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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.09.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070925023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907092502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19070925
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907092502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-25
- Monat1907-09
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Dies«» Blatt »lrb »«« Lesern »«« Lre«b«n «»» U«,k»av, ,« La«« »«rher btrell» al« Hden<lH«rgabe ««gestellt, «L-r««b «» die Vost.«ston«»nten a» Marge« t» «t«er »rsamtauggabe erhalte«. S1. A-rglM-. 266. «M» »I1«OI r t» «t» »«, L»««r» »»» «m r»«> ^ O»a»ai»n «d-»H-«xe- «a« «Holten »toox». wtntoen «eitler mit da «»r,n>.»,ä«>», ,ulamm»n «och«,« ii» Mt text lich« Qt,,ll,n»n«o»« Nach».«» M. IW,. — llnoerla»»«» MoollstN»« Mittwoch, 2L. September 1W7. Telegramm-Adresse: Xachrtchtea Dresden. Keg^ürrSet 18LV Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. L^auxtgeschäft-steller Marienstras?e 58/40. Fernsprecher: Rr. U und 20S6. >«»etge« -Toris Lnnahme »on AtttOn. dtaungsn bt» nachm 8 Uhr. Sonntags M'r «arteilsttase Ä »o>, N bw »/,1 Uhr Dl«- etnjpalttae GrundzeUe ^ca. 8 Sttden» A> Pf . Familien ^ dla«LnchU,i 20 Vf ; SefchLft-.«, Zeigen auf der Pnvar seile Zeile 30 Pf.; di^ .«eispalUge Zette a: rextseü« 60 Pf. Nummern noch Lonn und ^eiertaqc'N di»' einspaltige Grund^i!« 30 Pj.» a»»s Privatfene 40 Pf., damiltenllach richten die G undzelle. 2^ Pf. — 2u4ivortlge Aufträge nur gegen Dorau-Lezahlung — Jedes Belegblatt kostet 10 Pfennig«- Vornieltvln, Verknptvrn, Vvi>mv88inxvn, Vvpxvlclvn, Versilbern ete. alle,' »letnII^eMnstäncle >. VrvsÄirvi' V«i'i»1vlLliLnzr«-^i»'«1»It OHO IsllWStLL. Vmikvmmtr»»,«« I S. ^ « 6/^i.^I^I^ 34 Lefisoss-Ltrssss 34. ^ r>ai»»tz,I««;I»v Mrui«t«>i»»taUnag: r Oaurdvt, AIon«t, I'Wsarro ete. >. ««sinnet von v—7 Iltii, 8onntax» von Lt—2 TIttr. Iü-v srt^zs Lefoi?. Z«r sächsischen Wahlrechtsfrage liegt ein neuer Vor schlag von Kammerherr von Blumenthal vor. Der Rat zu Dresden hat einer Neuregelung der An stellung»» und Besoldungs-Verhältnisse ver schiedener Gruppen städtischer Beamten und Arbeiter zugcstimint. Kaiser Wilhelm ist in Rominten eingetrosfen. Der Zustand des Großherzogs von Baden ist un verändert ernst. Dernburg ist wohlbehalten wieder in Mombasa einge- trofsen. Zn Batum wurde der Walt von Wan überfallen und tödlich verletzt. In Marokko wurde eine Karawane ausge plündert. Der Direktor der Jenaer Universitätsklinik Kessel ist gestorben. Der ungarische Maler Gyula Tornai erösfnete bei Richter eine Sonder-Ausstellung nach japanischen und indischen Motiven. Der Lloyd-Dampfer „Kaiser Wilhelm II." fuhr zwei Knoten schneller als der englische Dampfer „Lusitania". Zm Thüringer Wald sank die Temperatur in der Nacht zum Montag aus 5 Grad unter Null. Lissabon wurde gestern von einem heftigen Ge witter heimgesucht. Neueste Drahtmeldungeu eom 24 Scplbr. Die Kaiserrede in Memel. Memel. Bet Lern Ehreutrunke im Nathanse hielt der Saiser gestern folgende Rede: Mein lieber Herr Ober bürgermeister! Ich bin Ihnen sehr dankbar für die Ein ladung. die Sie an Mich haben ergehen lassen, und spreche Ihne» mein« vollste Anerkennung aus für die würdige, schöire unb zu Herzen gehende Feier, mit der Sic das Au- denken Vieiuer erlauchten Urgroßeltern geehrt haben. Ich dank« der Bürgerschaft für den schönen, lvarmcn Empsang und für die Ausschmückung der Stadt. Das Jahr 1807 lehrt un», bah die