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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.12.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051218011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905121801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905121801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-18
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Vezng-.Prekr in der HemptexpedMo» oder der«, AiSgab»- stell«, abgeholtr vierteljährlich ^st LLV, det täglich zweimaliger Z»slell,»g Ws Ha»» dierteljährlich S^—» Durch «ter» «O- wärttgeo Ausgabestelle» »ad durch dte Post bezogen für Deutfchland uud Oesterrrich vierteljährlich 4.L0, Mr die übrige» Lander la»t Zettungspretslist«. Nedaktto» »vd Srp«-Ui»«r JohanntSgass« ch Delepho» lüch »r. «ch «». L17» verltnrr Hirdaktimräv»««»: Berlin bi^V 7, Dorvtheeastvrst, 82» Tel. 1, «r. «7». Dresdner Redaktion». 18urearn Tre»dewgü,Külmeritzstr. «tz, Lell1.Srr.LL8». Morgen-AuSgaVe. KipMer. TaMall Handelszeitung. Amlsölatt des Äönigk. Land- und des Äöuigk. Amtsgerichtes Leipzig, -es Aates «nd des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. An;ei,qen-PreiS di« s gefpatteae PetNzeUe Ls Pf. Familieu-, Wvhn»ngS- »ad Siellen- Anzeigeo ÜO Pf. Finanziell« Anzeigen, Geschäftsanlagen unter Dezi oder au besonderer Stelle nach Taris. Kür das Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigenannahme: AuguftuSpiatz 8, Ecke Johauntsgass«. Di« Expedition ist wochentags uaunteri rochen geöffnet von früh 8 bis rbends 7 Uhr. KiltaUExpedUtonr verli». llützowftr. 10 . . DreSdat.Marienstr.SL. Druck «ad Verlag von E. Pol, in Leipzig Huh. vr. «, «. » ». «ltokhardt> Herausgeber: Dr. Viktor äkltnkhardt. Nr. 8l2. Montag 18. Dezember 1905. !)!). JahMng. Var lvicbNgrlr vom Lage. * In einer außerordentlichen Tagung des Alldeutschen Verbandes, die gestern in Leipzig stattfand, wurde eine Resolution zu Gunsten der Vermehrung unserer Flotte angenommen. (S. den Artikel.) * Die aktive Schlachtflotte unter dem Befehl deS Großadmirals von Koester ist in K i el eingetroffen. * Die Verständigungsversuche mit der ungarischen Koalition nehmen einen anschei nend günstigen Fortgang. (S. Ausland.) * Der Präsident von Venezuela, Castro, hat die an den französischen Geschäftsträger in Caracas Taigny gerichtete Frankreich beleidigende Note zurückgezogen. Der Zwischenfall gift daher für erledigt. poMirwe lvoche»rebs«. Für den Reichstag haben die Weihnachtsferien begonnen, nachdem er kaum zusammen getreten war. Ein nach jeder Richtung unerquicklicher und verfehlter Sessionsabschnitt liegt damit hinter uns. Die Regie rung hatte mit der Einberufung des Reichstages viel zu lange gewartet, als daß an eine fruchtbare Tätigkeit vor Weihnachten noch zu denken gewesen wäre. In der Hauptsache wurden denn auch die zur Verfügung stehen den Sitzungen niit jenen Plaudereien über sämtliche Dinge des Himmels und der Erde ausgefüllt, die man als erste Etatslesung zu bezeichnen pflegt. Daß damit zugleich die Beratung der Reichsfinanzreform verbunden wurde, machte die Debatte nicht eben übersichtlicher. Und dabei gelang es noch nicht einmal, das fünfblättrige Steuerkleeblatt des Frhrn. v. Stengel wenigstens in erster Lesung zu zerpflücken. Auch diese Arbeit ist für die Zeit nach Neujahr reserviert