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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.11.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051110029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905111002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905111002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-10
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l)5. Kau5 -L" Z »rfstratzc. Will, lntrttt frei. 1k8l »ekes. bin n. sdin. ? 8./N. '/.6 monnaie, mg abzug. L 444 l >he Belohn. ;e Straße. ,l.Tel.765l. »>r«» coße Ror ge- deld.u.riniae kommett.Ost. jl.erb. *»«47 kiidchen r in Bries- an jeglichem ter I.i.l . «rsor, ne weitere -eerr Unk!!^' eudel 6LN. rsammluna sden: rr Saal und t Uvr wieder t im Saale recke geöffnet. I., Abends lbend bewirkt orstrmck. »Ion. »n 8 Uhr. ischen Norden, serklostcr vor ung der Fran aen 3 VL, sind andlung des sowie an den . 7VS4 sn-^merskoort- »t)sar8.00Vw. >nmpk gebsi/.i. I >mc-r. skrottlrurck nn<t ckeovrsparalt,. 9 27. »gor. »vd3 ). V Bast». ). V. Hasenkamp >. V. Meirich. llvLäor, v, lebt. Kacker. 8oont.- Llatt. «4l Lamos-. rr-Bäder. 4447 Sonnab. t.'/,2-5ll. »247 Abend-Ausgabe DezugS-Pret- Nr. 574 SS. Jahrgang. Freitag 10. November lWÜ. in Herannahen eines „Verräters" mit dem Fuße tritt und ihn I Handlungen. Von unterrichteter Seite wird un- gefch dabei mit „Infame Bestie", „Niederträchtiger Hund" an- In der Presse ist davon die Rede, daß die deutsche An er gar Feuilleton seine eigenen langen Krieg, dagegen einen glücklicher als * Der englische Ministerpräsident Balfour hat in einer bedeutungsvollen Rede der Friedensliebe Eng land» Ausdruck gegeben und «ine Aera de» Frieden» prophezeit. (S. Tage-schau.) »kenschumck von moderuea Kunst sieht, der- Ter Lohnkampf der sächsisch-thüringischen Geber. Man schreibt uns aus Greiz, 9. November: Die Zahl der Arbeitswilligen hat sich an den ausschlaggebenden Plätzen noch Weiler verringert. Die Beschimpfungen der „Streik brecher" nehmen mitunter einen komischen Charakter an. So war gestern einer der Streikposten auf den Einfall gekommen einen Hund an der Leine zu halten, den er jedeSmal beim dabei mit „Infame Bestie", „Niederträchtige fährt. Gemeint ist natürlich der Arbeitswillige,'den direkt zu beschimpfen, die Instruktion verbietet; man weiß, warum. In dem benachbarten Elsterberg, wo etwa 40 Prozent der Stahlarbeiter wieder arbeiten, haben es ArbeUsfeinvliche fertig gebracht in einem Betriebe an zwei Stühlen die Kette zu zerschneiden. Infolgedessen mußte von dem einen Stuhle 220 Meter, von dem anderen ist» Meter Kelte herunterge nommen werden. Die Stimmung unter den Streikenden und Ausgesperrten ist eine ziemlich gehobene, namentlich auf den MassenauS- stügen, die täglich, trotz des schlechten Wetters unternommen werben. Bei den schon gemelbeten Ausschreitungen in Gera mußte die Menschenmafse wiederholt in die benachbarten Wann alle» nüchtene schweigt, Ist » laut la mlr, uael nie dla lch umschattet l Ihr Sterne, ihr, ckles rwlefach glllh'ncke bckcht, Selrl mein Qeschlch — cler Mittag enciet nicht. SlorSeeo Sruno. w der Heupterpedttton oder deren AuSgab». stellen abgeholt: vierteljährlich L40, bet täglich zweimaliger Zustellung WS Hau» vierteljährlich » Durch miser» aus wärtigen Ausgabestelle» und durch di« Post bezogen für Deutschland und Oesterreich vierteljährlich S.K0, für di« übrige» Länder laut ZettungSpretSltste. «edaktton und Expedition: JohanatSgasse 8. Del^hou Nr. lüch Nr. WL Nr. 117» Berliner NedaktiouS-Bur««»: Berlin 7, Dorvtheeusrraße »8, Del. l, «r. W7L. DrrSduer NedakttouS-Bureau: DreSde».A,«chmerttzstr.