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Dresdner Journal : 23.05.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186505234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-05
- Tag1865-05-23
- Monat1865-05
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 23.05.1865
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O 117 DtenStag, dm 23. Mat. ILbrttob: 0 Dblr. — kt»r. l» saabaan) Im snal^sa Cfsbrl.'1 1» ,. „ „ (tritt ko«»- iu»S ösouatliob in vraos^: 1b Kgr. s 8t«»p,l»a- Linroln» Kamm-im: 1 lk^r. 1 «oblag bia»a. ristratnyrrtst: ktlr -an Kaum ,in«r ao-palteuoo L«ü«, 1 bigr. Outar ,,Ling«»»aat" -1« Kollo > 8 kige. «rschrftmi: iSgllob, mit K«aabm» äor Soso- unck Kalortago, bdaaä» Nir äoo tolgonäo» Tag. Dres-nerIomMl. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. 1865. »isernlemunmtz« ««Lru- i^lp«iU! 1». llat-o-rar-ra», 0ommla,i<>otlr ckoo vroockner Journal»; »booäaa.: H. L. Ii.r.0»»; Aamdarg - bltoa» Haaiaaaral, L Vooi.»»; Sorlla: Vaoervo'ook« ftnob baockl., 8»r»x«r,,', Itur«»o; Lrmaoa: L. 8o»i.oerai SraGiaa: l.<rvro 8raaa»n; graLlckurt a. N.: ckar:o»:a's<:b^ Lacbd.; LSI»: Xoor.» VLoiuo»! kart«: v. (28, ro» ck» doo, krag: k». tlnai.lv«'» vuckb.; Ml«: vomptoir ck. II. >Vi«o«r 2«ituog, 8tokan.pl. 80'. chrran^rberr Aünigl. L»p»<litioo ä»» Orv-äoir ckonenalo, ve—ckoo, tsariooatr»»,« «o. 7. NichtamUichrr TIM Uebersicht. LelrHrap-ische Nachrichten. LagrSgeschtchte. Wien: Drr Handelsvertrag vom Ab» geordnetenhausr genehmigt. Milttärische Ernennungen. Kaiserlich« Spend« für di« ungarische Akademie. — Berlin: LandtagSangrlegenheiten. Kammerverhand- lungen über den Justizetat. General v. Neumann s. H«rr v. Ouaad«. — München: Kammerverhandlung. AuSschußanträgr bezüglich de« AmnestiegesetzeS. — Hannover: Kammerconferenzvorschlag bezüglich der Preßverordnung. — Kassel: Kammerverhandlungen. Karlsruhe: Verhandlungen mit dem Erzbischof. — Wiesbaden: Wahlbesprechungrn gestattet. — Frankfurt: Der BundeStagSfitzungSbericht. — Paris: Nachrichten vom Kaiser. Die Vorlage be züglich drr neuen Anleihe drr Stadt Paris. Die Streitfrage wegen Monaco beigelegt. — Brüssel: Die Durllangelegenheit in der Deputirtrnkammer. — Turin: Theatercrnsur wieder ringeführt. — Lon don: Die Leiche de» russischen Thronfolgers. Die Vorschriften bezüglich amerikanischer Kriegsschiffe auf» gehoben. — Kopenhagen: Ministerresident nach Wien. — Bukarest: Deficit. — New-Bork: Eine Ansprache Johnson'-. Der Proceß wegen des Mord- cowplotS. SchltswIg Holstriu. (Vermischte- auS Kiel.) Ernennungen, Bersrtzungru rc. im öffrntl. Dienste. Vre-dvrr Nachrichten. Vrovinzialnochrichtev. (Leipzig. Glauchau. Schandau.) Vermischtet. Statistik und Lolktwirthschast Kruilleton. Inserate, La-r-kalrudrr. BSrsen- Nachrichten. Telegraphische Rachrichlen. Pari», Montag, 22 Mai. Ans Algier mel den die venrsten Nachrichten da- vollkommene Wohl sein det Kaiser», mit dem Beifügen, da- die Rück kehr Sr. Majestät in Toulon End« dr- Monat erwartet »erde. Der gestrige „Abend-Moniteur" veröffentlicht di» neuesten Nachrichten au- Amerika und bemerkt dazu: Die beuuruhlaeuden Nachrichten, welche durch Gerüchte über von Agenten drr mexikanischen Re bellen bervorgrrufene Manöver in dru Rordftaatrn verbreitet waren, würden ohne Zweifel durch In tervention