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01-Vorabendblatt Dresdner Nachrichten : 14.01.1922
- Titel
- 01-Vorabendblatt
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220114012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922011401
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922011401
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1922
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SS Iahrzang. AS rr. So»»a»eud, i«. Ja»»« 1S22. Gegründet 18S« «nchlmilchrM: »achrUst«« »re,»«», »ernlprecher. Sammelnummer SS 241. «ur sNr NachlgelprSch«: 20011. In Lreeden und Vororten bei U?llch »welmaUae» Zutragung monalUch I«.— W-, Bezugs-Gebühr viertel^hrlle, tmrc^ die Post de> I»,Nch zweimaligem Verland mon-Uich .. , —, »>« einIpaUiae 27 mm breit« 2«U» w. Aul AamMenan,eigen, An»e>a»n unter An^eiaenrlrreiie. Steven- u. WoknunaemarU. I IpaUtg, An- u. VerkLui« Vor»ua,Mde laut Taris. Auowiin Auskriigegeg.VorausdezohI. Einzelpreis d.Vvrab«nbbial>eL WPs. Schrlfllellunq und AauplqelchlilloNellr: Martenklrast« SS/4V. 4>rutk u. Verlag von Liepich 2, Vetcharbl ln Dreobe». Poslicheib-Avnlo 10SS ivreobe». «acbdnub nur mit deulli«er Suellenangad« (.Dreedner Aachr.'t »utSsflg. - Unverlangt« Schrislsili»« werden »ich! -usbewodr». Nnnnkm« v»erln»»es,»r vnrnlningon. Nn- un» Vneknuf von Viknetpnplnenn. BIn1oel»gung»»1«Ii« von KVortpnploron rvtnel» einivsung von Lin»- unck 0«vklnn»nt»!l- »oiiolnon. Nn- unck V««1t«uf tesmckne 0oIÄ«ort«n. Irsrönss iissilelrdsiill zkt>»ns««ol>»v»,»«t vltti-»»« s. i, «m 1>s il»!,»»klllsl 7. UittiiiiHvHli tt. lifiSiiMrlli. Llliißlitr S. 11. Sekovkvorkokr. kinrlokung unck -»nlcnuk von Wook»«In. NrnckttvErsiokr gogon Vknrtpnplne« un<t Nkn^n. Vormlotung von »ouor- unck olndruek»lvk»r»n Stnkl»»oko»n unter Vorsekluk So, «lotor» unck IlSltvvrsekluK ltor vonk. Die neue Lage nach Drianös AückMtt. Die Gründe für Briands AÜckirM. Paris, IS. Fan. Briand crNLrte gestern abend Pariser Journalisten, sem NiicktrittScntschlub sei end, gLltig. Er würde unter den gegenwärtigen Umständen nicht bereit sein, das Amt des Ministerpräsidenten wieder z« übernehmet». Briand sprach sei« Bcdancrn darüber ans, »ab die Ergebnisse, die man in Cannes erzielt habe, nicht richtig abgeschabt worden seien. Schon bezüglich der Reparationen hätten sich die Alliierten Frankreichs z» Opfer» bereit erklärt, ohne das? die Rechte Frankreichs im geringste» vermindert worden wären. Was die Besprechungen mit England angehe, so hätten diese zu einem Borentwurf geführt, der eine» hervor ragenden Wert für die Sicherheit der beiden Länder und für den sestcn Bestand der gegenseitigen Beziehungen darstellte. Briand hob hervor, daß dieser Borentwurs die Sicherheiten, die der Vertrag von Rersaillcs ,Frankreich biete, ganz nnd gar nicht vermiuderc. Sic seien im Gegen teil beträchtlich verstärkt worden. Er habe die bestimmte Hoffnung, bah sein Nachfolger die diplomatischen Be sprechungen zu Ende führen werde. Briand sagte zum Schlüsse, er sei gezwungen gewesen, fein« Entlassung zu geben, weil er andernfalls einer Be sprechung der angekiindigteu Interpellationen hätte zu» stimmen müssen. Diese Interpellationen aber «Mrde er nicht haben beantworte» könne»». Ebenso «Sr« es »hm unmöglich gewesen, den Schluß per Debatte abzuwarten, ohne das, die Arbeiten des Obersten Rates unterbrochen worden wären. Das letztere sei «n- Mögllch gewesen. lW. T. B.) verbitterte Stimmung gegen Briand. Paris, 13. Jan. Briand hat an Lloyd George eln Telegramm gesandt, in dem er mittcttt, dass, nachdem