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Dresdner Nachrichten : 30.10.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187010301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-10
- Tag1870-10-30
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- Dresdner Nachrichten : 30.10.1870
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Erscheint: rrgttch slkh 7 Uhr. Inserate «erden angenemmeo: bis Avcndö 6. SonntaaSr bis Mittels 12 Uhr Marienstrahe tu Neustadl: Buchdruckerei von I,b. PL stier, «r. «lostergasse ». Lnzeigeu in dies. Blatt» Anden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflager Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eig-nthum der Herausgeber: Liepsch L Reichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neichardt Nr. M.r. Fünfzehnter Jahrgang. Dresden, :ro. Dekoder. — Alö Secretair ist in die diesige k k. österreichisch unga rische Gesandtschaft ein Herr Eliciinc peSzirmav, ein gcvorncr Ungar, elngctretcn. — Gestern Plittae» Punkt 12 Uhr erdröhnte» auch hier in Dresden dieKo»oncn»alpe» in Folge der Ucdergadr von Wien. Die Geschütze waren diesmal ausnahmsweise, um nicht die Kranken und Vcnvundctcn am Ncnsrättcr Eibm'cr zu incom modlren, dicht hinter dem Neuslädtcr Blockpanse anigeslellt. Die Brücke, wie die Nayonö bei Hcidigö und hinter dem Block- vause selbst waren von einer zahlreichen Menschenmenge besetzt. In der Stadt hallten die 1«)l Schüsse kräftig wieder und namentlich klirrten am dien- und Alttnarll die Fenster gclvaitig. — Durch die Uebcrgabe von Pietz wird sich auch die Zahl der nach Dresden internirtcn Franzosen bcteutcnt erhöben. Wir werden im Ganzen gegen l(),<xx> Kriegsgefangene hier leiben. Die neuen Ankömmlinge werken aus dem Alaunplatz in den dortigen gröberen militärischen Etablissements und sonst untergebracht, da die Iusammenhäuinng aller w.ooo aus einen Fleck, khcilö aus diöciplincUcn, namentlich aber auch aus ge sundheitlichen Rücksichten bedenklich erscheint. Am richtigsten wäre eö jedenfalls, die Metzer Gefangenen, welche ziemlich viel KrankheltSstoff mit sich bringen werden, da sic sehr ausgehungert und von den Bivouacks mitgenommen, ankommen, in das Ucbigaucr Barakenlager zu bringen, die dortigen schon accli- matistrtcn Franzosen aber aus dein Alaunplatz zu placircn. — Nlv am Donnerstag die Nachricht von der Eapitnlation von Metz zu unS aus dem Drahte kam, gaben wir der Freude darüber durch Fahnenschmuck Nusdruck. Es muhte jedoch aui- iallen, daß mehrere öffentliche Gebäude daran keinen Tbeil nahmen. Bon den Kirche» der Altstadt idle Ncustättcr Kirche batte geflaggt» hätten wir cs gewiß erwartet, um so mcbr, alö für Anschaffung der Fahnen 5,tx> Tbaler bewilligt wurden. Nipionti »at! -- Wer übrigens ein Generalpanorama der >1tcsi- dcnz haben will, tvcnn sie im Flaggcnschmuck oder dcö Abcntü im Brillantseucr der JItuinination prangt, dem ist die Besteig ung dcö KrcuzthurmcS zu empfehlen, von wo sich die ganze Sccnerie bunt und interessant audnimmt. — Die hiesigen Tures-Offiziere bemühen sich um Erlernung der deutschen Sprache. Kommen sie Abends in ein Restaurant, so gcschiehlS mit dem Gruh: „Guten Abend", worauf dann