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Dresdner Nachrichten : 11.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187511118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1875
- Monat1875-11
- Tag1875-11-11
- Monat1875-11
- Jahr1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.11.1875
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Eine «aranli» Ut» »«I nlchsttüqi,,« Erlchri» nen b,r Jisieialt alr» nichi N»»wör»«» «lmionre», Auftrdg« non un» un»»» kannlrn ffirui.n und Pik» Ionen inirrirrn wir NU» tz»»rn Prünumrrando» »adluna durch B««s» markrn »orr Pollrln»ah» lung. Neun Süden koste» lü Pme. eUiNrale iur die Monlog« Mummest oder nach emem gklü«t» die Ptliiteüe HO Plg«. Sir. 3 IZwanzigster Jahrgang. V.itredacteur: 1>r. »7>ntl Für das Feuilleton: «r«»rei»i»»»n» Dressen, Donnerstag, II. November 1875. 1'oeatrS nnd SiichsischkS. — Ihre Ma,. die Königin Carola fuhr gestern Abend 6 Uhr iO Mi.r. per .Bahn von hier uachWcrmsdors, woselbst sich Se. Maj. der König ,nit einer ziemlich zahlreichen Jagdgesellschaft befindet. — Montag den 29. November cr. wird Ihre Maj. die Kai serin Augusta auf der Durchreise, von Coblcuz lomnicnd, am hiesi gen Königl. Hose erwartet. Voraussichtliche Anluust Nachmittags 3 Uhr, Abfahrt 6 Uhr Abends. — Gestern Abend ward in der öffentlichen Stadtver ordneten Sitzung mit 32 von.53 Stimmen Herr Stadtrath Ur. Al fr. Stu bei zum 2. Bürgermeister Dresdens erwählt. Die übrigen 21 Stimmen verlh.iltcn sich mit 13auf Stadtrath Kirsten, mit 5 auf Stadtrath H eubner und mit 3 aus Stadtrath Teucher. — Dem Landtage ist ein königl. Dekret zngegangen, welches in einem sehr ausführlichen Bericht sich über und für Errichtung von Voltsbibliotheken ausspricht. ES existiren deren in Sachsen jetzt 196 mit ca. 72,500 Büchern. — In Sachen der Stadtverordnetenwahlen ist oft das Motto gebraucht worden: „Einigkeit macht starll" Wenn wir darüber „einig" sind, daß die Bezirksvereine „nationalliberal" wählen wollen, so können wir noch viel weniger darüber im Zweifel sein, daß in der neuerdings beiliegenden und von vielen neuen Unterschriften verstärkten Liste der Unabhängigen das schöne Motto: „Einigkeit macht stark" festgehnlten worden ist. Wir finden alle Stände, jeden Beruf vollgewichtig verzeichnet und dir Erklärung parteilos handeln zu wollen, ist vornehmlich durch die Liste der „Unabhängigen" bethntigt. „Hüten wir uns vor den Parteien!" — Einer an uns gelangten telegraphischen Nachricht zufolge ist vorgestern der Rittergutsbesitzer Herr Käferstein auf Halsbach init Tod abgegangcn. Er war ein thätigcs Mitglied des Landtags und uns ein werlhcr Freund und Berichterstatter. Sei ihm die Erde leicht! — In der NcichSjustiz-EommissionZ-Sitzung vom 6. dies, kam auch, gelegentlich der Berathung über die Aufhebung der Privat gerichts barkcit, die für uns Sachsen näheres Interesse bietende Iustizhohcit des Hauses Schönburg zur Debatte. Die von den 'Mitgliedern dcS Hauses Schönburg cingercichte Petition um Auf rechterhaltung der ihnen bislang zugestanvencnGcrichtSbarleit, ward aber nach lebhafter Debatte abgelehnt. — Am 8. und 9. November fand durch den Eommissar des königlichen Finanz-MinisteriumS die Prüfung der ganzen Bahn Chemnitz-Aue-Adorf mit ihren 23 Stationen statt; gleichzeitig wur den mit den ebenfalls zugezogcncn Eommissarien der Staatsbahn- Aerwaltung die nothigcn Verabredungen über die