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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.11.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051124012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905112401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905112401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-24
- Monat1905-11
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GeschästSanzeigenm Text oder an besonderer Stelle nach Tal, Für daS Erscheinen an bestimmten Tagen Plätzen wird keine Garantie übernommen Anzeigen-Ännahme: AugustuSplatz *<. Ecke Johannisgas Die Expedition ist wochentags unuuterbr geöffnet von irtlh 8 bi- idendS 7 v Filtal-Expedtttou: Lerlt«, -ützowst . . Dresden. Mariensr Druck und Verlag »ou «. Pol, tu (Inh. 0r. «, «. öd L «ltnkhard Herausgeber; Dr. Viktor Klinkhart Nr. 5S8. Freitag 24. November 190Ü, 99. Jahrgang. Var Aichtigrie vsm rage. »Die „Nordb. Allg. Ztg.* setzt ibre offiziösen Ver- ösfentlichungen über die neue« Reichssteuern fort durch Erläuterungen über die geplante Stempelsteuer für Frachtverkehr, Personenfakrkarten und elektrische Kraftwagen, sowie über die Quittuugssteuer. (Siehe 3. Seile des Hauptblattes.) * Gouverneur Lindeauist ist am 19. November in der Luderitzbucht eingetroffen und hat die Verwaltung de« deutschen Schutzgebiete- in Südwestafrika über nommen. * Aus Deutsch-Ostafrika werden neue erfolgreiche Kämpfe unserer Truppen und weitere Unterwerfungen Auf ständischer gemeldet. (S. Deutsche- Reich.) * Ju England scheint die Demission de- Kabi netts vor der-Tür zu stehen. Das Kabinett tritt heute zu einer außergewöhnlichen Sitzung zusammen. (S. Ausl.) * Die französische Deputiertenkammer nahm den ersten Teil deS Artikels 1 de- Gesetzes über die Arbeiter versicherung au, welcher das Recht auf Altersrente für Arbeiter und Dienstboten auf das 7V. Jahr festsetzt. * In Monastir ist eiu bedenklicher Konflikt zwischen d.m englischen Konsularagenten und dem Mali ent standen, weil ersterer die einen Engländer transportierenden türkischen Gendarmen durchgcprüarlt und seiueu Landsmann von ihnen befreit hat. (S. Lu»l.) Vie neuen fieichrrteuern. V. Bei der das Schlußglied der geplanten Reichsfinanz- reforin bildenden Erweiterung der ReichSsternpel- abgaben handelt es sich, wie bei der zuletzt betrach teten Tabaksteuer, um die gesteigerte Nutzbarmachung einer dem Reiche für seine Zwecke und sein ganzes Ge biet bereits zur Verfügung stehenden Einnahmequelle. Unter „Steinpel"-Abgaben oder Stempelsteuer ist zu nächst nur eine Form der Steuererhebung zu verstehen, die in der obligatorischen Verwendung von Stempel papier (Stempelbogen, Blanketten), Stempelmarken oder gestempelten Umhüllungen für die der Steuerpflicht unterworfenen Schriftstücke oder Gegenstände oder in deren Abstempelung durch Aufdruck eines Stempel zeichens besteht und in Verbindung mit jeder Steuerart, z. B. auch bei Verbrauchssteuern, wie der amerikanischen «Banderolen-) Tabaksteuer und Monopolen Vorkommen kann; gewöhnlich versteht man aber darunter eine be stimmte Steuer art, nämlich Verkehrssteuern, die in dieser Form zur Erhebung gelangen. Die gegen wärtigen, als Stempclabgaben erhobenen Reichsver- kehrSsteucrn — auf eine Erweiterung ihres Kreises kommen wir noch zu sprechen — sind der Spielkarten stempel, der