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Dresdner Journal : 15.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188203156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820315
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-15
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 15.03.1882
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Xdoovemeatoprel»: I» U»»»— <t»at»«k«o L«i°k, - /»krliekr. ... 18 U»rk. ^Mrlick: 4 U.rll bO ?k. k»»»«Io« Hummern: 10 ?k rk»id lie, 6evt«ck«» Reicks» tritt koet- u»6 Ltsmpelrueeklsz Kiuru. lassrulenpreiser kLr 6« R»um einer 8e»p»Itvuvu ?«titr.sile S0 ?k. Unter „kinxeeunät" «lie Leile KO i's Sei l'ubeileu- uu6 Litsernsutr 50 1k Xus.ckl»^. kriekelosn: Dimick mit Xueoukms 6er 8onn- un6 keisrtuK» Xkso6e kür 6sn kolßenüen 1^. Mittwoch, den 15. März. 1882. DreMlerImmml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. lo»er»1«a»aa»kmp unr^Lrtrr /iran6rtetter, ^omu»l—innitr 6e, l)re»6oer öournul»; lliwdurx N»rli» -V>»» - l.«ip«i^ V»»»I xr»»KNirt ». U : //aa«erete,n <0 ^OAier, S«rlio-Vi«» N»»i>urx- kr»x xr»»ilk»rt ». N. Hüneke»: /tuet Lerlm: /ntaii6e,i6a»»iiLremen: F? Fiek/atte, Lreeleu: /. « Lurea« ^.akatk), ^renkkart » II : ^ae^er'ecks Nuckknnülunx; vdrllte: 6t. tikuiter - Leonovbr: 6t. §ct>ü««/er, ?ert» 8«rUn - ?r»nktnrt » KI Llntlxerr: //aude et 6o., Sewdnrx: F6. Lteiner. Herausgeber: Röniul. Rrpoäition 6e» Nreeöoer Journal», Urseäen, Lviuxvretrneee dlo SO Nichtamtlicher Theil. Ueterlicht: »elttraphische Nachrichten. Zeit««,»schau. (Observer. Hamburgischer Lorrespon- dent. United Ireland. Daily Telegraph.) Laaetgeschichte. (Dresden. Berlin. Poseu. München. Saritruhe. Wien.) Feuilleton. Tagetkaleuder. Inserate. Erste Beilage. Taaetaeschichte. (Paris. St. Petersburg. Belgrad. Konstantinopel. Alexandrien. Kairo.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffeatl. Dienste. Betriebtergebniffe der königl. Staatteisendahnen. (Kohlentransport). Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 13. März, Abend«. (W. T. B) Rach hier eingegangenen Meldungen au« Cetioje sollen die flüchtigen Insurgenten im Kreise von Bjelovavlici iuternirt werden. (Vgl. die .Tagesgeschichte*.) Wien, DieuStag, 14. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Hiesigen Blättern wird au« Buda-Pest gemeldet: Der gestrige gemeinsame unter Vorsitz de« Kaiser« abgehaltene Ministerrath beschloß, die Delegationen nach den Osterfeirrtagen nach Wien einzuberufen. Die den Delegationen zu unterbreitende Vorlage würde nunmehr auSgear- beitet werden. Officiell wird au« Ragusa von gestern ge meldet: Am 11. d. Mt«. griffen Insurgenten ein Jägerbataillon am Zagwotduk au. Die Insur genten wurden zurückgeschlagen, verloren 50 Mann und ließen ihre Tobten auf dem Kampfplatz« zu- rück. Der Verlust der Truppen war: Ein Offizier und 2 Mann todt, 2 verwundet. An demselben Tage griffen auch Insurgenten die Truppen bei Par- covac an, wurden aber gleichfalls mit Verlust zu- rückgeschlagen. Hier betrug der Verlust der öster reichischen Truppen 5 Verwundete. Die Felbtelr- graphrvstatioa in Lrkvice wurde am 12. d. Mt«. eröffnet. Pari«, DienStag, 14. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Da« „Journal officiel" veröffentlicht die Ernennung Audrieux' zum Botschafter in Madrid. Loudon, Montag, 13. März, Abend«. (W. T.B.) In der heutigen Sitzung de« Oberhause« lenkte Lamington die Aufmerksamkeit de« Hause« auf die Borneogesellschaft. Der StaatSsecretär deS Auswärtigen, Earl Granville, erNärte, die holländische Regierung schien jüngst beunruhigt, sei jedoch durch die inzwischen er folgten Mittheilungen befriedigt. England übe keine militärische Suprematie in Borneo aus. Die der Gesellschaft unter der Form eine» Freibriefes gewähr ten Privilegien überstiegen nicht diejenigen, die sie bereits vor dem Freibriefe gehabt habe. Was Spanien angehe, so erkenne eS da- Geschehene als eine voll endete Thatsache an; die weiteren Verhandlungen mit Spanien würden zu dem Ergebnisse führen, daß Eng land die Souveränetät Spaniens über dessen bisherige Feuilleton. Redigier »on Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 13. März: »König Oedipu»*,TragödievonSophokleS. Ueber- setzung von Donner. Musik von Franz Lachner. (Zu ermäßigten Preisen.) Die Idee, den weiteren Kreisen deS Publicum- die Sophoklersche Trilogie der OedipuSmythe in angemesse nen Zwischenpausen zu ermäßigten Preisen vorzuführen, kann nur mit allgemeiner Zustimmung anerkannt werden. ES gehören diese Repräsentationen zu den glänzendsten Leistungen unserer Bühne und r» wurden dieselben erst kürzlich an dieser Stelle in anerkennendster Weise kri tisch begleitet. Bei Gelegenheit dieses Planer sei noch auf die praktische Lösung einer Principsrage hingewiesen. Die Tendenz, dem Theaterrepertoire im Laufe deS Jähret eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Abenden beizu mischen, die durch herabgesetzte« Entree den Genuß, namentlich classischer Werke erleichtern und ihr poe tische«, sittliche« Wirken populärer machen, ist ohne allen Zweifel sehr segensreich und den Zeitverhaltnissen angemessen. Sie wurde bei un- mit Elfer regelmäßig durchgeführt und in unserm Blatte als rin Bildung», element ebenso regelmäßig beachtet. Auch in andern Orten, so in München und in Berlin, hat man derartige Vorstellungen au« gleichem Princip schon längst in» Leben treten lassen. E» machte sich dabei aber, namentlich in Berlin die Er fahrung geltend, daß die ermäßigten Preise im Winter Besitzungen im Archipelagu» anerkennen und Spanien seine Ansprüche auf Borneo ganz zurückziehen werde. Der Gegenstand war damit erledigt. Im Untrrhause brachte Campbell einen Antrag ein gegen die Erneuerung der internationalen Tribunale in Aegypten auf der jetzigen Bafi«. Der UnterstaatSsecretär de« Aeußerv, Sir Charle« Dilke, bekämpfte den Antrag, indem er darauf hiuwie«, daß durch die internationalen Tribunale viele Mißbräuche abgrstellt worden seien. —Schließ lich »nrde vom Gtaat«secretär de« Krieg«, Chil- der«, da« Krieg«bndget in seinen einzelnen Theilen näher begründet. Dem Comits der Inhaber fremder Staat«- obligationen ist seilen de« Comits« der Inhaber spanischer Schuldtitel die Aufforderung zugegangen, eine Versammlung einzuberufen, welche die Vor schläge de« spanischen Kinanzminister« Camacho bezüglich einer Converfion der 3procentigen Staatsschuld zu prüfen hätte. Da« Counts spanischer Staat«gläubiger hat indrß beschlossen, die Annahme der Vorschläge Camacho'« nicht zu empfehlen. London, DienStag, 14. März, früh. (W. T. B.) In einer Extrabeilage der amtlichen „London Gazette" wird ein Schreiben der Königin an den StaatSsecretär des Innern, Harcourt, veröffent licht, worin die Königin für die Loyalität und Zuneigung, die ihr da« englische Volk in allen Theilen deS Reichs bei Gelegenheit deS Atten tates vom 2. d. M. entgegengebracht habe, sowie für die allgemeinen, ihr von den auswärtigen Souveränen und Nationen zu erkennen gegebenen Sympathien ihren tiefsten und wärmsten Dank auSspricht und unter Dank für den ihr von der göttlichen Vorsehung gewährten Schutz versichert, daß sie ihre Bemühungen für die Ehre des Va terlandes und für das Glück des Volkes bis zur letzten Lebensstunde fortsetzen werde. St. Petersburg, DienStag, 14. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal de St. PsterS- bourg" äußert sich heute anläßlich des gestrigen Jahrestages deS Tode« Alexander s II. und des heutigen JahreStageS der Thronbesteigung Alexav- der« III. in bemerkenSwerthrr Weise über die Politik Rußland«. DaS osficiöse Blatt bemerkt hierbei: Daten großer historischer Erinnerungen sind Stunden, wo man wenig geneigt ist, mit fremden Dingen sich zu beschäftigen, noch weniger denselben eine übertriebene Wichtigkeit beizulegen oder gar sich darin emzunnschen. Rußland denkt in dieser Stunde der Sammlung an die große Mission, welche die Vorsehung ihm unter der Äegide seiner erhabenen Souveräne zugetheilt hat, der Mission des Fortschritts, der Eivilisation, der srirdlichen Ent wickelung, der Eintracht des Zusammenwirkens so zahl reicher, unter das Scepter des Monarchen gestellter Völker. Jedes Friedensjahr muß den Wohlstand Ruß lands vermehren und dadurch das Ansehen und die Achtung, welche ruhige, selbstbewußte Kraft verleiht. Hierin liegt die wahre, eine- großen Reiches würdige Größe, welche Rußlands Herrlchcr stets zu wahren wußten, und auch einzige Größe, welche eS zu unferen Tagen erstreckt. Dresden, 14. März. DaS gegen die Königin Victoria gerichtete Attentat hat die Loyalität der Bevölkerung Englands wieder in glänzendem Lichte gezeigt. Ob und was der aristo kratische Geist damit zu schaffen hat, der die englische in ihrer Gesammtwirkung — wohlzumerken nicht in ihrem meist ganz rentablen Einzelerfolg — die Kassen verhältnisse mehr beeinträchtigen als befördern, während sie gegen das Frühjahr hin dem Publicum eben so willkommen sein dürfen und von dieser Jahreszeit an die Anregung zum Theaterbesuch unterstützen. Die Berliner Bühne hat daher nach diesen Wahrnehmun gen ihr Arrangement eingerichtet. Ich mache daher darauf aufmerksam, daß eS praktisch sein dürfte, bei uns eine» ähnlichen Modus in Erwägung zu ziehen und das Angenehme für die Theaterfreunde mit dem Nützlichen oder am wenigsten Nachtheiligen für die so unabweitlich nothwendigen Theatereinnahmen zu ver binden. »König OedipuS" erfreute sich eines zahlreich be suchten Hauses und von Seite aller Mitwirkenden einer ebenso vorzüglichen Darstellung, als die vorhergehende war. Morgen, am Mittwoch den 15. d., wird die zweite Vorstellung von dem neuen Trauerspiel »die Patricierin* stattfinden. O. B. Montag, den 13. März, sand das alljährliche Coneert zum Besten des VincentiuSvereinS Statt, welches Ce. königl. Hoheit der Prinz Georg mit hoher Familie durch Seinen Besuch auSzeichnete. Die arti stische Leitung hatte der Hr. Kapellmeister l)r. Wüll- ner übernommen, der da» Loncert im Verein mit den Herren Eoncertmeister Lauterbach und Kammer musikern Göring und Bürchl durch den trefflichen genußreichen Vortrag deS 6-moU-Quartett» (für Cla- vier) von Mozart eröffnete. Hr Lauterbach erfreute mit einem so virtuo» vollendeten, al» durch Tonreiz Verfassung und die Gesellschaft von der Spitze bis zur breiten Grundfläche der staatlichen Pyramide durch dringt, mag unerörtert bleiben. Eine feststehende Thatsache ist eS, daß da- englische Volk aus- Neue die liebevollste Verehrung für seine Königin bekundete, die sich nicht nur al- Herrscherin, sondern auch als Frau, al- Gattin und Mutter die unbegrenzte Ver ehrung ihrer Unterthanen zu