BctriebSanschlüsse in Ehe» nitz und Adorf getroffen, wo die Bcrbindungsgeleise völlig fertig gestellt waren. Abgesehen lediglich von der in der Gleislcg- ung zurückgebliebenen Station Klingenthal, wurde Alles gehörig und betriebsfähig vollendet gesunden, so daß die Betriebseröffnung für Personen-, Gepäck- und Güterverkehr in vollem Umfange von Chemnitz bis Adorf Montag, den 13. November stattsinden kann, da auch iümmtliche Vorbereitungen für den Betriebsdienst getroffen und nicht blos die Beamten, sondern auch die Bahnhofsrestaurateurc auf ihren Posten waren. Ebenso wird die Station Eibenstock am 15. mit eröffnet werden. Für Klingenthat ist die Betriebseröffnung auf spätestens Ende 'November bestimmt worden. — Ein Herr Koch hat nach der Berliner „Tribüne" beini Reichstag eine Bittschrift eingereicht, in welcher er die hohe Ver sammln, g ersucht, „für Befestigung und Kräftigung des sächsischen Königshauses zu sorgen." — Wie wir bereits gestern meldeten, hat sich vorgestern ein Alaun, welcher in Nadebcrg bisher eine ziemlich hervorragende Stellung eingenommen, im Walde bei Langebrück erschossen. Einer uns gestern aus zuverlässigster Hand zugegangenen Nachricht zufolge, ist dies der Stadtkämmerer und Kassirer des Spar- und Vorschußvereins „Rasche." Derselbe genoß das wohl zu weit gehende Vertrauen Seiten der Behörde, und so sind denn auch die ihm zur Verwaltung unterstellten Kaffen während seiner langjäh rigen Dienstzeit nicht revidirt worden. Am 8. November sollte dies, nachdem wohl Zweifel gegen die Regelmäßigkeit seiner Amts führung entstanden sein mochten, endlich geschehen, als die Nachricht von seinem Selbstmorde eintraf. Selbstverständlich ist sofort eine bezügliche Versiegelung vorgenvnimcn worden, die Revision aber soll durch Dresdner Beamte erfolgen. Man ist auf das Resultat be gierig und wer wohl durch das zu vcrmuthcnde Deficit getroffen und in Mitleidenschaft gezogen werden wird. — Das große Loos von 500,000 Mark ist gestern auf Nr. 60,543 in allen ^ der Haiiptcollection von A. Kuntze zugefallen. Damit haben manche windigen Hoffnungen, manche fixe Idee und weitaussehcnde Pläne ihre Endschaft erreicht. Hunderttausende murren, Einer oder Einige lachen: das ist der Welt Lauf! — Der Geschäftsführer des Herrn Frangois Loisset, Herr Schnell (eine wunderbare Porträt-Achnlichkeit Napoleon III.), theilt uns mit, daß Seiten der Behörden niemals ein Verbot gegen das Rauchen im Circus erlassen worden sei. — Am vorigen Sonnabend Nachmittag ist ein erst seit kurzer Zeit in der Rcdaction des hiesigen Börsen- und HandelSblattes als Expedient beschäftigter HandlungScommiS, Edmund Hübner aus St. Petersburg gebürtig, aber bis jetzt in Berlin aufhältlich gewesen, ein junger Mann von 2l Jahren, mit einer Summe von 600 M. nach der Schulze'schcn Buchdruckerei gesandt worden, um das Geld dort abzuliefern, hat es aber vorgezogen, mit dem Geldc zu verschwinden. Wie seinem Prinzipal erst nachträglich zu Ohren gekommen, ist der Mensch schon mehrfach bestraft und kurz vor seiner Hicrherkunft erst aus dem Zuchthause entlassen worden. - Am vorgestrigen Vormittag kamen im kiesigen Böhmischen Bahnhofe niit dem von Hof kommenden Bahnzuge 2 Offiziere und 29 Unteroffiziere und Soldaten des 10. preußischen Infanterie-! Regiments hier an, wurden in der großen Infnnterie-Caserne vcr-! quartiert, und fuhren am gestrigen Nachmittag mit der Schlesischen