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Dresdner Journal : 03.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188004033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-03
- Monat1880-04
- Jahr1880
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- Dresdner Journal : 03.04.1880
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^76 Sonnabend, dm 3. April. 1880 I» a«rt»eie« ^Lkrlick: . . IS Karle. ^jLkrlicd: 4 Ü0 ?s. llQLvtus Huwmero: lv kk Ls—riuUd ä«6evt»cli«ll keicke» tritt l'ost- uod 8tempelru»cUIa8 lrioxu. larerateaprelser PLr «len Kaurn einer xespnlteoeo ketitreils 20 kk. Unter „Lio^nennät" dlo Leits SO kk. Lrscliel»«» t HEIloü mit Xuennkme der 8oon- und keiertnze ^beod« tür den sollenden ^»8 DreMtrÄmmmS. Inüeratenannakmv aii«»>irt8r Lsixxix: H. Lrondötetter, Uvinniuj^ronLr de« t>re»doer douiout»; »«mdar^-verlia Viiu I-eipri^ S»««I Sr„liu-rr»nllsu t » u: ^/llnsrro^e!» L koy/rr, vsrim Viea-8»mdur^- ?r«x-l.»iprix-rr«nt!tnrt «. >k HüaeUso: /tnd. Lsrlin:L./«.'»rniet./nLrsmea: F §c/i/vtte,- vr«,!»»: F. «'« Uüreuu; vk«wmt»: />. kviAt; kr»niilnrt ». ^cK^rVclre u. F (/. 7/rrrmlin»- «cüs Nnel>knnd1nn8; vörlil«: tr. ii/ü//er, Hannover: 0. Lc/«u>>/->k»ri» Lsrlin-krLnIlfurt » H Srutl^art: Danbe L llarndar^: Z' X/eudAen, ^1d. Lte,»er. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ileranüxvkerr kSnixl Expedition de« I dresdner ^onrvnk, s>re«den, Lvin8er«in»«v Kv. 20. tllchtamtticher LheU. Uebersicht. kelegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Neue Preußische Zeitung New- Dorker StaatSzeitung ) Tagetgeschichte. (Berlin. München. Baden-Baden. Darmstadt. Wien. Prag. Buda-Pest. Brüssel. Rom. London. Belgrad. Bukarest. Konstanti- nopel. New-Dark.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Waldenburg. Bautzen.) Statistik und Lolktwirthschaft. Feuilleton. Kirchennachrichten. LageSkalender. Inserate. Beilage. BSrsrnvachrichtrn. Telegraphische Wittrrnngsberichte Inserate. Telegraphische Nachrichten. Brüssel, Donnerstag, 1. April, Abend». (W. T. B.) Wie au» Mon» berichtet wird, fand in einer Kohlengrube bei Anderlue» m der vergange nen Nacht eine Entzündung schlagender Wetter Statt; die Zahl der dadurch Verunglückten ist noch nicht bekannt. Beschäftigt waren in der Grube 150 Mann; biö jetzt find 20 Leichen zn Tage gefördert. London, Freitag, 2. April, früh. (W. T.B.) Bi» Nacht» 2 Uhr waren die Resultate von 277 Parlamrntöwahlen bekannt. Gewählt wurden 170 Liberale, 100 Conservative und 7 Homeruler». Unter den Liberalen wurden u. A. gewählt: Chil- der» in Pontefract, Forster in Bradford, Glad stone in Leed», Hacourt in Orford; unter den Conservative» befindet sich u. A. Bourke, der in King» Lynn wiedergewählt wurde. Die Liberalen gewannen bisher im Ganzen 48 Sitze, die Con- lervativen 17. Die Liberalen gewannen Sitze in folgenden Wahlbezirken: Knaresborough, Tam- worth, Bury St. Edmund», Hereford, Wakefield, JpSwich, Pontefract, Bath, Bradford, Breeknock, und Petersfield; die Conservativen in Bridport und Newark. London, Freitag, 2. April, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die ministeriellen Journale stimmen darin überein, daß die conservative Mehrheit deS letzten Parlaments infolge der bi» jetzt stattgchabten ParlamrntSwahlen fast zerschmolzen sei, und drücken die Ansicht auS, daß sich ein Regierungswechsel bald alS Nothwendigkeit erweisen werde. Die Liberalen gewannen Sitze in folgenden Wahlbe zirken: Salford (2), KingS Lynn, Rye, Stroud, Chester, LeedS, Orford; die Conservativen ge wannen dagegen die Wahlbezirke Sheffield, HastingS, Newcastle, Under, Lynne und Greenwich; in letzterem Wahlbezirke wurde der bisherige Vertreter des selben, Gladstone, durch Baron WormS ersetzt. 