erwerben verstanden hat, die als Muster und Inbegriff aller bürgerlichen und menschlichen Tugend gilt. DaS Attentat Mac Lean's ist daS siebente, welche- bisher gegen die Königin unter- «ommen wurde; sie ist bis jetzt stets glücklich davon gekommen, und ihre Umgebung scheint dadurch in der Wachsamkeit zu erschlaffen. Mit Ausnahme Oxford'S, der den ersten Mordversuch auf die Königin machte, für wahnsinnig erklärt und ins Irrenhaus gesperrt ward, obwohl eS bis zur Stunde sehr zweifelhaft ist, ob er geisteskrank war, und von FranciS, der auf die Königin schoß und wegen Hochverraths zum Tode verurtheilt, aber zur Deportation begnadigt wurde, sind die späteren Attentate meist mit einer äußerst leichten Strafe belegt worden; wurde doch nach der Verurther- lung Francis' das Gesetz abgeändert, weil man der Ansicht war, daß es zu hart sei, halb wahnwitzige Menschen des Verbrechens des Hochverraths schuldig zu finden; es liegt daher in solchen Fällen jetzt nur ein schweres Vergehen, „misäsweanour", vor; dieses Gesetz besteht seit dem Juli 1842. Bean, der im darauf folgenden August wegen eine- Attentats vor Gericht stand, ward infolge dessen nur zu 18 Monaten Gefängniß verurtheilt; der Nächste, Hamilton, zu 7jäh- riger Deportation, und hieraus Arthur O'Connor zu 1 Jahr Gefängniß. Der »Observer* verlieh wohl der öffentlichen Meinung Ausdruck, indem er die Hoffnung aussprach, daß man dem Vorwande angeb lichen Wahnsinns Mac Lean's nicht zu viel Gewicht beilegen und ihn schwer bestrafen werde, damit ein Exempel statuirt werde. Mac Lean ist denn auch auf Antrag des Staatsanwaltes in Windsor unter der Anklage des HochverratHS (ein Verbrechen, auf welches der Tod durch den Strang mit Äiertheilung der Leiche nach der Hinrichtung steht) vor die Assisen der Grafschaft Berkshire verwiesen worden, welche Ende April oder zu Begmn deS Mai ihren Anfang nehmen. Die Gründe deS Staatsanwaltes bei der Üeberweisung waren ein fach und klar. »Hätte Jemand,* so sagte er, »auf einen Unterthan Ihrer Majestät unter den obwal tenden Umständen geschossen, so wäre daS gerichtlich ein Mordversuch gewesen. DaS Gesetz besagt, daß, wenn Jemand auf den Monarchen schießt mit der Ab sicht, ihn zu ermorden, er Hochverrath begeht. Wir haben dieses Gesetz nicht gemacht; es ist das Gesetz des Landes Wir haben nichts damit zu thun, ob der Mann geisteskrank ist, oder nicht; denn Jeder gilt prima kacie für gesund; und im vorliegenden Falle ist überdies Nichts, was beweist, daß der Gefangene nicht im Besitze seiner geistigen Fähigkeiten war, als er den Mordanfall beging.* Es hat also Mac Lean vorläufig nichts genutzt, die blose Absicht der Einschüch terung in den Vordergrund gestellt zu haben. Mac Lean ge hört zu jener Verbrecherkategorie, welcher Hödel, No biling, Guiteau u. s. w. zuzuzählen sind. DaS charak teristische Abzeichen dieser neuen Gattung ist eine mit Aberwitz gepaarte sittliche Verlumptheit, die sich bis zur Grenze der Unzurechnungsfähigkeit gesteigert hat. Für diese Leute bildet daS treibende Motiv eine aus schmählicher Halbbildung hervorgegangene Eitelkeit, eine verrückt gewordene Großmannssucht, die mit vollendeter Charakterlosigkeit Hand in Hand geht. Man hat den Ein druck, als ob alle Thorheiten, Laster und unauSgegoh- renen Ideen der Zeit in diesen Buben Fleisch geworden seien, die ihren sittlichen und intellektuellen Bankrott öffentlich zum Ausdruck zu bringen den Kitzel gefühlt haben. Daß diese Leute fast ausnahmloS an der Grenze und beseelten Ausdruck ausgezeichneten Vortrag