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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.09.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050908018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905090801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905090801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-08
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Morgen-Ausgabe Bezugs-Preis Jahrgang Nr. 457 Freitag 8. September 1905. t» der Hmlptrrprditioll oder deren AnSgab» stellen abgehoU: vierteljährlich S.—, bet täglich zweimaliger Zustellung uK Hau« vierteljährlich S.7S. Durch unsere aus wärtigen Ausgabestellen und durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich vierteljährlich 4.50, sür dtr übrigeu Länder laut ZeitungSpreiSliste. Vas Aichligrte vom rage. * Der Leipziger Rechtsanwalt Dr. Reinshagen und seine Frau sind im Nordseebad Kampe» auf Sylt ertrunkeo. (Siehe Lcipz. Angel.) * Der Militärschriftsteller, Generalleutnant v. BoguS- lawSki, ist gestorben. (S. Dtsch. Reich.) * Der Ministerpräsident Rouoier empfing gestern rrach- mittag den deutschen Abgesandten Dr. Rosen. * Ein gestern vormittag im Ministerium deS Auswärtigen eiugetroffeneS Telegramm deS Grasen Taillandier meldet, daß die marokkanische Regierung die französischen Forderungen in der Angelegenheit deS Algeriers Bu Mzian vollständig befriedigt hat. * Gestern wurde in Peterhof ein feierlicher Dank gottesdienst sür den Friedensschluß abgehalten, zu dem die Hofchargen, Mitglieder deS Reichsrates, Minister, Senatoren und die höheren Militär» und Zollbehörden be sohlen worden sind. * Die DolkSunruhen in Tokio sind ziemlich ern ster Natur. Das Gebäude des Ministeriums des Innern und acht christliche Kirche» wurde» uieder- gebrannt. (S. Letzte Dep.) fehle«, die ersten Fortsetzungen im Am«S«r« -r«<S Herstellen lasten und geben dies«, an Interessenten kostenlos ab. kyttW tn lttzriin üßüUn. Anzergeu-Üanahme: AugufiuSvlatz »1. Lcke Johanni-gaffe. DteErpeditio» ip wochenragS ununterbrochen geöffnet von irüd ü oi« -rbeod« 7 Uhr. Filtal-Erpedttroni Berlin. tiützowstr lo. - - Dresden, Manenstr S4. Druck und Verlag oon Pvlz in Leipzig (Inh. vr. «., R. L W. «tinthordt). Herausgebern l>r Viktor Klinkhardt. Anzeigen and Extrabeilagen nur in der Morgen-Ausgabe Schluß der Annahme nachmittag« 4 Uhr. N)ir haben für diejenigen Abonnenten unseres Blatte», denen -er Anfang oder ein« der Fortsetzungen des jetzt im Leipziger Tageblatt erscheinenden, äußerst fesselnd geschriebenen Romans vir beiden KMMsubrn von A. Skowronnek Deutsches Deich. Leipzig, 7. September. * Eia aeues Katserworl über Pie gelbe Gefahr 1 Die „Times* lasten sich auS New Aork melden, Kailer Wilhelm bade bei dem Empfang der amenkansschen Parlamentarier u> überaus freimütiger Weite von der „gelben Gnabr* ge sprochen. So habe er sich dahin geäußert, die Japaner würden nach ihren miliiärischen Eifolgen wahiickeiniich v,e „offeneTür* ichließen (?) und durch ihre billigen Arbeitskräfte Euiopa und Amerika von den orientalischen Märkten zu verdrängen suchen. Indirekt sei Japan der Gebieter Edinas. Die weißen Nationen müßten der gelben Gesabr duich ein gemeinjameS Vorgehen entgegentreten. Die einzige Macht, die Japan süichie, sei Amerika und e« sei ei» Segen sür die Welt, daß die Ber einigte» Staaten nicht weit vom japaniichen Reich liegen. — Die Quelle, aus der dieie Nachricht fließt, ist tlüb genug, um rhr keine andere Bedeutung bnzumessen, al« die, daß sie zeigt, wie auch dieser Empfang ameritaniicher Parlamentarier von englischer Seite auS wieder auSgebeutet wird, um Deutschland als Feind Japans unter allen Um stände» hinzustellen. * 8u« Volschafterwechsel. Der Petersburger „Ruß* bestätigt, daß Graf Osten-Sacken, der russische Botschafter >n Berlin, binnen kurzem krantheitSbalber feinen Posten ver läßt. Da- Blatt teilt zugleich mit, daß der Aammerherr JSwol-ki, bisher rufsiicher Geiandter in Kopenhagen, zum Botschafter iu Berlin ernannt werden wird. * Deutfchsüdwestufrtta. lieber da- Ende der deussch- südwestasrikanischeu BertuschungSpolitik bringt die „Köln. VolkSztg.