die Worte folgen: „Ein Glaö Bier." Damit ist ihr vom Kellner erlerntes Deutsch zu Ente. UebrlgcnS sind sie Berehrcr Napo leons, mögen aber von der Republik, über die sic in der weg werfendsten Weise urtheilcn, nichts wissen. — „Ein deutsches Lied vom deutschen Berge" — so wird eö kilngcu am heutigen Nachmittag von der Fclsenveste König- stcin am Elbestrand. Zum Besten deS internationalen Hilis Vereins wird der Königstcincr Gesangverein mit Unterstützung einer Anzahl Mitglieder dev Sängerbundes an der Dberclbe aus der Festung ein Eonccrt veranstalten, das bei einem Entree von nur 2M Ngr. unter freundlicher Genehmigung teS Herrn Eommaudanten auch noch den freien Besuch des FestungSrayono selbst gestattet. Ein Blick von dem Fclsenkcgcl In die herbstliche Natur hinaus liefert alö Zugabe ein reizendes Bild. 66 vovuyi'ui^ POUI tliooo » I ltn-«Io. auf deutsch 66 ge fangene französiichc Omzicrc init der Plarschroutc nach Glogau und Brcölau sind vorgestern Abend von Rastatt hier durchge gangen. Die Offiziere waren von der Besatzung Schlctlstädto; sic muhten besonders günstige KapitulationSbedingungcn be kommen traben, denn es war ihnen gestattet worden, ihre Pferde zu behalten. In Folge dessen führten einige dieser Offiziere ihre Schlachtrosse, von edler Norinännischcr Rasse, vom Obcr- rhcin mit sich in die Ebenen Schlesiens. Ving' ihre Diener waren ihnen gelassen worden. Ferner sind wiederum 2 große Ertrazüge mit über 8lx> Kranken, gröhtcnthcils Preußen hier angctonuncn. Gegen :itx> derselben blieben hier, die andern gingen nach Zittau und Freiburg in Schlesien weiter. Umge kehrt gehen scor viele Preußen aus den diesigen Lazarctbc» ge heilt wieder zu ihren Ersatztruppen nach Preußen. — Der jetzt dem Garibaldi sehen Eommando in Frankreich unterstellte, auö der letzten polnischen Revolution her bekannte anacblicl)c General Graf Haucke - Boffack ist auch in Dresden nicht ungekannt. Er wohnte »ach sciner Flucht aus Polen turzc Zeit in Dresden bei seiner damals hier auihältlichcn Mutter, der Gräfin Haucke. Zuletzt und vor seinem Eintritt in die Dienste Garibaldi'S toinicilirtc er in Gens. Wir hoffen. daß, wie vor Rußland, er vor den deutsche» Armeen erst recht ordcnt lichcö Fersengeld wird geben müssen. — GewcrbevercIn. Die Wintervcllammlungcn wur den eingcleitct durch eine kurze Ansprache dcö Borslandrö Walter. Er bedauerte, daß inan die Sitzungen noch nicht im eigenen Hause halten könne, da trotz des Fleißes der Arbeiter und der wahrhaft großen Anstrengungen deS BereineS das Haus doch noch nicht ganz scrtig sei: doch hofft er mit Bestimmtheit sagen zu können, daß in höchstens !i Wochen die Einweihung stattfindcn werde. — Ferner berichtet Redner, daß sich wieder viele Vereine und Gesellschaften an ih» mit der Frage gewendet batten, ob sie den Saal, wen» er fertig sei» würde, mit zur Benutzung erhalten könnten. Er versichert, daß das Local wohl keine» Abend frei stehen und daß inan im Stande sein werde, wöchentlich 2 Eonccrte daselbst abzubaltcn, ein sogenanntes Simsonic-Eonccrt und ein Eonccrt sür die Zwecke der Samm lung für zurückkehrcnde Krieger. Bei der starken Frequenz würde eö nothwcndig sein, daß ein Mann