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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.06.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270610021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927061002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270610
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927061002
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- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
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Neue Mafselihinrichtlmgen in Rußland. Angeblicher Weitzgardiften-Terror. — Auch in Paris ein Fall Arcos erwartet. Ein neuer sranzöfisch-ikalienlfcher Grenzzwtschensall. — Eine Anerkennung Ehamberlins für -ie deutsche Flugorganisaiion. Zwanzig Todesurteile vottstreckt. lDurchgunkspruch.I Moska», 10. Juni. Die Moskauer Preise veröffentlicht eine Mitteilung der Bereinigten Staatlichen Verwaltung lG. P. U.t, in der es heißt, das; angesichts des Uebergangs zum «errorislischen Kampf seitens der W e i ß g a r d t st e n, die von jenseits der Grenze nach Anweisung und mit Mitteln des ausländischen Geheimdienstes vorgeben, das Kollegium der K P. ll. am 9. Juni 29 Personen zum Tode durch Erschießen verurteilt hat. Das Urteil sei bereits vollstreekl. Von den Todesurteilen sind acht mit Spionage zugunsien ausländischer Missionen begründet, acht mit allgemeiner konterrevolutionärer Tätigkeit und Zugehörigkeit zu monarchistischen Organisationen. In drei weiteren Fällen gründet sich das Todesurteil auf versuchte oder geplante Attentate gegen führende Mitglieder der Sowjetregierung. In einem Fall ist als Begründung illegales Eindringen in das Territorium der Sowjetunion angeführt: es handelt sich um Fürst Paul Dolgorukow. Unter den wegen Spionage Erschossenen befindet sich auch ein Angestellter der Staatsbank der Sowjetunion und früherer zaristischer Konsul Jcwrt- n o w. Ein früherer Kammcrhcrr und ehemaliges Mitglied deS RcichSratS. Mttkultn. ist in der Liste der Urteile als Inhaber einer Wohnung ausgeführt, in welcher sich aus dem Ausland einlrcfsende Terroristen zu verbergen pflegten. lW. T. B.s Auch der bekannte Name Elbcngren, ferner der Sohn des Generals Schis che glowitow. Fürst Meschtschewsky u. a. sind in der Liste angeführt. Einem Pariser Fall Arcos entgegen? Scharfe französische Pressestimmen. Paris, 10. Juni. DaS „Echo de Parts" nimmt heute in einem recht scharfen Artikel gegen den Kommunismus Stellung. Das Blatt führt unter anderem a»S, das, Briand, möge er wollen oder nicht, in einer mehr oder weniger nahen Zukunft gezwungen sein werde, dem Beispiel Valdwtns zu folgen. In der Nue de Grenelle tage das Achtziger Komitee, das unter dem Vorsitz Rakow- skts stehe und Revolutionäre der verschiedenen Natio- naliiiten umfasse. Die Handelsvertretung könne besser als die russische Botschast an der bolschewistischen Organisation aus sranzösischcm Boden arbeiten. Geschaffen um die Ent wicklung der Handelsbeziehungen mit Frankreich zu er leichtern. sei sie ein Hauptinstrument in den Händen der S. Internationale. Botschast und Handelsvertretung stünden in enger Verbindung untereinander. Seit dem Bruch der Beziehungen zwischen England und den Sowjets werde eine kluge Zurückhaltung zum mindesten nach außen hin geübt. Dokumente in beträchtlicher Menge seien ver nichtet. andere an sichere Orte gebracht, wieder andere, die wniitigsien, durch mit diplomatischen Pässe« »ersehene Kuriere »ach Moskau transportiert worden. Polens Lattung im Rufsen-Konslikl gebilligt. Paris, 10. Juni. „Echo de Paris" berichtet, daß im Lause der gestrigen Unterredung des englischen Botschafters Lord Crewe