* einen sensationellen Artikel, der hier in seinem wetentlichen Inhalt registriert sei: „Aufsehen errege in unter richteten Kressen, daß der Dezernent für Süvwestafrika, LegaiiouSrat von Gollinelli, aus seinem Amte scheide und al- Generalkonsul nach Kapstadt geht. Man hat diesen Wechsel darauf zurückzuführen gesucht, daß man sagte, Gollinelli habe danut gerechnet, selbst südwestafrikanocher Gouverneur zu werden. Er gehe nun wegen gekränkten Ehrgefühls. Dieie Ansicht ist unrichtig. Goltrnelli ist berauSgebiffe» worden. Die Affäre Rohrbach - Förster- Bohlen stehe damit im Zusammenhänge. Man be fürchtet vielfach ein schlimmes Gericht wegen Süd- westafrika. Trotha ist bekanntlich nicht aus eigenem An triebe gegangen. Er folgte dem Ruse deS Ka ser«. Da« Kolonialamt sah diese Berusung als ein Mißtrauen-- volum an, und da- ist e- in der Tat. Der Kailer will volle Klarheit über diele unsere Kolonie erhalten, und diese- Bestreben begrüßen wir sehr. Deshalb sandte er einen seiner Vertrauten dorthin, der ihm die ungejchminkte Wahrheit übermittel» soll. Ma» hat die Erlast« Trotha getadelt, und d»e Regierung-Vertreter nahmen im Reichs tage Trotha mit keinem Worte i» Schutz. Wir find in der Lage, aus erster Quell« mitteilen zu können, daß sämtliche Untersuchungen über die in Frage stehenden Brief« ergeben haben, daß der aesamte Jnbalt über angebliche Grausamkeiten der deutschen Soldaten entweder aus bloße Renommisterei oder aus böswillige Lügen zurückzuführen ist. Die Mehrheit de« Reichstage« hat bei allen Bewilligungen für Südwestafrika sich jeder Einmischung in dir Kriegführung enthalten, nicht so die Verwaltung, di« in Trotha von Anfang an de« un bequemen Man» «blickt«. Sept hat die veetnschnaaSvolüU vrr fnecke. Neber die Errichtung einer sibirische« Statthalterschaft wird dem „B. T * gemeldet: Die von Petersburger Blättern verbreitete Nachricht über die bevorstehende Ernennung de« Generals Linjewitsch zum Statthalter des fernen Ostens und Oberkommaiidierenden der Truppen ist Nicht ganz genau. In höheren RegierungSkreifen liegt die Absicht vor, für ganz Sibirien einenStattbalter zu ernennen und alle dort bestehenden General-undMilitärgouvernementSauf» zu he den. Der Statthalter von Sibirien, welchem auch der Oberbefehl über die ubirifchen Truppen zustehen wird, soll zur Bereinheiilichung der Beiwaliung beitrage». Dieser Posten wirb aller Wahrscheinlichkeit »ach dem alten „Papa Linjewitsch* angetragen werden, nachdem die Pläne für die Rückkehr der Armee einigermaßen auSgearbeilet worden sind. Die neue Staitballerschait in Sibirien wird sich von der im fernen Osten tchon aus dem Grunde sehr weientlich unter scheiden, baß sie eine reiu innerpolitlsche Bedeutung Hal und ihr jede gefährliche Abenteuerpolitik fernliegt. Die Aufregung in Tokio. Nach Londoner Meldungen bezieht sich die in den öffentlichen Demoustraiiouen gegen den Portsmouther Frieden sich zeigende Erregung im japanischen Volke anscheinend viel weniger auf die ausgebliebene KliegSentichädigung als darauf, daß nach Ansicht deS Volke« eine Sicherheit gegen russische Angriffe duich die FrieveoSoerhaudlungen nickt erreicht worden ist. Man schreibt Vie angeblich nicht tiefgehende Bewegung dem Mangel an Kenntnis