Bahn nach Schlesien zurück. Diese Militairabtheilung hatte einen Rclrutentransport nach dem Rerchslande Elsaß-Lothringen gebracht. — Im CircuS Loisset hatte man die Wahrnehmung gemacht, I daß mehre Abende hinter emander an der Hinteren Seite des Baues ^ Bieter loSgeriffcn worden waren, vermuthlich, um sich dadurch einen heimlichen Zugang in den Eircus zu verschaffen. Nachdem dies, wie schon erwähnt ist, wiederholt vorgekommen war, legte man sich vor gestern Abend aus die Lauer und sing auch glücklich zwei junge Bur schen im Alter von 15 bis 16 Jahren, welche sich auf die beschrie bene Weise freies Entree zu den Vorstellungen verschafft hatten. — In einem Restaurationslocale der Fricdrichstadt wurde vorgestern Abend in der 8. Stunde ein auf dem neuen Berliner Bahnhose beschäftigter, in l:eutc>vitz wohnhafter Maurerpolier von eurem Schlagsluß getroffen und war alsbald eine Leiche. Mehrere mit anwesende Arbcitsgenvssen ovn ihm nahmen die Leiche mit hinaus nach Lputewitz. — Zur freier beS gclirtgen (Ycburtbtagev Ecblller'S waren das Vroiicexortrciit und die Gedenktalel »nscreS deutschen Dlckncr bcrotz am Körncrmuscum mit Cm.Nauden und Kränzen geschmückt. — Wie der „VolkSstaat" meldet, ist der Mcdactcur der „Chemii. Ir. Pr.", Herr Müller, wegen Beleidigung eines säch sischen GerlckitsamlcS zu 4 Monate» Gefängnis, vcrurlbeilt wor den. Er soll den Verfasser teS bezüglichen Artikels gengnnt und derselbe dessen Vertretung übernommen gehabt haben. Herr Müller dürste daher wohl Grunv haben, gegen tag Ericnntniß daö Rechtsmittel des Einspruchs zu ergreifen. — Im EircuS LoIssct hieß eü vorgestern nicht „Der König bat'S gesagt i" sondern cö bies, - „ Dle Königin hat'S gesagt!" — sie werde an diewm Abend durch ibren bohen Besuch die Vorstellung beehren und in Iolge dessen hatte d e Eircuö- Dircction ein Programm von vorzüglichen Nummern zusammen- gcsteltt. Punkt hr-8 Uhr erschien Ihre königliche Maie - st ä t an der Seite ihres Vaters, königliche Hoheit Prinz Wasa, gefolgt von mehreren Damen und Herren vom Hole und nahm ln der mit Sammet auSgeschlagcnen Loge Platz. Bel dem Ein treten der hohen Herrschaften intonirte die Kavelle die Sachscn- hvmue und das Publikum erhob sich von den Plätzen. Dle Vor stellung ging wieder außerordentlich glatt: die Künstler gaben Ihr Bestes und mit der gewobntcn Lichcibelt und Eleganz. Die schönen Erscheinungen der ZränlelnS Emilie und Elot! Ibc Loisset schienen das lebhafte Interesse Ihrer Majestät zu er wecken. wie denn überhaupt Königin Earola den Pwduclionc» mit sichtlichem Vergnügen folgte. Die Vorführung der fünf in Freiheit dresslrten Trakehner Hengste durch Herrn Director Loisset ist des größten Vchallö immer sicher; die prächtigen Thiere sind, wie schon früher gesagt, trefflich dresiirt und absol- plrcn ihre Aufgabe mit Eiier und Verständnis;. Die Späße und Künste der Clowns, wie die komischen Sccncn mit dem rrcisirten Maulesel NIgolo erlustigtcii Ihre königliche Masestät sehr. Kurz vor Beginn der Pantomime verließ die Königin mit Prinz Wasa den Eircuö, während die Damen nnd Herren dcS Geiol- gcö bis zum Schluß vcrwclikc» und die hübsche Pantomime „Das kleine N otb käppchcn " — welche wiederum viele» Beifall fand — mit ausahen. ES sei noch hervorgebobc», daß i» letzter Zeit der CircuS sebr gut geheizt ist und daß dem Publi kum alle Bequemlichkeit Seiten der Direction geboten wird. — Am