worden. Auf kolonialem Gebiet konnte wenigstens von der Budgetkommission der Bahnbau von Lüderitz- bucht nach Kubub durchberaten und im letzten Augenblick vom Reichstage bewilligt werden. Daß die Bahn sich in absehbarer Zeit rentieren sollte, ist kaum zu erwarten; aber sic war schlecht zu entbehren, wenn man unsre Truppen im Hottentottengebiete nicht ohne regel mäßige Zufuhren lassen wollte, und aus den Erklä rungen des Oberst Deimling mußte man leider ent nehmen, daß wir noch auf Jahre hinaus keinen Mann aus dein Süden unseres Schutzgebietes zurückziehen können. Im Hererolande sieht glücklicherweise die Lage günstiger aus, aber die Ankündigung eines vierten Nachtragsetats von 30 Millionen für Südwestafrika war nicht gerade geeignet, die Stimmung im Reichstage über koloniale Angelegenheiten zu verbessern; und das um so mehr, als auch der Gouverneur von Kamerun allmählich so viel Butter auf seinem Kopfe angesammelt hat, daß er schleunigst auS der heißen afrikanischen Sonne nach der kühleren Heimat beordert werden mußte. Der Erbprinz von Hohenlohe- Langenburg hatte es daher nicht ganz leicht, die unbequemen Frager in der Kommission und im Plenum zufrieden zu stellen; aber man merkte ihm wenigstens den guten Willen an, etwas mehr Dampf in unserer Kolonialverwaltung aufzusetzen, und so konnte er bei seinen ersten Schritten leidlich abschneiden. So kurz die dem Reichstage zur Verfügung stehende Zeit war, so mußte sie doch den Agrariern Gelegenheit zu einer Probe dafür bieten, wie weit Regierung und Reichstag ihnen untertänig sein wollen. Graf Revent- low, der zu den „Neusten" gehört, die sich nach Mephisto „gränzenlos erdreusten", unternahm bei der Beratung des Handelsprovisoriums mit England den schneidigen Husarenritt ins Feindesland. Wirklich gelang es ihm auch, den Reichstag wegen Beschluß- Unfähigkeit aufflicgen zu lassen. Aber damit waren auch seine Erfolge erschöpft und zuletzt blieb ihm nichts übrig, als zu kapitulieren. Stellte sich doch schließlich heraus, daß seine Gefolgschaft in zwei oder drei Männchen be stand; die anderen hatten eS vorgezogen, sich auS der kompromittierenden Nähe Reventlowscher Ueberstiegen- heilen zurückzuziehen. Tas neue englische Kabinett ist nun fertig. Sir Campbell Bannerman hat eS verstanden, die Elite der liberalen Partei Englands um sich zu scharen; nur Lord Roseberry steht etwas grollend bei Seite. Wie groß die Aussicht deS Kabinetts „C.-B." ist, sich zu behaupten, müssen erst die kommenden Neu- wählen zeigen; aber bedeutsam, und besonders für deutsche Verhältnisse lehrreich bleibt eS immer, wie weit herzig der Liberalismus in England seine Grenzen zieht. Gehört doch dem neuen Kabinett ein Mann, wie der junge und rücksichtslose Lloyd-George an, der während des Burenkriegcs so unerbittlich mit dem konservativen Ministerium ins Gericht ging; und ist doch auch John Burns, der Führer im großen Londoner Dockstreik, als Präsident des Local Gouvernement Board, in eine der wichtigsten Regierungsstellen berufen worden. In Frankreich hatte daS Kabinett Rouvier eine unangenehme Stunde, als die Kammer den radikalen Antrag, die geheime Abstimmung bei der Bureauwahl durch die öffentliche zu ersetzen, mit 286 gegen 278 Stim men ablehnte. ES handelte sich zwar nicht direkt um eine Angelegenheit des