der Vertrags bedingungen im Volke zu. Dem w verspiicht offenbar v>e Tatsache, daß der trübere auswärtige Minister Graf Okuma sich auf den gleichen Standpunkt stellt. Er erkläit, Vie Rußland gestellten Bedingungen seien unzureichend, um es an einem Angriff auf Korea und die Manlschur-i zu verhindern, und ließen Rußlands Ehrgeiz auch in Zukunft weiten Spielraum. Die vor dem Kriege herrschenden Ver hältnisse könnten sich zu jeder Zeit wiederholen. Beide Par teien seien zwar üdereingekommen, die Mantichurei zu räu men, aber China könne dort keine Ordnung halte», und Ruß land würde darin ein- Gelegenheit finden, den Samen deSKriegeS auSzustreuen. Anstatt seve Ursache lünsligerKonfl-kte zu beseitigen, lasse da- Abkommen die Dinge gerade so, wie sie waren. — Die Zeitung „O aka Asahi* gibt, wie aus Tokio gemeldet wird, die Fricvensdcvingungen >n einer Extraausgabe mit Trauer rand bekannt, der da« Bild eines TolentopfeS mit gekreuzten Knochen vorgevruckl ist. Sie richtet an den Mikado die dringende Aufforderung, de» Vertrag nicht zu rati fiziere». Witte. * Herr von Witte bat denNavy-Aard verlassen, und während er in New Dort, PanS und Brussel erwartet wird, feilscht man um seine Taten, um seine Zukunst. Der Text deS Friedensvertrags ist noch nicht ausgelieferk; unklar bleibt, was über russische Privatrechie m der südlichen Mantschurei, was über die oslchinesische Bahn und über die definitive Ge staltung Sachalins mit dem Baron Komura vereinbart wurde. Und man fragt nach dem Lohn deS ManneS, der die von Selbsttäuschung freie Energie vergangener Tage wiedergesunden und ruhig den zweifelhaften Tausch handel übernommen hat, vor dem der Botschafier Murawiew in kleinlicher Schlauheit zurückwich. Noch gehört die Wiederherstellung der Freitage von Peterhof, an denen der riesige Berater den zaghaften Monarchen brutalisierte, nicht zu den Wahrscheinlichkeiten des Relchsvuma- regimentS, das den General Trepow gegen SolSki Kadern steht. Die Hetze hat begonnen, keine Faktiou ist da, die den Hohn der weiland kaskowschen „MoS- kowskija Wiedomostl* und die ekle Frage: „Was ist dem Witte Rußlands Schmack?* von dem Heimgckehrten ab wenden wollte. Keine Faktion gönnt ihm den Grafentitel; auch in der besonderen Konferenz, die neulich die Kabineltstaluten deS Herrn W. N.Kolowzew, den Ausbau der zweiten sibirischen Bahn, den engen Anschluß der Hauptbahn an die zentralasiati- schen Linien, die Flußregulierung und die Statthalterschaft für Sibirien erörtert bat, besitzt der lünftige „Premierminister* wenig Freunde. Alle hassen ihn, der nirgends paktierte: er hat jede Gruppe durch seine Rauheit empört und den Plan, ihn mit dem Borwurf der Unredlichkeit zu beseitigen, nicht ge lingen lassen. Nock in den letzten Monaten vor seiner Abreise Hal er in heftiger Rede den Resormern abgesagt: „Sie glauben, daß ich mich um einen Ministerposten im konstitutionellen Rußland bewerbe? Ich will nur al- Abgeordneter in einem kommenden Parlament Interpellationen einbringen." Und zornige Ueberraschung bat seinen Ausfall gegen de» ltberälistischen Dilettantismus der beiden Fürsten Dolgorukow verzeichnet: „Meinen Sie wirklich, daß die Regierung der Paul- chen undPcterchen bester a>S die gegenwärtige sein wird? Ich bin fest überzeugt, daß sie schlechter wäre.