«^ Del. l„ Nr. SÜSS. Anzeigerr-Preis di, 6 gespalten« Petitzell« L» Pf, FamUierr-, WohimngS- und Stellen- Anzeigen EO Pf. Finanzielle Anzeigen, «LeschästSanzeigen unter Text »der au besonderer Stell» nach Laris. Für da» Erscheinen a» bestimmten Lagen u. Plätzen wird keine Darantle übernommen. Anzeigenannahme: AugustuSplatz 8, Eck, JohanniSgaffe. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von stütz 8 bi» abend» 7 Uhu Filial-Expedition: Berlin, Lützowstr. 10. - » Dresden, Martenstr. SS. Drnck und Verlag von E. Polz tu Leipzig (Inh. vr. R. L W. Kltnthardt). Herausgeber: Or. Viktor Klinkhardt. * Heut« morgen ^5 Uhr ereignete sich im Bahnhof Schkeuditz ein Eisenbahnunglück. Der Material schaden ist beträchtlich. (S. Leipziger Angelegenheiten.) riMM TagMaü Handelszeitung. Amtsblatt -es Aönigl. Land- ««- des Hönigl. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und -es Volizeiamtes -er Lta-t Leipzig. vsr Aichtigrte vo« Lage. * Der Kaiser kehrt heute Abend mit dem König von Spanien nach Berlin zurück. (S. Deutsche» Reich.) * Die Unterwerfung der Aufständischen Deutsch-Ostafrika geht fort. (S. Deutsche» Reich.) der Nachbarn" aussübren könne. Over sollte Eduard VII. dabei im Auge gehabt haben? Jur Aleischteuerung. (Bon unserem Münchener Korrespondenten.) Die sogenannte staatliche Fleischversorgungs Kommission ist nun endlich vom Minister deS Innern emberufcn worden und hat unter seinem Vorsitze acht Stunden lang beraten. Wie vorauSzuseben war, ohne jedes Resultat. Selbst loyale Gesinnung könnte in Versuchung kommen, an eine Komödie zu denken. Den Mitgliedern waren vorher nicht einmal die Fragen bekannt, die sie beantworten sollten, geschweige denn die Erhebungen, die seit Monaten vom Ministerium „gepflogen" wurden. Der über die Sitzung ..Au» Goethe» römische» Tagen". Bon Dr. G. Biermann. H. Vogel» Buch ist kein Kommentar zur italienischen Reife Goetbe». Stur fluchtig verfolgt der Verfasser Goethe» Reise, weg bl» zu den Torrn Rom»; aber auch schon rn diesen kurzen AuSführuugen treten überall die wichtigen Momente hervor, die gewissermaßen Goethe im Widerschein der an leinen Augen vorbeiziehenden Kunstwelt zeigen. Au» der reinen Fülle der cinqueeentischen Malerei der Venezianer ist «» allem Mantewm, dessen künstlerisch« Größe er voraus ahnt, und hier mögen «» vor allem die klassischen Element« Manteanascher Kunstwesse gewesen sein, die den Schüler WrnckelmannS fesseln. Eigentlich müssen wir e» bedauern, daß ihn dl« Sehnsucht triw, möglichst schnell die Porta del Popolo zu betreten, daß er nicht Zett fand, di« Stätten zu sehen, an denen wir heute die Geburt einer zweiten gewaltigen Beiste»kultur noch den Tagen de» Phrdia« preisen, all Re kleinen und großen Städte, von denen jede ihren Teil zum Werden der Renaissance bewetragen hat. Florenz hat Goethe nur flüchtig gesehen, wenige Stunden hoben ihm genügt, den Dom und das Baptisterium z« sehen, und in Assisi, wo di« moderne Kunstgeschicsi"- Franziscus mit ihrem reichen Limaoue eiaenLich die Disg« PMirch« csgerrcdan. Leipzig, 10. November. Sine englische Mintsterrede über den