Nachmittag fand bereits eine Vorstellung statt, die Herr Director Loisset ans Rücksicht unserer Garnison nur für Militärs und zwar durchaus für den Preis von 25 Pfennigen pro Mann gab. Der Eircus war über und über gefüllt, cö sollen über 2500 Man» in der Vorstellung gewesen sein. — Merkwürdig, wie oit ci» großer Verbrauchs-und Handels arrikel gerate in ccm Bereich, i» welchem cr erzeug: wird, fast zuletzt Würdigung und Eingang rindet! So auch die von der Gc l l n t o > e - F a v r t k in Königstcl» in den Handel ge brachten Sanitäts - E: i n l c g c s o h l e n auS Eellnloie tHolz- saserstottj. welche daselbst in drei Sorten und acht verschiedenen Nummern mdricirt werden. Seit geraumer Zeit schon hat der »Artikel in Deutschland allein 60 Hauptocrtretungen und mehrere Hundert Sudagenten die nur den Eugres-Vcrtried besorge»; »ach Oesterreich, der Schweiz, Rußland, England und Amerika wird er massenhaft crvoriirt; —in Dresden aber, ln allernächster Nähe ihres Ursprungs, sind diese Einlegesohlen, ein äußerst pro bates Mittel gegen Fustcrkältungen u. s. w.. erst in letzter Zeit bekannt geworden und finden »un auch hier die verdiente Beach tung. Dem Spetitionshauo Ed. Gencke u. Eomp. ist das Haupr- Dcpot für Dresden übertragen worden, während bereits eine große Anzahl Detail-Geschäite den Artikel zum Einzel-Verkauf ciniührten. Billig, praktisch und sür Jedermann nutzbar, wird auch dieses Erzcugnlß unserer heimischen Industrie „die Neise um die Welk" machen. — Ai» Sonntag Morgen saß am Fuße des zweiten PEilerS der Allguttusbrücke. am Elbpegcl, ein k le i n c S H u n d ch e n , welches, aus noch unerklärte Weise dorthin gekommen, natürlich jämmerlich beulte. Leute laben genug hinab, aber Niemand nahm sich die Mühe, cö zu holen, bis sich in der io.Stunde ein Herr seiner erbarmte und das arme, vor Frost und Hunger er schöpfte und zitternde Thier vermittelst eines Schiffers herübcr- brachte. Da der Herr, dessen Name in unserer Expedition zu er fahre» ist schon einen Hund besitzt, so wäre cö ibm angenehm, wenn sich ein Thicnreunh iände und daö überaus muntere und hübsche Tblcrchen an sich nähme. — Vorgestern Abend wurde ein auf dem hiesigen Koblen- bahnhof beschäftigter Anslader dabei ertappt, alö cr eben im Be griffe stand, eine große Fuhre Kohlen bei Seite zu schäften und sich anzucignc». Der AnncrlonSIustigc. welcher übrigens selbst ein nicht unbedeutendes und. wie man aus seinem Gcbabrc» schließen'must, rentables Kohlengeschäst betreibt, wurde vorläufig seiner freien Disposition über seine werthe Pcrion beraubt. - AuS dem Zuchshause zu EoSwig im Herzogtum Anhalt sind vor einigen Tagen zwei anö Aken a. E. gebürtige Schifter, Heinrich Hobmann und Friedrich Matthias, zwei höchst gefähr liche. durch ihre Gcwaltthätlgkciten gefürchtete Perlönllckckcitcii. welche zu Anfang dieses Iahrcö wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung mit töktiiebcin AuSgange zu je einer Zuchtbanöstrafe von IO Jahren :r Monaten vcrnrtbellt worden waren, entsprungen und wird vermuthet, daß ttciclbcn sich auf ein Elbfahrzeug geflüchtet haben. Auf die Wicder- crgreisnng ciucö sckcn von Ihnen bat das Herz, anhnlt. Staatö- ministerluin eine Belohnung von 100 M. auSgesctzt. — Der in dein 50er Lebensjahre gestandene Maurer Müller auS Stein bei Hartenstein ist am 6. November unweit der Mühle > in Mohsdorf bei Burgstädt durch einen mit Holz