Bewegung des BolkeS ihren Grund und ihre Quelle fand, als das Volk sich auf sich selbst besann. Als die schweren Scyicksalsschläg« es traten, hat es nichl, wie sonst wohl t» der Geschichte der Völker geschehen, sich empor gebäumt in Undankbarkeit gegen das Herrscherhaus, sondern hat sich, dem Beispiele des hohen Königspaares folgend, unterworfen und hat in seiner Ergebung aner kannt. daß die strafend« Hand Gottes ihm eine Prüfung auscrlegt habe. Diese Erkenntnis hat das Volk zur Ein kehr geführt: und die Einkehr hat zur Folge gehabt, das, cS sich aus daS Wort Gottes besann, mit einem Worte, das, es zur Religion zurückkchrte. Unsere Vorväter haben Gokle- Wort gelauscht. Sie haben ihm gehorcht und habe» ihm vertraut: und er hat sie dafür nicht im Stiche gelassen DaS ist in kurzem die Lehre, die wir ans dem Jahre 1807 zu ziehen haben: Das gemcinsaine, feste Gottvertraucn des Königshauses und seines Volkes, das Erkennen des gött lichen Willens einst in der schwersten Zeit hat uns wieder ciupvrgeführt. Und nun denke Ich: Wie steht das Jahr M7 dazu? Luisens herrlichem Sohne, dem Großen Kaiser, ist eS inzwischen durch göttliche Gnade vergönnt morden, daS Werk zu Ende zu führen, zu dem in schwerer Zeit in herrlichen Kämpfen die Vorfahren Len Grund gelegt haben. Wie sie freudig zum Schwerte gegriffen haben, um ihre heilige Muttererde wieder frei zu kämvfcii, so hat er dem Wunsche der damalige» Zeit endlich entsprechen können und unser grobes deutsches Vaterland geeinigt. Memel ist nicht mehr die Grenzstation Preußens, sondern des Deutschen Reiches. Der Grundstein, der in schwerer Zeit zusammengehäinuiert wurde, wurde durch Gottes Gnade auch der Grundstein des Dcnischcn Reiches. Wenn nun daS Jahr 1007 und seine Zeit dem Jahre 1807 gegenüber wohl friedlich geworden ist. so können wir doch mit Be stimmtheit sagen, das; auch wir in einer großen Zeit leben. Die kräftigen, überraschenden, uns fast unverständlich schnellen Fortschritte unseres neu geeinten Vaterlandes rns allen Gebieten, die erstaunliche Entwicklung in unserem Handel und Verkehr, die groharügen Erfindungen ans dem Gebiete der Wissenschaft und Technik sind eine Folge der Wiedervereinigung der deutschen Stämme zum gemeinsame» Vaterlandc. Sollen wir nun im Stolz, um nicht zu sagen im llebermut. über diese unbegrenzte Entwicklungsfähig keit unseres Volkes ansangen, den llrguell der Stärke zu vergessen? Ich meine: Nein! Je mehr wir in der Lage sind, eine hervorragende Stelle aus allen Gebieten in der Welt zu erringen, um so mehr soll unser Volk in allen seinen Stünden und Gewerben sich daran erinnern, daß auch hierin das Walten der göttlichen Vorsehung zu er kennen ist. Wenn unser Herrgott unserem Volke nicht noch große Aufgaben gestellt hätte, dann würde er ihm auch nicht so herrliche Fähigkeiten verliehen haben. Wir wolle» also im Hinblicke aus diese Entwicklung unseres Volkes zum Himmel emvorblicken. dankbar für die Gnade, die er uns erweist, indem er uns für gut hält, seine fürsorgen- dcn Zeichen uns zu teil werden zu lassen. Wir wollen aus alledem lernen, daß auch heute in einer hohen Blütezeit wir an dem alten Quell fcstzuhalten haben. Auch heute gilt es wie vor hundert Jahren: Erst den Blick nach oben empor zu richten in dem Verstehen, daß alles, was uns blüht und was uns gelingt, durch Fügung von oben er wirkt ist. Und so wollen wir im Erkennen der göttliche» Fügung entschlossen wirken, solange es Tag ist. Dann kann jeder an seine Beschäftigung gehen, der Gelehrte an seine Bücher, der Schmied an seinen