* Die Mittelmäßigkeit wirb ihren Gerächter, der bureaukratitche Kleinadel, der Rußland umklammert bat, den Emporkömmling belauern. Denn da- ist die Signatur, unter der Witte eintritt, und neben der sämtliche übrigen Gründe seines Sturzes zu Unterschieden zweiten Ranges herabsinten. Als Widersacher PlebweS war er entfernt worden, vor besten Inquisitoren praktiken er im Jahre 1893 bei der Darmstädter Audienz den Zaren gewarnt hat, und im vergeblichen Kampfe gegen das ostasiatiscke Komitee. Er hatte den älteren Murawiew, Lobanows Nachfolger im Ministerium deS Aeußeren, der eines plövstchen Tode« starb, überwunden. Als der Zar ihn zum Vorsitzenden der Agrarkommission er nannte, war Wittes Ziel einer Entente mit dem China des greisen Li, dem er bei dem Moskauer Krönungsfeste sich ge nähert hatte, bereit- entrückt. Er widersetzte sich und erklärte, nur von Kuropatkin und Lamscorfs unter stützt, die Nation werbe einer KriegSpolltik gleich gültig folgen. Er räumte seine Bureaux ein paar Tage, nachdem Besobrasow zum Minister ohne Portefeuille und Alexejew zum Gizekönig erhoben worden waren, nachdem der applauSwütige Piebwe vor den Obren des Zaren den „Divlomaten* herausgefordert hatte. BiS in die Jnakiivitäl ist ihm die Gerleumdungssucht der Reptilien nachgeschlichen; der Gras Lamsdorff mußte ihn mit Hilfe der Petersburger Telegraphenagentur gegen die Agence Latine deS Herrn Tscherep- Spii idowlisch beichützen, der verbreitet batte, der Präsident de» MinisterlomiieeS bade die Unruhen inszeniert und sich nun schleunigst ins Ausland gerettet. Mit leidenschaftlicher Er bitterung hat er, der nie sich zähmen konnte, vor Besuchern gegen „diese Wabnwitzlgen*, er meinte die Regierung, fron- diert. Die Niederlage zur See, da- Beharren zu Lande hat er angekünvigt, kalten Blicke« sogar die Bereinzelung de« Zarenreiches, die Erschütterung deS Zweibunve« vorau»ge>«ben, indes der deutfche Beistand ihm, dem Erzrussen, unwill'omme» schien, weil er mit Kompensationen bezahlt werden müßte, die Rußland „in Europa mehr schwäche» al- da unten stärken wülbea*. Port Arthur verdrängte die HandelSempore Dalny, und e« wurde blockiert, al« die Großindustrie sich erkolt hatte und den Handelsbanken Kapital wieder zufloß. Jedoch da« hindert nicht, daß Witte« Mantschureipolitrk von der seiner Feinde keinesfalls zu trennen war, daß auch nach seiner Ueberzeugung nur der Schutzzoll, die „geschloffene Tür*, im Osten die Unterbilanz der sibirischen Bah» wett wachen Knote, deren Au«sLbrung seit drm Dekrrt vom Mär, 1881 «uf de» Schütter» de« »»»,» Fiaaozmiuister« Diese Nummer kostet auf ck /k -TH 2 allen Bahnhöfen und bei III ^I^V de» Zeitungs-Verkäufern k * Redaktion und Expedition: JohanniSgajse 8. Feruspr. Nr. 1Ü3, Sir. 222, Nr. 1178 Berliner RedakttonS-vurea«: Berlin bl ZV 7, Dorotheeustraße 83. Tel. I, Nr. 8275. Dresdner Redaktion--Bureau: DreSden-A., Könneritzstr. 25, Tel. i, Nr. «SSL. in Südwestafrika ein Ende. Trotha wird über de» Unwert Südafrikas ein deutliches Wo»t reden, ebeuso über die sonstigen Vertuschungen." * Der deutsche Verband süx kaufmännische- Unterrichts wesen hat am 6. September seinen 5. Kongreß in Wies baden eröffnet. Vertreter verschiedener Bundesregierungen, auch Sachsens, sind anwesend. Die Beteiligung ist stark. Der Kongreß teilte sich in 9 Abteilungen, die die verschieden sten Zweige des kaufmännischen Unterrichtswesens erörterten. In der fachwissenschastlichen Abteilung verlangte Dr. Ma- nes-Berlin. daß den Angehörigen des Kaufmannsstandes in weit höherem Maße als bisher nicht nur aus den Hoch schulen, sondern auch auf den übrigen der kaufmännischen Fortbildung dienenden Lehrstätten Gelegenheit gegeben wer den muß, sich über das gesamte Versicherungswesen unter richten zu können. Kommerzienrat WeckerOfjenbach betonte die Notwendigkeit der Einführung eines einheitlichen Steno- graphie-Systems in die Fortbildungsschulen und Oberlehrer Meyer-Elberfeld stellte ausführliche Thesen über die Art der Lehre der Buchführung auf. — Syndikus Dr. Frhr. von B o e n i g k-Halberstadt betonte die wachsende