Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000123020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900012302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900012302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-01
- Tag1900-01-23
- Monat1900-01
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»Lo I S51. k . I S'« 4» 587.— >1142,- — > I 23.30 st I — vr» k>lio»t>e-> >r ts«t: sacN U 'rr»ii,i>or' i ltvltvr »ui !. Lw. 5.Ü-1I. M.lj. äo. 42S 338 415 575 8udi«. r.-L-t.! 134 ' ?»ciüv! 74'^ 1.7H.8 u. 10 L v. 3 >.1,ieu issub. 88,80 87.— »4,40 100,25 100,SO 83- S8,I0 103,30 85.4 > 88 30 16,24 tütso. ü«at» cktr.18 I-»eiL rr»Ib. vmoo b»ÜL 113.7S 75.— 143,40 83.40 78,50 207,— «6ird. »all ÜLLll vLUK 114,50 148,50 138.75 1S4.7S 135,25 oMc. ,d.8«6 :«a»ek »»oUk. Slktv. 0-^ 81r»«d Vulter tsLk.k uNx« wt-VV. I-itUllK. Ivkkbr. Öötil. ;.V.L. jrk-L. Oi-nd. miuzsp liiies llOIsek illselkd. »brrsil ..»liitU V.-L. 6as» «t 188,75 132,— 1762S 132.— 68.50 181,SO 82,LS 110,7S 208,— 224.— 181,75 21450 188,80 171,— 288.— 81,10 142,— 227,— 620,— 228.25 178,80 125,— SS,25 183.75 168.50 1"1,— 208,7k 178,80 264,— r»e» ÜollLts r« 8 1>. Ll»n»ts .n 8 r«. kLllllll. >s So. S4.SS 215^75 213,20 215,85 84,60 218,4b m-VViru isuulsld sr iä»r irr« Istioa ircvea 4 ruLwit kaum 285.25 138,80 258,60 384 SO 185.75 206.25 224,75 158,— 127,80 123 SO 1LS,— r. , illu.L«»ev/8udr arudr-, lroclc verboten > «eia vri«k - 34700 35000 —— 7800 - , — 225 k. — - 4750 - . - 3300 16S00 16700 2675 2725 3425 3500 2S00 2850 - 4700 4775 - 11200 11400 18000 - — - 8900 cd 11650 11825 702, —— 14300 14450 4875 4850 4275 4375 660 700 rl. — 1500 - 4000 4075 - — 1425 —— 1500 3525 2600 4150 422' 13700 14050 r«v — 1125 Ls 2725 2800 . - 3850 422c> . - — 100 . - 4850 5100 —— 200 — 23350 — 1325 - - — 4875 - . 3700 - - » - . — 15 - » , . — 12550 700 . 7S0 825 1000 - » 4075 4200 M » — 15500 1S7S 1430 reeuodt nv<1 döber Von LeUvertden risbeoä, äexeren b!r»kll»e» Lutuen »a»r. (k»I1 0,04>. s«ev» o,o«. > <^aed» 0,01). luob» 0,86). von 8t. Idow»,, MI> ^X»tar>»-, In »U« vier K«od- o»ei» X1«x»osri«>. I» (21/1) ,6«v»<U»-, er oeed Uemdnrx, 71) »koiert«- v«ot> >n» <18 I) ,6«oriri»" oark Xev Orleeoe, 4k Lewd -Xwerik» neäewpkbr „Souu»' in Sr«a»«v, ok in l-etpiie, ir <28/11 »Oer»" von >, io 8r»n>«rb»v«ii I) ,V«uo»r" vou ob Vokok»m», von n»ck Oevu», voo «/» »Stil«" n»vb Bezugs-Preis kn der Hauptexpedition oder den im Stabt bezirk und den Bororten errichteten Aus- oabestellen abgrholt: vierteljährlich ^ts.-öO, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau» ü.öO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: virrteljäbrlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandiendung ins Ausland: monatlich 7.50. Tie Morgen-AuSgabe erscheint um '/-? Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. Nedaclion und Lkve-ition: Johannisgasse 8. DI»Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. klemm'» Sortim. Universitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und Königsplatz T. Abend-Ausgabe. UciWM TaMalt Anzeiger. Ämts ölalt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes nnd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Dienstag den 23. Januar 1900. Anzeigeit'PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem Redoctionlstrich (4g*» spalten- LO vor den Familiennachrichtrn sügeipalten) 40^. Größere Schrillen laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffern!«» nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördenrng -^> 60.—, mit Postbesörderung ^li 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Lvrmittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag« 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »ine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 9l. Jahrgang, Politische Tagesschau. * Leipzig, 23. Januar. Daß erste Lesunzen von Gesetzentwürfen, wie die Unfall versicherungsnovelle, nicht« besonders Anziehendes für solche Mitglieder de» Reichstags haben, die von diesen Ent würfen persönlich gar nicht oder nur sehr wenig berührt werden, ist natürlich. Aber die Herren Reichstagsabgeordneten sind doch nicht ihres Vergnügens halber mit Mandaten beehrt worden, am allerwenigsten von jenen Bevölkerungsschichten, dir an dem Ausbau ter socialen Reformgesetze ein ungleich größeres Interesse haben, als an dem AuSgang von Schau turnieren zur Befriedigung de« Ehrgeizes der Redner. ES stellt daher weder dem Pflichtgefühle, noch auch der Klugheit der überaus zahlreichen, nach Ablauf der Legislaturperiode oder nach einer Auslösung auf Wiederwahl rechnenden Ab geordneten, die gestern durch Abwesenheit ohne genügende Gründe glänzten, ein günstige» Zeugniß aus, daß sie es kaum zwei Dutzend Eollegen überließen, sich über die Unfall versicherungsnovelle zu unterhalten. Diese Unterhaltung war dann wenigstens — von dem socialbemokratischen Redner abgesehen — eine streng sachliche und eröffnete zugleich der Vorlage eine günstige Aussicht. Mit Ausnahme deS Abgeordneten Stadthagen erkannten sämmtliche Redner an, daß mit der Vorlage ein wesentlicher Fortschritt im Interesse der Arbeiter gemacht werde. Man sah in den Vorschlägen der Regierung em annehmbares Compromiß mit den Beschlüssen der ReichütagScommission von I8ll7, und auch die konservative Partei kam soweit entgegen, daß sie ihre Bedenken gegen die örtlichen Schiedsgerichte zurückslellte unter der vom Abg. Freiherrn von Nicht Hof en aus gesprochenen Bedingung, daß die andere Seite keinen Wider spruch gegen die Hinzuziehung besonderer landwirthschaft- licker Beisitzer bei landwirtbschastlichen Fällen erhöbe, welche Bedingung der Abg. Rösicke Namens der Linke» acceptiren zu könne» meinte. Von diesem wie vom Centrumsredner Abg. Trimborn wurden die örtlichen Nentenstellen, die der Staatssekretär seiner Zeit für die ganze Arbeiter- versicheruug als Unterbau inS Auge gefaßt hat, mit lebhaftem Bedauern in dieser UnfaüversicherungSvorlage vermißt. Graf PosadowSty, der erst am Schlüsse der Sitzung das Wort nahm, bekannte sich nach wie vor zu dem Gedanken der obligatorischen Rentenstellen, erinnerte aber daran, daß der Reichstag die fakultative Einrichtung an Stelle der von der Regierung vorgeschlagenen obligatorischen gesetzt hat. Bei dieser Sachlage sei es richtiger, erst abzuwarten, wie die Nentenstellen, wo sie eingerichtet werden, sich bewähren, und erst dann eventuell auf den ursprünglichen Plan zurückzukommen. Die Ausdehnung der Versicherung auf HandluugSgehilseu, Dienstboten und Handwerker werde der Zukunft überlassen bleiben müssen, weil der Apparat der Berufögcnossenschaflen da für nicht geeignet sei. Die Bestimmungen über die Carrenzzeit zu Gunsten der Krankencassen zu ändern, wie die Abg. Trimborn und Roesicke empfahlen, scheine um so weniger angezeigt, wenn man die BeitragSpfticht im Krankencassengesetze dahin ändere, daß die Unternehmer nicht ein Drittel, sondern die Hälfte zahlen. Um