WeUfriedeu. Seit den Enthüllungen in der Delcasss-Affäre, durch welche die deutschfeindliche Politik Englands eine so grelle Beleuchtung erfuhr, haben die englischen Staatsmänner, nach Ablauf einer gewissen Frist anlcheinend vornehmer Reserve, jede Gelegenheit wahrgenommen, die englische Friedensliebe zu preisen und jede aggressive Absicht gegen andere Staaten abzuleugnen. Abgesehen von mehreren libe ralen Führern, wie Lord Rosebery, die ja tatsächlich Freunde de» Frieden» sind, schwangen kürzlich der frühere Kriegs minister und jetzige Staatssekretär Indien« Brodrick und nach ihm der Minister des Auswärtigen LanSdowne in langer öffentlicher Rede die Friedenspalme. Jetzt ist ihnen in dieser wenig anstrengenden Beschäftigung sogar Balfour, der Ministerpräsident, gefolgt. Bei dem gestrigen LordmayorS-Bankett in der Guilbhall zu London hat er eine Rede gehalten, in welcher er sich mit der auswärtigen Politik befaßte. Zunächst sprach er von „unseren Freunden in Rußland" und erging sich da in einigen Gemeinplätzen, wie daß die Aufgabe des Kaiser» Nikolaus und seiner Rat geber keine leichte sei und daß es „keinen Bürger in Groß britannien gebe, der ihnen nicht jeden Erfolg wünsche und nicht auS vollstem Herzen den Wunsch hege, daß die Be wegung in Zukunft nicht durch unnötiges Blutvergießen er schwert werde". Dann fuhr Balfour fort: Die britische Regierung hat viele Jahre hindurch ibr Bestes getan, um die Kriegsgefahren abzuwendrn und einen Krieg unmöglich zu machen, soweit er nicht absichtlich begonnen werden sollte. Zehn Jahre hindurch hat sich die Re gierung bemüht, die ganze SchtedSgerichtSsrage auf das äußerste zu entwickeln und Konflikten mit Nachbarländern ein Ende zu machen. Alle Fälle, wo eS Großbritannien zu einem Schiedsspruch gebracht hat, sind von Erfolg gewesen, und die Hindernisse guter Beziehungen sind so beseitigt worden. Eine der Hauptquellrn von Schwierigkeiten sind die Grenz fragen gewesen in den Ländern de» wilden Afrikas oder in Ländern, die unvollkommen vermeßen sind. Sie berühren unsere Beziehungen zu Frankreich, Deutschland, Portugal und den Vereinigten Staaten. Zurzeit steht keine Grenzfrage aus. Diese Resultate bedeuten, daß für die Tauer die Streit ursachen beseitigt sind, die jeden Augenblick eine akute Form an nehmen könnten. Von dem „Wilden Afrika", dessen „friedliche" Entwicklung sich Großbritannien bekanntlich unter Aufopferung von 20 000 Tommie» hat angelegen sein lassen, ging Balfour zu dieser Natur, über diesen Zeugen stolzer Größe, über dem Charakter dieses Volkes, das mit wenigen Worten sich kaum umschreiben läßt. In einem Abschnitt, der sich „die Künsllerschafl" betitelt, hat Vogel die Kunstgeschichte des ausklingenden 18. Jahr hunderts geschrieben. Was damals die Welt an großen künsl- lerischen Talenten befaß, hatte sich im Rom zur Zeit Goelher ein L-telldichein gegeben. In Rom stellte Louis David im August 1785 sein berühmt gewordenes Gemälde der drei Ho- razier zum ersten Male aus; es entbrannte darum ein Dunst streit, wie ihn die Mauern Roms seit den Tagen Raffael.