er die Demission des Kabinetts dem Präsidenten der Republik übergeben habe, er nicht mehr nach Cannes zurnckkchren könne, um an den Arbeiten des Obersten Rates teilzu nehmen. Er suhle sich besonders peinlich berührt, dast er nicht mit Lloyd George die Unterhaltungen zu Ende führen könne, die im Interesse der beiden Länder und im Inter esse des Friedens in Europa begonnen hätten, und dir er glücklich gewesen wäre, zu einem guten Endresultat zu führen. Er hoffe, das, sein Nachfolger diese Unterhaltungen mit Llond George wieder aufnehmcn und dast er glücklicher sein werde, als Briand. Die Kabinettsbildung Poincarös. Paris, Ist. Jan. Polncarö bat gestern abend das Elnsöe mit dein Aufträge M'.llerands »»erlasse», das neue Knbinett zu bilden. Es wird offiziell bebau nt gegeben, dast er etne endgültige Antwort heute früh erwarte. »Nach dem ..Petit Parisien" wurde im Laufe der Unterredung Poin- carös mit Millerand zuerst über die Fra,»en der Konferenz von Cannes gesprochen. Es sei nicht zweifelhaft- dost b'.eic ihre Arbeiten zunächst vertage» müsse, um sic später wieder aufznnehmcn. Nach einer Verständigung mit den Minister präsidenten Ser verbündeten Länder Uber die zwischen Millerand imd dem künftigen Kabünettsches ausgestellten Gesichtspunkte werden diese Unterredungen von Polncarö im Namen Frankreichs wcitcrgesührt werben. Poinearü hat von Anfang an die Absicht geäußert, selbst das Ministe rium des Aenstercn zu übernehmen. Das ziveUnrichtigste Porteseu'.llc. das der Finanzen, beabsichtigt er, De Lasteyrie zu übergeben, der in seinen Kammerrcfera,1en stets mit sehr scharfen Forderungen an Deutschland hcroor- getreten ist. Marcel Hiitin teilt im „Echo de Paris" mir. d-ast sich, Poincarö seine Ansicht über das englische Memoran dum noch nicht gebildet habe, da er es noch n'.cht gründlich genug studiert habe: aber er betonte die Wichtigkeit, die er persönlich der englischen Freundschaft zumesse. und er klärte. in seinen persönlichen Wünschen sich möglichst in tim mit England zu verständigen unter der selbstver ständlichen Voraussetzung. dast Deutschland gezwungen sein werde, alle seine Vcrpslickstungeu in b«z«g ans die Ber- dündeteu Frankreichs zu erfüllen. Llond George werde bei der Rückkehr nach London Paris passieren und bei dieser Gelegenheit elng-eladen werden, sowohl mit Poincare. als auch mit Millerand .zu konferieren. Paris, 1k>. Jan. Die Verhandlungen, die Poincare mit -cn von ihm für sein Kabinett in Aussicht genommenen Ministern eingeleilct hat. werden schnell vonstatten gehen, lieber d.e Voraussichttiche Z u i a m m e n se tz u n g des Kabinetts Poi » carö läßt sich bereits seht mit einiger Sicherheit sagen, dast der ehemalige Minister (haslon Dou- mcrgue dem neue» Min'.sterium angchören wird. Auch der Name des Abgeordneten Maurice Munonri,, des Präsiden ten der Finanzk'-'nminwn der Kammer, wird i» der neuen Ministeriiste stehen, ivihricheinlich als Minister des Innern, von dem scheidenden Min'.sterium Briand der Minister des Innern Marnssin als Kriegsminister oder als Minister für die Pensionen. Le Trocauer als Arbeltsniinistcr und Daniel Vincent als Minister für öfsentlkche Arbeiten. Sarrant wird wahrscheinlich als Kolonialminlstcr bei- bchallen werden. Möglicherweise bleibt auch Läon Börard Unterrichts»,'inttter. sofern cs Eduard Harriot ablchnen sollte, in ein Kabinett Poincars einzutreten und dieses Portefeuille zu übernehmen. Das Finanzministerium dürste an De Lasteyrie fallen, wenn Poincarö eS nicht selbst übernimmt. Aalhenaus Bericht vor -em Obersten Aat. Cannes, 1». Ja». Es ist sehr leicht möglich, hast die Konferenz zu Eannes abgebrochen wird. „Jntransigeant" glaubt mitteilen z» können, dast Rathenau aus sämtliche Mitglieder der NeparatiouSkommission durch seine Angaben starken Eindruck hervorgeruseu habe. Er habe aus- geführt, dast Deutschland, um eine Milliarde Goldmark z» kaufe«. 