mit dem französischen Außenminister Brtand unter anderen Fragen auch die russischen Angelegenheiten be sprochen worden seien. Die französische Regierung rate durch ihren Geschäftsträger in Moskau dem Sowjet Mäßigung an, und bemühe sich, diesen von übertriebenen Forderungen an Polen abzuhalten. Die vorsichtige Haltung Polens werde in Paris rückhaltlos gebilligt. Auch der „ Matin " nimmt heute zu der russischen Frage tn einem längeren Leitartikel Stellung, in dem sestgestellt wird, daß die Ermordung Wojkows nicht allein dasteh«. Zur gleichen Zeit seien tn Leningrad durch eine Bombe 26 Personen getötet oder verwundet und in Minsk ein Attentat verübt worden. Es scheine also sicher zu sein, daß die Somtctrcpiiblik bedroht sei. Die Ermordung WojkomS in Warschau, die Bombe von Leningrad und die Höllenmaschine von Minsk seien nur ein Anfang. Die Tscheka habe ohne Gerichtssitzung eine Million Männer nnd Frauen hingerichtet. Unter diesen Umständen sei es unerhört, baß die volsche- misten im Ausland die Verantwortlichen für die Rache- und Freiheitsakte suchten, während es sich doch um die erste Erhebung einer russischen Bevölkerung handele, deren lange Geduld nun zu Ende sei. Die Ueberführung Wojkoffs nach Moskau. Warschau, 10. Juni. Heute früh erfolgte die Uebersührung der Leiche des ermordeten Sowjetgesandten Woskofs. Die Straßen vor der russischen Botschaft waren durch ein Polizei- spalier abgeschlossen. Gegen >48 Uhr früh erschienen im Ge- sandtschastsgebäude die Vertreter der Regierung, der Zivil- nnd Militärbehörden mit Ministerpräsident Bartels an der Spitze, sowie das Warschauer diplomatische Korps. Die Beamten der Sowjctgesaiidlschast trugen den Sarg aus dem Gcsandtschastsgebäiibe. Die Spitze des Trauerzuges bildeten zwei Kompagnien Infanterie und ein Bataillon Fcldartillerie. Darauf folgten die Kranzträger. Hinter dem Leichenwagen schritten die Witwe des Toten mit den nächsten Familien- angehörigcn und die Angehörigen der Gesandtschaft. Aus dem Bahnhof wurde der Sarg in einen mit den Sowjetsarben geschmückten Sonderzug gesetzt. lWTB.s » Warschau, 10. Juni. Die in der Sowsetgesandtschaft auf gebahrte Leiche des ermordeten Sowjetgesandten Woskofs wurde in zwei Tagen von ungefähr 50 000 Personen besucht. Die Moskauer englische Mission in London. London, 0. Juni. Die Mitglieder der britischen Mission tn Moskau sind heute nachmittag in London eingetroffen. Deutschland voran im Leichtmelatlslugzeugbau Chamberlin bewundert den deutschen Flugverkehr. Berlin, 10. Juni. Chamberlin äußerte dem Berliner Berichterstatter des „Petit Parisien" seine Bewunderung für die starke E n t w i ck l u n g, die der Vcrkchrsflug in Deutschland genommen habe. Das deutsche Flugnetz sei größer und bester organisiert als das der Vereinigten Staaten. Weiter erklärte Ehamberlin, baß er tn die Zukunft der Transatlan tischen Luftfahrt großes Vertrauen habe. Die Ozeanslteger haben heute vormittag dieNohrbach- slug z e ugb a u w e r k e besichtigt: sie erklärten danach, daß Deutschland im Leichimctallslugzeugbau allen anderen Länder« weit voraus sei. >» Berlin, 10. Juni. Die Frauen der Ozeanflieger über- mittclten der „B. Z." ans Funkansrage durch die Bordfunk station die folgende Dditleilung: Es geht uns ausgezeichnet. Wir genießen von Herzen die großartige Erholung an Bord der „Berlin" nach all der Hast und Erregung in Ncuyork. Die letzten Tage dort waren wunderbar, aber die Reporter, Photo graphen und Kinematographen haben uns ganz erschöpft. Kapitän Rehn und alle anderen an Bord behandeln uns mit wundervoller Ritterlichkeit. Wir iehen mit äußerster Spannung dem Wiedersehen mit unseren Männern in Deutsch, land