die baldige Inangriffnahme der Reform des KrankencassengrsetzeS zu ermöglichen, schloß der Staats sekretär, möge daS HauS die Vorlage — die an eine Com mission gehen wird — rasch erledigen. Der Abg. Trim born hatte vorher zu Gunsten beschleunigter Erledigung dieser wichtigen Aufgabe auf die Möglichkeit einer Reichstags auflösung hingewiesen. Ob er damit die Gegnerschaft der Mehrheit des Centrumö gegen die Flottrnvorlage an deuten oder nur den BundeSratb nochmals daran erinnern wollte, daß diese Fraktion die Entscheidung in der Hand habe und deshalb besonders berücksichtigt werden müsse, blieb fein Geheimniß. Welchen Eindruck die Jsolirnng der Lorialdemokratie bei der Verhandlung über die Interpellation wegen der Beschlagnahmungen deutscher Schiffe auf die Arbeiterschaft gemacht hat, gehl aus der Art und Weise hervor, wie „Genosse" Bebel in der Sonnabendsitznng des Reichstages jene Jsolirung zu bemänteln versuchte. Bebel wandte gegenüber angeblichen Bemerkungen de» Grafen Bülow ein, daß die Socialdemokratie eine ablehnende Erklärung betreffs der Unterzeichnung der Interpellation nicht habe ab geben können, weil sie von den anderen Parteien nicht gefragt worden sei. ES ist uns keine Auslassung des Grafen Bülow bekannt, die dem „Genossen" Bebel einen begründeten Anlaß zu solchem Einwande hätte geben können. ES kommt in Wahrheit auch garnicht darauf an, ob dieSocialdemokratie eine ablehnende Erklärung abgegeben hat, sondern es bandelt sich lediglich um die Thatsache, daß die socialdemokratische Fraction die Inter pellation nicht unterzeichnet hat. Um diese Thatsache in einem milderen Lichte zu zeigen, suchte Herr Bebel die Streitfrage zu verschieben, indem er etwas bestritt, waS unseres Wissens vom Grafe» Bülow mit keinem Worte behauptet worden war. Wenn „Genosse" Bebel den Anschein erwecken möchte, als ob das Verhalten der socialdemokratischen Fraction auf eine Formalität zurückzuführen wäre, die er gewissermaßen den bürgerlichen Parteien zum Vorwurf macht, so müssen solche Verdunkelungsversuche an den Commentaren zu Schanden werden, mit denen die socialdrmokratiscbe Presse die Ein bringung der fraglichen Interpellation begleitet hat. Der „Vorwärts" nannte die Interpellation „aus der England betze erwachsen" und wehrte sich gegen den Vorwurf der Vaterlandslosigkeit mit der Behauptung, daß „eine Inter pellation, die aus Völkerverbetzung geboren, zu Zwecken der Bölkerverhetzung dienen soll", die vaterländischen Interessen nicht fördern könne. Ist hier schon angedeutet, daß eS der Internationalismus der Socialdemokratie war, der die Socialdemokraten von der Unterzeichnung der Inter pellation abhielt, so geht dies noch deutlicher aus der „Sächsischen Arbeiterzeitung" hervor. Diese behauptet von den Demokraten, Welfen und Polen, die Furcht, von der Chauvinistenpresse als vater- landSloS verschrieen zu werden, habe dazu beigetragen, daß die genannten Parteien die Interpellation unterstützten, und rühmt dann die Socialdemokratie, weil sie eine Ausnahme gemacht habe: „Unsere Fraction konnte doch nicht ein Unter nehmen unterstützen, bei dem heilloser Chauvinismus min destens mitwirkte." — Der Internationalismus der Social demokratie also hat die socialvemokratische Fraction von der Unterstützung der Interpellation abgehalten. Daß „Genosse" Bebel dies in der gekennzeichnete» Art zu verschleiern bestrebt ist, läßt deutlich erkenne», wie unzufrieden die Ar beiterschaft mit der