Kabinetts, aber Herr Rouvier wackelte trotzdem, weil seine parlamentarischen Hilfs truppen unterlagen. Die Absicht, nicht bloß die Wieder- wähl DoumerS zum Präsidenten der Kammer, sondern auch sein« Wahl zum Präsidenten der Republik unmög lich zu machen, war gescheitert. Die geheime Wahl bleibt, womit freilich noch nicht gesagt ist, daß Doumer nun auch wirklich für die nächsten sieben Jahre ins Elysöe einziehen wird; indessen sind doch seine Aussichten bedeutend gestiegen, da im Dunkeln bekanntlich gut munkeln ist. Herr Rouvier blieb trotzdem, da augenblick lich aus inneren, wie äußeren Gründen ein Kabinetts wechsel inopportun erscheint. Besonders liegt den Fran zosen die kommende Marokkokonferenz von Algeciras in den Gliedern. Herr Rouvier ist gerade für die Durch führung der Marokkoangelegenheit unentbehrlich. Er hat sich dafür nicht ungeschickt vorbereitet, indem er die Aktenstücke zur Marokkofrage in einem umfangreichen Gelbbuche zusammenstellte. Die Tendenz des Gelb- bucheS ist der Nachweis, daß Frankreich in Marokko durchaus konsequent verfahren ist, während die deutsche Politik einen Sprung gemacht hat. Daß Herr Saint R6n4 Taillandier emphatisch bestreitet, sich als Manda tar Europas aufgcspielt zu haben, will allerdings wenig besagen, angesichts der offenen Erklärung Delcass6s an den Fürsten Nadolin, „daß Frankreich als Herrin von Algier und Tunis ein Recht habe, in Marokko eine ab solut besondere Situation zu bewahren". Andererseits scheint allerdings die deutsche Regierung daS Marokko problem erst allmählich bestimmter angepackt zu haben. Indessen muß man zugestchen, daß sie selbst den Zeit punkt zu wählen hatte, an dem sie ihre Rechte zu wahren sich entschloß. Gerade auf internationalem Gebiete be deutet Schweigen noch keine Zustimmung. Auch wird Herr Rouvier hoffentlich einsehen, daß alle historischen Rechtfertigungsversuche ihn nicht um die Notwendigkeit herumbringen, sich mit den deutschen Ansprüchen abzu finden. Jetzt ist Algeciras das Rhodus, wo es zu tanzen gilt. Frankreich dürfte um so weniger in der Lage sein, in Algeciras einen intransigenten Standpunkt einzu nehmen, als sein russischer Alliierter gar Nicht daran denken kann, sich in die Welthändel zu mischen. Noch immer ringen in Rußland Revolution und Gegen revolution miteinander und noch immer fristet Graf Witte sein Ministerdasein von Tag zu Tag mühsam weiter. Ob es ihm gelingen wird, dauernde Ordnung zu schaffen, das ist h-.ute noch so unsicher wie bisher. veulscves ftelcb. Leipzig, 18 Dezember. ?. Ter Gesetzentwurf zur Reform »er Erste» Kammer ist bekanntlich deshalb von vornherein aus so staiken, be rechtigten Widerstand gestoßen, weil die fünf neu hin;»' tretenden Mitglieder nicht aus freien Wablen hervorgehen, sondern durch tön'gliche Ernennung ihr Maskat erhatten sollen. Die Begründung des neuen Entwurss sagt darüber auf Seite 3: „Wohl ist hier und da (nur hier und va?I Red.) der Wunsch laut geworden, daß den Handels- und Gewerbekammern daS Wahl- oder BortchlagSrecht eingeräumt werden möge. Man hatte sich jedoch dessen zu erinnern, daß gerade die Bertreier dieser Kammern bei der Beiprechung der Vertrauensmänner über die Wahlrechteänderung im Jahre 1903 sich mit großer Entschiedenheit gegen die Ueber- uagung politischer Wahlen an diese Kammers