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Dresdner Nachrichten : 19.09.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187709195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-09
- Tag1877-09-19
- Monat1877-09
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.09.1877
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«r: SSS. «rlchttuk ttg lich fr«» 7 Uhr in der itk»ei>iiio» Uiartknllraltt Ni. Adon« »emenl«»rcl» dierlkljälir» Itih2vt-rk»0P»,e.,dur!» d«c voll L Mar« 7S «I,e. vtnttl.vummcrn »>Vlie. »uflage 32000 Ei»l. gür die Müclgabc ringe. laudier Maiiulcrihte «acht lich dir Rcdaclio» nicht verbindlich. ijnseraleil-Aniialune au«» «ärtt : Ua»»»»»t«I» uo« Voller in Homdurg, ver- li». wir», Sri»«ig. «aicl, vrctiau. granllur« a. M. — Laä. »w,« tu Berlin, Leipjta. Wien, Hamburg, Nrankfuri ,. M.. Mün chen. — vaaba » 0«. in Nranlfurt a. M. — dr. V«i»t in üiirmiiitz. — Ua- «aa.Uaiitb«, Nuliior L L», t» »art». Mlttebacteur: vr. »ml» Kür das Feuilleton: LuilvlL verantw. Redakteur: LLrw»t l^lvpttvl» in Dresden. Mittwoch, IS. September. Tageblatt für 'Iottük. Anterhattung,Heschästsverkehr. Börsenbericht,Iremdenliste. XXII. Jahrgang. Druck und Ltvptivl» der Dresden, 1877. Trat«rar« werben Marian» Lirade I» di» «d. ii Udr «na> nommen, Sonutaal »i, Mittag« >0 Udr. 2» Meuiiadl: grobe Nlofter- >age i> dt» Nachm. L Uhr. — Der Raum einer ein- ldaliigen Peilijeile kost«! iü Psg>. iringelandt die steile it> Pjiik. Eine Garanttr iur bat »ächn tägige itrlchei» neu der Inierate wir» nicht geg^vtil. Autioärtige Annoncen« Anllriige uoii UN« unde- kanntcn tzirmcn und Per- loncn iirieriien wir »ur gcgeiiPrdnumcraiido« Zahlung duich Vrie^ marken »der Poi>et»ra>>» lang, eicht Silben tosten IS Piae. 2„ic>atc iii» die Montag» NumiPr »der nach einem ffeniag« »te Veritttile «0 P,r» Politisches. Wenn es wahr ist, was der Telegraph von vorgestern aus Stambul meldet, so hat die Pforte mit einem Federstrich den Krieg gegen Rußland verloren, den ihre tapferen Generäle am Balkan mit Aufwand aller Kräfte gewonnen haben. „Sämmtliche christ liche Beamte, mit Ausnahme der Arnienier, sollen auf Befehl des Sultans aus allen Staatsstellen entfernt werden" — lautet die un glaubhafte Nachricht, und damit würde der russisch-türkische Krieg aus sein; an seine Stelle träte eine vereinte europäische Aktion und machte nunmehr mit Recht der heillosen Verblendung der ottoma- nischen Machthaber ein Ende ; jener Machthaber, die im Dccember 187ü eine Verfassung gegeben haben, nach welcher die Volksver tretung zu zwei Dritteln aus Muselmanen und zu einem Drittel aus Christen besteht und welche im September 1877 ohne Kammer- Beschluß, blos auf Akte der Willkür sich stützend, die christlichen Beamten des Reiches relegiren wollen. Wie gesagt, der Schritt wäre so ungeheuerlich, daß man wohlthun wird, ihn vorläufig zu bezweifeln. Was die freisinnige Presse Deutschlands gegen Ruß land aufbringt und gegen jede Emanation Rußlands selbst dann mißtrauisch stimmen würde, wenn dort wahrhaft Gutes geschähe, ist der instinktive Haß jedes Culturvolkes gegen die Willkür. Gefiele sich die Pforte jetzt, einiger tapfer gewonnener Schlachten wegen, in Willkürakten, so würden die Sympathien Europa's, die ihr als einem angehenden Verfassungsstaat zugewendet worden sind, sofort in'S Gegenthcil Umschlagen. Nicht die Kanonen Osman Pascha'S, noch die todesverachtenden Ncdjifs Mehemed Ali's schützen und stützen die Türkei, sondern diese kann auf die Dauer nur durch ein vollkommen ehrlichesVerfassungslebcn gerettet werden. Mac Mahon ist, wenn er überhaupt ein Uebel ist, ein sehr vor übergehendes Uebel. Das Jahr 1881 wird gar nicht so lange mehr auf sich warten lassen. Jede andere Negierungsform, die der seinen folgt, wird auch vprrübergchend sein, da bekanntlich die äußere Stabilität die letzte Tugend der Franzosen ist. Was indes; bleibt, ist der französische Volkscharakter, und mit diesem, von den Gewalt habern abgesehen, rechnen zu lernen, ist für uns Deutsche höchst lehrreich. Fürst Bismarck sucht seine Alliirten im Osten. Wie sich auch der russische Niese ungcberdig reckt und unsere Interessen bei jeder Bewegung über den Haufen wirft; ihm wird Alles verziehen. Er ist nun einmal ein ungeschlachter „Freund", man muß sich neben ihm einrichten und ihn nicht reizen. Dieser, gewiß klug berechneten officiellen Reichs-Politik stehen unsere Wünsche völlig entgegen. Mit den Franzosen verbinden uns unsere Cultur-Jntcressen, ihnen danken wir das bescheidene Maß von Freiheit, dessen wir uns jetzt erfreuen. Hätte nicht die Völkerfreiheit im Jahre 1789 in Frank reich dar! Licht der Welt erblickt, so wäre sie, so vermuthcn wir, von Moskau nie zu uns gekommen. Man erwartet vom Osten auch wohl weniger einen Lölker-Freiheitsmorgen, als vielmehr eine kräftige Parzenscheere, womit man die Aeste des Frciheitsbaumes ab knipst, wenn sie in den Himmel wachsen sollten. Genug, wir, d. h. das deutsche iVolk, hätten allen Grund, uns den Franzosen zu alliircn, wenn diese nur nicht gar so wetterwendisch, empfindlich und unberechenbar wären. Jeden Freund des Völkerfriedens und der Völkercultur muß es daher angenehm berühren, daß Oberst Stoffel, der aus 1870 wohlbekannte Militär-Attachö Frankreichs in Berlin, es unternimmt, Friede zu säen zwischen Frankreich und Deutsch land — eine Arbeit, vor der die Berliner Officiösen eine merk würdige Abneiguna haben. Stoffel schreibt: „Der Frankfurter Frieden war kaum gezeichnet, als auch schon in Frankreich die Furcht vor einem neuen .Krieg mit Deutschland Platz griff. s!> Seitdem wurden die Gemütbec un aufhörlich durch Besorgnisse aller Art in Unruhe und mehr» malS in förmliche Paniken verseht. Diese mehr oder weniger gerechtfertigten Befürchtungen haben ihren Ursprung stets in Paris in einer allen möglichen Eindrücken über Gebühr zu gänglichen und, wie keine andere nach Aufregung gierigen Be völkerung. Von da verbreiten sic sich über die Provinz, wo sic die mißliche Lage des Handels, der Gewerbe und deS Verkehrs noch verschlimmern. GS ist interessant und vielleicht nützlich, den Ursachen einer solchen Erscheinung nachzuforschcn. Wie kommt cö. daß in einein Lande von 30 Millionen Einwohner», wie Frankreich, eine von einer benachbarten Regierung vorgc- brachte Bemerkung oder eine von einem preußischen General gehaltene Rede oder ein Artikel der fremden Presse oder selbst eine aus der Lust gegriffene Nachricht genügt, um sogleich alle Gcmüther in Angst und Sorge zu versetzen? Die Befürchtun gen eines Krieges mit Deutschland beruhen aui vier Haupt gründen. nämlich: 1) die außerordentliche Empfänglichkeit der französischen Station für alle Eindrücke; 2) daS seit dem Kriege von 1870 zwischen Deutschland und Frankreich bestehende ge genseitige Mißtrauen; :l) die in unserem Publikum herrschende Unkenntnis; deö deutschen Charakters; 4» seine Unkenntniß der Folgen des Instituts der allgemeinen Wehrpflicht. Stoffel führt nun aus, daß die Empfänglichkeit der Franzosen mit einer starken Friedenspolitik nach und nach verschwinden werde; zu Mißtrauen gegen Deutschland sei kein Grund vorhanden, wenn man die thörichte Revanche bei Seite lasse; die Franzosen sollten, statt sich gegen die Deutschen abzuschließen, deren Grundcharakter, der ehrenwerth sei, studiren; und endlich sei die allgemeine Wehr pflicht eine Erschwerniß für jede machtübermüthige Negierung, un populäre Kriege zu führen. Von Herzen drückt man dem Obersten bei diesen goldenen Worten die Hand, und wir werden nie er müden, zu versichern: Deutschland und Frankreich wollen gute Freunde sein. Eine Art Galgenhumor erfaßt den wahrhaften Patrioten, wenn er die sonderbaren Mittel betrachtet, mit denen man das Iranke deutsche Reich-portemonnaie flicken möchte. DaS Nächst liegende, daß man, wenn man finanziell in der Klemme sitzt, sparen muß, dem 445 i/z Millionen-Militairbudget etwas abzwackcn und das hier Ersparte productiv verwenden, — das wollen die Neichs- budgetdoctoren nicht hören. „Orientkrieg", „Russische Großmacht", „Französische Rüstungen", das schwirrt sofort in der Berliner offi- ciöscn Lust, wenn man vom Militärbudget Ersparnisse fordert. Stoffel irrt, wenn er alaubt,, die unfriedlichen Gerückte entstünden immer in Paris. Wir kennen ihren Ursprung und ihre Tendenz. Auch die allerneueste Neichsbudgetwehemutter denkt nicht ans Spa ren, sondern an höhere Steuern. Herr v. Varnbülcr will wohl Reichsfinanzministcr werden, wenn er mit folgendem neuen Projekt debütirt? Derselbe betont die (von unö bestrittene» Nothwendtgkelt. für daS Reich neue Einnahmen zu schaffen; man könnte bet wirklich gutem Willen eine die Bedürfnisse reichlich deckende Tabaköbettcucrung nach dem englische» Princip durch eine Regie oder nach dem Bandrollensystem clnsührcn; da jedoch nicht zu erwarten ist, daß ein derartiges Gesetz für die nächste Zukunft zu Stande kommt, so schlägt Herr Varnbülcr folgende neue Einnahmen vor: Petroleum ist wie früher mit M. 1. ',0 zu besteuern, was für die Reicvscasse eine Einnahme vcn fast 10 Mi». M. ergeben würde: die Steuer auf rohen Kaffee und Kaffee-Surrogate ist von M. 17. ü auf M. 21 zu erhöhen: Mchreinnahmc gegen 7 Mill. M.; Erhöhung der Steuer auf Thee von 24 an' 28 Ali.: Mehreinnahme loo.ooo M. Wenn die ln Deutschland vielfach verlangte Erhöhung der Tabaks, steuer durchginge, so würde er Anstand nehmen, den Eingangs zoll aus Getreide zu befürworten, eventuell müßte jedoch auf Getreide ein Zoll von 0. 20 M. erhoben werden: Mehrein- iiabmc für die Reichtzcassc 8 Mill. AI. Dem entsprechend sei die Erhebung eines Zolles auf Mehl aus Getreide, Hülsen- srüchten re. von 0.40 SN. einzuführen: Einnahmen l'/iMill. M. Krastmchl, Puter und Stärke. Zoll M. 1. Hs», machen eine Einnahme von M. 170,000. Ferner schlägt Varnbülcr vor eine Abgabe für Ochsen von 6, für Kühe von 4. für Jungvieh' von 2, für Schafe von 1 M.: Einnahme M. I,<>00.000; eine kleine Abgabe auf frisches Fleisch, kleines Wildpret, Fische, Eier: Einnahme M. .700,000; Erhöhung deS Zolles aui Wein um M. 2 pro Ccntner aui die in Flaschen cingesührtcn wcrthvolie- ren LuruSwcine um M. 4: Mchreinnahmc gegen 3 Mill. AI. Schließlich schlägt derselbe im Interesse der deutschen Waaren- statistik eine mäßige Abgabe von allen in das AnSland geben den Sendungen a>S Entgelt sür die statistische Erbcbuna der selben vor: Einnahme sür daS Reich von 4 Mill. M. ES rr- giebt sich dann eine Gesammtmehreinnahme von M. 30.200.000. Nun ergeben die Zollcontrolberichte über die Ncichscinnahmen vom 1. April bis 31. August l. I., daß die Zölle gegen denselben Zeitraum von 1876 um 5'/z Mill. Ri., die Tabaksteuer um 20,000 M., Branntweinsteuer um 1 Mill. M., Brausteuer um 194,000 M. zurückgingcn, daß der Verbrauch von Kaffee und Thce sehr abgenommcn hat. Ist dieser Zeitpunkt deS schwindenden Nationalwohlstandcs zu Steucrschraubungcn geeignet? Doch nur nach folgender Logik: Wir werden ärmer, nehmen weniger ein, be schränken sogar den Consum der nöthigen Nährmittel— also wollen wir die Lebensmittel durch Verbrauchsteuern theurer machen, dann verdienen wir heidenmäßig viel Geld durch Mehrverbrauch. . Neueste Telegramme ver „Dresdner Nachrichten." Berlin, 18. September. Die „Norddeutsche Allgem. Ztg." schreibt: Nach einer Salzburger Privatdepesche von gestern Abend waren für den Fürsten Bismarck und Grafen Andrassy zum heuti gen Tage Wohnung im Hotel Europa bestellt. Die Begegnung beider Staatsmänner dürfte demnach schon heute stattgefunden haben. Der deutsche Botschafter, Graf Münster, ist gestern von London nach Salzburg gereist. Bad Gastcin, 18. September. Fürst Bismarck und Sohn Herbert sind um 2^ Uhr nach Salzburg abgercist. Konstantinopel, 18. September, Ein Telegramm Sulei- man Paschas an die Regierung meldet die Einnahme des Forts Nikolaus am Schipkapaß und fügt hinzu, der Kampf dauere fort, er hoffe aber, bald der übrigen russischen Positionen sich zu bemächtigen. Locale- and Sächsisches. — Am Montag Mittag empfing Sc. AI a I. herK 0 nlg in besonderer Audienz die Eondolcnzkeputationcn Dresdens und Leipzigs. Die hiesige Deputation ward gebildet aus den Herren Bürgermeister vr. Hertel und Kirsten, Stadtrath Watti er, Stadt- verorbnclcnvvrstebcr HosrathAckermann und den Stadtverordneten Adv. Lehmann und Or. Welte; die Leipziger ans den Herren Bürgermeister Or. Georgt und Stadtverordneten-Viccvorstchcr Ilr. Schilt. - - DaS Bcfindcn Ihrer Majestät der Königin-Mutter war bis gestern Abend, nach ans Pillnitz cingcgangcncr Meldung, ein durchaus hcsriedigcnbcö. - Dem Oderhoipredlger De. Kohlschüttcr ist daS Eom- tburkrcuz 2.Etassc des Verdienstordens, dein Waldarbeiter August Friedrich Müller in Breitendrunn daö allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. — Einer der streitbarsten Abgeordneten deS sächsischen Land tags hat jetzt nach beinahe lOjährigcrThätigkeit ln der ll..Kammer freiwillig sein Mandatnicdcrgelcgt: HcrrAdvokat Ludwig auö Leipzig. Durch seinen Austritt ist der auS den Städten Grimma, Lausigk, Eolbip. Gcringöwalde und Hartha bestehende städtische Wahlkreis erledigt. — Die scharfe Spaltung nach politischen Parteien und die Abstimmungen nach Parteiparole sind für den Landtag cbm so unerquicklich und für daS allgemeine Beste nachtheilig, wie sie es in, Stadlverordneten-Collcgium sind. ES ist eine überlegte Taktik, Zusagen: die Wirksamkeit des sächsischen Landtags sei eine ge ringe, er sei eben nur ein schwacher Schattenriß des Reichstags und er müsse deshalb nach der Berliner Schablone abgethan werden. Allerdings giebt es Reichsgesetze; aber kann, wenn die Landes- vertretungcn von Baiern, Sachsen, Würtcmberg rc. einmüthig sind, nicht Einfluß auf Parlament und BundcSrath geübt werden ? Sollen die Reichstags-Abgeordneten nicht das Organ ihrer Wähler und Committenten sein? Freilich, wenn die Neichsdeputirten nach dem Muster von Hans Blum, Krause rc. votiren, dann sieht es schlimm aus. Und dann gilt es weiter der Ausführung der Reichs gesetze durch die Regierung des Landes und hierin liegt ferner ein weites Feld der Thätigkeit und es ist nicht gleichgiltig für das Wohl der Bevölkerung, in welcher Weise dies geschieht. Aber außer den Reichsgcsetzen und den darauf bezüglichen Organisationen hat die Landesregierung und haben die Landstände noch einen weiten Kreis der Wirksamkeit: Förderung der Industrie, des Handels und für die allgemeine Volksbildung, insbesondere betont werden. vir «>g»a>i'irung dt« Fach- und dt« Gelebrt«nW>ung.also dt« SittivM für all« Arten! des AbaanarS der Kettenschs.eppza.ae von Tetschen für ble in der Schulen von der Dorfschule bis zur Universität, eine Partie, in welcher Sachsen bekanntlich prosperirt (und wir nennen ganz aus drücklich unsere neue Hochschule, das Dresdner Polytechnicum); die Pflege der Kunst und des Kunstgewerbes, der Schutz und das In teresse bezüglich aller Anstalten für humanitäre Zwecke (ivir nennen z. B. die Anstalten sür Blinde, Taubstumme, Schwach- und Blöd sinnige, Irrsinnige, in welchen allen Sachsen von keinem deutschen Staate übertroffen wird); die Art der Besteuerung des Grundbesitzes, des Gewerbes und des Einkommens; kurzum, es giebt noch Fragen genug, an deren Lösung im Sinne einer gedeihlichen Eulturent- wickelung mitzuarbeiten der Landtag berufen ist und bei welchen die präcisirte politische Parteistellung der Abgeordneten nicht in Frage kommen kann und darf. Scharfer Blick, gesundes Urtheil, Energie, das Gute zu verthcidigen und zur Verwirklichung desselben beizutragen, Muth, der gewonnenen Ucberzeugung treu zu bleiben, Charakter, ohne Eigenwillen und Starrsinn, Liebe zu König und Vaterland, Bereitwilligkeit, dem allgemeinen Besten zu dienen und Opferfreudigkeit, — das sind die Eigenschaften, die ein Vertreter des Landes haben muß, wenn er seine Aufgaben zum Wohle dessel ben erfüllen will. Die Wahl der Abgeordneten und deren Haltung nach purer Parteiparole ist eine Schmälerung des Charakters und der Selbstständigkeit der einzelnen Wühler, wie der Abgeord neten, cs stellt die Schablone an die Stelle der Gesinnung, cs unter gräbt dieGeltungdesLandtages! Möge der heutige Wahl tag uns Männer bringen, die in erster Linie das Wohl des Vaterlandes und erst in zweiter daS Interesse einer politischen Partei im Auge haben! — Daß die LandtagS-Candidaten Ihre Aufgabe in Bezug auf hie gegcnwärllge gedrückte Lage unseres GcicyättölcbenS ernst auffaffcn, davon legt die Thatsache ein crireulichco Zeugnis; ab. daß sich Alle mehr oder weniger eingehend darüber ausgesprochen haben. Am ausführlichsten hat dies verEandidat dev 3. Wahl kreises, Herr Stadtrath Emll Bocnlsch in seiner Wahlrede am Sonntag den 10. September gcthan. Er legte dar. wie Sachscn's Wohlstand. Kunst und Wissenschaft ihre hauptsächlichsten und nachhaltigsten Quellen in dem regen Gewerbfleiße haben und bczcichnete cö alö eine heilige PflIchtder Volksvertretungen, die Eröffnung neuer Absatz- und Verkehrswege, Straßen und Eisenbahnen zn betreiben, die Errichtung und Vervollkommnung unserer gewerblichen Lehrcmslalten zu fördern und die Einrich tungen der gewerblichen Sclbsthilse, Handels-und Gcwcrbvereine. Handels- und Gewerbeschulen, soweit nur immer möglich, zu unterstützen und thunllchst Jedermann zugänglich zu machen. Man erkannte, wie seine fünfzehnjährige öffentliche Wirksamkeit in der größten Industriestadt Sachsens und seine 6 jährige hiesige Thätigkeit ihn mit den gewerblichen Zuständen vertraut und zur Vertretung deö industriellen Wahlkreises < Wilsdruffer Vorstadt und Frickrlchstatt» vorzugsweise geschickt gemacht haben. — Das „Lcipz. Tagebl." jammert: „Der Statt Leipzig ist eine harte Prüfung auscrlegt. Nachdem noch bis gestern »Mittag die Hoffnung gehegt worden, die Staatsreglcrung werbe ln An betracht der ganz außerordentlichen Lage, in welcher sich gegen wärtig unsere Stadt in Folge der Messe bestndet, die erbetene Dispensation wegen der Landestrauer crtheilen und gestatten, daß die öffentlichen Lustbarkeiten wenigstens um einige Tage früher, alö in der ursprünglichen Verfügung angegeben Ist. wieder ausgenommen werden können, trasen im Lame deS Nachmittags sowohl beim hiesigen Rath, wie auch an den Tbcaterdircctor Iw. Förster osstcielle Telegramme auS Dresden ein, welche jene Hoffnung vollständig vernichteten. In den Telegrammen war einfach gesagt, baß die Dispensation „der Conseguenzeu halber" nicht erfolgen könne. Es haben also die persönlichen Vorstellungen der Betroffenen in Dresden und die warme Befürwortung, »reiche der hiesige Rath bereits ain Sonnabend Vormittag aus telegra phischem Wege diesen Gesuchen angedeiben ließ, Nichts gefruchtet. In dem Tclcgrainm des RathcS an daS königliche Ministerium bcö Innern »rar unter Andern» auf die großen VermögenSschä- digungcn aufmerksam gemacht, welche auö der Ausrecht- ervaitung der Landestrauer für Viele in der Stadt Leipzig horvorgeben, indem angesichts der Meise große und kost spielige »Vorbereitungen getroffen worden seien. Die letzte Hoff- nung kettete sich a» die persönliche Anwesenheit des Herrn Bür germeisters I)r. Georg! in Dresden, »reicher sich heute, in Be gleitung des Herrn Stcidtvcrorbncten-Vicevorstcherö De. Schill, dorthin zur Bezcigung deö Beileides seitens der Stadt begeben hatte. Herr 1)r. Georg! bat auch iin Ministerium deS Innern wegen dieser Angelegenheit vorgesprochcn und einen nochmaligen »Versuch zur Abkürzung der Landestrauer geinacht; nach einem von Ihm beute Nachmittag clngegangenen Telegramme hält daö Ministerin»» jedoch seine frühere Verfügung vollständig aufrecht. »Weicher ganz enorme Schade der Statt dadurch erwächst, brauche» »vir nicht weiter auseinander zu sctzen."—Daß die Leip ziger nur an ihren Schaden denken, weiß man seit lange. So weiiig »vir die jetzige Form der Landestrauer zu erhalten wünschen — so lauge sie Gesetz ist, kann Leipzig nicht allein außerhalb deö Gesetzes stehen. -»Auö Wurzen wird uns mltgctheilt, daß beziehentlich der dort vor einiger Zeit gewesenen Fleisch- bcz. Milzkrankhcitö- Affaire die damals viel genannten Personen, durch deren Ge bühren die schlimme Situation über Wurzen verhängt ward, nunmehr in folgender Maaßc vcrurthcilt worden sind: der Guts besitzer Möller zu 18,0oo Mark, die Fleischer Schubert son. und .sim. zn je 0000 Mark Strafe; der Fleischer Richter, welcher In eine gleich Hobe Summe vcrurthcilt ward, das Geld aber nicht aufbringen kann, ist in Hast behalten »vorten. Der Gutsbesitzer Möller soll trotz deö Vorgefallcnei» von dem Leipzi ger Gericht sür bic Schwurgcrlchtösitznngöpcriobe zum Geschwore nen gewählt worden sein. Die damals von der Mllzkrankheit be fallenen und sonst geschädigten Personen haben sich auf dem Wurzner Gericht behufö Entschädigung zu melden. — Der von Außlg auS diriglrte Elbeverein wird in An betracht der großen Zeit- und Geldverluste, welche der Thaliahrt durch daö bisher übliche »Anlegen in Schandau oder Krippen behusS Zollabfertigung erwächst, bei der König!. Sächsischen Re gierung ansuchen. baß diese Abterttgung ohne Aufenthalt durch- gesührt werden möge. Ferner strebt der Verein an, die schon lange erwünschten täglichen Wasserstandödepcschcn von der Äser lJungbunzlau» und der Eger iPostelbergl gcbührenstri zu erhallen, uin sie nach Tetschen und nach Sachsen weitcrgcben zu können. Die in der Wehlener Confcrenz nach Besichtigung tcS dortigen FelsensturzeS gestellten Anträge bchuiS Reform der für die Stcln- bruchthätlgkeit längs der Elbe bestehenden Gesetze hat der Verein zum »Beschluß erhoben und soll in den hierfür an die Sächsische Regierung einzureichenden Eingaben die Nofhwcnkigkell der Er legung einer entsprechend Hobe» Eaution seitens der Steinbruck,- Bezüglich der SIgnallsirung
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