Amboß, der Bauer an seinen Pflug, der Soldat an sein Schwert, unb sein Ge werbe so treiben und so führen, wie es einem braven Christen und Deutschen ziemt. Dann werden wir Männer der Tat sein. Ein entschlossenes Volk, de» Blick nach oben gerichtet, vorwärts strebend mit dem Bewußtsein, daß eine große Pflicht und Aufgabe uus zugeteilt ist! Die hiesige Stadt, der es durch des Himmels Fügung bcschicdcn ge- wesen ist, so große Momente zu erleben, und die. wie Ick mit Freude konstatieren kann, mit warmer Hingabe und warmem Patriotismus das Andenken jener Tage heilig hält, möge blühen und gedeihen! Sie möge auch, was an ihr liegt, dazu tun, daß alle Bürger und Kinder in diesen Grundsätzen leben und erzogen werden. Dann wird cs auch mit der Zukunft von Memel gut bestellt sein, dem Ich Gottes Segen von ganzem Herzen wünsche!" Zur Erkrankung des Großherzogs von Baden. Karlsruhe. S Uhr vormittags. Beim Groß herzog ist die heutige Nacht ruhig verlausen, und nach starkem Schweiß ist die Tcmvcratur. die gestern aus 38,1 Gr. gestiegen war, auf 30,6 Gr. hcruntergegangen. Im übrigen ist der Zustand unverändert ernst. Gez. Dr. Fleincr, Dr. Dreßler. Zur Lage in Marokko. Paris. Wie der „Matin" berichtet, wird General Drude den Angriffskrieg gegen -ie unbotmäßigen Stämnre tatkräftig fortsetzen. Er sei wegen der weiten Entfernung des Wohnsitzes dieser Stämme ermächtigt worden, eine Expedition auch Uber die Dauer eines Tages hinaus zu unternehmen. — Wie das „Journal" aus Casa blan-ca meldet, haben sich die Stämme mit ihrer Eni waffnung erst einverstanden erklärt, nachdem ihnen de, Schutz Frankreichs gegen die Angriffe der aufrührerischen Stämme versprochen worden war Paris. General Drude hatte kürzlich nach Paris das Ersuchen gerichtet, ihm einen tüchtigen Reiteroffizier als Befehlshaber der gesamten Kavallerie zn senden. Major F-retay vom 1. Regiment der be rittenen Jäger ist dazu auserschen und begibt sich im Laufe dieser Woche nach Casablanca. Paris. Wie aus Algier gemeldet wird, ist 80 Kilo meter von Taghit entfernt eine große Karawane voll ständig a u sg ep l ü n d c r t worden. In dem Kampfe gegen die Räuber wurden drei Mann getütet und einer schwer verwundet. Berlin. lPriv.-Tel.j Der Herzog von Monr oe ns i er. Schwager des Königs von Portugal, weilte gestern hier. — Heute früh tras der Prätendent auf die portugiesische Krone. Dom Miguel von Brag auza. in Berlin ein. — Der frühere russische Minister des Innern Durnowo hat der Ncichshauptstadt einen mehrtägigen Besuch abgcstattet. Seit drei Tagen weilt auch General leutnant a. D. Stössel mit seiner Tochter in Berlin. Er beabsichtigt, ein Sanatorium aufzusuchen, da er herz- leidend ist. Berlin. Bei einem Brande in einer Kellerwohnung in der Lübeckerstraße sind heute mittag zwei Kinder ucrbrann t. Sie hatten mit Streichhölzern gespielt, wo bei die Kleidung Feuer fing. M agdeburg. Heute vormittag wurde hier in Gegen wart der staatlichen und städtischen Behörden das auf dem Platze der alten Hauptwach« errichtete Denkmal Otto v. Guerickes enthüllt. Der Landtagsabgeordnete Geh. Kommerzienrat Zuckschwerdt übergab das Denkmal Len städtischen Behörden. Oberbürgermeister Dr. Leutze über nahm es in Seren Namen. Köln. Wie die „Köln. Ztg." aus Newyork meldet, hat nach einer drahtlosen Depesche deS Kapitän» des Lloi, ddampfcrs „Kaiser Wilhelm II." der Dampfer gestern 14 Stunden lang über 24 Seemeilen tu der Stunde zurückgclcgt: das Schiss hätte, wenn nicht Nebel eingetreten wäre, einen neuen Rekord für die Fahrt von Cherbourg nach Newyork ausgestellt. Die „Lusitania" hat auf der Rückreise bis jetzt durchschnittlich 22 Knote« stündlich gemacht. Köln. lPriv.