beladenen, auf chn stürzenden Wagen getödtet worden — Ein Bäckermeister in Glauchau ist am 7. November dadurch um sein Leben gekommen, daß, als cr in eine noch brennende Lamp« Petroleum goß, ein« Explosion erfolgte und ihn mit Brandwunden bedeckte. — Gegen den Gutsbesitzer Portig in Weida bei Riesa lag bereits seit längerer Zeit der Verdacht vor, daß er seine 30jährige, geistig gestörte Schwester, auf deren Heilung früher schon viele» Geld verwendet worden, seit mehreren Jahren gefangen halte, DaS Gerücht hat sich auch bestätigt, da ein Gendarm die bellagenswerih« Person in einem elenden Zustande in einer finstern Kammer, derm Fenster mit Bietern vernagelt gewesen, aufgefunden hat. Dieselbe besitzt noch etwas Vermögen, und es sind daher Mertel vorhanden, sie in einer Anstalt unterbringen zu können. — In Bautzen in der sogenannten Goschwitz ist, wie un« mitgetheilt wird, vorgestern Abend Feuer ausgebrochen, wodurch 4 Wohnhäuser in Asche gelegt worden sind. — Der vor Kurzem aus den Diensten des Fürsten von Schön- bürg entlassene Leibjäger Ernst Walther in Waldenburg hat sich nachdem er vorgestern einen Revolver durch ein Fenster des i» Souterrain gelegenen Schlafzimmers der weiblichen Dienerschaft im Schlosse Waldenburg abgefeuert, ohne jedoch Jemand zu treffe durch zwei Schüsse verwundet, ohne seine Absicht, sich zu lobten, erreichen. Er ist im Krankenhause untergebracht worden. — In der Nacht vom 6. zum 7. November ist der in Lo tten» grün bei Oelsnitz stationirte Bahnwärter Schwvbe, als er die Bar riere schließen wollte, von der Locomotive ersaht, eine Strecke weit mit fortgeschleift und getödtet worden. — Versteigerungen in den GerichtSämternr Den 12. November: Glauchau: Christian Friedrich Zill't Immobilien daselbst, 51,804 Mk. VOst Mk., 600 Wk. Pegau: Earl Friedrich 'August Benndorl'S HauSgrundslück in Tanncwttz, I'.»50 Mk. Zs chopau: Karl Theodor Möckel'ö Grundstücke das., «>472 Mk. Zwickau: Weil. Friedrich Paul Büttners Grund stücke in Mosel, 40,455 Mk. — Den 13. November: Wurzen: Earl Heinrich HornIg'S Grundstücke in Lüptitz, 60,264, Mark 25Psgc„ 2370 Mk. — Oefsentliche Gerichtsverhandlung am 18. November. Eine Verhandlung, mir weicher daö Schicksal zweier bekannten hiesigen Industriellen, Vater und Sobn, eng verknüpft ist, fand beule vor dem königl. BezirkSgerichie bei ziemlich grsüll- le» Tribünen statt. Der Verlaus der ebenso interessante». alS niniänglichcu Beweisaufnahme eonstatirt zur Genüge, daß die Hauptzcugcn rcsp. Verletzten, dein Angeklagten gegenüber keine vortdeilbaitc Roüe spielen. Wäbrcnd der aus der Ankiaacbank befindliche Bucihaiter Earl August Wilhelm Franz Liiia der Anklage zufolge alö Dieb und Vcirüger erscheint, neiden dessen Prinzipale, die zwei Hauptzcugcn Earl August Schül'.ei 8on. und Eart Max Schütte!, übermorgen, der Wechselsäliehung an- gctlagt, vor Gericht erscheinen Zunächst sei vorauSgeichickk. daß die früheren Pcnizivaie dcö Angeklagten nicht direct die'Ankläger desselben gewesen sind, daß vielmehr Litia, nachdem seine Ver gehen durch einen Zwischenfall zur Kenntnis« der Staatsanwalt schaft gelangten, schließlich die Wcchieiiiianipulationcn Schültel's anzeigte. Lilia ist aus Dessau gebürtig und trat Im Javre 1872 als Buchhalter in dem hier domiclllrcnden Manutactur-und Leikcnwaarcngcichäit von E. A. Schüttet in Stellung. Die Anschuldigung zur heutigen Verhandlung geht nun dahin, taßL. während seiner'Thätigleit im Geschält sich zu verschiedenen Malen Geldbeträge rechtswidrig angccignct und dico cincstheils durch Entnahme von Gelb auö dem Kassenschrank, andernlheilo durch Nichtcinlragen eingehender Geidpoftc» in die betreffenden Bücher bewerkstelligt habe. 