- vielleicht nicht erlebt batten. Der alte Pompeo Batonr. der Nestor der damaligen römischen Künstlerschast, äußerte vor diesem Bilde des Franzosen die samosen Warte: „Du und ich, wir allein sind Maler, den Rest kann man in den Tiber werfen", was von Batonis Standpunkt aus gewiß nicht unrecht war, da er in der Tat den Höhepunkt in der römischen Kunst des acht zehnten Jahrhunverts bedeutete. Der biedere Wilhelm Tischbein, Goetbes braver Cicerone, konnte bei einem Vergleich kaum in Betracht kommen und Alexander Trippff. der vom Dichter die leider sehr überschätzte Büste ocr'ert gte, war selbst im Vergleich -u Tischbein ein bescheidenes Talent Aber an eine hat Batoni sicher nicht gedacht, an Angclica Kauffmann, di- „zarte Seele", wie sie Goetbe nennt. Vogel hat auf wringen Seiten eine Biographie dieser Künstlerin geschrieben, die in ihrer anmutigen Frische und dem innigen Verständnis für den Menschen und Künstler Angelica ihresgleichen sucht. Auch Friedrich Burv, dessen Name nur durch seine Freundschaft zu Goethe über das Jahr seines Todes hinausoedrungen ist, nnd Heinrich Mener, den man den „Goethe-Meyer" genannt hat, Maximilian von Berschafselt, von dem das Gocthe-National- museum noch «in Blatt bewahrt, Johann Georg Schütz und endlich Philipp Heckert und noch so viele andere haben zu unserem Dichter in Beziehung gestanden, und Goethe war der. Mittelpunkt ihre» Kreise» Auch au» dem Verkehr mit dielen Menschen werden uns neue Cbarakterzüge offenbar, vor allem hören wir. da^ Goetbe, der in Rom eifrig seine Zsichenstudten wieder ausnabm, selbst an sein Talent al» Maler geglaubt bat und eifrig mit dem Gedanken umging, Strahn getrieben werden. Es wurden zehn Personen verhaftet. An den Zusammenrottungen beteiligten sich in der Hauptsache halbwüchsige Burschen und Nicht-Arbeiter; auch Frauen und Schulkinder. Au der Spitze stauten ein Restaurateur und ein anderer Nicht-Weber, die in leiven- ichaftlichster Weise auf die Menge einredeten und die „Arbeits willigen" verhöhnten. Im Wiederholungsfall wirv milff tänsche Hilfe herangezogen. In einer Polizelbekanntmachung werden Eltern uns Erzieher ersucht, ihre Kinder in der Zeit vor Beginn und nach Schluß der Arbeit in den Fabriken diejenigen Straßen nicht betreten zu lassen, in reuen Webereien und Färbereien liegen. Unter den Nichtorgaui- fierlen werden die Bissen schon knapp. Heute lieferte ein Geraer Geschäftsmann 200 Brote, die in der Geschäftsstelle des TextilarbeiterverbandeS reißend Absatz fanden. Zu dem Arbeitskampf wird un- weiter au« Gera untern, 9. November geschrieben, daß die Zahl der Arbeitswilligen auch dort weiter abgenommen hat, sodaß eS als feststehend gellen kann, daß am Sonnabend im ganzen Verbauvsbezirk der fächsisch-tbüringiichen Webereien uod in den zur Färber- kouvention gehörenden Färbereien sämtliche Betriebe geschlossen werden. Durch die Schließung werden wahrscheinlich auch die Arbeiter, die bisher in den Vorbereitungen usw. beschäftigt wurden, betroffen werden, sodaß die gesamten Betriebe sstll stehen werden. Einem Gerücht zufolge soll die Schließung bis Ende des Jahres andauern. Der Versuch, den Ober bürgermeister der Stadt Gera zu einem VermitteluugSverfabren zu gewinnen, ist mißglückt, da die Fabrikanten mit Rücksicht auf da« hetzerische Treiben der hiesigen sozialdemokratischen „Tribüne" und deren Hintermänner abaelehnt haben, «in weiteres Entgegenkommen zu bezeigen. Die Lage wird also immer trauriger und trostloser. Erfreulicherweise haben die Streikenden wenigstens die Besonnenheit gezeigt, Straßen- uniuhen und Aufläufen wirksam entgegenzutretea. Sie haben ihre eigene, an weißen