eines ConcertstückeS von R. Eckhold (königl. KammermusikuS), da» als talentvolle und musikalisch tüchtig gearbeitete Composition lebhaftes Interesse erregte. Namentlich der Mittelsatz desselben ist stimmungsvoll und mit Phantasie erfunden und gestaltet und erwieS sich wohl- geeignet für die Entfaltung reichen ToncoloritS und poetischer Empfindung. Hr. KammermusikuS Bürchl bot zwei Solostücke sür Violoncell von Goltermann und Popper, vorzüglich im Ton und feinsinnig behan deltem, durch gesundes, natürliches Gefühl entsprechen des Vortrage. Hr. Kammersänger Riese entzückte durch schöne Ausführung von Liedern (Brahm», Wüll- ner, R. Berkla, Rubinstein, Jensen, Meyerbeer) und Frau Helene Hosmann-Stirl, welche mnwirkend für die plötzlich erkrankte Miß AgneS Hundington ein getreten war, fang mit Beifall eine Arie von Lotti und Lieder von Hartmann, Mozart und Schumann. Fräul. Therese Link endlich bereicherte das Rep rtoire durch Declamation eines Gedichtes von Mosenthal „Die drei Schwestern.* Hr. E. Krantz hatte die Clavier- begleitungen übernommen. Alle gespendeten Leistungen wurden vom Zuhörerkreise mit dankbarem lebhaften Beifall ausgenommen. C. B. Montag, den 13. März, gab die Dresdner Liedertafel im Saale des »Hotel de Saxe* das erste Concert unter Leitung ihres neuen Dirigenten, de» Hrn. Alban Förster. So gern man auch die früheren Resultate der fleißig:» Studien des genannten Männer- gesangvereinS anerkennen wird, waren, wie uns bedün- ken will, die letzteren doch von einer gewissen Einseitigkeit geistiger Zerstörtheit stehen, daß sie selbst nicht anzu- geben vermögen, warum sie zu Mördern geworden, bescheinigt deutlich, daß sie an einer allgemeinen epide misch gewordenen sittlichen Krankheit leiden. Der Wahn, als ob jede auf daS StaatSleben bezügliche Handlung mit einer heiligen Aureole umgeben sei, und als ob die Betheiligung an den Geschicken der Mensch heit die erste aller Menschenpflichten bilde, ist, wie der »Hamburgische Correspondent* treffend bemerkt, als der allgemeine und letzte Grund dieser Verirrungen anzusehen, die von Jahr zu Jahr häufiger werden und von der si^natura temporis nicht mehr getrennt werden können. Unwillkürlich werden wir an das ahnungsvolle Wort des Dichter- erinnert, der voraus sagte, daß der Versuch, »den ewig Blinden die Him melsfackel zu leihen*, zu einer Feuersbrunst führen müsse. Die Leichtfertigkeit, mit welcher heutzutage politische und sociale Theoreme, welche die eigenen Ur heber niemals prüften, aus den Markt gebracht wer den, trägt die Hauptschuld daran, daß Leute, die das eigene Leben nicht zu ordnen vermochten, die Neuord nung der Menschheitsgeschicke in die Hand zu nehmen jetzt den Muth haben. Die Zahl dieser Bankrotteure ist so groß, die Lockung des politischen Herostraten- thum« zufolge einer falschen Richtung unserer Bil- dungStendenzen für gewisse Kreise so unwiderstehlich, daß nicht zu verwundern ist, daß politische Mordver suche halbverrückter Lumpen eine ganz bestimmte Stelle in den Annalen deS Jahrhunderts einnehmen. Die daraus erwachsenden Gefahren sind so groß, daß die Pflicht ernster Prüfung Dessen, waS wir der Masse unserer Zeitgenossen als geistige Speise bieten, für alle Volksbildner und VolkSleiter nachgerade zu einer ge bieterischen geworden ist. Mit Recht wiesen wir in dem unmittelbar unter dem ersten Eindrücke deS Attentates geschriebenen Ar tikel darauf hin, wie die atheistische Propaganda eines Bradlaugh die Autorität der Könige untergräbt, da diese in dem Glauben an die göttliche