8V Milliarden Papiermark habe aosgcbcn müssen. In der gestrigen Sitzung des Oberste» Rates in Eannes teilte Nathenau mit, dast Deutschland«»»»» 15. Jan uar 7 5 und am 15. Februar 83 Millionen zahlen könne. Allerdings würde» diele Zahlungen die Wirt schaftslage sehr ungünstig beeinflusse». Tie deutsche Regie rung sei weiter bereit, alle Mastnahmen zu ergreifen, um die Finanzen in Ordnung z« bringen. Sie fei bereit, die Steuern für 18ri/rz zu verdoppeln s!!s, die Fehlbeträge bei der Post und Eisenbahn zu beseitigen und die Zuschüsse für die Ver billigung des Brotes einz,«stellen. Ob aber diese Mastnahmen z» dem gewünschte« Ergebnis führe« würde«, sei zweifelhaft, da man immer wieder mit Schwankungen der deut schen Balnta rechnen müsse. Llond George rief bei diesen Worte» aus: Das ist ein vlrvnln« vitlvso«'. Die Äonserenz »»« Eannes befchluhunfäftig. Cannes, lS. Jan. Die Konferenz des Obersten Rates har durch, den Rücktritt Briands ein vorzeitiges Ende er- ialiren. Als die Nachricht eintraf, wurde die Sitzung des Obersten Rates, in der Dr. Rathenau das Ervoss über dte finanzielle nnd wirtschaftliche Lage Deittschlands und die Folgen, die aus einer Ablehnung des deutschen Gesuchs um ein Moratorium entstehen müsttcn, vortrug, von Llond George unterbrochen und nach kurzer Panse mit der Erklä rung wieder eröffnet, daß der Rat wegen Fehlens einer der in ihm vertretenen Regierungen — Louchcur mar nicht wieder erschienen — nicht mehr beschlußfähig sei. Es werde geprüft werden, ob eine Fortsetzung der Verhandlungen möglich sei. Das Resultat dieser Prüfung mar, wie vor- auszusehcn, negativ. Die Abreise -er deutschen Delegation. Cannes. IS. Jan. Die deutsche Delegation wird hente abend abreikcn. Nichts Gutes zu erwarten! (Draht Meldung unsr-r Berliner Schriftleitun g.s Berlin. IS. Ja». Bezüglich der Stellungnahme de» Reichsregierung zu der durch den Rücktritt Briands ge schaffenen Lage äustert man sich in RegtcrungSkrcisen mit äußerster Zurückhaltung, da man über die Hinter gründe, die zn dem Schritt Briands geführt haben, noch leine authenttschcn Nachrichten besitzt. Durch den fran zösischen Kabinettswcchscl ist insofern etne grostc Gefahr geschaffen, als unsere Politik von Anfang an daraus ge richtet war. den Gedanken der Weltwirtschaft in den Vor dergrund treten zu lassen und als nun in Frankreich der wirtschaftliche Standpunkt hinter dem rein politischen zurückzu treten scheint. Davon können wir aber in Deutschland nichts Gutes erwarten. Welche Wirkungen die Vorgänge auf die NcparationS- politik haben werden, ist indes noch nicht zu sagen. Berlin, IS. Jan. Wie die „B. Z." von zuständiger Stelle hört, ist mit einer Einberufung des Reichstages ans einen früheren Termin als den bereits festgesetzten, Donners tag, den 18. Januar, nicht zu rechnen. Tie austenpolitischcn Ereignisse könnten eher eine Aufschiebung aller Termine bewirken. Vorläufig aber habe sich an den Dispositionen für die Wiederaufnahme der Reichstags- tüttgkeit nichts geändert. Dte Sitzung deS Inter fraktionellen Ausschusses, dte auf morgen an- bcraumt ist. wird statt finden. Aerchsbankgol- nach England. <DrahtmclLungnnlrerBerliu«rSchr>ftleituug.» Berlin, 13. Jan. Ein