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Dresdner Journal : 03.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190510031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19051003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19051003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-03
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- Dresdner Journal : 03.10.1905
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Vk,u,«»rrt«: Beim Bezüge durch die »ttitätt»»,«« «nnertat» Vreden» 2,so M (einschl. gutraaungV durch die im Leuiichtu Reiche » M. (auSjchlieblick Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Ps Vird Zurücksendung der für die «chnstleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» gesorderten Beiträge bean» sprucht, jo ist das Postgeld beizusügen Drrsdnn W Aonmal. Herauögegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktags nachm 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden Anlündiaungogcbühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7mal gespaltenen Ankündi- gungS «eite oder deren Raum 2() Ps Bei Tabellen- und Aissernsap t> Ps Aufschlag sür die Zeile Unterm Re- daktionsstrich (Tingejandt) oie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum bo Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr sür die nach mittags erscheinende Nummer O 23V Dienstag, den 3. Oktober nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge- niht, dem Geh. Legationsrat und ersten Ministerial- rat im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Frhrn v Salza und Lichtenau zum Geheimen Me und den Legationsrat v. Stieglitz des ge dachten Ministeriums zum Geh. Legationsrate zu er nennen. Mit Allerhöchster Genehmigung ist der König! Preußische Sanitätsrat Prof. vr. Sudhoff in Hochdahl zum etatsmäßigen außerordentlichen Pro fessor für Geschichte der Medizin in der Medizini schen Fakultät der Universität Leipzig ernannt morden. Te. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Senatspräsidenten Johannes Heinrich Hardraht in Dresden das Komturkreuz l. Klasse des Albrechtsordens und dem Amtsgerichtsrat Frei- mlt Adolf Römisäl in Markneukirchen das Ritter kreuz I Klasse des Albrechtsordcns bei ihrem Über tritt in den Ruhestand zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Direktor der Kunstgewerbeschule mit Kunst gewerbemuseum zu Dresden Geh. Hofrat Prof. Ara ff bei seinem Übertritte in den Ruhestand das Komturkreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem in den Ruhestand tretenden 1. Oberlehrer an der Realschule in Reichenbach i. V. Prof Hein rich Gustav Lonitz das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, an Auguste Elise Fadum in Wurzen für die von ihr am 3. Juli 1905 durch eine ausgezeichnete Leistung bewirkte Errettung eines jungen Mädchens vom Tode des Ertrinkens im Mühlgraben bei Wurzen die bronzene Lebensrettungsmedaille zu verleihen. Se. Majestät der König haben beschlossen, die züreuen Stände des Königreichs Sachsen zu einem gemäß 8 11" der Verfassungsurkunde abzuhaltenden ordentlichen Landtag für den 24. Oktober dieses Jahres m die Residenzstadt Dresden einbcruscn zu lassen. Tie Mitglieder der beiden ständischen Kammern werden vom Ministerium des Innern noch besondere Zuschriften erhalten. Dresden, den 3. Oktober 1905. 7822 Gesamtmittisteriu m. v. Metzsch. v. Seydewitz. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei dem Finanzministerium unmittelbar: Ernannt: RechnungSinspektor Klingner zum Borstande der Finanzrechnungsexpedition, Abteilung für Berg- pp. Sachen; Helbig, seither Bureauassistent, zum Sekretär. — Ange stellt: Funke, seither Bureauaspirant bei der StaalSeisen- bahnverwaltung (Baubureau Dresden-Altstadt II), als Bureau assistent. Bei der Postverwaltung ist ernannt worden: der Baugewerke Striegler als Postagent in Neukirchen (Wyhra). Im Geschäftsbereiche -cs Ministeriums des Kultus u. öffentt. Unterrichts. Ernannt: Der Bczirksassessor bei der Amtshauptmannschast Plauen vr. jur. Johannes Friedrich Hermann Ritter Bogel v. FrommannS- hausen zum Hilssarbeiter beim Ministerium de-Kultus und öffentlichen Unterrichts (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vie militinische Ledeutung -er neuen russischen Eisenbahnen. Selbst aus der englischen Presse dringen ver einzelt Rufe der Bewunderung und Anerkennung hervor, für die mit äußerster Umsicht und Tatkraft durchgeführte Eisenbahnpolitik des Zarenreiches, die vor keinem Hindernisse Halt machend, trotz des Krieges mit Japan, die Schienenwege in Mittel asien weiter ausgebaut hat, die nach dort seit langen Jahren erstrebtem Ziele führen sollen. Ende Huli dieses Jahres nämlich ist dort die mit so großen Opfern und mit außerordentlicher Schnelligkeit her gestellte Bahn Orenburg—Taschkent von 1734 Werst Länge in ihrem nördlichen Teile vom Staate über nommen worden und bereits am 13. November soll auch der südliche Teil in staatlichen Besitz über gehen. Außerdem aber hat die Regierung beschlossen, diese Bahnlinie noch über Taschkent hinaus zu ver längern und sie über Kodschent, Samarkand bis nach Kelig am Amu Darja, also bis nach der afghanischen Grenze, fvrtzuführen. Auch wurden die hierzu erforderlichen Vorarbeiten mit solchem Eifer betrieben, daß auf dieser neuen Strecke bereits heute emsige Arbeitstätigkeit herrscht und die Vollendung nur noch eine Frage der Zeit ist Bei dieser Lage der Dinge bedarf es wohl keiner weiteren Aus führung, welche großen Vorteile sich der russischen obersten Heeresleitung bieten können, wenn sie bereits in Friedenszeiten die äußersten Spitzen ihrer Vorhut bis an zwei so wichtige Grenzplätze wie Kuschk und Kelif vorgeschoben hat, die, beide an den Endpunkten von zwei großen leistungs fähigen Bahnen (der transkaspischen bez. Orenburger) gelegen und unter Mitbenutzung der mittelasiatischen Linie von Mcrw über Samarkand nach Andischan, als günstige Einfallstore nach Afghanistan benutzt werden können. Die schon hierdurch russischcrseits gewonnenen Vorteile werden aber noch mehr in die Augen springen, wenn man die Aufmerksamkeit auf die mit ebenso großer Heimlichkeit wie mit Sorgfalt und Sicherheit allmählich durchgeführten Reformen und Verstärkungsmaßnahmen richtet, die sich im Militärbezirk Turkestan in letzter Zeit vollzogen haben. Als die ersten Nachrichten über Veränderungen und Ver schiebungen in den dort dislozierten beiden Armee korps in die Öffentlichkeit drangen, da hieß es freilich, es handle sich nur um administrative Zweckmäßig keitsrücksichten, und schon in Anbetracht des Krieges mit Japan sei Rußland gar nicht in der Lage, an einen Ausbau seiner militärischen Machtmittel im Südosten des Reiches zu denken. Im Laufe der Zeit aber und namentlich seit dem Inbetriebsetzen der von Orenburg herkommeuden neuen Bahn, haben sich die Militärtransportc und damit zusammen hängende organisatorische Einrichtungen nicht ganz verbergen lassen, so daß heute sicher ist, daß Ruß land ganz andere Truppenaufgebote im Bezirke Tur kestan für den Mobilmachungsfall bereit hält, als ehedem verfügbar waren. Ohne auf die Einzelheiten der neuen Organisation einzugehcn, sei nur auf den Kernpunkt derselben hingewiesen, der unzweifelhaft darin zu suchen ist, daß allmählich aus den jetzt vor ¬ handenen beiden turkestanischen Armeekorps deren vier werden sollen. Da diese Absicht nicht auffallen foll, so war es natürlich, daß sie