unser- Gesandten in Washington ge hoben werden. Die „Patrie" glaubt zu wissen, die französische Regierung werde gegen uordstaatliche Freiwillige, dir nach Mexico zu gehen beabfichtigteu, die ener gischsten Maßregeln ergreifen. Frankreich werde nicht dulden, da- Abenteurer rin unter franzöfischem Schuhe stehende- Laub avgrrifeu. Der Cowman- dant drr französischen Staeiov au der amerikani schen Westküste, der nach der Rückkehr dr- Kaiser- von Pari- abgrhe, werde Instructionen empfangen, um nach dem Völker- und Srerechte Unternehmun gen aufzuhalten, welche Nachfolger Lopez'- und Walker'- herbeilockteu. Larin, Montag, 22 Mai. Die am 20. Mai geschloffene öffentliche Subskription auf den für Italien mit ISO Millionen reseroirten Thril der neuen Anleihe von 425 Millionen hat nur die Summe von 86 Millionen erreicht, wovon 45 Mil lionen in Larin gezeichnet worden find Loudon, Sonnabend, 20. Mai, Nacht- Der Dampfer „Afrika" hat bi- zum 11. d. reichende Nachrichten au- New Aork in Cork abgegeben. Rach denselben batte der Präsident Johnson eine Proklamation ertasten, nach welcher er den Kriegs ¬ schiffen fremder Rationen, die nach wie vor den südstaatlichea Kreuzern Gastfreundschaft bewilli gen, die Aufnahme in den Union-Häfen fortan verweigern wird. Der Prore- gegen die der Lheilnahmr au der Ermordung de- Präsidenten Lincoln angeklagten Individuen wird bei verschlossene» Thürru verhan delt werden. Die Bewohner von -oustoa (TeraS) hatten eine Resolution, den Krieg fortzusrtzev, angenommen. Allenthalben in den vereinigten Staaten waren weitere Emigration-büreaux für Land- und See soldatev, welche sich nach Mexico begeben wollen, eröffnet worden. In Nrw-Aork find der Wechselcour- auf Lou don 145, Toldagio 311b, Bond- 104V«, Baum wolle 53. Tagesgeschichte. * Wien, 20. Mai. Das Abgeordnetenhaus hat in seiner heutigen Sitzung die Debatte über den zwischen Oesterreich und dem Zollverein abgeschlossenen Han delsvertrag beendet. ELmmtltche Anträge auf Ver» tagung der Beschlußfassung sind abgrlehnt, dagegen ist der Antrag der Majorität deS Ausschusses, dem Han delsverträge Oesterreichs mit dem Zollvereine die Zusttm» mung zu ertheilen, mit großer Majorität angenommen worden. — Die Debatte war eine sehr lebhafte, ost lei denschaftliche; in Angesicht deS Resultats der Abstimmung glauben wir jedoch von einem ausführlicher» Berichte über dieselbe absehen zu sollen und unS mit nachstehender Skizze begnügen zu können: Abg. Giskra spricht gegen die Vertragsannahme und schil dert die Eonsequenzen derselben. Er sagt: Wir wollen nicht, daß hinter den Februarvertrag zurückgegangen werde, sondern, daß dir Zollschranken bei concurrenzsLhigen Artikeln sollen, aber jene Ar- ttkel sollen geschützt werden, welche ohne Schutz nicht eristiren kön nen. Am Princip de» Fortschritts können bettelnde Arbeiter sich nicht erholen. Der Redner schildert nun in phantastischer Weise, wie öde es in Oesterreich aussehen würde, wenn der Freihandel durchgesührt würde. Die rauchenden Schlotte, die dampfenden Dessen und dir fahrenden Schifflein würden verschwinden, und in den RUinen der Fabriken würde der Hirtenknabe aus der Schal mei das Lieblein vom Freihandel spielen. (Beifall und Heiter keit. — Widerspruch.) Abg. Pummrrer (Handelskammer in Linz) spricht für den