Wcchselstempel, der Emissions-, Schlußnoten- und Lottcriestempel, die Steuer auf Schiffsfrachturkun den und die statistische Gebühr. Sie alle — mit Aus nahme der in ihrem Wesen und steuertechnischen Charakter zwischen Gebühr, Zoll und Verkehrssteuer schwankenden sogenannten statistischen Gebühr — sind Verkehrssteuern, wollen also im Unterschied zu den Er- tragssteuern, die quantitativ das am Anfangspunkt der volkswirtschaftlichen Einkommensbildung stehende Er- tragsobjekt (Grund und Boden, Gebäude, Gewerbe- betrieb usw.) erfassen und zu der allgemeinen Ein kommensteuer, die eine qualitative Heranziehung des wirtschaftenden Subjektes zur Steuerleistung im End punkte der Einkommensentwickelung bedeutet, den auf der Zwischenlinie anzutreffenden, unmittelbar oder mittelbar eine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und in sofern eine Durchgangsstufe der Einkommensbildung an zeigenden, an sich flüssigen und unpersönlichen Verkehr mit einer, im Verhältnis zum Vcrkehrsobjekt niedrigen, Abgabe treffen. Ihre Einrichtung und Bemessung ist im einzelnen folgende: Der S v i e l k a r t e n st c m p e l ist durch das Reichs gesetz vom 3. Juli 1878 eingefllhrt worden und beträgt l>,30 sur^ jedes Kartenspiel von 36 oder weniger Blättern, 0,50 für jedes andere, mit Ausnahme der ins Ausland ausgeführten. Für ausländische Spiel karten tritt neben ihn noch der Eingangszoll, der nach Position 32 des geltenden Zolltarifs 60 für 100 Kilo gramm beträgt und im neuen Tarif, Position 661, in un veränderter Höhe beibehalten ist. Ter Wechsel stempel beruht auf dem Reichs gesetz vom 4. Juni 1879 und trifft gezogene und eigene Wechsel, kaufmännische Anweisungen, Akkreditive usw. niit Ausnahme der vom Ausland aufs Ausland ge- zogenen und zugleich dort zahlbaren Wechsel, der vom Inland auf das Ausland gezogenen, direkt remittierten Sicht- und kurzen Wechsel (bis zu 10 Tagen), der Platz- anweisungen und Checks, gewisser Akkreditive, sowie end- lich der Banknoten und gewisser anderer, ähnlicher An weisungen. Die Steuersätze sind klassenweise abgestuft und betragen jeweils V2 vom Tausend der Obergrenze jeder Stufe, bei einer Wechselsumme von 200 oder weniger z. B. 0,10 von 200 bis 400 0,20 von 400 bis 600 0,30 usw. Der Enkissions-, Schlußnote n- und Lotte- rie stempel, ersterer auch „B ö r s e n st e u e r" ge nannt, besteht seit 1881 und hat seitdem mehrfache wesentliche Erhöhungen erfahren. Das Börsensteucr- gesetz vom 1. Juli 1881 belegte die Wertpapiere selbst je nach ihrer Art, mit einem Emissionsstempel von 1, 2 und 5 vom Tausend, die Börsenumsätze in ihnen, wie in Laren, unabhängig von ihrer Höhe, mit einem Fix stempel von 0,20 für jede Schlußnote bez. Rechnung, I Kontokorrente usw., Zeitgeschäfte (Termingeschäfte) mit einem Schlußnotenfixstempel von 1 Lotterielose mit l einem Stempel von 5 Prozent des Preises. An Stelle ,)es genannten Fixstempels trat nach der Novelle vom 29. Mai 1885 ein Wertstempel von Vio vom Tausend bei Effektengeschäften und "/>o vom Tausend bei Waren umsätzen. Weitere, beträchtliche Erhöhungen aller Sätze brachte die Novelle vom 27. April 1894, indem sie für den Emissionsstempel Sätze von 4 und 6 vom Tausend, 1 Prozent und IV2 Prozent, für Effekten- und Warenumsätze eine Verdoppelung des Stempels auf 2/10 und «,0 vom Tausend und für Lotterielose (auch