stets dort sei, und Redner schlägt deshalb die Ernennung eines Hauöinspcctors vor, der vo» dem Gesammtvorstand zu wähle» sei. sEinstinnnig angenommen). — Hieraus liest der Redner einen Brief aus dem Felde vor, worin gebeten wird, den Truppen Schinken, Speck. Wurst, Butter u. dergl. Sachen, wollene Strümpfe, Unterbcinklclder, Leibbinden und wollene Unterjacken zu schicken und wendet sich dann an die patriotischen Herzen der Bcrcinö- mitglieder, von dem wav sie übrig hätten, ihren hungcrnend und frierenden Mitbrüdern mitzuthclien und erbietet sich zur Annahme von Gaben. — Herr Junghähnel spricht über die jetzt ,o berühmt gewordene Erbswurst. Herr Harnapp crklätt sich bereit, -ur nächsten Sitzuug eine solche vorzulegcn. Sodann Mitrcdacteur: Tlsea-or Yrainsch. berichtet Herr Iunghähnel noch über den Verband durch Blei. Aul die frisch ausgewaschene Wunde werden Bleiplatten gelegt und dann daraus befestigt. Als Vorzüge dieses Verbandes wird angegeben, daß das Blei in Verbindung mit der Wunde weich und kühl bleibt, daß eö den Ebarpic erspart, der die Wunde erhitzt, daß die Schwcsclvcrbindunge» iSchwefclblci», die sich bilden, die Fäulniß der Wunde verbinderu. daß man ganz große Wunde» damit verbinden tönnc und endlich, daß der Verband, wenn er einmal aufgelegt worden ist, nicht wieder herunter genommen zu werten braucht, weil es nur nöthig ist. das Blei mit Wasser zu befeuchten. - Herr Walter schlägt vor, im nächsten Sommer eine kleine Industrieausstellung für die Mitglieder des Vereins, oder für Dresden, oder für den Dres dener Kreis zu veranstalten. Er meint, dies könne nicht tbcucr zu stehen kommen, wenn eine kleine Lotterie damit verbunden würde, besonders da kaS Lokal nichts kostete und außerdem Kräfte im Verein wären, die das Ordnen u. s. w. gern über nehmen würden. — Derselbe geht auf die Wasseriragc über. Wie bekannt, schlug Obcrbaurath Hcnocb vor. daß man das Wasser für Dresden aus der Briesnitz entnehmen und im Notb- sallc zu testillirtcm Elbwasser, das in der 'Nähe der Saloppe auszuiangcn sei, greisen solle. Ebe aber dies vor den Stadt rath und die Stadtverordneten kam, brachte ein preußischer Ingenieur Saalbach, der in Halle eine Wasserleitung angelegt batte (Halle bat nämlich in Bezug auf Nutzwasscr ganz diesel ben Verhältnisse wie Dresden,, eine neue Idee mit. nämlich die, in der »Nähe von Flüssen daö Gruntwasscr zu heben und es zum Gebrauche zu entnehmen. ES ist ihm von der Stadt zu den Versuchen Geld bewilligt worden und er hat in der Nähe der Saloppe io Elle» tiefe Löcher in die Erde graben lassen und von diesen aus je 26 kleine Röhre» nach allen-1 Seiten hin in die Elbe gelegt. Aus allen diesen Röhrchen läuft täglich loogxD Eub.' Wacker, pro Minute also 80—85 E ub.', welches am Donnerstag, wo Redner sich daö Werk aniah. eine Temperatur von 8« batte. ES schmeckt ganz rein, ist klar und schön, hintcr- läßt wenig oder gar keine Rückstände und die Seife schäumt in demselben sehr gut. Die Stadt braucht nun ungefähr pro Tag eine Million cub' Wasser, wovon wir jedoch noch immer einen Theil auö der schmutzigen Wcißeritz entnehmen könnten. Da jeder Brunnen icxrooo cub' giebt, so würden also im Ganzen IO