Vertrag, indem er die große Reihe von Gegenständen auszählt, in denen Oesterreich mit Erfolg erportsähig ist und die man bis her systematisch todtgeschwiegen bat. Nachdem Redner sein« Rede trotz der .Oho»' der Herren Schindler und Skene unter lautem Beifall geendet, stellt Taschek den Antrag auf Schluß der Debatte, drr mit großer Majorität angenommen wird. vr. Toman verzichtet aus die Betheiligung an der Wahl eine» Generalredners. Skene bittet als Referent der Minorität das Schlußwort zu erhalten. (Lebhafter Widerspruch.) Biccpräsident Hopsen unterbricht um l Uhr 25 Minutm die Sitzung und fordert die eingeschriebenen Redner aus, Gene- ralredner zu wählen. (Es sind noch eingeschrieben: für: Kinski, ReHbauer, Brinz, Mühtseld, Pankratz, Hanisch; gegen: Ingram, Steffens, Bachofen, Riese, Froschauer, Mende, Ryger.) Es wer- den zu Generalrednrrn gewählt: Ryger gegen, Kinski sür den Vertrag. Abg. vr. Ryger bekennt sich im Princip als Freihändler besürwortet eine Handelspolitik freier Hand, durch die Preußen groß und mächtig geworden; der Vertrag werde eine zwölfjährige Knechtschaft Oesterreichs sein unter Preußen, er sei ein Judas- pfennig, Oesterreich sei groß genug, um vorläufig sür sich selbst ein selbstständiges Zollgebiet zu bilden. — Freiherr v. Hock: Da die Debatte eine so persönliche Wendung gegen mich genommen hat, und man mich als Träger der Politik einer Regierung hin- zuflellen beabsichtigte, welcher ich doch wahrhaftig gar nicht bin, so habe ich aus diesem Grunde Se. Ercellenz den Herrn Finanz minister gebeten, die weitere Bertretun g des Vertrages selbst zu übernehmen. (Der Finanzministrr übernimmt dieselbe.) Ich habe nur das Eine noch beizusügen, was die persönlichen An- Pciffe gegen mich selbst betrifft. Ich kann dasselbe sagen, was ein Sammler sagte, als er einst zu einem Manne ging, den er um rin Almosen bat, der aber sehr beschäftigt und jähzorniger Natur war. Er gab dem Sammler eine Ohrfeige. Der Sammler hatte nichts daraus zu erwidern, als: .Das ist für mich, wa» ist aber für meine Armen?" Der Arme, um den cs sich handelt, ist Oester reich und seine Wohlfahrt, welche ich durch Annahme deS Vertrage- sehr begünstigt glaube. (Lebhafter Beifall.) Präsident v. Hasner: Es ist von Sr. Src. Freiherrn v. Hock angegeben worden, daß die persönlichen Angriffe densel ben veranlassen, da» Wort nicht weiter zu nehmen. Ich kann da nur lebhaft bedauern und ich bedaure ebenso, daß ich — endlich Feuilleton. K. Hostheater. Sonnabend, den 20. d., fand da erste Auftreten deS Fräul. Nadejda Bagdanoff, erste Solotänzerin vom kaiserl. Hoftheater in St. Petersburg, i» Ballet „Gisrlla oder die Willis", Musik von Adam, statt, welches vor vielen andern modernen BalletS als poetlsch durch sein Süjet hervortritt. Die ihm zu Grunde liegende slawische Sage von den tanzliebenden, un Braut» stände verstorbenen Jungfrauen, welchen diese Leidenschaft auch im Grabe keine Ruhe läßt, so daß sie in der Mond scheinnacht jeden Jüngling, der ihrem Reigen naht, im ewig sehnsüchtigen lüsternen Elfenrausche bacchantisch zu Tod« tanzen und selbst dadurch Erlösung finden: diese reizend« blutdürstige Sage bietet Stoff genug für die Poesie überhaupt, besonder- aber für die Symbolik der Tanzkunst, welche die Traumwelt der Phantastegebild« festhalten