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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.04.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189804105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18980410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18980410
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1898
- Monat1898-04
- Tag1898-04-10
- Monat1898-04
- Jahr1898
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.04.1898
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Md Tagcdlaü MUMM für die lömglichni Md MUscheu Bchördm zu Frcibcr« Md Braud, veuarrtwortltch« Leit»«g: »«or- v«,rha«dt. —————— - S1. ZW-gcmg. «Inserate werde- bi« «ormtttag U Uhr I /Vö anderen Lag. Preis vietteljLhrlich L Ml. Lb «sg. SüNNtütt ÜSN 10. -mgenomm«^ Prer« für di« Spaltzeile 1» Pfg- » V/d» zweimonatlick 1 Ml. bO Psg.n. einmonatlich7öPjg. «uherhalb de« Landgericht«be»trk« 15 Pfg st 1SS8. Oster« 1898. Die Lerche stieg am Osten-arge« Empor ins klarste Lustgebtet Und schmettert', hoch im Blau verborge«. Sin freudig SuferstehungSlird. Und wir sie schmetterte, da klänge« ES tausend Stimmen nach im Feld: Wach auf, das Atte ist vergange«. Wach auf, d« frisch verjüngte Wett« Wacht auf, ihr Geister, deren Sehne« Gebrochen a« den Grübern steht; Ihr trüben Auge«, die vor Thrüne« Ihr nicht des Frühlings Blüten seht; Ihr Grübler die ihr fern verlöre« Lraumwandelnd irrt auf wüster Bah« — Wacht auf, die Welt ist neu geboren, Hier ist et« Wunder, nehmt es an! Ihr sollt ench all' des Heiles freue«, Das über ench ergossen ward, «S ist ein innige« Erneuen Im Bild des Frühling» offenbart. Was dürr war, grünt im Wehn der Lüste, Jung wird das Atte fern und nah; Ler Odem Gotte» sprengt die Grüfte — Dacht auf, der Ostertag ist da! Lie Osterglocken klingen wieder! WaS läuten sie? Neues Leben! Welches Leben? Etwa das natürliche Leben, das seit unauSdenklichen Zeiten in unaufhörlichem Wechsel um uns her kreist, in dessen Entstehen und Vergehen, Werden und Wandel, Aufblühen und Verwelken, Zunehmen und Ab nehmen, Geboren werden und Sterben wir als die letzten Glieder der sichtbaren Geschöpfe stehen nach dem alten Worte: „Alles Fleisch ist wie GraS und alle Herrlichkeit auch des Menschen wie deS GraseS Blume; das GraS ist verdorret und die Blume ist abgesallen" ? — Thatsächlich ist dieses Leben um Ostern auch bei unS in neuer Entfaltung begriffen. Wenn in südlichen Klimaten die Auferstehung der Natur schon vollendet ist, und alle Geschöpfe die Fülle de» neuen Leben» genießen, so sind bei unS wenigsten- die sicheren Anzeichen vorhanden, daß dasselbe endlich zum Durchbruch kommen muß. Es will wieder Frühling werden — so prophezeit uns jeder wiedergekehrte Vogel, so kündet uns jede treibende Knospe, so läuten Schneeglöckchen, Himmelsschlüssel und Anemonen. Es muß Frühling werden! so fühlt daS Menscken- herz heute noch wie vor Tausenden von Jahren, wenn eS steht, wie eS in Wald und Wiese, Feld und Garten so wunderbar geheimnißvoll sich regt und treibt, knospet und keimt, wenn eS hört, wie früh im blauen Raum verloren ihr schmetternd Lied die Lerche singt;" und Alles, WaS die Dichter in Vergangenheit und Gegenwart gesungen von Lenz und Liebe, von seliger, goldner Zeit, dann beglückend in ihm wieder klingt. — ES gab eine Zeit, wo man zu Ostern auch in der Kirche von nichts Anderem zu reden wußte, als von dem neuerwachten