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Dresdner Journal : 24.07.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185907248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-07
- Tag1859-07-24
- Monat1859-07
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 24.07.1859
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uftnann schieden, ) andere >en find, vor- -ender, er desf., n ange- Siech (Pro- hlr.G. i 35. 0 gek. r loco August > Thlr. Horbft Thlr. Herbst »amlurg « »». . in ist. >ri»t1t«- >r«ur«i< - Leti« l st»s. i^Stzam. s-Ela«. ttea p«. k->«li«u 4 ». l. Juli. I rhle., »Lhir., gen pr. . diesen ». Btt», t». loeo Sckessel 7, K. Irrung: r «» (Auf- -Mii,.) r s S. -, uß. An- ; 34P S.; eichische Schatz- o. Lank- Geraer 'deutsche Leimar. 57 S.; do. 8.; do. Berlin- !».; do. ceiburg- 28 G.; kaadeb.- 7^S.; >. ober- b^S-i Comm. lh. 135 0t l«V «7 »-> » >«7, >e».. «. k Le ien tt» « , k. preuß. rrupsche luktonal- rr Liken. L. 47ZL «ar« L7 intnote» »sterta« 3P m. —; taat-b.- »mbard. 'N —. , Con- Sonntagen« 2i Juli. ä»1«8 DreMrrAowMl Lerailtwortlicher Redactrur: I. G. Hartmanil. »s 7n> LutlNLil« refir I'»»r- ui»t dtompolrn- »cltlug b«u»u. > 'I . ' ' 7N>-age»r«t<prtlsr ^7.r»NU. ' 1 :'.) IN Xxr. lo »» »-U > 4 tt» ri»n»rUvd dl t-> Xxr. i lliur^luv Xcu»u>«-«»- 1 dig». l Instratrnprelst: k°8r <t^u kl.ün» e>u«r n^n ^«>ile: 1 kcgr, lknerr sie "«-ile: 2 bixr. > Lrschrtirna Pilglleb, n»>t Suv^-bni« <<>r Sonn nnä k'«i»rdLLU« für Uru tt»Iz^n<!vv lug. 1859. »»serawl«»»!Mr auswärt«: l<olx«tU! k'n. Vntnvarnrrn», vowmioolouiir ck«o vroociuer ckourni»!,; edenänneldnt: H. Ukunn»; LItou»: H^xsnnnrnin L Vooi-nn; Norlin: vnoriro'ocb« liu<-I>I>., linrnrirrn»'» liuronu; >««»»«: tl. ttourorr,; rrnuktmt ». ».: ck-cuonn'oek« liuclilonälung; lldln: U-lirnnu»; , kurt«: v. (28, rue äe» bou» «nkull!«); kr«L: b«. Lnni.,r«', liucbkiculttuiig. cherausgkder: liüuigl. Lnpeäition äs» vrenäner ckouro»!«, I)r«»ckkn, dt»rien»lr»»8S Kr. 7. Ämtlicher Theil. Beka«nt»achm»g des Krieg-ministerium», die Rückversetzung de- Havptcontingentr der Königlich Sächsischen Armee aus den Friedcnssuß betreffend. Sofort nach dem Elimange des BundeSbeschluffcs nezen Zurücksühruug der Conttngcnte auf den Friedens fuß sind Allerhöchster Anordnung gemäß zu thunlichstrr Ausführung diese- Beschlüsse- bereit- untcr'm heutigen Tage die nöthigen Einleitungen getroffen worden. In Ao^e derselben wird unter Rückvcrsctzung dcS Haupt confingcnts der Königlich Sächsischen Armer auf den FriedcnSfuß die Kriegsbereitschaft bei der Infanterie und Reiterei von jetzt au, bei den dem Eommando der Ar tillerie unterstellten Truppcnabthcilungen aber in nächster Z<tt, so wie cs nach dem bereits begonnenen Verkaufe der Pferde zulässig erscheint, aufhören. Dresden, den 23. Juli 1859. Krieg-.Ministerium. »»« Rabeichorff. Eckelmann. Bekanntmachung, die Sistiruug der Ausgabe kündbarer 4 procen- tiger Staatsschuldencaffenschcine und der Annahme von Anmeldungen und Einzahlungen Prosen tiger Handdarlehne betreffend. Da es zur Zeit cjzrcr Verstärkung der Baarbestände deS mobilen Staat-Vermögens durch besondere Crcdit- maaßregeln nicht weiter bedarf, so hat unter Allerhöchster Genehmigung das Finanzministerium beschlossen: 1) chie Ausgabe 4 proccntigcr StaatSschuldencassenschcinc mit dem Rechte