2- >_ > Feuilleton. Krdrgirl von Otto Banck. Literatur. Die Biographie des Prinzen Albert („Tüv llikö ot Lis Uo^al Ligbuess tbo Lriooe Oon- sorL." 8/ Dbeoäors UarUu. Vol. V. London, 1880, Lwitb, Lider and Oo.), dieser jetzt erschienene 5. Band von Martin'-Lebensbeschreibung des Prinz gemahls Albert schildert das unermüdliche staatliche und humanistische Wirken dieses edlen selbstlosen Gei ste- bi- zu dessen frühem Ende. DaS gesammte Werk, dessen Ausführlichkeit gewiß der Zukunft willkommen sein wird, während sie der Gegenwart hier und da etwas speciell erschienen ist, überzeugt uns unaufhör lich von der Wahrheit, daß ein stiller, das vollste Ver- trauen genießende Rathgeber der Krone, wenn er ge hört ward, überall in der Geschichte einen segensvollen Einfluß entwickelte. Der Prinzgemahl hat stets, so weit die Spuren seine» Einflusses m dieser Biographie ver folgt werden konnten, da» Gedächtniß eine» maßvollen, weisen, für kleine, wie für große interne und äußere Fragen stündlich wachsamen Staatsmannes hinterlassen. DaS zeigt sich auch, als seine Kraft bereit» tief er schüttert war, in dem engen Zeitraum von ungesähr zwei Jahren, welchen die Darstellung de» letzten Ban de» umfaßt. E» fei hier nur angeführt, wa» Martin in Bezug auf die Lebensauffassung und resignirte Seelenstimmung de» Berrwigtrn sagt: ,E» war in hohem Grade charakteristisch für den Prinzgemahl, daß er dem Tode mit einem Gleich- St. Petersburg, Freitag, 2. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Agence ruffe" ist in der Lage, die Meldung auswärtiger Blätter zu demen- tiren, der zufolge der Kriegsminister Miljutin den General Obrutschew mit einer politischen Mis sion in Paris betraut habe. Sofia, Donnerstag, 1. April, Abends. (W. T.B.) Kürst Alexander ist heute wieder hier ein- getroffen und von der zu seinem Empfang zusam- mengeströmten Bcvölkcrung mit enthusiastischen Zurufen begrüßt worden. Zur Feier der Ankunft deS Fürsten ist für heute Abend eine Illumination der Stadt veranstaltet. Konstantinopel, Freitag, 2. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die ärztliche Commission zur Untersuchung des Geisteszustandes des Mörders deS russischen Oberstlieutenants Kumcrau, auS etwa 30 Aerzten bestehend, hat die Mittheilung aller Proceßacten in französischer Urbersetzung ver langt, sowie die Ueberführung des Angeklagten in ein Krankenhaus, in welchem derselbe einige Zeit beobachtet werden soll. Aerzte der auswärtigen Missionen haben sich an der Untersuchung nicht betheiligt. (Vgl. die „Tagesgeschichte.") Dresden, 2. April. Hr. v. Lesseps gedachte, nachdem er in den Ver einigten Staaten von Nordamerika sür das Project eines Canals durch die Landenge von Panama eifrig agitirt, am gestrigen Tage sich wieder nach Europa elnzufchlffen. In New-Uork wurde er mit der größten Aufmerksamkeit empfangen. In einer Versammlung von Civilingenieuren setzte er die Vor theile seines Canalprojectes auseinander, besonders be tonend, daß sein Canal keiner Schleusen bedürfe, ein Vortheil, der bei der Beförderung großer Seeschiffe nicht hoch genug veranschlagt werden könnte. Gegeu- über dem Einwande, daß sich Amerika die Controle über den Canal nicht nehmen lassen könnte, bemerkte er, daß die Hälfte des zum Bau erforderlichen Capi- tals von 168 Millionen in Amerika zur Zeichnung aufgelegt werden würde, die