Spiel- und Wettveranstaltungen bei Pferderennen und dergleichen) einen Satz von 10 Prozent vorsah. Wesent- lich hinaufgesetzt wurden sämtliche Sätze des Emissions stempels abermals durch das Reichsstempelgesetz vom 14. Juni 1900, nämlich, unter Ausdehnung auf die vorher noch freigelassenen Anteile von Gewerkschaften, auf 2 bis 6 vom Tausend, 1 Prozent, 2 und 2V? Prozent, außer- dem wurde der Schlußnotenstempel von - 10 vom Tausend zum Teil auf ^10 vom Tausend erhöht, für Kuxe und dergleichen ein solcher von 1 vom Tausend eingeführt und die vorherige Steuerfreiheit für Umsätze unter 600 Mark Wert aufgehoben. Gleichzeitig erfuhr der Lotterie stempel eine Erhöhung auf 20 Prozent für inländische und 25 Prozent für ausländische Lose. Der Stempel auf Schiffsfrachturkun den beruht ebenfalls auf dem Reichsstempelgesetz vom 14. Juni 1900 und beträgt für Konnossamente und Frachtbriefe im Schiffsverkehrs zwischen inländischen und ausländischen Seehäfen oder zwischen inländischen Flußhäfen und ausländischen Seehäfen, sofern sie im Inland ausgestellt oder behufs Empfangnahme oder Ab lieferung der darin bezeichneten Sendung im Jnlande vorgelegt oder ausgehändigt werden, 1 »A, für im Ver kehr zwischen inländischen Hafenplätzen und auslän dischen Hasenplätzen der Nord- und Ostsee, des Kanals oder der norwegischen Küste ausgestellte Konnossamente und Frachtbriefe 0,10 von der einzelnen l'rkunde Di'' Abgabe ist für jede Sendung nur einmal zu entrichten. Die statistische Gebühr endlich verfolgt in erster Linie keinen fiskalischen, sondern einen rein statistischen Zweck, nämlich den, eine genaue Erfassung des Warenverkehrs mit dem Auslande, auch für die zoll freien Waren, durch Verknüpfung der Meldepflicht mit einer Stempelabgabe zu verkürzen. Sie beträgt, nach dem Gesetz vom 20. Juli 1879, für verpackte Waren 5 Pfennige für je 100 Kilogramm, für unverpackte 5 Pfg. für je 1000 Kilogramm, für eine Reihe besonders be stimmter Massengüter 10 Pfg. für je 10 000 Kilogramm, für Großvieh, Schweine, Schafe und Ziegen 5 Pfg. für je 5 Stück. Unter diesen Steuern kommen die erste und die letzte für eine Erhöhung zum Zwecke der Aufbesserung der Reichsfinanzen, schon ihrer geringen Bedeutung wegen, kaum in Betracht. Der Spielkartenstempel, dessen Sätze von 30 und 50 Pfg. eine Steigerung überdies schwer vertragen dürften, stieg in seinem Ertrage von 1,0 Million Mark zu Anfang der 80er Jahre bis zum Jahre 1903 allmählich auf 1,6 Million, die sich auf 5,3 Millionen Spiele bis zu 36 Karten und 224 000 solche von mehr als 36 Karten verteilt. Ebensowenig wäre mit einer Er höhung der statistischen Gebühr auszurichten, die in den letzten Jahren zwischen 1,0 und 1,2 Mill. Mark ergeben Hot. Eine wesentlich größere Rolle spielt die Wechsel stempelsteuer. Die Einnahme aus ihr hat sich von 6,5 Millionen Mark zu Anfang der 80er Jahre bis 1903 all mählich auf 12,5 Millionen erhoben, eine Erhöhung ihrer Sätze wird sich aber kaum verteidigen lassen, und würde übrigens, von einer nicht in Frage kommenden Verviel fachung abgesehen, gleichfalls nur einen verhältnismäßig geringen Mehrertrag liefern. Noch weniger kann aber nach den gemachten Erfahrungen, wie sich sogleich zeigen wird, von einer neuen Steigerung des Emission?