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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 31.12.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19041231023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904123102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904123102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-31
- Monat1904-12
- Jahr1904
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Sin kündiaunae« aui der PrwotictteZelle LS P'a : die Lwallia« Zelle aui Len teile so Pi»., als Ci»ae«a»dt Zeile «0 Pi» In Stummer» »ach San» und Aeteriaae« l«vall,,c Grund>ei!e 30 Pi, . aui Privaiieilc «o Pi, , 3walii,c Zeile am Teriicise und alt Emgciandl so Pia Auswärtige Aui. Iräae nur ,c,c» Loransdczakluug.. Beleablilttcr werden »ül ro Pi,/ be rech »el. tzerntvreckauicktu»: Amt I Nr. U und Sir. LOS«. KiuL. I<üknsckepfsZökne vees<Ien-?K. kr. lAuuenscsiestr. 20 «r. 3«2. Neueste Drahtberichte. Hosuachrichten, E. A. Bierling r. Evanaeliichcr Bund. Gerichlsvelhaiidluiigen. »Die givtze Lcidenichast", »Ter Kuovt". Berliner Leben. AulÄZAe allen Ssttnabettd, 31. Dezember 1W4. Neueste Lnlytmeldnnken vom 30. Dezbr. Deutscb-Lüdtvestasrita. Berlin. Amtliche Meldung. (General l'. Trotha mel det aus Windhuk unler dem 29. Dezember: Am 27. Dezember übersiel eine Patrouille der 2. Kompagnie des 1. Regiments auf dem Rückwege von Maltahöhc nach Gibcon eine Witvoiwerst bei Tsuba-Garis. 12 Witbois sielen. 1000 Stück Kleinvieh wurden erbeute!. Hamburg. Obcrst Lcutwein ist heute an Bord deS Dampfers „Lucie Wörmann" aus Südwestasrika hier eingelrosfen. Zu seinem Empfange hatten sich lein Sohn, der Kommandeur des hier garnilvnierendcii 79. Infanterie-Regiments, Oberst v. Dassel, und Hmiptmaim a. D. Dannhäliser cingcsundc». Leut wein verweilte längere Zeit mit ihnen an Bord des Dampfers und begab sich dann in fein -Hotel. Hamburg. Aus dem Postdainpscr ,,Lucie Wocrmann" tras heute auch der aus Dentsch-Südwcstasrika zurück kehrende Transport verwundeter und erkrankter K r i eg e r. bestehend aus io Offizieren und IN Unteroffizieren und Plan.'- ichasten, ein. Sie wurden von der Hamburger Kolonne des Roten Kreuzes begrüßt. Rinsiskl,-javanischer Krieg. Tokio. Amtliche Meldung. Bon der Belageruugsarmee vor Port Arthur wird gemeldet, dag die Einnahme des F ortS Erlung schon in der Nacht des 28. vollständig sicher gestellt war. Erbeutet wurden von den Japanern 1 Geschütze großen und 7 kleinen Kalibers, 39 37-Millimeter-Geschntzc und 2 Maschinenkanonen. Petersburg. Bei der neuen 4 - P r o z. Anleihe handelt es sich um eine» ganz neuartigen TyvuS. Die Anleihe ist bis 1917 seitens der Regierung weder kündbar, noch oer lösbar, dagegen erhalten die Besitzer der Obligationen der neuen Anleihe das Rechst sechs Jahre nach der Emmiou. also am I. Januar INI. ihrerseits ihre Titres zur Bari-Rückzahlung Hi kündigen. Tic Rückzahlung erfolgt dann 6 Monate später. Das neue Papier wird also den Charakter einer langfristigen Anleihe haben, aber den Besitzern liehen den Bortcilen einer solchen,zugleich auch diejenigen von Schatzscheinen mit kurzer Uiillausszeit bieten. Da der Emissionskurs sich unter Pari stellen dürste, erwächst für die 'Inhaber, falls sie kündigen, ein Gewinn am Kurse, wodurch der Zinsgenuß für diejenige» Be- sitzer, die das Papier als Anlage aus 6 Jahre, also wie Schatz scheine, erwerben, erhöht