Autorität ruht. Mac Lean gehört zu Denjenigen, welche Bradlaugh als ihren Gesinnungsgenossen betrachten und sich am heftigsten gegen die Behandlung ereiferten, die dem selben widerfuhr. DaS Unterhaus hat bekanntlich am 6. d. auf Antrag Northcote'S in der Bradlaughaffaire seinen Beschluß vom 7. Februar aufrecht erhalten, wonach auch dem neu gewählten Bradlaugh die Eides leistung untersagt bleibt. Im Oberhause brachte Lord RedeSdale am folgenden Tage eine Vorlage ein, wo nach jedes Mitglied der beiden Häuser bei seinem Eintritt feierlich seinen Glauben an den allmächtigen Gott zu erklären habe. Die gesammte liberale Presse macht ihre Glossen über RedeSdale's EldeSdill und bewundert dessen Muth, mit dem Kopse durch die Wand rennen zu wollen. Es scheint aber, daß der Lord auch von seiner Partei gerade keinen Dank für seine Schritte erntet; sie fürchtet, daß eS ihr große Verlegenheiten bereiten werde, wenn er seine Vorlage weiter verfolgt. Sie würde kaum wagen, dagegen zu stimmen, um den religiösen Gefühlen im Lande keinen Anstoß zu geben, und sie fühlt sich auch außer Stande, für die Sache emzutreten und einzugestehen, daß die Opposition gegen Bradlaugh bei Manchen wirklich darauf hinausläuft, den Testeid wieder einzuführen. Durch dieses Gesetz, welches das englische Parlament 1673 von Karl II. erzwang und nach welchem jeder öffentliche Beamte außer dem Supremateid noch einen besondrrn Eid leisten mußte, daß er nicht an die TranSsubstantiation glaube, wurden die Katholiken nicht nur von allen StaatSwürden, sondern auch vom Sitz im Parlament ausgeschlossen, bis die ParlamentSacte von 13. April 1829 Testacte und Testeid aufhob. Ueberblickt man die Verhandlungen, welche der Brad- laughsall hervorgerufen, so ergiebt sich, daß der Ver treter für Northampton aus dem Grunde die Ab- nicht frei. Das Bestreben, einen tüchtig geschulten Männerchor musikalisch manövrirfähig zu machen, ver leitete dazu, in der Erzielung instrumentaler Effecte eine Force zu suchen, wodurch der ursprüngliche Cha rakter deS MännergesangS natürlich nicht unwesent lich allerlei wurde. Derselbe bedingt eine gewisse Beschränkung in der Nüancirung und darf infolge dessen z. B. in der sublimen Ausführung des Pia nissimo wie in einer vorwiegenden Pflege der Fistel stimme nicht seinen letzten Endzweck erblicken. Hr. Förster scheint diesem gesunden Princip zu hul digen, und so machten denn auch die diesmaligen Vorträge der Dresdner Liedertafel einen weit kräfti geren und kernigeren Eindruck. Daß die menschliche Stimme eine ganz andere Behandlung verlangt, wie ein al» Glied de- Ganzen wirkendes Orch^sterinstru- ment, haben wir zur Genüge aus den musikalischen Verirrungen mancher GesangSvirtuosin eikannt. Solches Raffinement verträgt aber am allerwenigsten ein au- Männerstimmen combinirter Gesangskörper, der die ihm eigenthümlichen Klangfarben nicht wie eine Kautschuk masse gewaltsam expandiren darf. Diese richtige Er- kenntniß vom Wesen deS MännergesangS schließt eine künstlerische Verwerthung desselben keineswegs au». Sie ist vielmehr die unbedingte Voraussetzung für eine entsprechende Wiedergabe classischer Composittonen, wie eS sich sofort bei der ersten Programmnummer, dem „0 bonv von Palestrina, herauSstellte. Auch die übrigen Chorgesänge (von Schubert, Jos. Brambach, Reinh. Becker, A. Förster und F. Wüllner) wurden nicht nur mit großer Frische uud Natürlichkeit, son dern auch mit entsprechender Feinheit der Schattirun- gen executirt.
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