und zur persönlichen Erscheinung bringen kann. Fräul. Lagdanoff ist eine Tänzerin vorzüglichen Range» sowohl in drr Virtuosität, dem Aplomb und Geschmack de- eigentlichen Tanze», al- in der begristigenden Verbin dung desselben mit dem seriösen pantomimischen Ausdruck. Schwebende Leichtigkeit der Bewegung, musikalisch weiche und doch präcise rhythmisch« Schwingung und reizend« ein- schaetchelude Grazie zeichnen ihren Lanz au-, der sich in diese« Ballet in der luftigsten und feenhaftesten Sphäre zu entwickeln vermag. Ja der pantomimischen Darstellung der durch die schroffsten Extrem« der Situation und tra gischen Empfindung beregten Gisella vereinigten sich geistvoll« Auffassung und seiner Geschmack mit künstlerisch sicherer Gestattung. Meisterhaft« Ausführungen schwieriger Pa» überraschten, ohne au- der harmonischen Haltung de» Ganze» störend herauSzutreten. Besonders schön, mit Amnnth und rrgrrtfeuder Sprach« drr Geberd« wurde vom Gaste die Schlußscene gespielt. Die Freunde de» BalletS mögen daS kurze Gastspiel der Künstlerin beach ten, von deren Leistungen sie einen genußreichen Eindruck zu erwarten haben. Di« Jnscenirung und die übrige Ausführung de» Ballet» — wobei namentlich Hr. Rost recht Löbliche» leistete, war in Rücksicht auf die hiesigen Balletkräste, die keine gesteigerte Pflege erfahren mögen, recht anerkennen»- Werth, auch selten der Chortänzr. Vor dem Ballet ward Kleist'» Lustspiel „Der zer brochene Krug", neu rinftudirt, gegeben; diese» mei sterhafte niederländische Genrebild, da- mit einer bewun derungswürdigen Anschaulichkeit, lebenswahren Charakte ristik und einer dramatisch musterhaften und natürlichen Entwickelung eine vorausgesetzte Handlung nach und nach in gerichtlicher Verhandlung so enthüllt, daß letztere selbst den Schein einer lebhaft fortschreitenden Begebenheit ge- winnt. Hr. Räder spielte den Dorfrichter Adam. Per sönlicher Humor und naturwüchsige Komik find seinem Talente so bedeutend und zu gewandtester Verwendung eigen, daß wir «ine lebensvoll wirksame Leistung emfin- gen, um so mehr, da Hr. Räder die Rolle mit rtngrhrn» dem Derständniß und ersichtlicher Neigung au-gearbeitet hat und seine Durchführung vor possenhafter Mischung höchst loben-werth bewahrte. Dennoch ist die Hrn. Räder rigrnthümltch«, derbere Behandlung und äußerlich heran»- tretend« Komik nicht erschöpfend sür die geistreich«, fein- detaillirte Zeichnung dieser psychologischen Charakter- und SttuationSentwickelung, deren allmähliche Steigerung ne- brn natürlichster Wahrheit feine Berechnung, maßvolle uud doch scharfe Nüanetrung erfordert. An dieser deut schen Kalstaffpartte würde sich, ei« richtige Bertheilung der Rollen feiten der Regie angenommen, Hr. Jass» ver suche« müssen. Hrn. Räder'» jedenfalls sehr verdienstvoller und ergötzlicher Leistung schloffen sich die übrigen gut da» Schweigen brechrn und die Erklärung aus das Be stimmteste abgeben muß, daß die Art, in welcher so häufig die Verhandlungen einen persönlichen Eharak- ter an nehmen, wenn sie sich auch dem directen Ordnungsrufe entziehen, eine höchst bedauerliche ist, deren Wirkung sür dir Ver handlungen des h. Hause» nach allen Seiten hin gewiß nur eine ungünstige sein kann, weshalb ich auch auf das Entschiedenste den Wunsch ausspreche, man