einjähriger Kündigung für den In haber, von jetzt ab bi- auf Weiteres siftiren, 2) Anmeldungen später cinzuzahlender 4'-s, procen- tigrr Handdarlehne von jetzt ab nicht weiter, sofortige Einzahlungen solcher Handdarlehne aber demnächst nur noch bis mit dem 26. dieses MonatS bei ter Finanzhauptkasse annehmen zu lassen. Unter Bezugnahme aus die betreffenden Bekanntmach ungen vom 16. und 17. vorigen Monats wird Solches hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 22, Juli 1859. Finanz-Ministerium. Gender. Dresden, 16. Juli. Se. Königl. Majestät haben dem Cantor Christian August Meister zu Burgstädt, au- Anlaß seines fünfzigjährigen AmtsjudilLumS, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Tlieil. «eterslcht. Telegraphische Nachrichten. Zritnngsschau. (Mainzer Zeitung. — Reue Preuß. Zeitung. — Opinione.) Tagetaeschichte. Wien: Vom Hofe. Aus der diplo matischen Welt. Eine französisch« Deputation erwar tet. Gerücht von einer Kaiserreise nach Paris. — Venedig: Blokade aufgehoben. — Berlin: Tages bericht. Circulardepesch« in der MediationSangele- geahcit. — Hannover: Kammerverhandlungrn. — Oldenburg: DieBrakcr Hafrnanlage. — Aus Mit teldeutschland: Die Demokraten in Eisenach. — Paris: Die Ansprache des Kaiser- an die Staats körperschaften. Die Lage in Italien. Die Bevoll mächtigte» bei den FriedenSconferenzen. Tagesbericht. — Brüssel: Feier de- Königstages. — St. Pe tersburg: Militärisch« Pensionen. — Konstanti- Lorenz Gcheibenhart. Ein Lebensbild aus wüster Zeit.*) (Fortsetzung a»« Nr. 166.) TaS freie, wilde Leben, das ich mir so sehr gewünscht hatte, ward mir jetzt die Hülle Ukd Fülle; als der Ad ministrator von Halberstadt die Werbetrommel rühren ließ, stieß ich zu seinen Reitern. Auf weißem Roß, den Handschuh der schönen Königstochter von Engelland am Hut, ritt der tolle Christian einher, unlz an der Weser erhielt ich die erste rothe Wund', al- uns Herr Fried rich Ulrich, der Bruder unser- Führers, zurückjagte mit blutigen Köpfen. Bei Corvey aber platschte der Schim mel durch den gelben Strom. O heiliger Liborius zu Paderborn, waS für schöne Goldgülden saßen in deinem Leib! O ihr silbernen zwölf Apostel zu Soest, wie jag ten euch dir freien Knechte und Reiter des Herzog- durch die durstigen Kehlen! Ueber den Mainstrom bauten wir eine Brücke von Weinfässern, ulid zwölstausend zu Roß und siebentausend zu Fuß zogen darüber hin und lachten, daß der Liguist es bei Hanau hören kunnt'. Aber der Tilly war EiS, wo der Halberstädter Feuer war. Als wir bez Höchst gegen die Liga ansprengten, ries der Christian: „Elisabeth!"' und einen Wribernamen riefen auch meine Eritenmänner; damit gedachten sie di« Kaiserlichen zu werfen. Die aber riefen ,Lesu» Maria!" Lus ^Hatb Mibe, halb mehr" ,tz, Jak. Uorviau4. «rrlia, «erlag von L. Schott, u. Lomp. nopel: Reise de- SultauS aufgegeben. — Belgrad: Empfang der Gattin des Thronfolgers. — Ale- randrien: HandelSstvcknng. Indische Post. «o» Kriegsschauplätze. . Ernennungen, Bersetzungen re. in» »ffentl. Dienste. DrrSdurr Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Roßwein. Zittau.» Wissenschaft, Kunst und Literatur Sächsische Bäder. Börfeunachrichteu. Inserate. LagrSkalender. Telegraphische Nachrichten. München, Freitag, 22. Juli. Die Kammer der ReichSräthe hat in ihrer heutigen