Amerikaner es daher in der Hand hätten, sich die Controle zu sichern. Auch in Boston wurde in einem von Bauinteressenten uno Kaufleuten abgehaltenen Meeting eine von dem Ge neral Banks beantragte Resolution angenommen, welche sich unter gewissem Vorbehalt für das Lesseps'sche Project des Panamacanals ausspricht. Dennoch läßt sich nicht leugnen, daß die übergroße Mehrzahl der Bürger der Union heute noch wie vor mehr als einem halben Jahrhundei t ängstlich besorgt ist, Europa als solches von amerikanischem Boden sern zu halten. Es genügt ihnen nicht, daß sie die englische Vormundschaft vor einem Jahrhundert abgeschüttelt haben; sie weisen jedes Unternehmen eifersüchtig ab, das an euro päischen Staatseinfluß erinnert. Jeder Europäer als Individuum, sofern er kommt, um Schutz, Asyl, eine neue Heimath zu suchen, wird bereitwillig aus genommen und darf unbehindert sein Glück versuchen, gleich dem Einheimischen. Kommt er aber im Auftrage, im Dienste eines Staates oder läßt sich nur ver- muthen, daß staatliche europäische Interessen hinter den Coulissen spielen, dann ist der freie Amerikaner eifer süchtig, wie kein Anderer. Während der Amerikaner vor großartigen Plänen mit schwierigsten Ausführungs bedingungen weit weniger, als der Europäer, selbst als der Engländer zurückschreckt, und man darum an nehmen zu dürfen glaubte, daß v. Lesfeps mit seinem Plane, einen Schifffahrtscanal durch die Landenge von Panama herzustellen, in den Vereinigten Staaten die erforderliche Unterstützung und Mittel finden würde, wenn der behutsame Europäer zaudern sollte, ist es muthe entgegensah, der bei Männern seines Alters ganz ungewöhnlich ist. Dieser Gleichmuth aber stammte weder aus Gleichgiltigkeit, noch aus Abneigung gegen das Leben. Er genoß es und war stets heiter sowohl bei der Arbeit wie in seinem Familienkreise, voll liebe voller Sorgfalt für die Anderen und glücklich in der Liebe, die ihm dafür ward, allein es fehlte ihm jenes sich ans Leben Klammern, das alle Jene kennzeichnet, die eS scheuen, über die sonnigen Tage hinaus in eine ungewisse Zukunft zu blicken. Er wünschte nicht zu sterben, allein er hing auch nicht stark am Leben. Nicht lange vor der verhängnißvollen Krankheit, die ihn hin weggerafft, hatte er zur Königin bemerkt: „Ich hänge nicht am Leben. Du thust es, allein ich lege keinen Werth darauf. Wenn ich wüßte, daß für Alle, die ich Uebe, wohl gesorgt sei, wäre ich bereit, auch mor gen schon zu sterben." In demselben Gespräche fügte er noch hinzu: „Ich bin sicher, daß ich im Falle einer schweren Krankheit auch aufgegeben wäre, da ich nicht um das Leben ringen könnte. Ich habe keinen fisten Halt am Leben." Er äußerte dies ohne jede Spur von Traurigkeit; gewillt, zu verbleiben, wenn es so des Himmels Rathfchluß, war er gleich bereit, zu ge hen, wenn eS anders der Fall. Für ihn war der Tod nur der Eingang zu einem andern Leben, in dem er unter höheren Glücksumständen noch auf Fortdauer hoffen durfte, mit Entfaltung all' des Besten, das in ihm und feinen Lieben gelegen, ungehemmt durch Schwächen und ohne Betrüblich über die Jrrthümer, die Mißverständnisse, die Sünden und die Sorgen de- irdischen Leben-. Die Königin schrieb 1862 in ihr Memorandum: „Dieser schön-heitere Geist war r», der ihn stet- befriedigt und glücklich fein ließ, obwohl gerade das Volk der Vereinigten Staaten, welches gegen das Project des erprobten Landengedurchstechers mehr und mehr schwierig wird. So sympathisch man für die französische Republik sein mag, so traut man der Regierung derselben