Bedeutung des kaufmännischen Fortbildungsschulwesens, die die allge- meine Einführung des Schulzwanges sür sunge Kaufleute usw. am besten mittels Reichsqesetzes angebracht erscheinen laste. Ten Vorsiß in der Abteilung für Handelshochschulen führte Kommerzienrat Habenicht - Leipzig Pros. Dr. Kähler- Aachen behandelte die Frage, ob sich die bisherigen Auf nahmebedingungen an den Handelshochschulen bewährt haben. Er kam zu dem Schluß, daß die Aufnahmebedingungen der Handelshochschulen in ihrer heutigen Form nur al- vorläufige zu betrachten seien. Als Erfordernis für vollimmatrikulierte Studierende sei allmählich das Reifezeugnis einer neunllas- sigen Anstalt zu erstreben. Prof. Dr. V o i a t - Frankfurt a. M. hob hervor, es liege kern Grund vor. Ausländer als olche vom Besuche deutscher Handelshochschulen auSzu- chließen, doch noch weniger, sie vor Inländern zu begün- tigen, wie es häufig, infolge der Unkontrollierbarkeit der Vorbildung der Ausländer, geschehe. Von den weiteren Abteilungen sei noch die für weibliche Angestellte erwähnt. Frl. H e r r m a n n - Berlin sprach in ihr über die Frage, wie die Frau für den kaufmännischen Berus am besten vor zubereiten sei. Das Schwergewicht dex kaufmännischen Aus- bildung der weiblichen Handlungsgehulsen liege zurzeit in der Fachschule, eine Vermehrung der Fachschulen sei daher anzustreben. Die kaufmännische Fachschule solle ihren Cha rakter als solche wahren. Die kaufmännische Fortbildungs schule mit direktem Zwang solle sür männliche und weibliche Schüler gleich sein, die dispensierende Handelshochschule solle mindestens das gleiche Maß kaufmännischer Kenntnisse ver mitteln wie die kaufmännische Fortbildungsschule mit direk tem Zwang. * Zur LandtagSwahl. Gestern fand iu Schloß Ritter stein eine VertrauenSmännerversammluag sür die Kandidatur des RealschuldirrktorS Prof, von Brause statt. Nach einer mit lebdastem Beifall aufgenommenen Ansprache des Herrn Kandivaten wurven organisatorische Frage» besprochen. Ver sammlungen sollen demnächst in Mockau, Thekla wie in Klein-Miltitz staiisinden. Da- Komitee bat sich be deutend erweitert, alle Zusendungen sind an Herr» Max Reiß, Paunsdorf, Jodauuisstraße 14, zu richte». * verkitt, 7. September. * Sine offizielle Darstellung zur Truppenentfendung nach Oftafr ka. Die „Nordv. Allgem. Ztg.* schreibt: In An betracht der vielfach verbreiteten unrichtigen Nachrichten über die Kompetenz- uiw. Angelegenheiten der sür Ostafrika be stimmten Marinestreitkräste sei nachstehend aus die betreffende Allerhöchste KabinettSordre hingermesea. Sie lautet: Es sind als LberetatSm äßige BeiatzungSteile der See streitkräfte der ostafrilanischen Stativ» hiaau-zusenden: Ein Detachement Marine - Infanterie von 150 Mann mit Chargen und vier Maschinengewehren mit doppelte» Bedienungsmannschaften der Matrosen-Divisionen. Jbre Verteilung regelt der älteste Seeoffizier der ostatrika- niichen Station. Demnach hat weder eine Mobilmachung der Marmeseldkompagnie stallgesunden, noch gilt sie als im Kriegszustand befindlich. Auch der „Bussard" befindet sich u'ckl iur Kriegszustände, ebensowenig die anderen nach dem AujstandSgebiete beorderten Schiffe. Infolgedessen sind auch Ar egSgebührniste für die Beteiligten nicht zuständig, wie auch Porlovergünstigunge» der Feldpost nicht eingetrelen sind. * Deutschland und Australien. Wie der „Daily Cbro- nicle* au« Melbourne erfahrt, habe» Mitglieder aller Par- teien die australische Bundesregierung ersucht, gegen die Absicht DeutichlandS, vom 1. April 1906 ab australisches Obst mit einent Zoll von zwei Schillingen per Kiste zu be legen, zu protestieren. Nächst England sei Deutschland der beste Markt für