Armbinden kenntliche Streikpolizei, di« gestern abend zum ersteumale in Wirksamkeit trat. anderen Gebieten über, die augenblicklich etwa- mehr Interesse für unS haben. Er sagte: Von Korea bi« Marokko erstreckt sich eine Reibe von Staaten über drei Weltteile hin, die Schwierigkeiten zwischen den zivilisierten Mächten verursachen könnten. Sie sind DeprrssionSqebtete, die unvermeidlich ein Einströmcn von außen her, da- von unheilbringenden Stürmen begleitet ist, veranlassen. DaS Ziel der Diplomatie ist. zu verhindern, daß sie zu internationalen Konflikten führen. DaS Problem ist nicht leicht. Weniger zivilisierte Nationen können in Handelsfragen sich nicht selbst überlassen werden, und der wach sende Wettbewerb der zivilisierten Länder um Absatzgebiete, die nicht von feindlichen Tarifen umringt sind, macht es zu einer internationalen Notwendigkeit, tu irgend einer Weise Abkommen zu treffen. Wir machen in dieser Hin- sicht Fortschritte in der Erkenntnis, daß durch Abkommen zwischen den zivilisierten Ländern selbst, — nicht dort, wo die weniger zivilisierten Länder gegeneinander losgehen, — der Friede aufrecht zu erhalten ist, und daß ferner unsere Be- strebungen und diejenigen der anderen Länder darauf gerichtet seiu müssen, mehr und mehr Schiedssprüche anzuwenden, um s» schnell al- möglich alle Grenzfragen, die Reibungen hervor- rufen, zu regeln. WaS für Gefahren bleiben nun noch? Ich bin so sanguinisch, zu denken, daß wir in Zukunft keinen Krieg sehen, insofern wir unS nicht denken können, daß eine Nation oder eia Herrscher erstände, die unfähig wären, einen Plan nationaler Ver größerung anders als durch Niedertreten der Rechte der Nachbarn auszuführen. Ich sehe keine Aussicht auf ein solches Unglück in Europa. Es würde eine Rückkehr zu längst vergangenen Tagen sein, wenn Europa gezwungen wäre, ein Bündnis gegen eine oder zwei Mächte einzugehen. Bor hundert Jahren sagte Pitt in der Rede, die er nach der Schlacht bei Trafalgar hielt. England habe sich durch Anstrengungen gerettet und er prophezeite einen So weit menschliche Voraussicht geht, kann ich langen Frieden prophezeien. Wir sind unsere Voreltern, aber wir müssen auf alle Möglichkeiten vorbereitet fein. Wir müssen auf einen Frieden durch Freundschaft mit allen Nationen rechnen und müssen Opfer zu giinslen unserer Verteidigungskraft bringen, welche da- Reich der Möglichkeit eines Angriff- entrückt Es werden wahrscheinlich lang- jährige Bemühungen nötig sein, tarnst wir versichert sein köutien daß, wie sich auch immer die Bewegungen der Diplomatie und die Aenderungen in der Wellordnung gestaUea mögen, diese- Land, dessen Interesse der Friede ist, sicher über den Stürmen des Schicksals steht. Und dieses Land, welches in den vordersten Reihen der Zivilisation steht, muß, ohne irgend einem anderen Lande in den"Weg zu kommen, sein eifrigstes Bestreben zeigen, diese ganze neue Maschinerie des Schiedsverfahrens anzuwenden. Es ist ja sehr erfreulich, daß Balfour so uugemein leb haft für den Frieden, für Abkommen und für Schiedssprüche eintritt, nur bleibt zu wünschen, daß er nach diesen friedlichen Worten auch jederzert handelt und vor allem kein heimliches „Abkommen" nut irgend einer ihm befreundeten Macht trifft. Ganz deplaziert aber ist sein Droben mit dem Bündnis Europa- gegen ein oder zwei Mächte mit der vorher- gegangenen, durch