-Tel.j Zu den Messerstechereien gelegentlich des polnischen Festes in Mörs wird noch ge meldet, daß außer dem getöteten polnischen Bergmannc mehrere andere Personen durch Schußwunden schwer, wie der andere leichter verletzt sind. Auch von den Polizei- bcamten befinden sich mehrere durch Schutz- und Stichwun den schwer verletzte im Krankcnhause. Die Abhaltung einer polnischen Festlichkeit in Hochemmerich, wo eine größere Anzahl polnischer Vereine erscheinen wollte, wurde Polizei lichcrscits untersagt. D armstad t. Heute vormittag wurde hier unter dem Vorsitze des Professors Dr. Strzygowski-Graz der achte Internationale Kun st historische Kongreß er öffnet. Tanga. Staatssekretär Dernburg ist gestern abend aus Mombasa wohlbehalten hier eingetrosfen und unternimmt heute eine Fahrt über die gesamte Strecke der Usambara-Bahn. an die sich in den nächsten Tagen ein Be such von Pflanzungen des Bersuchsgartens in Amani an Kunst und Wissenschaft. s Mitteilung aus dem Bureau der König! Hof theater. Im vchausptelhause wird morgen da» Schau spiel „Die rote Robe" von Brieur nach längerer Pause wieder anfaetuhrt. Die Besetzung ist die folgende: Panetta: Frau Sal- Imch. Mouzon: Herr Stahl, Pierre: Herr Frodöse, Mondoubleau: Herr Gunz, Dupoel: Herr Bauer, Rosa: Frl. Dtacono, La Bouzule: Herr P. Neumann. Bridet: Herr Rene. Neu besetzt sind die folgenden Rollen: Vagret: Herr Möller, Frau Etche- pare: Frau Bleibtreu, Blanc: Herr Egaerth, Bunerat: Herr Hühner, Frau Bunerat: Frau Firle, Bertha: Frl. Werner. Benoit: Herr Iaedicke. — Die nächsten Wiederholungen von Hebbels „Nibelungen" in der neuen Inszenierung und Ausstattung finden Donnerstag, den 26., und Sonntag, den 2b. September, außer Abonnement statt. Auch die erste Wieder holung am Sonntag, den 22. September, fand vor nahezu aus verkauftem Hause statt. s* Frau Sigrid Arnoldson ist von der König! Gcneraldirektiou für zwei Gastspielabcnde ansang November L. I. für die Hofoper verpflichtet worden. s Herr Professor Paul Martin- Paris hält in seiner Wohnung, Zinzendorfstraße 2. 2., im Oktober d. I. eine Reihe je «instündiger französischer Borträge ab. Mit Donnerstag, den 3. Oktober, nachmittags 4 Uhr. beginnt der Bortrag: „Geschichte des französischen Roman»". An ihn schließt sich von ^6 Uhr ab: „Ausdrucksvolle» Lesen". Freitag, den 4. Oktober, gleichfalls um 4 llhr nimmt die BortragSreihe über: „Die französische Frau" ihren An- sang. Letzterer Dortrag ist ausschließlich für Damen be stimmt. Japan und Indien. So«Lerau»ftellung von Gyula Tornai in Lmtl Richter» Sunstsalou. Die v«»eifteru«g für japanisch« Kunst «uh Kultur, di« seit den sechziger Jahren einsetzt« nutz sich von Frankreich au» über ganz Europa verbreitete, indem sie überall mehr oder weniger zur Modesache wurde, ist glücklicherweise be reits wieder im Abflauen begriffen. Man fängt nachgerade an, darüber nachzudenken. wie weit sich der Japonismus mit unseren Bedürfnissen verträgt, und lernt mehr und mehr, Las Echte von dem Falschen, Las gleichzeitig in Massen aus dem Sonnenlanbe zu uns hcrliberströmte, zu unterscheiden. Kurzum, der kritische Sinn ist auch den japanischen Dingen gegenüber wieder errvacht, und es be darf schon recht beträchtlicher Reizmittel, um bi« ermüde ten Sinne auss neue zu einer lebendigeren Teilnahme an den japanischen Herrlichkeiten und Seltsamkeiten auszu stacheln. Die stattliche Sammlung von Ansichten japani scher und indischer