möchte sich streng an die Sache und voll ständig ferne von den Personen halten. (Bravo! Sehr gut!) Graf Eugen Kinski (Generalredner sür den Bertrag): Ich muß vor Allem bemerken, daß die Aufgabe eines Abgeordneten nicht darin bestehen kan i, irgend ein particulares Interesse zu vertreten. (Beifall.) Seine Rede wird öfters durch den Ruf: .Sehr gut" unterbrochen, und seinen Worten: er könne nur da mit schloßen, daß er die Annabme de» Vertrages aus das Wärmste empfehle, folgt lebhafter Beifall Abg. Skene, Berichterstatter der Minorität, bezeichnet die Ausführungen de» Grafen Kmski als richtig, wenn man sich auf den Standpunkt de» Individuum» stelle, polemifirt jedoch gegen dieselben vom Standpunkte des Staates. Baron Hock, bemerkt Redner, vertritt hier Anschauungen, denen er als Mann der Wis senschaft widerstrebt. Es ist eine eigenthümliche, für ihn höchst peinliche Aufgabe. Aber für un» dürste doch der Mann der Wis senschaft mehr Werth haben, al» drr Regierung-Vertreter, der eben hier, wie mir scheint, nicht seine Uebrrzeugung vertritt Präsident (unterbricht den Redner): Ich bitte, da» ist eine persönliche Beleidigung, Jemandem zu sagen, daß er in diesem Hause etwa» Andere», als seine Ueberzeugung vertritt. Abg. Skene: Ich habe voraelesen Präsident: Ich bitte mir nicht zu widersprechen. Es ist meine Ueberzeugung, und ich spreche deshalb den Ordnungsruf aus. Denn es ist nicht erlaubt zu sagen, daß Jemand hier Etwas behauptet, was nicht seine Ueber- »ruguna ist. Das heißt ihn der Unehrlichkeit beschuldigen. (Bei fall.) Abg. Skene (fortsahrend) glaubt schließlich, es wäre an der Zeit, mit der Politik der Schwäche abzubrechen und nicht im Schlepptau eine» Staates zweiten Ranges zu sein. Redner em- pstehlt den Antrag der Minorität zur Annahme, und beantragt zugleich die namentliche Abstimmung über denselben. Finanzminister v. Plener ergreift nun zu einer längern Rede da» Wort. Nicht der Unterhändler legte den Handelsver trag dem Hause vor, sondern die Gesammtregirrung, welche dafür «besteht. Die Regierung habe rin Herz sür die Industrie. Nicht der österreichsche Handelsvertrag bringe Nachthrrle, sondern der französisch-preußische, ersterer paralyflre therlweise den letztem. Wenn man mit Zuversicht kämpfe, werde man sicher siegen. (Bei fall) Plener fährt fort: Die Gewerbesreihrit ist nicht möglich ohne Freiheit des internationalen Handej». Drr Handelsverirag fei ein Fortschritt in der Regelung de» Zollwesen». In drr Fest setzung des Außenzoll» habe der Reichsrath und die Regierung freie Hand. (Beifall.) Der Referent, Abg. Brrstl, erhält nun das Schlußwort: Der Ausschuß sei nicht oberflächlich vorgcgangen. Wenn man dir Annahme des Vertrage» al- den gänzlichen Ruin der Industrie propbrzeit, sie mit apodikttscher Gewißheit ein nicht abzuwenden- d«s Verhängniß nennt, wenn man Tausende von Arbeitern, welche die Sache nicht erörtern können, in Furcht und Schrecken fetzt (langer, stürm,scher Beifall, Zuruf in Hau» und Gallerie, Brrstl, sehr erregt, fährt fort:) .. uud sich gederoet, als handelte es sich deüum, ihnen Brod zu entziehen, so muß man von den Folgen des Vertrages genau unterrichtet sein (Abermaliger großer Bei fall.) Brest! spricht gegen Herbst, Giskra, Skene, weist die Ver gleiche mit England und Frankreich