nicht mit einem Schlage, sondern nur ganz allmählich ins Werk gesetzt wird, wie unter anderem die Aufstellung fünfter Kompanien beweist, die zunächst nur bei jedem Bataillon der ersten bis vierten turkestanischen Schützenbrigade durchgeführt ist, demnächst aber auf die fünfte bis siebente Schützenbrigadc ausgedehnt wird, die zu sammen die Infanterie des ersten und zweiten turke stanischen Armeekorps bilden. Etwas deutlicher läßt sich schon die zukünftige Formation der turkestanischen Truppen in vier Armeekorps aus dem weiter in der Bildung vorgeschrittenen Jngenieurpark erkennen, der schon jetzt so formiert worden ist, daß er im Mobil machungsfall zu vier Parks, mit vier Feldingenieur- belagerungSabtcilungen erweitert werden kann. Wenn aber nicht alle Anzeigen trügen, so scheint die russische Heeresleitung mit den eben kurz skizzierten militärischen Maßnahmen und dem VerlängerungS- ban der Orenburger Bahn bis nach Kelif noch nicht an die Grenze ihrer auf breiter Basis angelegten strategischen Pläne gelangt zu sein. Wenigstens liest man in der russischen Presse immer wieder von der Notwendigkeit, daß man dem Bau der englischen Bahnen nach Seistan nnd Kirman nicht untätig zu sehen dürfe, sondern zum Schutz der eigenen Flanke diesem Vordringen durch schleunigste Inangriffnahme eines Schienenwegs von Mesched über Kirman nach Seistan entgegentreten müsse. Der Schutz dieser rechten Flanke aber ist wohl neben wirtschaftlichen Gründen mit die Veranlassung gewesen, daß Rußland soeben auch noch eine zweite Eisenbahn vollendet und sie zum großen Staunen weitester Kreise in England sogar schon dem Verkehr übergeben hat Es ist die Strecke von Eriwan nach Dschulja, die als Fortführung der Bahn von Tiflis die persische Grenze nunmehr erreicht hat und damit an ein Ziel gelangt ist, das die englische Politik mit allen erdenklichen Mitteln zu verhindern ge trachtet hat Wird es der russischen Heeresleitung nun schon auf diesem Wege möglich gemacht, beträcht liche Truppenmassen aus dem Innern des Reiches schnellstens und ohne Benutzung des kaspischen Meeres an die Grenze des persischen Reiches zu schiffen, so wird ihr die Weiterbeförderung dieser Heeresteile durch Persien und gegen die linke Flanke eines etwaigen Vormarschs des englisch-indischen Heeres noch ganz erheblich erleichtert werden, wenn die Fortführung des vorerwähnten Schienenwegs über Täbris rach Teheran zur Tatsache werden sollte. Wie zuverlässig verlautet, soll der Schah bei seiner jüngsten Anwesenheit in St. Petersburg nicht nur seine Zustimmung, sondern auch seine Unter stützung zu diesem Projekt zugesagt haben. Nun der Friede zwischen Rußland und Japan geschlossen ist, darf man mit erhöhter Spannung zusehen, wie sich die Dinge in Mittelasien weiter entwickeln werden. Jur ^rage -tr Anerkennung der Jrbcit- nehmerorganisationen durch die Arbeitgeber. Die „Deutsche Arbeitgeber-Zeitung" hat in letzter Zeit eine Reihe von Artikeln veröffentlicht, in denen einer Anerkennung der Arbeiterorganisationen durch die Arbeitgeber das Wort geredet und in konsequenter Fort führung dieses Standpunkts für gewiße Fälle auch eine Verhandlung mit den Leitern der Arbeiterkoalitionen empfohlen war. Die außer Frage stehende Bedeutsamkeit der Sache läßt cs angebracht erscheinen, die von der „Deutschen Arbeitgeber-Zeitung" bisher entwickelten Gc- dankengängc referierend zur Darstellung »u bringen: Das Koalitionsrecht besteht und wird von den Ar beitern in immer umfassenderer Weise angewandt Die Arbeitgeber sträuben sich trotzdem vielfach, die Arbeiter organisationen in der Praxis anzucrkenncn, und begrün den ihr Verhalten damit, daß diese Organisationen ent weder — wie die sogenannten „neutralen" Gewerkschaften — direkt mit der Sozialdemokratie im Bunde stehen oder aber doch vielfach im gewerkschaftlichen Klasscnkampf der Sozialdemokratie unbewußt und indirekt in die Hände arbeiten Dieser Einwand der Unternehmer ist keineswegs falsch Er ist aber politischen und in ge wißem Sinne ideellen Charakters, und die Unternehmer, gerade in ihrer Eigenschaft als Arbeitgeber, besitzen gar keine Möglichkeit, ihrem politischen Einwande praktische und reelle Bedeutung zu verschaffen. Denn in der Proris haben es die Arbeitgeber tatsächlich fortwährend mit den Arbeiterkoalitioncn und deren Angriffen zu tun, und cS ist einfach in die Luft geredet, wenn die Unternehmer den Arbeiterkoalitionen zurusen: „Wir wollen nichts mit euch zu tun haben, denn ihr seid sozialdemokratisch/' Die Unternehmer haben cs tatsächlich mit den Arbeiter organisationen zu tun, und sie müssen darum eine ge eignete Form finden, sich in möglichst vorteilhafter Weise mit ihnen auseinanderzusetzen. Ehe diese geeignete Form gefunden ist, greift gewöhn lich zweierlei Platz: der kleinere Unternehmer ist dem wohl berechneten Angriff der Arbeiterkoalition nicht ge wachsen, solange er auf sich allein gestellt bleibt. Er sucht darum Anschluß bei Berufsgcnosicn und drängt zur Gründung von Arbeitgeberorganisationen. Der ganz große Unternehmer könnte dem Angriff der Arbeiter organisation wohl vielfach siegreich begegnen Da aber bei solchen Streiks viele Tausende von Menschen m Frage kommen, so wird ein solcher Streik erklärlicher weise sofort als öffentliche Angelegenheit empfunden und betrachtet, und die Faktoren des öffentlichen und poli tischen Lebens drängen auf „Verhandlung" oder autori tatives Eingreifen des „sozialen Rechtes". Das Schul beispiel für diesen Fall ist der letzte Bergarbeitcrstreik Organisation und geregelte Verhandlung bez. Verhand lungsmöglichkeit — das sind die Punkte, aus welche die Frage betreffs des Verhältnisses zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sich immer mehr zuspitzt Organisieren sich aber prinzipiell die Arbeitgeber — und die Ver hältnisse drängen mit immer nachhaltigerer Kraft zu solcher Organisation —, so haben diese Arbeitgeber kein Recht und keine Möglichkeit mehr, die Organisationen der Arbeitnehmer in der Praxis nicht anerkennen zu wollen. Ter Haupteinwand, der sich gegen diesen von ihr vertretenen Standpunkt geltend machen ließe, nimmt die „Deutsche Arbeitgeberztg" selber vorweg, indem sie weiter ausführt: Je mehr die Arbeitgeber — unter dem Truck der Arbeilnehmerorganifationen — sich organisieren, um so mehr Arbeiter werden wiederum in die Arbeiterkoalitionen strömen, und das „End ziel" der Bewegung wäre gewissermaßen, daß sowohl jeder Arbeitnehmer wie Arbeitgeber organisiert ist. Da mit ist allerdings dem von den Unternehmern gegenüber den Arbeitern vorläufig noch gern angewandten Prinzip „Teile und herrsche" ein Ende gemacht. Aber mit diesem Prinzip geht es so wie so zu Ende. Die verschiedenen Koalitionen der Arbeiter, die heute noch nebeneinander bestehen, lassen sich schon jetzt nicht mehr gegen einander ausspielen, wie der Bergarbeiterstreik bewiesen hat Was aber die bisher überhaupt nicht organisierten Arbeiter bc trifft, so werden sie fast durchweg in ihrer Mehrzahl von den gewerkschaftlich Organisierten doch beherrscht, und was sie von den Gewerkschaften und der Sozialdemokratie eigentlich fernhält, ist der Gelvpunkt: sie zahlen nicht gern. Bei Streiks und bei Wahlen machen sie in ihrer Mehrzahl fast regelmäßig mit den Organisierten gemein same Sache. Wächst aber die Zahl der Organisierten sehr stark, so wachsen nicht nur die Ausgaben für Ver waltung, sondern auch die Kosten für gewerkschaftliche