socialdemokratschen Fraction ist, weil sie in einer Angelegenheit von hervor ragender nationaler Bedeutung sich wieder einmal als jeder nationalen Empfindung bar gezeigt hat. Unter diesem Gesichtspunkte ist der Ver- luschungsversuch des „Genoffen" Bebel durchaus zu begrüßen. Wie bereits mitgetheilt, erklärte am Freitag in der Budgetcommisfion des Reichstags der Abg. Professor vr. Hasse, er habe Beweise dafür in der Hand, daß im Postvcrkchr in Oesterreich - Ungarn von österreichisch - unga rischen Beamte» da- Briefgehrimniß verletzt werde; er werde demnächst sein Material dem Staatssekretär zur Verfügung stellen. Die Abgg. vi'. Lieber und vr.Mülber- Sagan bestätigten diese Behauptung ihres uationalliberalen College» und fügten hinzu, daß sie aus Oesterreich Ungarn fast nur eingeschriebene Briefe erhielten, worauf der Staats sekretär v. PodbielS ki energische Schritte in Aussicht stellte, falls er beweiskräftiges Material erhalte. Mittler- weile hat der Vertreter der Wiener „N. Fr. Pr." in Berlin Herrn Professor Haffe besucht und von ihm folgende weitere Auskunft erhalten: „Seit Jahren habe er beobachtet, daß in Oesterreich und in Ungarn Briese auf ost räthselhafte Weise verloren gehen. Vor einiger Zeit habe er sich deswegen bereits an den Staatssekretär des NeichspostamteS gewendet. Dieser habe ihm versprochen, Laß er energisch einschreiten werde, wenn Hasse Beweise erbringen könne. Jetzt habe er Liese Beweise in einer ganzen Reihe von Fällen ge- sammelt und Herrn v. Podbielski zur Verfügung gestellt. Auch liege der Verdacht vor, daß unter Umständen auch Briese er öffnet werden. Dafür glaubte Hasse demnächst die Beweise er bringen zu können." Ebenso hat der Berichterstatter eine Unterredung mit dem Abgeordneten vr. Müller-Sagan gehabt, der geäußert habe: „Im Briesverkehre zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn herrsche zweifellos »ine gewisse Unsicherheit. Briese gehen ver loren, andere tragen Spuren einer versuchten Eröffnung an sich. Am meisten habe er das bei Briefen au» Böhmen beobachtet. Von glaubwürdiger Seite, die aber nicht genannt sein wolle, wisse er ferner, Laß einmal ein versiegelter Bries aus Oester reich angekommen sei. Es sei an diesem Briese sestgestellt worden, daß man versucht habe, mit einem heißen Eisen zwischen dem Siegel und dem Papier des Couverts durchzufahren. Das auf diese Weise verletzte Siegel sei durch ein Siegellack ergänzt gewesen, das von dem Siegel, welches der Absender auf den Brief gedruckt, verschieden gewesen sei." Ferner hat sich die „N. Fr. Pr." an den Genecaldirector der österreichischen Post SectionSchef Neubauer und den Vor stand der nicderösterreichischen Postdirection Hofrath v. Kamt er gewendet, um Auskunft über die Sache zu erlangen. Die Antworten beider Herren sind bereits ebenso mitgetheilt worden, wie die Versicherung des „Magyar Nemzet", daß auf der ungarischen Post Mißbräuche, wie die gerügten, nicht vorgekommen seien. Von gleicher Bestimmtheit sind die Er klärungen der Herren Neubauer und v. Kamler nicht; der erste giebt die Möglichkeit zu, „daß «in untergeordneter Be amter in irgend einem Grenzpostamt sich eine Eigenmächtig keit oder Willkür habe zu schulde» kommen lassen", und fügt hinzu, er habe sich an den Staatssekretär v. Podbielski mit dem Ersuchen um Mittheilung des BeweiSmaterialS gewendet, um auf Grund dieses Materials eine Untersuchung einleiten zu können. Ist nun auch anzunehmen, daß Las von den Herren