Sitzung die Adresse auf die Thronrede einstimmig votirt. In derselben wird die Haltung der Regierung aner kannt und bedauert, dafi die Hoffnungen Deutsch land-, für welche- Alle in Gegenwart und Zukunft zu jedem Opfer bereit seien, vereitelt worden sind. London, Freitag, 22. Juli NacktS. Im Un terhaus« kündigte beute Lord Elcho an, daß er näch sten Montag «ine Resolution bezüglich der Bethei- liguna England- an dem bevorstehenden Kongreß oder den Eanferenzen wegen des Friedensschlusses beantragen werde. Auf eine Interpellation HorS- maunS verspricht Lord John Russell, Ende nächster Woche möglichst ausführliche, den FriedenSschlufi betreffende Mittheilnugen. Auf eine Interpella tion Grifsith'S erwidert der StaatSsecretär deS Au-wärtiaen, er glaube nicht, daß eine Restaura tion der Souveräne von Toscana, Modena und Parma zu Billafranca stipulirt worden sei und daß Frankreich diese Stipulation, wenn sie getrof fen wäre, mit Gewalt durchführen werde. Weiter bemerkte der edle Lord, daß das Arrangement der Douaufürstenthümer kommende Woche beendigt sein werde. Im Oberhause richtete Lord Aormanby an die Regierung die Anfrage: waS der Kaiser Ra poleon bezüglich der Bereitwilligkeit der italieui scheu Souveräne zu Reformen meiue und ferner: ob die Herzogin von Pnrma Mieder eingesetzt »er- dsn solle? Lord Granville erwiderte, er rönne diese Fragen nicht beantworten. Kopenhagen, Freitag 22. Juli. Abend». „Flyvevoskn" matzet angeblich aus guter Quelle: Der ReickSrath werde wahrscheiuUck im August zu einer kurzen Session rinbervfen «erden, um dis politische Stellung de» Landes in Erwägung zu ziehen. Dresden, 23. Juli. Wie schon telegraphisch gemeldet, theilt das „Main zer Journal" den Tert der in Billafranca abge schlossen Friedenspräliminarien mit. Danach lau ten sie: „Zwiscben Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich und Sr. Majestät dem Kaiser der Franzosen ist verrindart worden, was folgt: Die beiden Souveräne werden die Errichtung eine« italienisch«« Bunde» begünstigen. — Dieser Bund wird unter dem Ehrenpräsidium de» h. «ater» stehen. — Der Kaiser von Oester reich tritt an de» Kaiser der Franzosen seine Rechte auf die Lombardei mit Aufnahme der Festungen Mantua und Petchiera ab, so daß die Grenze der tsterreichischen Besitzungen, von dem äußersten Ravon der Festung Pelchiera ausgehend, sich in ge rader Linie läng» des Mincio bi« nach La Grazie, und von da nach Scarzarola und Luzana an den Po erstreckt, von wo an di« bisherige Grenzlinie Oesterreichs bestehen bleibt. Der Kai ser der Franzosen wird da» abgetretene Gebiet an den König von Sardinien abgebrn. — Venetien wird einen Bestandteil de« italienischen Bunde» bilden, während e» gleichwohl unter der Krone Oesterreich« verbleibt. — Der Großherzog von Tos kana und der Herzog von Modena kebren in ihre Staaten zu rück, indem sie eine allgemeine Lmnestie ergehen lassen. — Die beiden Kaiser werden den h. Vater veranlassen, in seinen Staaten unumgängliche Reformen vorzunehmen. — Von der einen wir der andern Seite ist den bei Gelegenheit der jüngsten Ereignisse eompromittirten Personen in den Gebieten der kriegführenden und standen wie die Mauern. Stromabwärts trieb unsre brennende Brücke; das Fußvolk ging zu Grunde wie Grummet vor der Sichel, und nur die Reiterei schwamm