- und Schlußnotenstempels die Rede sein, und ebenso muß end lich eine 20 und 25 Prozent noch überschreitende Be steuerung der Lotterielose als ausgeschlossen gelten. Die Erträge aus diesen drei Steuern, die zusammen etwa fünf Sechstel des Gesamtertrages aller Reichsstempel abgaben einbringen, stellten sich seit ihrer Einführung wie folgt: Reichsstempelabgabe für lmDu'chschnttt schnitt L)-itonpie>e (SmUstonS- Scblußnoten, Rechnu-aen Lotterielose Zusammen der Jahr« 1882/86 stempel) »tw. -> t» Millionen Mart 4.8 4,0 6,2 14,7 1887 91 6,4 11,9 8.0 26.3 i. 1.1892 3,6 9,3 91 22,0 1893 4,1 8,1 9,3 21,6 1894 90 164 14,3 397 1895 15,5 19.9 196 55,0 1896 150 13,2 20,0 48,3 1897 14.9 137 19,2 47,8 1898 18,5 13 5 21,2 532 1899 17,9 149 21,9 54.8 1900 21,1 14,9*) 30,1 66.2 1901 14,5 141 42,7 71.3 1902 21,2 14,3 42,8 78,4 1903 15,5 14,8 42,8 731 Diese Zahlen lehren, daß den oben angeführten Er höhungen des Emissions-, vor allem aber des Schluß notenstempels jedesmal sofort oder doch in den nächst folgenden Jahren ein Rückschlag gefolgt und statt der er warteten Mehrerträgnisse noch ein Ausfall eingetrcten ist. So, beim Schlußnotenstempel, Anfang und dann wiederum Ende der 90er Jahre, und gleichfalls wieder noch der Erhöhung vom Jahre 1900. Die Budget kommission des Reichstages hatte die Mehrerträgnisse des Wertpapierstempels auf 15 Millionen, die aus der Umsatzsteuer auf 6 Millionen Mark veranschlagt, statt *) sowie seit I. Juli 190') für Schifssfrachlm künden, deren Steuerertrag nicht für sich ausgewiesen ist. dessen blieb 1901 der Ertrag deS ersteren noch um 3,4 Millionen, der der letzteren, einschließlich der neuen Konnossamentsteuer, um 0,8 Millionen Mark hinter den Ziffern des der Erhöhung vorausgehenden Jahres 1899 zurück. Welchen nachteiligen Einfluß die Äörsensteuer- erhöhung (im Zusammenhang mit dem Terminhandels verbot) nicht nur auf die Einnahmen des Reiches, sondern, durch Verfall des Zeitgeschäftes, Entartung des Kassamarktcs und Verdrängung des Geschäfts nach dem Auslande, auf den deutschen Börsenverkehr überhaupt und die deutsche Volkswirtschaft geübt hat, ist in der Oeffentlichkeit genugsam erörtert worden und kann hier nicht näher berührt werden, Hinweisen möchte ich aber darauf, daß dieser Wirtschafts- wie steuerpolitische Miß griff von feiten der Reichsregicrung selbst zugegeben und am 8. Januar 1902 bei der Etatberatung vom Staatssekretär des Reichsschatzamtes im Reichstage er klärt worden ist, daß man, um mehr aus dem Börsen stempel einzunehmen, mit allen oder einzelnen Steuer sätzen wieder etwas heruntergehen müsse. Man möchte hiernach von der Reichsfinanzreform eher eine Ermäfsi gung der Börsensteuer erhoffen, zum mindesten wird man aber die Absicht einer abermaligen Erhöhung als ausgeschlossen erachten dürfen. Wir schließen damit die theoretische Erörterung über die neuen Reichssteuern. Die jetzt erfolgte Veröffent lichung der Steuerpläne der Regierung werden noch Ge legenheit genug bieten, an ihnen praktische Kritik zu üben. - ' Deutsches Keich. Leipzig 24. November. * Weitere Kämpfe in Deutsch-Ostafrika. Der Kom mandant des Schiffes „Thetis" meldet aus Dar-es- Salaam: Leutnant v. Stengel ist am 17. November von Wirima zurückgekehrt. Zwischen Kilembe und Wirima hat er mehrere neu aufgebaute Ortschaften zer stört und die Vorräte weggenommen. Auf gegnerischer Seite sind mehrere tot, verwundet und gefangen. Von Wirima hat er zwei Streifzüge