die negative Fassung nur wenig abge- jchwächtea dreisten Anspielung aus den Herrscher, der jeme Pläne nicht ander- „als durch Niedertreter: der Rechte verhelfen zum Verständnis einer darin wirkenden Per- sönlichkeit, mehr noch sind cs fraglos die Menschen seihst, ine örtliche und geistige Umgebung, in der sich jemand be endet. So ist auch der römische Goetbe nur zu verstehen, wenn wir ihn ganz als Menschen unter den Bewohnern der päpstlichen Hauptstadt sehen. In einem Kapitel „Rom und die Römer" hat Vogel m wundervollen satten Farben das kulturhistorische Milieu ausgemalt, aus dem die Gestalt Goethes aufragt. Wenn man des Dichters Worte „Da, wo ich in meinem Leben das erste Rial unbedingt glücklich war", die alS leuchtendes Molto über diesem Abschnitt römischer Kulturgeschichte stehen, liest und daneben Herders scharf ver urteilende Ausführungen hört, die er Ende 1788 aus der ewigen Stadt in einem Briefe an den Dichter richtet, wo es u. a. heißt: „Ich aber bin nach Rom gereist, um ein echter Deutscher -u werden, und wenn ich könnte, würde ich eine neue Jrruption germanischer Völker in dies Land, zumal nach Rom veranlassen. Die Italiener sollten mir dienen, und in Rom wollte ich in sonderheit werben", dann begreift man deutlich nicht nur den tiefen Wesensunterschied dieser beiden Menschen, sondern unwillkürlich fühlt man hier gegen den freien, schönheitsuchcnden GeisteStrieb des stolzen Olym piers daS fahle Gewenst engherziger Philisterweise Herauf ziehen. Man kann diese zum Verständnis einer ganzen Zeit epoche aeichriebenen Abschnitte des schönen Buches nicht ohne Bewunderuna für den klaren Blick des Kulturhistorikers lesen, nicht ohne zu fühlen, wie Rom überhaupt nur der ein zige Boden sein könnte, aus dem Goetbe seine echte künst- terische Befreiung erleben sollte. Denn gerade das ist em Hauptkennzeichen italienischer Geschichte überhaupt, an gefangen von den frühesten Tagen über Mittelalter und die Renaissance hinweg bis zu dem Rom deS sechsten PinS, daß über all den unerhörten Widersprüchen realer und sinnlicher Natur sich hier ein großes Volk ausgesprochen. daS leider nur allzu oft daS Recht des Individuums gar zu sehr betont Hot Man geh« einmal die italienische Staatenaeschichte nach diesem Gesichtspunkte hin durch, welche andere Geschichte perffiat über die gleiche An-ahl stolzer, oft betrogener Persönlich- keilen! Eß ist nicht nur em phantastischer Künstlertraum, daß die» Land von teber auf die großen Geister aller Nationen so außerordentlich berre^nd gewirkt bat. Es liegt «Uva» in vrulrchrs Keicv. Leipzig, 10. November. * Kaiser Wilhelm unh KSnig Alpha«» in Hannover. Nach dem Diner im Kasino der KönigS-Ulaneu begäbe» sich die Fürsten am gestrigen Abend in das Köuigl. Tbeater, wo Schöntbans Lustspiel „Krieg im Frieden" zur Darstellung kam. Im Residenzschloß wurde dann der The« genommen. Heute findet Jagd in Springe statt. Abends erfolgt die Rückkehr nach Berlin. Um 8 Uhr "findet zu Ehren des Königs bei dem spanischen Botschafter im BotschaftspalaiS, Re^euteu- straße 15, ein Diner statt. Auch der Kaiser hat fem Er scheinen in Aussicht gestellt. * Tculsch-Vftafrika. Die erfreulichen Nachrichten aus dem AusstandSgebiet überwiegen jetzt. Wie der „8.