Fahnen werden in de» Staub sinken, seine gewaltigen Tdate» gerathe» in Vergessenheit. Welch schmachvolles Ende! Dieser Zeitpuncl ruckt jetzt heran. Vorher aber schaarcn wir dem llntergange geweihten deutschen Landwirtbe uns zusammen und rufen, wenn cs auch gleich im Winde verweht: lmporctlor. rnuiiknii io ünluiant." Wir bedauern, daß Zeitungen von der Stellung »nd den Traditionen der .Post" derartige wüste Hetzereien zum Abdruck bringe». V. Berlin, t8. Januar. (Telegramm.) In der beutigcn Sitzung de« Bnnvrsrathr» wurde dem Entwürfe eine« Ge setze« wegen Feststellung des Landes ha uSbaltSelatS von Elsaß-Lot bringen für 1894/97, die Zu stini in ung crtbeilt. Die Berechnung der nach dem Eulwursc des Rcichübans baltscrais sür 1894 97, zur Tccknng derGesammtauSgabcli des ordentlichen Elals auszubringeiiden Malrrculardei trage wurde genehmigt. — Die Antwort der Regierung ans Beschlüsse de« Herren bauseS, betreffend eine Reform de« Enlni ttiidigliiig« > Verfahrens und tc« Irrcnwcscii«, laute»: „E« sind statistische Erbcbtiiigcii über die Ergebnisse de« Enl »lündiguiigSvcrsabrenSaiigcvrdnct »nd gutachtlicheAcußcrungen über eine ilingeslaltuiig de« Vorsahrcns cmgcsvrkcrt. Die Reform de« Irrcnrc.lls bildet den Gegenstand bcsondcrer Erwägung. Tie schon vor Fassung de« nebenstehende» Be schlusse« cingeleitclc» Verhandlungen zur Abänderung der bestehenden Vorschriften über die Ailsngbme von Geistes kranken in Privat-Irrciianslallen und die Beaiissichligung der letztere» sind noch nicht zu in Abschlüsse gelangt." — An der in Pari« zusammcittrctcndcn intcrnatio nalrn SanitäiS-Eonscreiiz hat da« Deutsche Reick, wie man der „Scbles. Ztg." schreibt, nur rin sccundare« In leressc. Es bandelt sich wesentlich um die Frage der Ver bütung de« Einbruchs der Ebolcra au« Persien in die jenigc» Gebiete, welche hauptsächlich für de» Verkehr mit dcr Tiirkei und de» Mittclmccrstaatcn in Betracht komme» Den Punctc», über die zwischen den letzteren eine Einigung erzielt wirb, kann auch Deuttckland nildetenklich ziistimmeii — Für DienstaltcrSznlagcn an Volksschullebrcr sind in den neuen preußischen Etat etwa 360 000 Vl mcbr als in den vorjährigen eingestellt worden. — Im ReickiSpostamt ist man, wie die „VolkSztg." wissen will, mit der Reform de« ZeiluiigSposttarisS bc sckästigt, und zwar sollen iu Zukunft lO Proc. deö Einkaufs Preises «gegen 27, bczw. l2f» Proe. »ach dem alten Tarij und außerdem ein Zuschlag von 27, F pro Nuulmer wöchentlich erhoben werten. Dieser Zuschlag soll aber jährlich mindestens 40 betragen. (?) * Metz. l6. Januar. Die amtliche .Lotbring. Ztg." cntbäll ein Vcrzcichniß sämmtlicher in Elsaß-Lothringen auf Grund de« Diclalurparagrapbcn verbotenen Zcitungeii. Es sind im Ganzen 84 »nd darunter nur eine einzige in dcutkchcr Sprache erscheinende, der .BaSlcr Arbcilcrireuiid". Alle anderen erscheinen in Frantreich. Als siinsuntachtzigiie Nummer des Verzeichnisses crschcinl der historische Atlas von T- Schräder, einem geborenen Straßburger, der Elsaß Lotbringe» fortgesetzt al« zu Frankreich gehörig anfsiihrl. Unter Herr» v. Manlcuffcl wurde dieser Atta« in sämmi licken von Schulschwcsterii geleiteten Schulen und Pcnsionaten gebraucht. Erst vor einigen Jahren bat diese Rücksichtnahme ausgebört. Auch der Ort, an dem die verbotenen Zeitungen erscheinen, ist bcachtciiswertb. Von de» Hetzblättern erscheinen allein sechs in Nancy, dem Hauptsitz der Revanchebeldc», drei in Belfert und nenn in Pari«. Drei Zeitungen wenden sich ausschließlich an Elsaß-Lothringer, .^IliiLoion-b-vi-rain „ölvmoriiil ckvs Voüge»" »nd ..Uovno ^Iznoioiinv". * Ltuttgart, 17. Januar. Während die wiirtlembcrgischeii Demokraten im Reichstage bei jeder möglichen Gelegenheit sich dazu drängen, dem UltramontaniSmu« Handlangci dienste »n leisten, erjüllt c« sic mit Besorgniß, daß im württcmoergischcn Landtage die Bildung einer ick'wäbische» EeiitrumSpartri unter Umstäliden zn erwarten ist. In folgen der Eorrcspvntc»; der .Franks. Zlg." lommt diese Besorgniß zwar verschämt, aber doch verständlich zum Ausdruck: „Wie in Ehingen, so haben auch in Lcmphrim die Nltramon- tcnien einen Eandidaten sür die Londtagswabl ausgestellt. In Laupheim tritt, vom Centrun« »litterstützl, Sladljckiultbeifi SLick aus. ES hat säst den Anschein, als sei inan ganz besonders daraus be dacht, solche neue Abgeordnete in den Lanblag z» bringen, die bereit sind, z» der bisher noch nicht geglückte» Gründung einer schwäbi schen Eentru in «Partei die Hand zu bieten. Dicies Ziel scheint einigen Centruinspolitiker» alS das Ideal der Zukunfi vorzuschivebeii, obwohl die Borlhrile, die inan sich von seiner Erreichung versprich!, ziemlich problematischer Natur sei» dürfte». Ob es klug wäre von den Katholiken, den eonieiiwnellen Gegensatz in den Land tag hineinzutrage», bleibt fraglich." * München, 17. Januar. Zum „Falle Langen" hören dir „M. N. N.", daß man seiten- der liberalen Abgeord neten jetzt wieder von einer Besprechung dieser Angelearnheil
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