australüche- Obst. Der HanvelSmiaister versprach angeblich durch England in Berlin Vorstellungen machen zu lasten; er per>önl,ch betrachte Zollcrböhungen seitens Australiens aus deutsche Waren als einzige wirksame Waffe. — Da« habe» wir von einer übertriebe» agrarischen Schutzpolitik k lastete. Er selbst hat sich als der Titan gefühlt, der die „wirtschaftliche Expansion* tragen sollte, und mit der Groß- süriienparole vom „eisfreien Hasen* war die seine von der „Förderung des Handels* i» Wirklichkeit identisch. Gerade d,e Idee vom ruisiichen Dominium am Stillen Ozean, ihre Zahlenphantastik hat daS tragische Moment in da« Leden des Liquidator« von Portsmouth hineingesälfcht, dem der Traum, das Abenteuer, der Dichterdrang immer fremd bliebe». Hier waren die Grenzen der Böisianerwelt über schritten, worin der kleine Direktor der Sücwestbabn festen Fuß gefaßt hatte, hier war er nicht Autiraggeber de» Direktors Rothstein, sondern Agent de« Fürsten UchtomSki, der von dem slawisch-mongolisch,-» Bunde schwärmte und den wegen eines LiedeShanvelS verschickten Zarewusch Nikolai nach dem Osten begleitet batte. Von diesem Projekt gilt der Vergleich, den der französische Journalist Ular für Witte benutzt, der Vergleich mit dem Bildner Cellini, der, wie mau in Goethe« Ueberseyung liest, sein Zinngeschirr in den Tiegel warf, um seinen PerseuS fertig zu gießen. Hier fängt das Individuelle, daS Problematische an, daS von keinem Streit um daS „System Witte* mehr berührt wird. Bo» hier aus begreift sich der ungewöhn liche Krastverbrauch, den man an Witte wahrnimmt, feine Er folglosigkeit im höchsten Erfolge. Den Charakter haben nicht erst die Reporter von Ports mouth zu entziffern versucht, die plötzlich merkten, wie dieser GegenipielerKomuraS die Adjutanten vom Werte derGeiandten Pokotilow und Rosen überragte. Herr Maximilian Haiden Kat den „echten Moskowiter* geschildert, der kaum einen deutschen Satz zusammenllümperte, der Lizentiat Rohrbach ist iu bas Welen Wittes eingedrungen. In der „Contemporary Review* bat ein Herr Drllon erzählt, daß der Präsident deS russischen MiniiterkomileeS ein Hüne sei, daß er sich schlecht kleide, barsche Manieren habe und wie ein ameri- kanilcher Kaufmann rechne. Aber man errät, welcher FondS nationalen Bauerntums in ihm verborgen ist; sein Prosit läßt daran zweifeln, ob an dem Bericht von seiner deutichc» oder seiner schwedischen Abkunft etwas Wahres sei. Mit verhaltener Kraft, mit störrischer Ungeduld hat er ichon vom Jahre 1892 ab sich feinen Weg gebahnt, als er in daS Ver- krhrSministerium berufen wurde und die von der Hungersnot erschöpfte Oelonomie kurieren sollte; störrisch bat er den Boylott ignoriert, den die Hofgesellschaft über seine jüvstcke Gattin verhängte. AlS ein Sendling der Hölle sicherlich ist er von dem hegelianischen Oberprokurator PobjeronoSzew betrachtet worden, der neuerdings, trotz Witte- Memorial, siegreich die Kirchenresorm verschleppt hat. Aber der Geist des „Kredit«*, der Unsicherheit und der Ermattung, den der knochige Ruffenpapst in seinen Schriften verfluchte, ist nicht, wie mit der Pamphletliteratur der jüngilen Epocke auch Drumont bei deS Ministers Ankunft in Paris behauptet bat, mit dem Namen Witte verbunden. Die wirtschaftliche Um wälzung, die er zu regeln suchte, bub vor ihm an. Er hat daS Portefeuille WyschneygradSki« übernommen, hat als unscheinbarer Beamter im Jahre 1893 sich vermessen, „die Reichsfinanzen aus festen Boden zu stellen.