-A." schreibt, beginnen nach eiuer Meldung des Bezirksamt» Kilwa die Jumben von Samanga, Miteja und Kisuaui sich zu unter werfen. Eia Polizrikorp» ist aus Kilwa au-aerückt, um am Südsuße der Maiumbi-Berge Ordnung zu schaffeu und die Telegraphenleitung bis KiSwerebucht wiederherzustelleo. * 8u »en »eutschamerikanischen HanhelStzertragSver- frieden: deutsche Anregung zum Abschluß eines deutsch-amerikanischen Handelsvertrages von der Unionsregierung nicht günstig ausgenommen sei; vielmehr habe der SiaatSsekretär Root dem Botschafter Speck von Sternburg gesagt: es sei nicht daran zu denken, daß dem Senate der Union «in solcher Vertrag vorgelcgt werde, weil er ihn doch nicht annebmen würde. Dieser Nach richt gegenüber ist seftzustellen, daß die amerikanische Re gierung bei der formellen Ueberreichung der deutschen Vor schläge sich völlig anders verhielt, als in der Presse behauptet wurde. Denn sie hat die deutschen Vorschläge au, das sreundlichste entgegengenommen. Eine amerikanische Rück äußerung inbezug aus den Inhalt der deutschen Vorschläge ist bisher nicht erfolgt und konnte auch nicht erfolgen, weil die amerikanische Regierung ja eben erst begonnen Hai, von * Zahlreiche Nachrichte« au» Kronstadt bestätigen, daß dort eine allgemeine Meuterei der Matrosen und anderer Truppenteile zum Ausbruch gelaugte und daß es zu Bränden und blutigen Straßenkämpfen gekommen ist. Zur Zeit scheint wieder Ruhe eiogetreteu zu sein. (S. AuSl. Letzte Dep.) ausgegebene Bericht weiß die übereinstimmende Anerkennung der „Tatjache" zu melden, daß die Fleischpreise eine außer ordentliche Höhe behaupten und die Fleischversoigung der minderbemittelten Volksschichten wesentlich erschwert ist. Um so besremdlicher wirkt die Stellungnahme deS MmisterS, der sick wieder völlig im Einklang mir den agrarischen Ver tretern befand. Alle Vorschläge der städtischen KommissionS- Mitglieder, die eine wirkliche Besserung bringen konnten, also die weitere Oeffnung der Grenzen, die Abänderung oder möglichst milde Handhabung des Fleischbeschaugesetzes, die Herabsetzung der Vieh- und Fleischzölle, daS Erruchen an die Negierung, die mit dem neuen Zolltarif eintretetende Erhöhung des zur Einführung von Schweinen über die öster reichisch-bayerische Grenze bestimmten Kontingents schon jetzt herbeizusübren, fand auS den bekannten Gründen keine 1 Gnade. Nicht einmal einer Herabtetzung der Eisenbahn- srachttarife, wie sie der Landwirtschaft >n Bayern ständig in Hülle und Fülle gewährt wird, zeigt sich die Regierung geneigt. Und dabei versichert sie hoch und heilig, daß sie alle Interessen unparteiisch und in gleicher Weise wahrt und die Landwirtschaft verkündet nicht minder feierlich, daß sie an den hoben Fleischpreisen gar kein Interesse besitzt. Doch einen Trost gab der Minister den städtischen Vertretern mit auf den Weg: die Landwirte „versichern" nämlich, der Schweinemangel Werve noch in diesem Winter behoben werden. Eine Garantie übernehmen sie natürlich ebenso wenig wie Gras Feilitzsch, der eine solche „Versicherung" wie eine Tatsache behandeln möchte. Wie werden die Tausende jubeln, die auf den Fleischgeuuß verzichten oder ihn ein schränke« müssen. Wem, ernsthaft gesprochen, diese bis anS Herz hinan kühle Haltung praktisch zu gute kommen wird, braucht kaum gesagt u werden. In Bayern zumal, wo stets für die Landwirt schaft, man darf sagen, unter der Mitwirkung aller Parteien o unendlich viel geschehen ist, wo Industrie und Handel stets zu ihren