tedtmüde und zerrissen durch den Strom und rettete sich an das andere Ufer. Wie biß der tolle Christian die Zähne zusammen, wie schüttelte er den zerbrochenen Degtn gegen das Geschütz Tilly's und das spanische Fußvolk Eordova's da drüben! Und für den Spott' halt' er auch nicht zu sorgen; heute noch singen die Westfälinger: ..Herlog Ehrischan von BronSvik De hadde'n witt Pärd, Dat hadde ne fahle Snuutr! Mid'n einen Ooge kunn et nich sei n, Dat ann'eee wa« 'ne reia uute. —" Den Spaniern aber haben wir'- heimgezahlt vor Bergen op Zoom. Da haben wir Reiter den Tag ge wonnen und di« Welschen nirdrrgeritten, daß sie bei Hauf«n das Feld deckten; da verlor der Halberstädter den Ann und ick schoß meinen besten Jugendfreund vom Roß, daß ich noch heut' mit Jammer daran ge denken muß. Wabrlich, das ist die leidig« Noth: Ihr möget gegen de« Feind anrriten, wo Ihr wollt in der Welt, Ihr treffet immer gegenüber Einen, der Euch Evern Schwertschlag oder Pistolenschuß mit einem deut schen Fluch zurücke giebt. Mag rS sein Welschland, in Polackien oder im amerikanischen Reich, deutsche Fäuste trommeln überall auf einander, so weit die Sonne leuch tet, so weit die Nacht dunkel ist. Gott bessere «»! Ach, armor Kurt Speith, wer hätte da» gedacht, al» wir zu- Lheil« volle und gänzliche Amnestie bewilligt. Geschehen zu Billafranca den I I. Juli 1859." Diesem Document stellt das „Mainzer Journal!" ebenfalls im französischen Lriginallert die Bermitle- lnngSvorschläge gegenüber, „welche Preußen, Eng land und Rußland gemacht," und di« angeblich lauten: I) Italien sich selbst zurückgegeben, 2) Bund aller italieni schen Staaten ohne irgend eine Ausnahme, 3) Vergrößerung Sardiniens tnamentkich erwähnt: die Lombardei und bi« Her- zogtbümer), 4) Errichtung eine« unabhängigen Staate«, der Venetien und Modena in sich begriffe, unter «inem Erzherzog, Lo«eana »er H«rz»gin von Parma. 6) Weltliche« Bicekdnig- thum in den Legationen (Kirchenstaat), 7) ein Kongreß, um Italien auf obcnbemerkten Grundlagen und mit Rücksichttivhmt auf di« den DolkSwünschen zustehentrn Rechte neu zu gestalten. Die „Frankfurter Postzcitung" bemerkt, Letz teres sei ein Entwurf de- Grafen Walew-ki, „dem die drei neutralen Großmächte ihre Zustimmung ertheilten". (Wahrscheinlich bezieht sich auch die Äittbrilung unsrrs Wiener Corrcspondcnten in Nr. l6i> auf diesen Entwurf.) Die „Preuß ische Zeitu n g" weist beharrlich jede Theil nähme an diesen Vorschlägen zurück, indem sie dabei gleichzeitig erklärt, daß feiten Preußens überhaupt kci nerlri Bedingungen einer Mediation formulirt worden sind (vcrgl. unter Berlin). — Die „Neue Preußische Zeitung" bemerkt: „Nack unsern, wohl sichern Nack richten hätte Graf Walew-ki früher diesen Entwurf auf gestellt und ihn den drei neutralen Mächten im Namen der französischen Regierung vorgelcgt; österreichische Blätter sagen, er wäre von allen acceptirt worden. Nack all diesem fortdauernden Hin und Her deS Gezänkes zwischen einzelnen Lrganen der preußischen und der österreichischen Presse wäre es am besten, wenn das preußische Mini- sterinm diejenigen Acten stücke, die überhaupt gedruckt wer den können, jetzt an die Ocffentlichkeit brächte, damit da- Publicum sich selbst ein Urtheil bilden kann und das widerwärtige Gezerre ein Ende nehme. So viel wird