Leben draußen in der Natur, und wo die Osterbotschaft, die von den Kanzeln erscholl, eigentlich nichts Anderes war, als FrühlingS- botschaft. — Wer freute sich nicht derselben? Aber wer wüßte auch nicht, wie sie das tiefste Sehnen der Menschenbrust nicht befriedigen kann? Oder woraus geht dieses Sehnen? — So verschieden die Gaben und Kräfte, die Anlagen und Fähigkeiten, und ihnen gemäß das Streben der Menschen ist, so verschieden die Antwort aus diese Frage. Die Meisten begnügen sich damit, sich zu nähren und zu ergötzen, ihre Sinnlichkeit zu befriedigen, ihr natürliches Selbst zur Geltung zu bringen. Die Edelsten und Besten bekennen eS, daß die Menschenseele durch Besitz und Genuß auch der besten Erdengüter, nicht befriedigt werden kann. Und in Jedem lebt, wenn auch unbewußt, ein Verlangen nach einem undefinirbaren Höheren, nach einem EtwaS, das die ganze sichtbare, zeitliche Welt ihm nicht bieten kann. Der bekannte Philosoph Schopenhauer bezeichnet dieses Verlangen als „das metaphysische Bedürfniß", das keinem Menschen ganz fehlt, und in Jedem nach Befriedigung drängt, weil es in der Menschheit lebt und so tief, so unentreißbar ihrem Wesen eingepflanzt ist, daß eS durch nichts bisher hat ausgerottet werden können, so viel Mühe man auch aufgewendet hat, es zu thun. Diesem „metaphysischen Bedürfniß", diesem Verlangen nach einem höheren Leben, entspricht der Glaube an eine höhere Welt. Keimartig nur schlummerte dieser Glaube anfangs im Bewußtsein der Menschheit, um aber im Laufe ihrer Entwicklung immer deutlicher und siegreicher zur Entfaltung zu kommen und im Christenthum seinen klarsten und lebendigsten Ausdruck, wie seinen festesten, unerschütterlichen Grund zu finden. Das Christenthum ist der Glaube an Christus und zwar an den, der dem Tode die Macht genommen und Leben und unvergängliches Wesen an das Licht gebracht hat durch sein Evangelium. Die Auferstehung Christi ist der Fels, auf dem der Glaube an Christus, auf dem das Christenthum ruht, und mit dem es steht und fällt. Der Fels ist fester wie Granit und Diamant. Denn die Auferstehung Jesu ist als Thatsache so sieg reich bezeugt wie irgend eine andere Thatsache der Welt geschichte, und die schärfste historische Kritik, Vie man an ihr geübt, hat sie nicht aus der Welt schaffen können. Thatsache» bleibe» Thatsache«, auch wenn sie die menschliche Vernunft nicht erklären kann. Und die Auferstehung de» Herrn bleibt als Er- eigniß der Geschichte bestehen, so viel Scharfsinn auch der Unglaube aller Zeiten angewendet hat, sie zu leugnen, und in den Dunst von Visionen, Hallucinationen, Phantasmagorieu, Apoplexien, Nerventäuschungrn aufzulösen, welche diejenigen gehabt haben sollen, denen wir die Zeugnisse derselben verdanken. WaS vor Allem die Geschichtlichkeit dieser Thatsache bezeugt, und alle Versuche der Kritik »u Schanden werden läßt, ist da» Faktum, waS noch Niemand zu leugnen gewagt hat, daß die Jünger deS Herrn, vor allem ein Paulus, vor aller Welt er klären, daß sie durch die gewisse Erfahrung und Ueberzeugung von der Auferstehung deS Herrn zu einem neuen Leben gelangt sind, und daß sie sich vollständig darüber klar waren: „Ist Christus nicht auferstanden, so ist unser Glaub« nichts." In dieser Ueberzeugung haben sie gelebt und gelitten, und sind sie freudig gestorben; von dieser Ueberzeugung haben sie siegeSgewiß Zeugniß abgelegt durch ihre Predigt, und