entgegen. Große Empsangsvorbereilungen in Wien. Wien, 9. Juni. Für den Empfang der Ozeanflieger in Wien werden große Vorbereitungen getroffen. Ein aus zehn JunkerS-Flugzeugen bestehendes Geschwader der Oester» reichlichen Luftverkehrsgesellschaft wird ihnen bis Salz- bürg entgegenfliegen. Aus dem Flugfelde Aspern werden Chamberlin und sein Begleiter von dem Handelsminister Dr. Schür ff und Vertretern aller anderen Bundesministe, rten empfangen werden. Angesichts des erwarteten Zu stroms der Masten nach dem Flugplatz wird ein besonderer Straßenbahn- und Autobusverkehr eingerichtet. Ferner sind umfastende Maßnahmen der Polizei und der Rettungsgesell, schaft in Vorbereitung. Zurücksetzung -er Presse beim Fttegerempfang Berlin, 9. Juni. Der Landtagöabgeordnete Buchhorn <D. Vp.j hat im Preußischen Landtage heute eine Klein« Anfrage etngebracht, tn der es heißt: Die deutsche Presse fühlt sich, und zwar ohne Unterschied der Parteien, durch die Art, wie sie beim Empfang der beiden amerika- Nischen Ozeanslteger Chamberlin und Levine am 6. und 7. Juni auf dem Tempelhofer Felde behandelt worden ist, auf das schwerste gekränkt. Während Leute, die keines, wegs beruflich gezwungen waren, dem Empfang beizuwohnen, sich bevorzugt und frei bewegen konnten, war die Presse in einen durch Schutzpolizei abgesperrten Raum gedrängt, der ihr jede Gelegenheit nehmen muhte, ihrer Amtspflicht, wie daS erforderlich gewesen wäre, gerecht zu werden. Bei der Stellung, die die Presse gerade im heutigen Staate als Mitt- lerin zwischen Negierung und Volk etnnimmt, und bei der ihr in diesem Falle anvcrtrauten besonderen Sendung, im deutschen Interesse im AuSIande wirken zu können, frage ich: 1. Ist daS Staatsministerium gewillt, die an diesem Vor, kommnts Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen und zu verwarnen, und 3. ist bas Staatsministerium bereit, für die Zukunft Vorsorge zu treffen, und unter allen Umständen der bevorzugten Stellung der deutschen Presse nicht nur bei derartigen Anlässen, sondern überhaupt Rechnung zu tragen? Der Rückflug nach Amerika fraglich. Berlin. 10. Juni. Der Preis von INO 990 Dollar ist. »sie von amerikanischer Seite mitgetcilt wird, für die beiden Flieger Chamberlin und Levinc nur ausgesctzt. falls sic eS wagen und es ihnen gelingt, von Europa nach Amerika wieder znrückzufliegen. Levtne hat sich bereits für bas Projekt aus gesprochen. während eine Entscheidung Chamberltns „och nicht vorliegt. Dieser studiert jedoch die meteorologischen Ver hältnisse für eine« eventuellen Rückflug. Eine endgültige Entscheidung wird erst nach der Ankunft der beiden Frauen der Flieger erfolgen. In Wie« ist da» Programm für den Empfang der Flieger estern abend festgesetzt worden. Der Chef des österreichischen ustamteS wird den Amerikanern nach München entgegen- fltcgen. Mehrere Flugzeuge der österreichischen Luftverkehrs, gesellschasten werden den Amerikanern mit Vertretern der Presse, Photographen und Filmoperatcuren nach Linz ent- acgenfltogen. Der amerikanische Botschafter Gchurman bat an den Ober bürgermeister der Stadt Kottbus folgendes Schreiben ge richtet: Der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika spricht hiermit dem Herrn Oberbürgermeister, der Polizei behörde, sowie der gesamten Bevölkerung der Stadt Kottbus seinen tief empfundenen Dank für den überaus herzlichen Empfang und die tatkräftige Untcrstützung auS. die dem Ozeanslteger Chamberlin und seinem Genosse» Levinc bei ihrer Laildung und während ihres Aufenthaltes in Kottbus zuteil geworden ist- Stresemann hat keine Vollmachten für Genf. Rückfragen nach Berlin erforderlich. Berlin, 10. Juni. lieber