aber doch als feststehend zu betrachten sein, daß die preu ßischc Regierung nicht gemeint war, zum Schwerte zu greifen, wenn Dcstcrreich auch ganz Italien verloren hätte ; wenigstens scheint sie nach dieser Richtung hin keinerlei Versprechungen gegeben zu haben. Diesen Umstand benutzte Louis Napoleon; er sprach gegen den Kaiser Franz Joseph aus, daß Preußen auck nm Venetiens willen nickt Krieg anfangc» werde, und daß es alse besser wäre, die Lom bardei zu opfern, als das Ganze zu verlieren. In seiner Rede an die gesetzgebenden Körperschaften hat Louis Na poleon cs vorgestern nicht ohne Offenheit deutlich genug gesagt, daß Berußen und Deutschland ihm bedeutende Schwierigkeiten hätten bereiten können am Rhein, zumal auch sonst seine Bahn in Italien nickt lediglich über Rosen ging. Es ist aber über die Maßen kindlich, wenn man aus jenen Worten des Kaisers bei uns folgert, wie Großes wir ausgerichtet hätten. Im Gegentheil! Es folgt daraus uur, wie Großes wir hätten ausrichten können, wenn wir uns entschlossen hätten. Wir haben uns die günstige Gelegenheit entschlüpfen lassen — so mögen wir denn wenigstens jetzt uns nicht rühmen, aber wacker sein, obgleich Louis Napoleon gestern gesagt hat, daß der Friede nun von langer Dauer sein werde." In fast allen deutschen Blättern ward während der letzten Tage aus Eisenach über eine dort am 17. Juli abgehaltene Versammlung von Mitgliedern der „demo kratischen Partei" berichtet. Weder die Anzahl derselben findet sich angegeben, noch ist auch nur ein Name von den Theilnehmern der Versammlung genannt, die sich mit dem „Wohle Deutschlands" beschäftigt hat. Hinge gen sind sie nicht so grausam gewesen, dem deutschen Volke auch den gepflogenen Rath vorzuenthalten. Auch unsern Lesern sind (vergl. Nr. 166 unter Eisenach) die sechs Sätze bereits bekannt, über welche sich die deut schen „Demokraten" in Eisenach geeinigt haben: Starke Ecntralregicrung Deutschlands mit einer Nationalver sammlung, Uebertragung der Initiative für dies Reform werk an Preußen, sowie die Uebertragung der militäri schen und diplomatischen Führung Deutschland- an Preu ßen — da- sind die Scklagstellen, deren letzte beweist, daß die demokratischen Berathungen noch unter der Vor aussetzung der Fortdauer des Krieges eingclcitet wurden. Jetzt, wo man in Deutschland überall die Heere dcmo- bilisirt und von der Diplomatie der neutralen Mächte fast dasselbe gesagt werden kann, kommt jener letzte Satz in der Eisenacher Erklärung wie „moniarlle »pro» ck'nor". — Bei diesen Beschlüssen deutscher „Demokraten" in sammen den Ball schlugen, als wir in den Festungs gräben zu Wolfenbüttel umher kletterten, als wir nack den Dohlennestern in die Thorthürme stiegen ? Bei Stadtloo war die Fortun übermalen dem Herzog entgegen; bei Stadtloo hab' ich auch den Levin wieder gesehen, kunnt' ihn aber nicht fassen, das Getümmel riß uns auS einander, und als ick suchend ihm nachritt, traf mich eine Kugel; diesmal im Ernst! Dem Levin Sander war em anderes LooS ausbewahrrt, von meiner Hand sollt' er nicht fallen. Viel Greuel und Sünden sollt' er noch mit in die Grube nehmen! Zu Osnabrück lag ick lange auf den Tod; dann kehrte ich kümmerlich genesen heim durch das blutige ver brannte Land und zog ein, ein flügellahmer Rabe, in da- Thor von Wolsrnbüttel. Wie