Angriffskriege, die man besonders dann mit geringerer Leichtfertigkeit inszenieren dürfte, wenn man sich cine wohlgerüstetc Arbeitgebcrorganisation gegenüber weiß Es ist schließlich doch auch noch kaum eine Frage, daß bereits für eine sehr absehbare, ja wohl gar schon sür die un- Lumst und Wissenschaft. Refidenzthcater. — Am 2 d. Mts.: „Heimat". Schauspiel in vier Akten von Hermann Sudermann. (2. Vorstellung der I. Serie des Schauspielabonncments.) über das Sudcrmannsche Schauspiel sind die Akten so endgültig geschloßen worden, daß man an der Tat sache, daß dieses Stück in das diesjährige Schauspiel- abonncment des Residenztheatcrs ausgenommen ivordcn ist, ohne ein Wort nochmaliger Kritik vorübergehen kann. Es interessiert lediglich die Rollenbesetzung, die das Stück in diesem Spieljahre gesunden hat. Bekannt von früheren Aufführungen sind die fleißigen und tüchtigen Leistungen des Hrn. Ignaz Janda als Oberstleutnant Schwartze und der Damen Ernestine Münchheim und Minna Hänsel als Frau Schwartze und Tante Fränzchen. Die weibliche Hauptrolle, die der Magda, war Frl. Helene Normann, der derzeitigen Heroine des Ensembles, zugewiesen worden Man darf der Künstlerin volles Lob spenden für die temperamentvolle Art, mit der sie die dankbare, aber auch schwierige Auf gabe erfaßte. Wohl fehlte ihrer Darstellung noch jener Zug von Größe, der in dem innigen Bcieinandcrscin von loderndem Stolz und fraulicher Weichheit, von leiden schaftlichem Verlangen und wehmütigem Resignieren, von Haß und Liebe, von Trotz und Demut seinen Ausdruck finden soll, wohl stellte sie diese Gegensätze noch allzu ost unvermittelt gegenüber und versagte im Ausdrucke dieses oder jenes Affekts; aber ein viel versprechendes, bisher wenig zu erkennen gewesene» Tar- stcllunaStalcnt offenbarte die Künstlerin gestern abend in überraschender Weife, und man darf sicher sein, daß sich diescS zu unvermuteter Blüte entwickeln wird, wenn c« feine Betätigung nicht wie bis heute zumeist in franzö ¬ sischen Ehebruchsschwänken, sondern in ernsten künst lerischen Aufgaben findet. Auch Hr. Richard Eivenack stand gestern in einer Ausgabe, die sein darstellerisches Talent in günstigem Lichte zeigt; er gab eine gute Eharaktcrstudic des Pfarrers Heffterdingk, in der, gegen über manchem anderen Heffterdingkdarstcller, erfreulicher weise die kraftvoll-männlichen Akzente über die larmoyanten überwogen. Nicht allzu viel anzufangcn wußte Hr. Willy Schröder mit der unsympathischen Rolle des Rcgierungsrats v. Keller Sudermann nimmt dieser Figur an der einzigen Stelle, wo sie in Geltung treten kann, in der leidenschaftlichen Aussprache mit Magda im dritten Akte, selbst das, was ihn menschlich und künst lerisch hervortrcten lassen könnte, und Schauspielcrkunst vermag nur in Ausnahmcfüllcn hier die Kunst des Dichters wirksam zu korrigieren. Zu solchem darstelle rischen Pathos erhob sich das Spiel des Hrn. Schröder nicht; cs war fleißig und tüchtig und verdarb nichts; mehr aber vermochte cs nicht zu sein. Die Regie des Werkes war in den Händen des Hrn. Reinhold Lübeck gut aufgehoben W Dgs. Konzert. Mit einem zum Besten des PestalozzististS veranstalteten Konzert im Gcwcrbchaus stellte sich gestern der Hamburger Lehrer-Gesangverein erstmalig hicr- sclbst vor. Und, alle Ehre den Gästen aus der mäch tigsten der alten Hansestädte, sie verkündeten mit ihren Leistungen überzeugend, daß auch im Leben und Treiben eines Emporiums vc» Weltverkehrs der Pflege der Kunst im Volke Raum zu beschaffen und zu erhalten ist Die Hamburger Herren, der Leitung eines namhaften Mu sikers, Hrn Prof. I)r. Richard Barth, unterstehend, bilden eine Chorvcreinigung, die man hinsichtlich aller ausschlaggebenden Faktoren, also Stimmenzahl- und Bc- schassenhctt, künstlerische Schulung und Intelligenz nur als erstklassig bezeichnen kann Was sozusagen die Me thodik anlangt, zu der sich Verein und Dirigent bekennen, so ist es erfreulicherweise nicht jene typisch-moderne, den Sprach akzent auf Kosten der Tonschönheit kultivierende. Was wir von den Hamburger Herren hörten, auch die grellen tonmalerischcn Effekte in Hegars „Gewitter nacht", immer wurde der musikalische Charakter gewahrt; man sang, „sprach" nicht bloß „auf Ton". Und so gestaltete sich denn die ganze Veranstaltung auch nach Seiten des Wohllauts zu einer genußreichen, und das um so mehr, als bei der Wahl der Vorträge auch eigentliche Gesangnummern, wie beispielsweise Carl Wil helm, des Sängers der „Wacht am Rhein" in volks tümlichem — nicht „liedcrtaselndcm" — Charakter ge haltene „Frühlingszeit", berücksichtigt worden waren Indessen man würde irren, wenn man meinte, die Herren hätten dabei künstlerische Konzessionen gemacht Auch nicht cine eigentliche „Dacapo Nummer" stand auf der Vortragsordnung, die außer den genannten Kompositionen noch verzeichnete: Fr Aug. Reißiger „Olaf Trygvason", Thuille: „Der traurige Jäger", Friedr Hegar: „Nebel tag", Adam de la Hake: „Minnelied", Orlando di Lasso: „Landsknechtsständchcn", Baldamus: „Zu Roma auf den Gaffen" und Volkslied: „Die Spinnerin". Als übliche gesangssolistische Mitwirkung für seinen Abend führte der konzertgebende Verein in Frau Neugebauer-Ravoth eine technisch offenbar für den kolorierten mehr als sür den Licdgesang geschulte Sängerin vor. Für diesen fehlte cS bei etwas gaumigem Ansatz und vorwiegender Verwendung der Kopfstimme an dem „Brustton" der Überzeugung — Indessen eins sei gern zugestandcn, Franz Schuberts „Vor meiner Wiege" hat man selten mit so schlichter, unmittelbar berührender Herzlichkeit vor tragen hören und hier trat auch der dem Organ eigene Charme erkenntlich zutage O S. Zur zweiten Ausstellung von Handzeichnungcn deutscher Künstler.") I. Eine Zeichenkultur gibt es nicht — schrieb kürzlich ein bekannter Kunstschriststeller in bezug auf die moderne deutsche Zeichenkunst. Das ist in gewißem Sinne richtig, hindert aber durchaus nicht, daß auch in unseren Tagen cine große Anzahl deutscher Künstler schöne und wert volle Zeichnungen hervorbringt Ja, gerade die in der Zeichnung besonders naheliegende Möglichkeit zu un mittelbarem persönlichen Ausdrucke lockt unsere allem Konventionellen abholde Künstlerschaft stärker denn je, sich auf diesem Gebiete zu versuchen. Jeder von uns kennt die großartige Entfaltung der modernen deutschen Illustration und der übrigen graphischen Künste, eine Entfaltung, die in den Augen mancher Beurteiler sogar die Entwickelung der gleichzeitigen deutschen Malerei in den Schatten stellt An der letzten Zeit sängt nun neben dem Interesse, das die „gedruckte Zeichnung" jeder Art längst gesunden hat, auch die Handzeichnung wieder an, die Aufmerk samkeit der Kunstfreunde auf sich zu lenken. Nichts ist begreiflicher als daS! Wenn wir schon einmal in der Kunst das Persönliche und Originale lieben — was ist persönlicher und originaler, als die Handzeichnung, die noch keinerlei Konzessionen und Kompromisse kennt, weil sie keine zu machen braucht, die, lediglich zum eigenen Vergnügen und zur eigenen Förderung der Künstler ge schaffen, den Reiz des Privaten und Intimen besitzt und in erster Frische von den ersten Eindrücken und Erleb nissen ihrer Urheber berichtet? Hier hat noch nicht die Ter Verfasser diese» Artikels legt Wert daraus, wissen zu lassen, daß er an den Vorarbeiten zu der HandzeichnungS- ansstellung mit beteiligt war. D R.
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