Brunnen nötbkff sein. Alle Brunnen sollen durch Stollen mit einander verbunden und das Wacker in zwei Brunnen ge sammelt werden. An diesen werden Lokomobilen ausgestellt, die das Wasser nach einem großen Bassin pumpen, das in die Gegend des Fischmanns-Teiches kommt. Von hier auö wird dann die Statt mit Nutzwasser versorgt. «Schluß morgen.» — Meteorologische Notizen und Wetter- p r o p h c z c i h u » g. In den Jahren 1828 bis 186'.» sind zu Dresden fünfzehn Nordlichter beobachtet und notirt worden: I8:i6 am 18. O-ctbr. von '.»bis OM Ubr:Nortlichtschein. 18.17 18. Febr. „ 8 i> „ sehr hcllroth.Nordlicht. ., „ 12. Novbr. ,. 6 ,. 12 „ farbig strahlend. Nordl. Ib ,. 16. Scptbr. „ 8 „ »> Nordlichtschein. G46 „ 17. Novbr. „ MO „ 0 „ Nordlichtichcin. G47 .. 17. Dccbr. ., M-7 „ ' <8 „ NortlichtvonNw.nach No. fortrückcnd. 1848 „ 17. Novbr. ,. >"„>> „ hcllrothcö Nordlicht. 184'.» „ 22. Octbr. „Mio,, M11 .. sttabliges Nordlicht. >8.71 „ 24. Aug. „MIO,, 10 „ Nordlichtschcin. 1874 „ 2. Januar ,. MO „ o „ strahligcö Nordlicht. 1877 „ >7. Dccbr. „ M6 „ M7 „ früh: strahlig. Nordlicht. 1X>0 ,, 21. April „MW „ W „ strahiiges 'Nordlicht. I8M „ o. April „ 8 „ MW „ sehr hcllcö Nordlicht. W61 „ 24. Januar „ M8 „ „ bellrothcS diordlicht. „ ,, 0. März ,, 0 MW „ Nordlichtschcin. An den Tagen nach dem Erscheinen der hier angeführten Nord lichter herrschte stets laue Temperatur, der Himmel trübte sich unk es trat rcgncrischco oder veränderliches 'Wetter ein. — In dieser Weci'e wird in den ersten Tagen veränderliches Wetter statthabcn; dann wird nach rauher Temperatur der Himmel in den letzten Tagen sich mehr aust'eiteru. liurome-ttur^. ' Bekanntlich fertigt die I. Gottwald'schc Maschincnsabrik am' der Lößnitzstraßc5 „Amerikanische Patcnl-Röhrcu-Brunncn." Ein solcher Brunnen war im Eircus Renz angebracht und hat sich vortrefflich in der Praxis bewährt. Er lieferte jeden Tag für die Pferde 4>x> Eimer Wasser und ebenso den ganzen an deren Bedarf. Nachdem der Brunnen jetzt wieder auö dem EircuS berausgenoinmen ist, läßt ihn Herr Dircctor Renz in seiner Villa auf der Schillerstraßc aufslcllen, ein Beweis, daß das Werk allen 'Anforderungen bestens entsprochen. Es dürste dieser Hinweis für 'Neubauten, überhaupt sür alle Grundbesitzer nicht unbeachtet bleiben. — Gestern früh wurde ein unvcrhciralhctcr, in guten Ver hältnissen lebender, allseitig geachteter Buchhalter eines hiesigen Geschäfts in seiner, in der Sccvorstadt gelegenen Wohnung tobt aufgeiuntcii. Derselbe war noch am Abend vorher in einer hiesigen Restauration unter Freunden so heiter gewesen, daß Niemand von seiner Umgebnng die bald daraus erfolgte Ausführung eines so schrecklichen Entschlusses ahnen konnte. Der Leichnam wurde nach dem Trinitatlskirchhosr gebracht. - Eine praktische Novität sür Raucher ist in Form der Ei- garrcn aufgebracht, die wirklich ihre Beachtung verdient. Die Papierhandlung von Wustmann auf tcrHcinrichstraßc hat nämlich seit Kurzem Eigarrcn in den Hantel gebracht, die insofern einen großen Voribeil gewähre», alö bei ihnen die Form bis zum letzten Stümpfchen ganz, rund und elegant bleibt, dabei aber auch dieselbe Lust behält, als am Anfänge. Diese Manipula