fand ich da Alles anders, als ich cs verlassen hatt'! Niedergehrannt war das HäuSlein vor dem Neuen thor, verwüstet das Gärtlein! Wo war die Susann' geblieben? Niemand wußte Antwort darauf zu geben. Herr Franz Algermann, der LandeSfiscal, schlief lange in seinem kühlen Grab auf dem neuen Kirchhof. In In den Straßen ging die Trommel der dänischen Be satzung und auf dem Schloß lag wund und krank, an Leib und Seel' gebrochen unser einst so freudiger Füh rer und General, Herr Christian von Halberstadt. Auf dem bösen Krankenlager an der Pest, und nicht in der wilden ReLtrrschlacht, wie er e» sich Wohl gedacht hatte, ist er da auch gestorben in seinem flebenundzwanzigsten Lebensjahr. Eisenack wird Gotha etwas mitoperirt haben. Schon die gänzliche Verkennung der in Deutschland herrschen den Stimmung scheint dies anzuzcigen. Die nationalen Gegensätze und Antipathien sind leider durch den Ver lauf der letzten Krisis in Deutschland so geschärft wor den, daß die Regierungen und jeder verständige Patriot lange daran werden arbeiten müssen, jene Gefühle zu beruhigen und die Völker wieder an den Gedanken enger Zusammengehörigkeit und gemeinschaftlicher deutscher In teressen zu gewöhnen. Abgesehen von jedem andern Be denken, würde deshalb eine jetzt einzubcrufcnde National- vcrsamnMng ohne allen Erfolg für deutsche Einigungs zwecke sein, weil in ihr der größte und hitzigste nationale Widerstreit herrschen würde. Erinnert man aber jetzt die deutschen Regierungen daran, Reformen der Bundes verfassung anzubahnen, und will man nur Preußen mit der Aufgabe betrauen, solcke Reformen einzuleitcn: so möge auch die Erinnerung daran zu Wecken gestattet sein, daß die Arbeiten der Dresdner Eonfercnzcn betreffs einer Revision und erweiterten Ausbildung der Pundesvcrfas sung und BundcSzwkckr, welche zu den besten Hoffnun gen berechtigten, deshalb scheiterten, weil Preußen cs vor zog, die einfache Rückkehr zum Bundestage in Antrag zu bringen. Es möge daran erinnert sein, daß von keiner Seite her im Lause der letzten Jahre der Gedanke an eine freie Entwickelung dcr Bundcsinstitntioncn offener und frei müthigcr behandelt ist, als gerade aus Seiten der Re gierungen der Mittelstaaten. Nickt um für Sachsen eine unverdiente Ehre in Anspruch zu uehmen, sondern nur um Thatsachen zu constatiren, wollen wir daran erinnern, mit wclckem Freimuthc sich der Vertreter der äußern Po litik der königl. säcks. Regierung auf den letzten Land tagen über die Entwickelung der Bundcsinstitutionen hat vernehmen lassen. Wir möchten namentlich darauf Hin weisen, daß in jenen Aeußcrungen der Gedanke, die ge setzgeberische Thätigkeit der Bundesversammlung durch Deputirte auS den Kammern der Einzclstaatcn zu unter stützen, festgehalten worden ist. Niemals haben sich die Mittelstaaten grundsätzlich gegen eine organische Ausbil dung der Bundcsinstitutionen ausgesprochen; gerade von ibnen ist wiederholt die Idee angeregt worden, den Bund stärker in seinen Wechselbeziehungen zum Volksleben zu entwickeln. Das Alles läßt sie freilich noch sehr weit abstehen von den Forderungen der demokratischen Par tci, beweist aber, daß sie kein Interesse daran haben, die Bundesinstitntionen in ihrer freien Entwickelung aufzu halten. Ein Artikel der in Turin erscheinenden „Opinione", eines übrigens