Prof. Vv. Haffe und vr. Müller-Sagan gelieferte Material beweiskräftig sei, so ist eS doch wünschen-werth, daß es möglichst ergänzt werde. Und da wir Grund zu der Annahme haben, daß man in Sachsen mehrfach ähnliche Er fahrung wie die beiden genannten Abgeordneten gemacht habe, so glauben wir der Sache zu nützen, wenn wir unsere Leser, die dazu in der Lage sind, zur Einsendung ihres Material« an einen dieser Herren oder an den Staatssekretär des ReichspvstamtS hiermit auffordern. Ter Streik in de» österreichischen Kohlengebieten ist jetzt ein fast vollständiger, da er auch die westböhnnschen Gruden in Mitleidenschaft gezogen hat; dieselben traten größten- sammenstellung der „N. Fr. Pr. bereits vielfach einzcsührt ist, will man sie anderen Arbeiter im Kohlenbau anSdehnen. welche den Bergleuten zu Gebote stehen, zu sein; so können vielfach ur unverbeirathete Streikende tbeils beute in den Ausstand. Auf deutsches Gebiet hat der Streik anscheinend nicht übergrgriffen,denn sowohl in Schlesien wie in den thüringischen Gebieten ist noch nicht» davon zu bemerken. In Oesterreick hat der Streik bekanntlich in den mäbrischen Bezirken begonnen und ist jetzt auck nach Westen in die böhmischen Bezirke vvrgedrungen ; er umfaßt weit über 50 000 Arbeiter. Dieselben verlangen die Achtstundrnschicht, einschließlick Ein- und Ausfahrt, nnd eine etwa 20procentige Lohnerhöhung. In den einzelnen Bezirken kommen dazu noch anderweitige locale Forderungen. Zum wesentlichen Theil ist der Streik ein Folge der socialdemokratischen Aufreizungen, und es beginnen sich z. B. in Mähren bereits m der Arbeiterschaft Spaltungen in socialistisch- radicale und tschechisch nationale Gruppen zu bilden. Der Streik ist, wie schon erwähnt, für das ganze wirth- sckastlicke Leben Oesterreichs sehr gefährlich und droht viel fach weitere Entlassungen von Arbeitern herbeizuführrn. Die Vermittelungöaussichten sind sehr gering, obgleich die Regierung sich redlich bemüht, eine Verständigung herbei- zufübren. In Westböhmen, wo die Achtstundrnschicht für die Bergleute auch auf die Die Mittel, scheinen recht unbedeutende ru sein; so können vielfach nur 15 Kreuzer Streikgeld für unverbeirathete Streikende und Beträge bis zu einem Gulden für Familien aus gezahlt werden; dock wird eifrig gesammelt. Mit wenigen vereinzelten Ausnahmen ist bisher der Streik sehr ruhig verlaufen. Die Befchafsung fremder Kohlen im Streikgebiete und den von diesem abhängigen Land strichen ist kaum durchführbar, weil, nach einer Zu sammenstellung der „N. Fr. Pr." die Werke in Oberschlesien und Waldenburg ihre Production verschlossen haben. Aus dem großen ProductionSgebiet in Westfalen ist eS durch den gesteigerten Bedarf in Deutschland unmöglich geworden, Kohle zu beziehen. Auck böhmische Kohle ist nicht mehr verfügbar, ganz abgesehen davon, daß in Wien die Feuerungsapparate geändert werden müßten, wenn diese Kohle verwendet werden sollte. Ebenso kann die ungarische Kohle einen ausreichenden Ersatz nicht bieten. Mit den größten Anstrengungen dürften etwa 300 Waggon» täglich nach Oesterreich verfrachtet werden können. Die Industrie hat daher ein dringende« Interesse an der raschen Beendigung des Streiks, auf welche allerdings vorläufig kaum zu rechnen ist. UebrigenS greift die Kohlennoth anscheinend auch nach Russisch-Polen über, und da hat die russische Regierung zu einem sehr drastischen Mittel gegriffen; e« wird aus Warschau, 20. Januar, telegraphirt: Ter Generalgouverneur von Warschau, Fürst Jmeretinski, hat in Sachen der Kohlrnspeculatlon und der in Folge dieser Kohlenspeculation eingrlretenen ungerechtfertigten Preiserhöhung iin Einvernehmen mit dem Minister des Innern folgend« Anord» nung getroffen: Der Maximalprris für da« Korzrc (gleich 128 I) Steinkohlen wird auf 1 Rubel 15 Kopeken festgesetzt. Wer diesem Befehle sich nicht fügt und Kohlen zu höherem Preise verkauft, wird unverzüglich auf administrativem Wege in das Elouverne- ment Archangel verschickt. Die Engros- und Detailhändler wurden zum Zwecke der sofortigen unweigerlichen Durchführung dieser Regieruiigsversügung zeitweilig der Polizei - Aufsicht unterstellt. Nack einer Meldung des Wolff'schen Telezraphenbureaus soll auch in Dresven Kohlenmangel herrschen und die Nold schon so groß sein, daß der Rath der Stadt sich genöthigl F-ttilletsn. iss Die ganze Hand. Roman von Hans Hopfen. Ätachdrnck vt>«ot«n. Die Hand verstümmelt! Ueber den Schönheitsfehler lachte sie, zwang sich zum Lachen. Sie wiivde wohl auch so noch gefallen, wo sie gefallen wollte, und sie wollte nur ihm gefallen. Aber eine andere Sorge warv sie nicht recht los, obschon sie selbst mit Galgenhumor darüber scherzte. Wie wird's mit dem Rialen gehen? Einstweilen war ja noch alle Bewegung verboten. . . . Aber dann? Wirb sie den Pinsel mit zwei Fingern führen tonnen, wie Andere mit dreien? Immanuel glaubte das mit voller Zuversicht bejahen zu sollen. Die Frerrndin lächelte dazu stumm vor sich hin. Ein merk liches Bangen war über ihr. Und Winkler meinte, in Bälde würde doch auch der arme Mittelfinger wieder mitthun. „Hoffen wir's zu Gott", antwortete Nanda mit einem Seufzer, . . . denn sonst ... Ich mag nicht daran denken . . . Heute nicht ... Es könnte «inen verrückt machen. Reden wir von etwas Anderem." Sie kamen aber weiter nicht mehr dazu, von viel Anderem zu reden, so gerne sie'» grchan hätten, denn bas Uchrchen an der Wand schlug fünf, und für den Assistenzarzt eines viel beschäftigten Chirurgen war «in Krankenbesuch von einer vollen Stunde reichlich lang. Jmmarruel's Gegengrünbe richteten nichts aus, und sein Be dauern wuchs noch, als er hörte, daß der Herr Assistenzarzt es bei diesem einen Besuche bewenden lassen und geduldig ab warten müßte, bis die Patientin wieder ausgehen und ihm anders wo ein Stelldichein geben könnt«. „Warum denn da»?" Well Nanda'» Vater seit dem Unfall seiner Tochter wie au»- gewechselt war und alle sein« Gewohnheiten verändert hatte. Während er sonst die Nachmittage immer auf dem Bureau der Dank verbrachte, der er seit einiger Zeit Dienste eines Syndikus zu leisten vorgab, und seine Wohnung vor 7 Uhr Abends nie betrat, war man jetzt niemals sicher, daß er nicht plötzlich in der Thür stand und mit verzweifelter Miene nach seiner Tochter Be finden sich erkundigte. Sie sprach mit unverholener Besorgniß von dem veränderten Wesen d«S alten Manne». ES war ihr manchmal, als machte er sich Vorwürfe, sie nicht genauer über wacht zu haben; er versicherte, sie nicht wieder allein über die Straße, geschweige gar über Land gehen zu lassen; dann schalt er über'« Radfahren, obgleich ihr auf dem Rade niemals etwas ge schehen war. Auch des Nacht» kam er manchmal in ihr Zimmer und fragte, wenn sie wach war, ob er ihr nicht helfen tonnte. Sie hörte ihn dann noch Stunden lang in der Wohnung um gehen, wie ein Gespenst, das keine Rahe findet und von einem Much oder einer Sorge umgetrieben