reden heute noch zu uns in ihren Schriften, wiewohl sie längst zu Staub und Asche geworden sind. Und wie sie selbst einst durch die Gewißheit: „JesuS lebt!" zu einem höheren, ihnen bis dahin völlig unbe kannten Leben wiedergeboren wurden, zu einem Leben, in welchem sie die Atmosphäre einer höheren Welt athmete», mit einer höheren Welt beständig in Verbindung standen, durch ihr Denken und Dichten, Empfinden und Wollen, Streben und Trachten mit derselben immer inniger, unauflöslicher sich verbunden fühlten, so wollen sie durch ihr Zeugniß von Christo Leben wecken, der der Sünde und dem Tode verfallenen Menschheit zeigen, was im eigentlichen, höchsten Sinne des Wortes Leben ist, und wenn wir sagen: „Ostern ist das Fest deS neuen Lebens" — so ist nun klar, wie die Antwort allein lauten kann auf die Frage, die wir am Anfang auf warfen: Das neue Leben ist dasjenige, waS auS dem Glauben an Christus erwächst, waS in diesem Glauben an den Auf erstandenen seine himmlisch« Quelle und ewige Wurzel hat; e» ist ein auf daS Uebersinnliche, Ewige gerichteter Sinn und ein unS über alles Sinnliche, Zeitliche, Natürliche, Gemeine er hebende» Streben, in welchem unsere ganze Persönlichkeit erfaßt wird von dem Bewußtsein: „So lebe nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir; Venn waS ich jetzt leb« cm Fleisch, da» lebe ich im Glauben deS Sohnes Gottes, der mich geliebet hat, und sich auch mir als der Auferstandene, Lebendige in seinem Wort und Geist bezeugt hat, und mich auch gewiß macht, er lebt, so werde ich auch leben, denn er hat eS gesagt: „Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; wer an mich glaubt, der hat daS ewige Leben!" Dieser Glaube ist und bleibt da» Höchste und Köstlichste waS wir besitzen. Sem Verlust wäre der schwerste für den Einzelnen, wie für das ga«ze Geschlecht. So oft man diesen Glauben in der Vergangenheit bestritten hat, so oft man ihn noch bestreiten wird, so wird man immer wieder zu ihm zurückkehren müssen, weil ohne ihn nichts übrig bleibt, als der Zweifel und die Ver zweiflung und ein Aufgehen in daS sinnliche Leben, daS ganz von selbst den physischen, moralischen, geistigen Tod zur Folge-hat. Denn eS ist nicht wahr, waS man so oft auch in unseren Tagen sagt: „Je weniger die Menschheit auf die Zukunft beut, desto erfolgreicher wird sie die Gegenwart genießen; je weniger sie auf den Himmel hofft, desto energischer wird sie die Erde kultiviren und desto glücklicher auf ihr werden; je weniger sie sich um die Ewigkeit kümmert, desto mehr wird sie die Zeit benutzen und desto befriedigender wird ihr Leben werden!" Der bekannte Sozialpolitiker Riehl hat Recht, wenn er in seinen schönen „Religiösen Studien eines Weltkindes" erklärt: „Das Leben wurde erst wahrhaft menschlich, indem sich mit der Furcht des Todes die Hoffnung auf ein himmlisches Leben verband. Der Glaube an die Unsterblichkeit weiht die Macht des Todes. Es treibt unS, nach einem Ziele zu ringen, welches uns höher hebt, weil es über uns hinausgreift; es versetzt unS in eine Zukunftswelt, deren Grundplan nur die Phantasie aus dichten kann, die sich dabei selbst im kühnsten Fluge doch sofort ihres Unvermögens bewußt wird. Und doch hat trotzdem der durch und durch idealistische Unsterblichkeitsglaube zugleich allezeit die allerrealste Wirkung auf die Menschen geübt, indem er sie im Kampfe ums Dasein ermuthigte, über die Härten des Lebens tröstete, über die Ungerechtigkeiten dieser Welt emporhob, und dem menschlichen Gesammtwirken einen Hauch der Harmonie gab im Vorschauen geahnter höchster Harmonien." Daß das Christen thum diesen Glauben nicht bloß fester und siegreicher begründet, sowie Hoyer, reicher und reiner entwickelt hat, als irgend eine andere Religion, sondern ihm auch den tiefsten sittlichen Gehalt gegeben, darin beruht sein ticfinnerstes Wesen, wie sein unver gänglicher Werth. Mit dem Christenthum, mit dem Glauben an den auferstandenen Christus ist die sicherste Gewähr des ewigen Lebens gegeben. Ohne diesen Glauben fehlt demselben jeder hinreichende Grund, und die, welche von einem höheren Leben reden, ohne Christum zu haben, wissen nicht, was sie thun. Denn man hat Beweise für die Möglichkeit der Fortdauer der bewußten Menschenseele nach dem Tode zu konstruiren versucht. Alle diese sehr verschiedenartigen und scharfsinnigen Beweise haben, wie auch die sogenannten Beweise von Gottes Dasein, das gemeinsam Eigenthümliche, daß sie zuletzt — nichts beweisen. Ohne die Gewißheit der Hoffnung, welche uns der auserstandene ChristuS giebt, besteht überhaupt keine. Und darum gilt Pascals Wort in seinem vollen Umfange heute noch: ^.u oroirs au ässvsxoir — entweder glauben oder verzweifeln! Ohne diese Gewißheit fällt daS Christenthum und alle Religion dahin. Deshalb antwortet der bekannte Naturforscher Hermann Wagner auf die Frage: „Wo scheiden sich die Geister?": „Die Scheidung der Geister liegt in der Stellung zur Frage «ach der Auferstehung Christi. Wer an diese glaubt, für wen also ChristuS heute noch lebt, und in der Welt wirkt, sodaß er weiß, daß Christi Hilfe auch beute noch von der glaubenden Seele erbeten werden kann, der ist em Christ, und wer nicht an den lebenden ChristuS glaubt, der ist kein Christ." Auch unserem Geschlechte bleibt zuletzt nicht» Andere« übrig, als dieses Entweder — Oder. WaS wollen wir wählen? Diese Frage legt unS Ostern von Neuem vor. Wollte doch Gott gebe«, daß seine Glocken un» nicht vergeblich läuteten, seine Hallelujas nicht spurlos in der Lust verklängen, seine große Botschaft un- nicht umsonst verkündigt würde, sondern daß da» Fest dM neuen Lebens unS würde zu einem Quell, darau» wir neue Gewißheit de» Glaubens schöpfen an ein höhere» Leben, und damit zugleich neue Kraft und Freudigkeit, diese» Leben zu lebe» »ud dadurch hier und dort das ewige Leben zu gewinnen! Wohlan denn, Ostern ist wieder da — da» Fest de» neue» LebenS! Feiere Ostern, Menschenherz! Der Winter ist dahin, der Lenz ist wieder da, laß Dich von ihm beleben zu neuem Streben und Hoffen! Aber vor Allem feiere Ostern, Christen seele, der Heiland ist auferstanden und ruft dir zu: Ich lebe und ihr sollt auch leben! Erwache zu neuem Glaube« au iha und in neuer Liebe zu ihm! Feier« Ostern, deutsche» Boll! Vernimm, was die besten deiner Söhne gesungen habe« vo» deutscher Ostern, da» heißt von dem Wiedererwachen deutscher Frömmigkeit, deutschem Glauben und deutscher Treu«, zuletzt die Schwäbische Nachtigall zum großen Jahre 1871: „Ostern, Ostern: Lebenstriebe Weckst du in der Seelen Grund. Machst in Glauben, Hoffnung, Liebe Ein erneute» Herz gesund. Also weck zu neuem Leben Meine» Volke» Geist und Her^ Lehr e» fromme Augen Heo«», Heilgr Hände, himmelwärt» — Daß mit seine» Geiste» Reg« Gott sein Land auf Pfingsten tränkt Und un» goldnen Erntesege» Auf die grünen Ostern schenkt!" Feiert Ostern, christliche Völker, daß der Osterfürst euch grüßt: Friede sei mit euch!" daß der Geist des Frieden» euch durchdringt und ihr nichts als die edeln Werke de» Frieden» sucht u»d voll bringt; daß die dunkeln Wolken wieder verschwinden, welche gewitterschwanger zwischen zwei Erdthcileu sich gelagert haben! Feiere Ostern bald, gesammte Menschheit, daß die Mächte de» Aberglaubens und deS Unglauben», die noch so sehr in dir ihre Herrschaft üben und geistigen, sittlichen Tod verbreite«, über wunden werden, der Glaube an den Auferstaudeneu Alle erfüll« und dir dieser Glaube werde und bleibe eine nimmer versiegend« Quelle deS wahren Lebens! Li. Politisch« »«sch»«. Frecderg, den S. April. Deutschland. Der veröffentlichte Wortlaut der Kaiserliche» Kabinettsordre an den Generalseldmarschall Grafen Blumenthal läßt keinen Zweifel darüber bestehe», daß der greise Generalinspekteur nur widerwillig au» dem aktiven Dienste geschieden ist und daß dieses Ausscheiden auch formell in ungewöhnlicher Weise sich vollzogen hat. Zur Einreichung eine» Abschiedsgesuchs hat sich Graf Blumenthal augenscheinlich nicht verstanden, sondern nur sein „Einverständniß" erklären lassen mit dem, was der oberste Kriegsherr verfügen würde. Die Gründe für dieses Verhalten, meint der „Hamb. Korr.", können wohl kaum in dem Gesundheitszustand deS Generalfeldmarschalls gesucht werden; nach den Berichten der letzten Monate ist nicht anzunehmen, daß der 88jährige Officier sich noch rüstig genug gefühlt haben könnte, um seinem Kaiser und König noch längere Zeit ersprießliche Dienste zu leisten. ES werden demnach wohl in erster Linie finanzielle Rücksichten gewesen sein, au» denen Graf Blumenthal zur Einreichung seines Entlassungsgesuch- sich nicht entschließen konnte; auch der Wortlaut der KablnettSorore weist ja darauf hin. Angesichts dieser Sachlage wird man eS vor Allem aufrichtig zu bedauern haben, daß ein um Kaiser und Reich so hochverdienter General, wie Graf Blumenthal eS ist; aus solchen Gründen noch im 88. Lebensjahre sich fragen muß, ob er die verdiente Ruhe sich gönnen kann, und daß er, wenn er nun wirklich seinen Rücktritt vollzieht, sich darauf angewiesen sieht, sich nach „Maßgabe bereiter Mittel" einen Zuschuß zur Pension zahlen zu lassen. Im Uebrigen versteht sich aber von selbst, daß Erwägungen dieser Art nicht maßgebend sein können, wo die Schlagfertigkeit unseres HeereS auf dem Spiele steht, und daß übertriebene Sentimentalität oder Pietät gegen alte Bev dienste eine der größten Gefahren für die Schlagfertigkeit ist. Erwies sich demnach, was zu beurtheilen nur dem Obersten Kriegsherrn und seinen Verantwortlichen Rathgebern zusteht, der Rücktritt des Grafen Blumenthal als nothwendig, so kann man nur anerkennen, daß der Kaiser sich aufrichtig bemüht hah da» Herbe dieser Nothwendigkeit nach Kräften zu mildern. Gewiß wird im Herzen des Betroffenen ein Stachel zurückbleiben und auch in der Oeffentlichkeit wird man einen gewissen Schmerz darüber empfinden, daß wieder ein Held der großen Zeit von Deutschlands nationaler Wiedergeburt das Ende seiner thaten» und glorreichen Laufbahn nicht so sich gestalten sieht, wie er eS selbst sich gewünscht hätte. Und jedenfalls darf der greise Heer führer in die Stille seine» Leben-abendS da» Bewußtsein mit
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