wird. Bon den zur Ausgabe gelangen den 500 Millionen Mark soll der Teilbetrag von 324 Millionen Mark demnächst i» Rußland, Deutschland und Holland zur Subskription ausgelegt werden. London. Nach der „Daily Mail" beabsichtigt die eng lische Admiialuät den Bau eines LiuienschisscS von 17 000 bis 18000 Tonnen Deplacement, das als Hauptarmicrung zehn 12zölligc Geschütze erhalten soll. Es würde dies das stärkste Schlachtschiff sein, von denen, die cs bis jetzt gibt, oder die im Bau begriffen sind. Mau nimmt an, daß man dabei die Absicht Hai, den mächtigen Linienschiffen, die für die amerikanische Marine konstruiert sino, das Gleichgewicht zu halten. Petersburg, lieber zwei Versuche, Eisenbahn- K a t a st r o v h e n aus der Wcichielbahu und der Keltischer Bahn herbeizu führen, wird jetzt folgendes bekannt: Am 24. De zember wurden aus der Strecke Iwangorod-Dombrowa durch eine Explosion zwei Brücken beschädigt. Sie sind jetzt pro visorisch wieder in Stand gesetzt, und die Bewachung der Brücke ist verstärkt worden. Am 25. Dezember wurden ans den Schienen der Kalischer Bahn von dein Maschinisten eines ZngeS Dynamit- petarden entdeckt und rechtzeitig entfernt. Tambow sGouverncincnt Tambowj. Nach Schluß einer Sitzung des G o n v e rn e m e n t s! a n d i ch aftsratcs, in der Wahlen staltgcfnirden hatten, wurden Deputierte und Publikum, das der Sitzung beigcwöhnt halte, von einer aus Schankwirten, Krämern und andere» Personen bestehenden Menge beim Verlassen des Gebäudes mii Drohungen cmp- tangen und trotz der Anwesenheit von Polizei tätlich ange griffen. lieber die Veranlassung zu diesem Borkommnis sehlt lebe Nachricht. ^ Bukarest. Im Senat erklärte der Ministerpräsident Sturdzo, daß insolge des Rücktritts des Finauzmiinsters Eostincsco und des Domäncnmiinsters Stoicesco das ganze K abine»t dem Könige seine Entlassung überreicht habe. Sofia. Das Rcgieruugsorgan „Nov Vck" führt in einem Leitartikel aus: Trotzdem Bulgarien alle erdenklichen Ver suche und Anstrengungen gemacht lmbe. um die Ausmerkjamkcit der Pforte ans die Konscguenzen ihrer .Handlungswcije zu lenken, fahre diese fort, die Erfüllung der übernommenen Ver pflichtungen zu hinlertreiben. Wenn die Türkei in ihrer Ver blendung glaube, daß es ihr auch diesmal, wie so oit bisbcr, gelingen werde, durch Verschleppung die Lösung bei' schwebenden tragen auf,zuhalte», werde sie sich überzeugen müssen, daß ihre traditionelle Politik diesmal Komplikationen herbeisühreu würde, deren Schlichtung nicht mehr von ihr abhäuge. Es sei hoch an der Zeit, daß sich die Ausmerkjamkeit Europas neuer dings de» Raikauverhältnisseu zuivcnde, deren Regelung rasche und energische Maßregeln erfordere. Lertlichcs und Liichsischcs. Dresden. 30. Dezember. —* Se. Majestät der König »ahm heute vormittag null- tmßchc Meldungen entgegen und rim-sing daraus die Herren StaalSnnnister »nd den König!. Kabiiiellssekretttc ;u Vorträgen. In den Nachiniltagsstilirden gedachte er die Zeichnungen und oaS ausgestellte Gipsmodell für den hiesigen Nathans-Neubau i» der städtischen Neulich»!? au der Vitzthumjiraße in Augenschein zu nehmen. —* Der Kirchgemeinde Pausitz mit Iahnishautcn wurde am drittelt Weihnachtsteicrtage, wie bereits kurz erwähnt. Gelegen heit geboten, ihren Kirchenpatron. König Friedrich August, der vvlcmiltags G9 Uhr zur Abhaltung einer Jagd aus Iahnishaujencr Revier in