die gestrige Besprechung zwischen Dr Ltrosemann und dem Führer der Dcutschnattvnalen Graf Westarp wird mitgeteilt. daß Graf Westarp mit aller Deut lichkeit den Minister darum ersucht habe, keinerlei lose »der enge Bindungen in Gens einzngehen. ohne vorher bie anadriickliche Zustimmung des Neichskabinctts cingeholt zu haben. Dr. Stresemann habe gestern in der Minister- bclprcchung auch keinerlei Vollmachten fllr die Genfer Vciprechungen nachgesncht. Er habe sich freie Hand Vorbehalten und ausdrücklich sestgestellt, daß er, falls überhaupt Ab machungen zu treffen wären, entsprechende Rückfragen an das Kabinett richten würde. Die Beschwerdepunkle Memels in Genf. Steril«. 10. Juni. Die Beschwerde, welche die Memel- ländcr beim VölkerbundSrat wegen der Verletzungen der Anic'iwmie des MemellandeS erhoben haben, zählt folgende acht Hauptpunkte auf: I Der Landtag ist außer Wirksamkeit. Der erst am >9. Oktober 1925 gewählte Landtag ist im Januar 1927 um sein verfassungsmäßiges Tagungsrecht unrechtmäßig gebracht und wegen seines Bestehens aus diesem versassiingS- mäßigen Recht unrechtmässig aufgelöst worden. Die Wahl »cs neuen Landtage», die nach sechs Wochen hätte stattfinden sollen, ist zu Unrecht auf unbestimmte Zeit vertagt. 2. Das Wahlrecht der Memelländer Bürger ist ans diese Weise außer Geltung gesetzt. Es ist aber schon vorher dg. durch verletzt, daß rin litauisches Ersetz dem Wahlverfahren die Garantien genommen hat. die eS nach dem Statut haben soll und vor allem dadurch, daß die Wahlbchörden dieses vom ktaiut den Mcmelländcr Bürgern Vorbehalten? Wahlrecht gewaltsam auf die Litauer ausdehnen, die nicht v!einrllänber Bürger sind, und daS gegenüber der Behauptung deS memclländischcn Recht» in dieser Frage schließlich bi« ver fassungsmäßig gebotene Neuwahl überhaupt suspendiert ist. 8. Das Lanocsdirektorinm ist im Widerspruch zum Statut nicht eine nach demokratischen Grnndsätzcn dem Landtag verantwortliche, sondern eine anSschlietzlich von den litauische» Zentralinftanzcn abhängige und gegenüber dem Memclland autokratische Behörde. DaS Direktorium ist nicht getragen lwn dem Vertrauen eines Landtages, wie es das Statut verschreibt, sondern eS verhindert seinerseits das Zustandekommen des Landtages und damit die Verivirk- lichung der verfassungsmäßigen demokratischen RegierungS- weise. s. Die autonom« LandeSgewalt tritt aus Gr««t des Kriegszustandes zurück gegenüber der Diktatnrgewalt. 5. Der vom Statut geforderte Finanzausgleich ist die notwendige materielle Grundlage -er Autonomie. Dieser Ausgleich ist «och nicht sestgestellt und daher ist die Zbutonomie des Memellandes auch in dieser Hinsicht bedroht. 6. Die kulturelle Autonomie deS MemellandeS, die in den Eingangsworten des Statuts als Zweck der autonomen Verfassung feierlich sanktioniert ist, wird um so mehr ver letzt, je mehr sich die Verwaltung des Landesdirektoriums von ihrer verfassungsmäßigen Bindung an das Vertrauen des autonomen Landtages entfernt. 7. Auch die antonome Justiz ist in Frage gestellt. AlS dringendste Beschwerde in dieser Hinsicht werden geltend ge macht die Durchbrechmrg der ordentlichen Gerichtsbarkeit durch die Kriegsgerichte. deS Kriegszustandes, die Gefährdung ihres Bestandes durch die Verhinderung angemessener Er gänzung ihres NichterpersonalS, die Bedrohung der Unabhängigkeit der Rechtsprechung durch ungerechtfertigt« Entlass» na unabsetzbarer Richter. 8. Die wohl erworbenen Rechte der Beamten im Memclland sind völkerrechtlich nnd staatsrechtlich mit be sonderem Nachdruck gewährleistet. Auch sie werde» -essen- ungeachtet andauernd verletzt.
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