wird. Das machte Nanda bang. Sie behauptete, ein Unglück käme nicht allein, und es müßte etwas Besonderes geschehen sein, daß den Vater um Schlaf und Rast brächte, oder er sähe ein Unheil voraus, das abzuwenden nicht in seiner Macht läge. Die Besorgniß um ihr Befinden allein könnte ihn unmöglich also aufregen, jetzt ge wiß nicht mehr, da der Arzt (der wirkliche, nicht blos sein lieber „Assistent") mit ihrem Befinden wohl zufrieden war. ... Er stand manchmal wie ein wandelndes Räthsel vor ihr, zumal er nur gleichgiltige Worte über die blassen, schmalen Lippen brachte und offenbar von dem nicht zu sprechen wagte, was ihm schier das Herz abdvückte. So war sie mehr um des Vater», als um ihre eigene Gesundheit besorgt. Sie wollte es zuerst nicht gestehen, aber er kam ihr manchmal wie geistesabwesend — Gott ocrzeih's — wie gestört vor. Im normalen Zustande verhielt sich «in Mensch nicht so, wie er sich jetzt manchmal gab. Um Himmels willen, nur das nicht. . . . Wir hatten schon einmal einen in der Familie. . . . Sie deckte mit der gesunden Hand beide Augen, wie um ein ausdringliches, häßliche» Bild zu verscheuchen. Da klingelte es an der Hausthüre. Beide schraken ein wenig zusammen. Keim» sprach ein Wort. Sie sahen sich nur gespannt, ab wartend an. Nando lächelte «in wenig, wie immer, wenn sie Immanuel gerade in» Gesicht sah. . . . Sir horchte auf den Schritt, den sie kannte. Aber es kam nur die Magd mit einem Briefe, den der Postbote gebracht hatte. Nanda jedoch dankte dem Herrn Assistenzarzt, noch ehe die Magd das Zimmer wieder verkassen konnte, für seine außer ordentliche Gsduld und Güte, und befahl der Dienerin, dem Herrn Dvctor da» Geleite zu geben. To konnte er sein Bleiben unmöglich verlängern, und das war aut, denn er war noch keine zehn Schritt weit auf der Straße gegangen, als er dem Geheimrath begegnete, der ihn überrascht anschaute, als hätte er ein Bild aus vergangenen Zeiten vor sich, da» ihm bekannt wäre und von dem er doch nicht recht wüßte, wem e» gehörte. Hätte er ihn oben bei Nanda gefunden, er yätt's Wohl gewußt und dem angeblichen Assistenten auf den Kopf zugesagt, daß er der nichtsnutzige Winkler sei, über dessen Treiben sein braver Vater sich im Grab innkehrte und der gar nichts bei seiner Tochter zu suchen hätte. „Nein Asiter, kannst ruhig schlafen und sollst mit Deinem Immanuel bald zufrieden sein", sagte Winkler innig in sich hinein, ohne sich nach Nanda's Alten, umzukehren, der noch eine Weile stehen blieb, ihm nachzugucken, und sich fragte: „Wo habe ich denn das freche Gesicht schon einmal gesehen?" Als aber der verdächtige Mensch um die Ecke bog, vergaß er feiner, und die Sorge trieb ihn um so rascher nach seinem Kinde, sich zu erkundigen, um das er sich sonst nicht in Wochen so viel gekümmert hatte, wie jetzt an einem Tage. Er saß eine Weile neben Nanda, manchmal ein Zeichen der Ungeduld nicht unterdrückend. Dann, wie wenn es jetzt endlich, ohne aufzufallen, geschehen dürfte, ging er vor die beiden Staffeleien und wiederholte die Bemerkungen, die er tagtäglich wenigstens einmal zu äußern pflegte: „Der eine Fächer ist ja fast fertig ... ja, gewiß ... Du wirst wenig mehr daran zu thun haben, um ihn zu vollenden und zu verkaufen . . . Am anderen freilich ... ei, ja, am anderen fehlt noch viel. Alles nur skizzirt. . . schade. . . Wie fühlst Du Dich, Kind?" „Müde, Vater, und auch Du scheinst recht müde. Du solltest ruhen." „Wenn man'» könnte, wie man