Nickritz cintras. zu begrüßen und catsmitgliedcr chastcr mit den Beamten und Arbeitern des Rittergutes Jahnis Hausen, der Landwirtschaftliche Bcrcin zu Jahnishausen, der König!. Sächi. Miliiärocrcrn zu Pausitz, Vertreter der Ver- bände Pausitz und Jahnishausen des Wohltätigkeitsvererns „Sächsische F'cchrschule und einzelne Gemciudcgliedcr an der Haltestelle Nickritz Aufstellung genommen. Nachdem der König den Svnderzug verlassen, stimmten oie Schulkinder den Gesang „Den König segne Gott" an. Darnach hielt Herr Pfarrer Willig an den König eine Ansprache, und dessen Töchtcrchcn überreichte sich vcrichiedenc Gemcinvevorstzher vorsicllcu, fragte die Schul kinder, ob sic eui fröhliches Aeihirachtsfest verlebt hatten, und dankte zuletzt aller« anwcjcndcn Gcmeindcgliedcrn herzlich für die ihm zu teil gewordene Ovation. — Aus der Jagd waren 307 Hasen und 2 Kaninchen erlegt worden. -* Der 9jährige Sohn der Kiitdergürtircrin Weickert in Slollbcrg wünschte sich als Wcihnachlsgabe eine Uni form. 'Auj die »olweudiae Versagung seines heißesten Wun sches bin von seilen seiner Mutter, wandte sich der Knabe mit einem Bitl'chreiben an die königl ich e n Prinze n. Zu keiner größten Freude tras das gewünschte Geschenk am Mitt woch ein mit einen! Negleitichreiben folgende» Inhalts: „Dres den, den 29. Dezember. An Walter Weickcrl. Dem Prinzen Friedrich Christian. König!. Hoheit, ist es eine große Freude, Dir seine Litewka H, überlassen. Baron O'Byrn. Militärgouve» nenr der Prinzcn-Svhne Sr. Majestät des Königs." —* lieber dem Senior der alteingesessenen, weitverzweigten Familie Bierling. Herrn Erz- und Glockengießer Christoph Albert B i" r I i n g, schloß sich heute mittag 12 Uhr aui dem Annensriedhose zu Löbtau die Grüßt. Die Parcntaiioushallc. in der der blumen- und palinengcichmücktc Sarg, von Kerzen beleuchtet, ruhle, vermochte die zahlreiche Trauerversaininlung kaum auizunehmen. Unter oe». Leidtragen den gewahrte man neben den zahlreichen Anverwandten den Kirchcnoorstand zu St. Jakobi, dem der Entichlascuc seit Be- gründung der Iakobigcmeinde angehörl, eine Deputation des Gewerbeverciiis mit dem erste» Vorsitzenden, Herrn Zivil- ingenieur Hartwig, an der Spure, ferner die Herren Oberkonsrsto- rialrat l). Lrbelins. Geh. Rcgierungsrat Stcglrch, Lbcrjustizrar Lberamtsrichler Hcrrmann-Töhlcu, Oberlehrer Tr. Lehmann von der Anncnichule, viele Freunde, und die gesawic Arbeiter schast der Bierling'chcn Gmtzerci. Ter Schulzcichc Friedhist-'. chor leitete die Fcicr mit dem Gciange: „Ich bin ein Gast nrn Erden" stimmungsvoll ein. woran! >z«err Pfarrer Göhler du warincnipsundcire ltzedächtnisrede hielt. Ter Geistliche cntwcu/ ein lre'süches Bild von dem arbeitsreichen und gesegneten Leben des .Heimgegangenen, dem letzten der zehn Bruder, die de» Runm und Ruf des Namens Bicrlmg begründet. Seine Ausführungen baute Herr Pfarrer Göhler aus den ICK Psalm aus: „Danke, dein Herrn, denn er ist freundlich und «eine Güte währet ewiglick!." Mit diesen Worten wurde »cs Entschlafenen auch als eistigcn Förderers der Iakobigemeindc und seines Wirkens als stillen Wohltäters gedacht. Indem der Geistliche noch zeigte, wi- Weihnachten ein Trostfest sei, das von der großen Freude rcvc«. schloß er seine Rede mit der Verheißung des Wiederiehens iw Reiche des Lichtes durch Christum. Unter erneutem Gelange jormierte sich der lange Traiierzug unter Ainstcnz dcr „Pictoi" nach der nahen Gruft, wo Gebet unv Segen die schlichte Frier beendete». —* Der gestern in den „Drei Naben" vom hiesigen Zweigverein des Evangelischen Bundes veran staltete D i s k u ss i o >r s a b e n d wurde von Herrn Pastor Blg n ckm e i st c r mit begrüßenden Worten eröffnet, in denen er einen Rückblick auf das zu Ende gchenoc Jahr warf mw an die Aufhebung von 8 des Jcsuircngcietzes, an die Protest bewegung. an die Tage der Gcncralvcr'ammlung, an den Re gierungswechsel und an die Rcgententnziendcn König Friedrich Augusts III. erinnerte. Alsdann crarin Herr Tr. Hcgcman». der bereits vor einiger Zeit über Friedrich den Großen ge- sprachen, das Wort zu einem sehr beifällig ausgenommenen und von großer Sachkenntnis zeugenden Vorträge über Josts II. und den IostsinismuS. Redner zog zunächst einen Vergleich zwischen Friedrich dem Großen und Joses II. und schildert, letzteren nach seinen körperlichen und geistigen Eigenschaften Er wies ferner nach, wie die Anschauungen und Bestrebungen des Kaisers in seiner Zeit gewurzelt, legre kurz seine gesey gebriichcn Maßnahmen, die für damals einen großen Forttchrni bedeuletcn, dar und hob ihre begeisterte Ausnahme ünd ihre geringen Erfolge hervor. In der Aussprache über den Vm trag wurden u. o. Beispiele für die Verehrung, die Joses 1l. noch heute bei den Dcutsch-Ocsterrcichern genießt, beigebracht. Herr Pfairer Blanckmeistcr könnte auch die erfreuliche Mit teilung machen, daß dem Zweigvcrein kurz vor Weihnachten von einem Freunde des Bundes und der Los-von-Rom-Bewegung stir letztere 7000 Mark übergeben worden sind. Das Schluß wort sprach Herr Professor Dr. Schäfer. Er wies auf die Gefahre» hin. die dem dcurichen Volke durch die Irrcliaioiitä: und durch den Ultramontanismus drohen, mahnte zu treuem Fest halten an den Grundsätzen des Bundes und gab seiner Hostnuno ans den Sieg der guicn Sache Ausdruck. —* Ter hiesige L c st e r r e i ch i s ch»N n g r a i s ch « Hrlssvereiu haue auch dieses Jahr für arme Kinder oster- reichisth-ungarischer Untertanen eine B e > chcrung ausgerichtei. Dicst Feier fand Tonnerstag nachmittag von hhö Uhr an im „Muicnhauje" unter Teilnahme zahlreicher Mitglieder und Gönner des Vereins statt. Ter Gabentisch, von den Tanr.n v. Schnbert-Soldcrn und Frau Kaiierl. Rat Schulze bülsic'' arrangiert, war für gegen 390 Kinder aus etwa 160 Familien reich gedeckt inil Kleidungsstücken, Tchubwerk. Strümpfen und anderen nützlichen Gegenständen: dazu erhielt jedes Kind estren kleinen Stollen und in einem Körbchen Pfefferkuchen. Aepstn »nd Nüsse. Nachdem die Kinder durch Frau Gräfin v. Taruovskn unter den Klängen eines Präludiums, auf dem Harmonium vo: getragen von -Herrn Hoforganist Brendler, in den Saal ge führt worden waren, «ang der Kapellknabenchor der kathol'schcn Hoskirche unter der Leitung des genannten Herrn Hosorganisten ein von diesem komponiertes Wechnachtslied, woraus Herr Prä fekt Müller eine Ainvrache an die Kinder richtete. Er ermahn'? sie zunächst zur Dankb,reckest gegen ihre Gönner und erläuterne ihnen, daß vor Christi Geburt Elternliebe, Nächstenliebe. Kunst und Wissenschaft. 's* Könchl. Hofschauspiel. Tie zeitgenössische dramatische Literatur ist jo arm, !v jammervoll arm an auch nur halbwegs annehmbaren Lustspiele», daß die Kritik allen Grund hat. ein Stück von der Art des Dreiakters „Die »rohe Leiden schüft" freudig zu begrüßen, freudiger vielleicht noch als das Publikum, das man sich gestern dem Autor dcr Novität gegen über geneigter, wärmer und herzlicher gewünscht hätte. Immer hin war's cm beträchtlicher Cnolg, de» Ravul Auernhcimcr, ein lunger Wiener, der sich durch stimmungsvolle Novellen und Sckrzzcn von liebenswürdiger Erotik einen Namen gemacht, gestern Abend verzeichnen durste, lodaß er nach dem zweiten uns noch dem letzten Auszuge wiederholt vor der Gardine erscheinen konnte. Mit dem Stück selbst braucht man sich kritisch nicht allzu um ständlich auseinander zu setzen. Es ist, wenn man so will. Sardous „Eyprienne" ins Wienerische überseht. Sei» Wert liegt also nicht in der Fabel, die bei dem Franzöicn überdies erheb lich temperamentvoller durchgesührt ist, auch nicht in der Charak teristik. die namentlich in der Bignr des Liebhabers bei Auernhcimcr viel zu wenig feine Ziselierung zeigt, sondern im Dialog. Er bestreitet in dcr Hauptsache, ja fast allein, die Kurzweil und sorgt für daS nötige Amüsement, auch dann nvch, wenn die dramatische Steigerung nicht mit dem wünschenswerten Rubato, sondern allzu sehr in dem deutschen .^uckunto vor sich :yt. Anfangs ist die Unterhaltung zwischen de» Trägern dcr „auptrollcn noch ctivas schwerflüssig, gar zu gcistreichelnd: man merkt die Absicht des Autors, durch aufgesetzte Lichter »nd satirische Spitzen um jeden Preis glänzen zu wollen. Aber vom zweiten Aufzuge an kommt Leben in das Wortgeplänkcl. natür liche Funken echten Geistes sprühen aus und die Linienführung der Figuren gewinnt an Eindringlichkeit. Das will um so mebr sagen, als der dramatische Atem dem Autor bereits kurz vor Schluß dcS zweiten Aktes eigentlich ansgeht, ja ausgehcn «miß, da ja der „Zweck der Ucbung" erreicht, die Gattin von ihrer Schwärmerei für den Fadian von Liebhaber gründlich kuriert ist und reumütig in die Arme ihres rechtmäßigen Gatten zurück- kehrt, der gar nicht so prosaisch ist wie er aussieht. Mit großem Geschick und noch größerer Liebenswürdigkeit weiß sich Auern- heimer im dritten Akt aus dcr Affäre zn ziehen, dcr dem Lieb- Haber dcr Frau die Nickte des Gemahls zusührt und olles zum Guten wendet: hier ist so viel graziöse Eharme mit reizvoller Pikanterie gepaart, daß der gelehrige Schüler Sardous schöne .Hoffnungen ans seine Zukunft als vielversprechender Liistwiclcnitor in nnS weckt, Hoffnungen, die zn hegen mon um jo berechtigter ist, als cs sich bei dcr „großen Leidenschaft" um ein dramatisches Erstlingswerk handelt und dcr Verfaß er noch am Anfang seiner literarischen Laufbahn steht. Aus die Rollenokonoinie versteht er sich schon ganz nortreNlich, jodaß er dem Träger jeder Rolle die nötige Anzahl dankbarer Szenen zulvcist. Am besten kommt natürlich Eppricnnc. pur,Ion Lroplsie weg. mit deren Reprä sentation — das Wort ist absichtlich gewählt, weil die Figur auch äußerlich ein außerordentliches Prestige verlangt — gestern abend Frau Bastö sich und ihrer Kunst einen höchst periöulichen Triumph erspielte. Tie Künstlerin sab in einer Reihe von glänzenden Toilette», die mit dem erlesensten Geschmack kom poniert waren, entzückend aus, plauderte als junge Tante mü bestrickender Anmut und bot namentlich im ftuminen Spiel so reiche Finessen, daß sie wie von selbst^ zur Trägerin des Er folges wurde. Sie fand in! Herrn Stahl, dcr den prosa ischen Gemahl mit famosem -Humor, nur leider in einer wenig glücklichen Maske, spielte, einen ausgezeichneten Partner, der seine witzige» Pointen mit großer Natürlichkeit an den Mann brachte und die kurze Liebesszcue im letzten Akte mit über raschender Herzlichkeit gab. Hierin war ihni für dielen Abend freilich »och erheblich Frau Gasny überlegen, die die muntere Nichte mit so großer Verve und Wärme agierte, daß mon die Eifersucht dcr schönen Tante sehr wohl verstehen konnte: selbst der gefährlichen Ohrseigenszenc wußte sie durch ihre natürliche Munterkeit und ihre Liebenswürdigkeit alles Prekäre zu nehmen. obgleich sie hier von Herrn Rena, der gestern abend scheinbar nicht sonderlich disponiert war, als Adrian nur weniß unterstützt w»rde. An Eleganz der äußeren Repräsentation lietz cs un'cr sonst so trefflicher Chargen spielcr zwar nicht fehlen, aber die echte Leuchtkraft des Humors durchstrahlte diesen „Lebemann" nicht, der einer Frau von dcr Art Sophiens gefährlich werden soll. Für die kleine Rolle des Fabrikanten Brenner fand Herr Deitmer den rechten Ton und die rechte Haltung. DaS Zusammcnspiel war unter der Leitung dcs Herrn Lberregisseurs Erd mann bis aui ga'«z kleine Slocknngcn und einige Versprechen ungemein flü'sig: vie Inszenierung des ersten Aktes hätte bei weitem künstlerisch, geschmackvoller — Sophie ist Malerin und Dichterin! — «ein können. - Nach der Novität ging neu cinstudicrt noch der alte, in seinen humoristischen Pointen nie versagende Einakter „E i n Knopf" in Szene, der dank Fischers köstlicher Drolerst in dcr Rolle des Bingen ebenfalls viel belacht »nd leb hast applaudiert wurde. XV. Berliner Leben. L. Berlin, 29. Dezember. Für naiv wird niemand den Berliner kaufen wollen. Teniioch ist cs in gcnnsscr Hinsicht unstreitig. Mit welcher naiven Freude und Genugtuung haben dicicnigen Berliner Blätter, die den Geschmack dcs Turchschnittsberlincrs am beste!« zu treiscn wisse», in den letzten Wochen die Frage erörtert, ob und wann die Berliner Einwohnerzahl die stolze Höhe von zwei Millionen erreicht habe. Die einen versicherten, daß dies bereits am 10. Tezembcr der Fall gcwc'cn sei. Andere bestritten es und erklärten, daß erst der 24. TstMiber der deut schen Rcichshauptstadt dieses schöne Weihnachtsgeschenk gebracht ^>be. Genau scsistcllen wird sich aber kaum lassen, an welchem Tage die zwei Millionen voll geworden sind, und schließlich ist dies wohl auch ziemlich gleichgültig. Genug, daß wir mit Ablauf dieses Jahres volle zwei Millionen Berliner Bewohner haben- wohlgcmcrkt Berliner, die innerhalb dcs eigentlichen Stadtweich- bildcs. Es ist mit dcr Vollendung der zweiten Million recht langsam gegangen, wenn man die Zunahme früherer Jahre seit 1871 in Betracht zieht. Tie letzte Volkszählung am 1. Dezember 1900 wies für Berlin bereits 1 888 848 Einwohner auf und nach dem Geschwindschritt dcr letzten Jahrzehnte hätten die „lumpigen" 111 152, die damals an den vollen zwei Millioneil noch fehlten, spätestens in zwei Jahren erreicht werden müssen. Aber cs bedurfte tatsächlich der doppelten Anzahl von Jahre» dazu, und fortan wird die Bevölkerungszunahme in Berlin selbst noch iveit langsamer von statten gehen. Nur im äußersten Nor den ist gegenwärtig noch unbebauter Grund und Botnrn vor handen, aus den Wohnhäuser für etwa 39—40000 Mensch«» * I» V, s I» * r r
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