Gunsten zurückstehen mußten, ist die Behand lung einer solchen wichtigen Frage für die städtische Be- völlerung doppelt verletzend und sie wäre unverständlich, wenn eben — das Zentrum nicht wäre. Es mag bei dieser Gelegenheit von Interesse sein, aus eine Rede zu verweisen, mit der soeben der niederbayrische Landrat (dre Kreiöverlretung) eröffnet wurde. Der Re gierungspräsident dieser rein agrarischen Provinz, Freiherr von Nostrikn-Werburg, bat eS nämlich für nötig ge halten, vor den ewigen Klagen über die Not der Landwirt schaft und vor dem unaufhörlichen Ruten nach der StaalS- hilfe zu warnen und dabei aus die Lage der Industrie zu verweisen. So anertennenSwert diese Aeußerung, zu der viel Mut gehört, auch ist, eine Aenderung wird sie solange nicht heroorruscn, als unsere politischen Parteien ihr Wettrennen um die Gunst des Bauern nicht aufgeben. Und dazu besteht keine Aussicht. mag seinen Geist nur da» antike Heiligtum der Minerva zu fesseln. So eilt er fort, biS er endlich, am 29. Oktober, durch di« Porta del Popolo in der Hauptstadt der Welt einzieht. AlS Kulturyistoriker hat Vogel, um den rechten Stand punkt der Beurteilung nirgends zu verlieren, in dem neuen Werke vor allem über die künstlerischen Werte Rechenschaft abgelegt, auf denen Goethe in seinen Anschauungen fußend zu dem klassischen Olymvier aowovden ist, als den wir ihn in den Mauern Roms einher schreiten sehen. Vielleicht ist ibm nur daraus die Idee gekommen, in seinem Buche über Goethes römische Tage gleichzeitig eine Kulturaeschrchte des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts zu verarbeiten. Nicht mit rmlerun modernen Auge und Gefühl dürfen wir die Dinge und Menschen der Vergangenheit betrachten; erst die Grund lagen, aus denen sich der Geist einer Zert aufbaut, erschließen dem Forscher den wahren Wert einer großen Persönlichkeit. Wir können unS wundern, daß einem GeniuS wie Goethe z. B. der Glanz der Renaissance verschlossen blieb, aber wrr dürfen die Grunde und die allgemeine Geistesrichtuna der Zeit nicht verkennen. Goethe stand unter dem Einflüsse der mächtigen Ideen WinckelmannS von klassischer Schönheit und antikem Geiste, und in Rom unter den gewaltigen Offen barungen dieser versunkenen Trümmerwelt umspannen diese Ideen leinen Geist noch intensiver. Vogel hat rn eingehen- den Studien nachgewiesen, waS die Zert an literarischen Werten speziell mit Bezug auf Italien und Rom besessen, und hat z. B. dem alten Johann Jacob Volkmann, den man den ersten deutschen Cicerone für Italien nennen muß, ein ein- gehendes Kapitel in seinen Studien gewidmet. Vielleicht hätten die Kapitel über die römischen Sammlungen, ur denen ein« Fülle mühseligen ForschersseißeS verarbeitet wor den ist, mehr in die Nähe diese» Kapitel» gchört; ich sage: viessercht. weil mir ein enger innerer Zusammenhang -wischen beiden vorzuwalten scheint. Denn gerade, wenn man den Zu- stand der römischen Sammlungen zu Goethe» Zeit so recht scharf in» Auge faßt «nd ihm gegenüber die klassisch begeisterte Zeit und die Fülle tüglich zutage geförderter antiker Kunst- d in Assist, werke betrachtet, lernt man vor allem Goetbe» Standpunkt de» hell,gen und seine Freude an de« Zeugnissen der klassischen Zest ver- Grotto und ft«he«. I._> Und vicht nur die künstlerischen Werte eine» Zeitalter»
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