in solchen Dingen ebenso wenig, als einem Napoleon. Wie man die Einmischung Napoleon's III. in Mexico als Vorwand betrachtete und auch mit Recht betrachten durfte, um Fuß auf ameri kanischem Boden zu fassen; so fürchtet man, daß auch hinter dem Projekte des Hrn. v. Lesfeps sich politische Strebungen verbergen, um auf diesem Wege Einfluß aus dem amerikamjchen Boden zu gewinnen, obwohl die Regierung der französischen Republik erklärt hat, daß sie an ein Protektorat über den Panamacanal gar nicht denke und dem Projecte des Hrn. v. Lesseps ganz sern stehe. Im Gegencheil nimmt die Vorein genommenheit gegen Hrn. v. Lesfeps zu, und ist nun die sogenannte Monroedoctrin als Schlagwort dagegen herbeigeholt worden. Bekanntlich hat James Monroe, welcher von 1817 —1825 Präsident der Vereinigten Staaten gewesen war, in einer Botschaft an den Con- greß 1823 unter allgemeiner Zustimmung es als Grundsatz seiner Politik proclamirt, europäischen Mäch ten ferner keine Colonisation auf den amerikanischen Continenten und keine Einmischung in die innern An gelegenheiten amerikanischer Staaten zu gestatten; „Amerika nur für die Amerikaner". Die Nutzanwen dung der Monroedoctrin auf das Lesseps'sche Project hat solche Fortschritte unter den Bewohnern der Ver einigten Staaten gemacht, daß bereits Präsidentschafts- candidaten zu derselben Stellung nehmen zu sollen glauben. Der mit der Panamacanalsrage betraute Congreßaus- schuß, vor welchem in der ersten Hälfte des Mürz unter Anderen auch Hr. v. Lesfeps erschien, hat zwar noch keinen Bericht erstattet, aber vorläufig eine Re solution eingebraast, welche sich in dieser alle Handels nationen gleich angehenden Angelegenheit nicht nur entschieden auf den Standpunkt der sogenannten Monroe- doctrin stellt, sondern geradezu nicht nur das Pro tektorat, sondern auch das Verfügungsrecht der Vereinigten Staaten über jeden Verbindungsweg zwischen beiden Weltmeeren in Anspruch nimmt, „es werde derselbe nun in Panama, Nicaragua oder sonstwo gebaut oder hergestelll." Es heißt in dieser „Principienerklärung" (deren Annahme durch den Congreß sehr wahrschein lich ist) sernerhin, daß „in Betracht der Größe des Interesses, - der Canal möge gebaut werden, von wem er immer wolle, und welcher Nationalität auch die ihn anfangenden, sortsetzenden oder vollendenden Corpora- tionen fein oder woher auch die Quelle ihres Capitals kommen möge, es die Pflicht der Vereinigten Staaten sei, ihr Recht des Besitzes und der Controle desselben in Anspruch zu nehmen und aufrecht zu erhalten, so bald dies ihrer Meinung nach nothwendig werde." Auch wird der Präsident ersucht, die nöthigen und ge eigneten Schritte zu thun für die Abschaffung irgend welcher bestehenden Verträge, deren Bestimmungen mit dieser Princ.pieneiklärung m Widerspruch stehen mögen. In Ueberelnstimmung damit, aber die wörtliche Bezug nahme auf die Monroedoctrin vermeidend, deren An wendbarkeit auf den Jsthmuscanal vielleicht zweifel haft ist, ließ der Präsident Hayes bei Uebersendung der vom Congresse in Bezug auf die Angelegen heit eingeforderten Corresponbenz eine befondere Botschaft an diesen gelangen, in welcher es heißt: „Die Politik dieses Landes verlangt einen Canal unter amerikanischer Controle. Die Vereinigten Staaten können nicht zugeben, daß diese Controle an irgend eine europäische Macht oder eine Vereinigung euro päischer Mächte übergehe.... Das von Corporatio- nen oder Bürgern anderer Länder in einer solchen Unternehmung angelegte Capital muß naturgemäß den Schutz einer oder mehrerer der großen Weltmächte suchen. Keine europäische Macht kann behufs eines er es so tief und schmerzlich empfand, wenn Andere ihre Pflichten verletzten und Unrecht thaten; es war seine Fähigkeit, an Allem Interesse zu nehmen, sich an Allem zu beth.iligen, welche die Quelle dieser sei ner gesegneten Empfindung über die Ewigkeit war. Er war bereit, zu leben, und bereit, zu sterben, „„nicht weil ich glücklicher zu sein wünsche"", wie er oft be merkte, sondern weil er eben wirklich bereit war, zu gehen. Er that das Rechte nicht um der Belohnung jenseits dafür, sondern, wie er stets sagte, „weil es recht sei". Plastik. In dem Atelier des Bildhauers Pro fessors Bolz in Karlsruhe wird gegenwärtig die letzte Hand an das Kolossalthonmodell des zweiten, des siegen den Löwen für das Siegesdenkmal zu Hannover gelegt. Der „König der Wüste" ist dargestellt, wie er nach bestandenem siegreichen Kampfe sich zur Ruhe ausstreckend, nach einer etwa von Neuem drohenden Gefahr ausblickt. Die mächtige linke Tatze ruht aus der eroberten Siegestropiche, auf dem zerbrochenen Speerschast eines französischen Feldzeichens. Das Haupt mit der wallenden Mähne ist hoch aufgerichtet und zurückgelehnt, aus den weit geöffneten Augen spricht nicht die Ermaitung nach dem soeben durchge- kämpsten Strauße, wohl aber ungebrochene Lust, einem neuen Angreifer mit derselben Entschlossenheit, mit derselben Tapferkeit entgegenzutreien, wie dem soeben niedergeworfenen Gegner. D>: Composition des riesi gen ThiereS ist vorzüglich gelungen, Muskulatur und Körperstellung markircn trefflich die nur scheinbare Ruhe de- Löwen, der jeder Zeit bereit ist, von seinem Lager aufzuspringen und der dräuenden Gefahr die solchen Schutzes interveniren, ohne Maßregeln auf diesem Continent zu ergreifen, welche den Vereinigten Staaten als vollständig unzuläßlicherscheinen müßten." Der New-Aorker Berichterstatter der „Neuen Preu ßischen Zeitung" bemerkt zu der nordamerikanischen Agitation gegen das Lesseps'sche Project: „Resolution wie Botschaft enthalten jedenfalls eine völkerrechtliche Theorie, die von den Großmächten Europas schwerlich gebilligt werden wird. Weshalb sollen dieselben nicht ebenso gut als die Union ein Recht haben, mit sou veränen amerikanischen Slaaten internationale Ver träge abzujchließen? Wenn die Vereinigten Staaten nur unbedingte Neutralität des Canals unter allen Umständen verlangen, so wird gewiß keine der euro päischen Mächte dagegen Einspruch erheben, da ihnen ebenfalls an dieser Neutralität gelegen sein muß; etwas Anderes ist es aber, wenn die Vereinigten Staaten „„den Besitz, die Leitung und Verwaltung"" als ein ihnen zustehendes Recht beanspruchen. Dieses Auftreten des Congresses und des Präsidenten hat natürlicher Weise den Bericht des Congreßcomites über den kläglichen Zustand der amerikanischen Ma rine wieder in den Vordergrund gebracht. Es wird mit Recht hervorgehoben, daß das brüske Auftreten der Vereinigten Staaten bezüglich des Panamacanals in keinem Berhältniß zu ihrer gegenwärtigen Machtstellung zur See stehe, daß jene nicht im Stande seien» die Monroedoctrin gegenüber einer der großen Seemächte aufrecht zu erhalten. Daß Amerika un Personal und Material alles Erforderliche in reichem Maße besitzt, um eine der ersten Marinen der Welt zu schaffen, wird Niemand in Abrede stellen; aber die Schiffe sind nun einmal nicht da, Dank der traurigen Verwaltung, die trotz der Verausgabung von mehr als 200 Mil lionen während der letzten 12 Jahre fast nur alte unbrauchbare Kasten aufzuweisen