zurück. Die Zukunst werde zeigen, daß alle jetzig,» Schreckensbilder dlose Phanlasmagorien seien. (Wiederholter Beifall.) ver Präsident schreitet nun zur Abstimmung. Ueber den Minoritälsantrag wird mit Namensaufruf abgtstimmt. Der selbe wird mit 112 gegen 51 Stimmen verworfen. Ebenso wird der Verlagungsantrag Winterstein's abgelehnt. — Der Han delsvertrag wird sodann nach dem Anträge der Majorität mit großer Majorität angenommen. Schluß der Sitzung vier Uhr. — Die „W. Ztg." veröffentlicht mehrere von Sr. Majestät dem Kaiser vollzogene hohe militärische Ernen nungen. E» sind unter Andern ernannt worben: der Kronprinz Erzherzog Rudolph zum Inhaber de» Artil» lerierrgtweiit» Nr. 2, der Großfürst und Thronfolger von Rußland, Alexander Cesarewitsch, zum Inhaber deS In fanterieregiment» Nr. 61, der Feldmarschallleutnant Alexan der Graf Mensdorff-Pouilly, unter Enthebung von der Stelle al» Inhaber deS Infanterieregiments Nr. 73, zum Inhaber de» UlanenrrgimentS Nr. 9, der F.ldmarschall« lcutnant Erwin Graf Neipperg zum Inhaber b<S Kü- rasstcrregimcntS Nr. 12, der Generalmajor Wilhelm Her zog von Württemberg zum Inhaber dc» Jnfantericregi- mentS Nr. 73, der Generalmajor Rudolph Frhr. v. Roß bacher zum zweiten Inhaber de» Infanterieregiments Erz herzog Wilhelm Nr. 12 und der Generalmajor Wilhelm Freiherr Lenk v. Wolfsberg zum zweiten Inhaber deS Artilleriercgimentö Kaiser Franz Joseph Nr. 1. — Se. Majestät der Kaiser haben der unter Allerhöchstihrem Protektorate stehenden ungarischenAkademieder Wis senschaften einen Beitrag von 15,000 Fl. au» der aller höchsten Privatkasse zu Händen de» Präsidenten Grafen Emil Deffewffy erfolgen zu lassen geruht. 0 Berlin, 21. Mai. DieBudgrtcommtssion de- AbgeordnetrnhauseS geht morgen an den wichtigsten Thetl der ihr noch obliegenden Arbeiten: an die Bera tung über die Verwaltung deS Staatsschatzes und über die Kriegskostenvorlage. Man glaubt nicht, daß die Re gierung, wie da- Hau-, eine rein geschäftsmäßige und finanzielle Behandlung d«S letztgedachten Gegenstandes wünschen und die Beratung nur mit einem der Kom missare deS Finanzministrr- beschicken wird, man erwartet vielmehr einen Kommissar des auswärtigen Amte» und d«S KrtegSministerium», wenn nicht gar die Herren v. Bis marck und v. Roon persönlich. Die Absicht hierzu war vorhanden, ist jedoch, wie man hört, nach den letzten er regten Debatten im Abgeordnetenhaus« zweifelhaft gewor den. Man darf übrigen» eingehenden und umfangreichen Beratungen entgegensetzen, gleichwohl sollen aber An strengungen gemacht werden, wenigsten- diesen hervor ragendsten Gegenstand der Session bi» zum Pfingstfeste zu erledigen. Trotz Alledem wird man e» nicht ermög lichen können, den Schluß drr Session bis dahin zu er reichen. E» heißt, der belgische Handelsvertrag werde dem Hause noch vor und gleich nach dem Feste auch der eng- ltche Handelsvertrag vorgelegt werden. Zu erstcrm fehlt nur noch die Ratification, zu letzter« die Zustimmung einer ZollveretnSregierung, nach deren Eintressen die Ra» tificirung beschleunigt werden soll. So viel steht fest, daß di« Erledigung dieser Verträge noch im Laufe dieser Ses sion in den Absichten und Wünschen der Regierung liegt. Die beiden großen Gesetzentwürfe, welche die Regierung vorgelegt hat, da» Berggesetz