* Maa er bebt gegen ,hn die Beschuldigungen, die man gegen jeden Protektionismus erhoben hat, man führt auS, daß er in ver hängnisvoller Konsequenz durch ein Gefüge direkter und indirekter Steuern die Staatseinkünfte erhöht habe, daß nach dem Erlaß der ländlichen Kopfsteuer, eine« Teiles der Landrücklausssummen, der Paßsteuer neue, jchlimmere Steuern erpreßt worden seren, daß die Aera blS zum Jahre 1903 mit dem Landmonopol, dem Holzmonopol, dem Branntweinmonopol die Volksmasse ausgcbeulet, daß sie den Ruin hervorgerusea habe. Aber Herr von Witte hat da» KreiSrad nicht angetrieben; selbst er war nur eia Spielball der unpersönlichen Entwicklung, dre keine Hand zu hemmen im Stande war. Er ist der größte unter den vier Flnanzminrstelu de» einst von Peter dem Großen um der Armee willen mit dem Merkantilismus bedachten Zarentum», die überhaupt die Geichichte nenne» wird. Er wurde in eine Wirtlchajtsordnung hinemgestellt, die gebunden und sessello« zugleich der Apathie der Vergangenheit nur mählich entwackse» war, die einen JinportinbuitrialiSmu- von ein paar Generationen erzeugt halte und mit dem Jahre l877 da» Cancrinsche System der „Bewahrung* zu einem schroffen System der Ausfuhrübeischlisse gesteigert hatte, dre wie ein Wrack von den elementaren Strömungen lortgerisscn wurde. Schon Wittes mittelbarer Vorgänger, der Finanzminrster Bunge, hatte resigniert; Kabale drängte den Doktrinär, der Defizu und Mißernten nicht verheimlicht batte, hinweg und begün stigte dre Golvpolmk, den AuSluhrfanatiSmu« de» System« WyschnegradSki. Zögernd bat dessen Mandatar die halb aus gearbeitete Valutaresorm vollendet. Er verstaatlichte Bahnen, schloß, obwohl er den Caprivivertrag de» Jahre« >894 immer ichlechl beurteilt hat, mit den bedeutendste» Ausfuhrländern Kontrakte und hielt wie ein Colbert seine Hand Uber den wachsenden Industrialismus, den er in seinem Budget bericht für 1897 sanktioniert hat: „Die gesamte Jahres produktion von landwirtichaftlichen Erzeugnissen repräsen tiert euren Wert von nicht über anderthalb Millionen Rubel», während die jährliche Produktion unserer Montan industrie und unserer Fabriken zwei Milliarden Rubel über steigt.* Vor leiner dem Jahre 1889 entstammenden Schrift „Die Nationalökonomie und Friedrich List* hatte Witte 1885 die „Lehre d«S Westen»* zurückgewiesen und verlangt, die Industrie solle vor allem die russiichen Bedürfnisse befrie digen; sie dürfe die Hausindustrie nicht eriötrn. Und dieier selbe Mann hat den russischen Imperialismus durch fein Patronat gefördert. Die Krisis hätte ohne ihn uur furchtbarer sich geäußert; weder Chilkow, noch Jermolow, »och Kokowzew wiegen zusammen de» einen Organisator auf, dessen staats männische Fähigkeit »ur deswegen scheiterte, weil da- Schick sal Rußland« unaufhaltsam war, und der im Jahre 1903 ca« Programm erner Agrarreform entworfen hat, die Semstwo und Mir abschaffen, da» Dauernium mobili- siren soll. In zwei These» hat er seinen Optimis mus umschriebe». Sein Glaube ist, daß die Gesamtheit aufsteigt, und daß ihre Klassen langsam „zu höheren Stufen materiellen Dasein» gelangen*. Dieser Glaub« wohnt in ihm unzerstörbar, gibt ihm, dem Nüchternen, den^aeheimni«- volle» Halt, ohne den nie ein» große Individualität gewesen ist; aber di« „PawlikS und PjotrikS*, di« „Paulchr» und Petercheu* Haden Herrn Witt« verschmäh», und man muß sich »,» ihne» euerede» lasse», daß er erledigt sei. Unzeigen-Prei- «t» 6 gespalten« Petit-eil« LL Lss. Familien-, Wohnung«- nud Stelle» Anzeigen 20 Pf. Finanzielle Anzeigen, LeschäftSanzeigen mrter Text oder an besonderer Stelle nach Tarif. Für ba« Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird kein« Garantm übernommen. eipMerIllMlüt Handelszeitung. Amtsblatt des Hönigl. Land- und des Äönigl. Amtsgerichtes Leipzig, des Aales «nd des Volizeiamtes der Stadt Leipzig.
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