ausge- Iprochen hatten, um sie vor politischen Parleiunges zu be wahren. Bgl. Denkschrift Dekret Nr. 21, Landtag 1903/04. Man sollte nun wenigsten« annebm n, daß dieser einzige Grund, den die Regierung gegen die Erteilung de« Wahlrechts an die Handelskammern anlübrt,auch ;uti effend wäre. Dem ist aber nicht so. ES handelt sich hier mindestens um eine recht ungenügende Arbeit de« Ministeriums deS Innern. In dem Dekret Nr. 24 vom 31. Dezember 1903 wird auf S. 30 lediglich davon gesprochen, daß man sich geaen die Aufstellung der Kammern al» Wahllörper für die Wahlen zur Zweiten Kammer ausgesprochen habe, um diese vor Parteiungen »u bewahren. Für die Erste Kammer konnte dies Bedenken ichon um des willen nicht in Frage kommen weil in der Ersten Kammer keine Fraktionen vorhanden sind. Ferner aber mag man im Ministerium de- Innern doch mal im Aktrnschranke nachsehes lassen, eS müssen sich da mehrere Eingaben der Handels kammern von Chemnitz, und, wenn wir nicht irren, auch von Dresden finoen, worin da« aktive Wahlrecht zur Ersten Kammer gefordert wird. E« ist also direkt falsch, wen» in dem jetzigen Dekret tummarisch behauptet wird^ die Vertreter der Handel«- und G.werbekammern hätten sich gegen die Uebertragung politischer Wahles au diese Kammers aus gesprochen. ir. Deutsch-englische Beziehungen. Die Versammlung, die beute von des Aettesten der Kaufmannschaft veran staltet zu einer Demonstration für eine Besserung der deutsch englischen Beziehungen, war außerordentlich stark besucht. Die einleitenden Worte sprach der Piästvent der Aeltrsteu. Darauf sprachen der Reihe nach der Geschäftsinbaber der DiSkontogesellichast, Dr. Salomousoh«, der Rektor der Technischen Hochichul« von Eharlottenburg, Knapp, Prinz Schäoaich-Earolaih, H. Hecht (sür die Berliner Exporteure), Prof. Paulsen, Kommerzienrat Holtz, ReichStagSabgeordneter Schrader und Staktälteuer Dr. Weigert. ES wurde eis stimmig folgende Resolution angenommen: „Die von de» Aeltrstra der Kausmanutchaft von Berlin auf den 17. De zember 190L in die Säle de« Börsengebäude« risderufeoe und von mehr al« 2000 Personen au« fast alle» Berufs zweige» besuchte Versammlung begrüßt mit Freuden alle Be strebungen, die auf Herstellung und Aufrechterhaltung freund schaftlicher Beziehungen zwischen der Englischen uud Deuischeu Nation gerichtet sind. Indem sie dir Wünsche für «in gute« Einvernehmen zwischen beide» Völkern, die in verschiedenen von hervorragenden Männer» Groß-Britannien» in London veranstaltete» Versammlungen zum Aufdruck gebracht n»orvra sind, aus da« Wärmste erwidert, spricht sie dir Ueberzeugung au«, daß eia freundschaftliche« Verhältnis zwischen Deursch- I land und Euglasd dazu berufen ist, »,cht nur di« Interessen I beider Nationen sonder» auch die geistig« und wirtschaftliche j Entwickelung der Welt auf da» Wirksamst« zu fürder».' E» waren zahlreiche ZustimmungSdepeschen eingelaufen. DaS Ergebnis der Versammlung soll rem Fürsten Bülow, dem englischen Ministerpräsident n zc. mitgeteilt werden. * Bankerott eiorr Krankenkasse. Die Rheinische Kranken kasse, ein über ganz Rheinland verbreitete« Institut, da« jüngst erst die Beiträge erböbie, bat, wie die „T. R.* meldet, die Zahlungen eingestellt. Der den Geschäftsraum füllenden, die Kramengelder beanspruchenden Personen be mächtigte sich hei vieler Eiösfuung große Aufregung. Es kam zu Ruhestörungen, so daß Polizei gerufen werden mußte, welche die Ordnung wiederherstellte. Inwieweit auch bei dieser schweren Schädigung der Arbeiierinteresien etwa sozialdemokratische VerwaliungSlünste im Spiele sind, ist aus den bisherigen Nachrichten nicht zu erkennen. -jv- Europäische Fahrvlaiikouferenz. Auf der letzthin in Florenz abgehalienen europäiichea Fahrplanlonsereuz wurde als Versammlungsort sür die im Sommer nächsten Jahre» statlfindeude Wrntersahlplaalonierenz einstimmig Bremen gewählt. * Kleine politische Nachrichten. Die ,,Voss. Zeitung" läßt sich au« Weimar meiden, da» der großbrrzoglich'lächsiiche Minister von Wurmb nach Ablauf seine» dreimonatigen Erholungsurlaube- nicht auf seinen Posten zurückkchren werde. An Berliner kundigen Stellen wird die Richtigkeit dieser Mitteilung brzwei elt. Nach ter „Nationulztg.' verlautet, das zum Nachfolger de« al« Bolfchakter nach Priereburg versetzten Herrn von schön Gras Henckel von DonaerSmarck auSeisrhen sei. der angeblich noch vor Neu jahr sein Amt anlreten werde. — Bei der LaubiagStrsaywahl in Luckau-Lübbeu wurde Generalmajor z. D. voa Krosigk-Fursten- walde gewählt. Ruslana. Oesterreich - Ungar«« * Die Verständigungsversuche mit »er ungarischen Koalition. Aus Wien, 16. Dezember, wird uns milgetrilt: Der ungaruche Ministerpräftdent Freiherr von Feirrvary und Dr. Laco-laus o. LulacS, der langjährige ehemalige ungarische Finanzmiuister wurden gestern nachmittag vom Kaiser in ge meinsamer Audienz empfangen. Schon dieser Umstand allein beweist, daß die BernändiaungSaktion de» Dr. v. LukacS im vollsten Einvernehmen mit dem ungarischen Miniiierpräsidentrn erfolgte und auch noch weiter fort gesetzt werden wird. Vorläufig handelt e« sich dalum, die Koalition zu bewegen, die dringlichsten Staairnotwendigkeiien dem Kabinett Fej-rvarh in da- Dr. v. LukacS al- Finanzminisirr einirrteu winde zu bewilligen, um erst ze ctuem fväterru Zeit- punkte die Neubildung de« Kabinett- aus Grundlage eine- vollen Einvernehmen- mit der Koalition durchzuführen. In diesem Falle würde die Vertagung de« ungarischen Reichstage« am 19. d. Mts. unterbleiben. Würde diese« Ziel jedoch nicht erreicht werden, dann wäre eine weitere Tagung deS Parlamente« völlig zwecklos. Tie Verständigung mit der Opposition loll unter brr haupnüchltchslrn Bedingung ,r- olgen, daß die Lösung der Frage der ungariicheu Kommando prache einer späteren Zeit Vorbehalten bleiben soll, während chon jetzt die anderen belanntrn militärischen Zugeständ nis« hiusichtlich der Fahneu- und Wappeniragr zur Verwirklichung gelangen tollen. Auch bezüglich der Gleichheit in den Auswärtigen Angelegenbeiien und der Verlegung des ReichS- inanzmiiiisleriumS nach Pest würden schon tu »ächiier Zett die geriaueien Vorkehrungen getroffen werden. Dr. v. LukacS ist be reit- heute nachmittag nach Pest zurückgekehrt, um auf Grund zur Kenntnis der Krone gebrachten Vorschläge seine Verhandlungen mit den Führe,n der Opposition foricuirtzru, und wie angenommen werd*» darf mit Erfolg zu Ende zu führen. Auch Baron Feieroary trat heute nachmittag bl« Rückreise nach Pest an, um dem einzubclulendeu Mimsterrale über dir Situation Bericht zu erstatten. — Wie man uns weiter miiteilt, standen die Kon ferenzen deS ungarischen