'Auf diese Weise wae ein Deficit nach und nach von 800 Thir. enlsiandcn, welches Lilia durch falsche Addi tionen und dcrgi. Uebcrtragungcn in de» Büchern verheimlichte. Der Angclagte stellt die ihm zur Last gelegten Beschliihigunaen heute im Allgcmeiucn in Abrede, obschon cr bei der früheren Ver nehmung die Aneignung eines Geldbetrages von über 6 Vhlr. zugegeben hat. Ersatz im volle» Umfange ist seitens der ver mögenden Ehefrau L'S geleistet worden. ES möge nun zunächst die heutige Aussage Schüttei's son. Platz finden, der vom Präsidenten, aus seinen Standpunkt dem Angeklagten gegenüber, ersucht wird, sich nicht durch pcrwniichcn Haß gegen denselben zu weit in seine» Angaben irritircn zu lassen. Gleichzeitig nimmt der Herr Präsident Veranlassung, dem Zeugen, der übermorgen wegen 40 Fälschungen an derselben Stelle, wie der Angeklagte erscheinen müsse, die Lage dcS Letzteren warm an'S Herz zu legen. Schüttet von. erzählt, daß an einem Tage Lilia von seinem Lohne vom Geschättöiokal anS in einer Stellung betroffen worden sei, die unbedingt zu der Annabme berechtigt habe, daß cr einen Griff i» den unverschlossenen Geidschrank ge- tban babcn müsse. ES sei hieraus von ihm, sowie von seinem Sohne ganz energisch gegen den Angeklagten vorgegangen und schließlich mit der Anzeige gedroht worden, sofern ec sich nicht zur Deckung dcS nach den Büchern sich ergebenden Deficito bereit erkläre. Bei dem crwäbntc» Gebühren L.'o habe Schütte! zun. einen Verlust von 3 Zwa»zig-Mark-Stücken bemerkt. Lilia soll nun Heu Angaben Schüttel'S zufolge cnft die Knick gefallen sein und herzlich um Verzeihung gebeten haben. Das durch einen Sachverständige» hcrauSgeiundene Deficit wurde schließlich, wie schon bemerkt, durch Frau L. .gedeckt. In der früheren Vernehmung hatte Schütte! -wn. er klärt, daß cs ihm nicht besannt sei, auf welche Weise der An geklagte die Veruntreuungen ausgcführt hatte. Gleichwohl er hielt Lilia nachträglich cin Zcugniß, welches bestätigte, daß cr ein ehrlicher Mensch sei. Der Zeuge bestreitet ferner die Angabe L.'S, daß die falschen Additionen re. durch eine Menge jetzt nicht meht vorhandener Bleistiftnotizen verursacht worden seien. Schüttelsun. macht Lei seiner Vernehmung gleich von vornherein eine» so eigciithüiulichcn Eindruck, daß der Herr Präsident schließlich, nachdem cr seine Kraft, bestimmte Aussagen zu erhalten, sür erschöpft erklärte, ihn mit einem schwankenden Rohre verglich. Die Vernehmung der übrigen Zeugen machen in Verbindung mit den Angaben LIliao in ihrem Gesamnitbilde einen für de» Amzc- klagtcn nickst ungünstigen Eindruck Herr Staatöanwalt Rcicye- Eiscnstuck iaud de» Tbatbcstand der Anklage in etwa» milderer Form sür erbracht. Der Vertbeidiger, HerrInstizrathOr. Schaft, rath constatirle in gediegener Weise de» vollständigen Mangel veS objektiven -lbatbcsiandcv, und bemängelte iiamcullich die Veiten Zeugen Schüttel, deren Manipulationen schon hinlänglich auö- rcichten, nicht de» geringsten Werth aus ihre Aussagen zu legen, Er beantragte Freisprechung seines Drseudcvdeu. Der von Herrn
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