Gesetzentwurf bctr. den Kassen- bestand der Neichsbank ist gestern vom Ncichsrat an genommen morden. Die Beschaffung von Devisen durch die Nelchsbank begegnete bisher auch infolge von Ausschweisun- dcn der Spekulation großen SchwierigkAten. Tie RclchS- bank beabsichtigt nunmehr, einen Betrag in Gold, zu nächst SV Mill. Mk., bei der Bank von England zu hinterlcge» und nach den Bedürfnissen vorüvcrgehcnd zu lombardieren. Die Lombardierung soll nicht bloß er folgen zur Beschaffung englischer, sondern auch anderer Devisen. Die Bank von England soll dabei als Treuhänder fungiere». Nun kann nach dem Bankgcsctz, wen» Gold bestand in das Ausland verbracht wird, die Reichsbank doS Gold nicht mehr in ihrem Bestände aussühreu und nicht mehr als Unterlage für die Notendeckung verwenden. Die Reichsvaitt hat nun, aber nach wie vor unbeschräultc Ver fügung über das Gold, solange es nicht lombardiert wird. Ans diesem Grunde wird in dem Gesetz vorgesrhlagcn, ans- zusprechcn, daß als Teil des Kassclibestandeö der Retchebank im Sinne des Bankgesc es auch solche Goldbetragc gelten sollen, die bei einer ausländischen Zentralnotenbank nledcr- gelegt werdene. soweit Ne ieberzctt zur freien Verfügung stehen. Solange sie lombardiert werden, sollen sie nicht als Bestand aufgeftthrt werben, sondern nur insoweit, als die Neichsbank die volle Verfügung hat. Briands Glück und Ende. AL.stide Briand war ein Meister der parlamentarischen Taktik, der die hohe Schule -er parlamentarischen Regie rungsweise. wie sie sich in Frankreich ansgebildet hat. völlig beherrschte. Selbst dieser in allen Sätteln gerecht« Ver ächter jedes Prinzips, der sich nach seinen eigenen Worten nur von der Realität der Dinge ohne jede doktrinäre Rück sicht leiten ließ, vermochte aber nicht, dem Chauvinismus ein Paroli zu biegen und die französische Politik ans dem engen Fahrwasser des von Deutschenhaß geschwellten Mili tarismus und Imperialismus heraus auf das freie Meer einer europäischen Gcsundungspolittk zu führen. Er mußt« i'chlicßFch dem Ansturm aller der Kreise, die in ihrem Be griffsvermögen nicht über die Formel der rigorosen Er füllung des Versailler Vertrages hinauskommen, weichen. Briand wurde 186ö als Sohn eines Gastwirts geboren, studierte die Rechte und wandte sich zunächst dem Anarchis mus zu. Später mauserte ei sich zum Sozi-a lüsten, um schließlich im Hasen der bürgerlichen Weltanschauung zu landen. Angefeindet von rechts und links, wußte er sich durch sein« Geschmeidigkeit, seine kolossale Arbeitskraft und seine außergewöhnliche BcrcdtsamkJ.t immer wieder im entscheidenden Augenblick als Mann der Stunde in emp fehlende Erinnerung zu bringen, und so erzielte er den Rekord einer siebenmaligen Ministcrpräsidentschaft. deren Daten folgende sind: 1. vom 21. Juli 1VV8 bis 30. Oktober 1910: 2. vom 3. November 1910 bis 27. Februar 1911: 3. vom 21. Januar 1813 b'.s 10. Februar 1913; 4. vom 18. Februar 1913 bis 14. März 1913; 5. vom 29. Oktober 1915 bis 12. Dezember 1910; 0. vom 14. Dezember 1916 bis 17. März 1917: 7. vom 15. Januar 1921 bis 12. Januar 1922. Der Kammerpräsidenr Perci hat Briand fvlgendermgtzev charakterisiert: „Er ist ein politischer Dilettant. Er liefert Lösungen im -Handumdrehen im Hinblick auf das Parla ment. er lebt nur im gegenwärtigen Augenblick und ist zufrieden, wenn er auf der Bühne des PalaiS Bourbon einen jener Erfolge davougetragen hat, die sich aus an genehmen und verführerischen Fähigkeiten herleite». Er Üst ein Schauspieler der Politik, aber kein Führer." » Die VerUner Presse zum Rücktritt Briands Berlin, 13. Jan. Zum Rücktritt des Kabinetts Briand äußert sich der „Lol.