hat. Kriegsschiffe lassen sich nun einmal nicht im Handumdrehen Her stellen, und so müssen sich die Vereinigten Staaten schon den Vorwurf gefallen lassen, daß sie den Mund gar zu voll nehmen, ohne im Stande zu sein, ihren Worten Nachdruck zu verschaffen." — Die „New- Zjorker SlaatSzeltung" schreibt: „Welchen Ein druck zu Gunsten seines Canalprojectes Hr. v. Lesfeps auf die hiesigen Capitalisten gemacht hat, das muß sich erst nach und nach Herausstellen. Aber eine Ver- muthung über den Umfang desselben anzustellen, ist wohl schon jetzt erlaubt. Und diese geht dahin, daß, wenn Hr. v. Lesseps mit großen Hoffnungen h.erher- gekommen ist, er enttäuscht werden dürfte. Hr. v. Lesfeps hat die New Zjorker, und die New Zorker haben ihn nicht verstanden, letzteres nicht blos deshalb, weil er nur französisch zu ihnen sprach. Fürst Bismarck durfte wohl mit Erfolg zu Hrn. Thiers deutsch reden, als er m der Lage war, zu dictiren; allein wenn Einer als Bittender kommt, so sollte er den Leuten, die ihm ihre Börsen öffnen sollen, wenigstens die Höflichkeit erweisen, sie in ihrer Muttersprache anzureden. An statt dessen hatte Hr- v. Lesseps sich im Voraus eine Art veni, vidi, viel-Programm ausgelegt, und er ließ sich auch in die Beibehaltung desselben hinein täuschen, weil er die Ovationen, die dem ehemaligen Erbauer des Suezcanals galten, für Ehrenbezeugungen nahm, die dem zukünftigen Erbauer des ChagrescanalS zugedacht seien. Wir haben bis jetzt absichtlich ge schwiegen, sowohl um in die Lesseps-Feststimmung keinen Mißton zu bringen, als auch um ihm selbst jede mög liche Chance zu lassen. Jetzt, nachdem er sort ist, dürfen wrr frei herausjagen: so lange im eigenen Lande das Capital noch Gelegenheit für ebenso gut und besser verzinsliche Anlagen hat, wird es sich diesen zuwenden und trotz Monroe- und anderen Doctrmen es Hrn. v. Lesseps sreistellen, den Canal mit europäi schem Gelbe zu bauen. Und ferner: wie groß auch die Vortheile eines JsthmuScanals für den Handel im Stirn zu bieten. Es war dies bei den kolossalen Dimensionen des Modells keine leichte Aufgabe. Die Formen des gewaltigen Thieres sind edel und schön. Das Modell wird bald nach Ostern in die Gießerei wandern. Theater. Ein neues, fünfactiges Schauspiel von zwei bisher unbekannten Autoren, Malard und Char les Tournay: „Ollien d'^veuglv", („de- Blinden Hund"), welches soeten in dem sogenannten „Dritten Theatre franyais " am Boulevard - du-Temple zu Paris, einer Bühne, die seit Jahren hoffnungslos vegetirte und eines besseren Schicksals werth war, zum ersten Male aufgeführt wurde, wird von der Presse sehr gerühmt. Das Stück, urlhellt Vitu, ist den besten Werken Dennery's und anderer Meister der Gattung ebenbürtig. * Im Jahre 1874 erregten einige Ziffern aus der Statistik des preußischen Umerrichtsminffteriums über die Frequenz der höheren Lehranstalten berech tigtes Aussehen. Es war nämlich berechnet worden, daß auf jede- Tausend der evangelischen Bevölkerung Preußens 6, der katholischen Bevölkerung 3, del jüdi schen Bevölkerung aber 40 Schüler höherer Lehran stalten kamen. In Berlin selbst gehörte zu jener Zeit nahezu der vierte Theil der Schüler höherer Lehr anstalten der jüdischen Religion an, während die Juden selbst in Berlin doch nur den 22. — m ganz Preußen gar nur den 75. — Theil der Bevölkerung auSmachten. Nach der Erhebung der sächsischen Unterrichtsmini steriums von 1878 zeigte sich em ganz ähnliche» Berhältniß auch im Königreich Sachsen. Es kamen
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