und die Wegeordnung, sind sür die Plenarberathung reif, rrstrreS soll schon am Mitt woch da» Hau- beschäftigen, der Bericht über die Wege ordnung vom Abg. Lette ist soeben erschienen. Die Com- misstonSberathung verbreitete sich hauptsächlich über die Bedeutung und Bedücfnißfrage deS Gesetzentwurf», über dir Litern Wegebaugesrtze und deren thatsächliche Umge staltung gegenüber den wesentlichen Princtpien und dem System de» Gesetzentwurf-. Nach dem Schluffe der sehr eingehenden Debatte und der lebhaften Vertheidigung des Entwurf» durch den RegirrungScommiffar geheimen Ober- regierungSrath Mac-Lean einigte sich die Commission zu folgendem Anträge: „DaS HauS der Abgeordneten wolle beschließen, dem Entwürfe eines Gesetze-, betreffend die Wegeordnung sür den preußischen Staat, die verfassungs mäßige Zustimmung nicht zu geben." Berlin, 20. Mat. (B. Bl.) Das Abgeord netenhaus beschäftigte sich heute mit der Berathung deS Etats für dir Justizverwaltung. R^fcrcnl ist Abg. Krieger (Goldap). Bei dem Titel „Ausgaben" beantragt die Commission: Tit. 5. „600 Thlr. zur Er höhung der Besoldungen der Oberstaatsanwälte bei dem Obertribunal abzusetzen." Abg. v. Hennig befürwortet d-esen Antrag. Die Staats anwaltschaft habe sich so entwickelt, daß sie heute nicht das öffent liche Recht, sondern eine Partei vertrete, täglich lese man von Preßprocessen; das Abgeordnetenhaus schütze Niemand gegen die schnödesten Beleidigungen. Die Stellung der Staatsanwälte als abhängige Verwallungsbeamten sei von Hause aus eine salsche. Die Entstehung unsrer Staatsanwaltschaft sei in Frankreich zu suchen, dort seien ursprünglich die Kronanwälte auS den Aovo- caten genommen und sie seien in den Advocatenstand zurückge- treten, wenn der Regent sie entlassen. Damals (noch unter Lud wig XlV.) sei die Auffassung ihrer Aufgabe noch eine würdige gewesen. In der Voruntersuchung sei heute der Slaatrauwalk günstiger gestellt, als der Vertheidigcr; daß jener dem Range nach den Rälhen des Gericht» gleichstehe, sei ebenfalls em Grunofchler, da der Staatsanwalt dadurch der viscipirn de» Gerichtspräsiden ten enthoben werde. Der gegenwärtige Justrzmimster habe die Stellung der Staatsanwälte noch verschlechtert. Man möge die Stellung der Staatsanwälte nicht noch angenehmer machen, um nicht mehr Streber zu diesem Amte zu ziehen. Abg. Hahn (Ratibor) spricht gegen den Eommissionsantrag. Wenn dre Motive, welche der Vorredner angeführt, der Eommisfion Veranlassung waren, zu diesem Entschluß zu gelangen, so sind da» keine sachlichen, sondern persönliche und politrsche Gründe. Die anaesührten Motive aber scheinen zu kleinliche und dem Hause nicht würdige Mittel zur Erreichung de» Zweckes zu sein, und sie stehen mit der früher« Ansicht de» Hauses im Widerspruch, die Gehalte der Beamten aufzudessern. Regierungscommissar geh. Justizrath Sydow befürwortet die Bewilligung der Gehaltserhöhung. und treffend auSgesührten Figuren, namentlich die der Mutter Martha (Fräul. Berg) und nächstdem der Eve, Ruprecht», deS Schreiber» Licht und dr- GerichtSrathS — Fräul. Gutnand, die Herren Kramer, Meister und Porth — in abgerundeter Mitwirkung an. — Sonntag, den 21., gasttrt« in Mozart'» „Don Juan" al» Octavio Herr B orchrr» vom Herzog!. Hof theater in Wiesbaden, der vielen Theaterfreunden noch durch sein frühere» Engagement in Dresden bekannt sein wird. Seine dem Klangcharakter nach tiefe Tenorstimme zeigte dapial- eine gewisse spröd« Starrheit und Unbieg samkeit dr- Ton» und Mangel an Falsett. Hr. Borchers» hat seitdem diese ungünstigen Eigenschaften mit fleißigen Studien nach Möglichkeit zu besiege« gesucht und sein« Stimme musikalisch gut geschult; er hat ihr mehr Ge schmeidigkeit und Tonmodulation — ein hübsche» Pianv — Ausbildung de» Falsett» und wohl beherrschte Ver bindung desselben mit der Bruststiwme gewonnen. Der Vortrag der beiden Arien, musikalisch corrert, rein, ver ständig aufgefaßt, mit geschmackvoller Haltung und Wärme der Ausführung, war «ine recht tüchtig«, für da» künst lerische Streben de» Gaste» rhrrawerth« Leistung. Na mentlich loben-werth ist auch seine deutlich« Aussprache. Eine auSgiebige Tragkraft de» TonS liegt nicht im Cha rakter seiner Stimme, auch nicht mannichfaltige und sym pathische LuSdruckSfähigkrtt; Hr. BorcherS wird auf Büh nen von nicht großer Räumlichkeit am zusagendsten eine schätzrnSwerth« Thältgkeit seine» Talent» auSüben. Die übrig« Aufführung der Oper ist bekannt; da» künst lerisch Best« derselben boten die Damen. Eine interessante Neuerung un- Verbesserung ergab di« vralritung der Serenade ans der Mandoline gespielt, wie Mozart die selbe geschxteben. Aber der Ton derselben «not«» sich nicht angenehm; e» wird die» wahrscheinlich nur an dem benutzte» Exemplare dieser Jnstrumentgattung liege», denn die MandolinauSführung zum Ständchen, wie ich dieselbe früher gehört habe — von Vimercatt, berühmtem Mandoltnspieler au» Mailand — machte den reizendsten Tonrffect. C. Banck. Zur Dantefrier. ui. Florenz, den 15. Mai 1885. E» scheint in Italien Sitte zu sein, daß man Reden, die bet öffentlichen Gelegenheiten gehalten werden, vorher drucken läßt, um sie in größer« Maßstabe zur Derthct« lung zu bringen, sowie daß man dieselben abliest, wa» in Deutschland nur in AuSnahmrfällrn und bet officiellen Anlässen stattfindrt. Di« am 13. Mai bei Eröffnung der Dante-Ausstellung in Gegenwart Sr. Maj. de» Kö nig» Victor Emanuel gehaltene Rede wurde noch am selben Lage gedruckt zur Bertheilung gebracht, und die gestern, ebenfalls in Gegenwart Sr. Majestät gesprochenen Worte dr» Gonfalontere (Bürgermeister») von Florenz, Conte de Cambray-Digny, stehen heut«, wie zu erwarten war, in der „Naztone", dem verbreitetsten drr hiesigen Blätter, ds» von allen Setten sehr gut bedient zu sein scheint. E» drnutzte die Direktion desselben dir Gelegen heit der Dantefrier, um in größer« Format«, nach Art drr englischen und französischen Zeitungen, aufzutretrn, womit natürlich auch eine Erhöhung dr« Preise« verbun den ist. «Die gedachte Red«, di« außerdem auch auf den Straßen auSgeboten wird, lautet wie folgt: .Dieser Zusammenfluß von Repräsentanten so vieler berühm ter viädle, so vieler ausgezeichneter Institute zu den Füßen dr» Standbildes, welches wir heute einweihe,; dir erhabene Gegenwart des König« von Italien in dieser feierlichen Versammlung, meine Herren, hat eine große, eine weitareifrndr Bedeutung. .von Alighieri hat Italien seine Sprache, die Hauptgrund lag« seiner Einheft, von ihm hat «» di» national« Iber, an der
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