nack italienischen Begriffen ziemlich ge mäßigten Blattes, zeigt sehr deutlich, daß die Bewegungs partei in Sardinien, welche den eben beendeten Krieg angeschürt hatte, den cingetrctcncn Fricdcnsstand nur als ein neues Motiv zur Anzettelung fernerer Rcvoln tioncn und Kriege betrachtet. TaS Blatt schreibt näm lich Folgendes: „Der Frieden-Wind, welcher seit kurzem vom Mincio herweht, ist eine verlorne Schlackt für Italiens Hoffnungen. Die Frage wegen der Unabhängigkeit Ita liens ist vertagt und ganz einfach in eine Abfindung Piemonts verwandelt worden; indcß dies ist insofern nicht übel, weil, jemehr Piemont wächst, desto mehr die italienische Sache zunimmt. Der Friede am Mincio ist ein geographischer und kein politischer Friede. Schon einmal wurde ein solcher geschloffen, doch hatte derselbe keine Dauer. Europa sollte bedenken, daß cs Italien dahin gebracht hat, nichts mehr vom Frieden, Alles vom Kriege erwarten zu müssen. Ist daS Andenken an die Grausamkeiten in Perugia nicht noch frisch? Haben etwa nicht Erzherzoge, Großherzoge und österreichische Herzoge in Waffen gegen Italien gestanden? Rauchten nicht erst vor wenigen Tagen noch die Straßen Venedigs von dem Blute der Bürger, die sich über die Siege der Italiener gefreut hatten? Werden sie, die heute solche Thaten gc- than, morgen von menschenfrcundlicken Gedanken, hoch herzigen Ideen und italieniscken Gefühlen erfüllt sein? Die Epoche von 1848 hätte den Regierungen eine furcht bare Lehre sein müssen; doch was haben sic, mit Aus nahme der piemontesischen, daraus gelernt? Der Stand der Tinge ward verschlimmert; zu dem österreichischen Po- lizeidrucke kam Belagerungszustand und Standrecht, bei den übrigen Potentaten Wortbruch und der absoluteste Despotismus. Nach den Thatsachen, die wir ausgezählt, nach den Hoffnungen, welche getLusckt worden, nach den Feuer im Westen, Feuer im Osten, Feuer im Süd und im Nord! Deutscher Nation Pracht und Macht, wE ist cs über dich hrrgegangen! Wie wurden die Menschen durch die Rolle gezogen und gepanzerfegct! Wie brauseten die Völker durch einander, als sei die Zeit deS Hunnen königs Etzel wiedergekommen, wo auch das Hofgcsind' deS bösen Feindes losgelassen war über die Welt, sie zu zerstören und zu verwüsten für ihre Sünden und Laster, bis der liebe Gott „Halt!" sagctc. Sobald ich es nur vermocht, ergriff ich eine Partisan und trat unter die Vertheidiger der Stadt ; denn näher und näher zog schon das Ungewitter. Unter den drei Linden über dem Nrurn- thor stund ich aus der Wacht und schaute stundenlang über den Graben nach der Stelle, wo mein Schatz ge- hauset hatte. Da hätt' ich Ursach' gehabt, wieder ein Liedlein zu singen, und ein schier traurigeres, als da bei meinem Abzug , aber die Lust zum Singen war mir lange vergangen. Wo das Haus „zum springenden Roß" gestanden hatte, war itzt eine schwarze Brandstätte. Nicht mehr saßen die lustigen Gesellen im Schatten der Bäume und tranken und sangen, nicht mehr blüheten die Rosen am Gitter. Die Bäume waren niedergehaucn und die kurzen Stumpfen guckten gar trübselig aus dem zerstör ten Boden, die Rosrnbüsche waren ausgerissen oder niedergetrrten — rS War «ine Wüstenei im Kleinen, Wie die Welt eine Wüstenei im Großen war. (Fortsetzung folgt.)
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