Tempelbauten. Bildnissen und Bolks- szenen, die der ungarische Maler Gyula Tornai aus seinen mehrjährigen Wanderfahrten, namentlich in Japan, ausgenommen und durchgängig mit großem Fleiß und peinlicher Sauberkeit durchgestthrt hat, kommt daher etwas spät zu uns. Das ethnographische Interesse, das diese lange Reihe von Gemälden in Richters Kunstsalon ohne Zweifel beanspruchen kann, ist für viele Besucher schon längst aus vielen anderen Quellen übersättigt und das eigentlich Künstlerische kommt bei ihrer Betrachtung nur wenig zu ihrem Rechte. Denn obwohl Tornai die Tech nik seiner Kunst vollständig beherrscht und offenbar eine gute Schule durchgemacht hat, so fehlt ihm jedoch die eigenartige Persönlichkeit unb der leidenschaftliche Wirk- lichkeitsstnn, der die orientalischen Schilderungen des Russen Wereschtschagi« seinerzeit so fesselnd machte Tornai beobachtet mit der gewissenhaften Genauigkeit der volkskundigen Forscher, aber ihm fehlt das Tempera ment Le» rassigen Künstler», da» sich bei ihm noch am meisten in der Beachtung besonderer technischer Voll kommenheiten. z. B. in der Ausführung bestimmter Bau- teile und Muster zeigt. Ausfallen muß an seinen Ge. mälden. wie wenig er sich verhältnismäßig von der Technik der Javaner angceignet hat. Während diese durchaus die Hellen Farben lieben und mit dev sparsamste« Mitteln audeutuvaLweike viel ««»»»drücken vermögen» bevorzugt Tornai die dunklen Farben und schenkt sich in der Darstellung der Stoffe, Holzbauten, Me tallftguren un- Gerätschaften auch nicht die geringste Klei nigkeit. Seine Lieblinässarbe, die in den meisten Bildern vorherrscht, ist ein effektvolles, äußerst sattes Rot. Sicher lich dient cs dazu, die Leuchtkraft seiner Gemälde zu heben und Len Eindruck des Fremdartigen und Exotischen zu stei gern. Ob scLoch gerade die Verwendung dieses Mittels die Echtheit seiner Schilderung im höheren Grade wahrscheinlich macht, wird derjenige bezweifeln, -er weiß, wie sehr die ',Fo paner allem Grellen und Aufdringlichen in ihrem Farbcngc schmack aus dem Wege gehen. Dazu kommt, Latz infolge dieser Bevorzugung einer einzigen Nuance die an und für sich in stofflicher Beziehung ungemein reichhaltigen und die bunteste Fülle Lcr Gesichte aufweisenLcn Gemälde einen merkwürdig gleichförmigen Eindruck machen, so daß einem schließlich beim Verlassen des Saales alles rot vor Len Auge» flimmert. Im einzelnen ist übrigens aus manches gelungene Stück hinznweisen. Da ist vor allem die reizende, als „Gratulantin" bezeichnet«: junge Japanerin mit der Blumcnvase in reich gemustertem faltigen Seidenkleid zu nennen, in deren Mienen man sogar etwas von einem per sönlichen Seelenleben lesen möchte: da ist ferner der „Rhododendron-Tanz" der zierlichen Geisha, die ihre Fächer und Sonnenschirm« in eleganten Bewegungen wenden und drehen, Latz cs eine Lust hat. Weniger anmuten- erscheint der Tanz einer Bajadere mit ganz entblößtem Oberkörper, doch gehört ja Liese Szene nicht nach Japan mit seinem Buddha-Kultus, sondern nach Indien in einen Tempel des Brahma. Daß indessen auch in den japanischen Kultus Vorstellungen Lie groteskesten Dinge mit unterlaufen, er sieht nmn aus der „Biston der Wiedcrvcrgcltung". in der ein schlimmer Ton Juan Altsapans das Gesicht seiner früheren Geliebten, üic an Häßlichkeit nichts zn wünschen übrig läßt, erdulden muß. Um so zierlicher nimmt sich Lanehen daS „Ein hoher Besuch" betitelte Gemälde ans, «ms dem wir Leu verspeMvisch wundervoll wiedevgegebene«
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