Ministerpräsidenten mit dem Reich »- krtrgSminister Felbzrugmestter v. Pitrrich mit der Feststellung jener militärilchrr Fragen im Zusammenhänge, in welchen vor läufige Vereinbarungen mit der Koalition getrosten werden sollen. Autzerdem Handeile eS sich auch um die Flüfsigmachung der aus Ungarn »ntialleuden Quote sür die außerordentliches militärisches Eriorbernijle. * Orfterrrichtsche» Abgeordnetenhaus. In fortgesetzter zweiter Leiung des Budgetprvvisorium» gibt Abgeordneter Stein (Alld.) der Unzufriedenheit der Alldeutschen mit der Haltung de» Ministerpräsidenten gegenüber Ungarn Ausdruck und kündigt die Einbringung eine» Antrages auf Erhebung einer Anklage gegen das Ministerium an. Abgeordneter Gorski «Pole) wirst der Regierung vor, daß sie nicht auf parla mentarischer Erledigung LeS Budget- bestanden bade und be- schwelt sich, daß di« Forderungen der Polen voa der Regierung nicht erfüllt würben. Redner wirst der Regierung Verfassung-- widrige- Vorgehen bet der Vergebung brr Triester Hafenbauien und Liebäuaetri mit der Masse vor; die Schuld an den irtzigen Verhalt- Nissen sei bet der Wr ,:«r Vureaulralie, di« mehr rot als schwarz gelb sei. Schließlich wird da« BudgelvrovisoriuS in allen Lesuugeu angenommen. DaS Hau« nimmt ferner den Grirtz- entwirrt betreffend de» Abschluß eine» Handelsvertrages mit Italien ohne Debatte an. - Verbot eiaer sozialdemokratische» Demonstration. Die Polizeibehörde tu Pest hat den sür Montag abend geplanten De- monjlrationSzug der Sozialmen iür da- allgemeine Wahlrecht ver boten. Dir VeranjiaUrr deS Umzuges habe» gegen Lief« Ealjcheiüung a» da» Mi»ift«inm appelliert. Frankreich. * Die Erklärungen Nouoier» tu der fräs,«fischen Kammer — man vergl. da» grstr. Bl. — schlossen mit den Worten: ^Di« äußere Politik Frankreich» ist leicht zu kenn zeichnen; Treu der unberührt gebliebenen Allianz und den kost baren Freundschaft«», die irrt von Hintergedanken stad, im Wunsch« gegenseitig, vertrauen-voll« Beziehungen zu uuirrhaiiru. bat Frankreich, seiner selbst sicher — wir oerkünden e» laut — uur di« Wahrung seiner »echte, feiner Interesse« und seiuer Freiheit im Ange." — Nach Schluß der Eriläruag tze« Minisierpräsideulru beantragt tznbbard bi« Vertagung der Debatte über di« auswärtig« Polttit. Jarrrt» beiämpst diese« Antrag, indem er sagt, au- brr Erklärung Rouvier» habe er den Eindruck gewonnen, daß aus der Konsereuz »ur über di« beionderrn Rechte tu Marokko beraten werdea solle, und daß di« Bürgschaft«»: internationater Art tm Dunkel» bleiben sollen. Er halt« die» sür bedenk- lich. Wenn di« Kamm« durch rin beklagenswerte» Mißverstandst« im «»«lande bi« Meinung .ulsiehen lassen sollte daß die int», uaiioual« Seite der Marottoirag« vernachlässigt werde» wird, bann wird st« vor dem Land« uud vor der Vejchicht« di« verantwoltuag dafür trage». (Beifall auf der äußerste« Linke», Lärm recht» und im Zentrum.) Riboi «rltärt«, er schließ« sich dem Vertagung-- a»traa an. Ich möchte in diese« Augenblick lein Wort sage», da« Polemiken wieder erwecke, kön»i«, dir uur zu lange gedauert habe», nnd bi« dazu bettrageu könnten, zwischen zwei Ländern den Zustand der Ungewißheit deS llnbc- Hagens und selbst der Spannung zu verlängern. (Bewegung.) Eine einzige Frage liegt deute vor: Stimmen wir der Regierung bet oder