unternommen nach zwei großen Lagern und hat viele Vorräte und Vieh erbeutet. Der Gegner hatte mehrere Tote und Verwundete. Marinestabsarzt Dr. Mohr (v. S. M. S. „Bussard") marschiert mit dem Samanga-Detachement nach Ku- tambi und wurde vielfach beschossen, der Gegner hatte un gefähr 20 Tote und Verwundete. Am 14. November um 7 Uhr 30 Minuten vormittags wurde Kibatta von 1000 Rebellen auf vier Seiten angegriffen. Die Aufstän dischen haben 19 Gewehre und viele Tote zurückgelassen. In Kibatta befinden sich über 900 flüchtige Eingeborene. Leutnant Engelbrecht ist am 11. November von Kilossa zurückgekehrt und hat die Telegraphenleitung wieder hergestellt. Von unseren Truppen ist niemand verwundet. — Außerdem erfährt der „L.- A." von seinem Korrespondenten in Dar-es-Salaam: Heute (22. Nov.) nachmittag marschierte die 5. Kom- pagnie nach Morogoro ab zur Verstärkung unserer Posi tion im dortigen Bezirk. Führer ist Oberleutnant Wendland, ferner gehen mit Oberleutnant Freiherr v. Nordeck, Leutnant Mithner, Oberarzt Schuhmacher, Feldwebel Lachenmair, Unteroffizier Pestrup und Sergeant Steffenhagen. Gestern unterwarfen sich 260 Aufständische aus dem Dar-es-Salaam-Dezirk und lieferten 76 Gewehre ab. 200 dieser Leute werden in der Expedition Wendland als Träger verwandt, 60 finden Beschäftigung als Bahnarbeiter. Diese frei willige Stellung ist ein gutes Zeichen friedlicher Gesin nung. — Dezirksamtmann Richter meldet aus Songea auf telegraphischem Wege über Kapstadt, -aß die Be satzung von Songea mehrere Ausfälle gemacht und den Aufständischen in glücklichen Gefechten Verluste beige bracht hat, ohne selbst Verluste zu erleiden. Sekretär Schulz ist mit einem Detachement Polizei von Songea über Wiedhafen nach Langinburg zurückgekehrt. Zwi schen Songea und Wiedhafen brachte er den Aufstän- dischen in einen, siegreichen Gefecht schwere Verluste bei. Schulz ist am Unterarm verwundet. Es fielen der Bur Potgieter, ein Askari und vier eingeborene Hilfs krieger. Im Lindibezirk sind nahezu friedliche Zustände eingetreten. Kilwa meldet die wichtige Gefangennahme des Rebellenführers Hassan Buschir. Afrikanische Verlustliste. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Am 17. November auf Patrouille bei KutsituS ver wundet: Gefreiter Georg Meise l, geb. zu Größ ter muth, früher königl. sächs. Karbinier-Regiment, leickt, Fleischschuß linker Oberarm. * Sozialdemokratie und bürgerliche Parteien in den bundesstaatlichen Parlamenten. Mit dem Wiedereinzuge eines Sozialdemokraten in das sächsische Dreiklasseu- parlament und dem Eindringen in die Lübecker Bürger schaft ist die Zahl der deutschen Landesparlamente, in denen die stärkste deutsche Partei Eingang und die Mög lichkeit zu praktischer Mitarbeit erhalten hat, auf 19 ge stiegen. Es sitzen Sozialdemokraten in den Landtagen folgender Staaten: Bremen 19, Hamburg 13, Bayern und Baden je 12, Schwarzburg-Rudolstadt 8, Württem berg, Hessen, Sackisen-Meiningen je 7, Sachsen-Coburg- Gotha 6, Reuß j. L. 5, Oldenburg und Lübeck je 4, Sach sen-Altenburg und Lippe je 3, Sachsen-Weimar und An halt je 2, Sachsen, Elsaß-Lothringen und Reuß ä. L. je 1, zusammen 117. Nur Preußen. Mecklenburg. Braun schweig. Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck und Schaumburg-Lippe halten ihre Landesvertretungen noch sozialistenfrei. Daß übrigens gerade in den auf die Reichspolitik ausschlaggebend einwirkendcn größeren deutschen Bundesstaaten auf absehbare Zeit ein stärkerer Einfluß der Sozialdemokratie ausgeschlossen ist. beweist die heutige Zusammensetzung der Parlamente von Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen. In diesen sitzen Angehörige folgender Parteirichtum Konservative 283, Antisemiten und Agrarier 45, , trnm 256, Polen und Dänen 15, Nationalliberale Freisinnige und Demokraten 78, Sozialdemokraten d. h. die gesamte Rechte hat 58 t Abgeordnete, der bin liche Liberalismus 250, die Sozialdemokratie zählt ganzen kaum mit. In vielen Einzelsraaten ist also Stärkung und Erhaltung des Liberalismus auf Kl der Reichsparteien durch eine liberale Blockpolitik süddeutschem Muster sehr wohl möglich, ohne daß d eine sozialdemokratische Gefahr zu besorgen ist. * Die Beseitigung des konfessionellen NeligionSun richts, ein Versuch der Bremer Lehrerschaft, kann als scheitert angesehen werden. Da die beiden ersten Kla der Bürgerschaft mit einer einzigen Ausnahme gegen Antrag stimmten, ließ sich sein Schicksal in, Senat 1 aussehen. In der Tat ist er auch dort abgelehnt worden * Tie Wahrycttslic-e des „Vaterland*. Man schreibt uns: Bekanntlich gehört eS zu dem ständigen Inventar de« „Vaterland", der liberalen Partei in Sachten vorzuwerfen, daß sie gegen die konservative Partei fortgesetzt falsche Be hauptungen aufsielle oder mit bewußten Unwahrheiten operiere. Daß diese Vorwürfe aus der Luft gegriffen sind, liegt ja aus der Hand, denn da« „Vaterland" büket sich Wohl, den Beweis für diese Behauptungen anzutrelen. Da iegen bringen gerade Vie beiden letzten Nummern des „Baierland" einen Beweis dafür, wie es mit der Wahrheitsliebe des „Vaterland" bestellt ist. In den letzten beiden Nummern polemisiert das Blatt gegen den Abgeordneten Langhammer-Chemnitz und bringt ibn in Verbindung mit einer Eingabe deS Verbände- sächsi scher Industrieller zur Vermögenssteuer, indem eS frischweg behauptet, Herr Langbammer habe bei Einreichung jener Eingabe feiten- de« Verbandes dem Vorstand bereits augehört. Diele Behauptung ist unwahr. Herr Langbammer war damals überhaupt noch nicht Mitglied deS Verbandes. — Eine zweite Unwahrheit ist in der letzten Nummer des Blatte« enthalten inbezug auf die Stellungnahme eines Mitgliedes der Dresdener Handelskammer. Jbm wird unterstellt, daß er seinem Bedauern darüber Ausdruck gegeben habe, daß 1866 mit den Einzelstaaten nicht reiner Tisch gemacht geworden sei. Aber einmal hat der betreffende Herr diese Aeußcrung überhaupt nicht getan, sondern lediglich erklärt, daß man angesichts verschiedener Ministerialverordnungen in manchen Teilen deS Landes auf diese Anschauungen stoße, und zweitens ist dieser Herr nicht, wie das „Vaterland* be hauptet, ein liberaler Industrieller, sondern ein Detailkauf mann, und hat zur natwnalliberalen Partei oder zu einer anderen liberalen Gruppe noch niemals Beziehungen ge habt oder ist ihr in irgend einer Weise näher getreten. Man wird gespannt darauf sein dürfen, ob da- Vaterland angesichts einer derartigen Kampfesweise den Mut finden wird, dem nächst auch einmal einen Artikel über „konservative Unwahr heiten* zu veröffentlichen. — DaS in dieser Zuschrift Mit geteilte wird noch ergänzt durch eine im „Dresdner Anzeiger* erschienene amtliche Bekanntmachung der Dresdner Handels kammer, die ebenfalls jene Behauptung deS Vaterlandes rurückweist. — Der Dresdner Vertreter de- „8. T.