wollte, wär'» eine schöne Sache um» Ruhen", sagte der sorgenvolle Mann, streifte die Haare seines Kinde» leichthin mit geschlossenen Lippen und schloß sich in sein Zimmer ein, um nach ein paar Stunden den kurzen Besuch so ziemlich in der nämlichen Weise zu wiederholen und zu beenden. Nanda heftete die Augen auf die Thüre, die sich hinter dem Alten geschloffen hatte, als könnte sie von ihr Antwort auf die Fragen ablesen, die da» Gebahren de» Vater» in ihr erregten. Aber die Lampe im Zimmer zeigte nirgends auf Schrift, und sie ward nicht klüger aus dieser Unruhe. Eine» freilich war klar: sie war sehr zur Unzeit verunglückt. Väterchen hatte wieder einmal große Ansprüche an die Erträgnisse ihrer „weiblichen Handarbeit" zu stellen — und sie war außer Stande, zu ver dienen. Unseliger Zwischenfall! Und doch, wenn sie an die Wonne des Wiedersehen», an die Wiedereroberung ihre» ganzen Immanuel'» dachte, da schienen ihr Sieg und Seligkeit jene» wilden Regenabends nicht zu theuer erkauft mit ihren Schmerzen und Sorgen. Aber die Sorgen waren groß und treibend. Darum that sie beflissen Alles, was der Arzt verlangte, rührte an kein Pinsel chen, so lange er'» nicht erlaubte; sobald er'» aber — freilich nach Wochen erst — wieder gestattete, säumte sie keinen Augen blick, zu versuchen, wie » denn ginge mit der merkwürdig un geschickt gewordenen Hano. Zu seltsam, wie doch ein Glied am anderen hängt, rin Glied die Thätigkeit der übrigen bedingt. Was fehlte denn viel an der sonst so gefügigen Rechten? Ein winzig Knöchelchen, von dessen Dasein sie nie vordem Acht genommen hatte, nickt viel mehr, als ihr Fingernagel deckte — und doch war'» jetzt, als hätte mau ihr die Hand ausgewcchselt und ihr ein unge schickte», ungelehriges KIötzct)en angehängt, das gar nicht zu ihr gehörte und mit dem sich nichts Rechtes anfangen ließ. Das waren Stunden, da» waren Tage zum Verzweifeln. . . . Sie aber wußte, daß beim Verzweifeln nicht» herauskäme, wappnete sich mit siebenfacher Geduld und versuchte, ver suchte . . . Sie machte die deutliche Wahrnehmung, daß sie mit der artigen „Versuchen" der guten, alten Arbeit nicht» nützte, und, statt zu vollenden, was nur noch unfertig war, da» bereit» Genügende verdarb. Also halt, und schule Dich anders! Sie begann gewissermaßen noch einmal von vorn. Sie machte sich nach und nach rin eigene» Verfahren zurecht. Ihr wollte scheinen, e» geläng' ihr, und der Stummel gehorchte nach und nach, wie vordem der unverkürzte Finger. Sie fühlte sich stolz in der Uebrrlegenheit auch über die» Mißgeschick und wagte sich endlich wieder an die unterbrochenen Arbeiten. Darüber waren aber zwei Monate vergangen, und es war Winter geworden, ein nasser, lauer, charakterloser Winter, der keinen Schnee hervorbrachte und kein Wasser gefrieren ließ. Oefter, al» sonst um Jahreswende, schien die Sonne so hell, al» wollte es schon Frühling werden, um bald danach durch dauer haften Regen und Schmutz die leichtgläubigen Menschen zu verhöhnen. Mit tropsnassem Mantel, aber fröhlichen, fast übermllthigen Gesichts, hatte Nanda sich eine» Nachmittag» in da» elegante Magazin begeben, da» sonst die Vollendung ihrer tilngsten Fächer mit Ungeduld erwartete und ohne Umstände hononrte. Sie mußte staunen, über den wider alle Gewohnheit frostigen Empfang. Man that ihr gegenüber erst verlegen, dann wurde man ziemlich brutal und sagte glatt herau», durch di« lange
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite