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Dresdner Journal : 03.09.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186109030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-09
- Tag1861-09-03
- Monat1861-09
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 03.09.1861
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Id»»«r»r!U-prrtst: ^LbrNuk: b Tbl». 10 Kxr. io lo> Avalauä« ^jLkrl.s 1 ., 10 „ „ „ ltritk kott nnä «ovatliok io Vrveävo: 1b k^xr. 1 ttt«mp«I»n- Liorolo« tioouuoro: 1 K^r. 1 »ei>I«U klooo. »uftralraprrtsr: kiir äoo Raum «ioer »«»poNooso 2«il«: 1 kkxr. Vntvr „Livxeioiiat" si« X«il«: 2 K^r. Erscheinen: TA^kicb, mit Knvoabw« ckvr 8ooo ans k'oloeloE«, Advnä» Nir ä«o kolxvnäoo l'ox. AresdnerIonrnal. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. »»seralraanaahme auswärts: Lotpit^: Sniooiirorr«», 6vnn»i»»iooiir cir» DrevUner ^onrvak; «bro6o»elb»l! II. Ilvooi»; Alton»: ck Vuol.ro; LorUn: Ono^cv-'ic-be Ituolil»., Knrixnrn»» Uursn»; Lr«m,n: r>c»i.<>rr«; Arnolckurt n. N.: »cke üuvtidilmNutt?; Ktzln: Aval.» ttroroo»; Lnrli: v. I.üwrxrk:i.o (28, ru« 6e» doo» ensnni); kr»x; b'n. t)nne.,cu's Nucbliooäluiix. cherausgrder: Nöoixl. I^epoäition äoo Vrosäver ^oorool», Dreoüsn, Alnrienotr»»»« blr. 7. Amtlicher Thril. Dresden, 2. September. Ihre Majestät die Kö-^ nigin Maria sind gestern Abend A7 Uhr nach Re gensburg gereift. Nichtamtlicher Theil. Ueberficht. lei »graphische Nachrichten. kaaesgeschichte. Dresden: UlaubSreise de» Herrn Cultu-miuisters. Coastituiruug der ständigen Depu tation de» Juristentags. — Wien: Rede deS Staats ministers v. Schmerling in der ungarischen Frage. — Berlin: -ein Ministrrpräsidrntenwechsel. Rückkehr des König-. Krönung-Programm. NobilttirungSvor- schläg«. AollvttHandlungen mit Frankreich. Bespre chungen der ministeriellen Partei. — Pari-: Admi- ralSrrd«. Türr's Verhetrathung demrutirt. Eisen bahneröffuung. Prälatrnversammlung. Mir»--' Ap pell. Mazziai'- Erkrankung. — Turin: „Opinione" über etwaige Ueberschreitung der päpstlichen Grenzen. Genua, Neapel: Truppensendungengeg-Jnsurgentev. London: Verstärkung der cauadtschen Armee. — Korfu: Jonisches Parlament vertagt. — Warschau: Beerdigung. Rückkehr der Ruhe. Stellung der Juden. Au- dem StaalSrathr. Von Lodz. — Athen: Kam mern geschloffen. — Belgrad: Erbfolgeordnung vo- tirt. — New-Bork: Südstaatencongreßbeschlüfsr. AuS Südamerika. Ernermuvgev und Bersetzungeu re. Dresdner Nachrichten. Prouinzialnachrichtea. (Leipzig. Freiberg. Zwickau. Werdau.) Statistik «nd Nolksmirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tagesnenigkeiten. Börsen ¬ nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Tonntag, 1. September. Der heutige »Lsnjteur" dringt dir Urnen nuna des Marquis v. Lavalettr zum Botschafter t» Na«, des M«s- quis v. Moustier in Konstantinopel und des Her zogs von Traunnoat in Wien. Lus Turin »ird gemeldet, daß Minghetti seine Demission gegeben habe und daß die Berufung Novera's als Krieg-Minister sicher schien. London, 1. September, 2 Uhr früh. DaS Reu- ter'sche Bureau bringt Nachrichten aus New- Aorr vom 22. August. Das Gerücht, daß die Truppen des Südens über den Potomac gegangen seien, ist falsch. Sie hatten allerdings Anstalten dazu getroffen und wollten in Maryland einrücken; allein der Fluß war durch starke Regengüsse so anaeschwollen, daß sie ihr Vorhaben aufgaben. Die UmonSregierung hat eine Proklamation ertasten, welche allen Freiwilligen und selbst einem Thrile der noch nicht completen, von der Regierung ange nommenen Regimenter befiehlt, sich mit oder ohne Waffen und Uniform nach Washington zu begeben. Die Freiwilligen eilen rasch nach Washington. Es find dort neue AnsubordinationSfällr vorge kommen. — In Missouri herrscht Aufregung, weil die Truppen deS Südens vorrücken. Sie haben bereits viele Städte im Südwesten deS Staates inne. Ragusa, Montag, 2. September. Omer Pa scha hat den türkischen Behörden angezrigt, daß die ersten militärischen Operationen gegen die Auf ständischen beginnen. Er verspricht möglichste Rück sicht gegen dieselben. Tagesgcschichte. Dresden, 1. September. Se. Ercellrnz der Herr Staat-Minister deS Cultu» und öffentlichen Unterricht-, vr. v. Falkenstein, hat heute eine mchrwöchentltche Urlaub-reise angetreten. Dresden, 2. September. Die von der Plenarver sammlung de» zweiten deutschen JurtstentagS ge wählte ständige, au» dem Präsidenten de» Jmstentag» und 18 Mitgliedern bestehend«Deputation, deren Zu sammensetzung bereit» mttgetheilt wurde, hat sich consti- tuirt und einmüthig den Generalstaat-anwalt vr. Schwarze zu Dreödrn zu ihrem Präsidenten, den Präsidenten dc- Appell. - Gerichts zu Dresden, vr. Schneider, zum Vice- präfidrnten, und den Stadtrichter Hiersemenzel zu Ber lin zum Schriftführer erwählt. Der Sitz der Deputa tion wird für da- neue VereinSjahr Dresden sein. ES find diese» Mal der ständigen Deputation mehrere hochwich tige, da» Ctvilrecht, den Civilproceß und den Etrafpro- ceß betreffende Materien zur Vorberathung und Bericht erstattung an das Plenum überwiesen worden. Die Er nennung der (der Deputation nicht angehörigen) Referen ten für diese Vorarbeiten erfolgt durch die Deputation. (Lcrgl. umstehend unter „Dresdner Nachrichten".) Wien, 30. August. Die telegraphisch bereit» erwähnte Rede des Staatsministers v. Schmerling in der Sitzung de» Abgeordnetenhauses (welches heute die allgemeine Debatte des AdreßentwurfS beendigt hat und Dienstag die Spccialberathung beginnen wird) über die ungarische Frage lautet: „Die Angriffe, die gegen das Ministerium gerichtet wurden, haben zunächst zwei Punkte betroffen. Man hat den Vorgang des Ministerium«, daß et diese Mittheilung an da« h. Haus ge bracht hat. inconstikutionell genannt. Und man hat dem Mini sterium vorgeworfen, e« habe nur diese Mittheilungen deshalb gemacht, um sich «in Vertrauensvotum von Seiten de« h. Hause« zu erringen, «egen diese beiden Angriffe muß ich im Namen d.j Ministeriums entschieden Verwahrung einlegen- Der Weg, den da» Ministerium betreten har, indem e« mit der Mittheiiung an den h ReichSrath gekommen ist, ist kein inconstitutioneller- „Im G^entheU« , wir sind unS bewußt, daß wir dabei die Grundzüge, die Farmen des const tutionellen Staattleben« genau befolgt Haden. In allen Staaten, deren constitutionellet Leben schon weiter reicht, als da« unsrige, ist es Brauch, ist e« Sitte, daß wichtige Kundgebungen feiten der Regierung im Namen de« Regenten geschehen- Ich weise dabei insbesondere aus Groß britannien hin, wo alle entscheidenden Mittheilungen, alle Bot schaften, die Eröffnungen, die Schließung des Parlament«, wenn dieselbe nicht vom Regenten selbst vorgenommrn, wenn sie durch rin» Sommission vorgeuommen wird, immer im Namen, mit Aa- cübruo, d«r Absicht de» iwHufitz«, dir InwmÜEu bet Regen«» geschehen. Ich weis« intdesonderebaräuf bin, da- dem ungari schen Landtage gegenüber die Mittheilungen, dir von Seiten der Regierung geschehen, immer unter Anführung der Person be« Nd- mg< erfolgen, und ich glaube, daß ein Brauch, eine Sitte, die einem Landtage gegenüber angemessen ist, dem Reich«rathe — einem bei Weitem höher» politischen Körper — ganz gewiß ge bührt. (Bravo linkt und im Zentrum.» Wir haben damit, daß wir den Namen Sr. Majestät in der Mittheilung der Regierung citirten, in keiner Weise gegen den Glanz der Krone, gegen die Heiligkeit dec Person unser« gnädigsten Herrn und Kaiser« ge fehlt. Aber wir waren un« bewußt der Stellung, die Se. Ma jestät der Kaiser in dem organischen Staat«leben e,»nimmt. Se. Majestät der Kaiser ist der Träger der Sxecukivgewalt, er übt sie unbeschränkt au«, er übt sie aus, sich bedienend de« Rathe« seiner verantwortlichen Minister. (Bravo links und im Eentrum.) „Die Minister mußten mit sich zu Rathe gehen, welche Ver hältnisse e« nolhwendig machten, den ungarischen Landtag auf- zuldsen. Diese ihre Anschauungen waren aber nur die Anschau ungen eine« Beirathc«. Diese Anschauungen mußten zu persön lichen Anschauungen Sr. Majestät de« Kaiser« werden, um prak- tisch in« Leben zu treten- (Bravo) Nicht da« Ministerium, Se. Majestät der Kaiser hat den ungarischen Landtag aufzu lösen befunden nach dem Rathe, nach dem Gutachten seiner Mi nister, erst dann, al« Sie höchstpersönlich von der Bedeutung diese« Schritte« überzeugt waren- (Bravo.) „Wenn wir daher Se. Majestät auf den Platz stellen, der Ihm gebührt al« dem unbeschränkten Träger der Erecutivgewalt, haben wir in keiner Weise unsre Verantwortlichkeit für Da«, wa« wir gethan, für unfern Rath aufgegcbca, oder hintanzesrtzt. (Bravo link« und im Eentrum ) Ich erklär« unumwunden, daß das gesammte Ministerium für die Rakhschläge, die r« in dieser wichtigen und verwickelten Angelegenheit Sr. Majestät dem Kaiser ertheilt hat, die volle Verantwortlichkeit übernimmt. (Bravo.) Wenn un« zum Vorwürfe gemacht wurde, daß wir die Person Sr. Majestät al« den Schild hingestelll haben, hinter welchem wir un« decken, so ist wenigstens praktisch von diesem Schilde Feuilleton. A. Hoftheater. Sonnabend, 31. August. Zum ersten Male: „Margarethe", Oper in vier Acten nach dem Französischen de» Jule» Barbier und Michel Carrö, Musik von CH. Gounod. — Die Oper heißt eigentlich „Faust" und ist nach Goethe'» unsterblicher Dichtung gearbeitet- Daß diese der Benutzung zu einem Opern» süjet durchaus widerstrebt, braucht gebildeten Köpfen nicht mehr bewiesen zu werden. Die Herren Barbier und Carrö waren aber in dem glücklichen Falle, weder durch rin Verständniß de» Gocthe'schcn Werkes noch durch die Pietät vor demselben im mindesten beirrt zu werden; e» kam ihnen und dem Compontsten lediglich darauf an, dasselbe zu einer Oper zu benutzen, die, mit möglichst viel scentschen und musikalischen Effecten auS- gestattet, da- große Publicum vier Stunden lang fesseln könne. Von der tiefen Grundidee der Dichtung, wie von der Charakteristik der einzelnen Personen ward dabet gänzlich abgesehen — mit Aulnahme de» Valentin und etwa der Marthe —, und nur einzelne Züge verblieben, wo man sich an Goethe'- Gedicht enger und sogar — mehr störend als erfreulich — mit wörtlicher Be nutzung anfchloß. So wurde denn mit französisch leicht fertiger Mach« eine totale Umformung und Verstümme lung de» „Faust" zusammengebracht, ein triviale» Pot pourri, unverständlich Denen, welche da» Original nicht kennen, und auf» Höchste verletzend für da» deutsche ge bildete Publicum, das mit diesem Meisterwerke seiner nationale« Poesie vertraut ist. Gounod ist ein Kom ponist von sehr beachtenSwerthem Talent, von künstleri scher Bildung und höher« Streben. Geschickte Technik, routinirte und geistvolle Behandlung der Instrumen tation, Formgewandtheit sind ihm eigen, nicht aber Reich- thum der Erfindung, Tiefe der Gedanken und de» charakteristischen Ausdrucks, nicht dramatische Gestaltungs kraft. Er weiß sein Talent in manchen, namentlich lyrischen Situationen sehr glücklich zu bewähren und die Kenner durch reizende und feine Details, durch pikante und gewagte Modulationen momentan zu intercssircn, nachdem er sie durch Monotonie und banale Motive er müdet hat. Der Gcsammtheit seiner Aufgabe gegenüber tritt indeß seine Armuth sehr zweifellos hervor, obwohl er sie mit viel Geschick durch Zugeständnisse an den Ge schmack der großen Menge zu verdecken, durch gefällige Melodik, bewegliche Rhythmik und gewandte Verwendung äußerlicher Effecte in Gewinn zu verkehren sucht. Gounod ist Eklektiker; er bringt Etwas von Allem in bunt wechseln der »Folge. Er hat unter Andern Meyerbcer'S Opern, ja sogar Wagner's (wie man an manchem Jnstrumental- Colorit merkt) wohl studirt, und überall, wo ihm die Inspiration für da» Bedeutende, für Wahrheit und Größe der Dramatik abgrht — und da» ist sehr oft —, versteht er doch, da» anständig Unbedeutende, gehoben durch mancherlei Anklänge und durch eine musikalisch wirkungsvolle Behandlung, zu setzen. Konnte dieser be» lebende und einschmeichelnd« AuSschmuck dennoch den Franzosen nicht genügen — denn die Oper hatte 1850 einen nicht durchgreifenden Erfolg —, um so weniger wahrscheinlich den deutschen Hörern, von denen das Ver fehlt« in den Haupttheilen der Oper viel lebhafter und entschiedener erkannt werden muß. Die Oper ist folgendermaßen gestaltet: Die Jntro- duction beginnt mit einem schönen, Faust'S grübelnden Geist malenden Andantransatz, wird aber bald monoton und mit dem eintretenden 1 äur Satze zusammenhangS- lo» und inhaltsleer. Act l. Nachdem Faust, ein alter Mana, in seinem Studirzimmer einen sehr kurzen, blasirt leben-satten und musikalisch unbedeutenden Monolog ge sungen hat, greift er rasch nach dem todbringenden Labe- dir Opposition nicht abgrhalten worden. (Bravo link« und im Eentrum.) Die Herren haben mit großer Offenheit, mit großer Unuinwundenheit den lautesten, entschiedensten Tadel bezüglich der Angelegenheit, die hier verhandelt wurde, gegen da« Ministerium ausgesprochen, und haben daher praktisch auSgeführt, daß die Person de« Regenten unverletzlich, die Minister aber für die Maß regeln verantwortlich sind. (Bravo, Bravo von allen Seiten.) „Man hat un« auch zum Borwurf gemacht, daß wir diese Mittheilung an den Reichtralh gebracht haben, um daraus ein Vertrauensvotum für un« zu erringen. Meine Herren! Wenn «< un« gelingt, ein Bertraucntvotum zu erringen, so sind wir stolz daraus. (Bravo link« und im Eentrum l Wir erkennen, daß in einem Verfassung»irbrn nur in der Uebereinstimmung der Legitlativgewalt mit der Regierung da« Heil de« Vaterlandc« erblühe, und in der Richtui.g möchten wir und werden wir immer da« größte Gewicht darauf legen, daß die Ansichten und An» schäum gen der Regierung mit jenen de« ReichSrakhe« in Ueber- einstimmung stehen. (Bravo link« und im Centrum.) „Aber nicht deshalb haben wir diese Mittheilungen an den ReichSrath geb, ach», e« lagen Gründe höherer Art jener Antwort zu Grunde. Ich sehe davon ab, daß eine Maßregel gegenüber dem ungarischen Landtage bei den innigen Beziehungen, in wel chen alle Königreiche und Länder »u einander stehen, gar nicht ergriffen werden könne, ohne die übrigen Königreiche und Länder aus« Empfindlichste zu berühren; daß c« daher in dieser Rich tung schon dir gewöhnliche Rücksicht der Höflichkeit gewesen wäre, «ine solche Maßregel von diesem Interesse dem höchsten politischen Körper, der in Oester, e>ch eristirt, dem ReichSrathe «itzutheilen. (Bravo link« und im Centrum) „Aber noch in e ner bei Weitem wichtiger» Rücksicht ist diese Mittdnlung geschehen. Der ungarische Landtag war berufen, in Ausführung der Verfassung Abgeordnete für den ReichSrath zu wählen; er war nicht nur dazu berufen, er ist auch dazu auf gefordert worden. E« mußte dem Haufe die vfsic elle Kund« wer den, da- dieser Aufforderung von Seiten de« ungarischen Land tag« nicht entsprochen ist, und daß c« hauptsächlich di« unbedingte Zurückweisung der Verfassung gewesen ist, die Se. Majestät be wogen hat, den ungarischen Landtag aufzulüsen. Aut diesen Grün den war e« daher rin Art der Pflicht für da« Ministerium, jener Körperschaft, die demnächst am organischen Leben de« ungarischen Landtage« so wesentlich bekheiligt war, von j-ner Maßregel Kunde zu geben, die demselben gegenüber ergriffen werden sollte! „AuS diesen Gründrn, meine Herren, ist die Mittheiiung erfolgt, und wenn auch iw Laufe der Debatte da« Gebiet derselben dahin betreten wurde, daraus ein Vertrauen«- oder Mißtrauens votum für da« Ministerium zu machen, so darf ich für mich und meine Ccllegen feierlichst erklären, daß diese Absicht in keiner Wrise vorgelegen ist. (Bravo links und im Eentrum ) Und nun liegt mir ob, wenn auch eigentlich schon von Seiten unsrer politischen Gesinnungtgenoffen vielfach in warmer und beredter Weise die Politik de« Ministerium« unterstützt und vcrthcidigt wurde — doch für dieselbe noch einige bedeutungsvolle Momente geltend zu machen. „Da« Ministerium hat dem ungarischen Landtage gegenüber «inen doppelten Standpunkt eingenommen, den Standpunkt de« Recht« und den Standpunkt der Staatsklugheit. „Dem ungarischen Landtag gegenüber »var da« österreichische M'nisterium auf dem Standpunkte de« Reckte«, indem e« die An. erkennung der Verfassung gefordert hat. Wir befanden un«, wir Minister, die wir am 20. Octvbr- noch nicht im Amte waren und den 20. Oktober alt vollendete Thatsache überkommen hat. ten, doch unbczweifelt in der Lage anzuerkennen, daß am 20. Oct. jene Männer, denen Se. Majestät damals die Autfertigung diese« wichtigen Documenl«, d;S Diploms, anempfohlen hatten, mit sich im Klaren sein mußten, welchen Standpunkt Se. Majestät dem ungarischen Landtage nnd der ungarischen Verfassung gegenüber einzunehmen hatte und eingenommen hat Ss war das der Standpunkt der Machtvollkommenheit gegenüber einer verwirkten, thatfächlich außer Wirksamkeit gekommenen Verfassung, gegenüber der thatfächlich beseitigten, durch die Beschlüsse des Debrecziner , Convent« zerrissenen ungarischen Verfassung Wenn dieser Stand punkt am 20. Oktober denjenigen Herren, welche die Ausfertigung de« Diplom« Sr. Majestät empfohlen haben, nicht vorgeschwebt hätte, so muß ich bekennen, daß ich nicht begreife, wie e« möglich gewesen wäre, da« Diplom, wenigsten« so weit e« Ungarn be trifft, auSfcrtigrn zu lassen. (Bravo link« und im Centrum.) Es gab damals gar keine Wahl, a!« wenn man anerkannte, daß Se. Majestät verflichtct gewesen wäre, al« König von Ungarn dir ungarische Verfassung al« zu Recht bestehend anzuerkenncn, abgesehen davon, daß Se. Majestät eine rebellische Nat.on zu Paaren getrieben, nicht ein Land erobert, sondern eine Revolution niedergeschlagen hat. (Bravo linkt und im Eentrum.) „Wenn man da- anerkannte, wenn man daran glaubte, es gebe kein andere« Mittel, als Sr. Majestät zu empfehlen, die ungarische Verfassung, wie sie war, u. z. die Verfassung vom Jahre >848 unbedingt wiedeiherzust-llen, dann gab es für Se. Majestät nicht da« Mittel, au« eigener Machtvollkommenheit Mo difikationen derselben e «treten zu lassen. Wenn man aber an erkannt hat, daß e« die Wohlfahrt de« Reiches erheische, Modi fikationen in der Verfassung eintreten zu lassen. ohne Mitwir kung de« ungarischen Landtage« — und von seiner M twirkung ist im Ortobcrdiplom nut keinem Worte die Rede, — dann muß man auch anerkennen, daß Sc. Ma;cstät im Besitze der Macht- trauk, wird aber dabei — cr hat wahrschciuUch eine Sommerwohnung inne — von einem muntern Morgen chor der Landlcute unterbrochen, das mit dem Lobe GottcS schließt. In letzteres stimmt er zwar ein, aber nur, um dann sofort Alles zu verfluchen, waS ihm eben einfällt, und den Satan zu rufen. Der erscheint ohne Schwierigkeit — ein roheö, materielles Exemplar von einem Teufel, ein zu höllischer Macht und Opernlange weile avancirter KaSperl. Faust thut erst spröde gegen seine Anträge, endlich aber platzt er heraus: er will Jugend und Liebesfreuden, will ein Cavalierleben ä la Don Juan genießen, und singt von der Lust der Welt mit warmem, sinnlichem Verlangen. Dafür verschreibt er sich dem Mephisto, und trinkt gern den verjüngenden Trank, als ihn Jener „Gretchen am Spinnrade" schauen läßt. Diese Phantasmagorie ist von sehr reizender Musik eingeführt und begleitet. In der folgenden Scene sind Motive aus dem „Spaziergange vor dem Thore" und auS „Auerbach'S Keller" zu einem belebten und wohl- auSgestatteten Kirmcßfeste umgewandelt. Verschiedene Chöre — Bürger, Studenten, Mädchen, Soldaten —, melodiös pikant, mit Quadrillenmotiven und echt fran zösisch gehalten, setzen in verschiedenen Tonarten ab wechselnd ein und vereinigen sich endlich lärmvoll. Des Compontsten Verehrung Meyerbcer'S tritt dabet zum ersten Male stark hervor, auch seine Vorliebe, dem poly phonen Satze au-zuweichen und den Choristen jede Er leichterung bis zum Unisono hin gern zu gewähren. Valentin tritt auf, der in den Krieg muß, auch Siedel, sein Freund und schüchtern schwärmerischer Anbeter Gretchens, der eS übrigens nur erst bis zum Mezzo sopran gebracht hat: eine traurize Figur. Auch Brander taucht aus mit einem Stückchen von der „Natt' im Kellerloch", Mephisto singt «in sehr gewöhnlich compo- ntrteS Golbcouplet, macht seinen Auerbachkeller-Spaß Vollkommenheit sich befunden habe, und da- diese Machtvollkom menheit begründet war durch die frühern Ereignisse- Wenn man diese Thatsachrn nicht zugiebt, so war man nicht im Stande, da« Diplom Sr- Majestät zur Annahme zu empfehlen. Ich wieder hole e«, e« gab gar keine Wahl, al« entweter anzueckennen, da- dle alte ungarische Verfassung zu Recht bestand — und dann konnte sie von Sr. Majestät aus Machtvollkommenheit nicht ge ändert werden — oder man mu-te anerkennen, da- die Verfas sung nicht mehr zu Recht bestand, und dann konnte man Sr. Majestät rathen, unter gewissen Modifikationen, wie et m Di plome geschah, die Verfassung in« Leben treten zu lassen. (Bravo, bravo link« und im Centrum.) „Ich gehe von diesem Standpunkte de« Recht« auf den Stand punkt der Staat«klugheit über. SS ist gestern in sehr beredter Weise auSeinandergesctzt worden und wird von einem praktischen Staatsmann nicht geläugnet werden, daß die ,,-»Iu» rei publi- cne innximn le» ort". Da« Wehl de« Staate« läßt fick nicht nach der Regel von Privatverhältnissen bcurkheilen, und der Re gcnt hat dir heilige Pflicht, für da« Staat«wehl, wenn auch viel leicht in verletzender und entscheidender Weise einzugreifen. (Bravo link« und im Centrum.) ,,E« ist im Herrenhause von einem verehrten Herrn Redner, et ist auch im Abgeordnetenhaus» laut und unumwunden da« Be- dürfniß anerkannt worden, daß ein gewisser Grad von Centrali- sation für alle Staaten Europa- ein Bedürfnis sei. E« wird nicht geläugnet werden können, daß für einen Staat, der wie Oesterreich inmitten Europa« gelegen, mit der doppelten Mission zwischen Ost und West da« Gleichgewicht zu halten. diese« Be dürfnis du« prägnanteste ist Diese« Bedürfnis wird nicht gt- läugnet. Ich frage nun, wir flll e« in« L.ben treten? „Man erkennt, daß gewisse Fragen der Rrichtsinanzen, der auswärtigen Angelegenheiten, de« Krieget durch eine C-ntralge- walt behandelt werden sollen. Ich frage nun, wa« ist die voo- sequenz, wenn man überhaupt rin konstitutionelle« Staatllcbcn will, — daß dieser Centraigcwalt eine Centralvertretung zur Seite stehe, da« ist die nothwendige Consequenz. (Lebhafte« Bravo link« und im Centrum.) „Wenn wir diese Nothwcndigkeit nicht anerkennen, müssen wir dm konstitutionellen Formen entsagen und mindesten« für diese wichtige Aktion den Absolutismus einführen. (Bravo link«.) Lut diesen beiden Gründen rechtfertigt sich, meine Herren, daher vom Standpunkte de« Rechte«, vom Standpunkte der Staat«klughr>t au« die Position, welche die Regierung den Ungarn gegenüber ein genommen hat. „Run erlauben Sie mir, in eine weitere Erörterung jener Gründe einzugchen, die den ungarischen Landtag bestimmt hoben mochten, oder wo er sich klar ausgesprochen hat, bestimmt baden, diese Verfassung zurückzuweisen- Man hat vor Allem gegen die Verfassung vom 26. Februar eingewendct, daß sie eine veränderte Vertretung, eine veränderte Compekenz al« im Orioberdiplome geschaffen habe. Ich maß da« erster» zugeben und da« zweite auf das Entschiedenste beantworten. Ohne mich in letzterer Rücksicht in eine weitere Erörterung einzulassen, glaube ich, daß e«, soweit e« da« Königreich Ungarn betrifft, kaum einer weitern Erörte rung bedarf. Vergleicht man den Wortlaut Desjenigen, wa« dem Königreiche Ungarn rücksichtlich seiner Landtag« an Sompetenz zugewiesen wurde, im Dip om mit de« bezüglichen Wortlaute der Bkrfassuag, j». «erden Sie mir zustimmen, daß die beiden Be stimmungen beiaab« «örtlich sich gleichen, und ,« läßt sich daher auch durchaus nicht sa,rn, daß, wa« dir Sompetenz de« ungari schen Landtag« betrifft, ihm durch die Verfassung vom 26. Fetr. irgend eine Beschränkung auferlegt worden ist. Die Modifikation betrifft allerding« die Zahl der Vertreter. Da« allerhöchste Di plom vom 20. Oktober enthält über die Zahl der Vertreier gar keine Bestimmung; da« gleichzeitig an den damaligen Minister präsidenten Grafen Rechberg erlassene Handschreiben firirt „vorerst" dir Zahl der ReichSrathlmitglieder auf lOÜ; auch damit ist da her ein Definitivum über die Zabl der Reich-Vertreter nickt aut- gesprochrn. Wenn ich nun erwäge, daß vielleicht 2L aut dem ungarischen Landtag gewählte Abgeordnete in dem Reichtrathe ihren Platz eingenommen hätten, wenn dieser Reichstag nach der ursprünglichen Anordnung au« deiläufig lOV Mitgliedern bestan den hätte, so glaube ich, wird da« Verhältniß biinade dasselbe gewesen sein wie jetzt, wcnn 85 ungarische unter 343 Depulirten den Platz einncbmen. ES ist beiläufig nach einer Proportion be rechnet da« Verhältnis dasselbe. „Ich habe aber überhaupt nie gehört, meine Herren, und vor Allem hat der ungarische Landtag die« durch seine eigene frühere Action bewährt, daß »in Volk sich darüber aufgebaltcn bat, daß man die Zahl seiner Vertreter vermehrt hat. (Bravo.) Insbesondere hat man nur immer geklagt, wcnn man die Zahl derselben vermindert bat. Einem Volke, welche« an parlamen tarischen Größen so reich ist. wie Ungarn muß eS nur willkom men fein, wenn eS einer möglichst groß-n Zahl derselben gegönnt ist, ihre Talente auch in ordern Kreisen, al« in wclchen sie bil der geglänzt haben, zu entfalten- (Bravo.) Ich erwähne, daß ge- rade der ungarische Landtag auf diese zahlreiche Vertretung den größten Werth gelegt hat durch sein Beispiel. Denn wenn man die Verfassung, welche im Jahre 1848 gegeben wurde, mit jener Repräsentation vergleicht di» bi« dahin in der untern Tafel statt fand, so werden Sie sehen, daß die Zahl seiner Vertreter bei weitem größer gcworden ist. Ich kann daher nicht zugrben, daß dcr Umstand, daß die Frbruarvcrflssung Ungarn gegenüber eine und wird schließlich vom Chore, das ihm die Kreuzgriffe seiner Schwertcr entgcgenhält, sehr incommodirt. Durch einen Choralsatz ist bei dieser Gelegenheit jenes Gemisch von religiöser und profaner Musik hcrgcstellt, welche- nach Vorgang anderer Opern einen guten Bühncncffect macht. Während dcS folgenden WalzerchoreS, der melodiös-gefällig und heiter bewegt ist, ohne weitere Ansprüche zu machen, kommt Gretchen, und die bekann ten Begrüßungsworte zwischen ihr und Faust sind immer hin hübsch und graziös eingewcbt. In diesen Act sind die beiden ersten der Partitur zweckmäßig zusammen gezogen. Act ll. Garten Margarethens. Siebel singt ein süßlich fadeS Couplet und bietet Gretchen ein Sträußchen. Faust und Mephisto kommen. Faust singt eine empfindsame Arie, anspruchsvoller aber nicht be deutender als jene Couplets. Margarethe tritt auf und singt den „König von Thule" in einer höchst flachen, mißverstehenden Composition; sie findet die Blumen und den von Mephisto besorgten Schmuck, und das fran zösische Grisettcnblut bricht bei ihr zu einem coketten, brillirenden Walzer durch. Marthe, Mephisto und Faust erscheinen, und das Quartett ist beisammen, die Scenen in der Nachbarin HauS und im Garten sind vereinigt. Das Quartett bietet Gewöhnliches; nur die Rede Gret chen-: „Mein Bruder ist Soldat" enthält einige natür lich und fein getroffene Stellen. Es wird Nacht. Ein zudringliches Wiedcrkommen Siebel'S ist sehr geschmack los. Die Fülle von geschickt gemachten Trivialitäten wird endlich durch das LicbeSduett zwischen Faust und Margarethen unterbrochen; e» ist der Glanzpunkt der Oper. Hierin und in der ersten Scene deS folgenden ActeS hat Gounod sein Beste- gegeben. Da- Duett ist voll Poesie und warmer, inniger Empfindung in Auf fassung, melodiöser Erfindung und Durchführung ; Stim- yinng und Colorit sind schön und sinnig sestgehalten
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