nicht? Wenn wir ihr zujlimmen. bann müssen wir ihr die ersoroeriiche Autorität geben, damit sie nach Algeciras geht, um dte Interessen Frankreich- mit der ganzen Krast FrautreichS selb« zu verteidigen. (Lauter Beifall) Wir müssen uns eng um dir Regierung scharen. Wenn es einige Wolken gibt, daun hängt eS von Deutschland und seiner Regierung ab, sie zu zerstreuen, ober eS hängt von uns ad. dies Werk zu erleichtern, indem wir nach außen den starken Eindruck Hervorrufen, dajz wir unser selbst sicher sind, daß wir von keinen inneien Streitigkeiten zeriissen und daß wir alle mit der Regierung, der Verteidigerin der Sicherheit und der Edre Frankreichs einig sind. (Stürmilcher Beifall.) Der VertagungSantiag wurde tarauf, wie fchou gemeldet, mit 501 gegen LO Stimmen angenommen. * Anschlag auf »en Präsidenten Lonbet? Sonnabend abend verbreilele sich in Paris Las Gerücht, daß 'auf den Pläst- denien Loubet, als er heute nachmittag von der Jagd aus Marly zurücklehrte, rin Anschlag versucht worden sei. Da- Gerücht ist daraus zurückzuführen, daß man gestern in einem Eisenbahn wagen zweiter Klasse eine öOO Gramm schwere Blechbüchse von zwbls Zentimeter Höhe entdeckt hat, die mit einer amcheinend angezundet gewesenen Lunte versehen war. Die Blechaüchse wird behördlich untersucht werden. * Schlutz der ParlamentSsessiou. Nachdem auch der Senat die Vorlage betreffend die zwei prooijorischen Zwölftel angenommen hatte, wurde die Parlamentstagung geschlossen. Rußland. * Einberufung der Neichsdumak Ju Petersburg zirku lieren Gerüchte, daß am 19. Dezember ein Zarenmanilesl veröffent licht wird, welche- di« sofortige Einberufung der Reich-duma und umgehende Wahl der Volksvertreter in die Duma anordnen wird. * Die Gefahr sür die haitischen Deutschen wird aufs neue durch ein Telegramm kundgegeben, welches der „Verl. Lok.-Anz." erhält. ES heißt darin: Die Revolution hat in ganz Kurland und Livland die Herrschaft an sich gerissen. Auch angrenzende Kreise d«S Gouvernements Kowno sind in Hellem Ausruhr. Bewasfneie Banden brennen alles nieder. DaS Leben aller Deutschen, d«S AtelS, der gesamten Bürgerschaft, der zahlreichen Reichsanaehörigeu ist in höchster Gefahr. Bon Kreuzburg an der Düna bis Kowno steht alle« in Flammen. Zwei der baltischen Herren, Baron Korff und Herr von Rojenbach, die den Zug aus Äreuzburg nach Kowno benutzen wollten, wurden von den Aufständischen als Geiseln zurückbehalirn. Unter diesen Umständen ist es freudig zu begrüßen, daß der ReichS- ianzlrr unverzüglich Voriorge getroffen Hai, unjern bedrohleu Laudrleuten io Leu baltischen Seehanüelsplätzen durch Abjendung von Dampfern Hilfe zu bringen. * Zum Schutze der Ausländer im Falle von Unruhen werde» in Kiew, wie man von dort meldet, infolge energischer Vorstellungen der fremde» Gesandten in Petersburg außerordent liche Maßregeln vorgenommen. Der Generalgouvermur Hal sich mit einem gehrimzubaltenden Schriftstück an die Konsuln in Kiew gewandt, um die Adressen der einzelnen Ausländer zu haben. Im Falle von Unruhen werden die betreffenden Häujer in erster Lutte militärischen Schutz erhalten. * Aus Polen wird gemeldet: In Warschau wirb der Tele- graphenoienst zum Teil durch Lappeuie besorgt. In Radom wuide gegen arbeitswillige Beamte eine Bombe geschleudert, durch welche vas Innere des