tion ist dadurch bewerkstelligt, daß die Spitze der Eigarrcn in ein parsümirtcö Lackpapicr gepreßt ist, welches dem Geschmack durchaus keinen Reiz benimmt, dabei aber, wie schon gesagt, die Eigarrcn bis zuletzt in praktischem Zustande erhält. Die Eigarrcn werden zu 4 und 5» Pfennigen unter dem Name» „Patcnt-EIgarrcn" verkauft. — Vor einigen 'Abenden wurde auf der Faltcnstraßc in einer dort gelegenen Wohnung eine Fcnstcrschclvc eingeschossen. Der davon betroffene Logiöbcsitzcr hat deshalb mehrere Knaben in Verdacht, die um die Zeit, »vo ihin der Schaden zngefügt wurde, sich vor seinem Wohnhausc umbcrgetrieden haben. ES wäre zu »vünsävn, daß dieselben ermittelt und der Unfug mit Fkounemenk: Vierteljährlich 2t»Ngr. bet uneulgetdlicherLi«» serung in'» Hau«. Durch die Löiiigl. PoU vterttlj»hrl.22',»««,. Einzelne Nummer, 1 Skr. Inseratenpreise: tzür den Raum «i»» gespalten», Z«U«: 1 Ngr. Unter „eingesandt* dl« Zeile 2 Rgr. Sountä^rv^OcWcrl^ME dem Schießen, der vor einiger Zeit hier recht überhand ge nommen hatte, an ihnen einst bestraft würde. Gestern früh hat sich ein herrschaftlicher Diener in seiner Wohnung auf der KönigSdrückcrstraße durch einen Schuß den Tod gegeben. Der Enticclte soll in der letzten Zelt Spuren vo» Geistesstörung gezeigt Eiben. — Am 2. Oktober »eierte der Kirchschullehrcr Gabsch in Rcichcnberg bei Mvritzbuig unter allgemeiner Theilnahme sein 5>l»jähr>geS AmtSjubilänm. Eine besondere Auszeichnung höheren Orts wurde dem würdigen und gcwisscnhaitcn Lehrer nicht Zn Theil. ^ Repertoir devKönigl. Hoftheatcrö. Sonn tag: Die Hugenotten. — Montag: König Erich XIV. — Dienstag: Iphigcnia in Tciuris. (Oper.» — Mittwoch: König Heinrich IV. (II. Theil.» — Donnerstag: Tannhäuser. — Frei tag : Ick' dleide ledig. — Der Präsident. — Sonnabend: Die lustigen Weiber von Windsor. - An ge kündigte Gerichtsverhandlungen. Dienstag, den 1. November, Vormittags 0 Uhr, Hauptver- handluiig wider Earl Lüttich und dessen Eheirau, wegen Be trugs und rechtswidriger Verpfändung. Vorsitzender: Ge- ricbtsrath Sieddrat. — Mittwoch, den 2. Novbr., Vormittags 0 Uhr, -Hauptverhandlung wider den Schneider Earl Hcrr- mann Rupprccht von hier, wegen Diebstahls und Unterschla gung. Betrugs und rechtswidriger Verpfändung. Vorsitzender: Gcrichtörath 1)r. Flügel. Dresden, 20. October. Die Ziffer der in Metz Ge fangenen übersteigt alle Erwartungen. Wie, mit 150,000 Mann» die 2<>,< XX» Kranken und Verwundeten abgerechnet, hätte eur energischer General, ein in Massenopcrationen geübter Führer nicht durchbrechen können? Wenn unsere Soldaten festungs ähnliche Positionen stürmen, warum hätte es den Franzosen nicht auch getingen sollen, in einem verziveiselungsvollen An prall eine Circumvallationslinie der Deutschen nach der andern zu nehmen? Und wenn Bazaine nur die Hälfte seiner Armee um den Preis der andern Hälfte rettete, so konnte diese Hälfte uns immer noch gefährlicher werden, als jetzt, wo die Gesammt- macht kricgsgcfangen nach deutschen Festungen geführt wird. Wir stimmen nicht in den Ruf ein, den die geschlagenen fran zösischen Soldaten regelmäßig über ihre unglücklichen Generale erheben und dem man jetzt schon in französischen