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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188403161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-03
- Tag1884-03-16
- Monat1884-03
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1884
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Erscheint täglich stütz 6'/, Uhr. Nröertlo uni Lne-iliou Johannes,affe S3. Sprecht»«-«» -er kr-«ti«»: Bonnittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b—8 Uhr. »1» »»«»«4«»« «»»>««, o»« Anna»«« per fiir »te »ichMalgen», L»««er peM««re» Aaser«»« «« S«chea»«,ra d>« 3 Ntzr Nachmitta»«. a« L a» aa» -rfttagro frü» Pi«'/,» Uhr. 2» -e» Filiale« Gr 2«s.-^nnals«e: Btt« Ule««. Naiverntätskraße -1, L»»ts Lösche, Katharlaeoftrane iS,». »ar bi« v»r tiMgerTaMM Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Han-rlS- und GeschLstrverkchr. Nuslage 18,LVQ. L-«mnnn»t»rri» viertes,. 4'/, Mk. incl. Bringerlob» 5 ML. Larch di« Loft vezogeu 6 ML Jed« einzelne Nummer SO Ps. Brlegeiemplar 10 Ls. Srbähren lür Extrabeilagen «tzae Loftbeiörderung 39 ML «t» Poftbrsörderung 48 ML Zolerate Sgespalteae Petitzeile 30 Pf. »r«her« Schriften laut »aiernn Prrts- verzeichmg. Dabellarffcher u. Ziffrrujatz nach hoher« Daris. ^ 7«. Sonntag den IS. MLrz 1884. Uerlavle« »nter -em tie-artionoärich die Lvoltzeile SO Ls. Inienn, f,M> kn« a» die Eppedttto« zu iendea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung piAavaillenunlo oder durch Lost- aachnaame. 78. Jahrgangs Amtlicher Theil. » » Am Feier de» Geburtstages Sr. Majestät des Deutschen Kaisers wird Sonnabend, den 22. d. Mts., Nachmittags S Uhr ein Festmahl im Krystallpalast stattfindcn. Diejenigen Herren, welche sich daran bctheiligen wollen, werden ersucht, die Tafellarten - 4 Mark bis zum Abende des 21. d. MtS. auf der Nuntiatur im Rathhause zu entnehmen. Leipzig, den 7. März 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndlin. Ur. Wangemann. Den Herr« Professoren. Doeenten und sonstig« Mit gliedern unserer Universität »heile ich hierdurch mit. daß zur »eler des Geburtstage» Sr. Majestät veS katseheu «atser» Sonnabends v« 22 d. Mit., Nachmittags 3 Uhr, ei» Festmahl im Krystallpalast statlfindm wird, zu welchrm Laselmark«, - 4 ^e. bi» zum Abend de» 2l. d. Mts. aus der Nuntiatur im Nachhause ausgegeben werden. Leipzig, de» lü. Mär, 1884. Der Stertor der Uuiverfität. 1-r. M. Heinz«. Srßrntliche Sitzung der Stadtverordneten, Mittwoch, am 1». Mär, L88«. «beads « . Uhr, Im Saal« der I. Bürgerschale. Tagesordnung: I. Bericht des Finanz-AuSschufle« über Gewährung einer Zinsvergütung an di« Inhaber ausgelooster Leipziger Sladtscbuldscheine. II. Bericht de- Bau» und Oekonomie-LuSschuffes über dm südöstlich« Bebauungsplan. m. Bericht des Bau- und Finanz-Ausschusses über Her stellung eines gewölbt« stellerraumes i« Alt« Theater. Nrkemtaichmz. Mr werd« ln nächster Zeit a»S wohlfahrtSpolstsikch« Orvnde« di« Parlhe von SO« unterhalb dr« Hänpel'fchen Wehre« bis zum Eiustuß in di« Pleiße abfchlagen und in die Milte des dermaligeu ParchenbetteS «ne gemauerte Nina« »it Vorländern eiabauen. Hierdurch wird das Ausleit« von irgend welch« Flüssig keit« aus den anliegenden Grundstücken in di« Parthe künftighin gänzlich ausgeschlossen; eS sind deshalb alle in die Parthe ausmftndenven Hausschleußen und dergleichen Anlagm zu beseitigen. Wir setzen die Vethelligt« schon jetzt biervon mit der Aufforderung in Kenntniß, rechtzeitig für Beseitigung der bezeichnet« Anlagen und Herstellungen neuer HauSschleußon nach der Hauptschleuße der Berliner Straße Sorge zu tragen, bez. deshalb die nvtbigm Anträge bei uns zu stellen Leipzig, am 13. März »884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. vr. Wangemann. Waldp-anM-verkauf. Bo« dem städtischen Forstreviere Bnrgaue können in diesem Frühjahre dnrch den Revierverwaller Her« Dietze in Forst hau« Burgaue (Post Böhlitz-Ehrendrrg) nachstehende Holz« »stanz« zu den beigesetzt« Preisen gegen Baarzahlung oder Nachnahme und geg« vorherige Anmeldung bezogen werden: Preis Stück Holzart: Meter «Stück »Hundert 4 4 tüoü «00 Eichen Achen 2—2'/, »-2ft. 1L w »000 «00 L n : 40 S 2000 drrgl. ........ 3—4 — SO 40 — 800 dergl. » 7S SO L Linden 8-4 1 — 90 —- Lindenbüsch 1-1',. — so 40 — 200 Ahorn . « 4—b 1 — SO eoo Eberesche» 8-S'/. »0 40 — Ä Akazien Eschenblätter. Ahorn- (4e«r Xo- 4 so 40 tsuväo) Saat — — — 1 — rooo dergl. Ahorn (4o«r Aexunä») 3 — 30 25 — rooo dergl. » » » 4 — 50 40 — 300 dergl. ... colisornlscher «Horn (4o«r cnU- 6 — 75 60 — 800 koraieum) 8',.-4 — 00 50 — 1000 Kastanien 1-1',, — — S — «00 Fichten mit Ball» .... ',.-1'/. — SO 40 — 'K * * * » » « » ^ekZl. K * » « » » 1',.-1',. 2 1 SO SO -0 400 bergt S-4 1 SO ISO «00 Dannen - . .... 1 1 — 90 soo dergl. 1'i. 1 rs 130 — Leipzig, a» 21. Februar l8S4. De» Math« Forst-Depatattoa. Vtkaimlmchiog. Di« Herstellung von «irea >233 lausend« Meter Schleuß« i» Profil« der lll. Elaffe in der verlängerten Bayerische« Straße» der Straße dl und 1». des südlich« Bebauungspiaoes soü an «in« Unternehmer in Arcord verdungen werken. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeit« liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathbaus. Zimmer Nt. 14, ans und könn« daselbst eingesehea resp. entnemmen werd«. Berkgliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: "Gehle»Ge» t, der vaHerlschr» Straß« a. s. w." versehen ebendalelbs» und zwar dl« zu« >l. lausende» Monats, Nachmittags 5 Uhr, «inzurrichen. Leipzig, am 13. März 1884 De« Math» der Stadt BekPg»- Straße»ba»-Deputats»». vckauntmachMg. >»f Grund unsere« «eichiusjes. Iunnunslrhrllngen, »eich« »Shreub ihrer Lehrzeit durch gute Führ»»» uud erufte» Llreben sich a««» grzetchiict haben, bei ihrem Eintrit» i» den iprselm» staub rtn Anerkennung»-^»«« zu kbcrreicheu, gebe» wir denjenigen Innungen des Gewerbekammcrbezirks. bet denen die Hiisertignng logen Gesellenstücke «„geführt ist, anheim, uns gelegentlich der nächsten KesellenbelSrderung streng gesichtete Empfehlungen für gedachte Auszeichnung schriftlich zngehen zu lass«. Leipzig, den S. März 1884. Die Ge»erbek»««rr. D. A. Orhler, Bors. Herzog, 8. Kurtion. Dienstag, de« 18. MSr» 1884. 1» Uhr Burmtttag«, sollen im Grundstück ülvstergasse Nr. 11 e«. LOO Kilogr. Werg, nach Befinden in mehreren Posten, and eine größere Partie Goldlriftea versteigert werden. Leipzig, den 18. März 1884. Thierbach Gerichtsvollzieher. ßlr»Ptftraße Nr. 4» gelang« Montag, »e« 47. d. Mt».. 1»'/, Uhr Barmtttags, «ine Parti« Malernteufilie« and Garbe« zum Butans. Leipzig» de» 13. März 1884. Viels», Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Thetl. ' Die italienische Ärmer. * Die italienische Militairzeitschrift ^tali« milltnrd" besprach jüngst in einem längeren Artikel die mililairische Lage VeS Lanke« und sein gegenwärtiges Heerwesen, worüber das Biatt in sehr besrievigcnker Weile sich äußerte. Daran aiiknüpfcnd, dürfte eS auch für deutsche Kreise von Interesse sein, die heutige Wehrkraft Italien« etwas näher zu betrachten. Bekanntlich ist die italienische Armee au- den Cadre« der früher bestandenen piemontesischen hervorgegangcn. Was die inneren Zustände, da- Selbstvertrauen und den militairische» Werth der letztere» betrifft, so haben sich jene Eigenschaften in zwei verschiedenen Zeitabschnitten wesentlich verschieden aräußcrt; damit meinen wir die Epoche von dem Friedens- schlusie nach der Schlacht von Novara bis zum Beginne des Feldzuges von l8SS, und jene von dem Frieden bei Billa sranca bi» zur Gegenwart. Nach dem Siege der Oesterreicker bei Novara war die politische Gesinnung der piemontesischen Ossiciere noch eine Vorwiegend conservative. Man nahm nicht Anstand, öffentlich zu erklären, ein Wiederbeginn de« Kampfe- niit dem mäch tigen Oesterreich könne nur zur vollständig« Niederlage tes schwachen Piemonts, ja vielleicht zu dessen staatlicher Vernich tung führen; man erklärte sich gegen die Forderungen der Kammerredner und Ilalianissimi, welch« die Regierung zu Plänen verleiten, die den schließlich« Untergang des Lande« herbeisühren müßten. Die Idee der Einheit Italien- wurde damals von den piemontesischen Ossicicren al« ein ,,»ogno äoi 6ioinwl»tt" (Iournalistentraum) bezeichnet, deren kriegerischer Muth stark bezweifelt wurde, wobei man auf die höchst unerheb lichen Dienste der lombardisch« Freischaaren im Jahre >848/49 zurückwieS. Zahlreiche Eonflicie und Duelle zwischen pieniontesischen und lombardischen Ossicierea waren damals an der Tagesordnung, ja manche Lombard« bereut« es bitler. die Fahne Oesterreich« verlast« und in der pienio»- tesischen Armee Dienste genommen zu Hab«. Aus diesen wenig« Zügen erhellt schon hinreichend die Stimmung, welche in jener Zeit in der pieiiionlesischcn Armee geherrscht und die selbe im Vereine mit gewiss« zersetzenden politischen Element« zu einer längeren Verthrivigung gegen einen energisch« Ln griff von außen unfähig gemacht hatte. Nach dem Feldzüge von 1859 »ahm« aber di« Dinge eine wesentlich ankere Wendung. Im Besitze der Lombardei und der italienischen FlirstenihUiuer (Eeiitral-Italien). legte Piemont nicht allein den Grund zu dem .Königreich Italien", sondern auch gleichzeitig zu einer wirkliche» italienisch« Armee, wobei die piemontesisch« al» Nahmen dienen sollte. Massenhaft wurden neue Regimenter und Cords aller Waffengattungen errichtet, in denen da« pitmonkesische Element nurmehr spär lich vertreten war, daber aus den Geist und die Stimmung des neuen Heere« nur sehr geringen Einfluß übte. Bezüglich der OfficierSstellen in dies« n« organisirt« Regiment«« richtete die Regierung ihr Augenmerk aus Leut«, der« poli« tisch« Gesinnung mit dem revolutionär« NegierungSprogramm übereinstimmte, man bevorzugte Osstciere, welche früher m den Contingentm der italienisch« Fürst«tbün>er gedient und gegenüber ihrer legitimen Regierung sich politisch compromitirt hatten, ja man »ahm selbst virlr junge Leute epaltirter Ge- flilnung aus der Lombardei und Ccntral-Italien in die Armee, welch« überdies einschließlich des eigentlichen piemontesischen Elements durch die Erfolg« im lombardischen Feldzüge und ^äter im Neapolitanischen an Zuversicht und militairschem Selbstvertrauen gewann. So gerielh also die früher bezeichnet« conservative Gesinnung der piemontesischen Ossiciere plötzlich in di« Minorität, «ährend gleichzeitig durch zahlreiche Er richtung« der Kern der alt« piemontesischen Armee gelockert und mehr dem Ee,ste der italienischen Bewegung erschlossen ward. Was die Nnssensrbaskkiche Ausbildung tes italienisch« Heere« betrifft, so ist für diese tyeorensch allerdings mancher lei gethan worb«. W»r finden im Generalstab« Ossiciere, welch« di« militairische» Specialwifienschaften »»d Alles, was mit -er Eigenschaft ein«« guten Grneralstabsossicier« zusam- «mtzSnGt. mit großem Fleiß« studirt Hab«, mehrere Sprachen sprechen und mit den Verhältnissen anderer Arme«, rumal der österreichischen, vertraut find, weil im italienischen GmeralstqLe viel« ehemalig, österreichische Ossiciere der lom- bardische« Regimenter dienen. Die Infanterie, welche be züglich der Kormatien. de« inner« Dienstes und der Evo- l»t«O»« der französischen ähnlich, manövrirt gut und hat in mmrer Zeit auch manche preußisch« Einrichtungen nach- «apat. u«b«r die italienische Eavallerie pflegt man gewöhn lich «it Geringschätzung hinwegzublicken» aber auch in disser Richtung ist im Laase der letzten Jahre durch Eynitationsschulea und rationelle» Reitunterricht der kannschast mancher Fortschritt erreicht worden. — Auf » Artillerie hat man schon zur Zeit, al« noch die pi»«ontesische Armee bestand. eine besonder« Sorgfalt ver wendet. Auch da» Material ist von großer Solidität und gewisser Eleganz, was an die englische Artillerie erinnert, «it der überhaupt di« italienisch« viel Aehnlichleit besitzt. Die groß« Fortschritte, welche dir Neuzeit aus artilleristischem Gebiet« gemacht, wurden von der itatienischen Artillerie mit regeni Iutereff« verfolgt und in jene Alles ausgenommen, »sw sich brauchbar und zweckmäßig erwies. Unter den höheren Artillerieosfieieren ist zumal der verstvrbene General Cayalli zu nennen» welcher durch seine eisrroe« Studien. Werk« uud Erfindungen sich auch i« Ausland« «inen geach tete« Namen erworben hat. Eavaüi bat wiederholt Frank reich. England. Belgien, Preuße« na» Schweden bereist, um iu seinem Fache vergleichend« Studien und Beobachtungen anznstelkn. wobei er gern bei der englischen Artillerie ver weilt«. mit der« Kortzphseu, Armstrong ». A. er im-«gen wissenschaftlich«, Verkehre stand. Noch einer charakteristischen Waffe des italienischen Heemß wöge hier erwähnt «erdeu, nämlich der Versagst««. Diese leicht«, für das zerstrmte Gefecht bestimmt« Trupp« ist vs« allen unbefangenen Militairs, welche Gelegenheit gehabt, fl« kennen zu lernen, at« »orzllglich geschildert warden. Ihr« Bewaffnung und Ausrüstung, welche wir als bekannt voraus- setze«, ist dem Zweck« dirser Truppe entsprechen», ihr« Be wegungen find rasch und von großer Präcisto». Mit «i> Wart, di« Bersagtieri scheine« zu« Vorposten- und Patrouilleu- dieust. zu raschen Erpeditiaue, und Ueversällen. kur» zu Allem, »g« wK tzwl Bimst» lchchstu Lmppe» z»sa»«»hängt, setz, P.«eudbap. - ' So weck Über die Organisation, taktische« Bertzäktniffe und technisch« Entwickelung der italienische» Ar«««. Minder günstig dürft« das Urthetl hinsichtlich ihres inneren moralischen Zusammenhanges, der Zuverlässigkeit des »ilitairischea seifte«, der Disciplin und gewissenhaften Pflichterfüllung lauten, lauter Eigenschaften, welche bekanntlich die Grund pfeiler eines wirtlich kriegstücbtigrn Heeres bilden. In dieser Richtung wrrden die militairischen Lerhältmff« der nord- europäischen Großstaaten denen Italiens gegenüber jedenfalls schwerer ins Gewicht fallen. Schon der leicht bewegliche, südländisch« Nationalcharakter des Italieners, der im öffentlichen und inneren Leben allerlei Erlradaaanzen zugänglich ist, scheint seiner tüchtigen mililai rischen Erziehung und Ausbildung kaum förderlich zu sein Diesen Uevelstanb wird man in Italien schwer zu beseitigen vermögen. weil dort wie Überall die Arme« der Ausdruck der Nation ist. Leipzig, 16. Marz 1884. * Ja der unter dem Vorsitze des Staat-minister« von Boetticher am t8. MLrz abgehaltenea Pleuarsitzuag des Bunvesraths wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen: der Antrag Sachsen», betreffend de» Eulwurs eines Gesetzes wegen Abänderung der Matz- und Gewichts ordnung vom l7. August lllKS, sowie dir Mittheilung über die erfolgte Decharg« für di« allgemein« Rechnung über den Landes Haushalt vo» Elsaß-Lothringen für da» Elatsjahr >879 80. klm ein« Anleitung zur Aufstellung vo» Lassen« statuten nach dem Gesetz« über die Krankenversicherung der Arbeiter vo« lb. Juni 1883 zu geben, beschloß dir ver- sammlunadi« Veröffentlichung der von den AnssLÜffen vor gelegten Entwürfe von Statuten für eine Ortskrankcncaffe und für «in« Betriebs«(Fadrik-)Krankrncasse (Siehe den folgenden Artikel. D. Red.) Ablehnend beschieden wurden Eingaben^betrcffend die Zollbehandlung eiserner Nägel; dt« Rückarstattung von Zoll für gesägteMarmvrplatten; Rückerstat tung von Zoll für gemahlenen Eacao. Den Gesuchen um Rück erstattung von doppelt gezahltem Zoll für Weizen und um Erlaß von Tabaksteuer wurde aus Billigkeitsrücksichten aus nahmsweise willfahrt. Zur Wiederbesetzung der durch den Tod de« königlich württemberaischen Oberlandgerichts-Vice- präsidenten vr. von Kübel erledigten Stelle eines Mitgliedes der Commission zur Ausarbeitung de« Entwurfs eines bürger lichen Gesetzbuches wählte di« Versammlung den Proseffor der Rechtswissenschaften an der Universität Tübingen, Vr. v. Mandry, zum Mitglied der gedachten Commission. Auch ertheilte dieselbe dem Entwürfe eines Gesetze«, betreffend die Control« des Reichshaushalt- und de- kande-bauskalk« von Elsaß-Lothringen für da» Etatsjahr 1883/84, die Zu stimmung. Dem Beschlüsse des Reichstags vom 13. Januar 1883, betteffend die Vorlegung des Alten-Material« über die Verhaftung des Abgeordneten Lietz (Hamburg), gab die Versammlung kein« Folge. Nachdem für die Beräthungen im Reichstage mehrere Com missarien aewählk worden waren, faßte die Versammlung schließlich Beschlnß über die geschäst- sich« Behandlung zahlreicher Eingaben. * Der Bundes rath hak in seiner jüngsten Sitzung be schlossen. daß zu dem Zweck, um eine Anleitung zur Auf stellung von Cassrnstatuten nach dem Gesetze über d,e Krankenversicheruna der Arbeiter vom IS. Juni 1883 zu geben, die Entwürfe von Statuten für «in« Lrtskrankencaff« und für eine B«trirbs-(Fabnk-)KranI«n- raffe mit de« Erläuterungen und Vorbemerkungen, wie solche in den mit der Lorberatbung der Materie beauftragt ge wesenen Ausschüssen srstgestellt worden, durch das Central blatt sü« das drntsco« Reich deröffentlicht uud di« Bundes regierungen ersucht «erden, für di« weiter« Verbreitung dies«, En'würft Sorg« zu tragen. I» den hier erwShnten Vor bemerkungen für den Entwurf des Statuts «iu«r Orts» krankeneasse wird ausg^übrt: ^1) Der Enmurs soll für di, «ussiellun, «trkttcher Statut«, fttr ortskraukeueaff«, «tue. Nahm«, uud cku» Ankeituua mbeu. Sei, Inhalt Ist tu keiner Weift drrbiublich. Weber für Dieieniqen, welche» dt« Erricht«, de« Easftustatuts obtftH. »och für die Behsrde». welche« dir Genehmigung z-steht. Bei der großen Verschiedenheit der Verhältnisse, aus welche bei der Errichtung von Lnsienslatulen ftr OrtSkrankencasftn Rücksicht zu nehmen ist, kann ein Entwurf, welcher ohne Scnberungen sür jede Oriskrontencasft verwendbar wäre, nicht gegeben werden. Es ist daher noihioendig, jede Be- timmung daraus zu prüfen, ob sie unverändert in da« Statut sür eine bestimmte Tasse ausgenommen werden kann. 2) Bei Ausstellung des LniwursS ist von der Boransle-nng au?- »egangen, daß eine Ausdehnuag der Versicherungtpslichi aus die im I. 2 b«S Gesetze« vom lö. Juni 1883 bezeichnetcn Massen vo» Personen nicht erfolgt ist; eine solche Ausdehnung kan» übrigens nicht durch eia Tasicnftatut, sondern nur durch dir am angeiührien Orte vorgesehene besondere statutarisch« Regelung einer Gemeinde oder eines weiteren Eommnnaloerbandes ausgesprochen wrrden. 8) Bei Abfassung des Lmwurfs sind durchgehend- die Verhält nisse einer Oriskrankeneasse in« Auge gefaßt, welch« sür mehrere verwandte, dem Bereiche des Handwerks angehsrende Gewerbszweige errichte» wird. Derselbe bietet ober auch sür die Ausstellung der Statuten solcher Taffen, welche nur für einen GewerbSzweig (ein Handwerk), sowie solcher, welche für sämmtlrche Sewerdsjweige in einer Gemeinde errichtet werden sollen, eine ausreichend« Anleitung. s) Was durch geteplübe Vorschrift t» der Weise geregelt ist, daß den einzelne« LassenßaMW «tu Spielraum sür besondere Bestim mungen nicht gelaffen »iW^ z. Bl bt» Vorschriften über die Beaus- ichtiguug und Schließ»», der Taffen. Ist tu das Statut nur so weit ausgenommen als es nothwendia erschien, um das Berftäudntß der getroffenen Bestimmungen zu sichern, oder den Loffenmltgtftdem eine ausreichend« »ennlniß Ihrer Rechte und Pflichte« zu vermitteln. Wo es für zweckmäßig erachtet wird, da» Laffenstatut in dieser Be ziehung zu vervollständigen oder noch mehr zu vereiosachen. werdeu di« ersorderlichen Ergänzungen oder Streichung» a« der Hand der Bemerk»»^» leicht auszusühren sein." Das Statut hat 68 Paragraphen. *Die eonserdativ-klerikaleCoalition im Reichs tag hat jetzt ihre Aktion auf gewerbepolitischem Ge biet ins Werk gesetzt. Sie hat zwei Anträge eingebracht, die von früheren Gelegenheiten her bekannt sind. Der eine will den Janungsparaaraphen (lOOe) der Gewerbe- vrdnu»b durch die vielbesprochene Bestimmung ergänzen, wonach dw höhere Verwaltungsbehörde anorknen kann, daß Arbeitgeber, welch« einer Innung nicht angehvren, von einem bestimmte« Zeitpunkt« an Lehrlinge nicht mehr annehmen dürfen. S» der Gewerbeordnungsnovelle von 1881 War be kanntlich diese Bestimmung, welche einen ungemein starken iwdireete» Innungszwang enthält, seitens der Regierung vor» Geschlagen, wurde aber damals durch eine vo« dem möüten THeil der Freiconservativen unterstützte liberale Mehrheit abgelehnt. Seitdem haben die Parteien des Mckschritts unablässig daran «botzrt, diese Bestimmung, welche durch eine Hwterthür de» Zwang de« Beitritt« zur Innung tzerbeifübreu soll, m me Gesetzgebnug einzufvbrrn. Im December 1883 wurde der Antrag aus« Neue an de« Reichstag gebracht, damals aber wieder durch 170 liberale und sreicooservative gegen 148 Stimmen der reacliouärrn Partei abgelehnt, ohne baß die Regierung irgend welche Anstrengungen za feinen Gunsten gemacht hätte. Jetzt wird der Antrag wiederum vor- gelegt, und es wird wieder von den Freiconservativen ab« hängen, ob er eine Mehrheit finden wird. Leider befinden sich unter den Antragstellern auch Mitglieder der deutschen Reichspartei, die Herren Leuschner-Ei-leben und Lehren. Mau wird aber doch hoffen dürfen, daß wenigsten- ein ansehnlicher Theil der freicouftrvativen Partei der früher in dieser Frage eingenommenen Haltung treu bleiben wird. — Der zweite conservatlv-klerikaie Antrag wünscht ein Gesetz, durch welches aus dem gesammten Gewerbestande, unter angemessener Belheiligung der Innungen, in den Bundesstaaten, wo sie noch nicht bestehen, Gewerbekammern eingeführt werden. Auch dieser Antrag ist bereit- au« der Session von l88l be kannt. Damals «chtele der Reichstag das Ersuchen »m Vor legung eine« Gesetze« über die Bildung von Gewerbekammern an den Reichstanzler. Die Frage der Errichtung von Bcr- tretnngskvrpern des Kleingewerbe- dürft« auch auf liberaler Seite discussionSsähig erscheinen. * Die „Norddeutsche Allgem. Zeitung" schreibt: ,Wir können unS nicht versagen, ein einfaches Zeitvild au« Arbeiterkreisen berauSzugreisen als eine neue Illustration der unabweisbaren Nolbwenvigkeit von durchgreifenden Re formen aus sccialpolitischrm Gebiete. Ein bisher unbescholtener und politisch indifferenter Arbeiter auS dem Kreise Böckum hatte sich einer groben Beleidigung des Herrn Reichskanzlers schuldig gemacht und al- Motiv für seine Handlungsweise angegeben, daß e- ihm lediglich darum zu thun sei, ein Unter kommen im Gefängniß zu finden. Ter betreffende Arbeiter hegte nämlich die von einer großen Anzahl deutscher Richter nickt getheilte Ansicht, daß bei Beleidigung deS höchsten Be amten im Staate eine enipsinNiche Freche,l-strase einzutretcn haben würde. Nachdem eS aber Fülst Bismarck unter den obwaltenden Umständen nickt für angemessen gehalten hatte, in dem vorliegenden Fall« Slrasanlrag »u stellen, hat ver in Rede stehende Arbeiter kurze Zeit daraus aus dein Markte zu Böckum dieselben ehrveiletzenkcn Bcußerungen wiederholt unv bei seiner gerichtlichen Vernehmung geltend gemacht, die That au- Verzweiflung darüber begangen zu baden, daß an einem Tage, al« er sich aut der Arbeit befunden habe, seine, au« Frau und vier Kinder» bestehende Familie von dem Hauswirlhe exiniltirt Worten sei. Er Hab« sich auch dic-nial bei der von ihm begangenen strafbaren Handlung nur von dem Wunsche leiten lasten, in da» Gefängniß ausgenommen zu werden, um dort Ruhe zu finden. Als er diese» Ziveck zunächst nickt erreichte, begab er sich vor das Gebäude de- LandralhSamls, besten Kcnster er rinzuiversen versuchte. Ein Fall, wie der vorliegend», der leider nickt vereinzelt auslritt, ist gewissermaßen eme direkte Aufforderung an die Regierung, daraus hinzuwirken, daß dem Arbeiter durch Reformen aus dem socialpoliliscken Gebiete zu einer würdigeren Stellung in unserer Gesellschaft verholsen werde, als er unter den bestehenden Verhältnissen einnimmt. Wir geben uns dabei der Hoffnung bin, daß die Regierung diese Hobe Ausgabe nicht au- dem Auge verlieren und sich dabei nicht beirren lasten wird, durch die Deklamationen unserer sogenannten „Freisinnigen", die ihre Sorge um das Wohl der ärmeren Elasten bisher nicht besser zu bekunden gewußt, al- indem sie alle aus die Verbesserung des Looses der Arbeiter hinzielenden Regierungsvorlagen in Acht und Bann erklärt haben." * Es ist eine ausfällige Erscheinung, daß in den letzten Jahrzehnten da« nationale Bewußtsein selbst unter den kleinsten europäischen Völkern immer mebr erstarkt ist und daß selbst solche Stämme, die gar kein« Zukunft linden können, verzweifelte Anstrengungen machen, um ihre Nationalität zu
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