* bat übrigens der Sitzung der Handelskammer vom 13. September dss. IS. mit beigewohnt und bestätigt uns »och ausdrücklich die Richtigkeit der hier gegebenen Darstellung. * Kleine politische Nachrichten. In Gegenwart de« Kaisers und der Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert wurde gestern vormittag in ter Königl. Technischen Hochschule die 7. ordentliche Hauptversammlung der Schifsbaotechuischen Gesell schaft durch den Vorsitzenden Großherzog von Olden burg eröffnet. Nach dem Anhören der Borträge des Professors Küblers-Dresdeu, Le« Marinebaumeistrrs Engel- Berlin und des SchiffsmaschineningeuieurS Wagner-Stettin verließ der Kaiser die Versammlung. — Der amerikanische Marineattachö hat dem Staatssekretär deS ReichsmarineamteS zum Untergänge deS Torpedobootes „8.126" das Beileid des Präsidenten Roosevelt ausg.drücki: ebenso sprachen die englische Admirali tät und der dänische Marineministrr Christensen durch Bei leidstelegramme ibre Teilnahme an dem Unglück der deutschen Marine aus. — Ter „Reicksanzeiger" meldet: Dem Direktor der Kolonlalabtrilung Dr. Stübel, ist aus seinen Antrag Urlaub vom 27. November bis zur anderweitige» Verwendung im diplomatischen Dienst bewilligt worden. Gleichzeitig ist ihm der Stern zum Roten Adlerorden zweiter Klasse verliehen worden. Der Erbprinz Ernst zu Hohenlohe-Langenburg ist mit der Vertretung Dr. Stübels, sowie für den Fall der Behinderung des Reichskanzlers mit dessen Ver tretung in den Kommandoangelegenheiten der Schuptrnppeu in den ostasrikanischen Schutzgebieten beauftragt worden. — Unter dem Vorsitze des Oberbürgermeisters Kirschner fand gcstern nach mittag im Berliner Rathanse eine vorbereitende Sipung statt in der die Schritte erörtert werden sollten, die zu unternehmen sind, um auf interkonfessioneller Basis für die Opfer der russischen Metzeleien neue Mittel zu gewinnen. Es wurde ein von Kirschner und James Simon unterzeichneter Aufruf erlassen, dem eine ganze Reihe von Persönlichkeiten der Gclehrteu- und Kausmannswelt sich angeschlossen haben. — In das preußische Herrenhaus berufen sind der erste Bürgermeister der Stadt Halberstadt Dr. Gerhardt und der ordentliche Professor der Rechte an der Universität Bonn, Geheimer Justiziar Dr. Zorn in Bonn, dieser unter gleichzeitiger Bestellung zum Rronsyndikus. — Bei der Landtagseriatzwahl im Kreise Sirgen-Mudlheim- Wippertürth wurde Gutsbesiper Robert Schlick aus Holzweiler, Kreis Erkelenz mit 652 Stimmen gewählt. * eck. Bielefeld, den 23. November. (Privattelegramm.) Die Fabrikanten der Wäsche-Industrie beschlossen in einer Anzahl von Betrieben die teilweise Bewilligung der Forderungen, die die Streikenden erheben. ccl. Bochum, 23. November. (Privattelegramm.) Dem „Boch. An;.* zufolge sind für kommenden Sonntag 26 große Bergarbeiterversammlungen ,m Ruhrgebiet ein- beruieu. a Rudolstadt, 23. November. (Privattelegramm.) Wie die Schwarzburg-Rudolstädter LandeSzeitung meldet, wurden bei der heutigen Staviverordnetenwahl, zu der die Sozialdemokraten gewaltige Anstrengungen gemacht und ibre ganze Wählerschaft aufgeboten hatten, sämtliche 10 bürgerliche Stadtverordneten gewählt.
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