Blättern be gegnet: Bazaine, ein Berräthcr! Aber Aufklärung bedarf sein Verhalten immer. Von Tours war ihm vor Kurzem noch der Rath gegeben worden, sein eigenes Heer in's Feld zu führen und daselbst zu capitulircn, Metz aber, die Festung selbst, mit einem mäßigen, noch einige Zeit reichenden Proviant zu ver sehen, um diesen wichtigen Punkt wenigstens nicht in die Hände der Deutschen fallen zu lassen. Bazaine zog es vor, die Festung in seine Eapitulation einzuzichen, gleichzeitig auch mit Eugenicn in Verbindung zu treten. Sobald jedoch Bazaines Heer das Schicksal des Mac Mahon'schen theilt und unbewaffnet nach Ncrden abgeführt und zerschlagen wird, so schwinden alle Aus sichten, die Bazaine vielleicht als Werkzeug der imperialistischen Clique haben könnte, dann existirt eben nicht mehr das Mittel, mit seinen Masten den Frieden in Frankreich zu erzwingen. Doch, was haben wir zu versuchen, den Schleier zu lüften, welcher auf der Eapitulation in der ausgehungerten Moselsestung ruht? Freuen wir uns vielmehr, daß die Wacht an der Mosel vorbei ist. Die Friedrich Carl'sche Armee hat eine der schwersten Ausgaben mit einer bewunderungswürdigen Ausdauer gelöst. Ohne Zeichen äußerer Anerkennung 9 Wochen lang einen so beschwerlichen Dienst zu thun, diese passive Tapferkeit unter den ungünstigsten Verhältnissen ist eine nicht genug zu preisende Ergänzung der activen Tapferkeit, von welcher die 2. Armee blutige, glänzende Proben abgelegt hat. Jetzt sind uns nun mehr Truppen verfügbar, als wir brauchen, um den ganzen Norden und Westen Frankreichs in die Hand zu nehmen und seine reichen Mittel in regelmäßiger Weise für die Bedürfnisse der weiteren Kriegssührung flüssig zu machen Was kann Frankreich noch erreichen, als die gründliche Vernichlung seiner gcsammten Hilfsquellen? Freilich hetzt Gambetta (derselbe, welcher Thiers Sendung in's deutsche Hauptquartier zugegeben hat» zu einer Fortsetzung des Krieges bis auf's Acußerste, und die Partei der energischen Republikaner deklamirt: Frankreich habe so viel gelitten, daß eü auch noch einige Monate weiter leiden lönne, cs sei besser für Frankreich, noch einige Milliarden im Kriege zu opfern, um den Feind zu ver treiben, alo ihm damit seine Kriegskostcn zu bezahlen. Anderer seits registriren wir aber auch mit großer Freude diejenigen Symptome, welche auf einen allmähligen Umschwung schließen lassen. So ist es bemcrkcnsivcrth, daß das frühere linke Ecntrum des Parlaments auf Einberufung der Constituante dringt, fer ner, daß jetzt fast alle wichtigen Posten mit Orleaniste.r besetzt, drei der Generäle, welche größere Generalcoinniairdo's innehaben, eifrige Orleairisten sind, daß Trochu in Paris derselben Rich tung angehört und Thiers seine Sympathieen für die gestürzte Familie nie verleugnet hat. Die Orleans aber haben bisher noch durch kein neueres amtliches Schriftstück das Dogma von der Unverletzlichkeit des französischen Bodens ausgestellt. Wichtig ist auch, daß Thiers auf Einladung Bismarcks direct mm TourS nach Versailles gegangen ist und mit dein Pariser Re- gierungstheile erst dann Rücksprache nehmen wird, nachdem ihiH
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