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Dresdner Nachrichten : 18.01.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187101189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-01
- Tag1871-01-18
- Monat1871-01
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.01.1871
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Erscheint: Täglich srllh 7 Uhr. Inserate wkrtrn aogr»»mmrn: biö AbendS 6. TonntaaSr bis Mittags 12 Uhr Marienftratze L»; in Nrustadl: Buchdruckerri von Joh. PLßlrr. «r. «lostergafse». Anzeigrn in dies. Blatte staden eine erfolgreiche Verbreitung. A«1»aa-, s».««« Exemplare. Tageblatt siir Unterhaltmig n»d Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ei LP sch ör Reich ardt. — Verantwortlicher Nedacteur: Julius Reichardk. Wsnnemenl: Vierteljährlich 20Nqr. be> uuentgeldlichcrt!ie» sinnig in'« Hau«. Durch die -vnigl. P»fl vierteljährl. A'/rNgr. Einzelne Nummern 1 SiM- Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eingesandt" dir Zelle 2 Ngr. Nr. 18. Sechszehnter Jahrgang. Dresden. 18. Januar. — Der Vorstand der Finanzhauptkafse, Kannnerrath Karl Traugott Hoffmann, bat das Prädicat „Finanzrath" erhalten. — Von Interesse ist folgende Angabe eines sächsischen Jägerö, der in diesen Tagen aus Paris hier eingctrofsen ist. Wahrend seiner Gefangenschaft in Paris wurde an ihm das Ansinnen gestellt, Spioncndicnsl im deutschen Heere zu über nehmen. Zu diesem Zwecke sollte er eine Flucht singiren, man wurde zum Schein aus ihn schicke» und wenn er seine Ausgabe nach Wunsch erfülle und genaue Berichte über die Stärke, Aufstellung der deutschen Truppen w. erstatte, sollte Ihm ein Honorar von lo.ooo Frcö. ausgczahlt werden. Der Jäger ging scheinbar auf daö Ansinnen ein, lick sich ><>" Frcs. alö Draufgeld auSzalsten und trat seine singirte Flucht unter den zum Schein auf ilm von den französischen Apachen abgcicuertcn Schüssen an. Statt aber nach Paris zurückzukebren, bat er sich im deutschen Quartiere gemeldet, sein'Abenteuer dort erzählt und ist, wahrscheinlich um die Möglichkeit einer zweiten Ge fangcnnahme zu umgehen, nach Dcutscl'land zurück dirigirt worden. Die l««0 Frcs. hat der brave Jäger, um sich nicht mit solchem Mammon zu bereichern, unseres Wissens zu einem humanistischen Zwecke deponirt. — Die Sendboten, weiche das Dircctorium des inter nationalen Hilfovcrcins in ununterbrochener Folge mit wcrtb- voUen Transporten von Verband-, Erguickungs- und Lcbcnö- mittcln für die in den sächsischen Feltlazaretben vor Paris vcr pflegten deutschen Krieger binauöschickt, habe», gutem Ver nehmen nach, in Dresden davon Bericht erstattet, kak in der letzten Zeit namentlich ein mit hinausbefördertcr Artikel ganz ungeheure Freude bei den kranken und verwundeten sächsischen Kriegern erregt hat. ES war dick eine grössere Quantität frischer Wurst und überhaupt von Flcischwarcn, welche dem hiesigen Dircctorium von der Bevölkerung von Oscvatz und dessen Um gebung zugeschickt worden war und die sofort in die sächsischen Feldspttälcr vor Paris wandcrten. In das ewige Einerlei von Rind- oder Schöpsenfleisch mit Reis und »leis mit »lind- oder Schöpsenfleisch bat daö Product vaterländischer Viehzucht eine Abwechslung gebracht, deren frohe Wirkung nicht zu beschreiben gewesen ist. Unsre armen Verwundeten haben lso scbr vielleicht Mancher daheim darüber lächeln mag» über diese Erinnerung an die Hcimath, die ihnen in Gestalt frischschlachtcncr Wurst Mgcgentrat, eine säst rührend zu nennende Freute empfunden. Abwechslung in der Nahrung bessert notorisch ten Gesundbeits- zustand und daö internationale Vcrcins-Dircctorium lässt keine Sendung nach den Feldbospitälern abgcbcn, ohne grokc Quan titäten von Wurst, Rauchfleisch und Schinken bcizugcbcn. Jetzt, wo so viele Bauern ihr Schwcinchcn schlacbtcn und Speckseiten und Wurslreihcn in die Ocssc bängcn, ist vielleicht Mancher gcmigt, unfern braven Kriegern, die für uns bluten, eine billige aber diesen aukcrordcntlichc Freude zu bereiten. Wenn mau im Allgemeinen klagt, das; die Landbevölkerung durchaus nicht so viel Beiträge für die Krankenpflege gewährt, wie die Städter (obwohl die Landbevölkerung einen der besten Bcstandtbcile der Truppen stellt und somit eigentlich nur fiel' selbst unter stützt), so ist wobl zu hoffen, daß aus diese 'Anregung bin Mancher, der sonst nickst gerade gern in die Tasche greiit, jetzt in die Oesse lange und seine Hand nickst obne eine gut gcräu cherte Wurst zurückzicist, die er in das Prinz Mar Palais be fördert, von wo sie schleunigst zur Erauickung braver wachsen nach den Fcldlazarctben geht. — Der Gcwcrbevcrcin, dessen Beruf cö ist, Bildung zu ver breiten, bat in ancrkcnncnöwcrther Wciie für belehrende Vor träge, bei denen sich Jedermann betbeiligen kann, gesorgt; er bat nämlich den durch seine ausgezeichneten 'Apparate nnd durch seine unübertroffene Fertigkeit im Erpcrimcntircn tekanntcn Pros. Will. Finn vermocht, 3 Evclus Vorlesungen im Ge- wcrbchamc zu halten, und zwar wird am Donneislag, Freitag und Montag Dasselbe Vorkommen, an :! anderen 'Abenden wieder Gleiches vorgctragen werden und der Sckstus; wieder an :i Abenden erfolgen, so das; fick) Jedermann die passende Feit wählen kann. Die Preise sind scbr gering gestellt, so dak Niemanden der Be such^schwer wird. — Die für beute im Hostveatcr angelnndigte Vorstellung mit 'dem Gastspiel des Herrn Friedrich Haasc ist wegen ttn päklichkeit des Fräuleins Langcnbaun aus nächsten Freitag bestimmt worden. Wie inan vernimmt, waren gestern bereits alle BilletS schon vergriffen. — Wie bereits gedacht, ist von mehrere» hier aufhältlichen Nüssen, deren Zahl sich aus mehr als Iikx> Köpfe belaufen soll, eine Adresse als Ausdruck des Dankes dafür nach Petersburg geschickt worden, dak die auswärtige Politik des Fürste» Gort schakoff stets im Einklänge mit den Wünschen und Hoffnungen dcS russischen Volkes siebe. Die Adresse, die aus freiem An triebe und aus reinem Patriotismus bervorgcgangen, und an der sich zumeist nur solche hier aufhältliche Aussen betbciligt, die weder.in russischem Staatsdienst stehe», noch von der rus fischen Negierung Pensionen beziehen, ist von «',«>-7i> Personen unterzeichnet gewesen. Die Herren v. Gerbcl und Ncgierungs- ratb Schirzcn haben sich, wie die „Deutsche Allgcm. Zeitung" schreibt, daran nicht betbciligt. — Wie cs scheinen will, nehmen die mutbwiliigen Eigen- thumSbcschädigungcn in hiesiger Stadt noch immer kein Ende. Denn erst neuerdings, in der Nacht zum 15. d. M., bat ein unbekannter Frevler aus der ZabnSgasse ein am HauStbürstock stark befestigtes Schild mit Gewalt losgcbrochcn und sogar ent wendet. — Vorgestern Ahend wurde auf dem 'Altmarkt eine Frau fcstgehalten, die ein in einem dortigen Geschäft auögehangcneö Ilmschlagetuch gestohlen hatte. Vorher war die Frau im Ge schält selbst gewesen, hatte sich verschiedene Maaren darin vor- lcgcn lassen, aber davon Etwas nicht gekauft. Der Besitzer des Geschäfts wurde von einer anderen Frau, die die Ausfüh rung des Diebstahls beobachtet, aus den Vorfall aufmerksam gemacht und lick die Diebin, die auch alSbald cingebolt wurde, schleunigst verfolgen. — Bel einen, splendiden Diner, welches in einem engeren Kreise befreundeter Herren neulich gegeben wurde, präscntirte Herr Ferrario, Oecenom der Harmonie-Gesellschaft. einen von Mitredacteur: Theodor Drobisch. ihn, erfundenen Pudding, ^welcher sich deö allgemeinste!, Bei falls erfreute. Derselbe legte sowohl von der Kochkunst als der Erfindungsgabe des genannten Herrn daö glänzendste Zeugnis; ab und soll reikend abgcgangcn sein. Man sagt unö, das; die ser Pudding sich zu dem hoffentlich bald zu feiernden Friedens, feste alS eine Zierte jeglicher Tafel empfehle. - In der Neibe der Maskenbälle, die diesen Winter, wie wir hören, beschränkter ist alö sonst, da jede», Inhaber der be treffenden Etablissements diesmal nur daö Arrangement eines Maokeuballcö gestattet ist, taucht auch wieder der aus der Ton- halle auf, welcher den 2-1. d. Nt. stattfinden soll. Herr Göttlich, der zu diesen, Zweck scbr elegante Entrccbillcts anscrtigcn lick, hat auch in Bezug aus das Dccorative deö SaalcS re. schon die beste» Vorkehrungen getroffen. — A lwin W i c ck' S zwc i te musikalische S oiree. Das Dresdner theatralisch-musikalische Publikum und die Kachel öfen sind schwer zu erhitzen. Gcratbcn sie aber einmal in Wärme, so halten sic beide aus längere Zeit auö, wie sich ticö von Sci. tcn deö Publikums noch besonders zeigt, wenn etwas Fremd - ländisches in die Schranken tritt, etwas Seltenes, Frappantes, neck, nie Dagcwcscnev. Beweis davon gaben drei Mulatten, der Vater und zwei Söhne, welche von der spanischen Eolenie Euba gekommen waren. Statt Indigo, Baumwolle, Maiö und Eacao brachten sie unö Elavicr. Geige und Ecllo; statt dem Golde ihres Alluvialbodeuo brachten sie ein 'Andante von Goltcrmann, ein Trio von Bcrriot .'e. Drei Künstler von tcn Antillen, von der Insel Trinidad, die außer den fünf Notcn- iinie» auch noch die Lonncnliiiic kennen gelernt haben, deren Augen in der grossen Partitur einer gewaltigen Schöpfung ge lesen. deren Obr das Säuseln in den Palmen und Ecdcrn am Eap 'Antonio belauscht. Ein solches Flüstern gilt mehr als zebn Adagios aus den, Ecllo und ein Wasscrsturz von den Höhen der Sierra Organes geht über alle Musik von Kehlen und Geigen. Da standen sie aus dem Podium, die „Söhne der 'Nacht", Natur-Eultuö und Dienst des „unbekannten Gottes", der in Tönen zu unö redet. Sie, die auö der Klapper deö Fan dango sich taü hohe Geiübl für die Tonkunst gerettet, welche in den Elchen- und Buchenwäldern Deutschlands ibrcOffenbarung und ein nie verhallendes Echo gefunken. — Der am meisten mit Talent und Fertigkeit Begabte in der musikalischen Trias ist der Violoncellist Nicasio Iiminicz, sodann sein jüngerer Bruder, der 18 Iabre alte Pianist Manuel. Wenn sic Beite, so zu sagen, auch nicht das Blaue vom Himmel herunter spielten, so zeigten sie doch ein höchst achtungSwertbcs Streben, zeigten, das; sic ihre» Geist nicht wie 8äi',lnw!> ä I'Imilo in Blechbüchsen verschlossen hielten. Wenigstens gab cü auf dem Pianoiortc keine Toinchlächtcrei. Die Wahl der Eonccrtstückc gab dem Vater, als Violinspieler, weniger Gelegenheit zur Ent faltung des Erlernten und Ausgeprägten. Wegen plötzlicher Heiserkeit cineS FräulcinS von Sorgen aus Leipzig erlitt das Programm eine Abänderung undwir batten somit Gelegenheit, eine Schülerin der Frau Börncr-Lantrini zu hören: Fräulein Helene Herrmann aus Dresden. In zwei Gesängen von Mendelssohn und Denizctti, sowie Gruk deö Pagen aus Mcvcr- bccrs „Hugenotten" gaben sich Stimmmittel kund, welche für das Soubretteniach befähigen und nur durch Beklommenheit deö ersten öffentliche» 'Auftretens etwas gehemmt wurden. Von ferneren Eleven deö Herrn Wieck erfreute Fräulein Lucile P ob l, die Tochter inneres Hosll'cater-BallctmcistcrS, die Ver sammlung kurst' den netten Vortrag einer Schuniann'schcn und Egghard'schcn Eomposition. 'An dieses Talent reihten sich noch besonders die ganz iugcntlichc, bereits bekannte Paula Swab und Theodor Müller. Entere lies; im Mcntclssohn'schcn „Spinncriicd" einen aufferordcntlichcn Fortschritt erkennen. Wenn auch hier und da nur Farbe und Umrik der musikalisch wirken den Seele, der Kern wird nicht ausblcibcn. Vorgestern Abend ist der Zug, der gegen I«> Ilbr von Grokenbain aus in Priestewitz cintrcffcn soll'e, in Folge der starken Schneewehen unterwegs stecken geblieben. Auch aus anderen 'Bahnstrecken hat dad heftige Schneegestöber nickst un bedeutende Verkehrsstörungen verursacht; so könnten gestern die Züge aus der schlesischen 'Bahn von hier aus nur bi* Nadebcrg befördert werden und aus der Leipzig-Dresdner Bahn ist am der Strecke zwischen Nicia bisEoswig ein Gleis ebenfalls tbeil weise umabrbar, ebenso traten die Züge am den anderen Bahnen zum rl'cil verspätet ein. Von Seiten der betreffenden Direc- tioncn wird natürlich das Möglichste gcthan, um diese Verkehrs störungcn baldigst zu beseitigen. - In der 'Nackst zum l-l. Januar ist auch ein Geschähst lokal in Fricdrichsladt von einem unbekannten Diebe heimgestich und mittelst Einbruchs in dasselbe der darin befindliche Geld kästen nebst Inhalt gestohlen worden. — Vor einigen 'Abenden ist an der Ecke der Bahnhof und Löbtaucrstrakc eine Frau durch einen leeren mit zwei Pferden bespannten Kohlenwagen überfahren und dadurch nickst uner heblich verletzt wölken. Nach 'Aussage von 'Augenzeugen soll in diesem Falle de» Kutscher die Schuld treffe», da derselbe, scheinbar angetrunken, in schnellstem Trabe ganz nabe an die Häuser herangciabrcn ist und dadurch die Frau, trotz ibreS schnellen 'AuSwcick'cns, mit der Deichsel seines Geschirres um gerissen hat. weiter ist cS noch nickst gelungen, de» Schuldigen zu ermitteln. - 'Alö am vergangenen Sonnabend der Bodenbacher Zug in die Näbe der Station Pötzschau gelangte, wurde man gewahr, das; der mitgchcnde Eisenbahnpostwagcn Schaden gelitten hatte. In Folge kessen mukte die Wcitenahrt in langsamen Tempo angctrctcn werden, bis man »ach der gröszcrcn Station König- stcin gelangte, wo der schadhafte Postwagen auSgeffängt wurde und zurückblicb. — Ein sächsischer fieberkranker Soldat benützte den unbe wachten 'Augenblick, in welchem cS ihm gelang, auö einem Fenster des Ncscrve Lazaretbs in der Nciter-Easernc zu springen. Leider hatte der Sprung den Tod deö Kranken zur Folge. — Vorgestern Abend wurde in einem Keller der Wils druffer Vorstadt ein etwa ILfäbriger Knabe aufgefuntcn, der, um sich den Aufenthalt in dem feuchten Kcllcrraume möglichst angenehm zu machen, sogar eine kleine Quantität Holz und Kohlen bei sich führte. Wie sich später herausstellte, hatte der Knabe einen ihm zur Bezahlung einer Rechnung übergebenen Mittwoch, 18. Januar 1871. kleineren Geldbetrag in seinem Nutzen verwendet und auö Furcht vor Strafe die elterliche Wohnung vcttxisse». Das Bürschchen wurde noch an demselben »Abende seimn ebenfalls in gedachter Vorstadt wohnenden Eltern zugeführt. - Vorgestern Mittag erregte in der Antonstadt einHunde- gcschirr dadurch Aufsehen, das; sich der in trunkenem Zustande befindliche Führer desselben auf offener Strahe hingelegt und seinen grossen Zughund alö Kopfkissen benutzt hatte. Caro ließ sich denn auch die ihm interimistisch zugethcilte. keineswegs be hagliche Nolle so lange ruhig gefallen, biö ihn daö versammelte Publikum dadurch erlöste, daß eö den Fuhrmann aus seinen eigenen Schlitten legte und ihn behufs Auöschlafung seines Rausches nach einem nahe gelegenen Gasthause beförderte. — Am 5>. Januar wurde der Gutsbesitzer Schöne in Grotz- röbrSdori bei Pulönitz durch HcrauSschlcutern auö einem um werfenden Schlitten so arg verletzt, dak er bald daraus starb.— Am wurde der Ebaussccwärtcr Trüber in der Nähe von Lautcrbach bei Bischofswerda cnrorcn ausgefundcn. — Am 12. starb in Ebcrdbach bei Löbau ein -1 Jahre alter Knabe infolge mehrerer bei seinem Alleinsein erlittener erheblicher Brandwun den. — An demselben Tage fiel in Sörmitz bei Döbeln der Müllcrgcscllc M. E. Huhn auö Obcrstcinbach in das Getriebe der Müllcr'schcn Mühle und fand dabei seinen Tod. (Dr. I.) — weiter soll, wie man hört, die an der Leipziger Straffe gelegene grosse Porzellan- und Steingut-Fabrik von Villeroy und Bock', ihre Arbeiter, gegen (ioo, entlassen haben. DieKoh- lcnnoth soll der Grund sein. Es ist indes; den Arbeitern die Aussicht gemacht, in einigen Wochen wieder beschäftigt zu werden. — O c f f c n t l i ch c Gerichtssitzung, am 16. Jan. „ Ich bitte um Freisprechung meiner Elicnten." So schloß Herr Adv. Schanz l. sein Plaidoycr. Henriette Wilhelmine Dude, Ebeirau eines Ziegeldeckers in Laubcaast, war eine Gehilfin der Waschfrau Winkler ebendaselbst. Der Frau Johanne Chri stiane W. sind nun zu verschiedenen Malen auö ihrem Wasch hause Wäschstücke als: ein Kinderhcmdchen, ein Handtuch, eine blaue Schürze und ein Männerhcmd abhanden gekommen. Das Kindcrbemtchen will nun der 13jährige Sohn der W., alö ec eines Tagcö bei der D. war, am Körper dcS kleinen KindeS der Waschgebilfin qeichen und an der Zeichnung N. 17 als datz seiner Mutter abhanden gekommene erkannt haben, ebenso hat die Affährige „Mutter Behr" auögesagt, daß sie in dem Hemt- chcn bei ter D. das ihr von kcrW. beschriebene herauSgekunten habe und zwar durch den Buchstaben, obgleich sie vor Gericht früher selbst auögesagt, nicht lesen zu können. Die Duke leugnete daö betreffende Hemd gestohlen zu haben; eö sei ihr geschenkt worden, sic nannte auch die betreffende Person, diese ist aber — nicht vernommen worden. Bei einer Haussuchung in der D.Icben Wohnung fand sich ein Handtuch vor, daö die W. als ihr entwendet rcelamirtc. Die D. vielt cö für ihr Eigenthum; cs könne aber möglich sein, meinte sie, daß eö bei der W. unter ihre Wäsche gekommen ici; diese lege das Gewaschene allemal selbst in den Korb und da könne eine Verwechslung leicht Vor kommen ; übcrlvnipt gebe eö bei der W. liederlich der. Sie be rief sich dcSbalb auf den Ortsrichtcr, auch dieser wurde nicht benagt. Noch mißlicher sicht cs um die Untersuchung wegen deö Männcrhcmts und der blauen Schürze. Hier basirt das Urtbcil erster Instanz nur auf den, allerdings eidlichen, Aus sagen der Winkler; die 'Angeklagte selbst ist gar nicht darüber vernommen worden. Die 'Aussagen der W. gehen etwa dahin: Dem Frl. Dörfflinger sei auö der Wäsche eine Schürze weg- gckommcn, die sic bald darauf von der Dude getragen gesehen Eibe. Auf ihre Frage „ist denn daö nickst der Dörftlinger ihre Schürze i" sei die 'Angeklagte ganz rotv und verlegen geworden. Die Dörffiingcr hat übrigens auögesagt, daß verschiedene Male von dem bei der W. Gewaschenen entweder Stücke ge fehlt 'hätten oder fremde dabei -gewesen seien. Groß ist die i Eoinusion bei dem Männcrhcmtc. Dies soll die D. auch ge- > stöhlen haben, merkwürdiger Weise wäscht sic cs aber bald j daraus in dem Winklcr'schcn Hause, daö beißt unter den Augen ; der Letzteren und statt, daß diese die Diebin sofort in ila^ianti zu ertappen juckst, läßt sie die Sache ruhig geschehen, indem sie sich vornimmt, Anzeige davon zu machen. Dabei ist noch zu bemerken, das; einer Kundin der W. das fragliche Hemde ge fehlt hat, dak cs aber kein Männer-, sondern ein Fraucnhcmd gewesen. Die Staatsanwaltschaft «Herr Neiche-Eisenstuck) plaidirt für Freisprechung wegen dcS Kinderbcindes. stellt es in kas Ermcsicn dcS Gerichtshofs, ob er den Angaben der Dude, daß sic das Handtuch für ihr Eigentbum gehalten, Glauben schenken wolle unk beantragt, wegen der beiten andern Fälle Vertagung der Verhandlung und Vernehmung der Angeklagten , darüber. Sonderbar findet er cö, dak die angebliche Diebin > krank und frei mit den gestohlenen Sachen vor der Verletzten herumgclausen sein sollte. Adv. Schanz 1. unterwirft die Un tersuchung einer scharfen Kritik und widerlegt in bekannter trefflicher Weise die gegen seine Elicntin gerichteten Beschul digungen. Der Gerichtshof sprach bcutcjtic Dude — sie war vom Enizclrickstcr zu 12 Tage Gefängnis; vcrurtheilt worden — frei.— Wider den Bahnwärter Johann Friedrich Wilhelm Nichter hier und dessen Stieftochter Ebristianc Friederike Ukstemann ist we gen Blutschande aus 6 beziehentlich 3 Monate Gefängniß in erster Instanz erkannt worden. Die Staatsanwaltschaft erhob zu Gunsten Nichtcr'ö Einspruch; dasselbe tbat dieser. Auf An trag deö Vertbeidigerö, Herrn Advocat Lcökv, den» sich der Staatsanwalt anschloß, wurde die Oeffcntlichkcit ausgeschlossen nnd dann in öffentlicher Sitzung daö Urtbcil publicirt. Nichter wurde zu 2, die Ulstcmann zu l Monat Gefängniß verur- tbcilt. — Der in Wilsdruff stationirte Gcnod'arm Richter durch suchte sein Ncvicr und traf im Bcrtbold'schen Gasthause zu KcssclSdors zwei HandwcrkSburschen, denen er die Papiere ab- forderte. Als er sich, um dieselben z» lesen, an einen entfernte ren Tisch setzte, fing einer der beiden Gesellen wie ein Rohr sperling zu schimpfen an: „DaS ist ja eine gottverdammte, ver fluchte Hundewirthschait, Einen 'Abends noch nach den Lcgiti- malionöpapicrcn zu fragen; so was kann auch nur in dem lap pigen Sachsen Vorkommen, in Bahern passirt so etwas nicht." Dabei brüllte er so laut, als sollte eö ganz Kesselödorf hören. Der GcnSd'arm gebietet ihm Ruhe, aber vergeblich, der Rabiate fährt fort zu raisonniren und zu schimpfen: „Die gottverdamm ten Kerle (die Gcnöd'armcn nämlich) können in dem lappigen
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