Telegraphenamis stark beschädigt wurde. In Kalisch wurden auf den Poslvvrsleher aus dem Hinterhalt mehrere Schüsse abgrfeurrt, die ihr Ziel jedoch verfehlten. In Lodz wieder holten sich die Siraßencxzesse. wobei etioa 20 Perjonen durch Mit glieder der fchwarzen Bande verletzt wurden. Kosaken gingen schließlich gegen die Hooligans vor. * Eine Versammlung vo» Offizieren Ser Flotte des Schwarze» Meeres. In Rußland ereignen sich >ttzl Dinge, die in ledern anderen Slaale rein unmöglich waren. Sv ivirü uns jetzt gemeldet, daß vorgestern in Srbasiopol eine Vcrjainmlung aller Marineoffiziere der 14. Equipage der Scharzenmeelflotte iiait- griunden und folgende Resolution gefaßt hat: „1) Die Marnie- osfiziere wünlchrn kein weiteres Blutvergießen. 2) Sie wnuichen den Hasen von Se bastop ol nicht zu verlassen. 3) Sie konstatieren. Laß dank der taktlosen Rolle des Admtral» Lschuchniu, der die Wünsche der Offi ziere ignorierte, die Matrosen das Vertrauen zu ihren Vor gesetzten verloren habe». 4) Sie mr'.angen, daß die ökono mischen Forderungen der Matrosen ersülll werden, ö) Sie bitten den Zaren, daß die meuternden Matrosen nicht dem Kriegsgericht, sondern einem össentlichen Militärgericht unter Zulasjung von Zivilverteioigern, übergeben werden. 6) Sie verlangen Ent setzung des Admirals Tjchnchnin und Einberusung einer Versammlung aller Osfiziere der Schwarzenmccrflolle, die über die verschiedenen Fragen der Reorganisation der Schwarzenmeerflottc Beschlüsse fassen sollen. * Wiederaufnahme de» Verkehrs ans »er Sibirische» Vahn. Am l4. Januar 1v> 6 wud aus der großen Sil-iriichen Bahn, die bi- letzt für den Passagier- und Güterverkehr geiperil mar und nur von Militärzügen befahren werden durfte, der regel mäßige Zugoertehr wieder ausgenommen. Marokko. * Die marokkanischen Vertreter auf der Souferenz Au- Tanger, itt. Dezember wird gemeldet: Amisi el Mokri, der erste Beigeordnete des marokkanischen Vertreter- aus der Konserenz in Algectias Mohammed el TorreS, ist deute vormittag aus Larrasch angelommen. Dir ganze marrokanilche Vertretung sür die Kon ferenz ist jetzt m Tanger vrrjammelt. Spanien. * Die spanischen Vertreter auf -er Marokko-Sonserenz. Wenn die innerpolttischen Verhältnisse e» gestatten, werden Minisier- präsideni Moret, der spanische Botschafter io Washington dr Eologan und UnlersiaatSsekreiär de Oirda Spanien auf der Konsereuz in AlgrciroS vtrlrelrn. DaS Gefamtarchiv der Madrider Konsereaz von 1860 wird nach Algeciras iran-poiiiert werden. Griechenland. Der Köniz ist in Athen eingetroffen. Er wird morgen mittag den Ministerpräsidenten Ralli empfangen, nm mit ihm über die Mittel zur Lbsuug der Kris« zu beraleu. Union. * Präfi-ent Noofepek über die Schiedsgerichte. Prästdeut Roosevelt» jagte in einer Ansprache, die er an eine Abordnung einer Bereinigung für den allgemeinen Friede» hielt, er glaube, daß die Auedednung schiedsgerichtlicher Enticheiduag auf die Angelegenheiten, dir in der Bergangeuixti Kriege herbeisüdrie«, fast jede Schwierig keit zwischen den Völkern beilegen würde. Er beabsichtige bald Vertreter für di« zweite Haager Konferenz zu ernennen. Lre beaoi- tragt werde« sollen, für die Ao-drbnuog de» SchiedögerichtSvrv- fahrr»» auf di« bisherige» Krieg»ursacheu ttuzmroten.
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