-Anz." dahin: Es wäre ver fehlt, dte bestehenden Gegensätze alle auf ein und dieselbe Ursache zurückführcn zu wollen. Aber sehr viele von ihnen könne man doch ohne weiteres aus eine einheitliche Formel bringen, nnd das wäre die, daß England aufgehört hat. K r i c gs p o l i ti l zu treiben, während Frank reich noch mitten in ihr drinn steckt, wozu noch hinzuzufügen ist. daß auch die Gegensätze zwischen den beiden Ländern, die nicht in dieser verschiedenen seelischen Einstellung der Politik ihre Ursache haben, durä, diese doch getönt und ivciter zugespitzt werben. Infolgedessen ist dte englische Politik wesentlich komplizierter und daher auch wesentlich schwerer zu überblicken. Lloyd George treibt, um das berühmte Schlagwort zu gebrauchen, tatsäch lich Wiederausbaupolitil, selbstverständlich im englischen Interesse. Frankreichs Politik dagegen ist immer »roch so gut wie ausschließlich militärisch orientiert. Durch die Be seitigung Briand, sagt das Blatt weiter, wird völlige Klar heit geschaffen. Alle Phrasen von Weltvcrsöhnung und Ge rechtigkeit werden sich in dem Munde eines Poincars gar zu lächerlich ansnehmen. Es entspricht schon der Logik der Dinge, daß Herr Poincar c. der den Weltkrieg angezettelt hat, jetzt, nachdem „sein Krieg" vorüber ist, auch „seinen Frieden" d u r ch z u f ü h r e n berufen wird. Dieser Frieden ist eben nicht durchzusübren. 'Nur Leute, die mit Gemütsruhe das ungeheure Vvlkerringen, an dessen Folgen Deutschland doch gewiß am stärksten, aber doch mebr oder weniger ganz Europa, sa die ganze Weltwirtschaft krankt, vorbereitet und entfesselt haben, nur Leute solchen Schlages können sich Zutrauen, mit gleichen rohen Mitteln, wie sie der Krieg anwcndet, icncn „Frieden" durchführen zn wollen, der in Versailles festgesetzt worden ist. Die „Voss. Zkg." meint: Die letzte Ursache der Krise liegt zweifellos darin, daß die Verhandlungen mtt England setzt so wett gediehen sind, daß in der Frage einer selb ständigen französischen Machtpolitik etne klare, eindeutige und endgülttge Entscheidung gefällt werden muß. Die Politik Vriands hat diese Entscheidung, ohne Frankreichs wirtschaftliche Forderungen preiszugcbcn oder zn mindern, un Einvernehmen mit England kn der Pazifi zierung Europas, in Garantieverträgen nnd Wirtschafts abkommen gesucht. Tie Fortsetzung dicicr Politik muß naturgemäß zu einem Abbau des französischen Militariö mus, zu einer Einordnung Frankreichs in ein europäisches Staatcnsystcm führen. Vor de», entscheidenden Schritt zu dieser Entwicklung, der in Cannes nnd Genua getan werden sollte, sind die Anhänger einer iraniösischcn Macht- »ind Eigeiimnchtigkcttspolittt zurmlgeschreckt. Indem sic die Polttil Briands desavouierten, zerschnitten ne für den Augenblick das Einvernehmen mit England und stellten die Ideen nnd die Aussichten von Cannes in Krage. Daß sie Europa in Unsicherheit und Zwiespalt zu r ü ck g e w v r se u haben, ist das erste Resultat ihres Vorstoßes. Das „B crl. Tageb l." bezeichnet eö als einen Affront gegenüber den fremden und befreundeten Staatsmännern, einen Affront gegen die Wünsche und das Wollen der Völker, daß Briand zur Demission ge zwungen worden ist, nachdem sich Llond George dazu ver standen habe, mit Frankreich cm Abkommen zu treffen, das dieses in seinem Siege beunruhigte Land gegen dte Gefahr eines unprovizierten Angriffes schützen soll. Diesem Schutz«
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